Fragen von Lesern
● Im Elternhaus meines Mannes ist es Brauch, daß sich alle Kinder und Enkelkinder am 25. Dezember zu einem großen Essen einfinden. Mein Mann weiß, daß ich als eine Zeugin Jehovas nicht Weihnachten feiere. Sollte ich dennoch mit ihm zum Essen hingehen?
Du wirst selbst entscheiden müssen, ob das in deinem Fall das beste wäre. Wir führen hier einige Gesichtspunkte an, die du vielleicht dabei berücksichtigen kannst.
Für die meisten Leute sind bestimmte Feiertage, an denen sie nicht arbeiten müssen, die günstigsten Zeiten, im Familienkreis zusammen zu sein. Auch christliche Verwandte und Freunde nutzen einen solchen Tag für ein Picknick oder ein Essen aus, wenngleich sie den betreffenden religiösen Feiertag nicht beobachten. An diesem Tag nicht arbeiten zu müssen mag für die Angehörigen deines Mannes e i n Grund für das Treffen am 25. Dezember sein. Wenn allerdings die meisten Verwandten Weihnachten feiern, dient das Zusammensein vielleicht auch dazu, sich gegenseitig frohe Weihnachten zu wünschen und Weihnachtsgeschenke auszutauschen.
Jehovas Zeugen haben schon häufig dargelegt, daß Jesu Nachfolger nicht angewiesen wurden, seinen Geburtstag zu feiern, daß Jesus nicht am 25. Dezember geboren wurde und daß dieses Datum von einer heidnischen Feier der Römer übernommen wurde (1. Kor. 11:23-26). Deshalb feiern Jehovas Zeugen nicht Weihnachten, wobei sie Jesu Worte im Sinn behalten: „Gott ist ein GEIST, und die ihn anbeten, müssen ihn mit Geist und Wahrheit anbeten“ (Joh. 4:24).
Diejenigen Verwandten deines Mannes, die nicht mit deinen biblisch begründeten Glaubensansichten einiggehen, mögen sich frei fühlen, Weihnachten zu feiern. Sie sollten dir dann fairerweise aber auch die Freiheit zugestehen, nicht mit zu feiern. Entstünde für sie eine peinliche Situation oder wären sie entsetzt, wenn du bei dem Familienessen anwesend wärst, aber davon absehen würdest, frohe Weihnachten zu wünschen, Geschenke auszutauschen oder bei anderen Festtagsbräuchen mitzumachen? Das wäre etwas, worüber du mit deinem Mann vorher sprechen solltest. Als eine christliche Ehefrau achtest du zweifellos seine Stellung als Haupt, und in dieser Stellung ist er offensichtlich auch für Angelegenheiten zuständig wie die Entscheidung, wo die Familie eine Mahlzeit einnimmt. Doch wenn du deine Gedanken respektvoll und freundlich vorträgst und Vernünftigkeit erkennen läßt, mag er ohne weiteres bereit sein, eine zufriedenstellende Lösung anzustreben (Phil. 4:5; Kol. 3:18).
Dein Mann fordert dich vielleicht auf, ihn zu begleiten, und er schlägt dir vor, das Essen als eine gewöhnliche Mahlzeit zu betrachten und dich nicht an den Festtagsbräuchen zu beteiligen. Das wäre eine Möglichkeit, denn jemand könnte sich an einem Ort aufhalten, an dem andere gewisse religiöse Handlungen vornehmen, ohne daß er sich selbst daran beteiligt. (Vergleiche 2. Könige 5:17-19.) Und wie die Bibel zeigt, kann es einem Christen nicht verwehrt werden, eine bestimmte Speise, der ein anderer eine besondere Bedeutung beimißt, wie eine gewöhnliche Speise zu genießen (1. Kor. 8:8; 1. Tim. 4:4). Der Apostel Paulus unterstrich jedoch in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit, auf das Gewissen anderer Rücksicht zu nehmen und keinen falschen Eindruck zu erwecken, um niemanden zum Straucheln zu bringen (1. Kor. 10:23-30).
Würden deine Verwandten, falls du am 25. Dezember an dem Familientreffen und dem Essen teilnehmen würdest, auf den Gedanken kommen, daß du mit ihnen Weihnachten feierst? Oder würden sie aufgrund dessen, was sie über deine Glaubensansichten erfahren haben, und aufgrund deines Verhaltens bei dem Zusammensein vielleicht erkennen, daß die Anwesenheit bei dem Essen und das gesellige Zusammensein mit deinen Angehörigen für dich keine religiöse Bedeutung hat? Du selbst bist am besten in der Lage, die Situation und die Einstellung deiner Verwandten zu beurteilen, und du solltest eine Entscheidung fällen, von der du glaubst, daß sie weise, christlich und in Übereinstimmung mit deinem biblisch geschulten Gewissen ist.
● In meiner Firma erhalten alle Arbeitnehmer eine Weihnachtsgratifikation. Sollte ich diese Gratifikation ablehnen, da ich nicht Weihnachten feiere?
Das hängt davon ab, aus welchem Grund die Gratifikation gewährt wird, und davon, wie ihre Annahme beurteilt wird.
Wie wir bereits häufig gezeigt haben, beruhen das Weihnachtsfest und viele andere Feiertage der Christenheit nicht auf biblischen Wahrheiten. Sie stammen in Wirklichkeit aus nichtchristlichen Religionena. Die Bibel gebietet Christen, nur eine einzige religiöse Feier zu beobachten: die jährliche Feier zum Gedenken an den Tod Christi (Luk. 22:19, 20).
Würde die Annahme einer „Weihnachtsgratifikation“ bedeuten, daß man dieses Fest feiert? Wahrscheinlich nicht. Mit der Gewährung der Gratifikation will man höchstwahrscheinlich überhaupt nicht sagen, daß jeder Empfänger Weihnachten feiert. Der Arbeitgeber möchte vielleicht lediglich alle seine Mitarbeiter am Jahresende — zu einer Zeit, wenn es viele von ihnen besonders schätzen würden, über eine größere Summe verfügen zu können — am Gewinn der Firma teilhaben lassen. Die Gratifikation mag ein Zeichen der Dankbarkeit für die während des Jahres geleisteten Dienste sein und ein Anreiz, die gute Arbeit fortzusetzen und das harmonische Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer weiter zu pflegen. Der Arbeitgeber gewährt die Gratifikation vielleicht allen Arbeitnehmern, ungeachtet dessen, daß einige von ihnen (wie zum Beispiel Juden und Moslems) nicht Weihnachten feiern. Die Zeit, zu der das Geschenk gemacht wird, oder der Name, den es trägt, schließt also nicht unbedingt aus, daß ein Zeuge Jehovas es annimmt.
Selbst wenn bei demjenigen, der zu einer bestimmten Zeit ein Geschenk macht, eine Glaubensansicht eine Rolle spielt, heißt das nicht, er setze voraus, der Empfänger teile diese Ansicht. Es kommt häufig vor, daß ein Arbeitskollege oder ein Verwandter einem Zeugen Jehovas sagt: „Ich weiß, daß du nicht Weihnachten [oder ein anderes Fest] feierst, aber ich möchte gern, daß du das als ein Geschenk von mir annimmst.“ Wird das Gewissen des Christen durch die Annahme des Geschenkes nicht beunruhigt, so könnte er sich entschließen, es entgegenzunehmen, und er könnte sich dafür bedanken, ohne auf den Feiertag hinzuweisen (Apg. 23:1). Manch ein Christ verhält sich ähnlich, wenn er von jemandem ein Geschenk erhält, der nicht über seine Glaubensansichten Bescheid weiß. Vielleicht kann er zu einer anderen Zeit — wenn die Wahrscheinlichkeit geringer ist, Anstoß zu erregen — taktvoll erwähnen, daß er den religiösen Feiertag nicht hält, und ruhig und freundlich erklären, daß er selbst deshalb kein Festtagsgeschenk gemacht hat (1. Petr. 3:15).
Wird ein Geschenk aber eindeutig in der Absicht gemacht, zu beweisen, daß der betreffende Christ in seinen Glaubensansichten nicht fest ist oder aus Profitgründen zu Kompromissen bereit ist, dann wäre es bestimmt am besten, das Geschenk abzulehnen. Christen sollten Jehova Gott anbeten. Ihm allein bringen wir heiligen Dienst dar (Matth. 4:8-10).
[Fußnote]