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Malawi — Was geht jetzt in diesem Land vor?Erwachet! 1976 | 22. November
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Malawi — Was geht jetzt in diesem Land vor?
WENN jetzt irgendwo in der Welt von Malawi gesprochen wird, kommt es häufig vor, daß jemand fragt: „Wie ergeht es eigentlich den Zeugen Jehovas dort?“ Diese Frage wird immer wieder gestellt, weil Jehovas Zeugen in Malawi in den letzten Jahren grausam verfolgt worden sind. In dem von „Amnesty International“a im Jahre 1973 veröffentlichten Bericht Report on Torture wird gesagt:
„Nach gut fundierten Berichten haben die Jungen Pioniere [die Jugend der Malawi Congress Party] und ihre Helfershelfer sowohl im Jahre 1967 als auch im Jahre 1972 Jehovas Zeugen mißhandelt, indem sie sie vergewaltigt, geschlagen, mit den Scherben zerbrochener Flaschen gepeinigt und angezündet haben. Im Herbst 1972 sind eine ganze Reihe an den Folgen dieser Quälereien gestorben, und rund 21 000 Zeugen Jehovas sind nach Sambia geflohen, wo zufolge menschenunwürdiger Verhältnisse im Flüchtlingslager nochmals einige hundert umgekommen sind.“
Im Dezember 1972 hat man sie aus dem Lager in Sambia abtransportiert und nach Malawi zurückgebracht. Dort wurden sie erneut mißhandelt. Schließlich errichtete man in Moçambique Flüchtlingslager. Dort lebten vom Anfang des Jahres 1973 bis zum August 1975 weit über 20 000 Zeugen Jehovas. Dann änderten sich die Verhältnisse wieder, wie aus einem jüngeren Bericht von „Amnesty International“ hervorgeht:
„Im Juni 1975 kam in Moçambique die FRELIMO-Regierung an die Macht, und kurz danach begann eine Anzahl hochgestellter Regierungsbeamter Jehovas Zeugen anzugreifen ... Anscheinend als Folge davon wurden im August die Flüchtlingslager im Gebiet von Vila Coutinho/Mlangeni aufgelöst. ,Amnesty International‘ weiß von neutraler Seite, daß viele Zeugen Jehovas, die als Flüchtlinge in jenem Land gewesen waren, in der zweiten Augusthälfte [1975] an der Grenze zwischen Malawi und Moçambique gesehen wurden; offensichtlich waren sie sich unschlüssig darüber, wohin sie nun gehen sollten.“
Im vergangenen Jahr wurden an den Zeugen Jehovas, die gezwungen worden waren, nach Malawi zurückzukehren, entsetzliche Greuel verübt. In der ganzen Welt begann die Presse darüber zu berichten. Beamte der Regierung von Malawi bestritten die Wahrhaftigkeit dieser Berichte oder behaupteten, sie seien übertrieben. Wie sehen jedoch die Tatsachen aus?
Überzeugende Beweise
Tatsächlich sind sehr viele dieser Greueltaten gut dokumentiert. Sowohl die Namen der mißhandelten Zeugen als auch die Namen derer, die sie mißhandelten, sowie der Ort, wo diese Dinge geschahen, sind festgehalten wordenb. R. E. S. Cook schrieb aufgrund eines Leitartikels, der im London Observer erschienen war:
„Der von Colin Legum verfaßte Artikel über die an Jehovas Zeugen in Malawi verübten Greuel, der letzte Woche erschien, überraschte mich nicht. Ähnliche Berichte erhielt die britische Presse schon vor einigen Jahren. Damals arbeitete ich in Malawi. Das, was ich in jener Zeit erlebte, läßt in mir nicht den geringsten Zweifel aufkommen, daß die gegenwärtigen Berichte im wesentlichen stimmen und daß auch jetzt — so wie früher — von Amts wegen nichts unternommen werden wird, um diesen völlig ungefährlichen und wehrlosen Menschen zu helfen.
Daß sie verfolgt wurden, konnte ich in den Akten des malawischen Staatsarchivs nachprüfen (monatliche Berichte der Bezirkskommissare an das Büro des Präsidenten). Daß nichts von amtlicher Seite unternommen werden würde, um den Zeugen beizustehen, ließen die größtenteils bedeutungslosen Sitzungsberichte der ,Commonwealth Parliamentary Association‘, die ihre Jahreskonferenz damals in Malawi abhielt, deutlich erkennen. Ich nahm als interessierter Beobachter daran teil und hatte mehrmals die Gelegenheit, mit Delegierten zu sprechen. Im privaten Kreis bildete die Verfolgung der Zeugen Jehovas ein wichtiges Gesprächsthema, aber öffentlich, im Konferenzsaal, wurde sie nie erwähnt“ (14. Dezember 1975).
Theodore C. Pinney war Anfang der 1970er Jahre Rektor der Landwirtschaftlichen Hochschule in Malawi. Er sah mit eigenen Augen, wie Jehovas Zeugen ins Gefängnis abgeführt wurden. Mit einigen von ihnen war er persönlich befreundet. Im November 1972 wurde er eines Morgens aufgefordert, einen Platz hinter seinem Wohnhaus auf dem Schulgelände zu besichtigen. Dort lagen die Leichen von sechs Männern und einer Frau — alle entsetzlich verstümmelt. Mitglieder der „Malawi Congress Party“ sagten ihm, es handle sich dabei um Zeugen Jehovas.
Das war ihm zuviel. Er protestierte wegen dieser Greuel persönlich bei dem Regierungschef von Malawi, Dr. Banda, und zwar mehr als einmal. Das hatte zur Folge, daß er im Dezember 1972 ausgewiesen wurde. In einem Brief, den Pinney in diesem Frühjahr schrieb, erklärte er:
„Wenn die Verfolgung zur offiziellen Regierungspolitik wird, wenn man vom Amt des regionalen Ministers angewiesen wird, alle Angestellten, die Zeugen Jehovas sind, zu entlassen und alle Studenten, die dieser Glaubensgemeinschaft angehören, von der Schule zu verweisen, und wenn auf dem Schulgelände Blut vergossen wird, weil man der Anweisung nicht sogleich Folge geleistet hat, kann man nicht mehr schweigen.“
Jehovas Zeugen werden immer noch verfolgt und gequält, wobei die „Malawi Congress Party“ und Regierungsbeamte Beihilfe leisten. Am 20. Februar 1976 schrieb Paul E. Tsongas, Kongreßabgeordneter aus Massachusetts, einem Wähler: „Ich wandte mich an die Abteilung für afrikanische Fragen im Außenministerium und bat um einen Bericht. Meine Bitte wurde erfüllt, und was man mir schrieb, kommt einer Bestätigung der Pressemeldungen und der Artikel in den Wachtturm-Publikationen gleich.“
Die südafrikanische Zeitung Rand Daily Mail vom 26. Mai 1976 schrieb: „Die Verfolgung der Zeugen Jehovas in Malawi ist wahrscheinlich das traurigste Kapitel der Regierung Bandas. Schon seit fast neun Jahren werden sie ihres Glaubens wegen grausam verfolgt. Es liegen gut dokumentierte Berichte über Hunderte von Fällen vor, in denen Mitglieder der Jungen Pioniere Angehörige dieser Gruppe sadistisch gequält, geschlagen oder sich an ihnen vergangen haben.“
In einem Brief an Arthur Dritz in New York, datiert vom 14. Juni 1976, schrieb Bruno Kroker vom Referat für Information des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat):
„Wir haben wegen der Berichte über die Verfolgung der Zeugen Jehovas in Malawi Nachforschungen angestellt. Sie werden verstehen, daß der Ökumenische Rat der Kirchen nicht unmittelbar aufgrund von Veröffentlichungen oder mündlichen Berichten handeln kann, ohne alles durch seine eigenen Gewährsleute nachgeprüft zu haben.
Die Auskunft, die wir nach längerer Zeit auf unsere Anfrage erhalten haben, ist in der Tat höchst beunruhigend, und der Generalsekretär, Dr. Philip A. Potter, hat persönlich an Dr. H. Kamuzu Banda, Präsident von Malawi, geschrieben.“ (Siehe die Seiten 8 und 9 in dieser Zeitschrift.)
Warum die Verfolgung?
Aber warum werden Jehovas Zeugen in Malawi schon seit Jahren verfolgt?
Jehovas Zeugen werden in diesem Land verfolgt, weil sie keine Mitgliedskarte der „Malawi Congress Party“ kaufen. Durch den Kauf einer solchen Karte würden sie Mitglied der Regierungspartei von Malawi. Durch den Beitritt zu einer politischen Partei würden aber Jehovas Zeugen das, was sie glauben und wofür sie eintreten, verleugnen.
Jesus Christus sagte von seinen Nachfolgern: „Sie sind kein Teil der Welt.“ Und einem politischen Regenten des ersten Jahrhunderts erklärte er: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt“ (Joh. 17:16; 18:36). Jehovas Zeugen sind daher der Überzeugung, daß sie sich schuldig machten, wenn sie einer politischen Partei beiträten. Sie sind keineswegs halsstarrig oder unvernünftig. Sie wären ohne weiteres bereit, einen Personalausweis zu kaufen oder eine Karte, aus der hervorgehen würde, daß sie steuerzahlende Bürger des Landes sind.
Bist du der Meinung, die malawischen Parteifunktionäre handelten richtig, die mit brutaler Gewalt Menschen zwingen wollen, einer politischen Partei beizutreten und dadurch ihr biblisch geschultes Gewissen zu verletzen? Handelte der römische Staat richtig, der die ersten Christen hinrichtete, weil sie sich weigerten, dem Kaiser eine Prise Weihrauch zu opfern? Staaten, die Glaubensfreiheit gewähren, handeln nicht so. Aber in Malawi, das angeblich seinen Bürgern Glaubensfreiheit zubilligt, werden an Jehovas Zeugen furchtbare Greuel verübt, um sie zu zwingen, sich an der Politik zu beteiligen.
Die Verfolgung geht weiter
Das Gefängnis, in dem die Zeugen Jehovas nach ihrer Rückkehr aus Moçambique eingesperrt wurden, heißt Dzaleka. Es liegt bei Dowa, nördlich von Lilongwe. Aus Informationen, die aus diesem Gefängnis herausgeschmuggelt werden konnten, geht hervor, daß die Zeugen darin furchtbar leiden müssen.
„Auch Kranke werden gezwungen zu arbeiten“, schrieb ein Zeuge, der in Dzaleka eingesperrt ist, auf ein Stück Toilettenpapier, das einzige verfügbare Schreibmaterial. „Kranke Kinder werden in das Krankenhaus in Dowa gebracht. ... In diesem Krankenhaus kümmert man sich aber nicht um Patienten, die Zeugen Jehovas sind. Wir nennen das Krankenhaus in Dowa ,Schlachthaus für Jehovas Volk‘. Kranke, die eine Parteimitgliedskarte besitzen, werden einwandfrei behandelt.“
Im April dieses Jahres konnte eine weitere Information auf einem Fetzen eines Zementsackes aus dem Gefängnis geschmuggelt werden. Darauf hieß es, daß von den Zeugen in Dzaleka 70 gestorben sind, 65 Kinder und 5 Erwachsene. Auf dem Fetzen stand aber auch geschrieben: „Erfreuliche Nachrichten: Obschon die Brüder und Schwestern verfolgt werden und Steine schleppen müssen [was offenbar zu ihrer Zwangsarbeit gehört], sehen sie glücklich aus.“
Trotz der schwierigen Verhältnisse halten die Zeugen im Gefängnis ihre christlichen Zusammenkünfte ab. Ein Zeuge schreibt: „Jetzt sind alle stark im Glauben. Wir führen jede Woche drei Zusammenkünfte durch, und zwar in den Männerzellen. Wir haben Schwester ,X‘ beauftragt, die Verantwortung für die [Zusammenkünfte der] Schwestern zu übernehmen.“
Sogar die Feier zum Gedächtnis an den Tod Christi ist in Dzaleka in kleinen Gruppen begangen worden. Ein Zeuge berichtet: „Vor der Ansprache und nach der Zusammenkunft ist fast in jeder Zelle gesungen worden. ... Es wird Euch sicherlich freuen zu hören, daß bei der Zusammenkunft an unserem schönen Tag, dem 14. April, 1 601 Personen anwesend waren und daß über 13 von den Symbolen nahmen.“
Offensichtlich ist die Mehrzahl der Zeugen in Malawi nicht im Gefängnis. Viele sind in andere Länder geflohen, wo ihnen ihre christlichen Brüder liebevoll geholfen haben. Auch Bruder „Y“ ist geflohen. Er gehörte vor seiner Flucht nach Moçambique im Jahre 1972 zu einer Versammlung der Zeugen Jehovas in Monkey Bay (Malawi). Aus einem südafrikanischen Land, in das er geflohen ist, schreibt er in einem Brief, datiert vom 6. Juni 1976:
„Im Jahre 1975 wurden wir von der malawischen Regierung gezwungen, Moçambique zu verlassen und nach Malawi zurückzukehren. Dort begann man wieder, uns zu verfolgen. Mir geschah jedoch nichts, weil der Dorfhäuptling mich nicht an die Verfolger verriet. Es nützte aber nichts, denn ich konnte weder einkaufen noch Wasser holen gehen; daher beschloß ich, das Land zu verlassen.“
Es scheint jedoch, daß die Zeugen in etlichen Gebieten Malawis einigermaßen normal leben können. „Viele Polizisten haben Mitleid mit uns, weil man uns so schlecht behandelt“, schreibt ein Zeuge Jehovas. Aber die Funktionäre der „Malawi Congress Party“ haben es gewöhnlich darauf angelegt, die Zeugen Jehovas ausfindig zu machen, sie zu mißhandeln und einzusperren. Dadurch wird das Leben gefährlich.
Mit Informationen aus Chinteche (Malawi) gelang es einem Zeugen, der sich im „Busch“ versteckt hielt, einen Brief ins Ausland zu schicken. Darin zählt er Zeugen mit Namen auf, die „auf dem Munkhokwe-Feld so lange geschlagen wurden, bis sie ohnmächtig zusammenbrachen“. Aus einem ganz neuen Bericht geht indessen hervor, daß insofern eine gewisse Besserung eingetreten ist, als die Zeugen nicht mehr im Busch leben müssen.
Aus Nkhata Bay (Malawi) schreibt ein Zeuge: „Der Häuptling Timbiri fragte die Brüder, ob sie willens seien, sich an Politik zu beteiligen, indem sie eine Karte kaufen würden. Doch alle lehnten ab. Darauf sprang er von seinem Stuhl auf, stürzte auf die Brüder zu und begann sie zu schlagen. Er ergriff einen Bruder und seine Frau und schlug ihre Köpfe zusammen. Zwei Brüder und ihre Frauen waren nachher blutüberströmt.“
Zusammenfassend schrieb ein Berichterstatter der Zeugen Jehovas aus einem angrenzenden afrikanischen Land: „Der Feind versucht alles mögliche, um die Brüder und Schwestern zu schwächen. In einigen Gebieten verhaften sie Brüder und Schwestern, in anderen nur Brüder, besonders Älteste und Personen, von denen sie wissen, daß sie besondere Verantwortung tragen. Manchmal nehmen Mitglieder der Ortsgruppe der Partei die Brüder gefangen und bringen sie zur Polizei. Auch in bezug auf die Behandlung der Säuglinge ist es ganz verschieden. Zuerst wurden sie den Eltern jeweils weggenommen. Dann konnten die Eltern — wie die Berichte aus Dzaleka zeigen, aus denen hervorgeht, daß Säuglinge dort gestorben sind — ihre Kinder mit ins Gefängnis nehmen. Man unternimmt alles, um die Brüder zu entmutigen.“
Wie denkst du über die Behandlung, die den Zeugen Jehovas in Malawi widerfährt? Möchtest du etwas zugunsten dieser unschuldigen Menschen, die so leiden müssen, tun? Ist dir bekannt, daß viele Leute, auch hochstehende Persönlichkeiten in der ganzen Welt, das bereits getan haben?
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Proteste aus aller Welt gegen die GreuelErwachet! 1976 | 22. November
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Proteste aus aller Welt gegen die Greuel
IN DEN letzten Monaten haben Jehovas Zeugen Zehntausende von Briefen an malawische Staatsorgane, auch an Präsident Banda, geschrieben. Sie haben darum gebeten, daß etwas unternommen wird, um ihren leidenden christlichen Brüdern und Schwestern zu helfen. Aber jetzt, da die Greuel allgemein bekanntgeworden sind und von immer mehr voneinander unabhängigen Stellen bestätigt werden, protestieren auch viele andere Personen bei malawischen Staatsorganen.
US-Senator Frank Church verurteilte beispielsweise die Verfolgung und sagte im Senat: „Ich bitte alle Anwesenden, die Zustimmung dafür zu geben, daß ein Leitartikel des Wall Street Journal und ein Artikel, verfaßt von Dial Torgerson in Sambia, der in der Los Angeles Times erschienen ist und aus dem hervorgeht, was den Zeugen widerfährt, in den KONGRESSBERICHT aufgenommen werden.“ Da niemand dagegen war, wurden diese Artikel im Kongreßbericht vom 21. Januar 1976 auf der Seite S224 abgedruckt.
Auch George E. Brown jr., Mitglied des amerikanischen Repräsentantenhauses, sprach ein offenes Wort im Kongreß, und seine Äußerungen wurden am 28. Januar 1976 in den Kongreßbericht aufgenommen (S. E262): „In Malawi, einem Staat mit einer Einparteienregierung, besteht ein Gesetz, nach dem jeder Bürger verpflichtet ist, eine Parteimitgliedskarte zu kaufen. Die Zeugen lehnen es ab, sich eine solche Karte zu beschaffen, und werden deshalb verfolgt.“
Brown erklärte dann: „Ich empfehle allen Kollegen dringend, folgende Artikel über dieses Thema zu lesen — es ist auch mein Wunsch, daß sie in den KONGRESSBERICHT aufgenommen werden — und sich zu einer größeren Aktivität zu entschließen, in dem Bemühen, gegen solche Verhältnisse etwas zu unternehmen, indem mit malawischen Staatsorganen gesprochen wird und indem wir in unserer Außenpolitik andere Prioritäten setzen. Unsere Politik sollte Abscheu und nicht Gleichgültigkeit widerspiegeln.“
Aber amerikanische Parlamentarier haben nicht nur dafür gesorgt, daß Pressemeldungen über die Verfolgung der Zeugen Jehovas in den Kongreßbericht aufgenommen wurden, sondern sie haben auch über diese Sache an den malawischen Staatschef Dr. Banda geschrieben. In dem Brief des Kongreßabgeordneten Tom Harkin, der auf dieser Seite abgedruckt ist, heißt es unter anderem:
„Ich sehe mich gezwungen, Ihnen, einem Verantwortlichen des Staates Malawi, gegenüber meine höchste Empörung und meinen Abscheu wegen der Behandlung der Zeugen Jehovas durch Ihre Regierung zum Ausdruck zu bringen. Die religiöse Verfolgung, die, wie glaubwürdige amerikanische Zeitungen berichtet haben, darin besteht, daß man sie [Jehovas Zeugen] quält, zusammenschlägt, sexuell mißbraucht und in Gefängnisse sperrt, wo sie unmenschlich behandelt werden, daß man sie umbringt und Familien auseinanderreißt, ist eine abscheuliche Politik, die an Genozid grenzt.
Ich kenne den Glauben der Zeugen Jehovas und weiß, daß sie sich allgemein von jeder weltlichen politischen Organisation und politischen Partei fernhalten, und bin vertraut mit ihrer Aufrichtigkeit, die sich aus diesen Glaubenssätzen ergibt. Jeder, der diese Leute kennt, weiß, daß sie gewissenhafte Nachbarn und Bürger sind, und unter gar keinen Umständen dürfen sie als eine Gefahr für die bestehende politische Ordnung angesehen werden ...“
Auch in anderen Ländern ist im Parlament über die Verfolgung der Zeugen Jehovas gesprochen worden. Am 17. Februar 1976 rief Bent Honoré, Abgeordneter des dänischen Parlaments, das Zweigbüro der Zeugen Jehovas an. Sein Wunsch? Die verfolgten Zeugen in Malawi sollten darüber unterrichtet werden, daß sich das dänische Parlament mit ihrer Notlage befaßt hat, „damit sie wissen, daß wir an sie denken. Das dient ihnen vielleicht zur Ermunterung.“
Die Greuel, die an den malawischen Zeugen Jehovas verübt worden sind, waren im März 1976 Gegenstand einer ausführlichen Erörterung im Deutschen Bundestag in Bonn. Auf eine Frage antwortete Staatsminister Wischnewski unter anderem: „Die Bundesregierung hat Meldungen über die Verfolgung der Zeugen Jehovas in Malawi zum Anlaß genommen, durch ihren Botschafter die deutsche Auffassung hierzu der malawischen Regierung nahebringen zu lassen.“
Untersuchungsergebnis
Wie bereits im vorhergehenden Artikel erwähnt, schrieb Bruno Kroker vom Referat für Information des Weltkirchenrates, daß diese Organisation eigene Nachforschungen über die an Jehovas Zeugen in Malawi verübten Greuel angestellt hat. Die Nachforschungsergebnisse hatten zur Folge, daß der Generalsekretär des Weltkirchenrates den unten abgedruckten Brief an Präsident Banda richtete. Darin schrieb er:
„In den vergangenen Monaten ist man bei uns wegen der mißlichen Lage der Zeugen Jehovas in Malawi vorstellig geworden; auch Berichte darüber sind bei uns eingegangen. Und die uns zugegangenen Informationen darüber sind ein Anlaß zu großer Sorge.
In diesen Berichten wird besonders auf Jehovas Zeugen Bezug genommen, die vor kurzem aus Nachbarländern nach Malawi zurückgekehrt sind. Es fehlt nicht an Beweisen dafür, daß sie von Ortsbehörden und Mitgliedern des Jugendbundes in nicht geringem Maße belästigt und verfolgt werden. Man hat uns berichtet, daß viele schwer mißhandelt worden sind. Die Informationen, die wir über die Zeugen Jehovas erhalten haben, die sich in Gefangenenlagern bei Dzaleka befinden, sind höchst beunruhigend.
Wir wissen, daß es in den vergangenen Jahren zwischen Jehovas Zeugen in Ihrem Land und der politischen Obrigkeit dort Schwierigkeiten gegeben hat. Wir wissen, daß ihre Lehren über den Staat und ihre Einstellung zum Staat wenigstens teilweise zu diesen Spannungen beigetragen haben. Es wird Ihnen nicht entgangen sein, daß der Weltkirchenrat immer dafür eingetreten ist, daß sich alle Christen für das Wohl des Landes, in dem sie leben, einsetzen.
Aber das Grundrecht, das dazu berechtigt, berechtigt auch, es nicht zu tun sowie es abzulehnen, einer bestimmten politischen Gruppe oder Partei beizutreten. Wir sind daher der Auffassung, daß die Politik Ihres Landes, die darin besteht, die Bürger zu zwingen, der ,Malawi Congress Party‘ beizutreten, eine Beschneidung der Menschenrechte ist und daß die Strafmaßnahmen, die gegen alle ergriffen werden, die es ablehnen, der Partei beizutreten, ungerechtfertigt sind. Der Weltkirchenrat ist bemüht, die Menschenrechte überall und für alle hochzuhalten, und wir sind in großer Sorge wegen Jehovas Zeugen in Malawi, besonders wegen der Zeugen, die, wie berichtet wird, in Lagern oder Gefängnissen sind, weil sie keine Parteimitgliedskarte der ,Congress Party‘ kaufen wollen.
Es ist durchaus möglich, daß einige der veröffentlichten Berichte nicht zutreffen. Aber wie erwähnt, fehlt es nicht an Beweisen dafür, daß Jehovas Zeugen immer noch viel unter Ortsbehörden und Mitgliedern des Jugendbundes usw. zu leiden haben.
Wir möchten Sie daher ersuchen, Schritte zu unternehmen und alle, die in Lagern oder in Gefängnissen gefangengehalten werden, freizulassen, so daß sie in ihre Dörfer zurückkehren und ein normales Leben führen können. Wir möchten Sie außerdem darum ersuchen, die Haltung und Politik der Regierung und der ,Congress Party‘ gegenüber Jehovas Zeugen neu zu überdenken und im Gespräch mit ihren Führern im Land eine endgültige Lösung für dieses Problem zu suchen. Unserer Unterstützung und Mitarbeit bei diesen Bemühungen können Sie gewiß sein. ...“
Im Juni 1976 wurde der Inhalt dieses Briefes für die Presse freigegeben.
Weitere Proteste
Es gab noch verschiedene andere Proteste gegen die Regierung von Malawi zugunsten der Zeugen Jehovas. In einem Artikel der in Independence (Missouri, USA) erscheinenden Zeitung The Examiner (Ausgabe vom 6. April 1976) wurde darauf hingewiesen, daß Blantyre (Malawi) die Partnerstadt von Independence sei. Ferner wurde darin angeführt:
„Man hat Geld gesammelt und nach Blantyre geschickt. Dr. Banda hat im Jahre 1968 Independence sogar einen Besuch abgestattet und bei einem Essen auf der ,Stephenson’s Apple Farm‘ jeden Anwesenden mit einer Löwenschwanzquaste gesegnet. Ob man es mag oder nicht, doch wir sind mit dem berüchtigten Doktor und seiner Stadt Blantyre liiert.“
Keith Wilson jr., der Verfasser des erwähnten Artikels, protestierte mit den Worten: „Ich schlage vor, daß der Stadtrat entweder postwendend die Verbindung löst oder in Übereinstimmung mit Dr. Bandas Weltanschauung zur Erinnerung an Adolf Hitlers Geburtstag für den 20. April eine passende Feier vorbereitet.“
Ja, die Vorgänge in Malawi haben viele Leute erschüttert, die mit Präsident Banda persönlich bekannt sind. Einige dieser Personen lernten Dr. Banda während seiner Studienzeit kennen, die er in den Vereinigten Staaten und in England verbrachte, wo er auf verschiedenen Universitäten studierte und zum Arzt ausgebildet wurde.
Bitten um Einstellung der Verfolgung
In manchen Briefen, die an Präsident Banda geschrieben wurden, wurde er flehentlich ersucht, gegen die Verfolgung der unschuldigen malawischen Bürger, die zu Unrecht leiden, einzuschreiten. Im vergangenen Februar schrieb beispielsweise Lord MacLeod von Fuinary Dr. Banda, den er von früher her kannte, einen Brief. Darin bat er ihn, ihm zu verzeihen, wenn er es für unrichtig halte, daß er ihn mit Doktor anrede. Er schrieb: „Doch so haben wir Sie vor vielen Jahren im ,Community House‘ an der Clyde-Straße in Glasgow angesprochen.“
Lord MacLeod ist kein Zeuge Jehovas. Wie er schreibt, haben die „jüngsten Presseberichte über Jehovas Zeugen in Malawi“ ihn veranlaßt, diesen Brief zu verfassen. Über die Zeugen bemerkt er: „Sie sind in der ganzen Welt als friedliebende, fleißige Menschen bekannt. ... Antworten Sie mir daher bitte persönlich. Wenn ich nur von einem Ihrer Mitarbeiter eine Antwort erhalte, muß ich annehmen, daß man mit Ihnen über dieses Thema nicht sprechen kann, und ich bin gezwungen, meine Schlußfolgerungen daraus zu ziehen.“
Einen besonders zu Herzen gehenden Brief schrieb am 26. Mai 1976 Dr. Walter King an Staatspräsident Banda:
„Erlauben Sie mir, mich Ihnen vorzustellen, bevor ich mir die Freiheit nehme, Ihnen über eine Sache zu schreiben, die mir sehr am Herzen liegt. Im Jahre 1968, als das Piedmonter Krankenhaus in Greensboro (Nordkarolina, USA) geschlossen wurde, war ich Chirurg, der als Chefarzt amtete.
Durch kirchliche Verbindungen (auch mit Jehovas Zeugen) erfuhren wir, daß Ihr schönes, aufstrebendes Land nebst anderen zu den Ländern zählte, denen es damals noch an Krankenhäusern mangelte, so daß unsere Einrichtungen ... dort den Menschen ebenso gute Dienste leisten konnten, wie sie es in unserem kleinen Krankenhaus getan hatten ... Wir beschlossen daher, unsere bescheidene, aber von Herzen kommende Gabe umgehend zu schicken, damit sie zur ärztlichen Betreuung der malawischen Bevölkerung verwendet werden könnte. ...
Wir, Sie und ich, sind unserem Beruf nach Wissenschaftler, und es fällt uns schwer, zu verstehen, daß ein Mensch seine Religion so ernst nehmen kann, daß er lieber stirbt, als sich Blut übertragen zu lassen. Aber ich kann Ihnen aufgrund unserer Erfahrungen in diesem Land bestätigen, daß diese Leute ihre Religion wirklich so ernst nehmen (das gehört ebenso zu ihrem Glauben wie ihre Weigerung, sich an Politik und an Kriegen zu beteiligen), daß sie lieber sterben, als etwas gegen ihre Überzeugung zu tun. Sie lassen sich auch bei ganz schweren Operationen kein Blut geben. Vielleicht denken Sie ebenso wie ich: Wenn man diese Hingabe so lenken könnte, daß dadurch das Nationalgefühl und die staatsbürgerliche Gesinnung gehoben würde, würde es sich mehr als bezahlt machen, ihren, wie ich zugeben muß, eigenwilligen Glaubensansichten gegenüber tolerant zu sein. Als ich versuchte, mich in Ihre Lage als Präsident von Malawi zu versetzen, fiel mir ein, daß es eine geniale politische Leistung wäre, Jehovas Zeugen als Gruppe zu gewinnen, so daß sie ihre ganze Kraft daransetzen würden, sich in Malawi als solche Bürger zu erweisen, auf die jedes Land stolz wäre. Das wäre die Folge ihrer Dankbarkeit dafür, daß Sie, wie zu hoffen ist, ihre religiöse Überzeugung dulden.
Wahrscheinlich bin ich in besonderer Weise geeignet, Ihnen, sehr geehrter Herr Präsident, diese Bitte vorzutragen, weil ich diese Leute vom Standpunkt des Arztes aus kenne. Obschon ich Katholik bin, respektiere ich, wenn ich sie operiere, ihr Recht, eine Blutübertragung abzulehnen. Diese Duldsamkeit vergelten sie mir, indem sie meine kleinste Anregung, schon bald aufzustehen, befolgen, ebenso meinen ärztlichen Rat, und absolut darauf vertrauen, daß ich ehrlich bin. In meinen geschäftlichen Beziehungen zu ihnen habe ich die Erfahrung gemacht, daß sie hundertprozentig ehrlich sind. Auch sind sie unwahrscheinlich energisch und bekunden außergewöhnlichen Mut, wenn die Lage es erfordert, und sie sind über alle Maßen loyal. Wenn ich einem Volk, das nur aus solchen Menschen bestünde, vorstehen würde, so würde ich ihnen Gedankenfreiheit gewähren, denn ich bin fest davon überzeugt, daß es sich in vielerlei Weise bezahlt machen würde, weil sie anderen durch ihren Fleiß, ihr Christentum und ihre Ehrlichkeit — auch beim Steuerzahlen — mit gutem Beispiel vorangingen und so das Nationalgefühl heben würden.“
Am 31. Mai 1976 kündigte Präsident Banda die Bildung eines neuen aus zwölf Ministern bestehenden Kabinetts an. Dr. Banda übernahm das Justizministerium selbst. Ist es möglich, daß Dr. Banda über Jehovas Zeugen falsch informiert worden ist? Haben frühere oder jetzige Berater in ihm die Meinung aufkommen lassen, die Zeugen seien eigensinnige Personen, die sich ungesetzlich verhielten? Jeder, der Jehovas Zeugen persönlich kennt, weiß, daß solche Auffassungen nicht zutreffen.
Wer die Sache nicht vom Standpunkt der Zeugen Jehovas aus betrachtet, hält es natürlich für Eigensinn, nicht gewillt zu sein, eine simple, billige Parteimitgliedskarte zu kaufen. Die Zeugen sehen jedoch darin etwas, was mit ihrer Gottesanbetung zu tun hat. Man wird an einen Vorfall im alten Medo-Persien erinnert. Dort sorgten gewisse Männer, die Daniel, den Hebräer, haßten, dafür, daß ein bestimmtes Gesetz erlassen wurde, das besagte, daß jeder, der im Laufe von dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen stellen würde, außer an den König, den Löwen vorgeworfen werden sollte.
Daniel hatte ebensowenig den Wunsch, in die Löwengrube zu kommen, wie Jehovas Zeugen heute, ins Gefängnis geworfen, geschlagen oder vergewaltigt zu werden. Dennoch betete Daniel gleich darauf zu Jehova Gott. Er war kein gesetzloser, eigensinniger Mensch. Aber es ging dabei um die Gottesanbetung, und sie kommt vor den Ansprüchen der weltlichen Obrigkeit (Dan. 6:4-10). Selbst Jesu Apostel sagten, als sie in einer ähnlichen Lage waren: „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg. 5:29).
Mögliche Lösungen
Es gäbe eine ganz einfache Lösung für dieses Problem. Würden Karten gedruckt, die lediglich ein Personalausweis wären, würden die malawischen Zeugen sie ohne weiteres kaufen; auch in anderen Ländern kaufen die Zeugen solche Ausweise, weil das Gesetz ihres Landes das fordert, und führen sie mit sich.
Doch die beste Lösung wäre wahrscheinlich, Jehovas Zeugen im Interesse der Glaubensfreiheit nicht zu zwingen, eine politische Karte zu kaufen. Es gibt viele Länder, die stolz darauf sind, daß ihre Bürger glauben können, was sie wollen, ohne verfolgt zu werden. Und diese Länder werden von anderen Ländern wegen ihrer duldsamen Gesinnung gegenüber den verschiedensten Überzeugungen respektiert.
In der Absicht, daß es sich für alle zum Guten auswirkt, werden Christen in der ganzen Welt das Problem in Verbindung mit Präsident Banda in ihr Gebet einschließen. Sie werden das in Übereinstimmung mit der biblischen Ermahnung tun, „in bezug auf Könige und alle, die in hoher Stellung sind“, zu beten, „damit wir weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen können in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit“ (1. Tim. 2:2). Die über 20 000 Zeugen in Malawi können, wenn man sie ungehindert ihren christlichen Glauben ausüben läßt, einen starken Einfluß ausüben, der zum Guten dient und den Frieden fördert.
Jehovas Zeugen haben Präsident Banda schriftlich die Bitte unterbreitet, solche Möglichkeiten mit ihren Vertretern zu besprechen. Möchte aber jemand persönlich ein Telegramm oder einen Brief an Präsident Banda schicken, in dem er seine Meinung zum Ausdruck bringt, so kann er das tun. Seine Adresse lautet:
His Excellency the Life President of Malawi
Ngwazi Dr. H. Kamuzu Banda
Central Government Offices
Private Bag 301
Capital City
Lilongwe 3
Malawi, Central Africa
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