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Erwachet! 1972
g72 22. 8. S. 20-23

Musik des 20. Jahrhunderts — Wie wirkt sie auf dich?

DIE Konzertgesellschaft von St. Croix (Jungferninseln) war stolz, zu Beginn dieses Jahres das Guarneri-Streichquartett zu Gast zu haben. Es war wirklich bemerkenswert, daß eines der berühmtesten Streichquartette der Welt auf dieser kleinen Insel im Karibischen Meer konzertierte. Es wurden Werke von Beethoven, Bartók und Schumann aufgeführt.

Unter den Zuhörern gab es einige, die den Werken Beethovens und Schumanns hingerissen lauschten, von dem in unserem Jahrhundert entstandenen Quartett Bartóks aber unberührt blieben. Eine Zuhörerin, der es auch so erging, fragte ihre Begleiterin: „Worüber stritten sich die Musiker eigentlich?“, denn Bartóks Stück hatte bei ihr diesen Eindruck erweckt. Aber diese Zuhörer waren offenbar in der Minderheit, denn das moderne Bartók-Werk erntete weit mehr Beifall als die Stücke Beethovens und Schumanns aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Offensichtlich besteht ein Unterschied zwischen der Musik des 20. Jahrhunderts und der Musik früherer Jahrhunderte. Die klassische Musik des 18. Jahrhunderts legte in erster Linie großen Wert auf melodische Schönheit und Harmonie; das entspricht ziemlich genau der von dem Musikwissenschaftler Sigmund Spaeth gegebenen Definition des Begriffs Musik: „die Anordnung von Klängen zu einem Kunstwerk“.

In dem darauffolgenden Jahrhundert wurde die Musik mehr und mehr ein Mittel, um Gefühle oder Empfindungen auszudrücken; daher wird sie im Gegensatz zur „klassischen“ Musik als „romantisch“ bezeichnet. Zu den Komponisten dieser Zeit gehören Beethoven und Schumann. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sind die Tondichter bestrebt, mehr an den Verstand zu appellieren als an das Gefühl, und daher wirkt die moderne Musik belebend auf den Geist und ist häufig ziemlich laut und schnell wie das Quartett von Bartók, das an jenem Abend gespielt wurde.

Diese Tendenz hat zweifellos zur Bereicherung gedient, wie wir das bei der Musik Wagners, Debussys und Strawinskis sehen können. Es scheint indessen, daß viele zeitgenössische Komponisten bei dem Nachdruck, den sie auf das Verstandesmäßige legten, und bei ihrer Suche nach einer neuen Ausdrucksform zu weit gegangen sind — das wird auch von Musikautoritäten und Kritikern wie Spaeth, Schönberg, Kurt Sachs und B. H. Haggin bestätigt —, indem sie ihre Werke mit komplizierten Rhythmen überladen und ganz besonders die Dissonanz angewandt haben.

Was ist Dissonanz?

In der Musik bedeutet Dissonanz Zusammenklang zweier oder mehrerer Töne, die das Ohr als Mißklang empfindet, wenn sie zusammen gespielt werden; einige Musikautoritäten mögen allerdings gegen eine solch subjektive Definition Skrupel haben. Wenn du es schwierig findest, den Begriff der Dissonanz zu verstehen, dann mache folgenden Versuch: Stehst du zufällig neben einem Klavier, dann schlag zwei oder drei nebeneinanderliegende Tasten gleichzeitig an. Das Ergebnis wird eine Dissonanz sein, weil die Schwingungen so ähnlich sind, daß sie, anstatt gut, schlecht zusammenklingen.

Dissonanz als solche ist nicht abzulehnen; sie ist schon früher von führenden Komponisten angewandt worden, und zwar sehr wirkungsvoll von Komponisten wie Wagner und Debussy. Wird sie aber nicht wohlüberlegt verwendet, dann mag das Ergebnis die Nerven vieler strapazieren, allerdings nicht unbedingt aller Zuhörer. Solche Musik läßt das Ohr unbefriedigt, vom Gefühl gar nicht zu reden.

Wie ist es mit dem Jazz?

Der Jazz ist eine Musikform, die im 20. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten geboren wurde. Ein charakteristisches Merkmal ist die Dissonanz, und sie ist verantwortlich für den „blues sound“. Er hat wie andere populäre Musik — „Swing“ und „Boogie-Woogie“ — einen stark synkopierten Rhythmus. Die Synkopation kann als eine Verzerrung des Rhythmus betrachtet werden. Bei einem Musikstück, das im 4/4-Takt geschrieben ist, wird gewöhnlich die erste und dritte Note betont, wie eins, zwei, drei, vier. Bei der Synkopation wird ein unbetonter Taktwert betont, wodurch eine neuartige Wirkung erzielt wird. Dieses rhythmische Mittel ist nicht neu, schon seit Bach haben Komponisten ernster Musik es verwendet. Beim Jazz spielt die Synkopation aber eine wichtige Rolle, da sie eher Regel als Ausnahme ist.

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Jazz immer im 4/4-Takt gespielt, doch im Laufe der Jahre hat sich das geändert. Geübte Musiker haben begonnen, ihn in anderen Zeitmaßen zu spielen, nämlich im 3/4-Takt, dem Zeitmaß des Walzers, oder im 5/4-Takt wie in David Brubecks „Take Five“. Dann wurden kompliziertere Harmonien in den Jazz eingeführt; viele Musiker machen Gebrauch von der Harmonie der revolutionären Musik Debussys sowie von der Bartóks und Hindemiths, hervorragende Komponisten ernster Musik unseres Jahrhunderts.

Andererseits hat der Jazz die Komponisten ernster Musik beeinflußt, denn sie haben auf seine Instrumentation zurückgegriffen, auf seine harmonischen Mittel und rhythmischen Stile sowie auf den Blues. Beispiele dafür sind George Gershwins „Rhapsody in Blue“ und „Porgy and Bess“ (eine Negervolksoper), Ferde Grofés „Grand Canyon Suite“ und Ravels Klavierkonzerte.

Was den Jazz zu einer eigenständigen Kunstform macht, ist nicht so sehr seine Dissonanz und die Synkopation, sondern die Improvisation. Doch auch die Improvisation als Variation eines Themas ist schon lange eine Kunstform. Aber beim Jazz ist sie nicht im voraus festgelegt wie bei der ernsten Musik; beim Jazz erfolgt die Improvisation aus dem Stegreif, spontan. Der Jazzmusiker, der spontan improvisiert, stützt sich auf seine Kenntnis des Schemas des ursprünglichen Themas und auf seine Musikalität.

Aber einige haben den gleichen Fehler gemacht, den wir bereits in Verbindung mit ernster zeitgenössischer Musik erwähnt haben: Sie sind zu weit gegangen. So ist der sogenannte „Free Jazz“ aufgekommen. Dieser kennt keine Regeln, hält sich an keine Tradition, lehnt das Akkordsystem ab — Kennzeichen der schönen Musik der Vergangenheit. Die Folge war eine Art Rebellion gegen jegliches Musikverständnis und gegen jegliche Harmonie. Das Ergebnis? Nicht nur wirken der Mißklang der Blasinstrumente und andere Versuche, etwas Hörenswertes hervorzubringen, auf Personen, die musikalisch ungebildet sind, abstoßend, sondern auch viele ernsthafte Jazzmusiker können im Interesse der Musik diese neuen Extreme nicht akzeptieren. Es handelt sich dabei bestimmt nicht um „die Anordnung von Klängen zu einem Kunstwerk“.

Ein Blick auf Rock and Roll

Rock and Roll erinnert uns sofort an die jüngere Generation, die von den harten, stoßenden Rhythmen dieser neuesten Musikmode völlig hingerissen ist. Es ist schwierig, Rock and Roll als „Anordnung von Klängen zu einem Kunstwerk“ zu bezeichnen. Man könnte von Rock and Roll mit seinem kräftigen Beat-Rhythmus, bei dem besonders die zweite und die vierte Note eines Taktes betont werden, sagen, er sei zu neunzig Prozent Rhythmus und zu zehn Prozent Melodie und Harmonie.

Deshalb ist die Rock-and-Roll-Musik für die Entstehung vieler der wilden und erotischen Tänze der jüngeren Generation verantwortlich. Ein Pianist erzählte, als er einmal mit einem Trio in einem „Rock“-Lokal gespielt habe, sei es ihm möglich gewesen, das Klavier häufig zu verlassen; das sei gar nicht aufgefallen, solange die Trommeln und der elektrisch verstärkte Baß gleichmäßig und laut im Rhythmus des „acid rock“, wie einige diesen Rock gerne nennen, gespielt hätten. Er fügte hinzu: „Das überfüllte Nachtlokal glich einer Schlangengrube, in der sich die Körper in Zuckungen und Drehungen wanden und krümmten.“

Doch muß zugegeben werden, daß einige „Rock“-Gruppen gelegentlich sehr melodische Musik komponiert haben. Und es sind diese Melodien, die alt und jung im Sinn liegen, und nicht der stoßende, feurig klopfende Beat, der auf Rockfestivals vielfach zur Folge hat, daß junge Mädchen schreien und ohnmächtig werden. Ein bekannter Musiker sagte, wenn die Leute, alt oder jung, ihn aufforderten, Musik der Beatles zu spielen, dann wünschten sie fast immer die klangvollen lyrischen Stücke, die diese Truppe komponiert habe.

Elektronische Musik

Eine Betrachtung zeitgenössischer Musik wäre unvollständig ohne die Erwähnung der elektronischen Musik, die als „das wichtigste neue Instrument seit der Erfindung des Klaviers“ bezeichnet worden ist. Es gibt zweierlei Arten elektronischer Musik: die, die instrumentale Musik verstärkt, und die, die auf elektroakustischem Wege hergestellt wird.

Bei der zuerst genannten Art kann eine schwache, dünne Stimme durch elektronische Verstärkung kräftig und voll klingen, und alle anderen musikalischen Wiedergaben können eine Kraft und Fülle erhalten, die sie sonst niemals hätten. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die elektrische Gitarre.

Das bekannteste Beispiel der zweiten Art elektronischer Musik ist die Verwendung der Hammondorgel und ähnlicher Orgeln sowie des Ätherophons, bei dem die Hand des Spielers in einem bestimmten Abstand über dem Instrument durch die Luft fährt, so daß ein Ton entsteht, ähnlich wie der einer „singenden Säge“. Dank der Elektronik ist ein Komponist nicht mehr abhängig von dem Können menschlicher Interpreten, sondern kann jeden Klang oder jede Klangkomposition komponieren und nach Wunsch erzeugen. Ein Kritiker sagte, die elektronische Musik biete „eine bezaubernde Vielfalt an Möglichkeiten, seine Phantasie in bezug auf Klangfarbe und Klangqualität spielen zu lassen, eine mikroskopisch feine Kontrolle der Tonhöhe und des Rhythmus und die Gelegenheit für sehr viel Virtuosität und Vielfalt, begrenzt nur durch Phantasie und Geduld des Komponisten“.

Mit Hilfe elektronischer Vorrichtungen kann ein Glockenspiel, wenn es schnell gespielt wird, wie eine musikalische Hausglocke klingen, und das Geräusch von Wasser, das in einen Zinnkrug tropft, kann derart verzerrt werden, daß es wie ein Kesselpaukenschlag klingt. Aber die Komponisten elektronischer Musik sind so weit gegangen, daß man sich fragt, ob es ihnen klar sei, daß Musik eigentlich „die Anordnung von Klängen zu einem Kunstwerk“ sein sollte.

Was tun?

Alles das zeigt, daß man in bezug auf Musik wählerisch sein muß. Bestimmt hat niemand das Recht, jemand zu verachten, dem Unterhaltungsmusik und volkstümliche Musik am besten gefällt. Aber man sollte auch über die Liebhaber ernster, traditioneller Musik, sei es Kammermusik, Konzertmusik, sei es Opernmusik, nicht verächtlich die Nase rümpfen und sie als allzu konservativ bezeichnen.

Personen, die keine musikalische Ausbildung genossen haben, können nicht beurteilen, ob die Musik, die sie hören, gut komponiert ist, ob sie einen vorzüglichen Geschmack in der Harmonie verrät, ob sie rhythmisch gut entwickelt ist usw. Aber jeder kann beurteilen, wie ein bestimmtes Musikstück auf ihn wirkt. Man denke zum Beispiel an den harten, stoßenden Beat-Rhythmus des Rock and Roll, von dem wir vorher gesprochen haben. Wie beeinflußt er das Gemüt der Jugendlichen? Eine Umfrage bei 400 schwangeren Teenagern und 91 nichtschwangeren Studentinnen hat ergeben, daß die Rockmusik im jungen Mädchen das Verlangen nach Geschlechtsbeziehungen weckt. Das ist nicht überraschend, da diese Musik viele junge Menschen veranlaßt, sozusagen ihren Körper preiszugeben, indem sie sich in Zuckungen und Drehungen winden, und diese Bewegungen konzentrieren sich meist auf die Hüften. Von diesem Hüftenwackeln bis zur Unsittlichkeit ist nur ein kleiner Schritt. Wir wollen aber die Ursache nicht vergessen: den harten, stoßenden Rhythmus der Rockmusik.

Wie groß ist der Schaden, der dem Trommelfell durch das Gedröhn der elektronisch verstärkten Musik zugefügt werden kann? In einer britischen Ärztezeitung wurde berichtet, daß das Gehör schon geschädigt werden kann, nachdem man sich zwei Stunden in einer Diskotheka aufgehalten hat. Ist diese Musik etwas für dich?

Gehst du gerne ins Konzert? Liebst du ernste Musik? Es gibt gewiß Musik, die ein großer Genuß sein kann. Ist es dir aber nicht schon passiert, daß du in einem Konzertsaal gesessen hast und dir zwei Stunden lang nichts anderes als eine Kakophonie anhören mußtest? Hattest du, als du den Konzertsaal verließest, das Gefühl, es sei ein beglückendes, erhebendes Erlebnis gewesen, oder verspürtest du eine innere Spannung, vielleicht eine gewisse Enttäuschung, oder bemächtigte sich deiner gar ein gewisses Gefühl der Verzweiflung? Vielleicht mußt du wählerischer sein. Die Musik befriedigt nur dann, wenn sie nicht nur den Geist, sondern auch das Herz anspricht.

Bist du für Jazz? Dann liebst du offensichtlich die Synkopation, den „blues sound“, und vielleicht bewunderst du die Improvisation. Doch vergiß nicht, daß nicht jede Improvisation schön ist. Wie wirkt Jazz auf dich? Denke nicht, weil etwas unter dem Namen „Jazz“ verkauft wird, es sei die Musik, die dir gefalle. Lerne, wählerisch zu sein.

Ermittle also, wie die Musik auf dich wirkt. Im allgemeinen wird sie günstig auf dich wirken, wenn du Musik wählst, die mehr Nachdruck auf Melodie als auf Rhythmus, auf Harmonie als auf Dissonanz legt. Wenn du Musik wählst, die dich entspannt oder die dich ergreift und die wegen ihrer Schönheit erhebend ist, dann hast du die Musik gefunden, die günstig auf dich wirkt.

[Fußnote]

a Meist kleinere Lokale, in denen zu Plattenmusik aus Hi-Fi- und Stereo-Anlagen getanzt wird.

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