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  • Ich war von der Spielleidenschaft besessen
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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1975
w75 1. 1. S. 8-13

Ich war von der Spielleidenschaft besessen

Wie ein Mann, der 17 Jahre spielsüchtig war, diese Leidenschaft besiegte.

MANCHMAL spüre ich immer noch die Verlockung des Glücksspiels, zum Beispiel, wenn ich an einem OTB-Büro vorbeigehe und auf der Straße Leute umherstehen, die ihre Wettscheine in der Hand haben. Unwillkürlich denke ich dann oft: „Ob ich es wohl auch noch fertigbrächte, auf einen Sieger zu setzen?“ Dieser Gedanke scheint urplötzlich aufzutauchen. Ich kämpfe dagegen an — indem ich in die andere Richtung blicke und schneller gehe.

Siebzehn Jahre lang war ich vom Spielteufel besessen. Das Wetten beherrschte mein Leben. Ich mußte einfach wetten. Es war für mich wichtiger als Essen, Trinken, Schlafen, Sex — ja wichtiger als alles andere.

WIE ICH LEBTE

In jenen Jahren verbrachte ich ganze Nächte mit „Handicapping“, der Auswahl derjenigen Pferde, auf die ich am nächsten Tag setzen wollte. Oder ich arbeitete Nächte hindurch, um mich tagsüber auf dem Rennplatz aufhalten zu können. Ich bettelte, borgte und stahl mir Geld zum Wetten. Alles Wertvolle, was wir hatten, landete im Pfandhaus.

Wenn ich meinen Lohn erhielt, ging ich zum Rennplatz. „Ich werde 10 Dollar einsetzen und sehen, ob ich gewinne“, sagte ich mir gewöhnlich. Verlor das Pferd, dann pflegte ich zu sagen: „Ich muß mein Geld unbedingt herausholen, wenigstens den Einsatz.“ Immer und immer wieder verwettete ich auf diese Weise meinen Lohnscheck.

Das bedeutete, daß ich kein Geld für Nahrung, Kleidung und Miete besaß. Oft war ich hungrig, aber nicht nur ich, sondern auch meine Frau und meine beiden Töchter. Wir hatten wenig anzuziehen, und mehrmals wurden wir von Hausbesitzern aus der Wohnung gejagt, weil wir die Miete nicht bezahlen konnten. Oder wir wechselten die Wohnung, um einem hartherzigen, erpresserischen Geldverleiher aus dem Wege zu gehen.

Praktisch alle Spieler, die ich kannte, hatten Geldverleihern Abzahlungen zu leisten — meistens mehreren gleichzeitig. Gesetzlich anerkannte Kreditgeber würden niemandem, der hoch verschuldet ist, Geld leihen. Doch jene Geldverleiher der Unterwelt sind dazu bereit.

Oft ging ich zu einem Geldverleiher und erhielt vielleicht 25 Dollar. Für einen Kredit von 25 Dollar hatte man 30 Dollar zurückzuerstatten. Die Rückzahlungen konnten sich in wöchentlichen Raten von 6 Dollar über fünf Wochen erstrecken. War es jemandem in einer Woche nicht möglich, den bestimmten Betrag zu entrichten, so konnte ein Aufschlag erhoben werden — ungefähr 2 Dollar auf einen Kredit von 25 Dollar. Doch diese Zahlungen in Höhe von 2 Dollar wurden nicht auf den ursprünglichen Betrag angerechnet. Man konnte also eine unbestimmt lange Zeit wöchentlich 2 Dollar Aufschlag bezahlen und immer noch den ursprünglichen Betrag schulden. Natürlich mögen heutzutage 2 Dollar nichts Besonderes mehr sein, doch damals, in den 1920er und 1930er Jahren, war es schon etwas.

Jene Geldverleiher konnten grob werden. Sie hatten ihre Schläger an der Hand. Ich erinnere mich noch, wie sie einen meiner Freunde schrecklich zurichteten, weil er nicht zahlen konnte. Ich lebte daher oft in Furcht. Wenn ich der Verzweiflung wirklich nahe war, packte ich meine Sachen und machte mich aus dem Staub. Glücklicherweise trugen weder ich noch meine Angehörigen jemals körperliche Verletzungen davon.

DAS GLÜCKSSPIEL IST ÜBERALL

Es ist kaum zu glauben, wie viele Leute Wetten abschließen. Überall, wo ich arbeitete — gewöhnlich in Restaurants und Bars —, war nur von „den Pferden“ die Rede. Doch man pflegte auch andere Glücksspiele.

Die Unterwelt hatte dafür überall in New York vornehm ausgestattete Räume. Man mußte Verbindungen haben und „anerkannt“ sein, um zugelassen zu werden. Es gab dort alle Arten des Glücksspiels — Roulette, Poker, Würfeln usw. Auch ich suchte solche Orte auf. Aber meistens wettete ich auf Pferde.

Oft ging ich zur Rennbahn, doch noch häufiger schloß ich Wetten bei den Buchmachern in der Nachbarschaft ab. Das war aufregender, denn es war mehr los. Ich meine damit, daß die Buchmacher alle möglichen ausgetüftelten Pferdewetten boten; man konnte auf Pferde verschiedener Rennplätze setzen, und das in „Parlays“ (Schieberwette), „back to back“, „Round Robin“ und „Numbers“. Konzessionierte Buchmacher bieten diese Möglichkeiten nicht. Das ist einer der Gründe, weshalb sie für erfahrene Glücksspieler nicht so attraktiv sind.

Die „Numbers“-Wette (Zahlenwette) hat einen besonderen Reiz. Ich wettete gewöhnlich an sechs Tagen der Woche. Die Zahl für einen Tag setzte sich aus drei Ziffern zusammen, zum Beispiel 8-3-9. Als erste Ziffer nahm ich die Einerstelle des Dollarbetrages der Gesamtausschüttung nach den ersten drei Rennen eines Tages. Betrug die Gesamtausschüttung nach jenen Rennen 359.73 Dollar, so war die erste Zahl 9. Die anderen beiden Zahlen entnahm ich auf die gleiche Weise jeweils der Gesamtausschüttung nach dem fünften und dem siebenten Rennen.

Meistens zahlte ich meine Wetten durch einen Mittelsmann ein, der für einen Buchmacher arbeitete. Lange Zeit bediente ich mich unseres Milchmanns als Mittelsmann für die Zahlenwetten. Gewöhnlich setzte ich 50 Cent ein, und allmorgendlich gab ich ihm das Geld und einen Zettel mit den Zahlen. Ich erinnere mich, daß ich mit der Zahlenreihe 8-3-9 einmal einen Volltreffer erzielte und 300 Dollar ausgezahlt bekam — für 50 Cent eine Menge Geld!

DIE ART DES UMGANGS

Wir Spieler sprachen alle dieselbe Sprache, da wir vorwiegend die gleichen Interessen hatten und dabei ein und denselben Nervenkitzel und die gleichen Schwierigkeiten erlebten. Doch traurigerweise waren wir nicht aufrichtig aneinander interessiert. Jener Milchmann ist ein Beispiel dafür.

Ich hatte Vertrauen zu ihm, da ich ihn lange Zeit kannte und er stets meine Gewinne ausgezahlt hatte. Ich schöpfte daher keinen Verdacht, als er mich, nachdem ich jene 300 Dollar gewonnen hatte, in seine Wohnung zu einem Würfelspiel einlud. Erst als ich den größten Teil meines Geldes verloren hatte, bemerkte ich, daß es ein betrügerisches Spiel war. Er hatte mich ausgenommen! Aber man kann nicht viel dagegen tun — es ist schwer nachzuweisen.

Das war aber bei weitem nicht das einzige Mal, daß ich von „Freunden“ betrogen wurde. Einmal gab ich einem Arbeitskollegen Geld mit einer Aufstellung von Pferden, auf die er setzen sollte. Er arbeitete geteilte Schicht und ging an jenem Nachmittag zum Buchmacher. Später hörte ich die Rennergebnisse und stellte überrascht fest, daß ich auf vier Sieger gesetzt hatte. Selbstverständlich war ich, als mein „Freund“ an jenem Abend eintraf, aufgeregt und wollte meine Gewinne haben. Doch mit einigen Ausflüchten erklärte er, weshalb er die Wetten nicht abgeschlossen hätte. Ich konnte es ihm zwar nicht beweisen, doch bin ich davon überzeugt, daß er selbst die Gewinne eingesteckt hat.

Glücksspieler sind wirklich eine unehrliche Gesellschaft! Viele zweitrangige Buchmacher liefen mit dem Geld, das ich gewonnen hatte, einfach davon. Aber Tatsache ist, daß ich nicht besser war. Ich borgte oft und zahlte nicht zurück, ja stahl sogar Geld. Es betrübt mich, wenn ich an einige dieser Erlebnisse zurückdenke.

VERLOCKUNGEN UND NERVENKITZEL

Ich wußte, daß das, was ich tat, falsch war. Aber ich war dieser Gewohnheit versklavt. Besonders die verlockende Möglichkeit, leicht zu Geld zu kommen, hatte mich gefangengenommen. Das war es auch, was mich eigentlich bewog, auf Pferde zu wetten.

An Glücksspielen hatte ich mich schon früher beteiligt. Als Jugendlicher würfelte ich zum Beispiel auf den Straßen Philadelphias, und später, als ich zur See fuhr, nachdem ich mit siebzehn Jahren von zu Hause weggelaufen war, spielte ich Poker. Doch erst 1928, in dem Jahr, in dem ich heiratete, fand ich an Pferden Interesse.

Damals arbeitete ich an der Theke im Restaurant eines Warenhauses in New York, Ecke der 49. Straße und Lexington Avenue. Die gehobene Stimmung, in der sich die Pferdewetter aufgrund ihrer Gewinne befanden, faszinierte mich. Erst später erfuhr ich, daß sie nie über ihre Verluste sprechen. „Ich sollte mein Geld lieber auch auf einfachere Weise verdienen“, dachte ich.

Ich hatte beobachtet, daß Wetter ihre Informationen über Pferde aus dem Daily Mirror hatten. Daher suchte ich eines Tages darin zwei Pferde aus und setzte auf sie. Ich erinnere mich noch an ihre Namen: Buck Hero und Sunflower. Mit dem „Glück des Anfängers“ gewann ich auf beide!

Nun hatte ich gewonnen und konnte deshalb mit den anderen Pferdewettern fachsimpeln. „Zu schade, daß du nicht eine ,Parlay‘-Wette abgeschlossen hast“, sagte einer, „da hättest du wirklich einen Bombengewinn gemacht.“ Bald versuchte ich es mit allen Wettarten. Ich studierte die Pferde regelrecht und begann auch mit „Handicapping“.

Manchmal ging ich auf den Rennplatz und machte einen großen Gewinn. Dann war ich wirklich begeistert und sehr stolz. Ich zahlte einige Schulden ab, doch am nächsten Tag begab ich mich erneut an die Rennstrecke, um einen „wirklich großen Gewinn“ zu erzielen — und verlor gewöhnlich alles.

Und trotzdem hörte ich nicht auf zu wetten; immer lebte ich in der Vorstellung, einmal einen ganz großen Gewinn zu machen. Ich war in einem katholischen Waisenhaus aufgewachsen, wo man mir das Beten beigebracht hatte. Daher betete ich oft um Gewinne — in meiner Verzweiflung sogar manchmal zum Teufel.

Das Verlockende am Glücksspiel ist, so glaube ich, teilweise darauf zurückzuführen, daß man mit großer Spannung auf die Ergebnisse wartet. Um die Spannung noch zu erhöhen, ließ ich meist irgend jemand die Rennergebnisse in der Zeitung suchen und bat ihn dann, Fragen zu beantworten wie: „Hat der Name des Siegers im zweiten Rennen zehn Buchstaben? Welches Gewicht trug er? Wieviel zahlte er? Wer war der Jockey?“

Nach der Antwort auf die erste oder zweite Frage wußte ich gewöhnlich, ob ich auf den Sieger gesetzt hatte. Schließlich sagte ich den Namen des Pferdes, auf das ich gesetzt hatte, und fragte, ob es gewonnen hatte. Ich war überglücklich, wenn es zutraf.

DIE BEMÜHUNGEN, AUF SIEGER ZU SETZEN

Das „Handicapping“ war ein schwieriges Unterfangen. Manchmal erforderte es Stunden, ein gutes Pferd herauszufinden, auf das man setzen konnte. Oft hatte ich den Eindruck, ein Rennen biete keine guten Wettmöglichkeiten. Doch was konnte dann geschehen?

Vielleicht träumte ich in jener Nacht, ein bestimmtes Pferd werde gewinnen, so setzte ich am nächsten Tag darauf. Oder ich ging auf den Rennplatz und stellte fest, daß „Strohhut“ ein Rennen bestritt und daß ich — unbewußterweise — einen Strohhut aufgesetzt hatte. Dann wettete ich natürlich auf „Strohhut“. Ich erinnere mich noch daran, daß mein Bruder einmal eine Ananasdose auf den Kopf bekam, die von einem Regal herabfiel. Als er die Rennlisten jenes Tages durchsah, bemerkte er, daß auch ein Pferd mit dem Namen Ananas laufen würde. Er setzte darauf und gewann! Ja, so sind Glücksspieler. Sie sind sehr abergläubisch. Anstatt sich an ihre sorgfältig studierte Auswahl zu halten, wetten sie aufgrund irgendwelcher Vorahnungen.

Ich bin sicher, daß die katholische Kirche diese Eigenschaften der Glücksspieler kennt. Denn in der Nähe des Rennplatzes hielten sich stets Nonnen mit Sammelbüchsen auf. Wie könnte ein Katholik — und viele von uns waren Katholiken — an einer „Schwester“ vorübergehen und dennoch erwarten, bei einer Rennwette Erfolg zu haben? Wir gaben also eine Spende. Und wenn wir an jenem Tag gewannen, waren wir besonders großzügig, in der Hoffnung, daß der Erfolg dadurch anhalten würde.

Auf die Zahl 839 — die Zahl, mit der ich 300 Dollar gewann — setzte ich sehr oft. Weshalb? Weil ich im 8. Monat des Jahres geboren wurde, meine Tochter im 3. und meine Frau im 9. Monat. Es war alles nur Aberglaube. Ich betrachtete diese Zahl als meine Glückszahl — und einige Male gewann ich auch damit.

Tatsache ist aber, daß ich mehr verlor, als ich gewann. Ja, es war ein jämmerliches Leben, besonders für meine Familie. Ich wollte mich davon losreißen. Ich faßte den Entschluß und sagte mir: „Ich werde es nicht mehr tun. Ich werde einfach nicht mehr auf Pferde wetten. Nicht eine Pferdeliste werde ich mehr ansehen!“ Doch es kam gewöhnlich anders.

Ich ging zur Arbeit, und der Kollege neben mir sagte: „Du, stell dir vor, gestern habe ich auf Soundso gesetzt und soundso viel gewonnen.“ Ich dachte bei mir: „Ich habe sonst immer auf dieses Pferd gesetzt.“ Und schon war ich wieder beim Wetten.

EIN WENDEPUNKT

Aber im Jahre 1944 geschah etwas, was in meinem Leben schließlich eine Änderung herbeiführen sollte. Ich war mit meiner Familie vorübergehend von New York nach Patterson Field, einige Kilometer von Dayton (Ohio) entfernt, gezogen, um dort zu arbeiten. Meine Tochter abonnierte die Zeitschrift Seventeen; als Prämie konnte man sich einen der damaligen Bestseller oder die Bibel aussuchen. Ich entschloß mich für die Bibel, da ich mir schon immer eine gewünscht hatte. Nur wenige Tage später sprach ein Mann bei mir vor und überließ mir das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen“.

Einige Wochen danach, als ich am Abend allein war, nahm ich das Buch und begann darin zu lesen. Es erschien mir vernünftiger als alles andere, was ich bis jetzt über Religion und die Bibel gehört hatte. Ich war überzeugt, daß das, was darin gezeigt wurde, das Beste war, was ich mit meinen achtunddreißig Jahren je kennengelernt hatte.

Ich war glücklich, als der Mann wiederkam, und nahm daher seine Einladung an, eine Zusammenkunft der Zeugen Jehovas zu besuchen. Doch dann wurde ich krank. Nach einem langen Krankenhausaufenthalt kehrte ich nach New York zurück. Aber der Mann aus Ohio sorgte dafür, daß mich dort ein Zeuge besuchte.

Ich nahm eine Einladung zu einer Zusammenkunft an und stellte fest, daß der Zeuge, der mich begleitete, nicht rauchte. Daher fragte ich ihn: „Rauchen Jehovas Zeugen?“ Als er meine Frage verneinte, sagte ich mir: „Nun, das ist dann nichts für mich. Rauchen und Spielen sind zwei Gewohnheiten, die ich nie werde aufgeben können.“ Doch ich hatte mich geirrt.

WODURCH DIE ÄNDERUNG MÖGLICH WURDE

Zum erstenmal begann ich zu begreifen, welch großartigen Schöpfer wir haben. Oh, ich glaubte bereits vorher an Gott. Ich wußte, daß er existiert. Wie hätte sonst das Leben in seiner Vielfalt, besonders vernunftbegabte Wesen, entstehen können? Doch nun begann Gott für mich eine Realität zu werden. Ich konnte erkennen, daß er Vorsätze zum Segen der Menschen gefaßt hatte.

Früher hatte ich schon viele Male das Gebet gesprochen, das man uns im Waisenhaus gelehrt hatte: „Vater unser, der du bist im Himmel. Geheiliget werde dein Name. Zu uns komme dein Reich. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (Matth. 6:9, 10). Aber nun verstand ich, daß Gottes Königreich eine wirkliche Regierung ist und daß wir in einer Zeit leben, in der Gott diese Regierung in Tätigkeit gesetzt hat, was welterschütternde Folgen haben wird.

Ich war überzeugt, daß dieses System unbedingt abgelöst werden muß. Und ich war begeistert, als ich erfuhr, daß Gott, der Allmächtige, das auch wirklich tun wird. Folgende Prophezeiung aus dem Buch Daniel erhielt für mich besondere Bedeutung: „Der Gott des Himmels [wird] ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst wird ... alle diese Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und es selbst wird für unabsehbare Zeiten bestehen“ (Dan. 2:44). Auch die biblischen Verheißungen auf ein irdisches Paradies, in dem es sogar keine Krankheiten und keinen Tod mehr geben wird, beeinflußten mein Leben nachhaltig (Ps. 37:9-11; Offb. 21:3, 4).

Ich kam zu der Überzeugung, daß ich, wenn Gott diesen Segen für die Menschheit vorgesehen hatte, meine Wertschätzung dadurch zeigen konnte, daß ich mich soweit wie möglich bemühte, seine Forderungen zu erfüllen. Ich erkannte, daß Gott u. a. erwartet, daß man „für die Seinigen und besonders für seine Hausgenossen ... sorgt“ (1. Tim. 5:8). Dies erforderte natürlich, daß ich das Glücksspiel weitgehend einschränkte. Meine Angehörigen und andere, die mich kannten, konnten nur über diese Änderung staunen.

Mein wachsendes Verlangen, Gott, dem Allmächtigen, wohlzugefallen, machte diese Änderung möglich. Ausschlaggebend war aber auch, daß ich die glaubensstärkende Literatur der Zeugen Jehovas las und regelmäßig mit ihnen zusammenkam. Sie begegneten mir in ihren Zusammenkünften stets freundlich. Selbst Personen, die ich zuvor nicht gekannt hatte, kamen zu mir und begrüßten mich. Ich spürte, daß ihre Freundlichkeit echt war; es war keine Heuchelei. Wenn man regelmäßig mit solchen Menschen zusammen ist, wird man tatsächlich zum Guten beeinflußt. Ich gab sogar das Rauchen auf.

VOLLSTÄNDIG DAVON FREI

Doch das Glücksspiel hatte mich viel stärker in seiner Gewalt. Ich war darüber erstaunt, denn ich hatte gedacht, das Rauchen aufzugeben sei schwieriger. Aber der Drang zum Glücksspiel war so überwältigend, daß ich mich sogar zu dem Gedanken verleiten ließ: „In der Bibel gibt es keinen Text, der gegen das Glücksspiel spricht. Außerdem sorge ich ja für meine Familie.“ Und so schloß ich immer wieder Wetten ab. Ja, als ich im Jahre 1946 in Cleveland (Ohio) zum erstenmal einen Kongreß der Zeugen Jehovas besuchte, war ich bei den meisten Programmteilen anwesend, doch ein Nachmittagsprogramm ließ ich aus und ging auf den Rennplatz.

Das ging jahrelang so. Ich konnte dem Verlangen einfach nicht widerstehen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken: „Ich habe ein paar Dollar übrig, und einen kleinen Spaß kann ich mir schon leisten.“ Aber mit der Zeit wettete ich mehr, als ich überhaupt beabsichtigt hatte. Und gleichzeitig kam ich auch in so große finanzielle Schwierigkeiten, daß meine Stellung in der Christenversammlung auf dem Spiel stand. Ich machte eine Krise durch.

Aber Glaubensbrüder kamen mir liebevoll zu Hilfe. Geduldig gaben sie mir Rat und Anleitung. Und durch das Lesen von Artikeln in den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! verstand ich besser, wie verwerflich das Glücksspiel in Wirklichkeit ist. Besonders beeindruckte mich der Artikel „Sind Glücksspiele Christen erlaubt?“, der im Jahre 1964 in der Zeitschrift Erwachet! erschien. Als ich diesen Artikel las, erfuhr ich, daß es wirklich eine Schriftstelle gibt, die gegen das Glücksspiel spricht.

Ich wußte, wie abergläubisch Glücksspieler sind; denn sie versuchen ständig, sich „Fortuna“ geneigt zu machen. Um zu gewinnen, sind sie bereit, zu betrügen und fast jede andere schlechte Tat zu begehen. Der Gewinn wird für sie dadurch zu einem Gott und „Fortuna“ zu einer Göttin. Daher rüttelten mich die Worte aus Jesaja 65:11, die in diesem Artikel behandelt wurden, wirklich auf. Dieser Text wendet sich mit folgenden Worten an Personen, die den wahren Gott verlassen haben: „... die ihr dem Glücksgott den Tisch herrichtet und der Schicksalsgöttin Würzwein einschenkt“ (Menge).

Ich begriff nun, wie eng das Glücksspiel mit falscher Anbetung verbunden ist. Ja, ich dachte daran, wie oft wir in Verbindung mit Personen, die ihre erste Wette gewannen, vom „Glück des Anfängers“ gesprochen hatten. Aber nun bin ich davon überzeugt, daß der Teufel Menschen zum Glücksspiel verlockt, indem er die Dinge auf irgendeine Weise so manipuliert, daß sie zuerst gewinnen, sich dadurch in eine herabwürdigende Form falscher Anbetung verstricken und so weit gehen, daß sie das Geld und „Fortuna“ als Götzen verehren.

Als ich das verstand, bekämpfte ich den Drang zum Glücksspiel energischer denn je. Ich gab einfach nicht mehr nach! Seit meiner letzten Wette sind nun Jahre vergangen, und dennoch verspüre ich immer noch diesen Drang. Da ich aber weiß, daß Gott, der Allmächtige, Glücksspiele nicht gutheißt, bin ich fest entschlossen, nie wieder zu wetten.

Falls du je versucht werden solltest, dich am Glücksspiel zu beteiligen, so denke daran, zu welch schrecklichen Ergebnissen es führt — welche Auswirkungen es auf den Menschen hat und wie leicht er dadurch sogar in falsche Anbetung verstrickt werden kann. Und schließe nie jene erste Wette ab! Wenn du bereits von der Spielleidenschaft besessen bist, so sei davon überzeugt, daß du von diesem Laster loskommen kannst. Es gibt eine Möglichkeit, und Jehovas Zeugen werden dir ebenso gern helfen, wie sie mir geholfen haben. (Eingesandt.)

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