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Die wanderlustigen MonarchenErwachet! 1979 | 8. Mai
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zu machen. Zuerst versuchte man es, indem man Tausende von Schmetterlingen mit gummierten Schildchen markierte. Aber in der Nacht darauf kam ein starker Regen und spülte die Schildchen von den gemeinsam auf ihrem Übernachtungsplatz ruhenden Monarchen ab. Doch mit selbstklebenden Schildern war man schließlich erfolgreich. Im Laufe der Jahre wurden Hunderttausende von markierten Monarchen freigelassen, und Tausende von Freiwilligen schrieben ihre Beobachtungen nach Toronto. Langsam wurde der Verlauf der Wanderwege erkennbar, nur das eigentliche Winterquartier blieb immer noch ein Geheimnis. Alle Anzeichen deuteten indessen nach Mexiko.
Das Ziel der Forschungen wurde erreicht, als zwei freiwillige Mitarbeiter, nachdem sie fast ein Jahr lang kreuz und quer durch Mexiko gefahren waren, im Gebirge die Kolonie auf einem 8 Hektar großen Gebiet fanden. In einer Höhe von 3 000 m ü. d. M. verdunkelten Millionen Monarchen den Himmel, bedeckten den Boden und hingen wie Girlanden an rund 1 000 oyamel-Bäumen. Professor Urquhart, der in der Zeitschrift National Geographic anschaulich schilderte, was er bei seinem Besuch in diesem abgelegenen Gebiet erlebte, beschrieb den wunderbaren Anblick wie folgt: „Staunend betrachtete ich das Bild, das sich meinen Augen bot: Millionen und aber Millionen von Schmetterlingen — alles Monarchen! Sie hingen in Massen an jedem Zweig, und Stamm der hohen graugrünen oyamel-Bäume. Sie wirbelten wie Herbstblätter durch die Luft, und Myriaden bedeckten gleich einem leuchtenden bunten Teppich den Boden ... Ich murmelte: ,Einfach unfaßlich! Ein überwältigendes, unglaubliches Bild!‘“
Wandertrieb
Wenn wir einen einzelnen Schmetterling beobachten, der aus einer Blüte Nektar saugt, steigt unsere Bewunderung für den Schöpfer. Aber wenn man Millionen von Schmetterlingen an einem Ort beisammen sieht, an den sie aus einer Entfernung von 4 800 km gekommen sind, fragt man sich unwillkürlich: Warum? Selbst jetzt kann noch niemand mit absoluter Sicherheit sagen, warum die Monarchen hierherfliegen. Es scheint jedoch, daß im Winter in der mexikanischen Sierra Madre genau die Temperaturen herrschen, die notwendig sind, um zu verhindern, daß die Schmetterlinge ihre Fettreserven verbrennen (sie verbringen den Winter in einer Art Ruhestadium mit stark verminderter Aktivität), die sie für die Wanderung im Frühjahr benötigen.
Der Mensch staunt über den unfehlbaren Instinkt, von dem diese Wanderfalter geleitet werden, obschon er den Grund der Wanderung nicht genau kennt. Der Monarch wiegt weniger als 250 Milligramm und vermag dennoch mit einer Geschwindigkeit von 19 bis 23 km/st zu fliegen. Außerdem finden die Monarchen trotz Stürmen und Hitze und obschon sie offenes Land, Berge und Städte überfliegen müssen, ihren Weg in das Tausende von Kilometern entfernte Winterquartier, in dem sie bis dahin noch nie gewesen sind und das sie im Frühjahr wieder verlassen, um es nie wiederzusehen.
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Es sind keine „Ameisenhügel“Erwachet! 1979 | 8. Mai
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Es sind keine „Ameisenhügel“
Wenn man als Fremder nach Westafrika kommt und die eigentümlichen rötlichen Gebilde sieht, die allgemein als „Ameisenhügel“ bezeichnet werden, beginnt man, neugierig zu werden. Diese „Hügel“ können an der Basis einen Durchmesser von mehr als einem Meter haben, und sie können eine Höhe von sechs Metern erreichen. Aber es sind gar keine Ameisenhügel, sondern Termitenbauten aus Laterit, rotem Verwitterungsboden, den man in Afrika fast überall findet. Daraus werden die Nester in der Form eines Zuckerhutes zusammengekittet. Rippen an der Außenseite erwecken den Eindruck, die Bauten würden damit abgestützt. Obschon der Innenraum dieser Turmnester in mehrere Stockwerke unterteilt ist und Gänge und Kammern für die verschiedenen „Kasten“ dieser gesellig lebenden Insekten aufweisen, sind sie doch so stark, daß sie mehr als das Gewicht eines Mannes zu tragen vermögen.
Die Termiten werden oft als „weiße Ameisen“ bezeichnet, doch sie sind mit den Ameisen gar nicht verwandt. Sie stehen eher der Familie der Eintagsfliegen nahe. In vielen Teilen Afrikas gelten geröstete Termiten als eine Delikatesse, und sie liefern vielfach das für die Ernährung notwendige Eiweiß.
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