Die Energieversorgungskrise — Der Bedarf übertrifft bei weitem die Erzeugung
HAST du in deiner Wohnung elektrischen Strom? Millionen von Wohnungen werden elektrisch beleuchtet, Kühlschränke, Fernsehapparate und viele andere Geräte werden elektrisch betrieben. Man betätigt lediglich einen Schalter, und schon hat man Strom. Doch der Strom ist knapp.
Es gibt bereits Gegenden, in denen der Bedarf an elektrischer Energie größer ist als die Erzeugung und wo daher die Lichter von Zeit zu Zeit nur noch schwach brennen oder ganz ausgehen. Im Sommer 1971 berichtete die New York Times: „Millionen Amerikaner müssen jeden Tag damit rechnen, daß der Strom nur noch schwach fließt oder ganz ausfällt und womöglich rationiert wird. Aber die Energieknappheit ist nicht nur eine jahreszeitliche Erscheinung. Sie ist das Symptom einer Krise, in die das ganze Land geraten ist.“
Die Zeitschrift Science Digest schrieb in ihrer Dezember-Ausgabe über die Situation im vorangegangenen Sommer: „Es kam häufig zu einem Absinken der Spannung. In einigen Gegenden waren die Stromausfälle sogar an der Tagesordnung. Einige der Stromnetze, die immer am Rande eines Zusammenbruchs stehen, sind mit knapper Not an größeren Katastrophen vorbeigekommen.“
Solche Unterbrechungen in der Stromversorgung haben einem Teil der Bevölkerung vorübergehend Unannehmlichkeiten bereitet. Die Aufzüge blieben stehen, die Klimaanlagen funktionierten nicht mehr, die Radio- und Fernsehgeräte blieben stumm, und die Kühlschränke hielten die Lebensmittel nicht mehr frisch. Familien, die einen Elektroherd hatten, konnten nicht kochen.
Die Krise erkennen
Vielleicht hast du selbst noch nichts gemerkt von der Energieversorgungskrise, sondern nur davon gehört. Und da die Stromversorgung in der Gegend, in der du wohnst, gesichert erscheint, hast du vielleicht noch wenig über dieses Problem nachgedacht. Doch die Lage ist ernst, wahrscheinlich ernster, als du annimmst. Es handelt sich nicht nur um eine vorübergehende Energieknappheit und um technisches Versagen, sondern es besteht die Gefahr, daß die Stromversorgung vollständig zusammenbricht. Thorton F. Bradshaw sagte in einem Interview mit dem Reporter der Zeitschrift U.S. News & World Report:
„Ich glaube, die Mehrzahl der Bevölkerung wird diese Krise erst erkennen, wenn sie Licht machen will und die Lampe nicht brennt. Aber selbst dann wird sie annehmen, der Stromausfall sei vorübergehend. ... wir haben stets reichlich billigen Strom gehabt, so daß die Leute nicht glauben können, daß wir in eine Energieversorgungskrise geraten sind.“
Doch die Krise ist eine Tatsache. Und sie wird auch schon fühlbar. Im Sommer 1971 wurden zum Beispiel Betriebe in der Stadt New York, die sehr viel Strom verbrauchen, häufig gebeten, den Verbrauch einzuschränken; davon weiß die Bevölkerung wahrscheinlich nichts. Kommissar William K. Jones von der New Yorker Kommission für Energieversorgung schrieb in einem 77 Seiten umfassenden Bericht:
„Es ist klar, daß die Stadt New York und Teile der County Westchester unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht erwarten dürfen zu überleben — diese Gebiete werden durch die mangelhafte Versorgung mit der lebenswichtigen elektrischen Energie lahmgelegt.“
Auch besteht das Problem nicht nur in einem Gebiet der Vereinigten Staaten. Vom ganzen Land sagte John A. Carver jr., Mitglied der Bundeskommission für Energieversorgung: „In den kommenden drei Jahrzehnten wird es ein wildes Wettrennen geben in dem Bemühen, unseren Energiebedarf zu decken.“
Andere Länder haben ebenfalls mit diesem Problem zu kämpfen, sowohl europäische Länder als auch Japan. Der japanische Premier sagte, genügend Energie zu erzeugen sei das größte Problem seines Landes. „Die elektrische Energie ist das A und das O in den kommenden dreißig Jahren“, sagte er.
Aber warum ist der Energiebedarf heute so groß? Wieviel Energie wird verbraucht? Wie wird Energie erzeugt?