Beim Heranbilden von Jüngern das Herz ansprechen
„Aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ — Matth. 12:34.
1. Was schließt der Auftrag eines Christen alles ein, und was muß geschehen, damit er richtig erfüllt werden kann?
DER Auftrag des Christen besteht nicht nur darin, den Jünger in der biblischen Lehre zu unterweisen, sondern er sollte ihm auch Liebe, Wertschätzung, Demut, Glauben, ja alle Früchte des Geistes Gottes, die in Galater 5:22, 23 erwähnt werden, einpflanzen. Der Christ hat die Aufgabe, anderen zu helfen, ‘die alte Persönlichkeit abzulegen, die ihrem früheren Wandel entspricht und die gemäß ihren trügerischen Begierden verdorben wird, und erneuert zu werden in der Kraft, die ihren Sinn antreibt, und die neue Persönlichkeit anzuziehen, die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist’. (Eph. 4:20-24) Das erfordert mehr als nur ein Kopfwissen. Das Herz des Lernenden muß so angesprochen werden, daß es ihn veranlaßt, den Weg der Gerechtigkeit einzuschlagen.
2. Als was konnte das Herz bezeichnet werden, und warum müssen wir darauf achten was wir darin speichern?
2 Das Herz ist in Wirklichkeit so etwas wie ein Vorratshaus, in dem viele Dinge gespeichert werden können. Der Mensch kann in seinem Herzen gute und schlechte Dinge speichern. Beim Studium des Wortes Gottes, der Bibel, schöpft er aus der unermeßlichen Fülle des Vorratshauses Jehovas und füllt auf diese Weise seinen Vorrat mit guten Dingen auf, denn ‘Gott ist gut’. (Mark. 10:18) Durch Fernsehen, Kino, Theater, Zeitungen und Zeitschriften, die uns Verbrechen und unsittliche Handlungen vor Augen führen, können wir uns dagegen sehr leicht schlechte Gedanken und Ansichten zu eigen machen. Der eine oder andere mag dies zwar bestreiten, doch die Bibel mahnt uns zur Vorsicht mit den Worten: „Jeder Weg eines Mannes ist gerade in seinen Augen, aber Jehova wägt die Herzen.“ (Spr. 21:2) Jehova läßt sich nicht täuschen, wenn er unser Herz prüft, um festzustellen, was wir für Vorräte darin gespeichert haben. Was können wir darin speichern?
3. (a) Was sagte Jesus über das Herz? (b) Wie kann ein böses Herz verbessert werden?
3 Jesus Christus zeigte, daß ein Mensch in seinem Herzen viele böse Dinge speichern kann. Nachdem er zu den religiösen Schriftgelehrten und Pharisäern gesagt hatte, ihre Anbetung sei vergeblich, weil sie an ihren Überlieferungen festhielten, legte er ein Gleichnis dar, das im Bibelbericht wie folgt wiedergegeben wird: „Darauf rief er die Volksmenge herbei und sagte zu ihnen: ‚Hört zu und erfaßt den Sinn davon: Nicht was in seinen Mund hineingeht, verunreinigt einen Menschen; sondern was aus seinem Mund herauskommt, das verunreinigt einen Menschen.‘ Dann traten die Jünger herzu und sprachen zu ihm: ‚Weißt du, daß die Pharisäer Anstoß nahmen, als sie hörten, was du sagtest?‘ Als Antwort sagte er: ‚Jede Pflanze, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, wird entwurzelt werden. Laßt sie. Blinde Leiter sind sie. Wenn aber ein Blinder einen Blinden leitet, so werden beide in eine Grube fallen.‘ Darauf antwortete Petrus und sagte zu ihm: ‚Erkläre uns das Gleichnis.‘ Er sprach darauf: ‚Seid auch ihr noch ohne Verständnis? Merkt ihr nicht, daß alles, was in den Mund hineingeht, in die Eingeweide wandert und in den Abort ausgeschieden wird? Was dagegen aus dem Munde herauskommt, kommt aus dem Herzen, und dieses verunreinigt einen Menschen. Zum Beispiel kommen aus dem Herzen böse Überlegungen, Mordtaten, Ehebrüche, Hurereien, Diebstähle, falsche Zeugnisse, Lästerungen. Das sind die Dinge, die einen Menschen verunreinigen; aber ein Mahl mit ungewaschenen Händen einzunehmen, verunreinigt einen Menschen nicht.‘“ (Matth. 15:9-20) Nur die Macht des Wortes Gottes, die unmittelbar auf das Herz einwirkt, vermag die schlechten, wertlosen Dinge, die darin gespeichert sein mögen, zu verdrängen und durch die Frucht des Geistes Gottes, durch den wir ewiges Leben erlangen können, zu ersetzen.
UNSER SINN, EIN WEG ZUM HERZEN
4. Welchen Verbindungsweg zum Herzen gibt es unter anderem, und was sagte der Apostel Paulus darüber?
4 Wie kann in das Herz eines Menschen eine von christlichen Eigenschaften beherrschte Einstellung eingepflanzt werden? Mit den Worten: „Aus dem Herzen [kommen] böse Überlegungen“ zeigte Jesus, daß unser Sinn der direkteste Verbindungsweg zu unserem Herzen ist und daß der Mund gewissermaßen das Sprachrohr des Herzens ist. Aus unserem Sinn gehen Schlußfolgerungen hervor, und in unserem Sinn wird eine böse Handlung erdacht und geplant, bevor sie ausgeführt wird. Folglich muß zuerst auf den Verstand, auf den Sinn des Menschen eingewirkt werden, bevor das Herz gereinigt, geändert und auch behütet werden kann. Wollte der Apostel nicht gerade diesen Gedanken äußern mit den Worten: „Formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet durch die Neugestaltung eures Sinnes umgewandelt, damit ihr euch selbst vergewissern könnt, was der gute und annehmbare und vollkommene Wille Gottes ist.“? (Röm. 12:2) Der Sinn muß gestärkt werden durch Gedanken, die von Gott inspiriert sind.
5. (a) Welches ist die wichtigste Verbindung zu unserem Sinn? (b) Warum ist es vernünftig, das Herz mit guten Dingen zu füllen?
5 Der wichtigste Verbindungsweg zu unserem Sinn sind die Sinnesorgane. Was wir sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen, beeinflußt unweigerlich unseren Sinn. Wir sollten daher Gottes Wort sehen, indem wir die Bibel studieren, und es hören, indem wir Zusammenkünften beiwohnen, in denen es besprochen wird. Je mehr wir dieses tun und je mehr wir das Gelernte in die Tat umsetzen, desto größeren Nutzen ziehen wir daraus. Wenn wir das, was wir aus Gottes Wort lernen, anwenden, sind alle unsere Sinnesorgane beschäftigt. Das Herz wird angesprochen, und der Mund reagiert entsprechend, „denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund“. (Matth. 12:34) Ein Herz, das mit Gedanken aus dem Worte Gottes angefüllt ist, veranlaßt den Menschen, Gutes zu reden und Gutes zu tun. Aus dem Herzen gehen nicht nur die Kraft zur Bewahrung der Lauterkeit, die Treue zu göttlichen Grundsätzen und die Liebe zur Gerechtigkeit, sondern auch Freude, Liebe, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glauben, Milde und Selbstbeherrschung hervor. Auf diese Dinge muß das Herz derer gerichtet werden, die wir zu Jüngern heranbilden möchten, die die gleichen Eigenschaften aufweisen werden wie Christus. — Phil. 4:6-9.
DAS HERZ ANSPRECHEN DURCH EIN GUTES VORBILD
6. Welchen weiteren Verbindungsweg zum Herzen gibt es, und was sagt Paulus darüber?
6 Bevor wir andere heranbilden können, müssen wir an uns selbst arbeiten. Christus Jesus, der große Lehrer, hat uns ein vollkommenes Vorbild hinterlassen, dem wir nachfolgen sollten. (1. Petr. 2:21, 23) Selbstverständlich sollten die Menschen, in die wir christliche Eigenschaften einpflanzen möchten, diese Eigenschaften bei uns sehen. Der Apostel Paulus schrieb an Titus: „Ermahne fortgesetzt die jüngeren Männer, gesunden Sinnes zu sein, indem du dich selbst in allen Dingen als ein Vorbild vortrefflicher Werke erweisest.“ (Tit. 2:6, 7) Es gibt kaum etwas, was den Sinn eines Menschen mehr beeinflußt als ein gutes Vorbild. Wir sollten daher ein nachahmenswertes Vorbild sein. Paulus fürchtete sich nicht zu sagen: „Die Dinge, die ihr gelernt und auch angenommen und gehört und in Verbindung mit mir gesehen habt, diese setzt in die Tat um, und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“ (Phil. 4:9) Und an die Korinther schrieb er: „Werdet meine Nachahmer, so wie ich Christi Nachahmer bin.“ (1. Kor. 11:1) Wenn wir auf das Herz anderer einwirken und es beeinflussen möchten, müssen wir ein nachahmenswertes Vorbild sein. Sind wir das wirklich?
7. Warum hat das gute Vorbild eine bedeutende Wirkung auf das Herz?
7 Damit das Herz eines Menschen angesprochen wird, muß das, was wir lehren, mit dem übereinstimmen, was wir tun. Paulus schrieb: „Du aber, der du einen anderen lehrst, lehrst dich selbst nicht? Du, der du predigst: ‚Stiehl nicht‘, stiehlst du? Du, der du sagst: ‚Begehe nicht Ehebruch‘, begehst du Ehebruch? Du, der du Abscheu vor den Götzen zum Ausdruck bringst, beraubst du Tempel?“ (Röm. 2:21-24) Wir könnten diesen Gedankengang noch etwas fortsetzen und sagen: „Du, der du sagst: ‚Du solltest regelmäßig die Bibel lesen‘, liest du die Bibel regelmäßig? Du, der du sagst: ‚Du solltest nicht materialistisch werden‘ führst du ein üppiges Leben und schwelgst im Überfluß der materialistischen Welt?“ Wir sollten hieraus lernen, daß das, was gelehrt, was getan und was gesehen wird, miteinander übereinstimmen sollte. Das gute Vorbild muß vorhanden sein; nur dann werden die erforderlichen gottgefälligen Eigenschaften in das Herz eines Menschen eindringen.
DAS HERZ KORRIGIEREN DURCH ZUCHT
8. (a) Wieso hilft die Zucht, das Herz zu korrigieren? (b) Wie kann das Herz in Zucht genommen werden?
8 Es gibt noch einen anderen Verbindungsweg zum Herzen oder eine andere Möglichkeit, es anzusprechen. Jehova, der das Herz geschaffen hat, sagte: „Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verderbt ist es; wer mag es kennen? Ich, Jehova, erforsche das Herz und prüfe die Nieren, und zwar um einem jeden zu geben nach seinen Wegen, nach der Frucht seiner Handlungen.“ (Jer. 17:9, 10) Da das Herz so ist, muß der Lehrer auf Schwächen oder unchristliche Neigungen des Studierenden achten und sie ihm taktvoll vor Augen führen, damit sie durch Zucht korrigiert werden können. Ist der Lernende hochmütig und stolz? Ist er überkritisch und undankbar? Wie ist seine Herzenseinstellung? Der Lehrer prüft auch sein eigenes Herz auf diese Weise immer wieder, um wenn möglich festzustellen, ob irgendwelche Schlechtigkeit Wurzel zu schlagen beginnt. Achte dann, während das Bibelstudium fortschreitet, auf diese Schwächen und arbeite daran. Sei in dieser Hinsicht weder dir selbst noch dem Lernenden gegenüber nachsichtig, denn dies wäre keine Hilfe. Man ist leicht geneigt zu sagen: „Wir sind alle unvollkommen. Jeder von uns macht Fehler.“ Das stimmt; aber Fehler können korrigiert werden, wenn man sich entsprechend bemüht. Es mag sein, daß wir andere darum bitten müssen, uns dabei zu helfen. Charakterschwächen können jedoch überwunden werden, sonst würde Gott uns nicht auffordern, unsere Persönlichkeit nach dem Bilde seines Sohnes Jesus Christus zu gestalten. Wir sollten uns durch die Arglist des Herzens nicht zu dem Gedanken verleiten lassen, wir hätten es nicht nötig, uns zu ändern oder zu korrigieren. Das Herz des Lernenden wird durch die Belehrung in der Gerechtigkeit in Zucht genommen und indem man beharrlich darauf hinwirkt, daß es auf das, was recht ist, reagiert.
9. Welche Beispiele zeigen, daß es richtig ist, andere auf ihre Schwächen hinzuweisen, und wozu führt die Befolgung der Ratschläge, die damit in Verbindung gegeben werden?
9 Achte deshalb auf die schwachen Stellen im Glauben des Lernenden. Gott warnte Kain und sagte ihm, was er tun sollte. „Wird es nicht Erhebung geben, wenn du darangehst, gut zu handeln? Wenn du aber nicht darangehst, gut zu handeln, so kauert die Sünde am Eingang, und nach dir steht ihr tiefes Verlangen; und wirst du, ja du, die Herrschaft über sie erlangen?“ (1. Mose 4:7, NW) Jesus Christus hatte die Schwäche des reichen jungen Vorstehers erkannt und sagte deshalb zu ihm: „Geh, verkaufe deine Habe und gib den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben.“ (Matth. 19:21) Doch weder Kain noch der junge Reiche befolgten den guten Rat, der ihnen gegeben wurde. Unzählige andere dagegen hörten auf guten Rat und wurden Diener Gottes.
WIE MAN DAS HERZ BEHÜTET
10, 11. (a) Wie behüten wir das Herz? (b) Welche Rolle spielt unsere Einstellung beim Behüten des Herzens?
10 Das Herz ändert sich, wenn man sich systematisch und entschieden bemüht, Fehler dem Worte Gottes entsprechend zu korrigieren. Auf diese Weise behüten wir auch das Herz. Wir müssen Gottes Wort regelmäßig studieren. Dadurch fließt unserem Sinn und unserem Herzen ununterbrochen die Wahrheit zu. Auch das Gebet ist notwendig, denn dadurch nahen wir uns Gott, und Gott naht sich uns. Darüber hinaus müssen wir lernen, über Gottes Wort, das heißt über Gottes Aussprüche und Verheißungen, nachzusinnen, denn dadurch beschäftigen wir uns mit guten Gedanken. Die Predigttätigkeit gibt uns schließlich Gelegenheit, unsere Freude und andere Empfindungen auszudrücken. Bemühe dich deshalb ernstlich, nach christlichen Grundsätzen zu handeln, um die Frucht des Geistes hervorzubringen.
11 Wir tun auch gut, auf unsere Einstellung anderen Personen, gewissen Orten oder Dingen gegenüber zu achten. Wir sollten auf andere auferbauend wirken und stets positiv denken. Das hilft uns, die guten Seiten unserer Brüder — nicht nur ihre Schwächen — zu sehen. Dann werden wir auch die Liebe zum Ausdruck bringen, die auferbaut, die Liebe, die von Gottes Wort, von seiner Organisation und von den Brüdern im allgemeinen jederzeit lobend spricht. Wir sind dann eine Empfehlung für die Predigttätigkeit und die Zusammenkünfte des Volkes Gottes und zeigen unsere Freude, in diesen „letzten Tagen“ seine Diener zu sein.
VORBILDER DER STANDHAFTIGKEIT
12. Was sagt die Bibel und die Geschichte über die Leiden und die Standhaftigkeit der Christen, und wieso preisen wir die glücklich, die ausgeharrt haben?
12 Die Geschichte berichtet, daß Christen eingekerkert, auf dem Scheiterhaufen verbrannt, vor ihren Kindern enthauptet und in Abgründe gestürzt wurden, daß man ihre Häuser und ihre Dörfer niederbrannte, ihren Frauen die Kleider vom Leibe riß und sie schändete, ja daß man ihre unschuldigen Kinder hinmordete. Der Apostel Paulus erklärte: „In jeder Weise empfehlen wir uns als Gottes Diener, durch das Ausharren in vielem, in Drangsalen, in Notlagen, in Schwierigkeiten, bei Schlägen, in Gefängnissen, bei Unruhen, bei mühevollen Arbeiten, in schlaflosen Nächten, bei Mangel an Nahrung.“ (2. Kor. 6:4, 5) In demselben Brief spricht Paulus von seinen eigenen Leiden und davon, daß der Geist Gottes jeder Situation gewachsen sei. (2. Kor. 11:23-28) So unglaublich es klingen mag, aber selbst heute, im zwanzigsten Jahrhundert, gibt es Menschen, die solche Prüfungen und Leiden erduldet haben. Gottes Geist ist aber auch heute jeder Prüfung gewachsen, die über einen Menschen gebracht werden kann. Deshalb kann auch heute gesagt werden: „Seht, wir preisen die glücklich, die ausgeharrt haben“, denn sie können sich auf Gottes Verheißung, daß er ihnen ewiges Leben geben wird, verlassen. — Jak. 5:11; Offb. 2:10.
VERFOLGT WEGEN IHRER NEUTRALITÄT
13. (a) Warum mußten Diener Gottes wegen ihrer Neutralität leiden? (b) Wozu hat dies geführt?
13 Christen mischen sich nicht in die Politik dieser Welt ein, denn sie sind kein Teil dieser Welt. (Joh. 17:16; Jak. 1:27; 4:4) Da sie von Gott beauftragt sind, sein Königreich zu predigen, können sie nicht auf das Verlangen einer weltlichen Obrigkeit aufhören, Gott zu dienen. (2. Kor. 3:5; Apg. 4:18-20; 5:27-29) Jesus Christus selbst nahm kein politisches Amt an, als er auf Erden war. Auch seine Fußstapfennachfolger vermieden jede Einmischung in die Politik. In dem Buch On the Road to Civilization, A World History (Auf dem Weg zur Zivilisation; eine Weltgeschichte) heißt es: „Die Christen weigerten sich, gewisse Pflichten, die den römischen Bürgern oblagen, zu erfüllen. ... Sie lehnten es ab, ein politisches Amt zu bekleiden.“ Auch in dem Buch World History, The Story of Man’s Achievements (Weltgeschichte; der Bericht über die Heldentaten des Menschen) lesen wir: „Eifrige Christen dienten nicht in der Armee und lehnten es ab, ein politisches Amt zu bekleiden.“ Wegen ihrer neutralen Haltung beschworen die Christen immer wieder den Zorn des Römischen Reiches gegen sich herauf. Ihr Glaubensgebäude war aber so stark, daß es den Anstürmen ihrer wütenden Feinde standhielt. Wir preisen heute die glücklich, die ausgeharrt haben.
14. Welche Gruppe von Menschen hat in der Gegenwart viele Leiden erduldet, und wie ist es ihnen dabei ergangen?
14 Über die Gegenwart wurde in der Zeitschrift Adult Student (Der Student) in einem Artikel, betitelt: „Die Urkirche“, unter anderem folgendes gesagt: „Jehovas Zeugen haben mit den ersten Christen mehr Ähnlichkeit als die Anhänger der anerkannteren Glaubensgemeinschaften.“ Auch Jehovas Zeugen haben wegen ihrer Neutralität schon viel leiden müssen. Die Nationalsozialisten, die dafür bekannt waren, daß sie es meisterhaft verstanden, den menschlichen Willen zu brechen, versuchten verzweifelt, die Zeugen Jehovas so weit zu bringen, daß sie ihre christliche Neutralität aufgaben, aber ihre Versuche scheiterten kläglich. Die treuen Zeugen Jehovas hielten an ihrer Lauterkeit gegenüber ihrem Gott fest. In dem Bestseller Der SS-Staat wird unter anderem gesagt: „Zu Kriegsbeginn wurden im KL [Konzentrationslager] Sachsenhausen die Bibelforscher [Zeugen Jehovas] aufgefordert, Wehrdienst zu leisten. Auf jede Weigerung hin wurden zehn aus ihren Reihen erschossen. Nach vierzig Opfern gab es die SS auf. ... Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die SS psychologisch mit dem Problem der Bibelforscher nicht ganz fertig wurde.“ Die Gerichtsbarkeit eines totalitären Staates kann Jehovas Diener einsperren und quälen, wenn Jehova es zu einem Zeugnis zuläßt, aber keine Instanz kann Jehovas Geist einsperren, der diese Menschen zu Überwindern macht. Jehovas Zeugen haben bewiesen, daß sie Eigenschaften in ihrem Herzen haben, die ihnen helfen, in Prüfungen auszuharren, so daß sie die Rettung erlangen.
15. Warum wurden Jehovas christliche Zeugen in Malawi grausam mißhandelt, und welchen Glauben haben sie bewiesen?
15 Im Oktober 1967 löste die Weigerung der Zeugen Jehovas, einer bestimmten Partei beizutreten und sich durch eine Parteimitgliedskarte auszuweisen, in Malawi, einem Land in Zentralafrika, eine grausame Verfolgungswelle aus. Unzählige Frauen der Zeugen Jehovas wurden vergewaltigt. Vierzig von ihnen waren schwanger. Sie wurden so schlimm mißhandelt, daß jede von ihnen eine Fehlgeburt erlitt. Da sie sich weigerten, eine Parteimitgliedskarte zu kaufen, wurden sie geschlagen und geschändet, und ihr Eigentum wurde zerstört. Präsident Banda von Malawi gelang es jedoch nicht, die Zeugen zu veranlassen, ihre Lauterkeit aufzugeben und ihren Gott Jehova zu verleugnen. Das Herz war ihre Triebkraft. Es waren in ihnen echte christliche Eigenschaften herangebildet worden.
16. (a) Welche weiteren Prüfungen mußten Jehovas Zeugen in Malawi erdulden? (b) Welche Fragen sollten wir uns stellen, und warum?
16 In Ntifinyire Village wurde ein Zeuge Jehovas, der sich weigerte, eine Parteimitgliedskarte zu kaufen, von Bandas Jugendlichen erst geschlagen, und dann nahmen sie ein Messer und brachten ihm rund um Arme und Beine und auch am Kopf viele Schnittwunden bei. Anderen Zeugen wurden fünfzehn Zentimeter lange Nägel in die Füße getrieben und Fahrradspeichen durch die Beine gestochen, und dann forderte man sie auf zu laufen. Wieder andere wurden gequält, indem man ihnen ein brennendes Stück Holz gegen ihre Arme, ihre Beine, ihren Kopf und ihren ganzen Körper preßte. Sie weigerten sich aber trotz dieser qualvollen Folterungen, ihre religiöse Überzeugung aufzugeben oder ihren Gott Jehova zu verleugnen. Könntest du in einer solchen Prüfung ausharren? Du magst eines Tages einer solchen Prüfung deines Glaubens gegenüberstehen. Wird dein Glaube standhalten?
VERFOLGT VON FAMILIENANGEHÖRIGEN
17. Welche Leiden mußten Ehefrauen und Ehemänner erdulden, auf welche Verheißung können sie vertrauen, und warum?
17 Schon in den Tagen Christi gab es Ehefrauen, die wegen ihres christlichen Glaubens die Gegnerschaft ihres ungläubigen Mannes ertragen mußten, und Ehemänner, die aus demselben Grund die Gegnerschaft ihrer ungläubigen Frau ertragen mußten, und heute ist es noch genauso. In den Vereinigten Staaten drohte ein Mann seiner Frau, er werde sie verlassen, wenn sie nicht aufhöre, die Bibel zu studieren. Nachdem sie über ein Jahr viel Kummer und Herzeleid ertragen hatte, ging bei ihrem Mann eine Sinnesänderung vor sich. Kurz danach ließ sie sich als Zeuge Jehovas taufen. In Bremerton (Washington) ertrug ein Ehemann geduldig die Gegnerschaft seiner Frau. Nach einiger Zeit ging bei ihr eine Sinnesänderung vor sich, und jetzt studieren beide gemeinsam die Bibel. Als in New York ein Trinker und Kettenraucher seine schlechten Gewohnheiten aufgab, war seine Frau keineswegs zufrieden mit dem Wandel, der in ihrem Mann vorgegangen war. Sie war wütend und warf ihm vor, von „seiner neuen Religion“ verhext worden zu sein. Sie ärgerte sich vor allem deshalb, weil sie zwölf Jahre lang vergeblich versucht hatte, ihn dazu zu bewegen, seine schlechten Gewohnheiten abzulegen. Jetzt, nachdem es ihm mit Hilfe des Geistes Gottes schließlich gelungen war, sich zu bessern, mißfiel ihr dies, und sie unternahm alles, was in ihrer Macht stand, um seine Lauterkeit zu erschüttern, ja sie wurde sogar tätlich. Dann stellte sie ihm eines Tages ein Ultimatum: Er sollte zwischen ihr und Jehova wählen. Natürlich entschied er sich für Jehova und für seinen Dienst. Von dem Moment an weigerte sie sich, ihm die Wäsche zu waschen und für ihn zu kochen. Als dies seine Lauterkeit nicht erschütterte, verließ sie ihn. Er hat viel ertragen, und wir preisen die glücklich, die ausharren. Er weiß, daß ihm die Zukunft noch viele Schwierigkeiten bringen wird. Kein Zeuge Jehovas entgeht Prüfungen, solange die gegenwärtige böse Welt besteht und Satan noch nicht gebunden ist. Ein Problem mag aber noch so groß sein, Gottes Geist ist ihm doch gewachsen. Der Apostel Paulus gibt uns die Zusicherung: „Gott ... ist treu, und er wird nicht zulassen, daß ihr über das hinaus versucht werdet, was ihr ertragen könnt, sondern mit der Versuchung wird er auch den Ausweg schaffen, damit ihr sie zu erdulden vermögt.“ (1. Kor. 10:13) Angesichts dieser Verheißung können wir unser ganzes Vertrauen zuversichtlich auf Jehova setzen. — Spr. 3:5-7.
18. (a) Warum muß die Fähigkeit auszuharren in das Herz eingepflanzt werden? (b) Welche Hoffnung können wir hegen, wenn wir diese Fähigkeit fördern?
18 Die Fähigkeit auszuharren ist unbedingt notwendig. Diese Fähigkeit muß in unser Herz eingepflanzt werden, wenn wir als Gott hingegebene, getaufte Jünger Christi die „große Drangsal“ überleben sollen. Wir benötigen sie nicht nur, um die feurigen Prüfungen zu überleben, die jetzt und in der „großen Drangsal“ über uns kommen mögen, sondern auch, um in der von Gott geschaffenen gerechten neuen Ordnung auf der Erde zu leben. (Matth. 24:21, 22) Gegen die guten Dinge, die Gottes Geist bewirkt, gibt es kein Gesetz, und sie werden auf unabsehbare Zeit bestehenbleiben. Jehova, der den Riesen-Mammutbaum mit seiner fast unbegrenzten Lebensdauer erschaffen hat, hat auch dafür gesorgt, daß wir als seine vernunftbegabten Geschöpfe durch sein Wort, seinen Geist und seine Organisation die Fähigkeit erlangen können auszuharren, um errettet zu werden. Wenn wir diese Fähigkeit in unser eigenes und in das Herz der Menschen einpflanzen, mit denen wir die Bibel studieren, um ihnen zu helfen, Gott hingegebene, getaufte Jünger Christi zu werden, wird uns das kostbarste Gut verliehen werden: endloses, unbegrenztes Leben.