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  • Christenverfolgung in Malawi
    Erwachet! 1976 | 8. Februar
    • Christenverfolgung in Malawi

      IN DEM ostafrikanischen Land Malawi spielen sich wieder einmal Ereignisse ab, die in ihrer Unmenschlichkeit schockierend sind. Die Opfer sind Angehörige einer schutzlosen Minderheit. Berichte über die Verfolgungen sind voll von Beispielen der Brutalität und zeugen von Verachtung gegenüber jeglichem sittlichen Gefühl und jedem menschlichen Mitgefühl. Auf traurige Weise zeigt dies, wozu Menschen in der Behandlung ihrer Mitmenschen — Angehöriger ihres eigenen Volkes — fähig sein können. Diese Vorgänge sollten jeden, dem an Gerechtigkeit gelegen ist und der dafür eintritt, daß sich alle Menschen, gleich welcher Rasse, Hautfarbe oder Religion, ihrer Freiheit erfreuen können, zutiefst erschüttern.

      Wenn heute nur ein einziger Mensch von Terroristen gefangengenommen wird, wird dies weit und breit bekanntgemacht. Mit Anteilnahme verfolgen die Menschen die Bemühungen, die Geisel zu befreien. In Malawi indessen leiden seit September 1975 Zehntausende von Zeugen Jehovas — von Geburt Bürger Malawis — unter einer Terrorherrschaft. Drei Jahre zuvor waren sie nach Moçambique und Sambia geflohen, um dem Terror in Malawi zu entgehen. Jetzt hat man sie zur Rückkehr gezwungen. In ihrem eigenen Heimatland werden sie beschimpft, tätlich angegriffen und allen möglichen Demütigungen unterzogen. Man hat ihnen ihre wenigen Habseligkeiten gestohlen, so daß sie nicht mehr für sich und ihre Familie sorgen können.

      Bei alledem leisten ihnen die staatlichen Vollzugsorgane keinerlei Beistand. Es gibt keinen einzigen Beamten in Malawi, an den sie sich wenden und den sie um Schutz vor ihren brutalen Angreifern bitten können, die sie völlig willkürlich schlagen, bestehlen und vergewaltigen. Sie sind Gefangene in ihrem eigenen Land, dem Land, in dem sie geboren wurden und aufgewachsen sind. Seine Grenzen sind für sie wie Mauern eines großen Gefängnisses. Man kann nicht umhin, die Situation mit der im nationalsozialistischen Deutschland zu vergleichen, wo Tausende von Zeugen Jehovas eingekerkert und zu Tode gebracht wurden. Diese Ähnlichkeit wird jetzt sogar noch größer, denn in Malawi hat man damit begonnen, Konzentrationslager für Jehovas Zeugen zu errichten. Man ist sogar so grausam gewesen, christliche Eltern gewaltsam von ihren Kindern zu trennen, selbst wenn diese noch Säuglinge waren.

      Warum tut man das aber? Sind diese Menschen eine Gefahr für das Land, sind sie Aufwiegler, Verräter oder Verschwörer? Genau das Gegenteil ist der Fall. Sie gehören unleugbar zu den friedfertigsten, tüchtigsten und gesetzestreuesten Bürgern im ganzen Lande. Es gibt nur einen einzigen Grund, weshalb man sie so brutal behandelt und sie solchen Demütigungen unterzieht: weil sie sich nicht politisch betätigen. Dies tun sie deshalb nicht, weil es ihrem Glauben an die Bibel und den Lehren Jesu Christi widerspricht, der sagte, seine Nachfolger seien „kein Teil der Welt“ (Joh. 15:17-19). Darum können sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, Karten zu kaufen, wodurch sie Mitglieder der in Malawi herrschenden politischen Partei würden — der „Malawi Congress Party“. Dies ist der Grund, weshalb man sie mit weniger Rücksicht behandelt, als man sonst Tieren zuerkennt.

      Manch einer wird vielleicht sagen: „Das ist doch eine Kleinigkeit. Warum denn nicht einfach eine Karte kaufen und den ganzen Ärger umgehen?“ Sicherlich wäre dies der einfachere Weg; und wenn es lediglich darum ginge, eine Steuer zu bezahlen oder ein Ausweispapier (cedula) zu kaufen (das Jehovas Zeugen in vielen Ländern im Gehorsam gegenüber den Landesgesetzen kaufen und bei sich tragen), dann würden sie keinerlei Einwand dagegen erheben. Doch hier geht es um eine Frage, die den Lebensnerv ihres Glaubens und ihrer Stellung als Christen berührt. Jesus Christus sagte zu dem römischen Statthalter Pontius Pilatus: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. Wäre mein Königreich ein Teil dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft“ (Joh. 18:36). Würden Jehovas Zeugen anfangen, politischen Parteien dieser Welt beizutreten, so würden sie damit ganz offen ihre Glaubenssätze und alles, wofür sie eintreten, verleugnen. Obgleich ihnen nichts daran liegt, Leiden zu erdulden, nehmen sie sie doch eher auf sich — selbst wenn dies bedeutete, daß sie sterben müßten —, als Gott und seinem Sohn untreu zu werden.

      Genauso dachten die Christen der ersten Jahrhunderte. In Geschichtsbüchern kann man nachlesen, was römische Staatsbeamte alles unternahmen, um die ersten Christen zu veranlassen, dem „Genius“ des Kaisers zu opfern, was man schon dadurch tat, daß man eine Prise Weihrauch als Opfergabe auf den Altar streute. In einem dieser Werke wird über Christen, die man in die römischen Arenen brachte, um sie dort sterben zu lassen, gesagt: „Nur sehr wenige Christen widerriefen, obwohl meistens ein Altar, auf dem ein Feuer brannte, in der Arena stand, damit sie noch opfern könnten. Wenn ein Gefangener nur eine Prise Weihrauch auf die Flamme streute, erhielt er ein Opferzeugnis und wurde freigelassen. ... Dennoch ergriff selten ein Christ die Gelegenheit freizukommen“ (Daniel P. Mannix: Those About to Die [Die zum Tode Verurteilten], 1958, S. 135, 137).

      Man kann sich fragen: Was beweist besser, daß man ein guter Bürger ist — wenn man eine Parteimitgliedskarte kauft und sie sich umhängt (etwas, was jeder Kriminelle oder sogar ein Verräter tun könnte und tun würde) oder wenn man die Gesetze des Landes befolgt und sich als tüchtiger, ehrlicher und anständiger Bürger erweist, der der Autorität Respekt zollt und seinen Mitmenschen wie sich selbst liebt? Selbst den offiziellen Vertretern Malawis dürfte eigentlich ganz klar sein, wie absurd es ist, den Besitz einer Mitgliedskarte als alles entscheidenden Beweis dafür zu betrachten, daß jemand ein guter Staatsbürger ist. Sie würden sonst nicht wiederholt abstreiten, daß irgend jemand gezwungen wird, eine solche Karte zu kaufen.

      Doch die Tatsachen sprechen für sich selbst. Sie zeugen von einer solchen Brutalität und sind so schockierend, daß einem dabei übel werden könnte. Es folgt nun eine kurze Betrachtung dessen, was Jehovas Zeugen in Malawi während des vergangenen Jahrzehnts ertragen mußten und bis in die Gegenwart noch ertragen müssen.

  • Kriminelle Elemente lassen die Verfassung Malawis zu einer Farce werden
    Erwachet! 1976 | 8. Februar
    • Kriminelle Elemente lassen die Verfassung Malawis zu einer Farce werden

      IN Kapitel 1 der 1966 verabschiedeten Verfassung der Republik Malawi steht:

      „(III) Die Regierung und das Volk von Malawi bekennen sich weiterhin zu den unverletzlichen Menschenrechten, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen verankert sind, und zum Befolgen der Regeln des Völkerrechts.“

      Was alles zählt zu den unverletzlichen Menschenrechten, zu denen man sich bekennt? In den folgenden Artikeln heißt es:

      „(IV) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig und darf nur gegen gerechte Entschädigung erfolgen.

      (V) Jeder Mensch hat Anspruch auf die gleichen Rechte und Freiheiten ohne irgendeine Unterscheidung, wie etwa nach der Hautfarbe, der Rasse oder dem Bekenntnis.“

      Aber fast seit Verabschiedung der Verfassung haben kriminelle Elemente im Lande diese Worte zu einer Farce werden lassen.

      Schon bevor es die Verfassung gab, war es in Malawi zum Ausbruch von Gewalttätigkeiten gegenüber Jehovas Zeugen gekommen. Das war im Jahre 1964. Damals wurden insgesamt 1 081 Häuser von Zeugen Jehovas und mehr als 100 ihrer Versammlungsstätten, Königreichssäle genannt, niedergebrannt oder sonstwie zerstört. Auf Hunderten ihrer Felder vernichtete man die Ernte, um die Zeugen der Grundnahrungsmittel zu berauben. Doch 1964 konnten sie sich wenigstens noch in gewissem Maße auf ihr Recht berufen.

      Ein Beispiel dafür, daß die Rechtsordnung noch funktionierte, war ein Fall, bei dem acht Männer vor Gericht gestellt und verurteilt wurden, die einen Zeugen Jehovas aus Malawi namens Elton Mwachande ermordet hatten. Der verantwortliche Richter, L. M. E. Emejulu, wies die Anklage, der Zeuge hätte seine Angreifer „provoziert“ oder Jehovas Zeugen in Malawi kämen ihren Bürgerpflichten nicht nach, damals mit folgenden Worten zurück:

      „Ich sehe keine Beweise für eine Provokation. Es stimmt, daß Jehovas Zeugen entschieden ihren Glauben propagiert und andere zu bekehren versucht haben, aber sie sind ihren Bürgerpflichten stets nachgekommen und haben alles getan, wozu sie aufgefordert worden sind, auch gemeinnützige Arbeiten. Sie haben sich lediglich geweigert, einer politischen Partei beizutreten. ... Es liegen keine Beweise dafür vor, daß sie andere jemals gezwungen oder zu zwingen versucht hatten, ihre Religion anzunehmen. Die Tatsachen beweisen eher das Gegenteil. Die Verfassung gewährt ihnen das Recht, einer politischen Partei anzugehören oder auch nicht. Ich finde keine Beweise für eine Provokation.“

      Die Gerechtigkeit dankt ab

      Das war 1964. Seit 1967 aber ist jegliche Gerechtigkeit in der Behandlung dieser wehrlosen Minderheit verschwunden.

      Obwohl in der Verfassung allen Personen gleiches Recht und Freiheit garantiert werden, verbot die Regierung am 23. Oktober 1967 Jehovas Zeugen als eine „ungesetzliche Vereinigung“, wie man in der in Malawi erscheinenden Zeitung The Times nachlesen konnte. Dies war das Signal für einen Angriff auf Jehovas Zeugen im ganzen Land, von denen es damals etwa 18 000 gab. Wieder mußten sie zusehen, wie ihre einfachen Hütten geplündert und dann angezündet wurden. Allein in der Stadt Lilongwe in Zentralmalawi wurden in nur drei Nächten 170 Häuser niedergebrannt; insgesamt waren es 1 095 Häuser und 115 Königreichssäle. Tausende von Zeugen Jehovas wurden verprügelt und eingekerkert. Weitere Tausende flüchteten über die Grenze in die Nachbarländer Sambia und Moçambique, um dort zeitweilig Zuflucht zu suchen.

      Und was tat die Regierung, Urheberin von „Recht und Ordnung“ in Malawi und „Beschützerin“ der Rechte aller Bürger des Landes? Sie verurteilte dieses kriminelle Vorgehen mit keinem Wort! Da aber die Regierung sah, welche Ausmaße die gewaltsamen Handlungen annahmen, rief sie alle Parteimitglieder auf, die abscheuliche Verfolgung einzustellen. Darauf kehrte für einige Zeit wieder Ruhe und Frieden ein, und diejenigen Zeugen, die aus dem Land geflohen waren, kamen zurück. Sie fuhren in ihrem Werk, ihren Landsleuten die gute Botschaft von Gottes Königreich zu predigen, fort und erzielten gute Fortschritte, obwohl sie wegen des Verbotes nicht öffentlich tätig sein durften.

      Etwa zwei Jahre später, am 6. Oktober 1969, erklärte der Präsident von Malawi, Dr. H. Kamuzu Banda, öffentlich, niemand im Lande solle zum Kauf einer Parteimitgliedskarte gezwungen werden. Waren diese Worte so gemeint? Taten sie ihre Wirkung, und wurden sie geachtet? Oder würden spätere Ereignisse auch diese Äußerungen zu einer Farce werden lassen?

      Die dritte Welle der Gewalttat wird ausgelöst

      Das Jahr 1972 brachte die Antwort. Auf dem Jahreskongreß der „Malawi Congress Party“ wurde eine Resolution angenommen, in der fälschlich behauptet wurde, Jehovas Zeugen „behinderten die politische und wirtschaftliche Entwicklung Malawis“. Die Resolution enthielt folgende unfaßbare Feststellungen:

      „(b) [Wir] beschließen, daß alle Mitglieder dieser fanatischen religiösen Sekten, die im Handel oder in der Industrie tätig sind, fristlos entlassen werden und daß jedem Handels- und Industrieunternehmen, das nicht in Übereinstimmung mit dieser Resolution handelt, die behördliche Genehmigung für den Betrieb des Unternehmens entzogen werde;

      (c) daß alle Mitglieder dieser fanatischen religiösen Sekten, die Staatsangestellte sind, fristlos entlassen werden und daß jedes Mitglied dieser Sekten, das ein eigenes Geschäft oder einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb besitzt, boykottiert werde;

      (d) daß alle Mitglieder dieser Sekten, die in den Dörfern wohnen, daraus verjagt werden und daß die Regierung darum ersucht werde, den Parteimitgliedern, die gegen die Anhänger dieser Sekten vorgehen, den größtmöglichen Schutz zu gewähren.“

      Was spielte sich ab, nachdem diese grausame Hetzresolution bekanntgeworden war, in der nicht weniger gefordert wurde, als daß man Jehovas Zeugen aus der menschlichen Gesellschaft ausstoße? Fast im Nu wurden die Menschen im ganzen Land gegen Jehovas Zeugen aufgehetzt. Vom Juli jenes Jahres (1972) an übernahmen der militante Jugendbund der Partei und dessen Organisation „Junge Pioniere“ die Führung in einem buchstäblichen Krieg gegen Jehovas Zeugen.

      Die Mitglieder der Partei verschonten bei ihren grausamen Überfällen niemand, nicht einmal die Alten oder die schwangeren Frauen. Junge Mädchen wurden mehrmals hintereinander vergewaltigt, Männer bewußtlos geschlagen. Um die Zeugen dazu zu bringen, ihrer religiösen Überzeugung und ihrem Gewissen zuwiderzuhandeln und eine Parteimitgliedskarte zu kaufen, wandte man Foltermethoden an, wie sie nur im Sinn von Geisteskranken erdacht werden können. Zum Beispiel trieb man Männern 15 Zentimeter lange Nägel durch die Füße und zwang sie, so zu laufen. Dieses Mal wurden mehrere tausend Hütten zerstört. Wie es die Resolution der „Malawi Congress Party“ gewollt hatte, wurden die Zeugen aus ihren Dörfern und von ihren Feldern in die Urwälder und den Busch gejagt. Ihre Herden wurden entweder gestohlen oder getöteta.

      Nicht einer der an diesen kriminellen Überfällen Beteiligten wurde festgenommen oder dafür zur Rechenschaft gezogen! Die Bestimmungen der Verfassung erwiesen sich als nichtssagend. Das Versprechen des Präsidenten, niemand werde gezwungen, Mitgliedskarten zu kaufen, erwies sich als wertlos, als ein leeres Wort, hinter dem keine Autorität, die Respekt oder Gehorsam forderte, stand. Viele Male prahlten die Mitglieder des Jugendbundes: „Die Polizei sind wir.“ Dadurch traten sie praktisch die Verfassung des Landes mit Füßen und somit auch die darin enthaltene Zusage, jeder habe „Anspruch auf die gleichen Rechte und Freiheiten ohne irgendeine Unterscheidung, wie etwa nach der Hautfarbe, der Rasse oder dem Bekenntnis“.

      Das Ergebnis war ein Massenauszug von Zeugen Jehovas aus Malawi. Schließlich lebten über 36 000 Menschen (einschließlich der Kinder) in 10 verschiedenen Flüchtlingslagern im Nachbarland Moçambique. Dort teilte man ihnen Land zu, das sie bearbeiten konnten, wodurch ihnen ermöglicht wurde, sich selbst zu ernähren. In diesen Flüchtlingslagern bauten sie Dutzende von Königreichssälen, in denen sie weiterhin Gottes Wort studierten Sie hatten praktisch ihren gesamten materiellen Besitz verloren, aber nicht ihren Glauben.

      Den Verfolgern wieder in die Arme getrieben

      Nach der Revolution in Portugal wurde aus der portugiesischen Kolonie Moçambique ein unabhängiges Land. Radikale politische Gruppen benutzten diese Gelegenheit, die Öffentlichkeit gegen die malawischen Zeugen Jehovas in den Flüchtlingslagern aufzubringen und darauf zu bestehen, daß sie mit ihnen in politische Rufe wie „Viva Frelimo!“ (Frelimo ist der Name der größten Partei Moçambiques) einstimmten. Als sie sich weigerten, politisch Stellung zu beziehen, wurden sie zwangsweise aus den Flüchtlingslagern evakuiert. Sie mußten über die Grenze zurück nach Malawi.

      An der Grenze wurden die zurückkehrenden Flüchtlinge vom Minister für die Zentralregion Malawis, Kumbweza Banda, mit den Worten empfangen: „Ihr habt Malawi aus eigenem Antrieb verlassen, und ihr kehrt jetzt aus eigenem Antrieb zurück. Geht in eure Heimatdörfer, und arbeitet mit der Partei zusammen.“ Dann wies er auf die anwesenden Mitglieder des Jugendbundes der Partei und fuhr fort: „Meine Jungs sind hier, um dafür zu sorgen, daß ihr mit der Partei zusammenarbeitet.“

      Dies machte den Flüchtlingen wenig Hoffnung, daß sich die Lage gebessert hatte. Viele hatten noch nicht einmal das Geld, mit dem Bus in ihr Dorf zurückzufahren. Große Gruppen gingen fast 200 Kilometer zu Fuß, auch die kleinen Kinder. Eine Gruppe mußte 500 Kilometer laufen. Den Frauen schwollen dabei die Beine an.

      Am 27. August 1975, kurz nachdem die Rückkehr begonnen hatte, versandte der Bezirkssekretär des Büros der „Malawi Congress Party“ in Nkhotakota ein in der Njandscha-Sprache verfaßtes Rundschreiben, in dem mehrere Feststellungen getroffen wurden. Die erste dieser Feststellungen widerlegte die Behauptung Kumbweza Bandas, die Zeugen Jehovas seien aus eigenem Antrieb nach Malawi zurückgekehrt, ganz eindeutig:

      „Ich teile Ihnen mit, daß wir vom Parteibüro für die Zentralregion in Lilongwe eine Nachricht erhalten haben. Sie besagt, daß die Angehörigen der verbotenen Kirche der ,Zeugen Jehovas‘ von dem Ort in Moçambique, an den sie geflohen waren, verjagt wurden und nun in ihre Heimatorte zurückkehren.

      Wir möchten ausdrücklich hervorheben, daß sich alle Gebiets- und Zweigleiter gemeinsam mit ihren Dorfältesten vergewissern sollten, daß alle eine PARTEIMITGLIEDSKARTE kaufen, wenn sie in ihren Heimatorten eintreffen. Wie Sie wissen, ist es sehr wichtig, daß jeder Bewohner Ihrer Dörfer eine Mitgliedskarte der ,Malawi Congress Party‘ kauft. Dies ist eine der Möglichkeiten, wie wir als Volk dieses Landes unserem Führer auf Lebenszeit, dem Ngwazi [Dr. Banda], zeigen können, daß wir ihm für die Entwicklung Malawis dankbar sind.

      Mit Ihnen in der Parteiarbeit verbunden

      [gezeichnet] P. Kamsuli Chirwa

      Bezirkssekretär“

      Dann begannen die brutalen Angriffe von neuem. Sie wurden so heftig, daß mehr als 4 000 der heimgekehrten Flüchtlinge wieder die Grenze Malawis überschritten. Diesmal gingen sie nach Sinda Misale in Sambia, wo sie Zuflucht zu finden hofften. Im Laufe des Oktobers wurden sie aber von der Regierung Sambias zwangsweise nach Malawi zurückgeschickt, wo Tausende ihrer Glaubensbrüder brutal behandelt wurden.

      Wie ergeht es Jehovas Zeugen in Malawi tatsächlich? Ist die Lage wirklich so tragisch, wie sie geschildert wird? Auf den folgenden Seiten kann man Berichte nachlesen, die aus Malawi selbst stammen.

      [Fußnote]

      a Ein dokumentierter Bericht über diese Vorgänge mit Orts- und Namensangaben wurde in der Erwachet!-Ausgabe vom 22. Februar 1973, Seite 3—22 veröffentlicht.

  • Wie lange werden solche Grausamkeiten noch verübt?
    Erwachet! 1976 | 8. Februar
    • Wie lange werden solche Grausamkeiten noch verübt?

      DA MAN den Zeugen Jehovas ihre Zuflucht in Moçambique genommen hatte, füllten sie schon bald die Hauptstraßen im Zentrum und im Norden Malawis. Sie befanden sich auf dem Weg in ihre Heimatdörfer. Für viele kam dieser Marsch einem Spießrutenlauf gleich.

      Eine Gruppe von 40 Zeugen, bestehend aus Männern und Frauen, die sich auf dem Heimweg in den Norden des Landes befand, traf auf dem Marktplatz von Mzimba ein. Die Leute liefen zusammen, um die müden Reisenden zu verspotten. Dann wurden sie von Mitgliedern des malawischen Jugendbundes angegriffen. Von 8.30 Uhr morgens bis 14 Uhr wurden sie verprügelt. Die Polizei stand dabei und sah zu. Unter denen, die geschlagen wurden, war ein über 80jähriger Mann. Die Gruppe mußte noch 110 Kilometer gehen und hatte keine Nahrungsmittel mehr, denn das wenige Geld, das sie gehabt hatte, war ihr von Angehörigen des Jugendbundes gestohlen worden.

      In einigen Fällen gestattete man den Zeugen anfangs, ihre Häuser wieder zu beziehen. Es dauerte aber nicht lange, bis Angehörige des Jugendbundes vorsprachen und von ihnen verlangten, Parteimitgliedskarten zu kaufen. Weigerten sie sich, unterzog man sie unmenschlicher Behandlung. Es folgen Beispiele:

      Sosola (Zentralregion), 26. August 1975: Eine Gruppe von Männern und Frauen, darunter der Parlamentsabgeordnete dieser Gegend, Elson Muluzi, und der Parteivorsitzende des Ortes, Stuart Maere, umstellt die Häuser der Zeugen Jehovas und fragt sie, ob sie willens sind, Parteimitgliedskarten zu erwerben. Auf die Antwort der Zeugen, sie könnten dies nicht tun, plündern die Parteimitglieder ihre Wohnungen und jagen sie mit den Worten aus dem Dorf: „Haut ab hier! Geht in ein Land, wo es keine Mitgliedskarten gibt!“

      Gegend von Kasonjola, 4. und 5. September 1975: Jugendliche Angehörige der „Malawi Congress Party“ begeben sich zu den Häusern der Zeugen in Nsambe, Kampini, Tanga, Mbalame I, Mbuziyamwana und Mselela und verlangen von ihnen, daß sie Parteimitgliedskarten kaufen. Als die Zeugen dies ablehnen, dringen die Angehörigen der Partei in ihre Wohnungen ein und stehlen alle ihre Habseligkeiten: Geld, Fahrräder, Armbanduhren, Teller, Tassen und sonstigen Hausrat. Die Brüder werden unbarmherzig zusammengeschlagen. Als Folge davon ist einer von ihnen anderthalb Stunden lang bewußtlos. In zwei Häusern verrichten Angehörige des Jugendbundes (deren Anführer den Namen Mozangwila trägt) auf dem Maismehl ihre Notdurft und machen es auf diese Weise unbrauchbar. Ein Zeuge, der zur Polizei geht und die Überfälle meldet, wird bei seiner Rückkehr nochmals geschlagen.

      Makambale (Zentralregion): Fünf Zeugen — Männern und Frauen — werden die Kleider vom Leibe gerissen, worauf man sie verprügelt und elf Kilometer weit hetzt. Die Verantwortlichen: der Parlamentsabgeordnete für Mangochi, Abidabilu, sowie Mitglieder des Jugendbundes und der Jungen Pioniere.

      Mazonda, Muso und Mingola, 2. und 3. September 1975: Mehr als 20 männliche und weibliche Zeugen Jehovas werden angegriffen und von Mitgliedern der „Malawi Congress Party“ aus dem Bezirk Ncheu schwer geschlagen. Einem der Männer werden so schwere Schläge versetzt, daß er zwei Stunden lang bewußtlos ist. Darauf reiben die Angreifer den Männern und Frauen Juckbohnen in die Wunden. 4. September 1975: In dem Dorf Beni Chauya führen die Jungen Pioniere Maduka und Samora eine Gruppe Jugendlicher an, die Zeugen angreift. Männer und Frauen werden bewußtlos geschlagen.

      Lingadzi (Gebiet von Lilongwe), 29. September 1975: Um 6 Uhr morgens bringt eine Gruppe offizieller Vertreter der „Malawi Congress Party“ und Angehöriger des Jugendbundes 14 Zeugen, Männer und Frauen, in das Parteibüro im Dorf Tsoka, wo man sie schwer verprügelt. Einem Zeugen, dem bereits Blut aus dem Mund und den Ohren quillt, reißen die Angreifer die Kleidung vom Leib, binden ihm die Hände hinter dem Rücken zusammen und reiben ihm dann Schlamm in die Haare und die Augen. Die Verantwortlichen: der Gebietsvorsitzende, Ng’ambe, der stellvertretende Vorsitzende, Syawa, sowie der Ortsvorsitzende des Jugendbundes, Mchezo, und sein Stellvertreter, Mchenga.

      Entartete sexuelle Vergehen

      In einem großen Teil der Berichte ist von entarteten sexuellen Vergehen die Rede. Es folgen einige Beispiele:

      Gegend von Mponela (Nordmalawi): Die Zeugen werden von ihrem Dorfhäuptling Kwindanguwo zum Polizeirevier von Mponela gebracht, wo man sie fünf Tage lang festhält, ohne ihnen etwas zu essen zu geben. Darauf schickt man sie mit einem Brief zum Polizeirevier in die Kreisstadt Dowa. Nach ihrer Ankunft in Dowa bringt sie der diensthabende Beamte zum örtlichen Büro der „Malawi Congress Party“, wo sie bereits andere Zeugen vorfinden. Sie alle werden unbarmherzig zusammengeschlagen. Zuvor ruft der Vorsitzende der „Malawi Congress Party“ für das Gebiet Dowa, Kamtepa, aus: „Soll doch Jesus Christus auf der Stelle herniederkommen und uns davon abhalten, euch zu verprügeln, bevor wir damit anfangen!“ Darauf beginnen der Vorsitzende und seine Helfershelfer vom Jugendbund, die Männer und Frauen zu verprügeln. Sie ziehen ihnen die Kleider aus und reiben ihren ganzen Körper mit einer Mischung von Pfeffer und den Brennhaaren der Hülsen von Juckbohnena ein. Dieselbe Mischung reiben sie auf die Geschlechtsteile der Männer und in die Geschlechtsteile der Frauen. Darauf schieben sie die Männer auf die Frauen, um sie zur Unsittlichkeit zu zwingen, wobei sie sie fortgesetzt schlagen. Nicht einer der Zeugen gibt nach.

      Bunda, Nyanga und Phatha (südlich von Lilongwe), 4. bis 9. September: Mehrere Menschenmengen, die von den Ortsvorsitzenden der „Malawi Congress Party“ angeführt werden, von denen einer den Namen Jeke trägt, treiben die Zeugen aus ihren Häusern, ziehen ihnen die Kleider aus und schlagen sie. Eine Gruppe der Angreifer umfaßt mehr als 100 Personen, die ein ganzes Sortiment von Waffen mitbringen, um sie gegen die Zeugen einzusetzen. Sie versuchen, die männlichen Zeugen Jehovas zu überreden, mit ihren Glaubensschwestern unsittliche Handlungen zu begehen. In Bunda schleppt man sie zur Polizei, und die Polizisten beteiligen sich am Verprügeln. Die Polizei sagt zu den Zeugen: „Hier regieren wir. Wendet euch an Gott, wenn es einen gibt, und bittet ihn, zu kommen und euch zu helfen.“ Als man die anderen Greueltaten der Polizei meldet, lautet die Antwort: „Geht und sagt es Gott. Soll er euch doch helfen! Wenn er nichts tut, werdet ihr noch in diesem Jahr hin sein.“

      Diese Worte erinnern an Ereignisse, die weit über die Zeit des sadistischen Naziregimes in Deutschland hinaus zurückreichen — an Ereignisse im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, als man Jesus Christus der Aufwiegelung gegen die Regierung bezichtigte und ihn an einen Marterpfahl nagelte. In der Bibel kann man nachlesen, wie die Oberpriester und die Schriftgelehrten der jüdischen Nation „Spott mit ihm zu treiben“ begannen und sagten: „Andere hat er gerettet; sich selbst kann er nicht retten! Er ist König von Israel; er steige nun vom Marterpfahl herab, und wir wollen an ihn glauben. Er hat auf Gott vertraut; Er befreie ihn nun, wenn Er ihn haben will, denn er sagte: ,Ich bin Gottes Sohn‘“ (Matth. 27:41-43).

      Heute sagt man Jehovas Zeugen in Malawi fast dieselben höhnischen Worte, weil sie ebenfalls fest auf Gottes Seite stehen, wie sein Sohn Jesus Christus dies tat, nachdem er zu Pontius Pilatus gesagt hatte: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt“ (Joh. 18:36).

      Kanchenche (nordwestlich von Lilongwe), 31. August 1975: Mitglieder des Jugendbundes greifen Jehovas Zeugen an. Die Männer werden zu Boden gestoßen, und die Angehörigen des Jugendbundes trampeln auf ihrem Hals herum. Den Frauen reißt man die Kleider vom Leibe, schlägt sie und brennt ihnen das Schamhaar mit Fackeln ab. Fünf verheiratete Frauen werden vergewaltigt. An einem 17jährigen Mädchen vergehen sich drei Männer. Die Anführer sind: der Gebietsvorsitzende der „Malawi Congress Party“, Yowase Kapulula aus Lundu; Kanjaye, der Sohn Biliyatis, aus Thandaza; Asedi Chavesi, der Sohn Magadis, aus Chilomba und Benala Mtsukwa aus Msanda.

      Chimasongwe (Gebiet von Lilongwe), 7. September 1975: Eine Gruppe von Zeugen wird zum örtlichen Büro der „Malawi Congress Party“ gebracht, wo die Angreifer Männern und Frauen die Kleider vom Leibe reißen. Dann binden sie sie zusammen, wodurch sie sie zwingen wollen, miteinander Verkehr zu haben und auf diese Weise Ehebruch zu begehen. Ein 60jähriger Zeuge wird mit einem jungen Mädchen zusammengebunden. Ein junger Mann wird an seine leibliche Schwester gebunden. Sogar eine Frau, die gerade ihre Menstruation hat, wird mit einem männlichen Zeugen zusammengebunden. Der Ortsvorsitzende des Jugendbundes, dessen Name Chipukupuku lautet, nimmt eine Fackel und brennt 10 Männern das Haar in der Schamgegend, auf der Brust und in den Achselhöhlen ab. Angefeuert von Mitgliedern des Frauenbundes Malawis aus dem Ort, stoßen die Angreifer eine Zeugin, der man ebenfalls die Kleider vom Leib gerissen hat, zu Boden, springen auf ihren Beinen und ihrem Bauch herum, wobei sie sie mit Sisalstricken schlagen, bis sie ohnmächtig wird. Die Frau, die gerade ihre Menstruation hat, wird so schwer geschlagen, daß ihr das Blut aus Mund und Nase quillt.

      Chilinde (Lilongwe), 8. September: Während der Nacht werden die Zeugen von Mitgliedern des Jugendbundes schwer verprügelt. Eine Frau wird von vier Männern vergewaltigt. Eine andere sperrt man in ihrem Haus ein, und drei Männer vergehen sich an ihr. Als die Zeugen die Vorfälle der Polizei melden, ist die Reaktion: „Sagt es doch eurem Gott. Er ist derjenige, der euch bestehlen läßt. Ist er tot, so daß er nichts sieht?“

      Lumbadzi (nördlich von Lilongwe), 24. September: Der Häuptling des Dorfes gestattet den zurückkehrenden Zeugen, sich wieder im Dorf niederzulassen. In der Nacht aber kommt der Gebietsvorsitzende der „Malawi Congress Party“ mit einer großen Menge Angehöriger des Jugendbundes und bringt die Zeugen zum Parteibüro in Dowa. Die Angreifer schlagen sie und binden dann zwei männliche Zeugen an ihren Geschlechtsteilen zusammen. Sie schlagen sie auf ihre Geschlechtsorgane, und die Folge ist, daß sie sich gegenseitig Schmerzen zufügen, wenn sie vor den Schlägen zurückweichen wollen. Anderen Zeugen bindet man schwere Ziegel an die Geschlechtsteile und zwingt sie, damit zu laufen. Zu den dafür Verantwortlichen gehört ein Mann namens Chilunje aus Lumbadzi. Als man die Abscheulichkeiten der Polizei meldet, heißt es: „Selbst wenn man euch umbringt, bekommt ihr keinen Beistand.“

      Chindamba (westlich von Zomba), 2. Oktober: Die Polizei von Zomba verhaftet 15 Zeugen und foltert sie. Die Peiniger verweigern ihnen jegliche Nahrung und versetzen ihnen schwere Schläge. Zudem bearbeiten sie die Geschlechtsorgane der Männer und Frauen mit hölzernen Zangen. Dadurch wollen sie sie zwingen, Parteimitgliedskarten zu kaufen.

      In anderen Berichten ist davon die Rede, daß jugendliche Parteimitglieder Stöcke in die Geschlechtsorgane der Zeuginnen stoßen. Das Gesamtbild, das sich aus den Berichten ergibt, ist zugleich tragisch und ekelerregend. Und dennoch ist dies nicht alles.

      In Lager eingepfercht

      Anfang Oktober verschickte die Regierung Malawis ein Rundschreiben an alle Polizeireviere — nicht um den kriminellen Überfällen Einhalt zu gebieten und Recht und Ordnung wiederherzustellen, sondern um Jehovas Zeugen zusammentreiben und in Lager bringen zu lassen. Dies geschah beispielsweise in Dzaleka, Kanjedza und Malaku. Manche dieser Lager sind groß, bei anderen handelt es sich um ein mit Stacheldraht eingezäuntes Stück Land in der Nähe des Polizeireviers.

      Was die Zeugen aber am härtesten trifft, ist, daß ausdrücklich befohlen wurde, nur Erwachsene dorthin zu bringen. Das hat dazu geführt, daß Eltern von ihren Kindern getrennt worden sind, selbst wenn diese noch gestillt wurden. Anscheinend soll die Anweisung der Regierung verhindern, daß die Zeugen außer Landes fliehen, da sie ihre Kinder nicht mitnehmen könnten. Oder vielleicht soll auf die Mütter ein solcher Druck ausgeübt werden, daß sie ihr christliches Gewissen verletzen und der Partei beitreten. Was Jehovas Zeugen im nationalsozialistischen Deutschland durchgemacht haben, wiederholt sich — diesmal in Afrika.

      Die Zeugen können sich also an niemand im Land um Gerechtigkeit und Schutz vor Gewalttaten wenden. Man verhaftet nicht ihre Angreifer, sondern sie selbst. Als sie bei der Polizei um Schutz nachsuchten, gab man ihnen wiederholt zur Antwort: „Mit euch vergeuden wir keine Zeit, weil ihr nicht mit der Partei zusammenarbeitet. Selbst wenn man euch Schwierigkeiten macht, nützt es nichts, daß ihr hierherkommt, um dies zu melden, denn wir sind nicht für euch da. Wir helfen euch nur, wenn ihr uns eine Parteikarte zeigt, sonst nicht. Ihr könnt uns höchstens melden, wenn jemand tot ist, und dann stellen wir nur eine Bescheinigung aus.“

      In einigen Gebieten sind die Zeugen nur im Busch und im Urwald sicher, wo buchstäbliche Tiere und keine tierischen Menschen leben. Aus Lilongwe wird berichtet, daß 15 Versammlungen der Zeugen Jehovas in den Dzalanyama-Wald an der Grenze nach Moçambique geflohen sind. Angehörige vieler anderer Versammlungen halten sich tagsüber in der Stadt auf, gehen aber jede Nacht zum Schlafen in den Urwald, teils, weil sie kein Zuhause mehr haben, teils, um nächtlichen Überfällen zu entgehen.

      Wann werden die Grausamkeiten aufhören?

      Obgleich Jehovas Zeugen in Malawi und in der übrigen Welt über eine derartig grausame Verfolgung betrübt sind, wird ihr Glaube dadurch nicht erschüttert, ebensowenig ihre Entschlossenheit, an christlichen Grundsätzen festzuhalten. Sie denken an die Worte, die der Apostel Petrus sprach, als die Christen im ersten Jahrhundert eine ähnliche Verfolgung mitmachten, weil auch sie „kein Teil der Welt“ waren, sondern Gottes Königreich und dem König Jesus Christus gegenüber völlig loyal blieben. Petrus schrieb an diese Christen: „Geliebte, laßt euch das, was unter euch brennt und was euch als Prüfung widerfährt, nicht befremden, als ob euch etwas Befremdendes zustoße. Im Gegenteil, freut euch weiterhin, insofern ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid“ (Joh. 17:16; 1. Petr. 4:12, 13).

      Mit diesen Worten wird aber keineswegs die schwere Verantwortung gemindert, die auf denen lastet, die unschuldige Menschen auf eine solche Weise verfolgen. Jehova Gott verheißt, zur Zeit der Vollstreckung des Gerichts an seinen Feinden — wenn nicht vorher — all die zu befreien, die auf ihn vertraut haben und ihm in schweren Prüfungen treu geblieben sind. Dann wird die Erde nie wieder durch grausame, brutale und entartete Vergehen an wehrlosen Menschen entehrt werden. Überall werden dann „die Sanftmütigen die Erde besitzen, und sie werden in der Tat ihre Wonne haben an der Fülle des Friedens“ (Ps. 37:11).

      Kann aber den Greueltaten in Malawi nicht schon vorher Einhalt geboten werden? Doch, das wäre möglich. Wenn die Verantwortlichen Respekt vor der Verfassung Malawis bekundeten, könnten derartige, durch nichts zu entschuldigende Überfälle augenblicklich unterbunden werden. Weshalb sollten die Vertreter der Regierung Malawis zulassen, daß kriminelle Elemente, selbst wenn sie in den Reihen ihrer eigenen Partei zu finden sind, die Verfassung Malawis zu einer Farce machen und vor den Augen der ganzen Welt Schande auf ihr Land häufen?

      Gibt es in Malawi nicht einen einzigen Verantwortlichen, der die Weisheit und den Mut eines Gamaliel besitzt? Wenn es einen Mann dieses Schlages gibt, dann ist mit Sicherheit für ihn jetzt die Zeit gekommen, seinen Mitbürgern ähnliche Worte zu sagen, wie sie Gamaliel bezüglich der Apostel Jesu Christi, die man gefangengenommen hatte, äußerte: „Laßt ab von diesen Männern und gebt sie frei; denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten; sonst werdet ihr noch als Kämpfer gegen Gott dastehen“ (Apg. 5:38, 39, Einheitsübersetzung).

      Bestimmt ist es angebracht, daß alle, die an Gott glauben und auf der Seite der Gerechtigkeit stehen, inbrünstig für diejenigen, die jetzt in Malawi verfolgt werden, beten. (Vergleiche Apostelgeschichte 12:5.) Darüber hinaus kann man auch an den Vertreter Malawis im eigenen Land oder an die Vertreter der Regierung Malawis, deren Namen und Adressen nebenstehend angegeben werden, schreiben, wenn man an den Leiden dieser unschuldigen Menschen Anteil nimmt. Man kann die Regierungsvertreter dringend dazu auffordern, alles in ihren Kräften Stehende zu tun, um den Greueltaten in ihrem Land ein Ende zu bereiten.

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