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Die Weltwirtschaft — Wohin steuert sie?Erwachet! 1983 | 22. September
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Die Weltwirtschaft — Wohin steuert sie?
Was wird es für dich bedeuten?
„KAUM zu glauben, wie schwer es ist, mit dem Geld über die Runden zu kommen!“ sagt Ann. Sie und ihr Mann haben zwar ein schönes Haus mittlerer Größe, aber die Hypothekenschuld ist schwindelerregend hoch. Zudem wird der Wert des guten Einkommens ihres Mannes durch die Inflation geschmälert. „Die Preise steigen jede Woche“, klagt Ann, „aber mein Haushaltsgeld bleibt gleich.“ Sie fühlt sich durch den unerbittlichen Druck eingeengt. „Ich habe mich bereit erklärt, eine Teilzeitbeschäftigung anzunehmen“, seufzt sie. „Aber er will es nicht.“
In einem anderen Teil der Welt erlebt ein afrikanischer Farmer namens Alion ähnliche Frustrationen. Die Regierung hat die Preise so niedrig angesetzt, daß sich das Pflügen und Säen einfach nicht lohnt. „Früher“, sagt Alion, „versuchte jeder, mehr anzubauen als der Farmer nebenan. Heute baut jeder gleich viel an.“ Die zusätzliche Mühe, einen höheren Ernteertrag zu erzielen, ist einfach unrentabel.
Angst und Verzweiflung sind das Vermächtnis unserer geplagten Wirtschaft. Zweifellos wirst auch du davon betroffen, ganz gleich, in welchem Teil der Erde du lebst. Die Zukunft ist voller Fragezeichen: „Soll ich jetzt kaufen, bevor die Preise steigen? Soll ich meine geringen Ersparnisse investieren? Kann ich überhaupt darauf vertrauen, daß die Banken ein sicherer Aufbewahrungsort für mein Geld sind?“
Solche Bedenken entspringen nicht einer bloßen Wahnvorstellung. In den Vereinigten Staaten beispielsweise wurden im Jahre 1982 mehr Banken geschlossen als in irgendeinem anderen Jahr seit 1940. Die Zahl der Konkurse näherte sich bedrohlich der absoluten Höchstzahl, die während der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre erreicht wurde. Emporschnellende Zinssätze haben großen und kleinen Unternehmen ein Ende bereitet. Und die Probleme sind keineswegs auf ein bestimmtes Land beschränkt. „Wohin steuert also die Weltwirtschaft?“ magst du frustriert fragen.
Offen gesagt, niemand weiß mit Sicherheit, ob morgen die Nachrichten einen wirtschaftlichen Aufschwung oder einen weiteren Rückgang melden werden. Die Wirtschaft ist zu unberechenbar. Allerdings können wir mit Sicherheit voraussagen, wohin die Weltwirtschaft auf lange Sicht steuern wird. Um das tun zu können, müssen wir jedoch hinter die Lohn-Preis-Spiralen und Zahlungsbilanzdefizite sehen und nach den wahren Ursachen der heutigen Probleme forschen. Nichtsdestoweniger wäre es nützlich, zuerst einen kurzen Blick auf einige äußerliche Wirtschaftsprobleme zu werfen.
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Geld — Wie entstanden?Erwachet! 1983 | 22. September
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Geld — Wie entstanden?
„GUT essen macht Freude, Wein trinken macht lustig“, sagte einmal ein weiser Mann, „und Geld macht beides möglich“ (Prediger 10:19, Die Bibel in heutigem Deutsch). Aber was ist dieses mysteriöse Etwas — das Geld? Woher kommt es?
Der Mensch erkannte schon vor langer Zeit, daß weder der Tauschhandel noch das Herumschleppen von Metall eine bequeme Art war, Geschäfte abzuwickeln. Daher erfanden die ideenreichen Chinesen das Papiergeld. Im Laufe der Zeit entschieden sich auch andere Nationen dazu, Papier zu bedrucken, das, zumindest theoretisch gesehen, in Edelmetall — gewöhnlich Gold — eingelöst werden konnte.
Die Goldwährung hatte jedoch einen „angeborenen“ Fehler. Man sagt, der Gesamtwert allen Goldes, das je abgebaut worden ist, beträgt nur etwa 85 Milliarden Dollar (bei dem alten Goldpreis von 35 Dollar je Feinunze). Nirgendwo ist von diesem Metall auch nur annähernd genug vorhanden, um mit dem gewaltigen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum Schritt zu halten.
Zur Veranschaulichung: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der US-Dollar die Währung des internationalen Handels. Milliarden US-Dollar kamen in die Hände ausländischer Regierungen. Ein Autor behauptete: „Bereits im Jahre 1965 befanden sich in den Händen ausländischer Banken mehr Dollars, als das Gold in Fort Knox wert war“ (Kursivschrift von uns). Was wäre geschehen, wenn die Länder plötzlich ihr Gold verlangt hätten? Folglich schlossen die Vereinigten Staaten im Jahre 1971 ihr „Goldtor“. Andere Länder konnten von nun an ihre Dollars nicht mehr in Gold einlösen, obwohl die Vereinigten Staaten immer noch riesige Goldreserven hatten. Genaugenommen wurde das Geld dann nur noch durch das Vertrauen auf die amerikanische Regierung gestützt. Dadurch wurde das internationale Geldwesen in ein Chaos gestürzt.
Das Geld ist somit nur so viel wert, wie die Leute denken. Je mehr Geld die Regierungen drucken lassen, um so geringer wird der Wert, den ihm die Bevölkerung beimißt. Aber die Druckmaschinen sind nicht die einzige Geldquelle.
Aus dem Nichts
„So hättest du mein Silbergeld bei den Bankleuten anlegen sollen“, sagte ein Mann in einem Gleichnis Jesu, „und bei meiner Ankunft hätte ich das Meine mit Zins erhalten“ (Matthäus 25:27). Schon in biblischen Zeiten waren Bankleute mit der Kunst vertraut, Geld mit beträchtlichem Gewinn zu verleihen und einen Teil von diesem Gewinn dem „sparenden Kunden“ als „Zinsen“ zu geben. Aber dadurch schaffen die Banken auf findige Weise Geld.
Nimm einmal an, du zahlst auf dein Bankkonto 100 000 DM ein. Der nächste Kunde benötigt zu Anschaffungszwecken einen Kredit von 10 000 DM. Nun denkst du wahrscheinlich, daß sich die Einlagen der Bank nur um 90 000 DM erhöht haben, da deine Einzahlung ja um den Kredit verringert wird. Aber der Bankier denkt nicht so. Gewöhnlich wird dem Kreditnehmer das Geld nicht bar ausgezahlt, sondern auf sein Bankkonto gebucht, damit er bei Bedarf Geld abheben kann. Statt daß die Einlagen der Bank abnehmen, haben die Konten bei der Bank insgesamt eine Einlage von 110 000 DM — davon 10 000 DM aus dem Nichts geschaffen.
Dieses Zahlenspiel mag für dich verwirrend sein, aber den Bankier erfüllt es mit Zufriedenheit. Auf diese Weise sind Banken in der Lage, mehr Geld auszuleihen, als sie in Wirklichkeit haben. „Ist das denn nicht gefährlich?“ magst du fragen. Ja, es kann gefährlich sein, vor allem, wenn eine Bank verantwortungslos Geld ausleiht. Nichtsdestoweniger kommt es selten vor, daß alle Sparer und Kreditnehmer zur gleichen Zeit erscheinen und ihr Geld verlangen. Deshalb halten die Banken nur so viel Bargeld bereit, wie nötig ist, um ihre täglichen Geschäfte abwickeln zu können.
Auch die Regierungen schaffen enorme Kapitalmengen, ohne Banknoten zu drucken. Zum Beispiel führt, wie es in dem Buch The Money Balloon heißt, die amerikanische Landeszentralbank „eine Reihe ungeheuer komplizierter Buchungen aus — ein Hin- und Herschieben von Zahlen, Kauf und Verkauf von Staatsanleihen, Aufnahme von Krediten, Kauf von Wertpapieren mit der Vereinbarung, sie sofort wieder zu verkaufen, Verkauf von Wertpapieren mit der Vereinbarung, sie sofort zurückzukaufen. ... aber wenn man all diese Vorgänge analysiert, stellt man fest, daß die Landeszentralbank Geld aus dem Nichts schafft“.
Auch du kannst unbeabsichtigt Geld schaffen. Jedesmal, wenn du eine Kreditkarte oder einen Euroscheck verwendest, leihst du dir Geld aus. Und wenn du ein Lohn- und Gehaltskonto hast, kannst du mit deinen Schecks mehr Geld ausgeben, als du auf dem Konto hast. Das ist eine Art der Geldschöpfung, durch die die Inflation geschürt wird.
Dieses System ist also eine Blase, die leicht platzen kann, wenn die Leute ihm kein Vertrauen mehr schenken. Wohin wandert jedoch das Geld, das so mühelos entsteht?
[Bild auf Seite 5]
Die Währungen werden nicht mehr durch Gold gestützt.
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Geld — Es gibt nie genug davonErwachet! 1983 | 22. September
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Geld — Es gibt nie genug davon
KÖNIG Salomo sagte: „Dein Geld kann im Nu vergehen, als hätte es Flügel bekommen und wäre wie ein Adler davongeflogen“ (Sprüche 23:5, Today’s English Version). Viele verschwenden ihr Geld, wie zum Beispiel der hochbezahlte Armeegeneral, der bankrott ging, nachdem er „zwei Cadillacs und für seine Frau einen zweiten Nerzmantel“ gekauft hatte.
Auch eine Regierung kann über ihre Verhältnisse leben. In den Vereinigten Staaten beispielsweise sind die Inlandsschulden auf mehr als eine Billion Dollar angewachsen. In anderen Ländern haben die Schulden einschließlich hoher Auslandsschulden ebenfalls astronomische Beträge erreicht, wie zum Beispiel in der Sowjetunion (16 Milliarden Dollar) und auf den Philippinen (10 Milliarden Dollar).
„Aber warum sind die Regierungen nicht umsichtiger gewesen?“ magst du fragen. Wir leben in einer Zeit noch nie dagewesener Forderungen nach materiellen Gütern. Der Wirtschaftswissenschaftler Irving S. Friedman erklärte daher: „Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten Regierungen nicht überleben, noch konnten Oppositionsparteien zur Macht kommen, wenn sie nicht rasche, umfassende und große Verbesserungen des Lebensstandards versprachen.“ Daher brauchten die Regierungen Geld — und zwar jede Menge —, um die Straßen, Schulen, Krankenhäuser und Wohnungen zu bauen, die die Leute forderten. Das Ergebnis? Riesenkredite, die zu einer steigenden globalen Verschuldung führten. Die Situation hat sich nach 1973 erheblich verschlimmert.
In jenem Jahr drosselte die OPEC (Organisation der Erdöl exportierenden Länder) die Öllieferungen an andere Länder. Das war ein harter Schlag, der sich weltweit bemerkbar machte. Die Ölpreise schnellten in die Höhe. Am empfindlichsten getroffen wurden jedoch die Entwicklungsländer.
Der Vormarsch der Petrodollars
Die Taktik der OPEC funktionierte, und ihre Mitgliedstaaten waren plötzlich sagenhaft reich (obwohl sie sich neuerdings aufgrund des Ölüberflusses und der fallenden Preise in finanziellen Schwierigkeiten befinden). Damals wanderte ein Großteil ihres neuerworbenen Vermögens in die zahlungsschwachen Entwicklungsländer. Aber das Gewinnstreben erwies sich als „eine Wurzel von schädlichen Dingen aller Arten“ (1. Timotheus 6:10).
All dieses Geld trug dazu bei, die Inflation anzuheizen, die einige Länder unter Kontrolle zu bringen versucht haben, indem sie die Zinssätze hochschnellen ließen. Die schwer verschuldeten Länder jedoch waren in der Falle — sie brauchten mehr Geld, konnten aber nicht einmal die Zinsen für ihre alten Kredite bezahlen. Wie wir später sehen werden, bedrohen diese Schulden nun die Zahlungsfähigkeit der gesamten Weltwirtschaft.
Die Finanzierung der dritten Welt
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) gegründet, um bedürftigen Ländern Geld zu leihen. Diese Organisationen werden von den wohlhabenderen Mitgliedstaaten finanziert. Kürzlich erklärte der Präsident der Weltbank. A. W. Clausen, daß das „Hauptziel der Weltbank in der Linderung der Armut besteht“. Diese Institutionen haben den Entwicklungsländern wirklich viel dringend benötigtes Geld zugeführt. Nichtsdestoweniger werden wir an die Weisheit erinnert, die in Sprüche 22:7 zum Ausdruck kommt: „Der Reiche ist der, der über die Minderbemittelten herrscht, und wer borgt, ist ein Knecht des Leihenden.“ Manche Entwicklungsländer lehnen daher die Hilfe von diesen Organisationen ab. Wieso?
Um seine Investitionen zu schützen, verlangt der IWF, daß das Kredit nehmende Land seine Wirtschaftspolitik drastisch ändert, indem es den Etat ausgleicht, die Ausgaben der Regierung kürzt und seine Währung abwertet. Das mögen vernünftige wirtschaftliche Vorschläge sein, aber sie können ein armes Land auch ins Chaos stürzen. Ein Wirtschaftswissenschaftler schlußfolgerte daher, daß jemand, der einem Entwicklungsland diese Maßnahmen aufzwingt, sozusagen „einem Ertrinkenden einen Anker zuwirft“.
Lediglich mehr Geld zu drucken ist ein zweckloses Unterfangen — dadurch wird der tödliche Griff der weltweiten Inflation nur noch enger. Somit haben schwer verschuldete Länder keine andere Wahl, als sich den Maßnahmen der internationalen Kreditgeberorganisationen zu beugen.
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Inflation — Was steckt dahinter?Erwachet! 1983 | 22. September
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Inflation — Was steckt dahinter?
DU GEHST in dein Stammcafé und bestellst eine Tasse Kaffee zu einem bereits inflationären Preis. Beim Bezahlen wird dir gesagt, daß sich der Preis des Kaffees in der Zeit, während du ihn getrunken hast, fast verdoppelt hat. Unmöglich? Nein, solche Erfahrungen konnte man in Deutschland in den zwanziger Jahren machen — ein erschreckendes Beispiel dafür, wie sich die Inflation steigern kann.
Deine Erfahrungen mit der Inflation mögen nicht ganz so drastisch sein. Nichtsdestoweniger beträgt in Argentinien die Inflationsrate 500 Prozent, und es ist nur eines von mehreren Ländern, die unter einer katastrophalen, galoppierenden Inflation leiden. Dennoch sind Erforscher der Bibel über diese Entwicklung nicht überrascht, da in Offenbarung 6:6 von einer Zeit die Rede ist, wo man mit einem Tageslohn lediglich einen „Liter Weizen“ kaufen kann.
Aber wie die meisten von uns bist du dir vielleicht im unklaren darüber, wer (oder was) an der Inflation schuld ist. Wollen wir also die „Experten“ fragen! Stell dir einen Gerichtssaal vor, in dem Geschäftsleute, Politiker und Wirtschaftswissenschaftler zusammengekommen sind. Du hast das ehrenvolle Vorrecht, den Vorsitz zu führen.
Du beginnst mit gebieterischer Stimme: „Die Sitzung ist eröffnet. Die Weltwirtschaft nähert sich dem Ruin, und einer von Ihnen ist der Schuldige. Wer möchte als erster etwas zu seiner Verteidigung sagen?“
„Wenn der Herr Vorsitzende einverstanden ist“, sagt ein Wirtschaftswissenschaftler, „würde ich gern erklären, was passiert ist. Die Inflation“, sagt er, „ist eine einfache Folge des Gesetzes von Angebot und Nachfrage. Wenn die Banken viele Kredite gewähren, nimmt das umlaufende Geld zu. Nun, je mehr Geld die Leute haben, um so mehr Güter können sie sich leisten. Je mehr Bedarf an Gütern besteht, um so mehr kosten sie. Das ist eigentlich ganz einfach.“
„Schieben Sie die Schuld nicht auf uns Bankiers“, protestiert ein Herr im vornehmen Anzug. „Wenn wir keine Kredite gewähren würden, würde die ganze Wirtschaft einer Rezession zum Opfer fallen. Ohne Kredit können die Leute keine Häuser, Autos oder Haushaltsgeräte kaufen. Industrie und Handel werden in Mitleidenschaft gezogen. Die Börse sackt ab, wenn die Investoren ihr Geld zurückziehen. Nun, ich gebe zu, daß wir uns zeitweise ein wenig dazu hinreißen ließen, zu viele Kredite zu gewähren. Eigentlich war es die OPEC, die uns dieses Geld gegeben hat. Sie hat ja auch durch das Ölembargo die Preise in die Höhe getrieben (zustimmendes Gemurmel). Aber die wahren Schuldigen sind die Politiker.“ Bevor der erzürnte Staatsmann überhaupt einen Ton sagen kann, macht ihm der Bankier den Vorwurf: „Ja, Sie sind diejenigen, die all das Geld für die Regierungsprogramme ausgeben. Da Sie so viel ausgeben, besteht ein größerer Bedarf an Gütern. Zwangsläufig gehen die Preise hoch.“
„Das kann ich mir nicht gefallen lassen“, protestiert ein Politiker. „In erster Linie ist das Militär schuld, das immer mehr Geld für sein ,Spielzeug‘ braucht, obwohl es bereits genügend Bomben gibt, um die Welt mehrmals in die Luft zu jagen. Und ich erinnere Sie daran, daß die Bankiers sofort protestieren, wenn die Zinssätze angehoben werden, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen.“
„Aber all das hat dazu geführt, daß die Welt in eine Rezession geraten ist“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. „Fast nie fallen die Preise wieder, nachdem sie einmal gestiegen sind. Die Rohstoffkosten sind schon mehrmals gefallen. Was haben aber einige Industrielle getan? Statt die Einsparungen an den Verbraucher weiterzugeben, haben sie noch mehr Geld in die Werbung gesteckt, um den Verkauf ihrer Produkte zu steigern.“
Ein Industrieller wird knallrot. „Moment mal“, wirft er ein. „Wie können wir die Preise senken, wenn wir immer höhere Arbeitslöhne zahlen müssen? Manchmal haben die Gewerkschaften schon Lohnerhöhungen in Erwartung einer Inflation gefordert — bevor sie überhaupt eintrat. Was bleibt uns anderes übrig, als die Preise anzuheben? Außerdem erhalten wir die Arbeitsplätze. Was können wir also dafür, daß das industrielle Wachstum zur Inflation führt?“
Bei dieser Bemerkung bricht im Saal ein Chaos aus, dem du nur mit erhobener Stimme Einhalt gebieten kannst. „Nun habe ich genug von Ihren Ausreden“, sagst du. „Ich bin zwar kein Wirtschaftswissenschaftler, aber mir ist klar, daß Sie alle beteiligt sind. Alle haben zu der fürchterlichen Situation beigetragen. Daher verurteile ich Sie zu ...“
Du stockst in deiner Rede, weil dir auf einmal deine eigene Schuld bewußt wird. Du mußt an all die Kreditkarten in deiner Tasche denken und daran, daß du sie schon im Übermaß verwendet hast. Du denkst an die Dinge, die du aufgrund überhöhter Ansprüche — nicht nach Bedarf — und aus der Befürchtung heraus gekauft hast, daß die Preise steigen würden. Dein Selbstvertrauen als Richter schwindet, und gesenkten Hauptes schließt du dich den Reihen der Schuldigen an.
[Kasten auf Seite 8]
Einige Ursachen der Inflation
● Übermäßige Kredite
● Hohe Regierungsausgaben
● Rüstungskosten
● Hohe Lohnforderungen
● Ölembargo der OPEC
● Hohe Zinssätze
● Ständige Wechselkursänderungen auf dem internationalen Geldmarkt
● Noch nie dagewesener Konsum
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Dein Geld — Auf der Bank sicher?Erwachet! 1983 | 22. September
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Dein Geld — Auf der Bank sicher?
„AM Montagmorgen stellten sich die ersten an. Tapfer harrten sie etwa fünf Stunden in der bitteren Kälte aus. Die beruhigenden Zusicherungen der Bankdirektoren, Wirtschaftswissenschaftler und Politiker regten die panische Stimmung nur noch an. Im ganzen Land, ja in der ganzen Welt belagerten ständig größer werdende Menschenmengen die Banken und forderten alle dasselbe: ,GEBT UNS UNSER GELD!‘“
Könnte das eine Zeitungsnachricht sein, die du in naher Zukunft lesen wirst? Unlängst sagte der Wirtschaftswissenschaftler Alan Greenspan im Wall Street Journal, daß „die Chancen eines gefährlichen Bankkrachs ein halbes Jahrhundert [nach der Weltwirtschaftskrise] am größten sind“. Warum?
Wohin das Geld gewandert ist
Erinnerst du dich daran, wie gründlich du das letzte Mal auf Kreditwürdigkeit überprüft wurdest, als du ein kleines Anschaffungsdarlehen aufnehmen wolltest? Überraschenderweise sind die Banken nicht immer so umsichtig, wenn es um große Geldbeträge geht. Zum Beispiel konnte Mexiko, das über beträchtliche Ölreserven verfügt, ohne Schwierigkeiten Kredite von etwa 57 Milliarden Dollar erhalten. Dann kam der weltweite Anstieg der Zinssätze und ein Einbruch der Ölpreise. Mexiko stand am Rande des Bankrotts. Unter den Banken, die Kredite vergeben hatten, brach eine kleine Panik aus, als das Gerücht umging, Mexiko könne diesen enormen Geldverpflichtungen nicht nachkommen. Daher wurden Notmaßnahmen ergriffen, um in dieses Land noch mehr Geld zu pumpen. Während möglicherweise eine Krise abgewehrt worden ist, haben andere Länder wie Polen und Brasilien ebenfalls Schwierigkeiten, ihre Riesenschulden zu bezahlen.
Weitere Milliarden werden in Unternehmen investiert. In der Vergangenheit wurden große Unternehmen durch den Verkauf von Anleihen (langfristige Kredite) an die Öffentlichkeit finanziert. Als jedoch die Zinssätze stiegen, verkauften die Investoren ihre Anleihen und investierten in gewinnträchtigere Branchen. Die Unternehmen waren gezwungen, auf kurzfristige, hochverzinsliche Bankkredite umzusteigen. Die Banken hingegen könnten ein Vermögen verlieren, wenn diese Unternehmen bankrott gingen. Der Zusammenbruch der Drysdale Government Securities Corporation war unlängst ein erschreckendes Beispiel dafür, wie verwundbar Banken sind — er kostete sie 285 Millionen Dollar!
Globale Kettenreaktionen?
Wirtschaftswissenschaftler befürchten, daß diese Faktoren zusammenspielen und eine globale Kettenreaktion auslösen könnten. Nimm an, ein Land oder eine Anzahl großer Firmen können laufende, tägliche Kosten nicht bezahlen. Ein oder zwei bedeutende Banken könnten bankrott gehen, und das wiederum würde die Kunden anderer Banken in Panik versetzen, so daß sie reihenweise ihr Geld abheben würden. Da die Banken nur geringe Mengen Bargeld bereithalten, könnte eine schwere Zahlungskrise eintreten. Die Banken würden sich verzweifelt bemühen, Bargeld zu beschaffen. Diese Kettenreaktion könnte in einen weltweiten Wirtschaftszusammenbruch ausarten.
Die Banken hingegen sagen, eine solche Situation sei unwahrscheinlich. David Rockefeller, früherer Vorsitzender der Chase Manhattan Bank, behauptete unlängst in einem Interview, das Bankwesen sei „sehr gesund“. Zugegeben, „die Banken machen viele Geschäfte miteinander, so daß eine weitgehende wechselseitige Abhängigkeit besteht“. Aber er meinte, es sei „höchst unwahrscheinlich“, daß eine globale Kettenreaktion zum Ruin des weltweiten Bankwesens führt. Da der Erfolg des Bankwesens auf dem Vertrauen der Öffentlichkeit beruht, hält man es für selbstverständlich, daß die Banken sich so optimistisch äußern.
„Sicher wird doch ein Land nicht zulassen, daß seine größten Banken in Konkurs gehen“, magst du sagen. Aber genau das ließ die italienische Landeszentralbank zu. Der Zusammenbruch der Banco Ambrosiano wurde aufgrund ihrer engen Verbindung mit dem Vatikan weithin bekannt. Als die skandalumwitterte Bank am Ende war, entzog ihr die Landeszentralbank von Italien zur Überraschung und Bestürzung der Banken Europas die Unterstützung. Die Banken befürchten, daß dadurch ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen wurde.
„Friede und Sicherheit“ im Geldwesen?
In der New York Times vom 10. Oktober 1982 wurde behauptet, daß „Branchenkenner voraussagen, die Angst vor einem Zusammenbruch des internationalen Geldwesens werde letztlich die Beteiligten zu einer Übereinstimmung bewegen“. In der Wirtschaftskrise der 30er Jahre dagegen lehnten es die Länder ab zusammenzuarbeiten und waren statt dessen „bestrebt, sich selbst vor dem anhaltenden weltweiten wirtschaftlichen Orkan zu schützen, ungeachtet der schädlichen Auswirkungen ihrer Handlungsweise auf andere Länder“. Es gibt kaum Anzeichen, daß die Länder ihre Einstellung seither geändert haben. Inflationsgeplagte Regierungen beispielsweise haben zugelassen, daß die Zinssätze gestiegen sind, ohne Rücksicht auf die schädlichen Folgen für ärmere Länder.
Nichtsdestoweniger sagt die Bibel voraus, daß bald prominente Führer „Friede und Sicherheit!“ ausrufen werden (1. Thessalonicher 5:3). In welchem Ausmaß das eine weltweite wirtschaftliche Gemeinschaftsarbeit einschließen wird, bleibt abzuwarten. Wie kann man bis dahin mit der unsicheren Weltwirtschaft zurechtkommen?
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Wirtschaftliche Probleme — Welche Lösung?Erwachet! 1983 | 22. September
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Wirtschaftliche Probleme — Welche Lösung?
„WOHER kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch?“ fragte der Bibelschreiber Jakobus. „Kommen sie nicht von dieser Quelle, nämlich von euren Begierden nach sinnlichem Vergnügen, die in euren Gliedern im Streite liegen? Ihr begehrt, und doch habt ihr nicht. Ihr fahrt fort zu morden und seid habsüchtig, und ihr vermögt doch nicht zu erlangen. Ihr fahrt fort, zu streiten und Krieg zu führen“ (Jakobus 4:1, 2). Sind diese Worte nicht zutreffend? Ist nicht das eigentliche Problem der Mensch selbst? Ruft nicht sein unersättlicher Wunsch, viele Güter zu besitzen, wirtschaftliche Schwierigkeiten hervor?
Profitgier, nicht selbstlose Sorge um den Nächsten, hat Banken dazu bewogen, Unsummen an Länder zu verleihen, die sie nicht zurückzahlen können. Die Bibel verurteilt solche Wuchergeschäfte rundheraus (Nehemia 5:1-11; siehe auch 2. Mose 22:25). Habgier und selbstsüchtige Interessen hindern die Nationen daran, zu kooperieren und eine Lösung auszuarbeiten.
Da die Bibel die emotionalen Faktoren, die den Menschen in solche Schwierigkeiten bringen, so genau beschrieben hat, sollte es dich nicht überraschen, daß sie auch den Ausgang der wirtschaftlichen und aller anderen Probleme voraussagt, die die Nationen heute plagen: den vollständigen Untergang der gegenwärtigen Weltordnung. Dazu wird es unmittelbar nach dem Ausruf „Friede und Sicherheit!“ kommen. In einer schrecklichen Zeitperiode, „große Drangsal“ genannt, wird u. a. offenbar werden, wie wertlos es ist, auf die materiellen Güter zu vertrauen, die sich die Menschen aufgehäuft haben. „Auf die Straßen werden sie sogar ihr Silber werfen, und etwas Verabscheuungswürdiges wird ihr eigenes Gold werden.“ Stell dir das vor! Sogar Gold und Silber werden als wertlos gelten. Doch wird das lediglich die Folge der Inflation sein? Nein, denn in der Prophezeiung heißt es weiter: „Weder ihr Silber noch ihr Gold wird sie am Tage des Zornausbruchs Jehovas zu befreien vermögen“ (Matthäus 24:21; Hesekiel 7:19).
Wahre Christen fürchten sich jedoch weder vor diesem Tag der göttlichen Urteilsvollstreckung noch vor einem damit verbundenen Wirtschaftszusammenbruch. Sie wissen, daß die „große Drangsal“ in der Vernichtung des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge gipfeln wird, das durch eine gerechte neue Regierung von Gott ersetzt wird (Offenbarung 21:1-4; siehe auch Daniel 2:44). Die Regierung wird allen Erdbewohnern echte wirtschaftliche Sicherheit bieten (Jesaja 65:21-23).
Der Glaube an diese kommende Regierung hilft Jehovas Zeugen, die jetzigen schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse auf realistische Weise zu bewältigen. Sie erkennen, daß eine materialistische Lebensweise die Gefahr mit sich bringt, Jehova Gott zu vergessen (5. Mose 8:10-17). Und sie sind sich bewußt, wie wichtig es statt dessen ist, nach den Werten zu streben, für die die Bibel eintritt. Das dient ihnen zum Schutz. In Zeiten der Arbeitslosigkeit sind viele von ihnen bereit, niedrigere Arbeiten anzunehmen, die von anderen vielleicht verschmäht werden (Epheser 4:28). Wer wirklich biblische Grundsätze anwendet, ist mit einem einfachen Lebensstil zufrieden. Wie der Schreiber von Sprüche 30:8 betet er: „Gib mir weder Armut noch Reichtum.“ Statt über seine Verhältnisse zu leben, ist er mit dem Lebensnotwendigen zufrieden. Er weiß, daß die Bibel es verurteilt, übermäßig Schulden zu machen, und übt deshalb Selbstbeherrschung im Umgang mit Kreditkarten und Girokonten (Psalm 37:21).
Gestatte uns daher, dir durch ein Studium der Bibel unseren Glauben näherzubringen. Auf diese Weise wirst du nicht nur auf die kommende weltweite Drangsal einschließlich des Wirtschaftszusammenbruchs vorbereitet sein, sondern kannst schon jetzt Freude und Zufriedenheit finden.
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