Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g71 22. 6. S. 12-14
  • Ich war ein Guerillakämpfer

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Ich war ein Guerillakämpfer
  • Erwachet! 1971
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Ich schloß mich der EOKA an
  • Das Legen von Bomben
  • Erwischt mit belastendem Beweismaterial
  • Begegnung mit Jehovas Zeugen
  • Bibelstudium führt zu wahrer Freiheit
  • Wir flüchteten vor 50 Jahre alten Bomben
    Erwachet! 1998
  • Über fünfzig Jahre lang dem „Ruf nach Mazedonien“ gefolgt
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1996
  • Ich fand wahren Reichtum in Australien
    Erwachet! 1994
  • „Auf wessen Seite steht Gott?“
    Erwachet! 1985
Hier mehr
Erwachet! 1971
g71 22. 6. S. 12-14

Ich war ein Guerillakämpfer

EIN BERICHT, WIE ER DEM „AWAKE!“-KORRESPONDENTEN AUF ZYPERN ERZÄHLT WURDE

VON Kindesbeinen an wurde ich zu nationalistischem Denken erzogen. Man prägte mir ein, niemals zu vergessen, daß die Welt die Kultur von den Griechen empfangen habe und daß ich ein griechischer Zypriot sei. In der Schule paukte der Geschichtslehrer mit uns die Berichte über tapfere Helden, die sich 1821 im Aufstand gegen die Türken hervortaten; er erzählte uns ihre Taten mit großer Begeisterung.

Auch zu Hause wurde ich zu nationalistischem Denken erzogen. Aber ich wurde auch in der Religion erzogen, denn mein Vater war Geistlicher der griechisch-orthodoxen Kirche. „Wir sind Griechen, und wir möchten frei sein“, sagte mein Vater immer wieder.

Damals war Zypern unter britischer Herrschaft. Mir wurde eingeprägt, daß wir frei würden, wenn es uns gelänge, die Engländer, die wir als Tyrannen ansahen, von unserer Insel zu vertreiben. Ich wurde gelehrt, die Engländer zu hassen.

Am 1. April 1955 begann die EOKA (Nationale Organisation zypriotischer Kämpfer) ihre Tätigkeit. Das Ziel dieser Organisation bestand darin, durch Sabotageakte an militärischen Einrichtungen, Terrorakte und Anschläge auf Engländer zu erreichen, daß sie unsere kleine Insel verließen. Dann würden wir frei sein! Freiheit — das Wort war für meine Ohren eine liebliche Melodie.

Es erfüllte mich mit Stolz, wenn ich in der Zeitung über die Erfolge der männlichen und weiblichen Mitglieder der EOKA las. Von Herzen gern hätte ich zu diesen tapferen Leuten gehört, zu diesen Patrioten — aber wie war das möglich? Eines Tages ging mein Wunsch in Erfüllung.

Ich schloß mich der EOKA an

Die EOKA war eine Organisation unter der Führung eines Mannes namens Digenis, der auf Zypern eine Art Sagengestalt war. Diese Organisation hatte einen stellvertretenden Kommandeur und einige Abteilungsführer, einen für jede Ortschaft. Ferner gab es viele Gruppenführer. Ich sollte bald einem Abteilungsführer vorgestellt werden.

Im Jahre 1957 — ich war damals fünfundzwanzig Jahre alt, verheiratet und hatte zwei Kinder — sprach mich ein EOKA-Abteilungsführer meines Wohnortes an, und ich hörte ihm aufmerksam und mit großem Respekt zu. Ja, ich wollte gerne ein aktives Mitglied dieser Organisation werden. Ich war ganz für die Sache, aber ich mußte dafür ausgebildet werden. Meine Ausbildung bestand im Erlernen der Herstellung von Bomben.

Nachdem ich das gelernt hatte, wurde ich als Gruppenführer eingesetzt. Ich hatte zweiunddreißig Mann unter mir. Endlich hatte ich mein Ziel erreicht!

Das Legen von Bomben

Wir mußten in unserem Versteck Zeitbomben und Minen herstellen. Unser Abteilungsführer befahl uns dann, wo wir sie legen sollten. Wir stellten sie so ein, daß sie zu der gewünschten Zeit explodierten und ihr Zerstörungswerk ausführten.

Eine große Schwierigkeit bestand jedoch darin, die Bomben von dem geheimen Ort, an dem wir sie herstellten, unauffällig zu der Stelle zu transportieren, wo sie explodieren sollten. Wir halfen uns, indem wir Koffer mit doppeltem Boden bastelten. Zwischen die beiden Böden packten wir die Bombe, und dann füllten wir den Koffer mit Kleidern und anderem. Wir achteten sorgfältig darauf, daß kein Kleidungsstück von uns dabei war, von Personen also, die die Aufgabe hatten, die Bombe zu legen.

Sollten Polizisten oder Angehörige der Armee uns anhalten und durchsuchen und dabei die Bombe finden, konnten wir uns immer herausreden, indem wir erklärten, der Koffer gehöre nicht uns, wahrscheinlich hätten wir aus Versehen einen falschen erwischt. Der Beweis dafür war die Tatsache, daß die Kleider im Koffer nicht uns gehörten.

Eines Tages erhielten wir den Befehl, in einem Saal eines Armeestützpunktes, wo ein englischer General mit seinen Offizieren eine Besprechung abhalten sollte, eine Zeitbombe zu legen. Einer meiner Männer, der auf diesem Stützpunkt arbeitete, machte einen zweiten Schlüssel für das Türschloß dieses Saales. Am folgenden Tag schlichen wir uns zum Armeestützpunkt, öffneten die Tür des Saales und legten die Zeitbombe. Sie explodierte zur gewünschten Zeit. Mindestens zehn Offiziere wurden getötet und einige weitere verletzt.

Dann erhielt ich den Befehl, in einem Flugzeug, das mit Angehörigen der Armee an Bord von Zypern abfliegen sollte, eine Zeitbombe zu legen. Es gelang uns, diese im Gepäck eines der Fluggäste unterzubringen. Aber der Abflug verzögerte sich, und die Bombe explodierte, noch bevor das Gepäck aus dem Flughafen zum Flugzeug befördert worden war.

Die Aufträge häuften sich, und jedesmal, wenn wir einen „Auftrag“ ausführten, kamen dabei drei bis vier Personen ums Leben oder wurden verletzt.

Ich mußte nicht nur stets damit rechnen, daß ich verhaftet und erhängt oder erschossen wurde, sondern es drohten noch weitere Gefahren. Einmal explodierte die Bombe nicht, die wir in der Nacht gelegt hatten. Einige meiner Männer und ich selbst arbeiteten aber an diesem Ort! Wir mußten darauf gefaßt sein, daß die ganze Belegschaft, auch ich und meine Männer, getötet würde, wenn die Bombe während der Arbeitszeit explodierte. Der Bombenräumtrupp erhielt einen anonymen Anruf, der die Situation rettete.

Erwischt mit belastendem Beweismaterial

Einmal wurde ich erwischt. Es war ein Wunder, daß ich mit dem Leben davonkam. Wir führten in unserem Auto einige zehn Zentimeter lange Eisenrohre mit, aus denen man Bomben verfertigen konnte. Da hielt die Militärpolizei uns an. Als die Polizisten unseren Wagen durchsuchten und die Eisenrohre fanden, schöpften sie Verdacht und funkten den Armeebehörden. Wir wurden verhaftet und einzeln in Gefängniszellen gesteckt. Dann begann das Verhör.

Doch jeder von uns erzählte dieselbe Geschichte: Einer unserer Mitfahrer arbeitete in einer Firma, die Eisenrohre verlegte. Wenn er jeweils eine Arbeit beendet hatte, sammelte er alle restlichen Rohrstücke zusammen, und wir halfen ihm nur, diese an seine neue Arbeitsstelle zu befördern. Die Armee überprüfte unsere Aussagen und stellte fest, daß sie glaubhaft waren.

Was mir jedoch Sorgen machte, waren nicht die Eisenrohre, sondern etwas, was weit belastender war. In unserem Wagen lag ein Brief von meinem EOKA-Abteilungsführer! Er enthielt Befehle für einen anderen Gruppenführer, und im Umschlag lagen fünfzehn Pfund Sterling. Ich sollte den Brief, in dem der inliegende Geldbetrag erwähnt wurde, diesem Gruppenführer überbringen.

Als die Militärpolizisten unseren Wagen durchsuchten, sah einer von ihnen den Umschlag. Er nahm ihn, öffnete ihn und sah die fünfzehn Pfund. Sie verschwanden in seiner Tasche. Würde er den Brief den Armeebehörden übergeben? Das war meine große Sorge. Wenn er das tat, war ich verloren. Wie konnte ich mich herausreden? Dieser Brief würde ihnen beweisen, daß ich ein Mitglied der EOKA war. Es kam mir zugute, daß dieser Armeepolizist so geldliebend war. Er behielt das Geld, und unter diesen Umständen konnte er den belastenden Brief nicht weitergeben. Ich war gerettet. Man verhörte mich lediglich drei Tage lang und behielt mich in dieser Zeit in Haft.

Begegnung mit Jehovas Zeugen

Da ich nationalistisch dachte, war ich auch religiös. Denn auf Zypern gehen Religion und Nationalismus schon lange Hand in Hand. Als einmal eine Lotterie veranstaltet wurde, um Geld für den Bau einer neuen griechisch-orthodoxen Kirche aufzubringen, beteiligte ich mich ebenfalls am Verkauf von Losen. In dem Betrieb, in dem ich arbeitete, war auch ein Zeuge Jehovas angestellt. Ich hatte schon oft gehört, wie er mit meinen Arbeitskameraden über Jehova sprach. Er hatte sogar auch schon mit mir gesprochen. Der Mann war mir sympathisch. Doch nach meiner Meinung hätte er etwas patriotischer sein müssen.

Dieser christliche Zeuge Jehovas sagte mir eines Tages, daß wir durch Gottes Königreich wahrhaft frei würden, nicht nur frei von einem fremden Joch, sondern auch frei von Krankheit und Tod. Einmal bat ich diesen Mann, ein Los zu kaufen. Er zeigte Verständnis für mich, äußerte sich auch lobend über meine Bemühungen, mich für etwas einzusetzen, was ich für ein christliches Werk hielt, doch lehnte er es ab, ein Los zu kaufen. Er sagte, er möchte mir auf eine andere Weise helfen. Er empfahl mir, ein Jahr lang die biblische Zeitschrift Der Wachtturm zu beziehen.

Ich nahm das Angebot an. Nach einigen Wochen kam die Zeitschrift mit der Post ins Haus. Aber da sie mich eigentlich nicht interessierte, nahm ich sie nicht einmal aus dem Umschlag, sondern legte sie so, wie ich sie erhielt, weg.

Eines Tages wollte der Zeuge meine Meinung über einen bestimmten Artikel wissen, der kurz zuvor im Wachtturm erschienen war. Der Artikel behandelte ein Thema, das mich wirklich interessierte. Aber da ich mich schämte, ihm zu sagen, daß ich die Zeitschrift jeweils nicht einmal aus dem Umschlag nahm, erklärte ich, ich würde ihm die Frage am folgenden Tag beantworten. Zu Hause suchte ich die Zeitschriften, die ich alle in eine Ecke geworfen hatte, durch und fand den Artikel. Als ich ihn las, fesselte er mich tatsächlich. Von da an hatte der Zeuge Jehovas jedesmal, wenn er mich traf, etwas Interessantes mit mir zu besprechen.

Bibelstudium führt zu wahrer Freiheit

Kurz danach erklärte ich mich einverstanden, daß bei uns zu Hause ein Bibelstudium durchgeführt würde. Ich wünschte, daß auch meine Angehörigen daran teilnähmen, denn langsam konnte ich erkennen, daß die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten in mir mächtiger waren als die Vaterlandsliebe. Ich lernte immer mehr über Gott, seinen Namen und sein Vorhaben kennen. Allmählich wurde es mir klar, daß man nicht glücklich werden konnte, indem man den Nationalismus förderte oder sich für irgendeine menschliche Regierung einsetzte. Ich war für die Regierung Jesu Christi, für Gottes Königreich. Wie dankbar war ich, daß man mir anhand der Bibel erklärte, warum Gott die Nationen so lange schalten und walten ließ und daß zu Lebzeiten unserer Generation der große Wechsel kommen werde, den wahre Christen schon lange sehnsüchtig erwarten. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten, als ich erfuhr, welch ein barmherziger Gott Jehova ist, bereit zu vergeben; und wenn einer nötig hatte, daß ihm vergeben wurde, dann war ich es!

Nach einigen wenigen Bibelstudien entschied ich mich für Gott und sein Königreich. Ich symbolisierte meine Hingabe an Jehova Gott, indem ich mich im Wasser taufen ließ. Danach sandte ich allen Männern, die unter mir gekämpft hatten, die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! Nur einer bekundete ein gewisses Interesse an der Botschaft der Bibel.

Heute bin ich wiederum ein „Gruppenführer“, aber von einer anderen Gruppe. Ich bin der leitende Prediger einer friedlichen Versammlung der Zeugen Jehovas. Ich arbeite wiederum mit etwa fünfunddreißig Personen zusammen. Und welch eine Freude ist es, gemeinsam mit ihnen in den Predigtdienst zu ziehen und der gastfreien und freundlichen Bevölkerung Zyperns die gute Botschaft zu überbringen, daß tausend Jahre Frieden nahen, ein Frieden, der durch die Königreichsregierung unter Jesus Christus herbeigeführt werden wird. (Offb. 20:4-6) Welche Freude ist es, meinen Landsleuten aus der Bibel vorzulesen, daß die Toten auferstehen werden und daß der wahre Gott, Jehova, bald ein neues System der Dinge herbeiführen wird, in dem die Menschen glücklich leben werden. — Offb. 21:1-4.

Ich habe jetzt die wahre Freiheit gefunden, nach der ich gesucht hatte. Wie dankbar bin ich jenem Zeugen Jehovas, der mir zeigte, worin der eigentliche Sinn des Lebens besteht!

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen