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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1974
w74 1. 9. S. 534-536

Jehova mit ganzem Herzen dienen

Von Grace E. Lounsbury erzählt

ICH war noch ein junges Mädchen, als meine Mutter starb. Ihr Tod erschütterte mich so sehr, daß ich mich immer wieder fragte: „Warum? Warum?“ Zwei Jahre später starb ein Freund, und ich wohnte der Begräbnisansprache bei, die von einem Bibelforscher, einem Zeugen Jehovas, gehalten wurde. Mein Bruder, der sich für die biblische Botschaft der Zeugen interessierte, lud den Redner ein, bei uns zu übernachten. Wir stellten ihm viele Fragen über den Tod und erhielten befriedigende Antworten aus der Bibel; wir lernten die großartige Hoffnung von der Auferstehung der Toten kennen (Pred. 9:5; Joh. 5:28, 29).

Von da an las ich die als Schriftstudien bekannten Bücher der Wachtturm-Gesellschaft. Sie fesselten mich so sehr, daß ich bis spätnachts darin las.

Bald war eine Entscheidung fällig. Ich entschloß mich, ganzherzig den Willen Jehovas zu tun. Im Alter von siebenundzwanzig Jahren gab ich mich von ganzem Herzen Gott hin und ließ mich im Jahre 1914 als Symbol dieser Hingabe taufen.

EIN NEUES LEBEN BEGINNT

Von da an war es mein Ziel, ganzherzig den Willen Gottes zu tun. Ich hatte den Wunsch, Kolporteur (Pionier) zu werden, unter der Leitung der Wachtturm-Gesellschaft als Vollzeitpredigerin des Wortes Gottes zu dienen. Von Ende Juni bis Anfang Juli 1914 wohnte ich einem Kongreß der Bibelforscher in Columbus (Ohio, USA) bei. Der Hauptredner war der Präsident der Gesellschaft, C. T. Russell. Wie begeisternd war es doch, diesen Kongreß, der von ungefähr 2 000 Glaubensbrüdern besucht wurde, mitzuerleben! Hier traf ich eine Partnerin, mit der ich den Vollzeitpredigtdienst in meiner Heimat, Kanada, aufnehmen konnte.

Unser erstes Gebiet war in London (Ontario), wo wir als Platzanweiserinnen dienten, als das Photo-Drama der Schöpfung vorgeführt wurde, das eine Kombination von Lichtbildern, Filmen und Schallplatten war und das Vorhaben Gottes mit der Erde und dem Menschen zeigte. Wir besuchten Personen, die Interesse gezeigt hatten, und ließen bei ihnen die Bände der Schriftstudien zurück.

Ende 1914 heiratete meine Partnerin, und daher kehrte ich zu meinem Bruder nach Saint Catharines (Ontario) zurück, wo ich den Vollzeitpredigtdienst allein fortsetzte. Im darauffolgenden Jahr erhielt ich die Zuteilung, in Niagara-on-the-Lake, einer hübschen Stadt an der Mündung des Niagara, zu predigen. Allein, ohne Partnerin, dorthin zu gehen und eine Wohnung zu suchen erschien mir als eine große Prüfung, besonders angesichts der Tatsache, daß es dort keine Bibelforscher gab. Ich bat Jehova um Kraft und Hilfe.

Als ich wegging, fiel mir ein Kalender an der Innenseite der Tür ins Auge. Darauf stand ein Bibeltext, der lautete: „Denn ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand faßt und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!“ (Jes. 41:13). Das packte mich. Es war, als ob Gott gesprochen und mich bei der Hand gefaßt hätte. Als ich in meinem Gebiet ankam, hatte ich keine Schwierigkeit, ein Zimmer zu finden. An jenem Vormittag nahm ich im Predigtdienst Bestellungen für drei Büchersätze auf. Seitdem habe ich gelernt, daß es für die Ergebenheit unseres Herzens eine Stärkung ist, wenn wir Schwierigkeiten ins Auge sehen.

DAS PREDIGEN IN QUEBEC

Im Jahre 1918 wurde ich sehr krank; ich hatte die „spanische Grippe“. Nachdem ich mich erholt hatte, gab ich den Vollzeitpredigtdienst eine Zeitlang auf. Aber im Jahre 1922 besuchte ich den Kongreß in Cedar Point (Ohio) und hörte die aufrüttelnde Ansprache, mit der der Aufruf an uns erging: „Verkündet, verkündet, verkündet den König und das Königreich!“ Ich erkannte, daß ich so bald wie möglich in den Vollzeitpredigtdienst zurückkehren mußte. Im Jahre 1924 erhielt ich eine Zuteilung als Vollzeitpredigerin für die Provinz Quebec. Ich schloß mich daher zwei meiner christlichen Schwestern in Saint-Hyacinthe an. Die Polizei hatte ihnen das Predigen in der Stadt untersagt, und so packten wir unsere Taschen, nahmen unser Essen mit und gingen zu Fuß weit aufs Land hinaus, von einem Bauernhof zum andern. Wir trafen viele freundliche Menschen an, die biblische Veröffentlichungen entgegennahmen.

Im Sommer jenes Jahres predigten wir in vielen kleineren Städten. Da wir keinen Wagen hatten, bereiteten uns die Umzüge ziemlich viel Arbeit. Nachdem wir unsere Koffer und Bücherkartons gepackt hatten, baten wir jemand, sie zum Bahnhof zu bringen. Bücher, die wir bei der Gesellschaft bestellten, ließen wir uns vorausschicken, so daß wir sie bei unserer Ankunft am Güterschuppen abholen konnten.

Als es kälter wurde, zogen wir nach Montreal. Hier war es sehr schwierig, die gute Botschaft zu predigen. Verhaftet zu werden war an der Tagesordnung. Manchmal wurden wir gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt; manchmal wurden wir ganz freigelassen; manchmal warfen Kinder mit Schmutz und Steinen nach uns, so daß wir schließlich gezwungen waren, jenen Ort — wenigstens vorübergehend — zu verlassen.

Besonders aufregend war die Verbreitung des Traktats Offene Anklage gegen die Geistlichkeit in französischer Sprache im Frühsommer des Jahres 1925. Die uns zugeteilte Route führte uns zehn Tage lang durch Städte und Dörfer. Wir begannen um 6 Uhr morgens und arbeiteten so schnell wie möglich, indem wir an jeder Tür ein Traktat zurückließen. Es überraschte uns nicht, als wir auf Widerstand stießen.

Als wir in Thetford Mines mit dem Traktat arbeiteten, war uns eine Pöbelrotte von ungefähr fünfzig Personen auf den Fersen und bedrohte uns. Wir begaben uns auf das Polizeirevier und baten um Schutz. Widerwillig zerstreute schließlich der Polizeihauptmann die Pöbelrotte.

Im Sommer 1932 hatte ich das Vorrecht, in Landgebieten der Provinz Quebec Zeugnis zu geben. Im allgemeinen hatten wir vier oder fünf Wagen in der Gruppe, wobei zwei oder drei Personen auf einen Wagen kamen. Oft stießen wir auf Gegnerschaft. Zum Beispiel verfolgten uns einmal der Priester und der Bürgermeister eines kleinen Ortes von Bauernhof zu Bauernhof und nahmen die biblischen Veröffentlichungen, die wir bei den Leuten zurückgelassen hatten, wieder weg. Als wir das merkten, fuhren wir mit unserem Wagen in ein Wäldchen und ließen sie vorbei, dann kehrten wir in den Ort zurück und machten in einer anderen Straße unsere Besuche.

Im September 1933 erfuhren wir, daß in der Stadt Quebec eine besondere Aktion zur Verteilung biblischer Literatur geplant war. Eine große Zahl von Autofahrern war bereit, jeweils vier Insassen in ihrem Wagen mitzunehmen. Wir begannen mit der Verbreitung um 6 Uhr früh und ließen an jeder Tür drei Broschüren zurück. Bis 8 Uhr waren dreißig von uns auf das Polizeirevier gebracht worden. Wir mußten den ganzen Tag dort bleiben, ohne Essen. Schließlich wurden wir einer „umstürzlerischen Verschwörung“ beschuldigt und um 17 Uhr eingesperrt. Am dritten Tag ließ man uns gegen Kaution frei. Bei der Verhandlung wurden fünf von uns schuldig gesprochen. Doch die Berufungsverhandlung vor dem Obersten Gerichtshof ging schließlich zu unseren Gunsten aus.

TÄTIGKEIT UNTER VERBOT

Uns Vollzeitpredigern wurde nun Gebiet außerhalb der Provinz Quebec zugeteilt. Bestürzt vernahmen wir im Juli die Nachricht, daß die Watch Tower Society in Kanada verboten worden war. Im September wurden in London und Hamilton (Ontario) viele Kinder der Zeugen Jehovas von der Schule verwiesen, weil sie aus Gewissensgründen den Fahnengruß ablehnten. Mir und einer anderen Schwester wurde die Aufgabe zuteil, als Lehrerin dieser Kinder zu dienen. Zwar war es mir jetzt nicht mehr möglich, meine ganze Zeit für den Predigtdienst einzusetzen, doch nahm ich in den Abendstunden während der Woche und am Wochenende am Predigtdienst teil, wobei ich nur mit der Bibel arbeitete. Das Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich ist eine Tätigkeit, die in der Bibel geboten wird, und ich war entschlossen, ‘Gott, dem Herrscher, mehr zu gehorchen als den Menschen’ (Apg. 5:29).

Im November wurde eine besondere Broschüre mit dem Titel Das Ende des Nazismus verbreitet, in der deutlich erklärt wurde, daß Gottes Königreich alle totalitäre Gewalt vernichten werde. Die Anweisungen lauteten, um 3 Uhr morgens mit der Verbreitung zu beginnen. Vier von uns Frauen fuhren mit einem Wagen in drei Dörfer. Da wir damit rechnen mußten, daß ein Hund bellen und so Verdacht erregen würde, arbeiteten wir schnell an jenem kalten Morgen, an dem es schneite. Als meine Partnerin und ich an einem gutbeleuchteten Geschäft vorübergingen, trat ein Mann heraus und starrte uns an. Doch wir gingen stracks weiter. Er muß sich wohl gefragt haben, was zwei Frauen zu dieser Stunde zu tun hätten, die das Dorf verließen und im Dunkel der Landstraße verschwanden. Wir schlossen die Verbreitung erfolgreich ab. Aber auf dem Weg zum nächsten Dorf hatten wir Probleme mit unserem Wagen, und wir kamen gerade noch nach Hause.

RÜCKKEHR IN DEN VOLLZEITPREDIGTDIENST

Als das Verbot, das über die Tätigkeit der Zeugen Jehovas verhängt worden war, aufgehoben wurde, hatte ich die Möglichkeit, in den Vollzeitpredigtdienst zurückzukehren. Ich stand nun im sechzigsten Lebensjahr und dachte mir: „Vielleicht ist der Pionierdienst zu anstrengend für dich. Sei einfach ein guter Verkündiger!“ Doch mein biblisch geschultes Gewissen sagte mir: „Wie kannst du sagen, es sei für dich zu schwierig, bevor du es versucht hast?“ So wurde ich eine Vollzeitpredigerin des Wortes Gottes in Toronto. Welch eine gesegnete und glückliche Zeit die dreieinhalb Jahre, die ich dort diente, doch waren! Ich erlebte, wie fünf Personen, mit denen ich dort die Bibel studierte, ihre Hingabe an Jehova durch die Taufe symbolisierten.

Im November 1950 wurde mir ein Gebiet in Montreal zugeteilt, wo ich immer noch im Vollzeitpredigtdienst stehe. In der ersten Zeit wurden wir noch verfolgt und verhaftet. Wir verbreiteten unsere Traktate daher sehr vorsichtig, indem wir nur fünf oder sechs auf einmal mitnahmen und nur an jeder dritten oder vierten Tür eines abgaben. Dann verließen wir so schnell wie möglich das Gebiet.

Als ich an einem Sonntagmorgen von dieser Tätigkeit zurückkehrte, hatte ich soeben meine Wohnung betreten, als zwei Polizisten erschienen und mich aufforderten, ihnen zu zeigen, was in meiner Tasche und in meinen Manteltaschen war. Sie schienen sehr enttäuscht zu sein, als sie keinerlei biblische Traktate fanden.

Seit dieser Zeit gehöre ich zu einer englischsprachigen Versammlung und habe das Vorrecht gehabt, vielen, mit denen ich die Bibel studiert habe, zu helfen, Zeugen Jehovas zu werden. Heute gibt es viele Versammlungen in Montreal, sowohl französisch- als auch englischsprachige, und ich freue mich, daß ich einen kleinen Teil zu dieser Mehrung beitragen durfte.

Da ich vor vier Jahren eine schwere Operation hatte und zufolge meines vorgerückten Alters — ich stehe im 87. Lebensjahr — bin ich etwas langsamer geworden. Doch mit der Hilfe Jehovas und seines Geistes kann ich immer noch Pionier sein. Jeden Tag danke ich Jehova für seine unverdiente Güte. Er ist es, der mir hilft, ihm mit ganzem Herzen zu dienen. Wahrlich, es ist so, wie der Apostel Paulus sagte: „Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht“ (Phil. 4:13).

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