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Die Ernährung des Säuglings — Welches ist die beste Methode?Erwachet! 1973 | 22. Oktober
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Die beste Methode
Das alles zeigt ganz deutlich, daß die Ernährung des Säuglings, wie sie der Schöpfer des Menschen vorgesehen hat, die beste Methode ist. Brustkinder sind die am besten genährten Kinder, und das Stillen ist auch für die Mutter von Nutzen.
Die heutigen Fabrikpräparate für die Säuglingsernährung sind ebenfalls von großem Wert. Wenn die Mutter stirbt oder wegen Krankheit oder aus einem anderen Grund das Kind gar nicht oder nicht voll stillen kann, ist es möglich, das Kind mit der Flasche aufzuziehen. Aber diese Methode ist, wie zugegeben wird, nicht die beste. In der Schweiz erhalten Mütter, die ihre Kinder zehn Wochen lang stillen, eine Prämie. Das geschieht, um zum Stillen anzuregen.
Es ist die persönliche Angelegenheit der Eltern, wie sie ihr Kind ernähren möchten, aber wenn man über die Sache aufgeklärt ist, mag das einem helfen, richtig zu entscheiden.
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Kupfer — seit langem ein Diener des MenschenErwachet! 1973 | 22. Oktober
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Kupfer — seit langem ein Diener des Menschen
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Zaire
KUPFER dient den Bedürfnissen des Menschen bereits seit Tausenden von Jahren. Tubal-Kain, der schon vor der Flut der Tage Noahs, die vor über 4 300 Jahren stattfand, lebte, wird in einem alten Geschichtsbericht als ein „Schmied von jeder Art von Kupfer- und Eisenwerkzeugen“ bezeichnet. Ebenso sagt ein alter Bericht über das Land Israel, daß es ein Land war, „dessen Steine Eisen sind und aus dessen Bergen du Kupfer gewinnen wirst“. (1. Mose 4:22; 5. Mose 8:9) Auch hier in Afrika haben die Eingeborenenvölker schon in der fernen Vergangenheit Kupfer gefördert und geschmolzen.
Kupfer kommt in reiner Form, als Klumpen, nur selten vor. So war es für die Menschen in alter Zeit nicht einfach, Kupfer zu gewinnen. Nachdem sie den Erdboden und die Steine weggeräumt hatten, benutzten sie primitive Werkzeuge, um die kupferhaltigen Erze abzubauen und zu zermahlen. Dann mußte das Erz geschmolzen werden, damit sich das Kupfer von den anderen Bestandteilen trennte.
Bis ins zwanzigste Jahrhundert haben die Eingeborenen in Shaba (Republik Zaire)a das Kupfer aus dem edelsteinartigen grünen Erz Malachit gewonnen. Im neunzehnten Jahrhundert produzierten die verschiedenen Stämme zwischen neun und vierzehn Tonnen Kupfer pro Jahr. Alles war Handarbeit. Wir wollen uns jetzt einmal ansehen, wie diese Menschen Kupfer gewannen.
Wie die Eingeborenen Kupfer förderten und schmolzen
Die drei Stämme, die sich besonders mit dem Kupferbergbau befaßten, waren die Bayeke im Osten, die Basanga im Landesinneren und die Baluba im Westen. Der Kupferbergbau war für diese Völker ein heiliger Beruf. Ein Zauberer leitete die Arbeit. Jede Gruppe hatte ihre Berufsgeheimnisse, ihre Traditionen und ihre abergläubischen Riten.
Im Mai, zu Beginn der Trockenzeit, begann man mit dem Abbau. Die Ernte war zu dieser Zeit schon eingebracht
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Ich bin als Hindu aufgewachsenErwachet! 1973 | 22. Oktober
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Ich bin als Hindu aufgewachsen
IM Jahre 1968 verließ ich die Vereinigten Staaten, wo ich ein College besuchte, um die Ferien bei meinen Angehörigen in Jamnagar (Indien) zu verbringen. Einige meiner Freunde hatten mir zu Ehren ein großes Essen veranstaltet; auch Swami Trivenipuri, der Guru meines Vaters, war anwesend. Nach dem Essen sprach er vom höchsten Gott und von dessen Verhältnis zu Trimurti, der hinduistischen Götterdreiheit, und erklärte, was die drei Antlitze der Dreiheit darstellten. Darauf fragte ich ihn:
„Handelt es sich bei den Bildern, die die Hindus verehren, nicht lediglich um Götzen? Ist es gut oder schlecht, solche Bilder zu verehren?“
Er entgegnete: „Es ist sehr gut, weil sie Vorstufen zu dem höchsten Gott sind.“
Darauf fragte ich: „Sind die Statuen nicht Hindernis, mit dem höchsten Gott in ein gutes Einvernehmen zu gelangen? Glauben nicht die meisten Menschen, die Bilder seien Götter?“
„Das glauben nur die Ungebildeten“, entgegnete er und setzte seine Darlegungen fort. Ich war mit seiner Antwort jedoch nicht einverstanden. Ich wußte, daß meine Mutter nicht ungebildet war, denn sie hatte Jura studiert. Und doch sagte sie jeweils, wenn sie in den Tempel ging, daß sie Gott durshan würde. Durshan ist ein Wort aus der Gudscharati-Sprache und bedeutet „sehen“. Das war ihr Verständnis von der Sache; sie ging in den Tempel, um Gott zu sehen; das sagte sie, weil sich dort der Stein oder das Götterbild befand. Ich weiß, daß meine Mutter glaubte, das Götterbild selbst sei heilig, denn sie lehrte mich, es als etwas Heiliges zu betrachten.
Zu meinen frühesten Erinnerungen gehören die Besuche des Bhidbhanjan-Tempels, der nicht weit von unserer Wohnung entfernt war. Ich bin von klein auf in der Hindureligion erzogen worden. Noch ehe ich gehen konnte, nahm mich meine Mutter mit in den Tempel.
Im Alter von fünf oder sechs Jahren fing ich an, allein in den Tempel zu gehen. Jeden Tag suchte ich, wenn ich von der Schule heimkam, vor dem Abendessen noch den Tempel auf. Manchmal ging ich zu Fuß, manchmal fuhr ich mit dem Fahrrad. Bevor ich den Tempel betrat, zog ich die Schuhe aus. Es war für mich stets ein erhebendes Erlebnis, umgeben von so vielen Göttern meine Andacht zu verrichten. Ich empfand immer eine tiefe Ehrfurcht und das Bedürfnis anzubeten.
In dem ziemlich kleinen Raum, in dem es keine Sitzgelegenheiten gab, kniete ich vor dem Bild des Gottes Schiwa nieder und wiederholte mehrmals seinen Namen. Ich betete still zu diesem Gott und bat ihn darum, mir in der Schule zu helfen, damit ich gute Noten bekäme, mir Vater und Mutter gesund zu erhalten, sowie um andere Dinge. Im Tempel spricht niemand laut, nicht einmal die Priester.
Ich verweilte stets ungefähr zehn Minuten im Tempel. Dann kehrte ich in unser etwa fünf Häuserblocks weit entfernt liegendes Haus zurück, um das Abendessen einzunehmen.
Mein Elternhaus in Jamnagar
Mein Elternhaus heißt Villa Mukund. Es befindet sich in der Swaminarayanstraße in Jamnagar, einer Stadt mit rund 150 000 Einwohnern. Das Haus hat über zwanzig Zimmer und ist so groß wie ein halber Häuserblock. In diesem Haus kam ich im Jahre 1946 zur Welt. Zu unserer Familie gehörten außer meinen Eltern vier weitere Kinder, Mädchen und Jungen, sowie der Großvater.
Als ich noch ein Kind war, bekleidete mein Großvater in dem indischen Staat Saurastra, der jetzt zu dem indischen Bundesstaat Gujarat gehört, das Amt eines Landwirtschaftsministers. Obwohl mein Vater Jura studiert hatte, betätigte er sich nicht als Jurist, sondern stieg in ein Geschäftsunternehmen ein und wurde Mitbesitzer von zwei Fabriken — einer in Bombay und einer anderen in Jamnagar.
In unserem Haus gab es einen langen, schmalen Raum oder Tempel, in dem viele Götterbilder standen. Bevor wir diesen Raum betraten, nahmen wir ein Bad. Ich wurde gelehrt, mich mit verschränkten Beinen vor die Götterbilder zu setzen und eine völlige Gedankenleere herbeizuführen. Meine Eltern erklärten mir, man könne das unter anderem dadurch erreichen, daß man den Namen eines Gottes ständig wiederhole, zum Beispiel: „Hare Krischna, Hare Krischna.“
Einige Zeit danach erhielt ich eine braune Perlenkette, die ähnlich aussah wie ein katholischer Rosenkranz. Der Zweck dieser Gebetsschnur bestand darin, jedesmal den Namen Gottes auszusprechen, wenn man eine Perle weiterschob.
Mein Wunsch, Gott kennenzulernen
Obwohl ich diese vorgeschriebenen religiösen Handlungen regelmäßig ausführte, hatte ich nicht das Empfinden, Gott zu kennen. Ich fragte mich: Ist Gott eine wirkliche Person? Was ist sein Wille in bezug auf die Menschen? Während meiner Kindheit wurden mir diese Fragen nicht beantwortet.
Hindu-Eltern sind gewöhnlich nicht in der Lage, ihre Kinder in ihrem Glauben zu unterweisen. Meine Mutter bemühte sich jedoch, das zu tun; aber im Grunde genommen trug das nur dazu bei, daß die Unklarheit bei mir noch größer wurde. Sie lehrte mich zum Beispiel, abends, bevor ich schlafen ging, vor meinem Bett niederzuknien und mein Gebet mit den Worten einzuleiten: „O Gott!“ Doch ich fragte mich, wer dieser Gott sei, denn unsere Wohnung war mit Dutzenden von Götterbildern geschmückt; in jedem Zimmer standen mehrere.
Während meiner Kindheit hatte ich keine Gelegenheit, Religionsunterricht zu besuchen. In Indien gibt es für die große Mehrheit der über 400 Millionen Hindus keine Möglichkeit, im Hinduismus unterwiesen zu werden. Die Hindutempel sind keine Stätten religiöser Unterweisung. Die Priester, die dort tätig sind, sind keine Religionslehrer. Ihre Aufgabe besteht lediglich darin, den Tempel und das Tempelgelände in Ordnung zu halten, morgens die Türen und Tore zu öffnen und abends zu schließen, den Göttern Weihrauch zu opfern und die Gaben der Tempelbesucher entgegenzunehmen.
Die Hindupriester werden auf keiner Schule für ihr Amt ausgebildet. Das Amt eines Priesters vererbt sich vom Vater auf den Sohn. Für einen Europäer mag es unbegreiflich klingen, doch es ist eine Tatsache, daß die Hindupriester ihre Religion nicht besser kennen als der Durchschnittshindu. Über Gott wissen sie nichts, und deshalb konnten sie meinen Wunsch, mir zu helfen, Gott kennenzulernen, nicht erfüllen.
Das Leben nach dem Tode
Die Hauptlehre des Hinduismus ist die Lehre von der Seelenwanderung. So sagte Swami Wiwekananda, einer der größten Weisen des Hinduismus: „Die Menschenseele ist ewig und unsterblich ... Von einer Geburt zur andern und einem Tod zum andern steigt die Seele zu einer höheren Existenz auf oder sinkt auf eine niederere Existenz ab.“
Diese Anschauung wird jedem Hindu durch tägliche religiöse Pflichten sowie Sitten und Bräuche eingeprägt. Meine Mutter streute zum Beispiel Futter für die Vögel aufs Dach. Erklärend sagte sie zu mir: „Diese Vögel mögen die Seelen verstorbener Personen sein, die wir gekannt haben. Und sie werden dankbar dafür sein, daß wir gut zu ihnen sind.“
In Jamnagar ziehen viele Kühe ungehindert durch die Straßen. Ich erinnere mich an ein Erlebnis, das ich im Alter von etwa sechs Jahren hatte. Unser Hoftor stand aus irgendeinem Grund offen, und einige Kühe kamen herein. Es war meine Aufgabe, sie zu vertreiben. Ich nahm ein Brett und schlug damit eine der Kühe, damit sie sich in Bewegung setze. Meine Mutter schimpfte mich deshalb aus. „Man darf keine Kuh schlagen! Kühe sind heilig!“ sagte sie, denn sie glaubte, daß in den Kühen die Seele von Verstorbenen wäre.
Weil die Hindus allen Lebewesen mit großer Ehrfurcht begegnen, entstehen manchmal Probleme oder tun die Hindus Dinge, die schwer zu erklären sind. Für europäische Begriffe sind die Mausefallen, die die Hindus verwenden, sonderbar. Sie sehen aus wie kleine Schachteln, und sobald die Maus den Köder fressen will, schnappt die Tür zu, und die Maus ist lebendig gefangen. Wenn wir eine Maus gefangen hatten, sagte meine Mutter jeweils zu mir, ich solle sie auf die Straße tragen und dort freilassen. Ich kann mich erinnern, daß ich einmal zu ihr sagte: „Aber dann kommt sie doch wieder in unser Haus.“ Darauf sagte meine Mutter, ich solle sie mehrere Häuserblocks von unserem Haus entfernt freilassen.
Ein großes Problem bilden die Fliegen und andere Insekten. Während wir aßen, mußte jemand stets die Fliegen verscheuchen. Dabei wurde darauf geachtet, daß keiner Fliege etwas geschah, sondern man war lediglich bestrebt, sie von den Speisen zu verscheuchen — der Grund für diese Handlungsweise war der Glaube, daß in jeder Fliege die Seele eines Verstorbenen lebe.
Auch ich glaubte an die Lehre von der Seelenwanderung und daß das Ziel darin bestehe, mit jeder Wiedergeburt eine höhere Stufe zu erreichen. Wenn mein Großvater und ich abends auf dem Dach unseres Hauses saßen, sprach er gelegentlich von der Erreichung des Nirwanas, das man sich als Aufhören der individuellen Existenz oder als Aufgehen in den Weltgeist dachte. Diese schwer zu verstehende Auffassung war mir bestimmt keine Hilfe, Gott kennenzulernen. Im Gegenteil, für mich wurde alles in Verbindung mit Gott nur noch verworrener.
Könnte ein Guru mir helfen?
Die Lehre vom Nirwana überzeugte mich davon, daß ich mich intensiver mit dem Hinduismus beschäftigen sollte. Das bedeutete, daß ich von einem Guru oder Privatlehrer unterwiesen werden mußte. Ich kann mich noch daran erinnern, wie mein Vater einen Guru aussuchte. Er lud verschiedene Gurus ein, uns zu besuchen. Sie kamen zum Mittag- oder Abendessen, und anschließend entwickelten sie ihre Gedanken. Manchmal hörte ich zu, obwohl ich damals noch sehr jung war. Schließlich entschied sich Vater für den, der ihm am besten gefiel.
Ein Guru ist ein Lehrer, der in den heiligen Schriften des Hinduismus bewandert ist. Er wird ein Guru, nachdem er einem Guru als Jünger gedient hat. Gurus sprechen gewöhnlich nicht mit ungebildeten Hindus, weil sie meinen, diese Personen würden ihre Lehren nicht verstehen. Mein Vater und mein Großvater, die beide von einem Guru in den heiligen Schriften des Hinduismus unterwiesen worden waren, hatten daher einen anderen Gottesbegriff als die ungebildeten Hindus.
Manchmal sprachen sie von einem Gott, der nichts mit den Götterbildern zu tun hätte; sie legten dar, daß die Götterbilder eigentlich keine Götter seien. Ich kann mich noch erinnern, daß ich einmal mit meinem Großvater auf dem Dach unseres Hauses saß und er über Trimurti, die Götterdreiheit, bestehend aus Brahma, Wischnu und Schiwa, sprach. „In Wirklichkeit sind diese drei Götter nur ein Gott“, sagte er. „Es gibt nur einen höchsten Gott.“
Doch mir erschien alles widerspruchsvoll, besonders auch deshalb, weil mein Großvater und mein Vater dennoch vor den Götterbildern niederknieten und davor ihre Andacht verrichteten. Ich dachte, eines Tages würde ich das verstehen, denn ich wollte den wahren Gott wirklich kennenlernen. Doch inzwischen galt es, sich auf die Schule zu konzentrieren, denn meine Eltern wünschten, daß ich eine gute Ausbildung erhielt.
Meine Ausbildung
Meine Eltern legten großen Wert auf eine gute Ausbildung. Ich war erst zwei Jahre alt, als sie für mich einen Lehrer anstellten. Es war der Rektor der Grundschule. Mit vier Jahren konnte ich gut lesen und schreiben. Als ich das schulpflichtige Alter von sechs Jahren erreichte und in die Schule eintrat, kam ich gleich in die vierte Klasse.
Mit vierzehn Jahren machte ich am Nawanagar-Gymnasium in Jamnagar das Abitur. Darauf besuchte ich zwei Jahre lang das bekannte Elphinstone-College in Bombay, einer Stadt, die fast 600 Kilometer von Jamnagar entfernt liegt. In diesem College wurde ich auf das Universitätsstudium in den Vereinigten Staaten vorbereitet.
Im Jahre 1962 flog ich in die Vereinigten Staaten und begann an der Bucknell-Universität in Pennsylvanien zu studieren. Nach einiger Zeit durfte ich als Hilfsassistent tätig sein und hatte dafür die Vorlesungen frei. Ich erhielt für Fächer wie Mathematik, Thermodynamik, Strömungslehre und Physik von allen Studenten jener Universität die besten Noten.
Nachdem ich vier Jahre an der Bucknell-Universität studiert hatte, studierte ich zwei Jahre lang an der Universität von New Hampshire. Dort war ich als Assistent tätig und unterrichtete in Thermodynamik und Strömungslehre, wofür ich monatlich 200 Dollar erhielt, und außerdem hatte ich wiederum die Vorlesungen frei. Da ich wöchentlich nur ein paar Stunden Unterricht gab, konnte ich mich in der übrigen Zeit meinen wissenschaftlichen Studien widmen.
Danach besuchte ich noch die Universität von Colorado in Boulder, wo ich ebenfalls als Assistent tätig war. Auch an dieser Universität mußte ich für die Vorlesungen nichts bezahlen und erhielt monatlich 250 Dollar, denn ich gab Unterricht am Analogrechner und befaßte mich mit Forschungen auf dem Gebiet der neuen Wissenschaft, Holographie genannt.
In den Jahren, in denen ich studierte, erwarb ich mir viel weltliches Wissen. Aber mein Wunsch, mehr über Gott kennenzulernen, erfüllte sich nicht. Ich dürstete immer noch danach, den Gott kennenzulernen, der uns das Leben gegeben und unser wunderbares Gehirn geschaffen hat. Im September 1966 geschah dann etwas, was mich veranlaßte, unermüdlich nach einer Möglichkeit zu suchen, Gott kennenzulernen.
Gott kennenlernen
Ich war auf dem Weg zur Universität von New Hampshire, wo ich mein Studium fortsetzen wollte, als ich meinen Bruder mit meinem Besuch überraschte. Er hatte eine junge Amerikanerin geheiratet und wohnte nun in Elmira (New York). An jenem Abend hatte meine Schwägerin zwei Zeugen Jehovas eingeladen, Männer, die in der Bibel versiert waren. Bis dahin hatte ich noch nichts von Jehovas Zeugen gehört und auch noch nie einen Blick in eine Bibel geworfen. In Indien hatte ich mich nie mit einem Christen unterhalten. Und auch auf der Bucknell-Universität hatte ich mit niemandem über Religion gesprochen. Das war also mein erster Kontakt mit dem Christentum.
Die beiden Zeugen erwähnten, daß die Bibel einen vorzüglichen Einfluß auf den Lebenswandel der Menschen ausübe. Doch wir, mein Bruder und ich, waren anderer Meinung. Ich machte sie auf die furchtbare Vergangenheit des sogenannten Christentums aufmerksam; die beiden Weltkriege hätten in sogenannt christlichen Ländern begonnen und in sogenannt christlichen Ländern sei die Kriminalität und Unmoral größer als im hinduistischen Indien.
Zu meiner Überraschung gaben mir die beiden Zeugen recht. Sie machten keinen Versuch, die Christenheit zu verteidigen. Sie sagten lediglich, die Christenheit sei unchristlich — das heißt, sie setze sich über die Lehren Jesu Christi hinweg — und sei deshalb von Gott verworfen worden. Sie behaupteten, Jehovas Zeugen hätten nichts mit der Christenheit zu tun, sie würden sich nicht an ihren Kriegen beteiligen und würden sich auch von ihrem Unrechttun fernhalten. Sie erschienen mir so aufrichtig, daß ich dachte, an dem, was sie sagten, müsse etwas Wahres sein.
Im Laufe des Gesprächs erkannte ich, daß die Zeugen offenbar nach Grundsätzen handelten. Ich dachte bei mir, ich hätte ja auch Grundsätze. Doch ich wußte, daß ich als Hindu sie so drehen und wenden konnte, daß mit ihnen sozusagen alles, was ich tun wollte, zu rechtfertigen war. Sogar mein Vater hatte gesagt, daß hinduistische Geschäftsleute im allgemeinen unehrlich seien, sie könnten aber aufgrund ihrer religiösen Grundsätze ihre Unehrlichkeit rechtfertigen.
Das Gespräch, das wir an jenem Abend führten, beunruhigte mich. Die Zeugen schienen von dem, was sie glaubten, so überzeugt zu sein.
Ich machte mich auf die Suche nach den Zeugen
Meine Gedanken drehten sich immer noch um dieses Gespräch, als ich in der Universität von New Hampshire, in Durham, ankam. Ich stand am Sonntag früh auf, setzte mich ins Auto und fuhr los. Ich hielt in jeder Ortschaft an und suchte im Telefonbuch nach Jehovas Zeugen. Aber erst in Manchester (New Hampshire) fand ich sie im Telefonbuch verzeichnet. Ich rief an, und die Stimme, die antwortete, schien die eines älteren Mannes zu sein; er gab mir die Adresse des nächsten Königreichssaales und sagte, daß die Zusammenkunft um 14 Uhr beginnen würde.
Wie man mich an jenem Nachmittag behandelte, setzte mich in größtes Erstaunen. Fast jeder begrüßte mich und gab mir zu verstehen, daß ich willkommen sei. Nach der Zusammenkunft lud mich ein Grieche in seine Wohnung zum Abendessen ein.
Bald waren wir in ein Gespräch vertieft. Die Zeugen sprachen davon, daß unter der Regierung des Königreiches Gottes ganz andere Verhältnisse auf der Erde herrschen, würden. Der Hinduismus kennt keine Lehre, nach der sich die Verhältnisse auf der Erde bessern würden. Dem Hindu wird nur gelehrt, daß er durch eine bessere Wiedergeburt persönlich Fortschritte machen könne. Die Zeugen Jehovas zeigten mir jedoch, wo in der Bibel gesagt wird, daß die Erde durch eine göttliche Regierung zum Paradies werden würde. Ferner ließen sie mich die göttlichen Verheißungen lesen, nach denen es keinen Krieg und kein Verbrechen, aber auch keine Krankheit und keinen Tod mehr geben würde. Das beeindruckte mich tief.
Es hatte schon Mitternacht geschlagen, als ich wegging. Man hatte mir den Namen des vorsitzführenden Aufsehers der Versammlung der Zeugen Jehovas gegeben, die der Universität am nächsten war.
In der darauffolgenden Woche rief ich den Zeugen an, und er erbot sich an, zu mir zu kommen und mit mir jede Woche unentgeltlich die Bibel zu studieren. Ich konnte es kaum glauben, denn in Indien muß man die Unterweisung durch einen Guru teuer bezahlen. Ich nahm sein Angebot bereitwillig an.
Unsere ersten Gespräche drehten sich um die Person Gottes, etwas, was mich schon lange interessierte. Anhand der Bibel wurde mir gezeigt — was ich bereits glaubte —, daß die Götterbilder keine Götter sind. Ich war überrascht, zu erfahren, daß auch in den Kirchen der Christenheit eine Trinität verehrt wird, ein Gott in drei Personen; das klang ganz ähnlich wie die Lehre von der hinduistischen Götterdreiheit Trimurti. Es war jedoch wohltuend, zu erfahren, daß Gott, der Höchste, kein dreieiniger Gott ist.
Die Tatsache, daß Gott einen Namen hat, beeindruckte mich besonders tief. Ich erfuhr, daß dieser Name Jehova lautet. Das trug dazu bei, daß ich besser begriff, wer Gott war. Er war nun nicht mehr in ein Geheimnis gehüllt. Im Verlaufe meines Studiums erkannte ich deutlich, daß Gott eine reale, jedoch unsichtbare Person ist.
Dem Hindu wird gelehrt, Gott habe den Menschen geschaffen. Aber das war sozusagen alles. Ich hatte nie erfahren, warum er uns gemacht hat oder warum die üblen Zustände bestehen. Jetzt erhielt ich eine Antwort auf meine Fragen. Ich erfuhr, daß es vor langer Zeit unter den Geschöpfen Gottes zu einem Aufruhr kam und daß Gott Zeit eingeräumt hat, um gewisse Streitfragen, die entstanden, zu klären. Ich erfuhr, daß die dafür eingeräumte Zeit bald abgelaufen ist und Jehova binnen kurzem das Böse beseitigen und ein gerechtes neues System errichten wird. Das war gewiß eine gute Botschaft!
Als Hindu hatte ich stets geglaubt, der Mensch habe eine unsterbliche Seele, die nach dem Tod des Körpers weiterlebe. Nach einigen Gesprächen erkannte ich jedoch, daß diese Anschauung verkehrt ist und daß die Bibel recht hat, wenn sie sagt, die Seele sterbe. Ich erfuhr aber auch, daß die Toten nicht ohne Hoffnung sind. Gott kann und wird sie auferwecken. Die Verheißung der Bibel, daß die Toten auferweckt würden, leuchtete mir ein. Nun wurde ich von der großartigen Hoffnung erfüllt, Angehörige, die mir der Tod entrissen hatte, wie meinen lieben Großvater, hier, auf der Erde, wiederzusehen.
Warum ich jetzt der Bibel glaube
Es mag merkwürdig erscheinen, daß jemand, der als Hindu erzogen worden ist, in dieser Weise über die Lehren der Bibel spricht. Aber sogar der berühmte Hindu Mahatma Gandhi sagte: „Ich habe mich bemüht, die Bibel zu erforschen. In meinen Augen gehört sie zu meinen Schriften.“ Durch meine Studien habe ich erkannt, daß man allen Grund hat, der Bibel zu glauben.
Einen tiefen Eindruck hat zum Beispiel auch die Tatsache auf mich gemacht, daß in der Bibel nichts Unwissenschaftliches und keine Mythen gelehrt werden, was man von den Lehren des Hinduismus nicht sagen kann. Schon vor fast 3 000 Jahren wurde in der Bibel richtig gesagt, daß die Erde rund sei, während die Menschen früher im allgemeinen glaubten, sie wäre eine Scheibe. (Jes. 40:22) Im Altertum glaubte man auch, daß die Erde von Säulen gestützt werde, die Atlas halte. In der Bibel dagegen lesen wir: „Er ... hängt die Erde auf an nichts.“ (Hiob 26:7) Da ich wissenschaftlich orientiert war, beeindruckte mich die wissenschaftliche Genauigkeit der Bibel tief.
Ferner halfen mir die biblischen Prophezeiungen, die sich immer genau erfüllen, zu erkennen, daß das, was in der Bibel geschrieben steht, Wahrheit ist. Soviel ich weiß, enthalten die hinduistischen Schriften keine Prophezeiungen. In der Bibel dagegen wurden viele Geschehnisse vorhergesagt, die sich dann genauso, wie sie prophezeit worden waren, abspielten. Was wir jetzt, während der gegenwärtigen Generation, erleben bzw. erlebt haben — Kriege, Hungersnöte, Krankheiten, Jugendkriminalität usw. —, ist eine bemerkenswerte Erfüllung biblischer Prophezeiungen. — Matth. 24:3-14; 2. Tim. 3:1-5.
Zu erwähnen sind auch die vorzüglichen Ratschläge der Bibel, die, wenn man sie anwendet, einem helfen, glücklich zu leben. In der Bibel wird den Männern zum Beispiel folgendes ans Herz gelegt: „Ihr Ehemänner, fahrt fort, eure Frauen zu lieben ... Ebenso sind die Ehemänner verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber.“ Und ist eine Frau nicht eine vorzügliche Gattin, wenn sie die Ermahnung beherzigt: „Die Ehefrauen seien ihren Männern untertan wie dem Herrn.“? — Eph. 5:22-28.
Wir, meine Frau und ich, sind Gott dankbar für seine Ratschläge, die wir in der Bibel finden und die uns helfen, eine glückliche Ehe zu führen. Die Bibel gibt praktische Anleitung auf vielen Gebieten, und auch das ist ein Grund, warum ich zu der Überzeugung gekommen bin, daß sie wirklich das Wort Gottes ist.
Gott zu kennen bringt noch weitere Freuden
Nach einiger Zeit gab ich mich Gott hin und symbolisierte diese Hingabe durch die Wassertaufe. Es beglückt mich tief, zu dem Gott beten zu können, den ich von meiner Kindheit an gern gekannt hätte. Auch ist es eine große Freude, auf der ganzen Erde viele Freunde zu haben, die sich von dem leiten lassen, was dieser große Gott in seinem Wort, der Bibel, sagt.
Es macht mich außerdem glücklich, das Gute, das ich über Gott erfahren habe, weiterzuerzählen und anderen zu helfen, diesen Gott ebenfalls kennenzulernen. Von Herzen gern habe ich auch als ein Ältester in der Christenversammlung der Zeugen Jehovas meinen Glaubensbrüdern und -schwestern geistigen Beistand geleistet, denn es ist so, wie Jesus Christus sagte: „Beglückender ist Geben als Empfangen.“ — Apg. 20:35.
Ich denke oft an meine Angehörigen und meine Altersgenossen in Indien, mit denen ich aufgewachsen bin. Würden sie doch nur die Bibel zur Hand nehmen und nachprüfen, welch wunderbare Verheißungen sie enthält! Die Wahrheit zu kennen würde sie ebenfalls glücklich machen.
Ich weiß, daß mein Großvater sich bemühte, Verhältnisse zu schaffen, die nur in Gottes gerechtem neuem System möglich sein werden. Ich freue mich darauf, ihn wiederzusehen, wenn er auferstehen wird. Er wird überglücklich sein, zu sehen, daß Armut, Bedrückung und Krankheit von der Erde verschwunden sein werden. Wie schön wird es dann sein, vielleicht die Gelegenheit zu haben, gemeinsam zum Dach des Hauses emporzusteigen, wie wir es zu tun pflegten, und über Jehova Gott, den Höchsten, zu sprechen und über all das Großartige, was er für die Menschheit getan hat! — Eingesandt.
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