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Was sollte der Messias vollbringen, und wann?Erwachet! 1976 | 22. Juli
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Zählung der „Wochen“ bis zum Messias
Die Prophezeiung von den „siebzig Wochen“ enthält die Angabe, daß der ‘Messias, der Führer’, 69 Wochen (7 + 62) nach dem „Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und wieder zu bauen“, erscheinen würde (Dan. 9:25). Wann erging dieses „Wort“?
In den Hebräischen Schriften, und zwar in Nehemia 2:1-6, wird berichtet, daß der persische König Artaxerxes Longimanus in seinem zwanzigsten Jahr, nämlich 455 v. u. Z., ein solches Wort, einen Erlaß, zur Wiederherstellung und zum Wiederaufbau Jerusalems erließ. Viele jüdische und andere Gelehrte sind sich darin einig, daß die „Wochen“, die hier erwähnt werden, „Jahrwochen“ sind, also jede Woche sieben Jahre lang ist. Wenn wir vom Jahre 455 v. u. Z. 69 Jahrwochen, das heißt 483 Jahre, weiterrechnen, kommen wir zum Jahre 29 u. Z. Trat in jenem Jahr jemand auf, der den Anspruch erhob, der Messias zu seina?
Was ist von Jesus von Nazareth zu sagen?
Vielleicht denkst du an Jesus von Nazareth, der damals lebte. Wies Jesus das auf, was ihn als den verheißenen Messias bestätigte? In dem für seine geschichtliche Genauigkeit gelobten Evangeliumsbericht des Lukas heißt es, daß Johannes der Täufer, der Vorläufer Jesu, seine öffentliche Predigttätigkeit im Frühling des ‘fünfzehnten Jahres der Regierung des Tiberius Cäsar’ begann, das bis ins Jahr 29 u. Z. dauerte (Luk. 3:1, 2). Jesus wurde etwa sechs Monate danach, im Herbst des Jahres 29 u. Z., getauft und nahm seine öffentliche Predigt- und Lehrtätigkeit als Gottes „Gesalbter“ auf (Luk. 3:21-23; 4:16-21).
Wie in dem vorangegangenen Artikel dieser Zeitschrift gezeigt wurde, ließen die Methode und der Inhalt der Lehre Jesu sowie seine erstaunlichen Wunder viele zu der Schlußfolgerung gelangen, daß er der verheißene Messias sei. Selbst die Umstände der Geburt und des Todes Jesu waren in den Hebräischen Schriften mit Bezug auf den verheißenen Messias vorhergesagt worden. Inwiefern?
Vor allen Dingen wurde Jesus in Bethlehem geboren, worüber wir in Micha 5:2 lesen: „Und du, o Bethlehem-Ephratha, das zu klein ist, um schließlich unter den Tausenden Judas zu sein, aus dir wird mir der hervorgehen, der Herrscher in Israel werden soll, dessen Ursprung aus frühen Zeiten ist, aus den Tagen unabsehbarer Zeit.“ In der jüdischen aramäischen freien Wiedergabe, dem Targum, dieses Verses heißt es: „Aus dir wird der Messias vor mir ausgehen.“ (Siehe Matthäus 2:1.)
Auch wie Jesus geboren wurde, verdient Beachtung. Der Evangeliumsbericht lautet:
„Der Engel Gabriel [wurde] von Gott in eine Stadt Galiläa mit Namen Nazareth gesandt, zu einer Jungfrau, die einem Mann namens Joseph aus dem Hause Davids zur Ehe versprochen war ... Da sagte der Engel zu ihr: ‚... siehe! du wirst in deinem Schoß empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Dieser wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden ...‘ Maria aber sprach zu dem Engel: ,Wie soll dies sein, da ich keinen ehelichen Verkehr mit einem Mann habe?‘ Der Engel antwortete ihr und sprach: ,Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Geborene heilig, Gottes Sohn, genannt werden‘“ (Luk. 1:26, 27, 30-32, 34, 35).
Die übernatürliche Empfängnis Jesu und die göttliche ‘Überschattung’ seiner Entwicklung in Marias Mutterleib sollte sicherstellen, daß er frei von der adamischen Sünde wäre, was ihn zu einem vollkommenen Menschen machen würde. So wäre der Messias in der Lage, den hohen Loskaufspreis zur Erlösung der Menschheit von Sünde und Tod zu bezahlen (Ps. 49:7; Matth. 20:28).
Gemäß Daniel 9:25-27 sollte der ‘Messias, der Führer’, „zur Hälfte der [siebzigsten] Woche“ „abgeschnitten werden“. In genauer Übereinstimmung damit starb Jesus im Frühling des Jahres 33 u. Z. am Passahtag, genau eine halbe „Jahrwoche“, dreieinhalb Jahre, nach seiner Taufe (Matth. 26:2; Joh. 13:1, 2).
War Jesus der verheißene Messias? Die vorstehend angeführten Tatsachen führen einwandfrei zu dieser Schlußfolgerung. Doch viele mögen durch derartige Beweise noch nicht überzeugt werden können. Es ist mehr erforderlich. Und es gibt auch mehr. In welcher Hinsicht?
Ein „genialer Geist“
Es ist wichtig, im Sinn zu behalten, daß das Leben Jesu mehr ausmachte als lediglich eine Übereinstimmung mit Daten und Orten, die in der biblischen Prophezeiung vorherbestimmt worden waren. Seine Lehren und seine Tätigkeit sind nicht nur Worte, die man nachlesen kann. Jesus war eine Person. Um festzustellen, ob er der Messias war, muß man den „Geist“, die treibende Herzenseinstellung, betrachten, die Jesus zu dem machte, was er war, und die den Anlaß zu dem gab, was er sagte und tat. Diesbezüglich äußert sich der jüdische Gelehrte Claude Montefiore in dem Werk The Synoptic Gospels (Die synoptischen Evangelien) wie folgt:
„Die Lehre Jesu hat einen gewissen Geist und eine Wärme, die man entweder schätzt oder nicht schätzt. ... Die Lehre Jesu, die so gewaltige Auswirkungen auf die Welt gehabt hat, ist mehr und ist etwas anderes als eine zergliederte Aufstellung von Befehlen. Sie ist nicht nur die Summe ihrer Bestandteile; sie ist ein Ganzes, ein Geist. Sie ist ein genialer Geist mit den entsprechenden Merkmalen. Sie ist etwas Großes, Anregendes, Erhabenes. ...
Selbst wenn man für 970 von vielleicht 1000 Versen des Evangeliums, in denen Jesus der Sprecher ist, getrennte enge Parallelen finden könnte und selbst wenn man sie zusammenstellen und ein nettes Büchlein daraus machen würde, hätte man keinen Ersatz von gleich großem religiösen Wert geschaffen. Die Einheitlichkeit, die Würze, der Geist, das Geniale, all das wäre verschwunden. Oder besser gesagt, das alles könnte man dieser eleganten Sammlung von Bruchstücken und Leckerbissen nicht verleihen.“
Hast du dich schon einmal persönlich bemüht, den „Geist“ der Lehren Jesu durch ein sorgfältiges Studium der vier Evangeliumsberichte von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes im Lichte der Hebräischen Schriften zu erfassen? Das wird dir helfen, festzustellen, welche einleitende Rolle der Messias spielte und weshalb Jesus von Nazareth viele allgemeine Erwartungen hinsichtlich des „Gesalbten“ Gottes zu seiner Zeit nicht erfüllte. Was er aber vollbrachte, bildete die Grundlage dafür, daß die ganze Menschheit in naher Zukunft wunderbare Segnungen erlangen kann. Was für Segnungen werden das sein? Wirst du am Leben sein, um ihre Verwirklichung zu sehen?
Das zuletzt zu Vollbringende beginnt in unseren Tagen
Die Hebräischen Schriften enthalten auch Prophezeiungen über den „Sohn des Menschen“, den Messias, als herrlichen himmlischen König, dem von Gott „Herrschaft und Würde und Königtum gegeben [würde], damit die Völker, Völkerschaften und Sprachen alle ihm dienen sollten“ (Dan. 7:13, 14). Unter dieser himmlischen Königreichsherrschaft wird sich die Menschheit in vollkommener Gesundheit in einem erdenweit wiederhergestellten Paradies des ewigen Lebens erfreuen (Ps. 133:3; vergleiche Jesaja 33:24; 35:5, 6). Selbst die Toten werden durch eine Auferstehung wieder zum Leben zurückkehren (Hiob 14:13-15; Dan. 12:13; Joh. 5:28, 29). All dies wird dadurch möglich, daß der Messias freiwillig sein vollkommenes Menschenleben geopfert hat. Doch wann werden solche Segnungen kommen?
Im Gegensatz zu allgemeinen jüdischen Erwartungen seiner Tage erklärte Jesus: „Das Königreich Gottes kommt nicht in auffallender Weise, so daß man es beobachten könnte“ (Luk. 17:20). Wie denn können wir feststellen, wann das Königreich da ist?
Als „Zeichen ... des Abschlusses des Systems der Dinge“ sagte Jesus unter anderem Kriege großen Ausmaßes, bedeutende Nahrungsmittelknappheiten, Erdbeben, zunehmende Gesetzlosigkeit und weitere „Bedrängniswehen“ voraus (Matth. 24:3, 6-8, 12; vergleiche Offenbarung 6:1-8). Haben derartige Dinge die Menschheit nicht in noch nie dagewesenem Ausmaß seit dem aufsehenerregenden Jahr 1914 heimgesucht? Gemäß der Prophezeiung Jesu sollte die Generation, die dies erleben würde, auch sehen, wie die Segnungen der Herrschaft des Messias die ganze Erde zu erfassen beginnen (Matth. 24:34; Sach. 9:10). Ist das nicht die beste Nachricht für heute lebende Menschen?
In den Hebräischen Schriften wird dargestellt, welche sündensühnende Rolle der ‘Messias, der Führer’, zuerst spielen sollte, und als Zeitpunkt seines Erscheinens wird darin das Jahr 29 u. Z. festgelegt (Dan. 9:25). Sein Opfertod sollte eine halbe „Jahrwoche“, dreieinhalb Jahre, später erfolgen (Dan. 9:26, 27; Jes. 52:13 bis 53:12). Das Leben Jesu von Nazareth entspricht genau diesen und allen anderen Prophezeiungen über die Tätigkeit, die der Messias zuerst verrichten würde. Verdienen es angesichts dessen die Evangeliumsberichte nicht, ernstlich und sorgfältig studiert zu werden? Bist du bereit, sie zu erforschen? Wenn du wünschst, an den erdenweiten Segnungen der Herrschaft des Messias teilzuhaben, ist es dringend notwendig, daß du dich damit befaßt.
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„Die Zeit schon vorbei“Erwachet! 1976 | 22. Juli
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„Die Zeit schon vorbei“
IM Jahre 1649 fand in Venedig (Italien) zwischen zwei Juden eine Debatte über die Bedeutung der „siebzig Wochen“ statt (Dan. 9:24-27). Die beiden Gegner, von denen einer das Christentum angenommen hatte, erwählten sich Simone ben Isaac Simhah Luzzatto, den Oberrabbiner des Ortes, zum Schiedsrichter. Bei der Debatte war einer der Schüler Luzzattos, der Gelehrte Samuel ben David Nahmias, zusammen mit seinem Bruder Joseph zugegen. Nahmias schreibt über jenen Anlaß:
„Die beiden Gegner debattierten zuerst mutig miteinander. Doch als klar wurde, daß sich der Sieg offen dem Christentum zuneigte, schlug plötzlich Luzzatto, der als Richter des Meinungsstreites den ersten Platz innehatte, mit beiden Händen auf den Tisch und sagte:
‚Der umstrittene Text hat, wie ihr wißt, all die besten Rabbiner so gründlich verwirrt, daß sie nicht mehr wissen, ob sie im Himmel oder auf der Erde sind.‘ Und nach einigen weiteren ähnlichen Worten legte er sich den Finger auf die Lippen und fügte hinzu: ,Seien wir bitte still, und machen wir die Bücher zu, denn sollten wir noch länger über diese Prophezeiung Daniels spekulieren, so kommt es bestimmt dazu, daß wir alle Christen werden. Es ist nicht zu leugnen, daß darin deutlich gezeigt wird, daß der Messias gekommen ist, wofür die Zeit schon vorbei ist. Ob er Jesus, der Nazarener, ist, darüber möchte ich meine Gedanken nicht voreilig von mir geben.‘
So ging die Versammlung zu Ende und ebenso auch die Zuneigung, die ich und mein Bruder zur jüdischen Sekte hatten, so daß wir beide den Entschluß faßten, die christliche Religion anzunehmen“ („Via Della Fede“ [Der Weg des Glaubens] von Giulio Morosini [diesen Namen nahm Nahmias an, nachdem er Jesus als Messias anerkannt hatte]; gedruckt 1683 in Rom).
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Das Ende der Kriege?Erwachet! 1976 | 22. Juli
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Das Ende der Kriege?
Die Öffentlichkeit ist in den letzten Jahren von vielen Stellen warnend auf das Problem der Umweltverschmutzung und -zerstörung hingewiesen worden. Dr. Oscar W. Johnson, Professor der Biologie am Moorhead State College, bespricht in seiner Abhandlung „Auswirkungen der Industrie auf unsere Umwelt“ einige der notwendigen Schritte.
Professor Johnson bemerkt: „Es ist kein häretischer Vorschlag mehr, wenn man meint, unsere herkömmliche Ansicht über den ,Fortschritt‘ müsse sich ändern. Unser Planet hat Grenzen.“ An Schritten, die er für nötig hält, erwähnt er eine Stabilisierung des Bevölkerungswachstums, eine neue technische Verfahrensweise der Wiederverwertung statt des Abbaus von Rohstoffen und Großprogramme zur Bekämpfung der Verschmutzung. Schließlich führt er aus: „Kriege darf es nicht mehr geben, wenn der Mensch beabsichtigt, die ökonomischen Forderungen zu erfüllen, die an ihn gestellt werden, sobald er Teil eines sich selbst erhaltenden ökologischen Systems wird. Vielleicht wird dieses letzte Erfordernis das schwerste sein.“
Während man es aufgrund eines Rückblicks auf die Menschheitsgeschichte für unwahrscheinlich halten mag, daß Kriege einmal aufhören, heißt es in der Bibel von Jehova Gott: „Kriege läßt er aufhören bis an das äußerste Ende der Erde“ (Ps. 46:9). Dieser Segen wird die ganze Erde erfassen, wenn Gottes himmlisches Königreich eingreift, um die göttliche Herrschaft an die Stelle der Menschenherrschaft treten zu lassen (Dan. 2:44).
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