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Erwachet! 1970
g70 22. 10. S. 13-16

Einige Eindrücke von der Expo 70

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Japan

„FORTSCHRITT UND HARMONIE FÜR DIE MENSCHHEIT“ — das war das Motto der Expo 70. Die Ausstellung wollte zeigen, daß die Vereinigung des westlichen Fortschritts mit orientalischer Harmonie den Schlüssel zu einer schöneren Welt bildet. Hat die Expo 70 dieses Ziel erreicht? Wir haben sie besucht, um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten.

Es war ein schöner sonniger Tag, an dem wir rings um das über drei Millionen Quadratmeter große Ausstellungsgelände fuhren und den Wagen dann auf dem riesigen Parkplatz neben Hunderten von anderen Wagen abstellten. Wir waren eine Stunde bevor die Pforten der Ausstellung geöffnet wurden, da, doch die Besucher standen an den Kassen bereits Schlange. Beim Haupteingang erhob sich der futuristische 60 Meter hohe „Sonnenturm“.

Als wir zum Ausstellungspavillon der Sowjetunion kamen, stand bereits eine so lange Reihe Menschen davor, daß wir etwa drei Stunden hätten warten müssen, bis wir ihn hätten besichtigen können. Daher gingen wir weiter und stellten uns vor dem Eingang des englischen Pavillons an. Wir mußten nur fünf Minuten warten, bis wir hineinkonnten. In diesem Pavillon sahen wir viel Interessantes. Mit Hilfe von Filmen und Dias wurde uns Leben, Industrie, Kunst und Geschichte Großbritanniens nahegebracht. Wir wurden mit den neuesten Fortschritten auf wissenschaftlichem Gebiet vertraut gemacht, ferner sahen wir die modernsten Düsenmaschinen und Hubschrauber, auch erfuhren wir etwas über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Medizin sowie auf anderen Gebieten.

An dem Tag, an dem wir die Ausstellung besichtigten, betrug die Gesamtbesucherzahl 300 000. Hier und da beobachteten wir Gruppen von Besuchern, die bunte Schärpen und „Expo-Mützen“ trugen, wie sie von Pavillon zu Pavillon eilten. Um eine einzigartige nicht überdachte Halle, die zum brasilianischen Pavillon gehörte, zu besuchen, mußten wir nicht warten. In dieser Halle konnte man unentgeltlich eine Tasse Kaffee trinken. Dann taten wir einen Blick in den hawaiischen Pavillon, wo die Besucher mit Liedern und Hulatänzen erfreut wurden. In den Toiletten mußte man nicht erst warten, und zur Überraschung der Besucher erklang darin leise Musik.

Von einer Band temperamentvoll vorgetragene Lieder lockten uns zum mexikanischen Pavillon hin. Ein riesiger aztekischer Sonnenkalender war das erste, was wir von der Ausstellung sahen, durch die wir mit Mexikos Geschichte vertraut gemacht wurden: von der Zeit der Azteken an bis zu der Zeit, da die katholische Kirche regierte, und bis hinein in unsere Zeit. Ganz in der Nähe lag der griechische Pavillon; auch dieser führte uns weit zurück in vorchristliche Zeiten. Was uns besonders auffiel, war ein gewaltiges Mosaikbild, das man in Pompeji ausgegraben hatte und das Alexander den Großen darstellte, wie er bei Issos im Jahre 333 v. u. Z. gegen den Perserkönig Darius III. kämpfte.

Im indischen Pavillon wurde auf gelungene Weise Ursprung und Geschichte Indiens geschildert sowie der Kampf, Indien zu einem modernen Staat zu machen. Vorzüglich dargestellt war die Geschichte des Buddhismus, und der Besucher erfuhr, daß Buddha erst 544 v. u. Z. geboren wurde. In jenem Jahr war die Niederschrift der Hebräischen Schriften schon fast vollendet. Auf einer Schmucktafel konnte man folgende Hauptlehren des Buddhismus lesen: „Dann sprach Buddha: rechte Anschauung, rechte Gesinnung, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Überdenken, rechtes Sichversenken. Alles das ist vergänglich.“ Wir überlegten, welchen Nutzen alles das hat, wenn es vergänglich ist.

Doch dann unterbrachen wir unseren Rundgang, denn wir waren recht müde geworden.

Der japanische Garten und Japan

Wir suchten den 260 000 Quadratmeter großen japanischen Garten auf. Dieser Garten unterschied sich angenehm vom übrigen Teil der Expo 70; hier gab es Seen und Teiche, in denen sich Fische tummelten und in oder an denen Lotosblumen und Schwertlilien blühten, ferner gab es hier Wasserfälle und Bäche, Teehäuser und Zwergformen natürlicher Waldbäume, und aus den Lautsprechern erklang Vogelgezwitscher oder Koto-(Zither-)Musik. In diesem Garten, inmitten der harmonischen Schöpfung Gottes, ruhten wir uns aus und aßen zu Mittag. Beim Betrachten dieses Gartens kam uns der Gedanke, daß echter Fortschritt nicht in den aus Stahl und Beton gebauten Städten mit ihrer Luft- und Wasserverschmutzung zu finden sei, sondern daß die Menschheit erst wirklich Fortschritte mache, wenn der allweise Schöpfer die Erde auf seine Weise in ein Paradies umwandle, was bald geschehen wird.

Nach dieser Stärkung setzten wir unsere Besichtigungstour fort und suchten den japanischen Pavillon auf. Wir mußten etwa vierzig Minuten anstehen, und in dieser Zeit konnten wir uns das Äußere dieses Baues näher betrachten, der 15 Millionen Dollar gekostet hatte und der kostspieligste, aber auch der umstrittenste Ausstellungspavillon der Expo 70 war. In diesem Pavillon wurde die japanische Mythologie sowie die japanische Geschichte gezeigt. Eine furchtbare Darstellung der buddhistischen „Hölle“, in der sich die Opfer in gräßlichen Qualen wanden und krümmten, erinnerte an Dantes „Hölle“ — alle falsche Religion hat tatsächlich einen gemeinsamen Ursprung!

Kurz danach sahen wir das moderne Japan dargestellt, und wir waren überwältigt von dem regen Leben und den Statistiken. Die Betriebsamkeit stimmte genau mit der Wirklichkeit überein, selbst der Wald von Fernsehantennen — aber ist das Fortschritt? In einem Rundtheater fanden wir etwas Erholung und Harmonie, während wir „Unsere Welt“ auf achtzehn Filmschirmen verfolgten, auf denen gleichzeitig das Leben in Osaka und anderen Großstädten der Welt gezeigt wurde. Dann fiel unser Blick auf einen Wandteppich, der als der „Turm der Freude“ bezeichnet wurde und die großen Erwartungen darstellte, die man an die künftige Nutzbarmachung der Atomenergie knüpft.

Ein Höhepunkt und etwas vom Schönsten, was die Expo 70 zu bieten hatte, war der große Kinosaal mit seiner 48 Meter breiten Leinwand und dem Farbfilm „Japan und die Japaner“. Herrliche Aufnahmen zeigten den Fudschijama während der vier Jahreszeiten und den Alltag der Bevölkerung, die in seinem Schatten lebt. Man sah die Japaner, jung und alt, in der Schule und an der Arbeit, während es schneite, während der Taifun tobte und zur Zeit der Baumblüte sowie zu der Zeit, wenn sie den Fudschijama besteigen; dann ist das Menschengewimmel auf diesem Berg noch größer, als es auf dem Gelände der Expo 70 war!

Wir betrachteten uns noch einige Ausstellungen mit dem Thema „Japans Technik“ und suchten dann ein Restaurant auf, wo wir — allerdings ziemlich teuer — zu Abend aßen. Nachher benutzten wir einen der Fußgängerstege und rollten darauf quer durch das Ausstellungsgelände,

Der Prestigewettbewerb der Großen

Beim amerikanischen Pavillon stiegen wir vom Rollsteg herab und konnten schon nach 35minütiger Wartezeit mit der Besichtigung beginnen. Abends war die Besucherzahl immer weit geringer. Die Form des amerikanischen Pavillons war eindrucksvoll und attraktiv. Ein riesiges freitragendes eiförmiges Dach, das nur wenig über dem Boden begann, wölbte sich über den unter der Erde liegenden Ausstellungsraum — keine Träger, keine Säulen.

Im amerikanischen Pavillon begann die Ausstellung mit von führenden Künstlern stammenden großen Schwarzweißphotos, auf denen das Leben in den USA dargestellt war. Dann folgte ein Blick auf den Sport in Amerika — diese Ausstellung war zugeschnitten auf die sportliebenden Japaner. Aber die eigentliche große Ausstellung begann mit den kleinen Geminikapseln und dem weit größeren Apollo-Raumschiff und endete mit einem Stück Mondgestein, das in einem Glaskasten lag. Es sah aus wie Erdgestein, und wir fragten uns, ob dieses Endprodukt der Raumforschung wirklich einen Fortschritt, für den Milliarden Dollar aufgewendet wurden, bedeute.

War irgendwo ein Hinweis darauf, daß man die Hoffnung auf Fortschritt auf Gott setzt, dann haben wir ihn übersehen. Oder ist Gott durch die Uniform von Babe Ruth und das Mondgestein ersetzt worden?

Wir wollten noch einmal versuchen, in den russischen Pavillon hineinzukommen. Mit der Einschienenbahn fuhren wir auf die andere Seite des Expo-Geländes, und bald standen wir vor dem rot-weißen Bau, dessen hoch aufragende Spitze mit goldenem Hammer und goldener Sichel gekrönt war. Nach fünf Minuten Wartezeit konnten wir schon den Pavillon betreten. Vom historischen Standpunkt aus betrachtet, war die Ausstellung von Anfang an interessant. Aber wir wurden es bald müde, immer und immer wieder Leninbilder zu sehen — Lenin ist offensichtlich der höchste Gott der Sowjets.

Wir lernten die ungeheuren Wälder Sowjetrußlands kennen und wurden daran erinnert, daß viele neue Städte gegründet wurden und daß die Elektrizitätswirtschaft ungeheure Fortschritte gemacht hat. Den Höhepunkt der sowjetrussischen Ausstellung bildeten Raumschiffe, auch das Raumschiff Sojus, und wir sahen, wie diese im Weltraum gekoppelt wurden. Aber es saßen keine Astronauten darin, sondern nur Puppen, wir hätten jedoch lieber einige der jungen Leute dieses Volkes kennengelernt — in vielen der anderen Pavillons hatten wir das Vergnügen, Angehörige des betreffenden Staates kennenzulernen.

Sowohl die Ausstellung im amerikanischen als auch im sowjetrussischen Pavillon machte den Eindruck, als würde die Hoffnung der Menschheit auf künftigen Fortschritt von der Eroberung des Weltraums abhängen. Aber ist dem so?

Andere Staaten

Am folgenden Tag galt unser erster Besuch dem bulgarischen Pavillon. Wie fröhlich begann jener Tag! Gleich beim Eingang war auf Breitleinwand ein Chor von Mädchen in der Nationaltracht zu sehen, der offenbar Volkslieder sang. Zwar wurde man hier und da daran erinnert, daß Bulgarien auch zu der sozialistischen Völkerfamilie gehört, doch die Lebensweise des bulgarischen Volkes und sein Land mit den Weinbergen und Feldern waren auf faszinierende Weise dargestellt.

Im tschechoslowakischen Pavillon dagegen, der ganz in der Nähe stand und ein sehr schöner Glasbau war, herrschte die Kriegsfurcht vor. Ein Besucher vor uns hatte in das Gästebuch, das beim Ausgang lag, geschrieben: „Das ist eine armselige Ausstellung.“ Wir jedoch fanden in dem Film, der zeigte, wie die Tschechen Glas und Kristall herstellen und verwenden, viel Interessantes und Lehrreiches.

Nachdem wir erneut im entzückenden japanischen Garten zu Mittag gegessen hatten, suchten wir die afrikanischen Pavillons auf. In einigen davon sahen wir prächtige bunte Bilder von der Tierwelt, den großen Wäldern, den Gebirgen, den Flüssen und Wasserfällen Afrikas. Wie schön ist doch die Erde in ihrer großen Vielfalt, abgesehen von den Ideologien selbstsüchtiger und habsüchtiger Menschen, die Raubbau an ihr treiben! Mit der Behauptung, Tansania sei der Ort, „wo der erste Mensch vor 1 750 000 Jahren gelebt“ habe, können wir jedoch nicht einiggehen.

In den hervorragenden Pavillons Deutschlands, Frankreichs, Italiens, der Schweiz und anderer Staaten konnte man Europa kennenlernen, seine Musik, seine Vergnügungsindustrie, seine Geschichte und seine Naturschönheiten. Ein Bummel durch einen neuseeländischen Regenwald, in dem man sogar den Ruf des Priestervogels und eines Honigfressers hörte, und vier Kinos, in denen „Entdeckungen in Kanada“ gezeigt wurden, führten uns in andere Erdteile. Freundlicherweise hatten die Kanadier vor ihrem Pavillon Bänke aufgestellt, auf denen man sich ausruhen konnte, bis man mit einer der Besuchergruppen den pyramidenförmigen Spiegelpalast besichtigen konnte. Glücklicherweise gab es auch in jedem der Kinos Sitzplätze, und was man zu sehen bekam, war atemberaubend und aufschlußreich ... bis die Schau in psychedelischen Rock überging — ein stampfender, zuckender, ohrenbetäubender Lärm, offenbar die „Entdeckung“ Kanadas für die Zukunft. Ist das Harmonie? Ist das Fortschritt?

Ein Blick in die Zukunft

Wir wollten noch mehr von dem sehen, was die Japaner ausgestellt hatten, doch die langen Reihen von Wartenden vor diesen Pavillons hielten uns davon ab. Wir kamen dann an einigen Bambuswäldchen vorbei und gelangten zu dem Pavillon der „Matsushita Electric“, eines Konzerns, der im vergangenen Jahr 1 300 000 Farbfernsehgeräte verkauft hat. In diesem Pavillon sahen wir unter anderem eine Stahlkapsel, deren Inhalt späteren Generationen Kunde von dem heutigen Stand unserer Kultur geben soll. Man hatte vor, sie nach Schluß der Expo 70 beim Schloß in Osaka 15 Meter tief einzugraben. Die Kapsel enthält Kleidungsstücke, Haushaltsgeräte, ein Geschichtsdokument und Geräuschtonbänder, auf denen man sogar das Wiehern eines Pferdes und das Grunzen eines Schweines hört. Die Kapsel soll erst in 5 000 Jahren geöffnet werden. Es ist eine originelle Idee, wird aber diese Kapsel in 5 000 Jahren für die Menschen von Interesse sein?

Der Pavillon der Gruppe der Fudschijama-Unternehmungen glich einem riesigen Waggon mit orangefarbenem Dach. Die Breitwandfilme wollten offenbar die Disharmonie des menschlichen Lebens von der Wiege bis zum Grabe zeigen — seine Widersprüche, die Rassenschranken, der Nationalismus, seine Grausamkeiten und seine Aussichtslosigkeit. Die Frage drängte sich uns auf: Wo bleibt da die Hoffnung auf Fortschritt und Harmonie? Auch andere empfanden ähnlich, denn wir hörten einen japanischen Studenten neben uns sagen: „Fortschritt und Harmonie — gerade das Gegenteil!“

In den zwei Tagen konnten wir nur einen interessanten, zum Nachdenken anregenden Ausschnitt der gesamten Ausstellung besichtigen, doch erholsam fanden wir immer wieder den schönen japanischen Garten.

Die Expo 70 war eine gewaltige Schau. Sie war riesengroß. Sie war lehrreich und erzieherisch, weil sie zeigte, wie die verschiedenen Völker leben und arbeiten. Sie ließ deutlich erkennen, wie dringend notwendig Fortschritt und Harmonie sind. Wies sie jedoch den Weg dazu? Selbst die gewaltige Expo 70 war dieser großen Aufgabe nicht gewachsen.

[Bild auf Seite 13]

Turm der Sonne, Symbol der Expo 70

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