Erkennst du die Bedeutung dessen, was du siehst?
„ERWIRB dir Geld auf rechte Weise, wenn du kannst; wenn nicht, erwirb es dir auf jeden Fall.“ Das sind die Worte des berühmten römischen Dichters Horaz. Sie bezeichnen heute noch treffender als damals die Einstellung einer großen Zahl von Menschen.
Bist du nicht auch der Meinung, daß einige Leute in Sachen Geld vor nichts zurückschrecken? Einige wenige Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit mögen veranschaulichen, wozu die „Liebe zum Geld“ manche Menschen antreibt:
UNEHRLICHKEIT UND BETRUG
„Zahlreiche Lehrer an Schulen in Nordrhein-Westfalen werden sich ... wahrscheinlich in Kürze wegen Betruges strafrechtlich verantworten müssen. ... Jahrelang [haben sie] immer wieder beträchtliche Summen für Überstunden kassiert ..., die sie gar nicht leisteten. ... [Sie haben sich] nicht nur Überstunden bescheinigen lassen, die sie nicht leisteten. Sie rechneten auch Überstunden für Kalenderdaten, etwa den 30. Februar oder den 31. Juni, ab, die überhaupt nicht existieren. ... in Einzelfällen [ließen sie sich] auch Mehrarbeit an Tagen vergüten ..., an denen sie sich krank gemeldet hatten“ (Frankenpost, 11. Juni 1979).
BESTECHUNGSGELDER
„Der Präsident der Mailänder Fußballmannschaft und 13 Spieler aus verschiedenen Mannschaften wurden inhaftiert, da gegen sie eine Anklage wegen Bestechung vorliegt ... Es heißt, die Sportler hätten bis zu 12 000 Dollar pro Person angenommen, um Spiele zu verlieren“ (Time, 7. April 1980).
AUSBEUTUNG
„Amerikaner kubanischer Herkunft, die Verwandte auf der Insel haben, kamen von Ohio, Kalifornien und New York nach Key West, nur um festzustellen, daß ihre Tausende von Dollar Bargeld noch nicht ausreichten, um die Wucherpreise zu bezahlen. Die Schiffer verlangten für den Transport eines einzigen Flüchtlings mehr als 1 000 Dollar; die Mietgebühren für Fischkutter betrugen bis zu 50 000 Dollar“ (Time, 12. Mai 1980).
ZERSTÖRUNG VON EIGENTUM
In den Vereinigten Staaten „überschreitet die Zahl der pro Jahr vorsätzlich gelegten Brände jetzt die 100 000er Grenze — seit 1967 eine Steigerung von 400 Prozent. ... Landesweit werden schätzungsweise 40 % der Brände aus finanziellen Gründen gelegt“ (Time, 31. Oktober 1977).
DIEBSTAHL
„Eltern, Freunde, Nachbarn und Bekannte schätzten die fünf — so die Polizei — als ,höfliche, intelligente und zuvorkommende junge Leute‘. ... Doch seit einigen Tagen fahndet nicht nur die gesamte deutsche Polizei nach vier von ihnen, sondern auch Interpol. Der Grund: Sie stehen im Verdacht, fünf bewaffnete Raubüberfälle auf Einkaufsmärkte ... begangen und dabei Schecks und Bargeld im Wert von 2,4 Millionen DM erbeutet zu haben. ... Das Motiv ... kann nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei nur in der Geldgier der fünf zu suchen sein“ (Wiesbadener Kurier, 19./20. Juli 1980).
KIDNAPPING
„Noch in den 50er Jahren hatte der Kriminalist und Strafrechtler Ernst Seelig in seinem Lehrbuch der Kriminologie geschrieben: ,Kidnapping — Menschenraub zwecks Erpressung eines Lösegeldes, eine in den Vereinigten Staaten häufig und geradezu sportlich geübte Gangster-Methode, die bei uns kaum vorstellbar erscheint.‘ Doch bereits 1958 hatte das Verbrechen mit dem Fremdwort ,Kidnapping‘ in Deutschland Premiere. ... In den letzten fünf Jahren, seit der Entführung des Supermarkt-Millionärs Theo Albrecht, gab es in der Bundesrepublik 15 Kidnapping-Fälle. Allein 1976 waren es sechs. Insgesamt forderten die Verbrecher 40 412 000 Mark Lösegeld“ (Stern, 6. Januar 1977).
MORD
„Ein Geschworenengericht in Krems (Niederösterreich) hat ... [einen 31jährigen] nach drei Tagen Verhandlungsdauer für schuldig erkannt, seine Frau und seine Schwiegermutter ... erwürgt zu haben. ... Der Staatsanwalt hatte gesagt, der Angeklagte habe die Tat kaltblütig vorbereitet und aus finanzieller Habgier gehandelt. Er habe sich mit dem Doppelmord als Erbe in den Besitz seiner Opfer bringen wollen“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Juni 1980).
Ausnahmen? Ähnliche Fälle wirst du wahrscheinlich auch in deiner Tageszeitung finden.
Zunahme — Warum?
Habgier ist, wie die Worte des römischen Dichters zeigen, nichts Neues. Doch heute hat sie neue Ausmaße angenommen. Nie zuvor verfügte eine Generation über eine solche Fülle an materiellen Besitztümern und Annehmlichkeiten. Nie zuvor haben Werbefachleute die Menschen so erfolgreich davon überzeugt, daß diese Dinge „für ihr Glück absolut unentbehrlich“ sind. Das Geld — unerläßlich für den Erwerb von Gütern — wird immer mehr zu einem Maßstab für Glück.
Natürlich ist nicht jeder „geldliebend“, nur weil er um des Geldverdienens willen arbeitet. (Vergleiche 1. Timotheus 3:2, 3.) Aber viele Personen sind geldliebend. Manche lieben das Geld der Dinge wegen, die sie damit kaufen können, wozu auch, wie sie hoffen, das Glück gehört. Doch bei anderen geht die Liebe zum Geld noch weiter. Der Autor des Buches The Paper Economy sagt sogar, es sei für die meisten von uns „kein Mittel zum Zweck, sondern eine Leidenschaft“. Das erklärt vielleicht, warum die durch Habgier motivierten Verbrechen weiterhin zunehmen, warum Quizsendungen so populär sind und warum ungeachtet der Inflation und der Arbeitslosigkeit täglich unzählige Geldsummen in privaten und staatlichen Lotterien und Spielkasinos ausgegeben werden.
Die Bibel sagt warnend voraus, daß die Menschen „in den letzten Tagen“ „geldliebend“ oder, wörtlich aus dem Griechischen übersetzt, „Silber liebend“ sein würden (2. Tim. 3:1, 2). Aber wir müssen etwas anderes als Silber lieben, wenn wir die „letzten Tage“ der gegenwärtigen bösen Gesellschaft überleben möchten. Sprüche 3:13-18 erklärt: „Glücklich ist der Mensch, der Weisheit gefunden hat, und der Mensch, der Unterscheidungsvermögen erlangt, denn sie als Gewinn zu haben ist besser, als Gewinn an Silber zu haben, und sie als Ertrag zu haben besser als Gold selbst. ... Sie ist ein Baum des Lebens für die, die sie ergreifen.“
Halte deine Augen offen, und du wirst täglich Beweise dafür sehen, daß die „Geldliebe“ noch nie zuvor so verbreitet war. (Vergleiche 1. Timotheus 6:9, 10.) Erwirb dir gleichzeitig göttliche Weisheit und Unterscheidungsvermögen durch ein Studium der Bibel, und du wirst erkennen, was die Beweise zu sagen haben: daß sich eine überaus materialistische, geldbezogene Gesellschaft in ihren „letzten Tagen“ befindet und bald durch Gottes neues System ersetzt wird. Dort wird die „Geldliebe“ durch die Liebe zu Gott und zum Nächsten für immer verdrängt werden.