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Ist die Welt moralisch bankrott?Erwachet! 1984 | 8. Januar
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Ist die Welt moralisch bankrott?
„DAS kleine, schmächtige Mädchen in dem Film ist etwa 6 Jahre alt. Ihr glänzendes Haar ist hübsch frisiert. In ihrem Baumwollkleidchen, den Kniestrümpfen und den Halbschuhen sieht sie aus ... wie eine Schulanfängerin, die für den ersten Schultag zurechtgemacht ist. Das kleine Mädchen aber ist der unfreiwillige Star eines Kinderpornofilms“ (The Toronto Star).
Empörend? Allerdings. Das auf diese Weise mißbrauchte „kleine, schmächtige Mädchen“ könnte das Töchterchen deiner Nachbarn sein — oder eines nahen Verwandten. Ein Einzelfall? Nein! Allein in den Vereinigten Staaten werden schätzungsweise jährlich 300 000 Kinder zu pornographischen Zwecken mißbraucht. „Bestimmt ist es nicht überall so schlimm. Nicht die ganze Welt ist moralisch bankrott“, mag jetzt der eine oder andere einwenden.
Wie die Situation in Wirklichkeit ist, könnte man wie folgt veranschaulichen: Dein Nachbar ist kein guter Geschäftsmann, deshalb erlebt er immer wieder geschäftliche Rückschläge, ist schließlich finanziell ruiniert und muß Konkurs anmelden. Nach außen hin tut er aber so, als wäre bei ihm geschäftlich alles in Ordnung — bis plötzlich die Gläubiger ihre Forderungen eintreiben lassen. Ähnlich verhält es sich mit dem heutigen Weltsystem. Nach außen hin mag es moralisch gesund erscheinen, eine nähere Prüfung aber ergibt Risse im Fundament, die sich nicht mehr ausbessern lassen.
Symptome des moralischen Bankrotts
Die Welt ist moralisch verkommen — bankrott —, steht kurz vor dem totalen Zusammenbruch. Warum sagen wir das? Überlege, während du die nachstehend aufgeführten Symptome der sittlichen Verkommenheit betrachtest, um wen es sich dabei handelt und worum es dabei geht. Betrifft es nur Ungebildete, Arme, Gewohnheitsverbrecher oder Religionslose? Oder ist die sittliche Verkommenheit so sehr ein Bestandteil der Gesellschaft geworden, angefangen von ihren führenden Persönlichkeiten bis hin zum Volk, daß das ganze System immer korrupter wird?
● Die Zahl der aufgedeckten Fälle von manipulierten Forschungsergebnissen steigt beängstigend.
● Seit dem Jahre 1976 mußten in Mexico City über 17 000 Polizeibeamte wegen Bestechlichkeit ihres Amtes enthoben werden.
● In Italien wurden zwei Priester, mehr als 540 Geschäftsleute und Dutzende von Steuerbeamten beschuldigt, den Staat um Steuergelder für Öl und Benzin in Höhe von 2,2 Milliarden US-Dollar geprellt zu haben.
● Vor kurzem wurde bei einer Umfrage ermittelt, daß 200 Vorstandsmitglieder einiger der größten Aktiengesellschaften der Welt es für das Image der Geschäftswelt nicht für wichtig ansehen, daß diese sich an ethische Normen hält.
● In Italien werden 20 Prozent der Steuern hinterzogen; in Deutschland schätzungsweise ein Betrag, der 10 Milliarden US-Dollar entspricht. In Schweden betrügt durchschnittlich jeder Erwachsene den Staat jährlich um einen Betrag im Wert von 720 US-Dollar. In den Vereinigten Staaten wurden vor 10 Jahren (absichtlich und unabsichtlich) insgesamt 29 Milliarden Dollar Steuern hinterzogen, jetzt sind es 100 Milliarden Dollar. „Wenn sich die Situation weiterhin verschlechtert, könnte das den Zusammenbruch unserer Wirtschaft zur Folge haben, ja sogar zum Untergang unserer Gesellschaft führen“, erklärte ein Sprecher des amerikanischen Instituts für Wirtschaftsprüfer.
● Der Leiter der UN-Suchtstoffkommission bezeichnete den alarmierend ansteigenden Weltbedarf an illegalen Drogen als „ein böses Miasma des Schmuggels und des Verbrechens, der Steuerhinterziehung, der Bestechung und der Korruption“.
● Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation vergiften sich jährlich weltweit 500 000 Personen im Umgang mit Pflanzen- und Insektenkillern, was vielfach darauf zurückzuführen ist, daß diese gefährlichen chemischen Stoffe skrupellos verkauft werden. Bei manchen Firmen fällt die Sicherheit der Profitgier zum Opfer. Es gibt viele Chemiewerke, die verbotene Pestizide an Länder der dritten Welt liefern. Deshalb hat der stellvertretende kenianische Umweltminister den Vorwurf erhoben: „Wir sind die Opfer der Industrieländer.“
● Die Internationale Vereinigung für Familienplanung schätzt, daß jährlich 55 Millionen Abtreibungen vorgenommen werden. Das bedeutet die Vernichtung einer potentiellen Bevölkerung, die größer ist als die Bevölkerung von Argentinien, Australien, Kanada, Südafrika, Frankreich, Polen oder von 145 anderen Ländern.
● Früher lief man nur in verrufenen Vierteln Gefahr, sich eine Geschlechtskrankheit zuzuziehen. Jetzt haben diese Krankheiten zufolge zügelloser Lebensgewohnheiten epidemische Ausmaße angenommen. Jedes Jahr werden Millionen Menschen, auch Kinder, infiziert. Neue, merkwürdige Geschlechtskrankheiten tauchen auf, breiten sich rasend schnell aus und stellen die Ärzte vor schwierige Probleme.
● In ihren Hirtenbriefen verteidigten die deutschen und die amerikanischen Bischöfe die Lehre vom „gerechten Krieg“.
● Riesige Nahrungsmittelüberschüsse werden vernichtet, während Millionen Menschen an den Folgen von Unterernährung sterben. Viele Länder der dritten Welt ziehen den Anbau von exportfähigen, leicht verkäuflichen Landbauprodukten, an denen sich häufig die oberen Zehntausend bereichern, dem Anbau von Nahrungsmitteln vor.
● Von 164 Staaten sind 45 in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt, und über vier Millionen Soldaten stehen im Einsatz. Wie unterscheiden sich die Kriege, die heute geführt werden, von denen früherer Zeiten? Durch die hohe Zahl von Opfern unter der Zivilbevölkerung — auf jeden Kriegstoten entfallen im Durchschnitt drei getötete Zivilisten.
● „Rund 500 000 Wissenschaftler in der ganzen Welt setzen ihr Wissen dafür ein, raffiniertere und schrecklichere Waffen zu entwickeln“, erklärte der UN-Generalsekretär.
● Für jeden Soldaten werden jährlich 19 300 Dollar ausgegeben, für die Schulbildung eines Kindes aber nur 380 Dollar. Auch sterben täglich 25 000 Personen, weil es ihnen an sauberem Wasser fehlt, und jedes Jahr erblinden 100 000 Kinder zufolge eines Vitamin-A-Mangels.
● Um sich zu bereichern, exportieren Industrieländer Waffen an Länder, die sich diese eigentlich nicht leisten könnten — an übereifrige Entwicklungsländer, die sie dann häufig gegen ihre arme Bevölkerung einsetzen. „Keine andere Form der Ausbeutung, weder der Imperialismus noch eine andere“, sagte der amerikanische Wissenschaftler John Kenneth Galbraith, einer der einflußreichsten Ökonomen der Nachkriegszeit, „hat sich so schädlich oder gefährlich ausgewirkt wie diese.“
Anfänglich mag ein Mensch — Politiker, Geschäftsmann, Nachbar oder sonst jemand — hohe sittliche Grundsätze haben. Wenn er aber keine starke Motivation hat, kann er durch das ihn umgebende System in ein Verhaltensschema gepreßt werden, das jeder Tugend entbehrt, und von ihm zum Gefangenen gemacht werden. In einem Spruch aus alter Zeit wird die moralische Situation wie folgt zusammengefaßt: „Was krumm gemacht ist, kann nicht geradegemacht werden, und was fehlt, kann unmöglich gezählt werden.“ Die Moral der Welt ist mit einem krummen, brüchigen Stecken zu vergleichen, so brüchig, daß man ihn nicht geradebiegen kann, ohne ihn zu zerbrechen (Prediger 1:15).
Den moralischen Bankrott spiegelt auch die Unterhaltungsbranche wider. Die Kultur eines Volkes, vor allem das, was der Unterhaltung dient, verrät viel über seine sittlichen Normen. Wie spiegelt die gegenwärtige Unterhaltungsindustrie die heutige Moral wider?
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Die perverse Moral auf dem UnterhaltungssektorErwachet! 1984 | 8. Januar
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Die perverse Moral auf dem Unterhaltungssektor
„Selbst Autoren, deren Sprache früher rein,
wählen Worte, schmutzig und gemein,
schreiben immerzu —
nichts ist tabu.
Die Welt ist voller Getöse heute,
und gut ist böse heute,
und schwarz ist weiß heute,
und kalt ist heiß heute —
nichts ist tabu.“ (Cole Porter, amerikanischer Musical-Komponist, 1934)
„Wehe denen, die sagen, daß Gutes böse sei
und Böses gut sei,
denen, die Finsternis als Licht hinstellen
und Licht als Finsternis.“ (Jesaja, israelitischer Prophet, 732 v. u. Z.; Kapitel 5, Vers 20)
MEHR als 2 600 Jahre trennen die obigen Texte voneinander. Beide wurden zu unterschiedlichen Zwecken geschrieben: der eine, um das Publikum am Broadway zu unterhalten, der andere als Kritik an der Gesetzlosigkeit der Bewohner des alten Reiches Juda. Doch beide treffen genau auf die Situation in unserem Jahrzehnt zu. Heute, wo sich die Auffassung über das, was recht und unrecht ist, ständig ändert, ist anscheinend „nichts ... tabu“.
Sicher ist das auf keinem Gebiet deutlicher zu sehen als auf dem Unterhaltungssektor. Die Unterhaltungsbranche ist ein Teil der Kultur, und Kultur ist die charakteristische Art des Benehmens, Denkens und Empfindens, die eine Gemeinschaft entwickelt hat. Es ist die Lebensweise eines Volkes. Seine Kultur verrät somit seine Sitten- und Moralvorstellungen.
Wohl kein Medium hat sich in unserem Jahrhundert so stark entwickelt und ist so populär und einflußreich wie der Film und das Fernsehen. Es wird behauptet, Filme würden das Leben widerspiegeln. Da aber die Filmstars gleichzeitig moderne Volkshelden sind, können Filme der neuen Ethik Gewicht verleihen und ihr den Stempel der Anerkennung aufdrücken. Die Filmindustrie weiß, daß Filme die Menschen zu manipulieren vermögen. In ihrem „Code of Production“ (Produktionskodex) heißt es: „Die Unterhaltung kann sich auf den Menschen entweder FÖRDERLICH oder SCHÄDLICH auswirken.“ Was verrät die moderne Unterhaltung über die Moral der Welt und darüber, wohin die Menschheit treibt?
In dem Film Vom Winde verweht, der 1939 mit dem „Academy Award“ („Oscar“) ausgezeichnet wurde, kam ein einziges unanständiges Wort vor, und viele waren darüber entsetzt. Heute würde niemand mehr auch nur mit der Wimper zucken. Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Unterhaltung eine harmlose Angelegenheit für die ganze Familie, jetzt ist sie „nur für Erwachsene“. Manche rechtfertigen diese drastische Veränderung mit dem Hinweis, es handle sich um harmlose Entspannung. Stimmt das? In Wirklichkeit hat das meiste, was auf dem Unterhaltungssektor geboten wird, zufolge dreier Dinge jeden sittlichen Wert, den die Unterhaltung früher gehabt haben mag, eingebüßt: illegale Drogen, brutale Gewalt und Darstellung sexueller Vorgänge.
Drogen und Blutrausch
Seit Jahrzehnten gibt es im amerikanischen Rundfunk und Fernsehen täglich sogenannte „Seifenopern“ (Familienserien, die von der Waschmittelindustrie finanziert werden). Jetzt sind die „Drogenopern“ noch dazugekommen. Auf der Bühne, im Film und im Fernsehen wird die zunehmende Verbreitung illegaler Drogen unter der Bevölkerung als etwas ganz Normales, etwas Alltägliches, dargestellt. Drogensüchtige und Drogenhändler sind nicht mehr automatisch die Verlierer, die Entarteten oder die Bösewichter. Vielmehr sind sie oft die Helden, die Gewinner, die Stars, leuchtende Vorbilder für Jung und Alt. Die Show- und Filmproduzenten machen für diesen Wandel das Publikum verantwortlich und behaupten: „Wir produzieren nur, was gewünscht wird.“
Die Unterhaltungsbranche präsentiert auch die reinsten „Blutrauschopern“. Noch nie in der Geschichte des Films sind solch barbarische Gewaltszenen, die den Zuschauer nerven und lähmen, gezeigt worden. Vor seinen Augen tobt eine Orgie der Gewalt über den Bildschirm. Mit Motorsägen werden Leichen zerstückelt, in die Köpfe der Opfer werden Löcher gebohrt, daß Blutfontänen herausschießen, menschliche Körperteile werden von Kannibalen schmatzend verzehrt. Diese grausigen Schlächtereien sind oft mit irgendeiner erotischen Situation verbunden. Solche Szenen und noch abstoßendere bilden einen wesentlichen Bestandteil der Unterhaltung, auf die viele Leute ganz versessen sind.
Heute braucht sich niemand mehr in ein Kino zu stehlen, um sich einen solchen Horrorfilm anzusehen. Wer einen Videorecorder besitzt, kann sich die Filme ausleihen oder kaufen. Für einen Videofilm wurde mit dem Text geworben: „Menschen werden vergewaltigt, erstochen und erschlagen — Vorführdauer 92 Min.“ Der Markt für solch sadistische Gewaltfilme expandiert immer schneller. In einer englischen Zeitschrift des Videohandels hieß es im Anschluß an die Rezension eines neuen Video-Horrorfilms, in dem die Opfer zerhackt werden: „Dieser Film ist für jeden Händler ein Muß. Er wird bestimmt nicht liegenbleiben.“
Zu welchem Schluß müssen Leute, die sich regelmäßig solche Bluttat- und Horrorfilme ansehen, kommen? Daß Gewalttaten im normalen Leben häufig vorkommen, daß sie zum Leben gehören. Ist es daher zu verwundern, daß immer mehr Leute die Gewalttätigkeit in der realen Welt allmählich akzeptieren? Kurz gesagt: Bei dieser Unterhaltung handelt es sich um nichts anderes als um Gewalt-Pornographie.
Video-Rock und Gewalttätigkeit
Besonders in den Vereinigten Staaten gibt es die „Video-Rock-Opern“. In einer wachsenden Anzahl von Städten können jetzt Kabelfernsehteilnehmer nicht nur harten Rock mit seinem aggressiven Rhythmus hören, sondern in Verbindung damit auch Gewalttaten sehen. Ferner gibt es Video-Rock-Kassetten zu kaufen; außerdem kann man sich solche Rockfilme auf einer großen Leinwand in einem Rockklub anschauen.
Ein Zuschauer, der durch ein Video-Rock-Musikprogramm äußerst geschockt war, beschrieb es in der Zeitschrift The Wall Street Journal als „die abstoßendste und ekelerregendste Vorführung von Sadismus, die ich je gesehen habe“. Ferner hieß es in dem Bericht: „Zwischen den einzelnen Rocknummern wurden verschiedene kurze Szenen eingeblendet. Zum Beispiel wurde gezeigt, wie eine hysterisch schreiende Frau gezwungen wurde, eine tote Ratte zu essen.“ Selten hört man Klagen des Publikums.
Da die Musik das Gefühl anspricht, kann diese neue Art von Rockmusik um so eindringlicher perverse Lebensauffassungen vermitteln. Warum? Weil zwei der menschlichen Sinne direkt beteiligt sind: der Gehörsinn und der Gesichtssinn. Wenn man sich Musik anhört, macht man sich vom Sinn der Musik seine eigenen Vorstellungen. Ist Musik aber mit Video verbunden, so kann das Publikum nicht mehr seine eigene Phantasie spielen lassen, sondern es werden ihm die moralischen Wertvorstellungen eines anderen aufgezwungen — die Wertvorstellungen desjenigen, der den Video-Rock geschaffen hat. Die Zeitschrift Newsweek schrieb: „Eine der bemerkenswerten Eigenschaften der Musik ist ihre Macht, tiefe, unausgesprochene Gefühle wachzurufen, die jedesmal, wenn man das Stück wieder hört, anders sein können. Durch Video aber wird deiner Phantasie etwas diktiert, und das Diktat ist jedesmal, wenn das Lied gespielt wird, auf dem Bildschirm zu sehen.“
Pornographie
Eine andere Form perversen Freizeitvergnügens sind die Pornofilme. Die Pornographie ist nichts Neues. Neu ist nur, wie sie zur Schau gestellt wird. Die Mauern, hinter denen sie vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen war, begannen in den 60er Jahren abzubröckeln, als Dänemark als erstes Land das Gesetz gegen die Pornographie abschaffte. Seither befleckt sie die Welt, wie Eiter, den ein Geschwür absondert, die Kleidung befleckt.
In einigen Ländern ist die Pornographie immer noch ein heimliches, aber dennoch einträgliches Geschäft. In anderen kommen alle, selbst Jugendliche, ohne weiteres an pornographische Erzeugnisse heran. Perverse Sexszenen werden in Romanen ausführlich beschrieben und in Zeitschriften, im Fernsehen oder in Filmen immer häufiger dargestellt. Zahllose Kinobesucher werden von harten Pornofilmen angelockt wie Fliegen von einem Kuhfladen.
In Spanien zum Beispiel quellen die Kioske über von erotischen Schriften. Und einige der Zeitungen bringen Anzeigen, die für pornographische Filme mit Texten werben wie „Sex, Laster und Perversität in einem Film, den nur der Teufel gedreht haben kann“. Der in England erscheinende Daily Telegraph meldete: „Die einzige Branche, die in England noch floriert, sind die Sexshops.“ Und aus Japan berichtete die Zeitung Mainichi Daily News: „Die Zahl der Pornoläden steigt beharrlich, auch werden immer perversere Dienste angeboten.“ Im Jahre 1982 hat das Geschäft mit der Pornographie allein in den Vereinigten Staaten schätzungsweise 7 Milliarden Dollar eingebracht.
Warum blüht das Geschäft mit der Pornographie? Weil ein Bedarf dafür vorhanden ist. Wie das Wochenblatt The Manchester Guardian Weekly schrieb, soll ein ehemaliger französischer Pornofilmstar gesagt haben: „Die Pornographie, sie kann noch so mittelmäßig sein, hat Zukunft, weil ein Bedarf besteht.“ Und die Leute, die nur verschämt in einen Pornofilm gehen würden, kaufen Videokassetten und schauen sich solche Filme zu Hause an. Die Nachfrage scheint das Angebot zu rechtfertigen.
Die sexuelle Entartung macht nicht einmal vor Kindern und Jugendlichen halt. „Geschlechtsakte an 8 Monate alten Säuglingen werden neuerdings von Untergrundhändlern, die eine wachsende ‚Kinderporno-Subkultur‘ versorgen, gefilmt und fotografiert“, berichtete die in New York erscheinende Zeitung Daily News. Außerdem hieß es in dieser Zeitung, daß in den Vereinigten Staaten „jedes Jahr schätzungsweise 50 000 Kinder verschwinden, von denen man nie mehr etwas hört“. Viele von ihnen werden sexuell ausgebeutet oder zu pornographischen Zwecken benutzt. Pornofilme werden in skandinavische Länder geschickt, dort kopiert und dann in die ganze Welt versandt, um die abartigen Neigungen einer wachsenden Schar von Perversen zu befriedigen.
Die Unterhaltungsbranche stellt „Böses“, Entartetes, als „gut“, als akzeptabel, hin, ganz gleich, ob sie Sex zwischen Erwachsenen oder Jugendlichen oder ob sie Gewaltakte schildert.
Kann das gegenwärtige System der Dinge überleben, wenn solch verderbliche Einflüsse seine Fundamente untergraben? „Kann man Feuer in seinem Gewande tragen, ohne daß die Kleider versengt werden?“ (Sprüche 6:27, Bruns). Wohin führt die heutige Moral die Welt?
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Moralischer Bankrott — Wohin führt er?Erwachet! 1984 | 8. Januar
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Moralischer Bankrott — Wohin führt er?
ES WAR am Abend des 25. Juli 1956. Das elegant gebaute weiße Passagierschiff Stockholm lief aus dem New Yorker Hafen aus, um zum 103. Mal den Nordatlantik zu überqueren. In der Nähe der Nantucket-Insel stieß man auf Nebel, doch das war normal.
In entgegengesetzter Richtung durchschnitt die Andrea Doria, der schönste Luxusliner Italiens, den Nebel. Beide Schiffe waren mit Radargeräten ausgerüstet. Somit bestand kein Grund, übermäßig beunruhigt zu sein, ja die meisten Fahrgäste schliefen sogar. Diensthabende Offiziere hielten Wache. Die Andrea Doria fuhr mit etwa 22 Knoten. Plötzlich tauchte die Stockholm vor ihr auf. Der italienische Kapitän befahl eine Kurskorrektur. Doch er konnte das Schiff nicht mehr retten.
Um 23.09 Uhr bohrte sich die Stockholm in den Rumpf des italienischen Luxusliners. Nur wenige Offiziere und Matrosen hatten die kritische Situation bemerkt. Aber trotz ihres Ausweichmanövers hatten sie nicht vermocht, den Zusammenstoß abzuwenden. Elf Stunden später verschwand die angeblich unsinkbare Andrea Doria gurgelnd in der Tiefe.
Die Moral der heutigen Welt befindet sich ebenfalls auf Rammkurs. Das hat eine kleine Minderheit, die sich noch an sittliche Grundsätze hält, bemerkt. Deshalb bemühen sich diese Leute, den Kurs zu ändern. Aber ihre Bemühungen sind zu schwach und kommen zu spät. Die Korruption in der Welt setzt die prominenten Weltführer schachmatt, und sie merken, daß sie den Kurs des gegenwärtigen Systems nicht mehr korrigieren können. Es gibt aber auch Personen, die nicht sehen, daß sich das moralische Klima in der Welt gewandelt hat, ja einige finden es sogar ergötzlich.
Worauf können ehrliche Personen in dieser Situation noch hoffen? Zwei Beispiele aus dem Altertum liefern die Antwort.
Beispiele dafür, was kommen wird
Die beiden Beispiele einer sittenlosen Gesellschaft und ihres Endes sind: 1. die menschliche Gesellschaft der Tage Noahs und 2. die Bevölkerung von Sodom und Gomorra. Wie die in Lukas 17:26-30 aufgezeichneten Worte Jesu Christi zeigen, haben diese Beispiele heute ein Gegenstück. Jesus wird als Gottes oberster Urteilsvollstrecker mit der Welt abrechnen. Wir lesen:
„Übrigens, so, wie es in den Tagen Noahs geschah, wird es auch in den Tagen des Sohnes des Menschen [Jesu Christi] sein: sie aßen, sie tranken, Männer heirateten, Frauen wurden verheiratet bis zu dem Tag, da Noah in die Arche hineinging und die Flut kam und sie alle vernichtete. Ebenso wie es in den Tagen Lots geschah: sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten. An dem Tage aber, da Lot aus Sodom herauskam, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vernichtete sie alle. Ebenso wird es an dem Tage sein, an dem der Sohn des Menschen geoffenbart wird.“
In beiden Fällen erhielten die normalen Aktivitäten wie Essen, Trinken, Heiraten und Bauen eine unheilvolle Note, weil man Gottes Warnung ignorierte. Die Leute beachteten die Bedeutung dessen, was in ihrer moralischen Umwelt geschah, nicht. In ihren Augen ging alles seinen gewohnten Gang. Wir wollen uns die beiden Beispiele einmal näher betrachten.
Die Tage Noahs
Im 24. Jahrhundert v. u. Z. grassierte auf der Erde große Schlechtigkeit. Die sittlichen Normen waren außer Kontrolle geraten. Der Geschichtsbericht, wie er in 1. Mose 6:5 zu finden ist, lautet: „Da sah Jehova, daß die Schlechtigkeit des Menschen ausnehmend groß war auf der Erde und daß jede Neigung der Gedanken seines Herzens allezeit nur schlecht war.“ Inwiefern waren die Menschen schlecht, und warum?
Die Schlechtigkeit äußerte sich besonders in zweierlei Hinsicht: 1. durch Gewalttat und 2. durch geschlechtliche Perversität. Man beachte, wie das in 1. Mose 6:4 angedeutet wird: „In jenen Tagen befanden sich die Nephilim auf der Erde, und auch danach, als die Söhne des wahren Gottes fortfuhren, mit den Töchtern der Menschen Beziehungen zu haben, und sie ihnen Söhne gebaren, waren sie die starken Männer, die vor alters waren, die Männer von Ruhm.“
Die Bezeichnung „Nephilim“ bedeutet „Fäller“. Die Nephilim waren Schlägertypen. Sie brachten andere auf gewaltsame Weise zu Fall. Zweifellos folgten viele ihrem Beispiel oder machten mit, wenn sie ein hilfloses Opfer ausraubten. Die Nephilim waren Bastarde, hervorgegangen aus der Verbindung zwischen rebellischen Engeln, die einmal „Söhne des wahren Gottes“ gewesen waren, sich aber materialisiert hatten, und Frauen auf der Erde. Solche Beziehungen zwischen Engeln und Menschen waren widernatürlich, pervers. (Zusätzlichen Aufschluß darüber findet der Leser in 1. Petrus 3:19, 20 und in Judas 6, 7.)
Wohin führte dieser moralische Bankrott? „Da sprach Jehova: ‚Ich werde die Menschen, die ich erschaffen habe, von der Oberfläche des Erdbodens wegwischen, vom Menschen bis zum Haustier, bis zu dem sich regenden Tier und bis zu dem fliegenden Geschöpf der Himmel, denn ich bedauere in der Tat, daß ich sie gemacht habe.‘ Noah aber fand Gunst in den Augen Jehovas“ (1. Mose 6:7, 8). Jehova vollstreckte sein Urteil an jenem amoralischen System durch eine Katastrophe, wie es bis dahin noch keine gegeben hatte. Von allen Menschen überlebten nur Noah und seine Familie die Sintflut.
Warum fanden Noah und seine Angehörigen in den Augen Jehovas Gunst? „Noah war ein gerechter Mann. Er erwies sich als untadelig unter seinen Zeitgenossen“, heißt es in 1. Mose 6:9. Wie war ihm das möglich? „Noah wandelte mit dem wahren Gott“, lautet der zweite Teil des erwähnten Verses. Noah war mutig und unterschied sich von seinen unmoralischen Zeitgenossen dadurch, daß für ihn Jehovas moralische Grundsätze die Begrenzung des Weges waren, auf dem er und seine Familie wandelten. Noah lehnte es einfach ab, sich von der Welt zwingen zu lassen, ebenso verderbt zu handeln wie sie.
Die Tage Lots
Der andere Fall ereignete sich über 400 Jahre später. Die Bewohner der Städte Sodom und Gomorra — wie einige annehmen, sollen sich diese Städte auf dem Grund des Toten Meeres (am Südende) befinden — führten ein Leben, durch das sie den Sittenmaßstäben Gottes trotzten. „Der Klageschrei über Sodom und Gomorra, ja, er ist laut, und ihre Sünde, ja, sie ist sehr schwer“, wird in 1. Mose 18:20 gesagt.
Warum waren diese Leute in den Augen Gottes so verwerflich? Weil sie moralisch bankrott waren. Perverse Sexpraktiken beherrschten ihr Leben. „Vom Knaben bis zum alten Mann ... riefen [sie] unablässig nach Lot und sprachen zu ihm: ‚Wo sind die Männer, die heute nacht zu dir hereingekommen sind? Bringe sie zu uns heraus, damit wir Verkehr mit ihnen haben können [„sie vergewaltigen können“, The Living Bible]‘“ (1. Mose 19:4, 5). Das Wort „wir“ schloß sowohl Jugendliche als auch Erwachsene ein.
Als Jehova seine Strafe an jenem sittlich verderbten System vollstreckte, blieben nur drei Seelen von der feurigen Vernichtung verschont: Lot und seine beiden Töchter. Warum sie? Weil Lot ein gerechter Mensch war und „durch den zügellosen Wandel von Personen, die dem Gesetz trotzten“, schwer bedrängt war und weil er es ablehnte, ihre Perversitäten mitzumachen (2. Petrus 2:7, 8).
Unsere Zeit
Das Konto der Moral unserer heutigen Welt ist völlig aufgebraucht und wird bald abgeschlossen. Sie ist nicht in der Lage, ihr sittliches Niveau anzuheben. ‘Der Herrscher dieser unmoralischen Welt’, Satan, der Teufel, hat den meisten sein Verhaltensschema aufgezwungen (Johannes 12:31). Sie sind wie Fahrgäste auf einem Schiff, das auf Rammkurs ist. Ihre Anführer gleichen dem Kapitän eines solchen Schiffes, der umsonst versucht, eine Katastrophe abzuwenden. Aber der Kurs, den die Welt unter der Herrschaft Satans steuert, macht die Katastrophe unausweichlich.
Personen jedoch, die gerechtigkeitsliebend sind wie Noah und Lot, können ein anderes Leben führen — ein gottgefälliges —, indem sie sich an die in der Bibel niedergelegten Sittenmaßstäbe halten. Wenn Jehova und sein Sohn Jesus Christus in Kürze die Strafe an dem unmoralischen System der gegenwärtigen Welt vollziehen, wird das Konto der Gerechten ein Guthaben aufweisen. Gott wird ihnen dann ein Anrecht auf ewiges Leben in einer gerechten Welt geben. Wirst du die Voraussetzungen erfüllen, damit auch du zu den Gerechten zählst? (Psalm 37:27-29; 2. Petrus 2:9).
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