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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1965
w65 1. 12. S. 728-732

Fünfzig Jahre ein Sklave meines Gottes

Von T. J. Sullivan erzählt

ALS ich im Winter 1911 in der Gegend von Brooklyn Heights (New York) arbeitete, hörte ich zufällig, wie ein Kollege sagte, ein gewisser Pastor Russell glaube nicht an die Hölle. Das beeindruckte mich sehr, denn ich konnte die Lehre von einer ewigen Qual nie mit dem Gott, den ich mir als einen Gott der Liebe, der Barmherzigkeit und des Verständnisses vorstellte, vereinbaren. Ich war erstaunt, daß ein Prediger wie Pastor Russell nicht an die Hölle glaubte. Doch erst im Jahre 1913 hörte ich mehr über diesen Glauben.

Im November 1913 kam ich in Winnipeg (Kanada) zum erstenmal wieder mit der Sache in Berührung. Ich half dort bei der Einführung eines Buchhaltungssystems für mehrere Hotels, die von der Eisenbahngesellschaft gebaut wurden. Unter dem Personal befand sich eine junge Angestellte, die ganz anders war als die übrigen Hotelangestellten. Sie hatte stets eine Bibel bei sich, und in ihrem Büro hatte sie sechs Bände der Schriftstudien von Pastor Russell aufgestellt. Sie war sehr bibelkundig. Selbst ihre Vorgesetzten wandten sich oft an sie, wenn sie etwas über die Bibel wissen wollten.

Manchmal mußten wir bis Mitternacht und noch länger arbeiten. Da der Betrieb der öffentlichen Verkehrsmittel um Mitternacht eingestellt wurde und sie einen langen Heimweg hatte, begleitete ich sie nach Hause. Das gab uns Gelegenheit, uns weiter über die Bibel zu unterhalten, und die Umgebung war dazu besonders anregend. Um das zu verstehen, muß man die weite, offene Prärie des Nordwestens kennen. Die Temperatur lag damals nachts gewöhnlich so zwischen 30 und 40 Grad unter Null. Zu beiden Seiten des Weges lag der Schnee ein bis eineinhalb Meter hoch. Über uns wölbte sich ein kalter, blauer Sternhimmel, und die Strahlen des Nordlichts (Aurora borealis) huschten am Himmel dahin und erhöhten die erhabene Pracht der Schöpfung Gottes. Unter solchen Voraussetzungen über Gottes Vorhaben zu sprechen war für mich ein sehr eindrucksvolles, ja geradezu feierliches Erlebnis. Ich fühlte mich mit allen Fasern meines Innern zu diesem wunderbaren Schöpfer und seiner Liebe und Fürsorge hingezogen.

Durch diese Gespräche lernte ich die Bibel besser kennen, als ich es mir je vorgestellt hätte. Auf dem Heimweg dachte ich jeweils über die verschiedenen Wahrheiten, die wir besprochen hatten, nach und ließ sie im Geiste nochmals an mir vorüberziehen. Dabei mußte ich immer wieder feststellen, daß alles sehr vernünftig war und wunderbar miteinander übereinstimmte.

Zum erstenmal las ich damals auch viel in der Bibel. Da ich in einer katholischen Gegend aufgewachsen war, hatte ich sie früher nie gelesen oder studiert. Dann machte man mich mit den regulären Zusammenkünften der Bibelforscher bekannt, und ich war bis dahin noch nie solch netten, freundlichen Menschen begegnet.

DER ENTSCHLUSS, MICH GOTT HINZUGEBEN

Mittlerweise wurde es Herbst 1915. Die Weltlage war damals sehr gespannt. Ich erkannte, daß ich vor einer lebenswichtigen Entscheidung stand. Was sollte ich tun? Die Kriegswolken zogen über Kanada herauf, und ich wußte, daß ich eingezogen würde, denn ich war im militärpflichtigen Alter. Nach sorgfältiger, gebetsvoller Überlegung kam ich zu dem Schluß, daß ich auf die Seite Gottes gehörte. Ich gab mich ihm daher hin und gelobte, seinen Willen zu tun. Einige Wochen später, vor der Feier des Abendmahls des Herrn (1916), ließ ich mich taufen. Von da an ging alles sehr schnell. Ich erkannte, daß mir meine Hotelarbeit nicht genügend Zeit für die Zusammenkünfte und das Studium ließ. Daher suchte ich mir eine günstigere Stelle.

Trotz des Krieges und der Einschränkungen, die er mit sich brachte, wurden wir mit den Wahrheiten über Gottes Königreich laufend versorgt. Die Zeitschrift Der Wachtturm, die uns die Wahrheit klarmachte, ging uns regelmäßig zu. Ich wußte, daß Gott die Führung innehatte und seinem Volk voranging. Nichts konnte mich daher beunruhigen, obwohl nun die Kriegstrommel eifrig gerührt wurde und ich mich schließlich stellen mußte. Ich ersuchte um Befreiung, wurde aber abgewiesen. Ich legte Berufung ein, wurde aber erneut abgewiesen. Ich legte jedoch weiter Berufung ein, bis der Krieg zu Ende war. Andere Christen wurden mit Kasernenarrest oder mit Gefängnis bestraft. Mit der Hilfe Jehovas fanden wir heraus, wo sie sich befanden, und konnten ihnen, so gut es eben ging, beistehen.

Wir machten in jenen Tagen interessante, ermutigende Erfahrungen. Die Brüder in den Kasernen gaben ein vortreffliches Zeugnis, und viele Soldaten begannen sich für die Wahrheit zu interessieren. Es kam zum Beispiel vor, daß ein Soldat Brüder auf der Straße ansprach mit den Worten: „Jones im Arrest, braucht sein Schwert“, und dann weiterging. Doch aufgrund dieser Botschaft wußten wir, daß man Bruder Jones abgeholt hatte, daß er im Arrestlokal war und seine Bibel haben wollte. Es gelang uns auch, sie ihm zu bringen. Freilich war dies mit Gefahren verbunden, aber die Brüder bewiesen damals großen Glauben und Liebe zu Jehova, zu seiner Sache und zu seinem Volk. Alle freuten sich, einander zu helfen ohne Rücksicht auf die damit verbundenen Gefahren.

DIE VERBREITUNG DES BUCHES „DAS VOLLENDETE GEHEIMNIS“

Mit diesen Erfahrungen fiel auch die Veröffentlichung und Verbreitung des von der Gesellschaft herausgegebenen Buches Das vollendete Geheimnis zusammen. Sobald wir dieses Buch in Kanada erhielten, begannen wir mit der Verbreitung, und im Jahre 1918 wurde es auf Veranlassung der Geistlichkeit von der Regierung verboten. Man nimmt an, daß die Pressezensurverordnung, durch die die Schriften der Gesellschaft verboten wurden, das unmittelbare Ergebnis der gemeinsamen Attacke der Geistlichkeit und der Regierung auf die Publikationen der Watch Tower Bible & Tract Society war.

Damit begann für uns in Kanada der Kampf um die wahre Gottesanbetung. Wir machten uns daran, die Bücher Das vollendete Geheimnis schnell und weit zu verbreiten, da wir Schwierigkeiten erwarteten. Als das Verbot rechtskräftig wurde, setzten die Brüder in den Vereinigten Staaten und Kanada eine Petition in Umlauf, in der die Regierung ersucht wurde, die Maßnahmen gegen das Buch aufzuheben, damit die Menschen dieses Hilfsmittel zum Bibelstudium ungehindert und unbelästigt erwerben könnten. Ein Bruder und ich wurden beauftragt, die Petition in Fort William und Port Arthur (Ontario) in Umlauf zu setzen. Wir fuhren nach Port Arthur und nahmen ein Hotelzimmer. Dann teilten wir das Gebiet auf und machten uns an die Arbeit. Wir verteilten in dem Gebiet zuerst eine Erklärung, in der der Charakter unserer Tätigkeit beschrieben wurde, und sagten den Menschen, sie möchten diese Erklärung sorgfältig durchlesen, wir würden dann in ein oder zwei Tagen wieder vorsprechen und sie um ihre Unterschrift für eine Petition bitten. Wir wurden im allgemeinen freundlich empfangen.

AUSWIRKUNGEN

Die Polizei verschaffte sich jedoch die Erlaubnis, unser Zimmer zu durchsuchen, und fand unsere eigenen Exemplare des Buches Das vollendete Geheimnis. Wir verbrachten jene Nacht im Gefängnis, wurden aber am darauffolgenden Tag wieder entlassen. Sehr wahrscheinlich lenkte das Aufsehen, das unsere Verhaftung erregte, die Aufmerksamkeit der Leute mehr auf die Sache, als es durch die Petition geschehen wäre. Die Zeitung verkündete auf der Titelseite unsere Verhaftung und wies mit Nachdruck auf viele der scharfen Äußerungen in dem Brief hin, den wir verbreitet hatten. Sie hatten sich die Stellen herausgesucht, die die Geistlichkeit und die Regierung am meisten herausforderten. Die Polizei beschlagnahmte die fünf- oder sechshundert Exemplare des Buches Das vollendete Geheimnis, die zur Verbreitung in das Gebiet gesandt worden waren. Doch an dem Abend, an dem die Polemik in der Presse ihren Höhepunkt erreichte, nahmen die Polizeibeamten von Port Arthur die Bücher Das vollendete Geheimnis für sich und ihre Freunde mit nach Hause, und so wurde der ganze Vorrat für uns verbreitet!

Sobald die Nachricht von unserer Verhaftung in Winnipeg eintraf, entsandte die Militärbehörde einen Lastwagen mit Soldaten, die die Wohnungen, in denen wir uns nun aufhielten, nach verbotenen Schriften durchsuchen sollten. Die Militärbehörden konnten uns zwar verhaften, unsere Wohnungen durchsuchen und unser Eigentum beschlagnahmen lassen, aber sie konnten uns nicht vor Gericht stellen. Wir waren immer noch Zivilisten, und die Zivilbehörden bestanden darauf, daß sie für uns zuständig seien. Die Zivilbehörden in Winnipeg waren jedenfalls empört über das gewaltsame Vorgehen der Soldaten, die die Hausdurchsuchungen durchführten und das Eigentum von Christen zerstörten. Wenn Soldaten eine Wohnung durchsuchten, dann stellten sie wirklich alles auf den Kopf. Sie warfen Kohlen, Mehl, Zucker und andere Dinge durcheinander, so daß nachher nichts mehr davon brauchbar war. Das beunruhigte die Zivilbehörden sehr, und einige Beamte ließen uns das auch merken, indem sie unsere Fälle mit der größtmöglichen Nachsicht behandelten.

Die nächste Gelegenheit, den Kampf ans Tor zurückzudrängen, bot sich uns im März 1918, als die Publikation, betitelt Kingdom News (Königreichsnachrichten), Nr. 1, von der Gesellschaft für die Verbreitung in den Vereinigten Staaten, Kanada und England freigegeben wurde. Sie enthielt eine Botschaft, die die religiöse Unduldsamkeit bloßstellte und für die christliche Freiheit eintrat. Einen Monat später, im April, erschienen die Königreichsnachrichten, Nr. 2. In dieser Ausgabe wurde auf eine religiös-politische Verschwörung hingewiesen. Im Mai wurden die Königreichsnachrichten, Nr. 3, veröffentlicht, betitelt „Sturz der Autokratie gewiß — Satans Strategie zum Scheitern verurteilt“. Die Verbreitung dieser Publikationen hielt uns sehr beschäftigt. Wir arbeiteten den ganzen Tag über und bis in die Nacht hinein. Wir hatten das Gefühl, wir müßten uns beeilen. Die Botschaft, die wir verbreiteten, war dynamisch, und wir wollten alle Exemplare dieser Publikation verbreiten, bevor wir daran gehindert würden. Unsere Ahnungen täuschten uns nicht, denn wenige Tage nach der Freigabe der Königreichsnachrichten, Nr. 3, wurden die verantwortlichen Brüder des Hauptbüros in Brooklyn in die Strafanstalt Atlanta (Georgia) übergeführt.

DAS PREDIGTWERK DEHNT SICH AUS

Im Spätsommer 1918, als die Brüder bereits eingesperrt waren, hatte ich das Vorrecht, das Bethel in Brooklyn zu besuchen. Die Brüder, die mit der Verantwortung für das Werk im Hauptbüro betraut worden waren, hofften zuversichtlich, daß Jehova seinem Volk schließlich den Sieg verleihen würde.

Im März 1919 wurden die Brüder aus dem Gefängnis entlassen. Am 14. Mai 1919 erklärte das Oberste Bundesgericht der Vereinigten Staaten in seinem Entscheid, daß man sie widerrechtlich eingesperrt habe. Wir in Kanada freuten uns mit unseren Brüdern in den Vereinigten Staaten sehr.

Kurz danach wurde uns mitgeteilt, daß im September in Cedar Point (Ohio) ein Kongreß durchgeführt werde. Jeder, der es möglich machen konnte, fuhr zu diesem Kongreß. Es war die erste größere Nachkriegsversammlung, und die Brüder waren freudig, dankbar und fest entschlossen, das Werk fortzusetzen. Die Ankündigung, daß eine neue Zeitschrift, Das Goldene Zeitalter, herausgegeben werde, begeisterte alle. Wir erhielten dadurch ein weiteres Werkzeug, mit dem wir arbeiten konnten. Ich hatte das Vorrecht, die Verbreitung dieser Zeitschrift in Winnipeg zu beaufsichtigen, und unsere Bemühungen wurden von Anfang an gesegnet. Wir verbreiteten auch große Mengen der Broschüre Millionen jetzt Lebender werden nie sterben und hielten überall den gleichnamigen öffentlichen Vortrag. All das erregte unter der Öffentlichkeit ein ziemliches Aufsehen. In Verbindung mit der Broschüre Millionen jetzt Lebender werden nie sterben wurde eine weitere Broschüre, Kann man mit den Toten reden?, ebenfalls in ausgedehntem Maße verbreitet. Das war nötig, denn viele Menschen wurden damals zum Glauben verleitet, sie könnten mit ihren verstorbenen Angehörigen, besonders mit den Soldaten, sprechen. Diese Ansicht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Schriftsteller wie Sir Arthur Conan Doyle waren von dem Gedanken, daß die Lebenden mit den Toten reden könnten, hell begeistert. Mit der Broschüre Kann man mit den Toten reden? hatte uns Jehova ein vorzügliches Werkzeug gegeben, mit dem bei wahrheitssuchenden Menschen dem Einfluß dieser Idee entgegengewirkt werden konnte.

Die Wahrheit breitete sich damals sehr schnell aus. Die Zahl der Besucher bei unseren Zusammenkünften schnellte von einigen hundert auf 1800, 1900 und schließlich auf 2000 empor. Große Säle wurden ohne besondere Anstrengung voll. Viele von denen, die sich wegen der Verfolgungen von uns zurückgezogen hatten, begannen die Organisation wieder zu erkennen. Allein die Tatsache, daß sie all die Stürme überlebt hatte und immer noch in Tätigkeit war, veranlaßte sie zum Nachdenken.

Ich möchte noch hinzufügen, daß Schwester Evelyn Finch und ich vor dieser Zeit, im September 1918, geheiratet hatten. Sie war der erste Zeuge Jehovas, dem ich nach meiner Ankunft in Kanada begegnet war, und sie hatte sehr viel dazu beigetragen, daß ich damals Jehovas Vorhaben kennenlernte.

BETHELDIENST

Im Jahre 1922 besuchten Schwester Sullivan und ich einen weiteren Kongreß in Cedar Point (Ohio). Voll Eifer, voranzudrängen, kehrten wir von jener Versammlung zurück. Wir konnten nun unsere Stellung in Gottes Vorhaben deutlich erkennen. Jehova war in seinem Tempel, und die Zeit war gekommen, in der seine Sklaven den König und sein Königreich verkündigen mußten. Entschlossen, alle Brücken hinter uns abzubrechen, kehrten wir nach Hause zurück. Es gab für uns nur noch einen Weg: den vor uns liegenden, auf dem uns Jehova leiten würde. In jenem Sommer bewarben wir uns um den Dienst im kanadischen Bethel, aber es waren im Augenblick dort genügend Mitarbeiter. Darauf bewarben wir uns um einen Platz im Brooklyner Bethel. Während wir auf Antwort warteten, versuchten wir unser Haus in Ordnung zu bringen und leisteten während unseres Jahresurlaubs einen Monat Vollzeitdienst, während wir in der übrigen Zeit unser möglichstes taten.

Am 1. November 1924 wurden Schwester Sullivan und ich eingeladen, Glieder der Brooklyner Bethelfamilie zu werden. Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß wir uns darüber sehr freuten. Damit begann für uns ein neues Leben. Kurz nach unserem Eintritt kam ich in die Dienstabteilung, wo ich heute noch bin. Später wurde ich zum Bethelredner ernannt, und auch für dieses Vorrecht war ich Jehova sehr dankbar. Im Jahre 1927 wurde die sonntägliche Zeugnistätigkeit von Haus zu Haus eingeführt. Mit jedem neuen Schritt der Organisation nach vorn wuchs unsere Freude.

In den dreißiger Jahren geschah manches, was vom Gesichtspunkt der Organisation von großer geschichtlicher Bedeutung war. Die Katholische Aktion bereitete uns in Plainfield, Bergenfield und Asbury Park (New Jersey) große Schwierigkeiten. Man ging dort darauf aus, Jehovas Volk zu vernichten. Die offene Sprache, durch die Bruder Rutherford, der damalige Präsident der Gesellschaft, das vom Papst ausgerufene Heilige Jahr (1933) als einen Fehlschlag bloßstellte, erboste die Führer der katholischen Kirche sehr. Ihre von Dämonen inspirierte Wut zeigte sich besonders in dem Angriff, den sie im Juni 1939 im Madison Square Garden auf Jehovas Zeugen unternahmen. Der unheimliche Lärm der von Dämonen beeinflußten Menge, der sogar im Radio gehört wurde, war der beste Beweis dafür. Trotz der widrigen Umstände legte Bruder Rutherford die ganze Botschaft, die durch den Rundfunk übertragen wurde, unerschrocken dar. Die Menschen konnten sie hören und über den Geist, der bekundet wurde, ihre eigenen Schlüsse ziehen.

Nach dem Angriff im Madison Square Garden wurden einige Brüder widerrechtlich festgenommen und auf die Polizeiwache geführt. Auch einige Ruhestörer wurden verhaftet. Bruder Rutherford wollte unbedingt zur Polizeiwache, um zu sehen, was er tun könnte, und um unseren Brüdern vom rechtlichen Standpunkt aus zu helfen. Ich durfte bei dieser Gelegenheit mitfahren. Auf dem Weg vom Madison Square Garden zur Polizeiwache konnten wir die rasende Wut des Pöbels und die Macht unseres Gottes, sein Volk zu schützen, sehen. Um in das Polizeigebäude zu gelangen, mußten wir uns unter dem Schutz der Polizei den Weg durch die wütende Menge erkämpfen. Bruder Rutherford ging die Anklagen gegen unsere Brüder genau durch, traf Vorkehrungen für ihre Verteidigung und ermunterte sie. Als wir weggingen, war die tobende Menge noch draußen. Sie versuchte mit Gewalt an den Wagen heranzukommen und ihn aufzuhalten. Einige von uns mußten auf den Trittbrettern des fahrenden Wagens stehen, damit die Türen nicht aufgerissen wurden.

Am Abend sollte ich das Programm im Madison Square Garden eröffnen, und ich fragte mich, was wohl geschehen würde, wenn wir wieder hinkämen. Es war erstaunlich, den Unterschied zu sehen. Alle Feinde waren verschwunden, und es herrschte Ruhe und Frieden. Während des letzten Vortrages an diesem Abend schien es, als ob Jehova die Ruhestörer fernhielte und dastände und sagte: „Friede, Ruhe!“

Nach Bruder Rutherfords Tod, Anfang 1942, traten die Vorstandsmitglieder der New Yorker und der pennsylvanischen Körperschaft der Gesellschaft im Brooklyner Bethel zusammen und wählten nach gebetsvoller Erwägung einstimmig Bruder Nathan H. Knorr zum neuen Präsidenten.

Das Werk Jehovas machte weiterhin große Fortschritte. Am 1. Februar 1943 wurde eine Missionarschule, die Watch Tower Bible School of Gilead, eröffnet. Am 17. April 1943 wurde die Publikation, betitelt Kurs im theokratischen Dienstamt, für alle Versammlungen freigegeben, anhand der alle Diener Gottes im Predigtdienst geschult und unterwiesen werden sollten. Diese einzelnen Schritte bildeten den Ausgangspunkt für die gewaltige Ausdehnung, die das Werk seither erfahren hat. Es ist atemberaubend zu beobachten, mit welcher Schnelligkeit der Geist Jehovas vorandrängt, um das Vorhaben Jehovas durchzuführen. Von Jehova ist es geschehen, und es ist wunderbar in unseren Augen.

Im Bethel zu sein, dieses wunderbare Geschehen zu beobachten, davon berührt zu werden und daran teilzuhaben ist eines der gesegnetsten Vorrechte, und als das schätze ich es auch. Ich bin nun vierzig Jahre im Bethel, und ich habe festgestellt, daß man, wenn man mit dieser Einstellung hierherkommt und mit dieser Einstellung auch jede Aufgabe annimmt, sehr glücklich ist und von Jehova reich gesegnet wird.

Ich danke Jehova täglich für die vielen Vorrechte, die ich hier im Bethel genieße. Eines dieser einmaligen Vorrechte wurde mir während des Zweiten Weltkrieges zuteil, als ich beauftragt wurde, an vier von fünf Wochenenden unsere Brüder zu besuchen, die in den Bundesstrafanstalten im Osten der Vereinigten Staaten waren. Noch heute diene ich unseren Brüdern, die in der Bundesstrafanstalt Danbury sind, einmal im Monat. Diese Besuche mache ich nun schon fast zwanzig Jahre.

Alle diese Vorrechte brachten für mich viel Arbeit mit sich. Doch welche Freude ist es, ein Sklave Jehovas zu sein und seine Brüder trösten zu können! Ich kann wirklich sagen, daß mir Jehova in den fünfzig Jahren, in denen ich sein Sklave gewesen bin, nichts Gutes vorenthalten hat. (Ps. 84:11) Seine Organisation hat stets für alle meine Bedürfnisse — für die großen und die kleinen — gesorgt. Ich möchte daher alle Tage meines Lebens als Sklave in seinem Hause wohnen. — Ps. 27:4.

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