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Erwachet! 1982
g82 22. 3. S. 24-27

Lohnt sich das Risiko?

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Spanien

ES IST der 14. Juli, der achte Tag der jährlichen Festlichkeiten zu Ehren San Fermíns, des Schutzheiligen der katholischen Stadt Pamplona. Schon vor der Morgendämmerung haben Personengruppen strategisch wichtige Stellen an den engen Straßen dieser alten spanischen Stadt eingenommen. Am frühen Morgen passiert rasch die Nachtwache und wird gelegentlich mit Spritzern aus den Weinschläuchen bedacht, die viele mit sich führen.

Plötzlich steigt die Spannung. Die Stadtuhren schlagen sieben. Mit laut vernehmbarem Knall wird ein Feuerwerkskörper gezündet. Die Explosion, die man in der ganzen Stadt hören kann, löst überall Beifallsrufe aus.

Unten am Fluß Arga werden die Tore eines Pferches aufgestoßen, und heraus stürmen sechs wilde spanische Stiere. Nun entsteht Aufregung und Spannung unter der Menge hinter den schützenden Sperren und unter den Akteuren, die auf dem Cuesta (Hügel) de Santo Domingo auf den Augenblick ihres Ruhmes warten.

Während die erregten Tiere immer schneller den Hügel hinaufstürmen, sehen sie etwas Ungewöhnliches. Eine Gruppe aufgeregter junger (und einiger älterer) Männer rennt auf sie zu. Zu diesem Anlaß tragen sie eine spezielle Kleidung — weißes Hemd und weiße Hose, eine rote Baskenmütze und um die Hüften eine Schärpe. Viele halten eine zusammengerollte Zeitung in der Hand, mit der sie den Stier bei plötzlicher Gefahr ablenken könnten. Da der Abstand zwischen den beiden Gruppen jetzt nur noch wenige Meter beträgt, machen die Männer plötzlich kehrt und rennen so schnell, wie die Beine sie tragen, wieder den Hügel hinauf.

Die Horntiere kommen ihnen immer näher, und die Nachzügler der Verfolgten blicken flüchtig nach hinten, von welcher Richtung die Stiere, wenn überhaupt, angreifen. Die klügeren unter den Läufern flüchten sich zur nächsten Mauer und lehnen sich ganz dicht an, ohne auch nur einen Muskel zu bewegen, um nicht die Aufmerksamkeit der Stiere zu erregen.

Während die Stiere die Hügelkuppe erreichen, schlägt das Unglück zu. Ein Stier namens Antioquío trennt sich von den übrigen. Er fühlt sich allein und angegriffen, herausgefordert durch die Männer, die umherlaufen und ihre Heldenhaftigkeit beweisen wollen, indem sie sich möglichst nahe heranwagen. Der Herdentrieb des Tieres wird augenblicklich durch den Selbsterhaltungstrieb verdrängt. Antioquío stößt ganz wild mit den Hörnern umher. Einer der Läufer, der 26jährige José Antonio Sánchez, wird aufgespießt und mehrere Meter mitgeschleift. Andere versuchen, ihm zu helfen, aber vergeblich, denn drei Stunden später stirbt er im Krankenhaus.

Der Stier orientiert sich schließlich wieder und läuft der Herde nach — in die vermeintliche Freiheit. In Wirklichkeit landet er in der Stierkampfarena. Die Stiere sehen sich von vielen Männern, hauptsächlich jüngeren, umgeben, die sie reizen wollen. Antioquío schlägt wieder zu, und diesmal wird der 29jährige Vicente Ladio Risco aufgespießt, der dann auf die Knie fällt und seinen Bauch umklammert. Die Zuschauer stoßen einen Schreckensschrei aus. Sie wissen, daß sie erneut Zeugen eines Todesfalles am „heiligen“ Fest des San Fermín geworden sind.

Hat sich das Risiko gelohnt? Zwei junge Menschenleben wurden an einem Sommermorgen ausgelöscht. Und wofür? Wurde dadurch ein edler Zweck gefördert? Hat sich das Risiko wirklich gelohnt? War ihren Hinterbliebenen der persönliche Stolz oder Ruhm so viel wert? Diese vernünftigen Fragen können auf viele freiwillige Betätigungen des Menschen angewandt werden, die ein hohes Überlebensrisiko haben und jedes Jahr ihre Todesopfer fordern.

Bergsteigen — Wie sicher?

Seit Jahrtausenden reagiert der Mensch auf den Reiz der Berge. Für manche sind sie eine Herausforderung, wohingegen die Mehrzahl im Bergwandern eine große Möglichkeit sieht, sich vom Trubel der Städte zu erholen. Weltweit wandern und klettern Millionen und haben viel Spaß daran, ohne ein Risiko einzugehen.

Andererseits muß man zugeben, daß jedes Jahr viele Bergsteiger, sowohl Anfänger als auch Erfahrene, beim Besteigen der Gipfel unserer Erde ihr Leben verlieren. Zum Beispiel versuchten im November 1980 drei junge Bergsteiger, die fast senkrechte Wand des San Jeronimo im Montserratmassiv bei Barcelona (Spanien) zu besteigen. Alle drei fielen 260 Meter in die Tiefe und kamen ums Leben. Vielleicht war Mangel an Erfahrung die Ursache. Aber hat sich das Risiko gelohnt? Wie würden ihre Angehörigen heute diese Frage beantworten?

Mangel an Erfahrung ist keineswegs der einzige Grund für Bergsteigerunglücke. Im Oktober 1978 versuchte eine Expedition langjähriger Bergsteigerinnen aus den USA, den Gipfel des Annapurna I (8 078 m) im Himalaja zu erreichen. Sie bildeten zwei Mannschaften. Eine Mannschaft schaffte es. Die zweite nicht. Es wird berichtet, daß Vera Watson und Alison Chadwick-Onyszkiewicz, erfahrene Bergsteigerinnen, auf ihrem Weg zum Gipfel mit einem Seil verbunden waren, als sie in den Tod stürzten. Arlene Blum, ein anderes Glied der Expedition, schrieb in ihrem Tagebuch: „Sie waren wahrscheinlich nicht in der Lage, sich abzufangen, und stürzten 450 Meter tief an einem Steilhang auf Schnee und Eis hinab. Das könnte jedem Bergsteiger zu jeder Zeit passieren. Doch warum ist es passiert? Ich bin wie betäubt, und meine Gedanken sind bei ihren Angehörigen. All dieser Kummer und Schmerz — welcher Berg ist das wert? ... Natürlich hatten wir uns alle für dieses Risiko entschieden, als wir hierherkamen. Aber ihre Angehörigen und Freunde trafen keine solche Entscheidung“ (Kursivschrift von uns).

Eine ähnliche Tragödie passierte im Juni vergangenen Jahres im Nordwesten der Vereinigten Staaten. Sechzehn Bergsteiger — elf am Mount Rainier und fünf am Mount Hood — kamen an den Berghängen ums Leben.

Ja, welcher Berg oder welch vergängliches Streben ist das Risiko wert? Diese Frage muß gegen das einzigartige Gut aufgewogen werden, das auf dem Spiel steht — das LEBEN. Das Leben bringt eine Verantwortung mit sich — nicht nur gegenüber einem selbst, sondern auch gegenüber den Angehörigen (besonders gegenüber dem Ehemann, der Ehefrau oder den Kindern) und für den Christen auch gegenüber Gott, von dem „jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk stammt“ (Jak. 1:17).

Offensichtlich gibt es den Bergtod nicht nur unter Bergsteigern. Gelegentlich kommen auch schlecht ausgerüstete Bergwanderer ums Leben. Eine spanische Behörde ließ verlauten: „Jeder, der am Sonntag in den Bergen klettert, kann sehen, wie es von Leuten wimmelt, die auf Abenteuer aus sind und meist schlecht ausgerüstet sind und wenig Kenntnis über die Region haben. Es ist ein wahres Wunder, daß nicht mehr ums Leben kommen.“ Wenn du also in die Berge gehen willst, wäre es vernünftig, auf eine gute körperliche Kondition und geeignete Kleidung sowie auf ausreichenden Proviant zu achten. Noch besser wäre es, in Begleitung eines erfahrenen Bergwanderers oder Bergsteigers zu gehen.

Die Tatsachen sprechen für sich. In einer Studie, die in der Madrider Tageszeitung El País veröffentlicht wurde, stand der Bergtod an der Spitze der Liste für Sporttodesfälle in Spanien während der Fünfjahreszeitspanne von 1975 bis 1979. Es waren insgesamt 137. Als nächstes kamen Jagen und Unterwassersport mit jeweils 42 Todesfällen während der gleichen Zeitspanne. Dann wurde der Flugsport mit 39 Todesfällen aufgeführt.

Flugsport

Wer hat noch nicht den Adler oder den Albatros um seinen mühelosen Gleitflug beneidet? Der Mensch träumt seit undenklichen Zeiten davon, ungehindert zu fliegen und zu gleiten wie die Vögel. Daher erscheint die rhetorische Frage im Bibelbuch Hiob sehr passend: „Ist es zufolge deines Verstandes, daß sich der Falke emporschwingt, daß er seine Flügel zum Südwind hin ausbreitet?“ (Hiob 39:26).

In den vergangenen Jahrzehnten haben Flugsportarten wie Segelfliegen, Fallschirmspringen, Ballonfahren und Drachenfliegen an Beliebtheit gewonnen. Bei guter Übung und mit angemessener Ausrüstung kann bei den meisten dieser Sportarten das Risiko auf ein Mindestmaß beschränkt werden, vor allem wenn man nicht draufgängerisch ist. Zweifellos ist der lautlose Flug, wenn man nur den Wind als Begleiter hat, ein einzigartiges und erregendes Erlebnis.

Doch der Flugsport, der zur Zeit naturgemäß das höchste Risiko in sich birgt, ist wahrscheinlich das Drachenfliegen. Im 1976er Jahrbuch der Encyclopædia Britannica hieß es dazu: „Trotz der zahllosen Unfälle und einiger Todesfälle, die auf die Instabilität des Fluggeräts bei plötzlichen Windstößen zurückzuführen sind, hat das Drachenfliegen im Laufe des Jahres neues Ansehen gewonnen, und in den USA und in Österreich werden internationale Wettbewerbe durchgeführt“ (Kursivschrift von uns). Rüdiger Flender, ein Experte im Drachenfliegen, sagte: „Es gibt verwegene Drachenfliegerpiloten und alte Drachenfliegerpiloten, aber nur sehr wenige, die verwegen und zugleich alt sind.“

Zu den technischen Gründen für Drachenfliegerunfälle gehören Versagen beim Flug (das trotz sorgfältiger Behandlung und Pflege des Geräts auftreten kann), plötzliche Änderung der Windrichtung und mächtige Windstöße, vor allem starke Abwinde, die selbst den erfahrensten Drachenfliegerpiloten ins Unglück stürzen.

Im Juni 1979 verletzte sich der berühmte Formel-1-Rennfahrer Patrick Depailler beim Drachenfliegen in seiner Heimat Frankreich. Ein plötzlicher Windstoß warf ihn zu Boden. Er überlebte, mußte sich aber wegen seiner Verletzungen Operationen unterziehen.

Weniger Glück hatte ein junger Christ in den Vereinigten Staaten. Er brach sich bei einem Drachenfliegerunfall einen Halswirbel. Nachdem er sich erholt hatte, fing er wieder mit dem Drachenfliegen an. Eines Tages — es war kurz nach dem Start — drehte ein plötzlicher Windstoß sein Gerät auf den Rücken, und er verlor die Kontrolle darüber. Er wurde gegen einen Abhang geworfen und kam um. Wieder fragen wir uns: War es das Risiko wert? Wenn wir an den schrecklichen Verlust denken, den die Witwe und die Eltern erlitten, sollte man sich vernünftigerweise auch fragen: Liegt nicht eine Spur von Selbstsucht in dem Verlangen, einen Sport auszuüben, der so wenig Sicherheit bietet? Das ist ein Faktor, den ein Christ berücksichtigen muß, da er verpflichtet ist, seinen Nächsten so wie sich selbst zu lieben (Mat. 22:39).

Todesfälle bei Autorennen

Patrick Depailler wandte sich trotz seines Drachenfliegerunfalls wieder dem Autorennen zu. Am 1. August 1980 starb er bei einem Unfall während eines Trainings auf dem Hockenheimring in der Bundesrepublik Deutschland.

Was bewegt Männer, solche Risiken einzugehen? In der Encyclopædia Britannica hieß es: „Rennfahrer werden vom Wettbewerbsgeist und von der Hoffnung auf Reichtum, Ruhm und Ehre getrieben.“ Aber man muß auch erkennen, daß solche Beweggründe eine Reihe von Todesfällen, sowohl unter berühmten als auch unter wenig bekannten Personen, hinterlassen haben. In demselben Nachschlagewerk hieß es weiter: „Im Laufe der Jahre sind bei Rennen Hunderte von Fahrern und Zuschauern ums Leben gekommen. Die Risiken liegen in der Natur des Autorennens. ... Sie werden weiterhin dasein. Das Problem besteht darin, die Fahrer und Zuschauer zu schützen für den Fall, daß etwas passiert.“

Die entscheidende Frage lautet hier vielleicht: „Sind ,Reichtum, Ruhm und Ehre‘ die höchsten Werte im Leben? Lohnt es sich, das Leben selbst zu riskieren, um auf einer bald vergessenen Liste von Weltmeistern seinen Namen zu sehen?“

Persönliche Entscheidung

Es gibt viele Betätigungen im Leben, die zumindest ein gewisses Risiko oder die Möglichkeit in sich bergen, verletzt zu werden oder sogar ums Leben zu kommen. Allein wenn man mit dem Flugzeug reist, Auto fährt oder die Straße überquert, kann man in einen Unfall verwickelt werden. Doch ein solch geringes Risiko hält uns nicht davon ab, unser Alltagsleben wie bisher weiterzuführen.

Aber es gibt Betätigungen, die für uns keine Pflicht sind und nicht lebensnotwendig sind und doch ein höheres Risiko mit sich bringen. In solchen Fällen muß sich jeder persönlich die Frage stellen (und die damit verbundene Verantwortung tragen): Lohnt sich das Risiko? Vor allem wird es sich ein Christ zweimal überlegen, bevor er seine von Gott erhaltene Gabe — das Leben selbst — in Gefahr bringt.

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