Was geschieht mit deinem Geld?
IN ALLEN Teilen der Welt steigen ständig die Preise für fast alle Produkte. Diese Entwicklung bezeichnet man als Inflation. Die Inflation ist zwar nichts Neues, wohl aber ihr Ausmaß und ihr Fortschritt.
Wie schwerwiegend ist dieses Problem? In der Schrift Money & Credit hieß es kürzlich: „Die Inflation ist das Problem Nummer eins, und es stellt alle anderen Probleme in den Schatten. Wenn man zuließe, daß sie sich im gegenwärtigen Ausmaß weiterentwickelte, könnte sie leicht das zerbrechliche Gewebe unserer und jeder anderen demokratischen Gesellschaft zerstören.“
Die Lage ist deshalb so ernst, weil nie zuvor in der Geschichte die ganze Welt gleichzeitig eine solche Inflation erlebt hat. Und in den letzten Jahren ist die Preissteigerungsrate in vielen Ländern noch schneller gewachsen.
Das bedeutet, daß man für sein Geld immer weniger kaufen kann. Für Personen, die ein verhältnismäßig festes oder ein niedriges Einkommen haben, wird dies zu einem immer größeren Problem. Sie sehen sich außerstande, ihr Einkommen der Inflation anzupassen. Daher sinkt ihr Lebensstandard.
Experten besorgt
Über die Inflationsrate schrieb die Zeitschrift U.S. News & World Report: „Zu keiner Zeit im letzten Vierteljahrhundert ... sind die Preise so schnell und anhaltend gestiegen.“ Und die New York Times fügte hinzu:
„Wenn amerikanische Verbraucher über eine 8prozentige Inflationsrate verärgert sind, sollten sie einmal an die Japaner denken. ... Die gegenwärtigen Großhandelspreise in Japan liegen bis zu 16 Prozent und die Verbraucherpreise bis zu 13 Prozent über dem Niveau des letzten Jahres. ...
In Südamerika liegt die Inflationsrate in einigen Ländern bei weit über 100 Prozent. Im relativ stabilen Peru sind die Preise in den letzten beiden Jahren um 12 Prozent jährlich gestiegen.“
Im August 1973 sind die Preise in den Vereinigten Staaten so schnell in die Höhe gestiegen wie noch nie in den letzten sechsundzwanzig Jahren. Da die Vereinigten Staaten die Hauptgrundlage für das Wirtschaftssystem der westlichen Welt sind, sind Experten in der ganzen Welt wegen der Folgen einer derartigen Inflation sehr besorgt.
Das Unheil, das die weltweite Inflation bereits angerichtet hat, veranlaßte den Vorstand der Bank von Sambia (Afrika), die Zukunft der Weltwährungssysteme als „finster“ zu bezeichnen. Und die nigerianische Zeitung Daily schrieb über das Chaos in der Weltwirtschaft und forderte die afrikanischen Nationen auf, ein eigenes Währungsausgleichssystem einzurichten, um die Verluste, die aufgrund der Weltwährungskrise entstehen, auszuschalten.
Warum ist jetzt weltweit eine Inflation zu beobachten? Es gibt mehrere Gründe für diese sehr komplizierte Situation. Einige der Gründe sind, wie der Wirtschaftsexperte Milton Friedman kürzlich in der Zeitschrift Newsweek schrieb, „zu große Geldschöpfung, zu hohe Ausgaben der Regierung“ und zu häufige Interventionen der Regierung. Viele Nationen geben heute mehr Geld aus, als sie einnehmen. Um die gewaltigen Kosten für die Rüstung und für Kriege, für öffentliche Dienste und andere Dinge, die sie tun möchten, zu bezahlen, haben sie ständig Schulden gemacht. Um ihre Rechnungen zu bezahlen, müssen sie Geld leihen oder neues drucken. Außerdem ist die allgemeine Öffentlichkeit durch Kreditkäufe ebenfalls in einem großen Ausmaß verschuldet. Die Folge ist, daß durch das überschüssige Geld, das für Waren und Dienstleistungen ausgegeben wird, die Preise hochgetrieben werden.
Welche Abhilfe kann geschaffen werden? Es ist interessant, einmal zu untersuchen, was heute immer mehr Experten sagen.
„Baldiger Zusammenbruch“
Ende 1973 trug die New York Times folgende Schlagzeile: „Baldiger Zusammenbruch der Hochkonjunktur in Europa befürchtet“. Ungefähr um die gleiche Zeit berichtete die Zeitschrift U.S. News & World Report: „In ganz Europa herrscht unter Bankiers, Wirtschaftsexperten und Politikern die Befürchtung, daß die Regierungen die Kontrolle über die Lohn-Preis-Spirale verlieren und daß eine unaufhaltsame Inflation ein wirtschaftliches Chaos verursachen wird.“
Während noch vor wenigen Jahren die Zahl der Wirtschaftsexperten, die solche düsteren Voraussagen machten, gering war, nimmt sie nun immer mehr zu. Nicholas L. Deak, Präsident einer großen Devisenbörse in Nordamerika, sagte, die Inflation werde zu einer weltweiten Depression führen, welche die der 1930er Jahre wie einen Sommerurlaub erscheinen lassen werde. Er fügte noch hinzu: „Inflation erzeugt eine Hochkonjunktur, die in einer Katastrophe endet. Ohne eine größere Depression kann der Trend nicht umgekehrt werden.“
Die Londoner Zeitschrift Financial Times bezeichnete die Aussichten für die nahe Zukunft als „erschreckend“ und kommentierte:
„Als Dr. Schäfer, der hochgeachtete Vorsitzende der größten Bank der Schweiz, kürzlich vor der Gefahr warnte, das gesamte Wirtschaftssystem [der Welt] gehe ,auf ein tragisches Ende zu‘, übertrieb er nicht.
Er gab lediglich einer Sorge Ausdruck, die selbst die nüchternsten Beobachter der internationalen Szene nicht mehr von sich weisen können, nämlich daß ... die Inflation jetzt den Stand erreicht hat, an dem sie durch nichts mehr aufgehalten werden kann, die Währungsbasis der Welt vollständig zu zerstören, und das mit Konsequenzen, die zu furchtbar sind, als daß man sie sich vorstellen möchte.
Dr. Schultz, Chronist der internationalen Währungslage, drückt es ganz offen aus, wenn er in seinem neuesten Informationsbrief schreibt ...: ,Das Geld stirbt.‘“
Ein britisches Parlamentsmitglied, Sir Henry d’Avigdor-Goldsmid, ein Bankier, den die Londoner Zeitschrift Sunday Telegraph vom 22. Juli 1973 als „ein gutes Vorbild für scharfsinnige Vorsicht“ bezeichnete, warnte:
„Als der Vesuv ausbrach, diskutierten die Bürger Pompejis wahrscheinlich über Pläne für neue öffentliche Bäder. Zweifellos war das für sie eine Angelegenheit von großer Bedeutung, aber sie waren sich überhaupt nicht der Tatsache bewußt, daß binnen kurzem Tod und Vernichtung auf sie herabregnen würde ...
Wir sehen uns heute einer Situation gegenüber, die mit dem Ausbruch des Vesuvs verglichen werden kann. Die Preissteigerungen, die seit 18 Monaten in der ganzen Welt zu beobachten sind, werden einen großen Teil der westlichen Welt, wie wir sie kennen, ruinieren.“
Kann die Entwicklung umgekehrt werden?
Kann die unkontrollierte Entwicklung der Inflation, die zur Katastrophe führen kann, aufgehalten werden? Ist es realistisch, das zu hoffen?
Die Tatsachen sind für diejenigen, die zu großes Vertrauen auf Geld setzen, nicht sehr tröstlich. Über die Inflation in Amerika schrieb zum Beispiel die New York Times:
„Die gegenwärtige hohe Inflationsrate in der amerikanischen Wirtschaft ... ist für die Experten zumindest zu einem guten Teil ein Rätsel ...
Kaum ein Wirtschaftsexperte innerhalb oder außerhalb der Regierung hätte sich träumen lassen, daß die Inflationsrate in den letzten drei bis vier Monaten so groß sein würde.“
Die Experten haben also nicht die Entwicklung vorausgesehen, die in der letzten Zeit eingetreten ist. Und noch verhängnisvoller ist die Tatsache, daß einige von ihnen glauben, zu dieser späten Zeit könne nicht mehr viel getan werden. Die in London erscheinende Zeitschrift Financial Times gab folgenden Kommentar:
„Die Tatsache, daß die sogenannten Währungsmanager sich fast überall so benehmen, als seien sie der Meinung, das Problem sei schon zu groß geworden, als, daß sie es als einzelne oder gemeinsam lösen könnten, verleiht diesen erschreckenden ... [Anzeichen eines kommenden Unglücks] nur noch Gewicht.“
Im gleichen Sinne schrieb die Zeitschrift U.S. News & World Report: „Ein Gefühl der Hilflosigkeit und der Besorgnis hinsichtlich der Zukunft des Weltwährungswesens scheint die obersten Bankiers der Vereinigten Staaten und Europas ergriffen zu haben.“ Die „Bank for International Settlements“ machte darauf aufmerksam, daß kein Ende der weltweiten Inflation in Aussicht sei. Und die in den Vereinigten Staaten veröffentlichte Zeitschrift Economic Education Bulletin erklärte:
„Ganz gleich, wie stark und wohlhabend eine Nation ist, die von der Inflation betroffen wird, kann dieser zunächst schleichende Prozeß schließlich das Wirtschaftssystem der Nation zerrütten und die Moral des Volkes untergraben.
Das ist bis heute ohne eine einzige Ausnahme die unveränderliche Erfahrung der Menschheit in allen Jahrhunderten aufgezeichneter Geschichte gewesen“ (Kursivschrift von uns).
Glaubst du, daß unsere Zeit, die zum erstenmal eine weltweite Inflation von solchen Ausmaßen erlebt, eine Ausnahme von jener Regel bilden wird?
Betrachte auch folgendes: In einem Leitartikel der in London erscheinenden Zeitung Sunday Telegraph schrieb P. Worsthorne, die Inflation lasse „Instinkte der menschlichen Gier und Selbstsucht erkennen, die über die Grenzen des gesunden Menschenverstandes hinausgehen“. Dieser Beobachter schrieb weiter:
„Könnte es sein, daß die Inflation auch eine Form des Massenwahnsinns ist, der im Bösen wurzelt und der durch Vernunft auf dem Gebiet der Wirtschaft und durch einen gesunden Menschenverstand auf dem Gebiet der Politik genausowenig zu heilen und unter Kontrolle zu bringen ist, wie der Nazismus durch die normale Therapie der internationalen Diplomatie zu heilen und unter Kontrolle zu bringen war? ...
Wenn man sich privat mit Menschen unterhält, die über diese Dinge Bescheid wissen, beschreiben sie die Gefahr der Inflation so düster und unheildrohend, ja fast apokalyptisch, daß man annehmen muß, die Lösung des Problems erfordere wahrhaft schmerzhafte Maßnahmen.“
Glaubst du, daß die Weltführer die selbstsüchtige, habgierige menschliche Natur ändern können, die heute überall so offen zutage tritt? Glaubst du, sie könnten das in dem weltweiten Ausmaß tun, in dem es nötig wäre? Es sind keine Anzeichen dafür vorhanden, daß die heutigen Führer der Menschheit dies tun oder noch tun werden.
Unangenehme Erinnerungen
Eine große Firma, die Hersteller vertritt, schrieb Ende 1973 an ihre Kunden und machte sie darauf aufmerksam, daß die gegenwärtige Inflation „unglücklicherweise an die des Jahres 1929 erinnert. Sie wird von einem Umstand begleitet, der 1929 ebenfalls zu beobachten war, nämlich von dem fehlenden Vertrauen zu den Regierungen.“
Es ist auch interessant zu beobachten, daß die Vereinigten Staaten viel schneller Papiergeld in die Wirtschaft gepumpt haben, als es vor der Großen Depression der Fall war. Andere Nationen haben dasselbe getan. Im Wall Street Journal hieß es dazu: „Das Geldvolumen schwillt heutzutage in Dutzenden von Nationen jährlich um zwei Stellen an, wie die Zahlen des Internationalen Währungsfonds zeigen. Eine solch schnelle Entwicklung geht über jedes vernünftige Maß hinaus.“
Man sollte verstehen, daß diese Sorge über den Zusammenbruch des Geldwesens nicht nur eine fixe Idee oder Meinung ist. Zu einem solchen Zusammenbruch ist es immer wieder gekommen, und das in vielen Nationen. Zu verschiedenen Zeiten waren Anarchie, radikale Veränderungen in der Gesellschaft, Diktatur oder sogar Krieg die Folge.
Zum Beispiel belief sich im August 1922 das Geldvolumen in Deutschland auf 252 Milliarden Mark. Nur fünfzehn Monate später war es auf 497 Trillionen Mark (497 mit 18 Nullen) angestiegen. Das war ungefähr zwei-Milliarden-mal soviel wie 15 Monate zuvor. Durch diese Inflation wurde das deutsche Geld ruiniert. Die Ersparnisse der Bürger waren nichts mehr wert, und die Wirtschaft des Landes war zusammengebrochen. Das führte zur Anarchie, und dadurch wurde der Weg für Hitler und den Nationalsozialismus geebnet.
Eine ähnliche Inflation am Ende der 1940er Jahre half den Weg für die Übernahme des chinesischen Festlandes durch die Kommunisten zu ebnen.
Ein weiterer wichtiger Faktor
Wie schon erwähnt, besteht ein wesentlicher Grund dafür, weshalb es in vielen Ländern eine wachsende Inflation gibt, darin, daß die Regierungen mehr Geld ausgegeben als eingenommen haben. Doch nun kommt ein neuer Faktor hinzu, der die Situation noch verschlimmert.
Und was ist das? Es ist die drohende weltweite Verknappung einiger grundlegender Konsumgüter wie Lebensmittel, Fasern, Energieträger und Bodenschätze. Diese weltweite Verknappung bedeutet, daß mit den zunehmenden Geldmengen immer weniger solcher Güter gekauft werden können. Dadurch werden die bereits steigenden Preise einen weiteren Auftrieb erhalten. Dazu gab die New York Times folgenden Kommentar:
„Dieses unaufhaltsame Ansteigen der Preise für Konsumgüter ist nicht allein auf Verwaltungspolitik zurückzuführen; der Weltbedarf an Lebensmitteln und anderen Gütern hat in einer Zeit einen Aufschwung erlebt, in der es auf der ganzen Erde Mißernten gibt und das Viehfutter knapp ist. ...
Im Falle der Lebensmittel und anderer Güter sind die großen Hasardeure die Regierungen verschiedener Länder — wie die der Sowjetunion, Chinas, Japans und Brasiliens. Aus Angst vor Knappheiten und regelrechtem Hunger lagern die Nationen Lebensmittel, so schnell sie können, und versuchen dabei verzweifelt, sich gegenseitig zu überbieten.“
Otto Eckstein, Wirtschaftswissenschaftler an der Harvarduniversität, bezeichnete den dadurch entstandenen spektakulären Anstieg der Welthandelspreise, besonders für Lebensmittel, als „eine wirtschaftliche Katastrophe von historischen Ausmaßen“.
Zugegeben, es gibt Zeiten, in denen die Produktion der wichtigsten Verbrauchsgüter genügend steigt, um Verknappungen zeitweise auszugleichen. Zum Beispiel halfen gute Ernten im Herbst des Jahres 1973, die Nahrungsmittelsituation in einigen Ländern zu erleichtern.
Jedoch wächst die Weltbevölkerung jedes Jahr um 75 000 000 Menschen. Das ist der Nettozuwachs, bei dem die Geburten und die Todesfälle berücksichtigt sind. Auf diese „explodierende“ Weltbevölkerung ist es zurückzuführen, daß die Experten so sicher sind, daß irgendwelche Erleichterungen, die von Zeit zu Zeit durch die Produktion von wichtigen Verbrauchsgütern kommen mögen, nur vorübergehend sein werden. Durch die stetig wachsende Bevölkerung wird schließlich der Bedarf an allen Verbrauchsgütern ständig wachsen.
Außerdem wird das zur Verfügung stehende gute Land, das zum Anbau von Feldfrüchten und zur Herstellung anderer Verbrauchsgüter benutzt werden kann, immer weniger. Dieser Umstand ist auf Erosion, Mißwirtschaft, die Ausdehnung der Städte, das Bauen von Autobahnen, Häusern, Fabriken und anderen Dingen zurückzuführen, wodurch immer mehr Land verschlungen wird.
Auch wird durch den Wunsch der Entwicklungsländer nach einem höheren Lebensstandard, einer besseren Ernährung, besserer Kleidung und nach mehr materiellen Dingen ein ungeheurer Bedarf an wichtigen Verbrauchsgütern geschaffen. Selbst ohne Bevölkerungszunahme würden daher die Vorräte durch diese „steigenden Erwartungen“ in den Entwicklungsländern immer stärker beansprucht. Aber wenn man dies zu der schwindelerregenden jährlichen Bevölkerungszunahme hinzurechnet, kann man sich vorstellen, daß auf die Reichtümer der Erde ein gewaltiger Druck ausgeübt wird.
Über dieses wachsende Problem hieß es in der Zeitschrift U.S. News & World Report: „Die gegenwärtige Verknappung an Lebensmitteln, Kraftstoff und anderen Gütern ist lediglich ein Vorzeichen dessen, was uns bevorsteht. ... Sachverständige machen warnend darauf aufmerksam, daß die ganze Welt — nicht nur unser Land — beginnt, an die äußere Grenze der Reichtümer der Erde vorzustoßen.“
All diese Knappheiten bedeuten natürlich, daß sich die Preise — auf lange Sicht gesehen — wahrscheinlich nur in einer Richtung weiterbewegen werden: nach oben.
Wohin die Entwicklung führt
In den verhältnismäßig wohlhabenden Vereinigten Staaten haben die hohen Preise und die bestehenden Knappheiten bereits zu einer merklichen Zunahme der Diebstähle geführt. Immer mehr ältere Personen werden bei Ladendiebstählen erwischt. Eine achtundsechzigjährige Frau sagte, als sie dabei ertappt wurde, wie sie ein paar Tomaten in ihrer Tasche verschwinden ließ: „Ich habe es mir einfach nicht leisten können, sie zu kaufen.“
Wenn sich ein solches Verhalten in einer Zeit, in der der Wohlstand, wie man sagt, seinen Höhepunkt erreicht hat, immer mehr ausbreitet, was kann man dann von einer Zeit erwarten, in der die Verhältnisse immer schwieriger werden? P. Worsthorne schrieb in seinem Artikel, der in der Londoner Zeitschrift Sunday Telegraph erschien: „Ganz offen gesagt, befürchte ich, daß dieses Land [Großbritannien] ebenso wie der Rest der industrialisierten Welt auf eine Zeit grausamer politischer Unruhen und Belastungen zusteuert, wenn die Massen ... ein Sinken ihres Lebensstandards zu spüren beginnen.“
In den Vereinigten Staaten, so schrieb die in New York erscheinende Zeitschrift Times Magazine, kommt unter der Bevölkerung infolge der Inflation „ein immer größeres Gefühl der Frustration“ auf. Sie fügte hinzu: „Alle Übel, alle Flammpunkte, alle Gefahren für die Ordnung und die Stabilität der Gesellschaft haben einen gemeinsamen Ursprung: die chronische Inflation, durch die soziale Ungerechtigkeit mit der Geschwindigkeit eines Fiebererregers ausgebrütet wird. ... die Armen und die Alten sind die ersten Opfer des Fiebers, aber nicht die letzten. Bittere soziale Spannungen werden unweigerlich eine der Folgen der Inflation sein.“
Daher befindet sich die Wirtschaft der meisten Nationen der Welt zufolge der Inflation in sehr großen Schwierigkeiten. Die Tatsache, daß dies in der ganzen Welt gleichzeitig über einen so langen Zeitraum und mit einer solchen Schwere geschieht, ist einmalig in der Geschichte und hat eine tiefe Bedeutung.
Warnzeichen
Was heute der gesamten Weltwirtschaft widerfährt, ist ein deutliches Warnzeichen dafür, daß wir uns dem Ende der gegenwärtigen Wirtschaftssysteme nähern. Zwar kann der Trend durch vorübergehende Maßnahmen einiger Regierungen für eine kurze Zeit aufgehalten oder sogar umgekehrt werden, aber auf lange Sicht gesehen, werden diese Maßnahmen nichts nützen. Warum nicht? Weil ‘die gegenwärtigen Weltverhältnisse, darunter die Unbeständigkeit der Wirtschaft, den unmißverständlichen Beweis dafür liefern, daß die gesamte Weltordnung, nicht nur die Finanzwelt, in ihre Zeit des Endes eingetreten ist. Die gefährliche wirtschaftliche Situation ist nur eines der vielen Probleme, die die Menschen mit Furcht erfüllen. Was Jesus Christus über die „letzten Tage“ des Systems der Dinge prophezeite, erfüllt sich heute tatsächlich: „Auf der Erde Angst und Bangen unter den Nationen, die ... weder aus noch ein wissen, während die Menschen ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die bewohnte Erde kommen“ (Luk. 21:25, 26).
Die Bibel sagte voraus, daß die „letzten Tage“ in einer „großen Drangsal“ gipfeln werden, „wie es seit Anfang der Welt bis jetzt keine gegeben hat, nein, noch wieder geben wird“ (Matth. 24:21). Diese Drangsal wird die Erde von den wirtschaftlichen Faktoren reinigen, durch die Millionen von Menschen das Leben schwergemacht worden ist. Ja alle menschlichen Regierungen und ihre Währungssysteme werden durch eine einzige Regierung ersetzt werden — eine gerechte Verwaltung unter der Kontrolle des Sohnes Gottes, Jesus Christus (Jes. 9:6, 7; Dan. 2:44).
Wenn die „große Drangsal“ hereinbricht, wird es selbst den stabilsten Wirtschaftssystemen der Welt nicht gelingen, Schutz zu erkaufen. Die Situation wird dann ähnlich sein wie für die Bewohner Judas und Jerusalems im siebten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Über sie sagte der Prophet Hesekiel voraus:
„Auf die Straßen werden sie sogar ihr Silber werfen, und etwas Verabscheuungswürdiges wird ihr eigenes Gold werden. Weder ihr Silber noch ihr Gold wird sie am Tage des Zornausbruchs Jehovas zu befreien vermögen“ (Hes. 7:19).
Die Gefahr, in der wir uns heute befinden, ist also weit größer als der Zusammenbruch aller Landeswährungen. Aus den Prophezeiungen der Bibel geht deutlich hervor, daß die jetzt lebende Generation vor einer „großen Drangsal“ ohnegleichen steht und daß in dieser Zeit nur ein gutes Ansehen bei Gott von wahrem Wert sein wird (Matth. 24:34). Daher sollten die Menschen überall ernsthaft darüber nachdenken, was man tun kann, um diese Vernichtung zu überleben. Bemühst du dich, Werke hervorzubringen, die in den Augen des Schöpfers wohlgefällig sind, damit du zu denen gehören kannst, die am Tage seines Zornausbruchs geborgen werden?
In Anbetracht dessen, was mit Sicherheit auf uns zukommt, täuschen sich diejenigen selbst, die jetzt ihr Vertrauen auf Geld setzen, die ihr Leben darauf bauen und dabei versäumen, Gottes Willen zu tun. Gottes Verheißung ist gewiß: „Wer auf seinen Reichtum vertraut — er selbst wird fallen; doch so wie Laub werden die Gerechten sprießen“ (Spr. 11:28).
[Herausgestellter Text auf Seite 5]
Nichts kann die Inflation aufhalten
Die Inflation [hat] jetzt den Stand erreicht ..., an dem sie durch nichts mehr aufgehalten werden kann, die Währungsbasis der Welt vollständig zu zerstören, und das mit Konsequenzen, die zu furchtbar sind, als daß man sie sich vorstellen möchte („Financial Times“, London).
[Übersicht auf Seite 6]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Lagerbestände an strategisch wichtigen Erzen in den USA
(In US-Tonnen: 1 US-Tonne = 907 kg)
1965 1972 Rückgang
Aluminium 1 893 000 1 275 000 32 Prozent
Kupfer 1 002 000 259 000 74 Prozent
Nickel 211 000 39 000 81 Prozent
Zink 1 416 000 1 040 000 26 Prozent
Zinn 292 000 251 000 14 Prozent
Die zunehmende Verknappung der Bodenschätze fördert den Preisauftrieb. In den USA — der größte Verbraucher der Welt — schrumpfen die strategisch wichtigen Lagerbestände zusammen.
[Bild auf Seite 4]
INFLATION MIT VESUV VERGLEICHBAR?
Ein britisches Parlamentsmitglied warnte vor der Gefahr der Sorglosigkeit hinsichtlich der Inflation und verglich sie mit der Sorglosigkeit, die einige Menschen in Pompeji erkennen ließen, als der Vesuv ausbrach.
[Bild auf Seite 7]
Viele Sachverständige sagen, daß irgendwelche vorübergehenden Erleichterungen für die Nationen auf dem Gebiet der Verknappungen und der hohen Preise durch die „explodierende“ Weltbevölkerung, die jährlich um 75 Millionen Menschen wachse, bald zunichte gemacht würden.