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Erwachet! 1979
g79 8. 9. S. 4-7

Die katholische Kirche, wie Italien sie sieht

DIE jüngsten Entwicklungen im Vatikan haben in der gesamten katholischen Kirche Aufsehen erregt. Priester und andere, die mit der Hierarchie der Kirche eng verbunden sind, sind aufgerüttelt worden. Wie verhält es sich mit dem italienischen Volk?

Die italienischen Katholiken waren voller Trauer über den Tod von Papst Johannes Paul I. (Luciani). Die Berichterstattung in Rundfunk und Fernsehen über die Ereignisse in Verbindung mit seinem Tod am 28. September 1978 war außergewöhnlich. Aus den Äußerungen der Leute scheint jedoch hervorzugehen, daß sie im allgemeinen mehr an der nichtreligiösen Seite der Nachrichten interessiert sind.

Viele Italiener beklagten sich darüber, daß Filme und andere beliebte Fernsehprogramme zugunsten der fast ständigen Nachrichtenberichte über die Beisetzung, die Papstwahl usw. gestrichen wurden. Die Zeitschrift L’Espresso zitierte in ihrer Ausgabe vom 8. Oktober den Direktor eines nationalen Nachrichtenprogramms, der mit Bezug auf den Tod von Johannes Paul I. sagte: „Wir würden bestimmt keine große Achtung vor der Öffentlichkeit zeigen, wenn wir sie weiterhin quantitativ und qualitativ so bombardieren würden wie beim Tod von Paul VI.“

Es herrschte auch der Eindruck, daß bei den Papstwahlen eher politische als religiöse Qualifikationen eine Rolle spielten. In der Presse war häufig von „politischen Schachzügen“ die Rede, die bei der Wahl eines Nachfolgers von Johannes Paul I. eine Rolle gespielt haben sollen. In der Zeitung Il Messaggero erschien in der Ausgabe vom 3. Oktober 1978 auf der Titelseite die Schlagzeile: „Ein Seelenhirt wie Luciani oder ein ,politischgesinnter‘ Papst?“ Und in der Ausgabe vom 7. Oktober behandelte ein Artikel mit der Überschrift „Benellis Spiel“ die Schachzüge dieses einflußreichen Kardinals bei der Wahl eines Papstnachfolgers. Schon vor der Wahl Lucianis schrieb die Zeitung La Nazione in ihrer Ausgabe vom 27. August: „In den letzten Tagen wurde beim Analysieren der verschiedenen Kardinäle zuviel Aufhebens von ihrer politischen Stellung und ihrer geographischen Herkunft gemacht. Die Krise, in der sich die Kirche heute befindet, wurde dabei vergessen.“

Verdächtigungen in Verbindung mit dem Tod von Johannes Paul

Der plötzliche Tod Johannes Pauls I. bestärkte den Verdacht politischer Intrigen. Wiederholt waren Äußerungen zu hören wie: „Sie haben ihn ermordet.“ Und: „Sie haben ihn aus politischen Gründen getötet.“ Im Corriere della Sera vom 2. Oktober wurde ein Soziologe angeführt, der gesagt hatte: „Es ist sehr eigenartig, wie sich das Gerücht verbreitet hat, der Papst sei vergiftet worden.“ In der Zeitschrift Panorama vom 10. Oktober hieß es (in einem kurzen Artikel mit der Überschrift „Warum sagt man, er sei ermordet worden?“): „In Rom setzte sich dieser Zweifel sofort im Sinn der Menschen fest, als sei die Uhr um 500 Jahre zurückgestellt worden, zu den Tagen der Intrigen der Borgias, die von Papst Alexander VI. und seinen Kindern Lucrezia und Cesare geschürt wurden. Taxifahrer und Ladenbesitzer hatten in den letzten Tagen nur ein Gesprächsthema: daß hinter dem Tod des Papstes bestimmt irgendeine Verschwörung steckte.“

Doch nicht nur die Öffentlichkeit hatte einen Verdacht in dieser Richtung. Verschiedene Zeitungen trugen Schlagzeilen, in denen der Tod des Papstes als geheimnisvoll bezeichnet und eine Untersuchung gefordert wurde. Der Sekretär der „Civiltà Cristiana“, einer katholischen Traditionalistenbewegung, erklärte: „Die Gerüchte, Verwirrungen und Zweifel in Verbindung mit gewissen Umständen und den Ursachen des Todes des Papstes sind zahlreich und vielfältig. Aus diesem Grund halten wir es für angebracht, daß uns durch eine gerichtliche Untersuchung eindeutige Antworten gegeben werden.“ Der Corriere della Sera, der die Äußerung des Sekretärs veröffentlichte, berichtete auch, die „Civiltà Cristiana“ habe dem Vatikan ein schriftliches Gesuch um eine gerichtliche Untersuchung zugestellt.

Ein Grund für das Interesse der Öffentlichkeit an dieser Sache ist, daß Papst Johannes Paul I. die Sympathie der Massen gefunden hatte, da er sich einer einfachen Sprache bediente, „wie ein Gemeindepriester auf dem Lande“, meinten einige. Viele waren darüber erfreut, daß er bei der Einführungszeremonie, die den Beginn der Herrschaft eines neuen Papstes kennzeichnet, auf die Tiara (die dreifache Krone) verzichtete und daß er als erster den Wunsch hatte, die Verwendung des Tragthrones abzuschaffen, auf dem der Papst getragen wird, damit er von der Menge gesehen werden kann. Für die Einführungszeremonie benutzte er allerdings den Tragthron.

War die Abschaffung der Tiara bedeutsam?

F. Margiotta Broglio schrieb in der Zeitung La Nazione (3. Sept. 1978), daß der Abschaffung der Tiara durch Luciani größere Bedeutung beigemessen werde, als dies gerechtfertigt sei. „Wir wollen hier diese erste Entscheidung des Papstes nicht kritisieren“, schrieb Broglio, „aber wir möchten erwähnen, daß die Entscheidung, auf die Insignien der Souveränität zu verzichten, nachdem sie einmal getroffen worden war, auch konsequent hätte verfolgt werden müssen, und das schließt den Verzicht auf die Anwesenheit Königlicher Gäste ein sowie den Verzicht auf zeremonielle Säbel, den Toson d’Oro — ein Überbleibsel der Bourbonenherrschaft — und andere ,weltliche‘ Kinkerlitzchen, die mit dem Pontifikalamt verbunden sind ... Nur durch eine mutige Rückkehr zu den geistlichen Realitäten wird es der Kirche gelingen, alle Spuren von Papst Montinis [Paul VI.] Neotemporalismus zu beseitigen.“

In einem Leserbrief an die Tageszeitung La Repubblica wurde dies noch krasser ausgedrückt. Darin wurden der Pomp, das Zeremoniell und der Reichtum verurteilt, mit denen der Papst umgeben ist, und abschließend hieß es: „Ich bin kein Verehrer eines mit Juwelen behängten Papstes, noch bin ich von einem Vatikan fasziniert, der etwas von 1 001 Nacht an sich hat. Die Botschaft, die ich Johannes Paul übersenden möchte, ist im Evangelium enthalten. Öffne dieses Buch, und lies es gründlich durch, mein lieber Papst. Dann wende es konsequent an, entledige dich aller Reichtümer, und gib sie anderen, lebe vom Lebensnotwendigen, steige von deinem Podest herab, und sprich mit den Menschen!“

Was den neuen Papst, Johannes Paul II. (Wojtyla), betrifft, bleibt abzuwarten, ob er bedeutsame Veränderungen in bezug auf die Lehre oder die Kirchenstruktur herbeiführen wird. Bevor er Papst wurde, erklärte er sich mit dem Inhalt der von Paul VI. herausgegebenen Enzyklika Humanae Vitae völlig einverstanden, in der u. a. Verhütungsmittel und Geburtenkontrolle verurteilt werden. Der Corriere della Sera wies in seiner Ausgabe vom 18. Oktober 1978 auf die Madonnenverehrung des Papstes hin und berichtete, der Anfangsbuchstabe Marias sei in dem Wappen enthalten, das der gegenwärtige Papst angenommen habe. Diese beiden Tatsachen werden als Anzeichen dafür gewertet, daß künftige Neuerungen oberflächlicher Natur sein und keine wesentlichen Änderungen in der Kirche bewirken werden.

Die Kirche steht vor Problemen

Ein Anzeichen dafür, wie das italienische Volk über die Kirche denkt, ist der Zustand der Gemeinden. Il Messaggero zitierte am 29. September aus einer Rede des in Rom tätigen Kardinals Poletti, die er vor einer Versammlung von Geistlichen der Diözese hielt und in der er den kritischen Zustand der Diözese von Rom beschrieb. Er erklärte:

„In Rom gibt es 68 Gemeinden, die keine Pfarrkirche oder kein Gemeindehaus haben und die in behelfsmäßigen Quartieren untergebracht sind, und zwar unter Verhältnissen, die sowohl für die Bevölkerung als auch für die Priester entmutigend sind.“

Poletti erklärte, es gebe zahlreiche Gemeinden von „monströsen Dimensionen“, deren Größe zwischen 30 000 und 80 000 Einwohnern schwanke, und daß es schon eine Leistung sei, wenigstens die Sakramente auszuteilen, daß aber jegliche „authentische Evangelisation“ dabei vernachlässigt werde. Außerdem gebe es viele neue Wohnsiedlungen, erklärte er, in denen nach Fertigstellung über 150 000 Menschen untergebracht wären, in denen es aber „nicht einmal möglich ist, wenigstens eine provisorische Anbetungsstätte einzurichten“, und daß diese Stadtteile „sich selbst überlassen bleiben und in volkstümliches Heidentum zurückgleiten werden — welch eine Evangelisation!“

Andere Städte haben ebenfalls Probleme. Es wird berichtet, daß Palermo mindestens 20 neue Pfarrkirchen benötigt. „Es fehlt uns aber an Priestern und an den nötigen Mitteln, Kirchen zu bauen“, sagte ein Sprecher der Kirche, wie in der Zeitung Giornale di Sicilia berichtet wurde. „Was ist über die Pfarrkirchen zu sagen?“ fragt diese Zeitung. „Sie sind eine Art ,Tankstelle‘ geworden, wo die Leute nur hingehen, wenn sie etwas benötigen. Keine der kirchlichen Einrichtungen läuft reibungslos, und einige funktionieren überhaupt nicht. Die Priester beten immer weniger ... Junge Priester haben manchmal falsche Vorstellungen von Fortschrittlichkeit, während die anderen Priester veralteten Ansichten anhängen. Die Folge ist, daß zwischen beiden Kategorien oft Konflikte ausbrechen und auf diese Weise bestimmte kirchliche Aktivitäten gelähmt werden.“

Verwirrung und Unglaube

All diese Vorgänge haben auf die Priesterschaft einen schädlichen Einfluß gehabt, und das hat sich natürlich auch auf das Volk ausgewirkt. Dies äußert sich in der Skepsis, der Gleichgültigkeit und sogar in einem Vertrauensschwund gegenüber der Kirche. Schon im Jahre 1976 schrieb ein Priester an die religiöse Zeitschrift Seminari und beklagte die Tatsache, daß „einige junge Priester über die Kirche, über den Papst und die Bischöfe auf eine Weise reden, wie es sicher nicht einmal die Todfeinde der Kirche tun würden — und doch sind sie Priester!“

Unter der katholischen Laienschaft Italiens herrscht somit Verwirrung. Veränderungen wie die Abschaffung der lateinischen Sprache in der Messe und des Gebots, am Freitag kein Fleisch zu essen, haben einige beunruhigt, während andere diese Veränderungen als geringfügig ansehen. Die letzteren wünschen tiefgreifendere Veränderungen — Veränderungen, die das tägliche Leben der Menschen betreffen.

Daß der Respekt vor der Geistlichkeit nachläßt, geht aus einer Umfrage hervor, die in dem Buch Untersuchung des Priesterberufs von Guiseppe Bove veröffentlicht wurde. Darin werden die kritischen Bemerkungen analysiert, die oft über Priester gemacht werden. Von den interviewten Personen sagten 69 Prozent, die Priester seien nicht konsequent; 52 Prozent, sie seien geldliebend; 33 Prozent, sie stünden zu hoch über dem gewöhnlichen Volk, 30 Prozent, sie würden die heutige moderne Welt nicht verstehen; 25 Prozent, sie seien ihrem Zölibatsgelübde nicht treu; 23 Prozent, sie mischten sich zuviel in die Politik ein; 21 Prozent, sie seien unnütz; 15 Prozent, sie seien rückständig.

Was wird die Zukunft für die katholische Kirche in Italien bringen? Das kann nur die Zeit zeigen. Eines aber ist sicher: Christus als Richter wird alle Institutionen und Einzelpersonen ins Gericht bringen, die behaupten, an ihn zu glauben und ihm als dem von Gott eingesetzten König und Hohenpriester nachzufolgen. Wenn ihre Lehren und ihre Kirchenstruktur nicht den in Gottes Wort dargelegten Erfordernissen des Christentums entsprechen, werden sie keinen Segen haben. Solche Institutionen oder Einzelpersonen können daher nicht bestehen (1. Petr. 4:17, 18; Hebr. 4:12; vergleiche Nahum 1:6).

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