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  • Mein Leben als Ballerina — Freuden und Tränen
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Erwachet! 1983
g83 8. 5. S. 16-21

Mein Leben als Ballerina — Freuden und Tränen

ICH schrie laut auf, als ich bewußtlos zu Boden fiel. Während man mich in den Bühnenraum trug, den ich gerade verlassen hatte, kam ich wieder zu Bewußtsein. Jemand legte schnell ein Brett auf zwei Holzböcke, so daß ein einfacher Tisch entstand, auf den man mich legte. Ein großer Bühnenscheinwerfer wurde auf mich gerichtet.

Die Herumstehenden starrten mich entsetzt an. Als ich mit blutüberströmtem Gesicht im grellen Scheinwerferlicht lag, beugte sich ein Mann über mich und sagte mit zusammengepreßten Zähnen: „Es ist nichts passiert! Haben Sie verstanden, es ist nichts passiert!“

Was war nicht passiert? Wer war dieser Mann, und wer waren die Leute um mich herum? Wie war ich in diese Situation gekommen? Welche Folgen hatte sie? Ich werde gern diese Fragen beantworten, aber laß mich zuerst in die Zeit zurückgehen, als ich drei Jahre alt war.

Wie es für kleine Mädchen typisch ist, war ich entzückt und hingerissen von der Ballerina, die ich im Fernsehen sah. Damals wurde in mir der Wunsch geweckt, einmal Ballerina zu werden. Das Tanzen wurde zu meinem Lebensinhalt. Im Laufe der Zeit erreichte ich mein Ziel und wurde eine professionelle Ballettänzerin.

Während meiner Karriere trat ich in einer Anzahl von Fernsehsendungen auf, entweder zum Tanz oder zu einem Interview. Bei einem der Auftritte, die ich in der Mike Douglas Show hatte, gastierte die bekannte Komikerin Carol Burnett. Nur einige Tage vor der Show wurde uns mitgeteilt, daß wir mit Fräulein Burnett als Cancantänzerinnen auftreten sollten. Als wir ins Fernsehstudio kamen, sagte man uns, daß wir — mit dem Gesicht zu den Zuschauern gewandt — gute Tänzerinnen darstellen sollten, wohingegen Carol Burnett in der Mitte der Reihe — mit dem Rücken zu den Zuschauern gewandt — tanzen und alles verkehrt machen sollte. Natürlich würde sie sich schließlich umdrehen, und die Zuschauer würden dann sehen, wer aus dem Takt war. Die Sache hatte jedoch einen Haken. Das Fernsehstudio versäumte, uns zu sagen, daß die Musik von Cancan auf „The Most Beautiful Girl in the World“ umgeändert worden war. Welch eine Änderung im Tempo! Man gestattete uns zwei Durchläufe und machte dann die Live-Aufzeichnung vor den Zuschauern. Ich frage mich heute noch, ob den Zuschauern klar war, daß wir die „guten“ Tänzerinnen gewesen sein sollen.

Erziehung des Geistes

Während meiner Ausbildung wurden mir von Kindheit an mehrere Voraussetzungen tief eingeprägt. Die erste war der völlige Gehorsam gegenüber dem künstlerischen Leiter (der die Aufgabe des Ballettmeisters und des Choreographen in sich vereinigt). Die zweite war die absolute Loyalität zur Truppe und zur Tanzkunst. Die Vorstellung muß immer weitergehen, ganz gleich, was passiert. Die dritte bestand darin, daß man, um das eigene Talent voll zu entwickeln, dazu bereit sein muß, beim Essen, Schlafen und Atmen nur eines im Sinn zu haben: das Ballett. Sobald ich unter Vertrag kam, wurden für mich sogar Entscheidungen gefällt, die mein Privatleben (das bißchen, was übriggeblieben war) betrafen.

Außerdem lernte ich während meiner Ausbildung, wie man in der letzten Minute Änderungen vornimmt oder blitzartige Entscheidungen trifft, um das Unerwartete zu meistern oder einen störungsfreien Ablauf der Vorstellung zu gewährleisten. Als ich einmal sehr schnell das Kostüm wechseln mußte, machte die Garderobiere nur wenige Sekunden vor meinem Stichwort den Reißverschluß zu. Doch auf der gegenüberliegenden Seite der Bühne stand meine Partnerin mit ihrer Garderobiere und gab mir durch heftiges Gestikulieren zu verstehen, daß soeben der Reißverschluß ihres Kostüms gerissen sei. Es blieb keine Zeit mehr, ihn mit Nadeln zusammenzuhalten oder gar zuzunähen. Wenn die Zuschauer bei meinem Kostüm einen geschlossenen und bei der anderen Tänzerin einen offenen Reißverschluß gesehen hätten, so hätten sie sofort gewußt, daß etwas schiefgegangen war. Als ich mein Stichwort hörte und nach vorn ging, spürte ich, wie gleichzeitig mein Reißverschluß nach unten gezogen wurde, und wir zwei erschienen vor der Academy of Music in Philadelphia (Pennsylvanien, USA). Wir waren gespannt, ob wir noch vor dem Ende unseres Auftritts zu Varietétänzerinnen werden würden. Glücklicherweise blieben wir Ballettänzerinnen.

Als ich etwas über zehn Jahre alt war, wurden kurze Mädchenfrisuren modern. Doch mein Haar war lang. Ich beschloß, beides miteinander zu vereinigen, indem ich mein Haar kürzer schnitt, aber es genügend lang ließ, um es mit einem Gummiband zusammenhalten und ein Haarteil, einen Knoten, daran befestigen zu können. Theoretisch war der Einfall ganz gut. In der Praxis dagegen sah es anders aus. Nachdem ich mindestens hundert Haarklammern verwendet hatte, um das Haarteil zu befestigen, nahm ich noch Haarspray und war für den Auftritt bereit. Alles lief ausgezeichnet, bis ich eine Reihe von Pirouetten (schnelle Drehungen auf einem Bein) machte. Ich hielt an, aber mein Haarteil wurde fortgeschleudert — wie eine fliegende Untertasse mit glitzernden Pailletten —, hinaus in den dunklen Zuschauerraum. Die Zuschauer konnten sich vor Lachen nicht mehr halten, mein Choreograph war, gelinde gesagt, wütend, und ich war zu Tode erschrocken. Da eine professionelle Tänzerin nicht einmal zulassen darf, daß man auf der Bühne ein kleines Schnürband ihres Tanzschuhes sieht, kannst du dir vorstellen, welch eine „Sünde“ es ist, ein Haarteil zu verlieren. Die anderen von der Truppe wußten, daß mir ein großer Krach bevorstand, und deshalb versteckten sie mich in einem Schrank, bis sich die Wogen wieder geglättet hatten.

Erziehung des Körpers

Gestatte mir bitte den Hinweis, daß ich dir die Ausbildung einer professionellen Ballettänzerin beschreibe und nicht das, was du dir vielleicht vorstellst, wenn dein Kind um der Anmut des Tanzens und um des Körpertrainings willen Ballettstunden nehmen möchte.

Die Ausbildung für eine Profilaufbahn erfordert eine ständige strenge körperliche Disziplin mit möglicherweise vielen Verletzungen. Ich begann mit sieben Jahren und hatte zunächst einmal in der Woche Unterricht. Bald darauf erhielt ich 2-, 3- und 4mal und schließlich 15mal in der Woche Unterricht. Bevor ich den Stand eines Profis erreichte, hatte ich ungefähr acht Auftritte im Jahr.

Als ich etwa 16 Jahre alt war, wurde unsere Truppe professionell, und die Zahl der Aufführungen schnellte über Nacht auf fast 80 im Jahr empor. Das stellte enorme Anforderungen an uns. Vor dem Abschluß der High-School arbeitete ich nach dem Schulunterricht als Sekretärin und hatte an vier Abenden in der Woche Ballettstunden, und diesem Unterricht folgten Proben. Es war nicht ungewöhnlich, daß eine Probe bis ein oder zwei Uhr morgens dauerte. Von Freitagabend bis Sonntag hatten wir normalerweise zwei oder drei Aufführungen. Jeder Aufführung gingen Aufwärmübungen und Proben voraus. Ich schätze, daß ich im Durchschnitt 35 bis 40 Stunden in der Woche mit Training, Proben und planmäßigen Aufführungen verbrachte. In meiner „Freizeit“ choreographierte ich für Schulen und Theatertruppen Musicals, wie zum Beispiel Music Man, The King and I und Finian’s Rainbow.

Nach der High-School hatte ich eine Ganztagsstelle als Sekretärin und verwendete außerdem durchschnittlich 45 bis 50 Stunden in der Woche für Übungen, Proben und Aufführungen. Obwohl ich von meinen Einkünften als professionelle Tänzerin hätte leben können, wollte ich die zusätzliche Arbeitsstelle behalten, um mehr Geld sparen zu können. Ich erkannte, daß ich, falls ich einen Durchbruch zu einer größeren Balletttruppe versuchen würde, zusätzliche Rücklagen benötigte, von denen ich leben könnte, bevor ein solcher Durchbruch gelänge.

Wie steht es bei einer professionellen Ballettänzerin mit den Füßen, die stundenlang in Tanzschuhen stecken? Anfangs ist der Schuh hart, und die Reibung ruft Blasen hervor. Im Laufe der Zeit verhärten sich die Blasen, und es bilden sich Hühneraugen. Unter jedem Hühnerauge kann eine neue Blase entstehen. Dieser Kreislauf wiederholt sich ständig. Das Endergebnis sind wunde, blutige Zehen. Das eine Mal sind alle Hühneraugen gleichzeitig hart, und das andere Mal bluten mehrere — letzteres kommt häufiger vor.

Wie steht es mit den Zehennägeln? Man muß damit rechnen, sie zu verlieren und zu tanzen, während die neuen nachwachsen. Das vollzieht sich in einem Tanzschuh, der mehrere Nummern kleiner ist als der Straßenschuh. Selbst wenn die Füße schmerzen — und das ist meistens der Fall —, läßt man nie eine Aufführung aus. Man steht es eben durch, auch wenn es bedeutet, die Vorstellung mit blutdurchtränkten Schuhen zu beenden, wie es mir schon passiert ist. Uns wurde beigebracht, man sei kein richtiger Profi, bevor man nicht mindestens einmal alle Zehennägel verloren habe.

Nie wurde wegen einer Verletzung viel Aufhebens gemacht. Als ich 14 Jahre alt war, kam ich einmal zu spät zum Unterricht. Ich hatte die Übungen am Barren (wo die Muskeln aufgewärmt und gestreckt werden) versäumt und kam gerade, als die anderen Spagat machten. Meine Muskeln waren noch kalt und klamm, aber ich erzwang es und — krach! Ich will nicht versuchen, den Schmerz zu beschreiben. Als unsere Mütter im Büro nebenan das Geräusch hörten, stürzten sie heraus, um zu sehen, wer sich etwas gebrochen habe. Uns wurde gesagt, es sei ein Bänderriß, und ich mußte den ganzen Abend damit laufen. Ich weinte und bat um Mitleid, aber man sagte mir, ich dürfe die Verletzung nicht hochspielen. Ich gehorchte und ging nie zu einem Arzt.

Elf Jahre später mußte ich mich wegen der Komplikationen, die von diesem Unfall herrührten, einer schweren Operation unterziehen. Die Mütter hatten recht gehabt. Ich erfuhr, daß der untere Teil meines rechten Beckenknochens vollständig abgebrochen war. An meiner rechten Seite hatten die Nerven beträchtlich an Funktionstüchtigkeit eingebüßt, die Muskeln waren geschädigt, und der untere Teil meines Beckenknochens ist heute noch nicht angewachsen.

Verletzungen können geringfügiger oder schwerwiegender Art sein. Da Tänzer ihrem Körper ständig etwas abverlangen, werden geringfügige Verletzungen oft chronisch, so daß sie nie mehr richtig heilen können. Ein Mädchen aus unserer Truppe zog sich an mehreren Rippen eine Muskelzerrung zu, als sie eine besonders schwere Schwebe machte. Danach mußte sie vor dem Auftritt immer mit Bandagen umwickelt werden, damit sie diese Schwebe ausführen konnte. Ich erinnere mich an zwei Begebenheiten, als man Tänzern wegen solch schmerzvoller Muskelverletzungen Kortisonspritzen gab, nur damit sie die Aufführung überstanden.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß bei einem professionellen Ballettänzer mindestens während 75 bis 80 Prozent der Dauer seiner Karriere irgend etwas — seien es die Füße, die Muskeln oder gar die Knochen — schmerzt.

Rückblick mit Tränen

Dann erhielt unsere kleine Balletttruppe finanzielle Unterstützung. Jeder von uns unterzeichnete seinen ersten Vertrag, und wir wurden für das, was wir gern taten, bezahlt. Das Leben war wunderbar — etwa eine Woche lang. Die Direktion erwählte mich dazu, Vertreter der Truppe zu sein und bei Fragen oder Streitigkeiten über Verträge zwischen den Tänzern und der Direktion zu vermitteln. Ich bekam jede Menge davon zu hören. Nahezu über Nacht wurden Freundschaften zu Rivalitäten. Es gab Zornausbrüche und Streitereien. Dabei wurde eine Sprache gebraucht, die schwerlich unserem Image der Grazie entsprach. Uns wurde bewußt, was Konkurrenzkampf ist, und in manchen Fällen vergaßen wir, was Freundschaft bedeutet. Auf einmal lebten wir in einer völlig anderen Welt, und das tat weh.

Wie war es um die moralischen Verhältnisse bestellt? Ich war umgeben von Ehebruch, Homosexualität, Bisexualität und anderen Perversionen. Ein Tänzer kam einmal mit dem Foto einer schönen, üppigen Frau im Abendkleid. Wir rätselten, was er mit dem Bild dieser Frau wollte, bis wir erfuhren, daß es ein Bild von ihm war.

Ich hatte seit meinem 11. Lebensjahr mit dieser Truppe getanzt und war unter der Aufsicht des künstlerischen Leiters wie ein Kind unter der Obhut des Vaters aufgewachsen. Ich war vertrauensselig und loyal und hatte meine Rolle durch harte Arbeit und Talent verdient. Die zuvor erwähnte Verletzung hatte sich zwar auf meine Rollen nachteilig ausgewirkt, aber nun war ich auch Solistin und hatte das Vorrecht, einen Pas de trois (Tanz für drei Personen) mit der Primaballerina und dem premier danseur (erster Solotänzer) unserer Truppe in einem originalen modernen Ballett zu tanzen.

Ich glaubte jedoch, daß ich schon so weit sei, eine Rolle zu übernehmen, die eigens für mich choreographiert würde, und daß dies für meine Zukunft sehr wichtig sei. Ich sprach meinen künstlerischen Leiter daraufhin an. Er räumte ein, ich sei schon so weit, und sagte, er würde sie für mich choreographieren, aber nur unter einer Bedingung, nämlich daß ich ihm besondere sexuelle Dienste erwiese.

Ich war schockiert und dachte zuerst, er mache Witze. Aber bald wurde offensichtlich, daß er es ernst meinte. Jetzt war ich wütend. Ich konnte nicht fassen, daß er mir das antun wollte! Entschieden lehnte ich ab und war nicht bereit nachzugeben. Er versuchte weiterhin, mich zu einer Sinnesänderung zu bewegen, indem er mich ständig daran erinnerte, daß ich alles, was ich erreicht hatte — die Rollen, das Geld und den Vertrag —, ihm zu verdanken hatte. Wie stand es aber mit der harten Arbeit und dem Talent? Ich war bestürzt, beleidigt und verbittert.

Neue Schocks

Einige Zeit danach hatte ich ein weiteres schockierendes Erlebnis. Nach einer Vorstellung lief ich zu meinem Auto auf der Straße. Bevor ich die Tür aufschließen konnte, kamen zwei junge Männer von hinten und überfielen mich. Einer hielt meine Arme mit einem Nackenhebel fest, während der andere mir wiederholt mit den Fäusten ins Gesicht schlug. Darauf folgte das, was ich zu Beginn meines Berichts erzählt habe.

Warum hatten sie mich überfallen? Das war Ende der 60er Jahre, als überall in den Vereinigten Staaten rassistische Aufstände und Spannungen an der Tagesordnung waren. Ich war eine Weiße, sie waren Schwarze. Somit wurde ich das Opfer einer sozialen Frustration.

Aber warum sagte mein künstlerischer Leiter, als ich blutend dalag, immer wieder: „Es ist nichts passiert!“? Weil er befürchtete, daß wir, sofern die Reporter und unsere Geldgeber von dem Vorfall erfahren würden, unsere Zuschüsse verlieren könnten. Jemand rief einen Krankenwagen. Das wurde rückgängig gemacht. Andere sagten, man solle mich zu einem Arzt oder in ein Krankenhaus fahren. Das wurde abgelehnt. Maßgebend war nur die Absicherung unserer finanziellen Interessen.

Während ich wie betäubt dalag, wurde mir bewußt, daß ich nichts weiter war als ein Stück Fleisch, das andere brauchten, um Geld zu machen. Als mehrere Monate später mein Vertrag ablief, verließ ich die Truppe und mußte die Drohung hören, man könne meine Aufnahme in irgendeine andere Truppe verhindern.

Eine ganze Welt brach für mich zusammen. Mir war, als hätte ich keinen Lebensinhalt mehr. Da ich keinem Menschen traute, betete ich schließlich eine ganze Nacht zu Gott und gebrauchte seinen Namen, Jehova. Meine Mutter hatte früher einmal mit Zeugen Jehovas die Bibel studiert und hatte auch, sooft sie konnte, uns Kinder unterwiesen, obwohl mein Vater erbitterten Widerstand leistete. Ich verfügte also über etwas Bibelkenntnis, aber sie bedeutete mir nicht viel. Nun rief ich jedoch in meiner Verzweiflung zu Jehova, und da die Zeugen zu meiner Mutter so freundlich gewesen waren, bat ich ihn in jener Nacht, mir Zeugen Jehovas zu schicken, wenn sie mir helfen könnten, wieder ins Lot zu kommen.

An dem Tag nach dem Gebet zog ich nach San Francisco, in der Hoffnung, bei einer anderen Balletttruppe einen neuen Anfang zu machen, und ich begann bald darauf, im San-Francisco-Ballett zu tanzen. Innerhalb von drei Wochen wurde mein Gebet erhört, denn als ich in eine neue Wohnung zog, stellte ich fest, daß die Hausverwalterin mit Jehovas Zeugen Verbindung hatte. Sofort sorgte sie dafür, daß ich eine Zusammenkunft in einem Königreichssaal besuchen konnte. Ich war äußerst beeindruckt von der Freundlichkeit der Anwesenden. Leider nahmen mich die Vorbereitungen auf das Vortanzen beim San-Francisco-Ballett und meine Arbeitsstelle derart in Anspruch, daß Wochen vergingen, bis mich die Zeugen wieder antrafen.

Doch in dieser Zeit widerfuhren mir zwei Dinge. Schon bevor ich überfallen worden war, hatte ich an einem Auge Beschwerden gehabt und war sogar mehrmals operiert worden. Nachdem ich die Schläge ins Gesicht bekommen hatte, verlor ich auf diesem Auge schnell an Sehkraft und hatte große Schmerzen. Ich wollte um alles in der Welt tanzen, und dennoch brachte mir das Tanzen in der neuen Balletttruppe nicht das Glück, das ich mir erhofft hatte.

Die Depressionen und Frustrationen kehrten wieder, und in dieser Zeit kamen auch die Zeugen wieder. Sie unterhielten sich mit mir und boten mir zwei Bibelstudienhilfsmittel an. Ich wollte für die Bücher etwas beisteuern, hatte aber bis zu meiner nächsten Gage nur noch 50 Cent übrig, und dieses Geld war für eine Schachtel Zigaretten reserviert, denn ich war vom Nikotin abhängig. Die Bücher gewannen. Am gleichen Abend las ich noch eines davon sowie einige Stellen in meiner Bibel, und ich wußte, daß ich nicht nur die Wahrheit über Gottes Vorsatz in bezug auf die Menschheit im allgemeinen, sondern auch einen Sinn in meinem eigenen Leben gefunden hatte.

Mit Zuversicht in die Zukunft

Nachdem ich eine Zeitlang mit den Zeugen die Bibel studiert hatte, gab ich mich Jehova Gott hin und ließ mich taufen, um ihm zu dienen. Es war mein Ziel, Pionierin (Vollzeitdienerin) zu werden. Ich war fest davon überzeugt, daß es bedeuten würde, all das, was Jehova für mich getan hatte, überhaupt nicht zu schätzen, wenn ich nach 13 Jahren ganzherziger Hingabe an das Tanzen jetzt für ihn weniger übrig hätte.

Aber mein Herz hing immer noch am Tanzen, und gerade als ich imstande war, meine neue Laufbahn als Pionierin zu beginnen, bot mir eine Ballettkompanie die Rolle der Zuckerfee im Nußknacker an. Man sagte mir sogar, die Truppe würde die Termine für die Proben nach meinem Zeitplan festsetzen, so daß ich ungehindert meine Zusammenkünfte besuchen könnte. Kaum eine Ballettkompanie würde so etwas tun! Das war sehr verlockend.

Ich betete und dachte über alles nach, was mir als Folge meiner Karriere widerfahren war und warum ich mich eigentlich Jehova zugewandt hatte. Ich dachte an den Herzensfrieden, den ich jetzt genoß. In jener Nacht beschloß ich, das Angebot auszuschlagen und im gegenwärtigen System der Dinge meine Karriere als Ballerina nie wiederaufzunehmen.

Wie empfinde ich heute? Ich weiß, daß ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich bin mit einem liebevollen Ehemann gesegnet worden, und in den 14 Jahren, die seit dem Ende meiner Karriere als Ballerina vergangen sind, habe ich fortgesetzt im Vollzeitdienst gestanden. Gegenwärtig dienen mein Mann und ich in der Weltzentrale der Zeugen Jehovas.

Schließlich mußte ich auf ein Auge verzichten, um das Sehvermögen des anderen zu retten. Doch stell dir vor, wie ich mich freute, als eine der ersten Personen, denen ich helfen konnte, den Weg des Lebens zu finden, mir sagte, ich hätte das, wonach sie schon lange suchte. Sie hätte beobachten können, daß ich trotz allem in der Lage war, zu lächeln und mit einem solchen Vertrauen über den Tag zu sprechen, an dem ich wieder richtig sehen könnte. Ja, Gott hat den Vorsatz gefaßt, die Erde von aller Unmoral und Bosheit zu reinigen und sie in ein Paradies zu verwandeln. Dann wird die ganze Menschheit körperliche, emotionale und geistige Vollkommenheit erlangen und ewig leben.

Wie steht es mit meiner Tanzleidenschaft? Ich habe das Tanzen auf keinen Fall für immer aufgegeben. Ich mache nur eine Pause. Das Wichtigste, was ich jetzt tun kann, besteht darin, anderen von dieser künftigen paradiesischen Erde zu erzählen. Dort werde ich für immer Gelegenheit haben, nach Herzenslust zu tanzen, und zwar ohne den Schmerz und die Frustration, die ich in diesem System erlebt habe. Voraussichtlich werde ich dann sehr viel tanzen, so wie König David es einmal bei einem Anlaß der Freude tat (2. Samuel 6:14). Ich hoffe, du wirst dann dasein, um mit mir zu tanzen. (Ein Bericht, wie er von Elizabeth Balnave erzählt wurde.)

[Herausgestellter Text auf Seite 17]

Die Zuschauer konnten sich vor Lachen nicht mehr halten, mein Choreograph war, gelinde gesagt, wütend, und ich war zu Tode erschrocken.

[Herausgestellter Text auf Seite 18]

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß während 75 bis 80 Prozent der Dauer der Karriere irgend etwas schmerzt.

[Herausgestellter Text auf Seite 19]

Ich war umgeben von Ehebruch, Homosexualität und anderen Perversionen.

[Herausgestellter Text auf Seite 20]

Innerhalb von drei Wochen wurde mein Gebet erhört.

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