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  • g75 8. 2. S. 21-23
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  • Was weißt du über Wolle?
  • Erwachet! 1975
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Erwachet! 1975
g75 8. 2. S. 21-23

Was weißt du über Wolle?

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Chile

SCHAFE — eine Tausende von Tieren zählende Herde bewegt sich auf unser Auto zu. Man hat den Eindruck, eine riesige Wolldecke liege auf der Straße. Wir sind gezwungen anzuhalten. Gespannt schauen wir den berittenen Schäfern zu, während sie eingreifen. Sie stehen am Rande der Herde und dirigieren die Hunde durch Pfeifsignale. Die Hunde gehorchen eifrig und drängen die Schafe geschickt an den Rand der Straße.

Die Herde bildet jetzt einen dicken, sich vorwärts bewegenden Teppich. Die Schafe drängen und drücken aufeinander. Einige steigen ihrem „Vordermann“ sogar mit den Vorderfüßen auf den Rücken in dem verzweifelten Bemühen, von den lästigen Hunden wegzukommen. Ganz langsam fahren wir weiter, und hinter unserem Auto strömen die Schafe wieder auf die Straße zurück. Endlich sind wir an der Herde vorbei. Wir winken den Hirten zu und setzen unsere Reise fort.

Das ist in Magallanes, der südlichsten Provinz Chiles, ein vertrautes Bild, dennoch erging es uns wie vielen anderen: Wir wußten ganz wenig über diese Wolltiere. Und du? Was weißt du über Wolle? Vor kurzem erfuhren wir während einiger Besuche auf einer Schaffarm manches Interessante darüber.

Das Corriedale-Schaf — eine „neue“ Züchtung

Durch planmäßige Züchtungen sind im Laufe der Jahre neue Schafrassen entstanden. Bei den Schafen, die wir auf der Straße gesehen hatten, handelte es sich um eine Rasse, die nur etwas über hundert Jahre alt ist — das Corriedale-Schaf. Dieses Schaf wurde nach der Farm auf Neuseeland benannt, auf der es das erstemal gezüchtet wurde. Man kreuzte einen Langwollwidder mit einem Merino-Mutterschaf, und mit den Nachkommen dieser beiden Schafe setzte man dann die Zucht fort.

Die Züchter wünschten ein Tier mit Wolle, die fast so fein wäre wie die des Merinoschafes, aber sein Fleisch sollte besser sein als das des Merinoschafes; ferner sollte es sich in einem rauhen Klima so wohl fühlen wie die Langwollschafe. Wegen dieser Eigenschaften eignet sich das Corriedale-Schaf ausgezeichnet für Südchile.

Man wendet große Sorgfalt an, um die gute Qualität der Herde beizubehalten. Für die Zucht werden vorzügliche Widder gekauft. Nach drei Jahren werden sie dann an eine andere Schaffarm weiterverkauft, um eine Degeneration der Herde zu verhindern.

Wir hatten mit dem Aufseher einer Schaffarm vereinbart, uns die Farm zu zeigen. Jetzt steht er neben dem Eingang und wartet auf uns. Wir sind gespannt, zu sehen, wie die Schafschur vor sich geht.

Die Halle, in der geschoren wird

Während wir die Holztreppe, die zur Halle führt, hochsteigen, schlägt uns eine Wolke verschiedenster Gerüche entgegen, und alle möglichen Geräusche dringen an unser Ohr. In der Halle angekommen, müssen wir einen Augenblick stehenbleiben und uns umschauen, um uns einen Überblick von dem zu verschaffen, was darin vorgeht. Vor einem Wollberg auf einem hohen Tisch steht ein Mann. Er nimmt ein bißchen Wolle, tut irgend etwas mit den Fingern damit und legt es dann zur Seite. In einer riesigen Maschine werden die zusammengerollten Vliese zu großen Ballen zusammengepreßt. Am andern Ende der Halle sind die Scherer. Knaben tragen die abgeschorenen Vliese von den Scherern zu dem Tisch.

Während wir uns den Scherern nähern, wird der Lärm der Schermaschinen immer lauter. Ein Vliesjunge versucht sich an einer Schermaschine, die im Augenblick nicht benutzt wird. Seine Kräfte reichen jedoch nicht aus; die Maschine bewegt sich in seiner Hand ruckweise hin und her, als wäre sie etwas Lebendiges. Vom Pferch außerhalb der Halle aus werden die Schafe einzeln durch kleine Türchen in die Halle geschoben, wo sie von den Scherern in Empfang genommen werden.

Mit einem kleinen Ruck legt der Scherer das Schaf auf den Rücken, schert die Haare am Bauch und an den inneren und den äußeren Seitenflächen der Beine, und schon hängt die Beinwolle lose herab. Nun wird die Wolle am Hals, am Kopf und am Rücken gelöst. Ein paar schnelle Bewegungen — und der Scherer hat das Vlies in der Hand.

„Es sieht aus, als würde man dem Schaf einen Poncho ausziehen“, sagt der Aufseher lachend, als das geschorene und etwas verdutzte Schaf in einen anderen Pferch läuft. Dann setzt er hinzu: „Haben Sie gewußt, daß ein guter Arbeiter 250 Schafe am Tag scheren kann?“

„Das ist wirklich erstaunlich“, entgegnen wir. „Aber was tut denn eigentlich der Mann dort drüben an dem hohen Tisch?“

„Er sortiert die Wolle. Kommen Sie in mein Büro, dort werde ich Ihnen zeigen, wie das gemacht wird.“

Auf dem Weg dahin macht uns der Aufseher auf die Maschine aufmerksam, in der die Vliese zu riesigen Ballen zusammengepreßt und dann in Segeltuch eingeschlagen werden. Wir erfahren, daß jeder dieser Ballen ungefähr 300 kg wiegt und daß diese Ballen nun zur weiteren technischen Behandlung in die Stadt befördert werden.

Die Wolle genauer betrachtet

„Das sind einige Wollmuster von der diesjährigen Schur“, sagt unser Gastgeber. „Wir sortieren die Wolle, bevor sie in Ballen gepreßt wird, in Bauchwolle, Vliese, Stücke [Wolle, die sich vom Vlies gelöst hat] und Locken.“ Er erklärt uns, daß eine Locke eine Wollflocke ist, d. h. Wollfasern, die im Vlies zusammenkleben.

Die Farbe der Locke überrascht uns. Nur an der Spitze ist sie von der schmutziggrauen Farbe, die wir an den Schafen zu sehen gewohnt sind. Das übrige ist hellgelb, glänzt leicht und ist gekräuselt.

„Diese Locke ist von sehr guter Qualität“, bemerkt der Aufseher. Es fällt uns auf, daß sie stark gekräuselt ist. Er zeigt uns zum Vergleich eine minderwertige Locke. Sie ist weniger gekräuselt, und die einzelne Faser ist nicht so stark.

„Der Sortierer prüft die Festigkeit der Faser, indem er mit den Fingern daran zieht“, erklärt der Aufseher. „Mittels seines ausgezeichneten Tastgefühls kann er auch die Feinheit der Faser ermitteln und bestimmen, wie viele Hanks [ein Garnmaß] für ein Pfund nötig sind. Ein Hank ist 512,06 m, und da die Wolle der Corriedale-Schafe so fein ist, sind für ein Pfund 50 bis 56 Hanks nötig.“

„Warum kleben die Fasern zu Flocken zusammen?“ wollen wir wissen.

„Die Ursachen sind die Kräuselung der Fasern und eine Substanz, die die Drüsen des Tieres erzeugen, um das Haar einzufetten und zu schützen. Diese sehr nützliche Substanz wird ,Wollfett‘ genannt. Man gewinnt daraus das Lanolin, eine Salbengrundlage für medizinische und kosmetische Zwecke.“

„Haben Sie sich je gefragt, warum Wollartikel wärmer und haltbarer sind als Artikel aus anderem Material?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, schlägt der Aufseher ein Buch auf und sagt: „Das hier ist ein stark vergrößertes Wollhaar. Die äußere Schicht besteht aus flachen, dachziegelartig übereinandergelagerten Zellen, so daß sie aussieht wie die Schuppenhaut eines Fisches. Diese Schuppendecke bewirkt, daß die Fasern fest zusammenhängen, so daß ein reißfestes Garn entsteht. Zufolge der dachziegelartig übereinanderliegenden Schüppchen und der Kräuselung wird im Garn Luft eingeschlossen, und das verleiht ihm die Wärmeisolierfähigkeit.“

Es klingelt zum Mittagessen. Wir werden eingeladen, uns mit der Belegschaft in den Speisesaal zu begeben und mit zu essen.

Tätigkeit das ganze Jahr hindurch

„Sind hier immer so viele Leute beschäftigt?“ fragen wir.

„Nein, die meisten sind nur zur Zeit der Schafschur auf der Farm. Doch einige von uns haben das ganze Jahr hindurch hier zu tun. Im Herbst treiben wir die Schafe zusammen, um sie zu ,tauchen‘. Wir zwingen die Schafe, durch einen langen Behälter zu schwimmen, der mit einer Kontaktinsektizidlösung gefüllt ist. Dadurch werden die Schaflausfliegen vernichtet. Ebenfalls in dieser Zeit werden die Widder zwanzig Tage lang zur Paarung mit den Mutterschafen zusammengebracht. Dann werden sie getrennt auf die Winterweide geführt.

Im Frühjahr gibt uns die Lammung viel zu tun. Bei schwierigen Geburten müssen wir oft als Geburtshelfer amten. Manchmal finden wir ein totes Mutterschaf, und daneben blökt kläglich sein Lamm. Nun müssen wir versuchen, ein anderes Mutterschaf zu bewegen, die kleine Waise anzunehmen. Wir suchen ein Mutterschaf, das eben geworfen hat, und brechen den Mutterkuchen über der kleinen Waise entzwei. Darauf nimmt die neue Mutter das Lämmlein an.

Die Schafe werden im Sommer geschoren, damit die Haare wieder nachwachsen können bis es kalt wird. Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten auf der Farm halten uns ebenfalls beschäftigt.“

Nun kommen wir darauf zu sprechen, wie aus Wolle Garn wird. „Möchten Sie sehen, wie mit der Hand gesponnen wird?“ fragt uns der Aufseher.

Das Spinnen der Wolle

Er nickt seiner Frau zu, die ebenfalls zugehört hat. Während sie das Büro verläßt, erklärt er: „Das Spinnen ist ein Hobby meiner Frau. Sie verwendet dazu die Wolle, die an den Sträuchern hängenbleibt, wenn die Schafe daran vorbeigehen. Diese Wolle sammelt sie, reißt die schmutzigen Spitzen ab und beginnt mit Spinnen.“

Jetzt kommt die Frau des Aufsehers mit einem Armvoll luftiger Wolle zurück. In der Hand hält sie eine Spindel — ein beidseitig zugespitztes etwa 30 cm langes Werkzeug —, an der eine Kartoffel steckt. „Damit wird die Spindel beschwert“, sagt die Frau lachend. „Ich entferne die Kartoffel, sobald die Spindel schwerer wird, weil mehr Garn darauf ist.“

Nun nimmt sie etwas Wolle und beginnt daran zu ziehen. Sie zieht die Fasern entsprechend der gewünschten Fadenfeinheit aus, dreht sie zusammen und befestigt den Faden an der Spindel. Dann legt sie diese in den Schoß und zupft und zieht weiter. Ist das Faserbündel etwa 30 cm lang, nimmt sie die Spindel und versetzt sie in rasche Drehung, einem Kreisel ähnlich. Dabei werden die herausgezogenen Fasern fest zusammengedreht. Dann wickelt sie den Faden auf die Spindel, befestigt ihn mit einer Schlinge am Ende der Spindel und wiederholt den Vorgang. „Das ist alles“, bemerkt sie lächelnd. „Und so sieht das Garn aus, wenn ich das Fett herausgewaschen habe.“

Der Aufseher nimmt seiner Frau den weichen, gelblichweißen Garnknäuel aus der Hand und erklärt: „Sehen Sie, dieses Garn ist nicht ganz regelmäßig. Es sind kleine Noppen darin. Zum Verfertigen von Halstüchern und Decken oder von anderen Artikeln, denen man ansehen soll, daß sie aus handgesponnener Wolle sind, eignet es sich vorzüglich. Wird jedoch ein glatter, gleichmäßiger Faden benötigt, muß die Wolle in einer Fabrik zu Einzelfasern aufgelöst und gekämmt werden.“

Das aber ist, wie man uns sagt, eine Geschichte für sich. Dazu sind genial konstruierte Maschinen nötig. — Doch nun muß der Aufseher wieder in die Halle zurück. Er verabschiedet sich von uns. Wir schütteln ihm die Hand mit den Worten: „Haben Sie herzlichen Dank. Wir wissen jetzt weit besser Bescheid über Wolle als vor unserem Besuch bei Ihnen.“

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