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g72 8. 1. S. 20-23

Indianer in Panama — ein Blick in die Vergangenheit

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Panama

ES SIND mehr als 450 Jahre her, seit Christoph Kolumbus, Vasco de Balboa und andere Weiße erstmals ihren Fuß auf diese Landenge, die an den südamerikanischen Kontinent anschließt, setzten. Sie kamen dort mit bronzefarbenen Eingeborenen zusammen, die in einer malerischen Tropengegend lebten.

Von Anfang an haben die Indianer der Herrschaft der Weißen widerstanden und ihre Unabhängigkeit und einfache Lebensart bewahrt. Die entlegenen und oft fast undurchdringlichen Dschungelgegenden Panamas haben den Indianern die Isolierung ermöglicht, die sie wünschen. Aber statt die einzigen Bewohner des Landes zu sein, sind sie jetzt den Fremden zahlenmäßig weit unterlegen. Von Panamas fast eineinhalb Millionen Einwohnern machen die Indianer nicht mehr als 5 Prozent aus; es sind vielleicht etwa sechzigtausend.

Um die Indianer wirklich kennenzulernen, muß man sie in ihrer natürlichen Heimat besuchen. In meinem Dienst als Prediger der Zeugen Jehovas hatte ich dazu mehrmals Gelegenheit. Ich will euch von einigen dieser Besuche berichten.

Die Chocó

Die Chocó haben lange Zeit die pfadlosen Regenwälder von Darién, der südlichsten Provinz Panamas, bewohnt. Um das Jahr 1510 wurde in Darién auf der Atlantikseite eine Kolonie gegründet, und der Forscher Balboa wurde dort Gouverneur. Als er von den Indianern etwas über ein „Meer“ auf der anderen Seite der Landenge hörte, hieben sich er und etwa zweihundert Leute ihren Weg durch dieses dichtbewachsene Gebiet, und am 25. September 1513 erblickten sie den Pazifischen Ozean.

Die wichtigste Niederlassung der Chocó ist jetzt die Stadt Garachine auf der pazifischen Seite. Meine Frau und ich sind vor einigen Jahren mehrmals dort gewesen, um einen Prediger der Zeugen Jehovas zu besuchen. Wir blieben mehrere Tage und beteiligten uns daran, den Chocó, die dort und in der Umgebung wohnen, zu predigen. Es war ein unvergeßliches Erlebnis. Es ist erstaunlich, daß wir, obwohl wir nur etwa 240 Kilometer von der modernen Hauptstadt Panama entfernt waren, mit Menschen zusammenkommen konnten, die noch ziemlich so leben, wie sie zur Zeit Balboas lebten.

Die Chocó sind nicht groß, aber die Männer sind gut gebaut und können recht grimmig erscheinen. Obwohl diejenigen von ihnen, die weit im Innern des Landes leben, dafür bekannt sind, daß sie Eindringlingen widerstehen, und zwar mit Blasrohren und Giftpfeilen, wurden wir von denen, mit denen wir zusammenkamen, nicht so empfangen. Wir gaben bei einigen sogar biblische Schriften ab.

Die Häuser der Chocó stehen im allgemeinen 1,20 bis 1,50 Meter hoch auf Pfählen über dem Boden. Häufig werden sie in der Nähe des Strandes gebaut; das Dach wird mit Palmblättern gedeckt, und der Fußboden wird aus Rohr hergestellt. Rundherum sind sie offen. Einige niedrige Bänke sind fast die einzigen Einrichtungsgegenstände. Gekocht wird in schwarzen Eisentöpfen, die über einem Holzfeuer auf Steine gestellt werden. Uns fiel auf, daß Fisch, Reis und Gemüsebananen den Hauptteil der Nahrung der Chocó zu bilden scheinen.

Ihre Art der Kleidung ist der Inbegriff der Einfachheit — etwas peinlich, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Die Frauen tragen nichts als ein paar Meter Stoff, den sie um den Unterkörper geschlungen haben und der noch nicht einmal vom Bauchnabel bis zu den Knien reicht. Die Männer tragen noch weniger — nur ein einfaches Leinentuch.

Sie baden sich im Ozean oder in einem Fluß, wie sie es immer getan haben. Wenn die Frauen ins Wasser gehen, heben sie ihren Rock allmählich an, bis sie ihn schließlich, wenn ihnen das Wasser bis zur Taille reicht, ganz ausziehen. Sie rollen ihn zusammen und legen ihn sich auf den Kopf, bis sie mit dem Baden fertig sind. Wenn sie dann das Wasser verlassen, geht der Vorgang umgekehrt vor sich, und sie treten gebadet und angekleidet auf den weißen Sand!

Die Cuna

Ebenfalls im südlichen Teil Panamas, aber auf der atlantischen Seite, leben die Cuna. Einige leben auf dem Festland, doch die meisten bewohnen den Archipel von San Blas. Diese Inseln erstrecken sich etwa hundertsechzig Kilometer entlang der Küste, fast bis nach Kolumbien hin. Eine dort übliche Redensart lautet: „Sie sind zahlreicher als die Tage des Jahres.“ Und das stimmt, denn es gibt etwa vierhundert dieser Inseln.

Viele befinden sich nur etwa eineinhalb Kilometer vom Festland entfernt. Sie haben ungefähr die gleiche Höhe; sie ragen kaum genug aus dem blaugrünen Ozean heraus, um nicht von den Brechern überschwemmt zu werden. Ihr weißer, mit eleganten Palmen geschmückter Strand sieht wirklich einladend aus! Einige der Inseln sind sehr klein, nicht größer als fünfundachtzig Quadratmeter. Aber selbst auf kleinen Inseln mögen Hunderte von Indianern wohnen.

Die hier lebenden Cuna bilden weitgehend eine Nation für sich, die verbissen an ihrer Unabhängigkeit und Reinheit der Rasse festhält. Die Frauen reisen selten in die Städte des Festlandes, und wenn sie es tun, werden sie vom Vater oder Ehemann begleitet. Es ist bisher üblich gewesen, die Inseln nach Sonnenuntergang für Fremde zu sperren. Ein Cuna jedoch, der Zeuge Jehovas ist, hat auf den Inseln gepredigt, und einige Indianer haben die biblische Wahrheit angenommen.

Ein Mann, der in der Nähe auf dem Festland wohnt und einige Dorfhäuptlinge kennt, war so freundlich, mich auf einige Inseln zu begleiten. Es war wirklich interessant, persönlich zu sehen, wie diese Menschen leben.

Die Cuna sind klein; die Männer werden selten größer als 1,63 Meter, und die Frauen sind sogar noch kleiner. Ihre Größe scheint dem begrenzten Raum auf ihren Inseln angemessen zu sein. Einen beträchtlichen Teil ihrer Nahrung bekommen sie aus dem Meer. Aber der Hauptlieferant für ihren Unterhalt ist die Kokospalme. Sie liefert nicht nur die Zahlungsmittel für den Handel, sondern auch Nahrung, etwas zu trinken, Obdach, Brennmaterial und andere notwendige Dinge. Kein Wunder, daß sie als Baum des Lebens angesehen wird.

Die Männer kleiden sich einfach; im allgemeinen tragen sie Hosen aus dunklem Stoff und kurze weiße oder gelbe Hemden. Die Frauen haben buntere und kunstvollere Kleidung. Ihre Röcke sind aus farbenfrohem Stoff, den sie um sich schlingen und an der Taille zusammenstecken. Aber ihre Blusen, molas genannt, fallen besonders ins Auge. Es kommt jedes denkbare Muster und jede Farbe vor. Die Frauen tragen auch große scheibenförmige Ohrringe und goldene Nasenringe.

Die Kinder dagegen tragen nichts. Das ist praktisch, denn sie verbringen einen großen Teil ihrer Zeit damit, mit dem Meer vertraut zu werden. Es soll keinen vierjährigen Jungen geben, der nicht schwimmen kann. Mit jungen Mädchen wird etwas gemacht, was sehr schmerzhaft sein muß. Es werden ihnen Perlenschnüre unterhalb der Waden fest um die Beine gewickelt, und von Zeit zu Zeit werden diese Schnüre fester gezogen. Dadurch wird das Wachstum des Unterschenkels eingeschränkt, was man wohl für schön hält.

Als wir auf einer der Inseln ankamen, stellten wir mit Überraschung fest, daß gerade Festlichkeiten im Gange waren. Es ging laut und fröhlich zu. Wir erfuhren, daß diese Festlichkeiten zu den Pubertätsriten für ein junges Mädchen gehörten. Man hatte von anderen Inseln Leute eingeladen, und es gab viel zu essen. Man war eigens nach der auf dem Festland gelegenen, über hundertzwanzig Kilometer entfernten Stadt Colón gefahren, um einen Rumvorrat zu holen.

Das Mädchen, so erfuhr ich vom Dorfhäuptling, war in einem besonderen Teil des Hauses seiner Eltern eingeschlossen worden. Mehrere Tage lang hatte man es zeremoniell gebadet, indem man es mit Wasser übergossen hatte. Am Ende dieses Rituals wurde ihm das lange Haar abgeschnitten. Dann stellte man es als heiratsfähiges Mädchen vor.

Ich erfuhr, daß dem Mädchen gestattet wird, seinem Vater zu sagen, welchen jungen Mann es gern heiraten würde. Der Vater unterrichtet dann den Betreffenden von den Wünschen seiner Tochter. Der junge Mann mag zwar den Antrag annehmen, doch wird er auf eine Probe gestellt.

Der Schwiegervater bringt ihn zum Festland, wo er einen großen Baum aussucht. Dann verlangt er von dem jungen Mann, diesen Baum zu Brennholz zu machen und dann mit dem Kanu zu der Insel zu schaffen, auf der die Familie wohnt. Während er damit beschäftigt ist, geht die Braut in sein Haus und holt alles, was er besitzt, in ihre Wohnung. Wenn der junge Mann das Brennholz geholt hat, wird er in der Wohnung willkommen geheißen, wo er bis zum Tode seines Schwiegervaters bleiben wird; danach kann er sein eigenes Haus gründen.

Die Guaymí

Als Kolumbus zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts hier eintraf, kam er mit den Guaymí zusammen und trieb Handel mit ihnen. Sie waren zuerst freundlich, leisteten aber Widerstand, als die Weißen nicht abzogen. Daher hielten Kolumbus und seine Leute El Quibián, einen Häuptling der Guaymí, als Geisel fest. Aber er entkam und führte seine Krieger in einem Angriff an, bei dem einige Mitglieder der Expedition getötet wurden, so daß die Gruppe im April 1503 abfahren mußte. In den folgenden Jahren widerstanden die Guaymí weiter den Übergriffen auf ihr Gebiet.

Auf diese Weise sind die Guaymí von der modernen Zivilisation verhältnismäßig unberührt geblieben, obwohl einige eine normale Arbeit aufgenommen und sich mehr oder weniger in die Gesellschaft Panamas eingegliedert haben. Ihr Gebiet im nördlichen Panama nimmt einen ausgedehnten Teil des entlegenen Hochlandes sowie einige Küstengegenden der Provinz Bocas del Toro ein. Etwa 35 000 an der Zahl, bilden sie die volkreichste Indianergruppe, und sie sind größer als die Cuna.

Die Frauen sind mit langen, weiten Röcken bekleidet, und die Männer ziehen sich im allgemeinen ähnlich an wie andere, nichtindianische Bewohner Panamas. Viele Männer folgen jedoch dem eigentümlichen Brauch, ihre oberen und unteren Schneidezähne so zu feilen, daß sie den Zähnen einer Handsäge gleichen.

Unter den verschiedenen indianischen Volksgruppen haben die Guaymí bei weitem am günstigsten auf die Predigttätigkeit der Zeugen Jehovas reagiert. Erst letztes Jahr hatte ich die Freude, eine Woche lang in einem entlegenen Dorf der Guaymí zu Besuch zu sein, in dem die meisten Familien Zeugen Jehovas sind. Mein Begleiter und ich flogen von der Stadt Panama nach Changuinola, und dort nahmen wir einen Zug nach Almirante. Den letzten Teil der Reise zu unserem Ziel, dem Dorf Cayo de Paloma, legten wir mit dem Kanu zurück.

Dort erwartete uns am Strand eine Gruppe Indianer, die uns halfen, uns gleich wie zu Hause zu fühlen. Eine ganze Familie zog aus ihrem Haus, das aus zwei Zimmern bestand, und sagte: „Unser Haus ist jetzt eure Wohnung.“ Eine Frau zeigte ihre Gastfreundschaft, indem sie Essen zubereitete und es uns brachte. Während unseres Besuches sollte eine neu errichtete christliche Versammlungsstätte der Bestimmung übergeben werden, eine Hochzeit stattfinden und eine Taufe durchgeführt werden.

Am Sonnabendmorgen kamen fünf Indianer, jeder mit seiner Gefährtin und seinen Kindern, um ihre Eheverbindung in Übereinstimmung mit den biblischen Erfordernissen legalisieren zu lassen. Sie lauschten der biblischen Ansprache, in der der Zweck der christlichen Ehe sowie die damit verbundenen Aufgaben und Pflichten erklärt wurden. Aber vor dem gegenseitigen Gelöbnis gingen die fünf Frauen, nachdem sie kurz miteinander geflüstert hatten, alle plötzlich weg. Von meiner Bestürzung wurde ich schnell befreit. Sie waren nur weggegangen, um sich für die Hochzeit anzukleiden! Nach zehn Minuten kamen sie alle in strahlend weißen Kleidern, doch barfuß, der Reihe nach herein. Sie nahmen Platz, und die Ehen wurden gesetzlich geschlossen.

Etwas später wurden drei dieser Personen sowie zwei weitere als Jünger Jesu Christi in den Wassern des Ozeans, der sie mit einem großen Teil ihres Lebensunterhalts versorgt, getauft. So haben sie sich vielen anderen Indianern Panamas angeschlossen, die sich Gott hingegeben haben und ihm dienen.

Nach der Taufe aßen wir zu Mittag. Indianische Jäger brachten ein Wildschwein, andere gingen mit Speeren auf Tauchjagd und sorgten für Fisch. Einige Familien brachten Hähnchen und eine Familie ein Hausschwein. Wieder andere kamen mit Reis, Gemüse- und Obstbananen sowie Yucca von ihren Farmen. Die meisten Anwesenden setzten sich auf die Erde oder in den neuerrichteten Saal und aßen mit den Händen.

Dann versammelten wir uns, um den Saal der Bestimmung zu übergeben. Aus allen Richtungen kamen die Leute herbei, bis es 189 waren; alle außer meinem Reisegefährten und mir waren Guaymí! Wir dankten Jehova, dem Schöpfer des Menschen, gemeinsam dafür, daß „Gott nicht parteiisch ist, sondern daß ihm in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar ist“. — Apg. 10:34, 35.

Wenn man die Indianer Panamas besucht ist es wirklich so, als würde man einen Blick in das Leben lang vergangener Zeiten werfen. Aber als wir uns nach unserem Besuch bei den Guaymí auf die Heimreise machten, mußte ich einfach über die Einheit und Brüderlichkeit nachdenken, die ein Verständnis des Wortes Gottes, der Bibel, unter den Völkern trotz ihrer unterschiedlichen Vergangenheit und verschiedenen Bräuche bewirken kann.

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