Das Problem der unehelichen Mutterschaft
EINEM Ehepaar bringt die Geburt eines Wunschkindes große Freude. Die glücklichen Eltern sind stolz auf das Kind, das sie sich gewünscht haben.
Aber heute gibt es immer mehr Personen, vorwiegend Frauen, für die die Geburt eines Kindes eine Tragödie ist. Folgende wahre Begebenheit ist charakteristisch für solche Frauen und keine Seltenheit mehr:
„Mein Freund, und ich gingen zusammen zur Schule, und meine Großmutter, die mich erzog, mochte ihn sehr gern. Sie erlaubte ihm, mich zu besuchen, und es gelang uns öfter, allein zu sein. Ich war etwa 20 Jahre alt, als wir miteinander intim wurden.
Anfänglich hatte ich Angst, und ich wollte eigentlich nicht, aber mein Freund überredete mich und versicherte mir, daß nichts passieren würde. Eine Zeitlang ging auch alles gut. Aber eines Tages merkte ich dann, daß ich schwanger war; von da an schwanden Furcht und seelische Not nicht mehr aus meinem Leben.
Als ich völlige Gewißheit hatte, daß ich ein Kind erwartete, beichtete ich es meiner Großmutter Ich werde ihre Reaktion nie mehr vergessen. Sie schaute mich durchdringend an und tat einen Aufschrei, als würde ihr das Herz brechen. Von da an kam es mir immer klarer zum Bewußtsein, wie tief ich sie verwundet hatte und wie meine Handlungsweise von nun an ihr Leben und mein Leben beeinflussen würde.
Da wir in einer Kleinstadt wohnten, wurde ich bald zum Stadtgespräch. Meine Großmutter sorgte weiter für mich, aber sie war mir gegenüber kalt und gab mir kaum ein gutes Wort. Wenn ich in ihre Augen schaute, konnte ich darin lesen, daß sie sich verletzt fühlte.
Als mein Zustand offenkundig wurde, lernte ich kennen, was es heißt, seelische Not zu leiden und in Schande zu leben. Wenn ich mich auf die Straße wagte, zeigte man mit Fingern auf mich, und hinter meinem Rücken wurde gekichert. Nach einiger Zeit verließ ich das Haus nur noch, wenn es gar nicht anders ging.
Ich hatte auch keine Freunde mehr, denn alle, ohne Ausnahme, hatten sich von mir abgewandt und verkehrten nicht mehr mit mir. Nachdem ich schwanger geworden war, lösten mein Jugendfreund und ich das Verhältnis, weil wir finanziell nicht in der Lage waren zu heiraten und uns auch nicht mehr im klaren darüber waren, was wir füreinander empfanden. Daher wurde ich immer einsamer.
Aber erst vor der Geburt meines Kindes, als die Wehen einsetzten, erkannte ich die volle Tragweite dessen, was ich getan hatte. Niemand stand mir zur Seite, niemand hielt mitfühlend meine Hand und sprach mir Mut zu. Ich hatte keinen Mann, der mich in dieser schweren Stunde wissen ließ, daß er mich liebte. Ich war mit meinen Geburtswehen allein. In meinem ganzen Leben habe ich keine schwerere Zeit als diese durchgemacht.
Wie bereute ich meine Tat! Aber ich konnte nicht mehr zurück. Sie hing mir mein Leben lang an. Ich erkannte jetzt auch, daß, obwohl zwei erforderlich sind, um ein Kind in die Welt zu setzen, die Frau doch am meisten zu leiden hat. Ich wurde klüger, aber es war zu spät.“
Dieser Bericht spiegelt die seelische Not und die Schmach wider, unter der viele unverheiratete Mütter leiden.
Das Ausmaß des Problems!
Die Unehelichkeit gehört zu den ernstesten sozialen Problemen unserer Zeit. Im Staat New York hat sich die Zahl der nichtehelichen Geburten seit dem Jahre 1946 vervierfacht. Die Zahl der unehelichen Kinder bei hundert Geburten betrug in einem der letzten Jahre 20, und davon sind 34 Prozent von Minderjährigen geboren worden. In manchen anderen Gebieten der Vereinigten Staaten ist es nicht viel anders.
Staatliche Experten sagen voraus, daß in den Vereinigten Staaten vom Jahre 1980 an jedes Jahr 400 000 uneheliche Kinder geboren würden. In dieser Zahl sind die Kinder, die durch Abtreibung getötet worden sind, natürlich nicht inbegriffen.
In England ist die Zahl der unehelichen Kinder, die von Mädchen unter 16 Jahren geboren worden sind, in den vergangenen zehn Jahren um 200 Prozent gestiegen. In der Bundesrepublik wurden nach vorläufigen Ergebnissen im Jahre 1971 nicht weniger als 45 263 uneheliche Kinder geboren; im Jahre 1969 betrug die Zahl der unehelich Geborenen auf tausend Geburten 50,4 und im Jahre 1971 (nach vorläufigen Ergebnissen) 58,1. In Schweden sind etwa ein Fünftel der Geburten unehelich. Auch in anderen Ländern ist ein ähnlicher Anstieg der unehelichen Geburten zu verzeichnen.
Die Gründe
Der Anstieg der Zahl unehelicher Geburten wird unter anderem mit dem heutigen Sittenverfall begründet. Er hat, insbesondere für Frauen, eine „sexuelle Revolution“ herbeigeführt. Während viele Männer schon immer der Meinung waren, sie könnten sich vor der Heirat „die Hörner ablaufen“, wurde von einem Mädchen erwartet, daß es bis zur Hochzeit unberührt blieb.
Aber das ist jetzt ganz anders! Immer mehr Mädchen beginnen schon früh mit dem Geschlechtsverkehr. Die Folge davon ist eine epidemische (manche sagen „pandemische“, was allgemein verbreitet bedeutet) Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten. In einem Land nach dem anderen wird man zugegebenermaßen dieser Seuche „nicht mehr Herr“. Eine Nebenerscheinung davon ist die gewaltige Zahl unerwünschter Kinder.
Heute gestatten viele Eltern den Kindern schon früh, allein mit jemandem vom anderen Geschlecht auszugehen. Das ist ein weiterer Grund für das Überhandnehmen der Geschlechtskrankheiten und für den Anstieg der Zahl unerwünschter Schwangerschaften. Früher wurde einem jungen Paar erst erlaubt, gemeinsam auszugehen, wenn es die Verantwortung übernehmen konnte, die eine Ehe mit sich bringt. Und in vielen Ländern wurde ein junges Paar nie allein gelassen und durfte nur in Begleitung eines Erwachsenen ausgehen.
Heute jedoch wird vielen Jugendlichen erlaubt, eine feste Freundin oder einen festen Freund zu haben. Ist ein solches Paar allein, dann reizen sie sich gegenseitig durch Liebesspiele. Und dann passiert es. Typisch ist folgender Bericht eines jungen Mädchens:
„Ich hatte nicht die Absicht, mich ihm hinzugeben, ganz bestimmt nicht. Ich dachte, ich hätte mich in der Gewalt, aber als wir mit dem Liebesspiel anfingen, wollte ich nicht mehr aufhören. Und dann ist es passiert. Jetzt bin ich schwanger. Wie soll das jetzt nur weitergehen?“
Eine ähnliche Erfahrung erzählte ein anderes Mädchen, das ebenfalls schwanger wurde:
„Alles fing recht harmlos an. Anfänglich sahen wir einander nur, wenn andere dabei waren. Aber bald fanden wir Gründe und Gelegenheiten, allein zu sein. Manchmal übersprang ich eine Unterrichtsstunde, um mit ihm zusammen zu sein, und andere Male belog ich meine Mutter, wenn sie mich fragte, wohin ich gehe.
Bald darauf begannen wir mit Liebesspielen. Etwa vier Monate nachdem wir angefangen hatten, miteinander zu gehen, wurden wir intim. Ich hatte jedesmal hinterher ein schlechtes Gewissen und nahm mir vor, es nicht mehr zu tun, aber wir waren beide verliebt und brachten nicht die Kraft auf aufzuhören.
Ich werde in ein bis zwei Wochen mein Kind zur Welt bringen. Wenn meine Erfahrung auch nur einem Mädchen, das so verwirrt und verängstigt ist wie ich selbst, zu helfen vermag, wird es sich gelohnt haben, sie zu erzählen. Ich weiß, daß es viele Jugendliche gibt, die, obwohl sie noch nicht ehereif sind, einen festen Freund oder eine feste Freundin haben und glauben, niemals etwas Unrechtes zu tun. Sie meinen, sie könnten sich küssen und sich durch Liebesspiele gegenseitig aufreizen, ohne intim zu werden. Ich habe das auch gedacht. Aber jetzt weiß ich, daß das nicht geht. Eins zieht das andere nach sich.“
Viele Jugendliche geraten in Schwierigkeiten, weil man sie mit einem Freund oder mit einer Freundin allein läßt und weil sie sich nicht völlig im klaren darüber sind, wie ihr Körper funktioniert. Die Soziologen sagen sogar, viele Jugendliche wüßten nicht, wohin solche Liebesspiele führten; manche wüßten nicht einmal, daß ein Mädchen schon beim ersten Geschlechtsakt schwanger werden könne.
Vorschläge zur Lösung des Problems
Was kann getan werden, um die seelische Not, in die eine ledige Mutter kommt, abzuwenden? Wie kann eine Schwangerschaft verhütet werden? Wie ist das Problem der unehelichen Mutterschaft zu lösen?
Einige ledige Mütter behaupten, sie wären nicht schwanger geworden, hätte man sie richtig aufgeklärt. In vielen Ländern ist die Sexualerziehung jetzt Pflichtfach. Dennoch nehmen die Geschlechtskrankheiten und die Zahl unerwünschter Schwangerschaften weiter zu.
Zur Sexualerziehung gehört auch die Aufklärung über die Methoden der Empfängnisverhütung. Diesem Zweck dienen verschiedene Mittel. Es gibt Mittel zur Empfängnisverhütung beim Geschlechtsverkehr für den Mann; und Frauen benutzen Pessare, orale Verhütungsmittel usw. Eine weitere Methode ist bei Mann und Frau die Sterilisation, doch dieser Eingriff wird bei sehr jungen Menschen gewöhnlich nicht vorgenommen.
Aber trotz der Sexualerziehung und der Aufklärung über Empfängnisverhütung steigt die Zahl der unverheirateten Frauen, die Mutter werden. Viele dieser Frauen lassen sich jetzt das Kind abtreiben. In verschiedenen Ländern ist der Schwangerschaftsabbruch jetzt legalisiert, und immer mehr Frauen betrachten ihn als die einzige Möglichkeit, ein unerwünschtes Kind loszuwerden. Gegenwärtig sollen allein in den Vereinigten Staaten jedes Jahr eine Million Kinder abgetrieben werden.
Durch Abtreibung wird unschuldiges Leben getötet; es geschieht also nicht unabsichtlich, sondern vorsätzlich und absichtlich. Das ist, nebenbei erwähnt, auch die Definition von „Mord“. Wird dadurch aber das Problem der unehelichen Mutterschaft gelöst? Wird dadurch die Wurzel des Übels beseitigt? Kaum. Gerade das Gegenteil geschieht. Je leichter die Frau eine unerwünschte Schwangerschaft durch Abtreibung loswerden kann, desto freier fühlt sie sich, Geschlechtsverkehr zu pflegen, weil sie sich mit dem Gedanken trösten kann, wenn etwas passiere, bleibe immer noch die Möglichkeit einer Abtreibung. In den Spezialkliniken, wo solche Abtreibungen vorgenommen werden, hat man festgestellt, daß oft die gleiche Patientin mehr als einmal kommt, um eine unerwünschte Schwangerschaft loszuwerden.
Die katholische Kirche ist von jeher gegen eine Schwangerschaftsunterbrechung gewesen. Die Erzdiözese von New York hat ein sogenanntes Geburtsrecht-Programm ins Leben gerufen, um eine „positive Alternative“ zum Schwangerschaftsabbruch zu schaffen. Der Zweck dieser Einrichtung besteht darin, ledige Mütter zu beraten und ihnen zu helfen, ihr Kind auszutragen und zu behalten oder zur Adoption abzugeben. Aber das ist nichts Neues. Das tun katholische und andere Hilfsorganisationen schon seit Jahrzehnten.
Zweitens wird die Abtreibung und nicht die Hurerei oder der Ehebruch, die eigentliche Wurzel des Problems, als das große Übel behandelt. Es gäbe keine unehelichen Kinder und es bestünde auch keine Notwendigkeit für den größten Teil der Schwangerschaftsunterbrechungen, wenn kein außerehelicher Geschlechtsverkehr gepflegt würde. Will man also das Problem lösen, muß man das Übel an der Wurzel fassen, Abtreibung oder Schwangerschaftsabbruch aber ist nicht die Wurzel. Es ist nur eine unzufriedenstellende Methode, dem Übel beizukommen.
Die Behandlung lediger Mütter
Trotz Sexualerziehung, Sterilisation, Empfangnisverhütungsmitteln und Schwangerschaftsabbruch werden viele nichteheliche Kinder geboren. In den meisten Ländern werden ledige Mütter vom Staat oder von der Gemeinde unterstützt.
Das schwangere Mädchen, das zu Hause aufgenommen wird, ist gut daran. Viele haben dieses Glück nicht. Solche Mädchen würden für die Zeit vor und nach der Geburt ihres Kindes in einer Entbindungsklinik oder in einem Heim unterkommen. In solchen Kliniken oder Heimen, die von der Gemeinde oder vom Staat finanziert werden, wird die ledige Mutter betreut und beraten, um ihr zu helfen, über diese schwere Zeit in ihrem Leben hinwegzukommen. Vielfach erhält sie auch die Möglichkeit, etwas zu lernen, so daß sie nachher sich und ihr Kind ernähren kann. Ist sie jedoch mittellos, dann zahlt ihr die Fürsorge eine Unterstützung; dieses Geld stammt aber eigentlich aus der Tasche des Steuerzahlers.
Außerdem muß darauf geachtet werden, daß die Mutter wieder einen Platz in der Gesellschaft erhält, sonst mag sie rückfällig werden. So erzählte eine ledige Mutter: „Als ich schwanger war, glaubte ich fest, ich würde mich nie mehr von einem Mann berühren lassen. Aber sobald das Kind geboren ist, fühlt man wieder wie jede andere Frau, man ist erfüllt von Furcht, erlebt Enttäuschungen und empfindet das Bedürfnis nach Liebe. Und bevor man weiß, was geschieht, mag man wieder da sein, wo man begonnen hat.“
Ferner sind die Regierungen jetzt bemüht, das Los der ledigen Mutter und des nichtehelich geborenen Kindes dadurch zu erleichtern, daß sie die Unehelichkeit von dem Makel, der ihr bisher angehaftet hat, befreien. Früher war es für eine ledige Mutter beinahe unmöglich, nach der Geburt ihres Kindes wieder so zu leben wie vorher. Sie wurde die Zielscheibe des Spottes, auf der Geburtsurkunde ihres Kindes stand das Wort „unehelich“, und sowohl die Mutter als auch das Kind wurden verurteilt und geächtet. Aber in letzter Zeit ist durch Gesetze und Sozialreformen in vielen Ländern die Stellung der ledigen Mutter und ihres Kindes verbessert worden.
In Österreich wurde ein neues Gesetz erlassen, das das uneheliche Kind dem ehelichen gleichstellt. Das bedeutet, daß das uneheliche Kind heute mehr Rechte besitzt denn je. In Norwegen und anderen Ländern werden den ledigen Müttern die Kosten für die Entbindung und der Unterhalt in den ersten Wochen nach der Geburt von der Krankenkasse erstattet. In Dänemark werden sie in besonderen Heimen betreut. In vielen europäischen Ländern besteht völlige rechtliche Gleichstellung des unehelich geborenen Kindes mit dem ehelich geborenen. In Sowjetrußland besteht weder in rechtlicher noch in sozialer Hinsicht ein Unterschied zwischen ehelich und nichtehelich geborenen Kindern. In manchen Ländern erhält das nichtehelich geborene Kind einen Vormund, der sowohl die Rechte des Kindes als auch die der Mutter schützt. In Schweden hat die ledige Mutter das Recht, sich „Frau“ zu nennen.
Die Lösung
Doch keine der erwähnten Maßnahmen trifft die Wurzel des Problems. Die Zahl der Geschlechtskranken steigt, auch werden immer mehr uneheliche Kinder geboren, da eine wachsende Zahl unverheirateter Frauen schwanger wird, wodurch oft menschliche Not über sie hereinbricht.
Aber es gibt eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen. Und diese Möglichkeit ist nicht nur graue Theorie, sondern sie ist durchführbar. Was für eine Lösung ist das?
Diese Lösung besteht darin, nach den Sittenmaßstäben Gottes, wie sie in seinem Wort, der Bibel, dargelegt sind, zu leben. Diese Maßstäbe zeigen, daß das Problem der unehelichen Mutterschaft dadurch gelöst werden kann, daß keine vorehelichen Intimbeziehungen gepflegt werden. In Gottes Augen hat nur ein Ehepaar das Recht, Geschlechtsverkehr zu pflegen.
Dagegen mögen viele einwenden: „So kann man unmöglich leben.“ Doch das stimmt nicht. Sehr viele Menschen, ja Hunderttausende leben nach diesem Maßstab. Jehovas christliche Zeugen, die in über 200 Ländern wohnen, sind ein sprechender Beweis dafür, daß es den Menschen möglich ist, ihr Leben in Übereinstimmung mit den Gesetzen Gottes zu bringen.
Die biblischen Wahrheiten vermögen selbst solche Menschen, die es gewohnt gewesen sind, mit verschiedenen Partnern Geschlechtsverkehr zu pflegen, so zu beeinflussen, daß sie ihr Leben ändern. Man beachte folgende Erfahrung einer Frau:
„Ich habe keine glückliche Jugend verlebt, Liebe und Zärtlichkeit kannte ich nicht. Vater und Mutter gingen arbeiten, und meine drei Brüder und ich waren uns nach der Schule und in den Sommerferien völlig selbst überlassen. Natürlich haben wir allerhand angestellt.
Ich war acht Jahre alt, als ich mit Küssen und mit Petting begann, und im Alter von zehn Jahren war ich bereits mit Liebesspielen vertraut. Ich war etwa 18 Jahre alt, als ich zum erstenmal Geschlechtsverkehr hatte. Es mag merkwürdig erscheinen, doch ich erinnere mich, daß ich oft nach solchen sexuellen Intimitäten geweint habe, weil ich wußte, daß ich unrecht tat.
Als ich 19 Jahre alt war, brachte ich mein erstes Kind zur Welt und weniger als zwei Jahre später — von einem anderen Mann — das zweite. Ich behielt meine Kinder, weil ich der Meinung war, ich sei schuld daran, daß sie am Leben wären, und ich hätte deshalb die Pflicht, sie zu behalten und zu erziehen. Ich wollte nicht, daß es meinen Kindern so ergehen würde wie mir, doch ich sah keine Möglichkeit, aus dem Kreis auszubrechen.
Ich betete oft zu Gott um Hilfe. Eines Tages erhielt ich sie. Auf der Straße sah ich einen Mann in mittleren Jahren mit einer Bibel in der Hand. Ich ging zu ihm hin und stellte ihm einige Fragen obwohl ich nicht wußte, daß er ein Zeuge Jehovas war Ich fragte, was die Bibel über die Ehe sage, da ich damals verlobt war. Über eine Stunde lang gab er mir bereitwillig Auskunft, und dann versprach er mir, mich mit einer Zeugin Jehovas bekannt zu machen, die mit mir in meiner Wohnung die Bibel studieren würde.
Als ich die Bibel kennenlernte, wurde es mir klar, daß es etwas Besseres gab als das Leben, das ich kannte. Ich wollte auch so glücklich werden wie der Zeuge Jehovas, der über das ganze Gesicht strahlte, während er von der Bibel sprach. Ich ließ meinen Verlobten kommen und sagte ihm, daß ich von nun an nach den Maßstäben der Bibel leben wolle. Wenn ich danach in Gefahr kam, mit meinem Verlobten wieder intim zu werden, rief ich mir jeweils die Lehren der Bibel in Erinnerung, und das gab mir Kraft, fest zu bleiben. Natürlich gefiel ihm meine neue Moral nicht, daher löste er die Verlobung auf, was mir nur recht war! Jetzt war ich frei und konnte ein neues Leben beginnen!
Ich konzentrierte mich ganz darauf, die Maßstäbe Jehovas Gottes kennenzulernen, und das bewirkte in mir eine große Veränderung. Ich begann, mit Personen Umgang zu pflegen, die gemäß diesen hohen Sittenmaßstäben lebten; und wie schön war es, mit solchen Menschen zusammen zu sein! Es waren Menschen, die ein sittenreines Leben führten, Menschen, bei denen der Sex nicht die Hauptrolle im Leben spielte. Es überraschte mich, unter ihnen sogar unverheiratete Männer und Frauen zu sehen, die glücklich und zufrieden waren.
Alle waren aufrichtig an mir und meinen Kindern interessiert. Sie unterstützten mich, wenn ich in Not war, mit Nahrung und Kleidung, ja sogar mit Geld. Als ich anfing, anderen von dem zu erzählen, was ich gelernt hatte, indem ich mich am Predigtdienst der Zeugen Jehovas beteiligte, hüteten einige in dieser Zeit jeweils meine Kinder. Sie taten alles, um mir zu helfen, echte Liebe zu Jehova zu entwickeln.
Beglückend war auch das Wissen, daß Jehova mir meine Vergangenheit vergeben hatte und mir jetzt auf vielerlei Weise half, ein reines Leben zu führen: durch sein Wort, die Bibel, in der gezeigt wird, wie wir handeln sollen; durch seine reine Organisation und durch die Gemeinschaft mit den christlichen Brüdern, die bestrebt waren, einander zu ermuntern, auf dem Weg des Lebens zu bleiben.
Nach einiger Zeit lernte ich einen Mann kennen, der mich später heiratete. Das war kurz nach meiner Taufe als Zeuge Jehovas. Wie glücklich war ich! Ich hatte einen Mann gefunden, der nicht nur bestrebt war, gottgefällige Liebe zu entwickeln, sondern der auch für mich und für meine Kinder sorgte. Zwei Jahre nach meiner Taufe heirateten wir.
Jetzt, vier Jahre nachdem ich begonnen hatte, Jehova zu dienen und nach seinen gerechten Maßstäben zu leben, und zwei Jahre nach meiner Hochzeit, kann ich ehrlich sagen, daß mein Leben eigentlich damals begann, als ich jenen Zeugen Jehovas auf der Straße traf.
Als ich anfing, nach göttlichen Grundsätzen zu leben, begann sich auch mein Verhältnis zu den Kindern zu bessern. Ich hatte meine Kinder immer gern gehabt, dennoch trieben mich mein Schuldgefühl und das Gefühl der Scham oft dazu, sie übermäßig zu strafen. Jetzt bilden wir eine geeinte Familie. Jetzt essen wir gemeinsam, spielen gemeinsam, besuchen gemeinsam die Zusammenkünfte und studieren die Bibel gemeinsam. Wie dankbar bin ich Jehova, daß ich eine Lebensform gefunden habe, die günstige Bedingungen für die Entwicklung der Liebe und des Friedens schafft und Geborgenheit innerhalb der Ehe bietet, eine Lebensform, in der die Liebe das tragende Element ist und die günstige Bedingungen schafft für die Entwicklung und das Heranreifen der Kinder.
Wie wahr sind doch die Worte Jesu: ,Die Wahrheit wird euch frei machen.‘“
Diese Erfahrung zeigt deutlich, welchen Einfluß das Wort Gottes auf das Leben der Menschen ausübt. Und welch eine Freude wird es sein, wenn die ganze Erde ‘erfüllt sein wird mit der Erkenntnis Jehovas, wie die Wasser das ganze Meer bedecken’. — Jes. 11:9.
In Gottes neuer Ordnung, die einziehen wird, nachdem das heutige verderbte System vernichtet sein wird (was bald geschehen wird), wird es keine Geschlechtskrankheiten mehr geben, keine unehelichen Geburten, keine unerwünschten Schwangerschaften und keine Abtreibungen, um solche Schwangerschaften loszuwerden. Auch Einrichtungen zur Betreuung lediger Mütter und ihrer Kinder werden nicht mehr notwendig sein, denn es wird keine ledigen Mütter mehr geben, und es werden auch keine unerwünschten Kinder mehr geboren werden. Dann werden Unehelichkeit und ihre tragischen Folgen für immer der Vergangenheit angehören!