Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • w68 15. 11. S. 675-679
  • Die Handlungsweise der Geistlichkeit

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Die Handlungsweise der Geistlichkeit
  • Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1968
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • DIE BIBEL IN IHREM WERT HERABGESETZT
  • SOZIALE WERKE TRETEN IN DEN VORDERGRUND
  • EINMISCHUNG IN POLITIK
  • DER CHRISTLICHE STANDPUNKT
  • TEIL DER WELT
  • Die Rolle der Geistlichkeit in der heutigen Krise
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1967
  • Welches Geschick erwartet die Kirchen? — Was das für dich bedeutet
    Erwachet! 1970
  • Weisen die „Religionen der Welt“ den richtigen Weg?
    Frieden und Sicherheit — Wie wirklich zu finden?
  • Religion und Kriege in der Neuzeit
    Erwachet! 1972
Hier mehr
Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1968
w68 15. 11. S. 675-679

Die Handlungsweise der Geistlichkeit

EIN kleiner Junge fand zu Hause eine verstaubte Bibel. Er fragte seine Mutter: „Ist dies das Buch Gottes?“

„Ja“, erwiderte seine Mutter.

Daraufhin sagte der Junge: „Sollten wir es nicht lieber zurückgeben, wenn wir es doch nie lesen?“

In der Zeitschrift This Week vom 25. Februar 1968 wurde in einer Überschrift die Frage aufgeworfen: „Was ist mit den Religionen los?“ In dem Artikel hieß es: „Protestanten beklagen sich über ihre Religion und sagen, alles werde ‚geschäftsmäßig abgewickelt‘. Katholiken sagen, die Geburtenkontrolle sei Privatsache, und lehnen die Unfehlbarkeit des Papstes ab. Nonnen verlassen ihre Orden und suchen sich Wohnungen in den Geschäftsvierteln. Eine noch nie dagewesene Anzahl Priester tritt aus dem Dienst der Kirche aus und heiratet. Einer der bekanntesten Bischöfe der Episkopalkirche wird der Häresie angeklagt. Religionslehrer sagen: ‚Gott ist tot.‘ ... Chaos, Verbitterung und Verwirrung scheinen heute an der Tagesordnung zu sein.“

Was ist die Ursache für diese Verwirrung? Wie kommt es, daß bei der Mehrheit derer, die sich zum Christentum bekennen, zu Hause die Bibel verstaubt? Warum werden die Gesetze Gottes so oft mißachtet und in ihrer Bedeutung herabgesetzt? Und warum nimmt heute der Respekt vor der Geistlichkeit immer mehr ab?

DIE BIBEL IN IHREM WERT HERABGESETZT

Jesus Christus, seine Apostel und die Christen des ersten Jahrhunderts hatten alle tiefen Respekt vor Gottes Wort, der Bibel. Jesus sagte in einem Gebet zu Gott: „Dein Wort ist Wahrheit.“ (Joh. 17:17) Der Apostel Paulus sagte zu Christen seiner Tage: „Ihr [habt] Gottes Wort, das ihr von uns hörtet, als ihr es empfingt, nicht als Menschenwort angenommen ..., sondern als das, was es wahrhaftig ist, als das Wort Gottes.“ — 1. Thess. 2:13.

In der Zeitschrift Providence Journal vom 30. September 1967 hieß es jedoch:

„Washington — (RNS) — Ehrwürden Duncan Howlett von der ‚All Saints’ Unitarian Church‘ erklärte, nachdem er das Vaterunser, wie es im Matthäusevangelium erscheint, Wort für Wort analysiert hatte, daß dieses Gebet in seiner Kirche nicht mehr gesprochen werde.

Der Geistliche erklärte seiner Gemeinde, das Gebet entbehre einer echten Bedeutung ... Als Beispiel seiner Überlegungen führte Herr Howlett den Ausdruck ‚Geheiligt werde dein Name‘ an und sagte, dieser Ausdruck sei ein ‚Witz‘ in einem Zeitalter, in dem der Name Gottes ‚nicht mehr so heilig ist wie der Washingtons, Lincolns oder Kennedys‘.“

Das ist kein Einzelfall. Immer mehr Geistliche setzen den Wert der Bibel herab. In einer New Yorker Zeitung lautete eine Überschrift: „Geistlicher steht biblischen Lehren kritisch gegenüber“. Der Artikel bemerkte, der Londoner Geistliche H. Smith vertrete die Ansicht, Jugendliche in der Bibel zu unterweisen sei Zeitverschwendung und könne schädlich sein. Der Apostel Paulus sagte jedoch zu christlichen Vätern hinsichtlich ihrer Kinder: „Zieht sie weiterhin auf in der Zucht und im autoritativen Rate Jehovas.“ — Eph. 6:4.

In der Zeitschrift Toronto Star Weekly war auf der Titelseite der Geistliche G. Goth abgebildet, wie er sagte: „Die Zehn Gebote sind tot.“ Sein Artikel erweckte den Eindruck, als würde Gott heute von den Menschen die Beobachtung des mosaischen Gesetzes verlangen, als würde dieses nicht mehr in unsere Zeit passen und als wären die Hebräischen Schriften allesamt wertlos. An keiner Stelle erklärte er, was die Bibel klar zeigt, daß das mosaische Gesetz für Christen nicht bindend ist, sondern voll ist von Grundsätzen und prophetischen Vorbildern, die von lebenswichtiger Bedeutung für sie sind. — Röm. 6:14; Hebr. 10:1.

Die dynamische, inspirierende Botschaft der Bibel ist von den meisten Geistlichen so sehr herabgewürdigt worden, daß der für religiöse Artikel verantwortliche Redakteur der Oakland Tribune sagte: „Eine vor kurzem angestellte Untersuchung enthüllt, daß ... die Zeit der 30-bis-40-Minuten-Predigt vorbei ist. In dem Bericht über die Untersuchung wurde empfohlen, die Geistlichen sollten ihre Bemerkungen auf 10 Minuten beschränken und nicht länger als 15 Minuten sprechen.“ Es gibt sogar einige, die für noch radikalere Einschränkungen eintreten. Der kanadische Schriftsteller P. Berton schreibt in seinem Buch The Comfortable Pew (Der bequeme Kirchenstuhl): „Die lauwarme Kanzel macht die, die darauf stehen, zu Heuchlern ... Das Problem ‚Sonntagspredigt‘ und ihre mangelnde Überzeugungskraft ist das, worüber Menschen mit Überzeugung äußerst besorgt sind. So wundert es einen nicht, daß einige in ihrer Verzweiflung allen Ernstes vorgeschlagen haben, eine Zeitlang überhaupt keine Predigten mehr zu halten ... für mindestens ein Jahr und wahrscheinlich für noch länger.“

Schuld an diesem mangelnden Interesse an Gott und seinem Wort ist hauptsächlich die Geistlichkeit. Die Geistlichen haben die Menschen derart verwirrt, daß sie gar nicht mehr wissen, was sie glauben sollen. Man beachte, wie dies aus dem Buch A Church Without God (Eine Kirche ohne Gott), verfaßt von dem Geistlichen E. Harrison, hervorgeht:

„Werner Pelz, der unter dem Titel God Is No More [Gott gibt es nicht mehr] ein Buch verfaßte, ist ein Geistlicher der Kirche von England; William H. Dubay, der versichert, daß Christus ‚mit Religion aufräumte‘, ist ein römisch-katholischer Priester ... Pater Jackson, der sagt: ‚Wenn es einen Gott gibt, dann können wir von ihm nicht mehr als von einem höchsten Wesen sprechen‘, ist ein Universitätsgeistlicher; Thomas Altizer [‚Gott ist tot‘], Verfasser des Buches The Gospel of Christian Atheism [Das Evangelium des christlichen Atheismus], ist außerordentlicher Professor für Bibelwissenschaft an einer amerikanischen Universität; ich selbst bin in der Verwaltung einer anglikanischen Gemeinde in Toronto tätig. Ich behaupte, ein Christ und ein Anglikaner zu sein, und doch kann ich allen Ernstes sagen, daß es keinen Gott gibt.“

Der Schriftsteller Berton, der einmal Mitglied der anglikanischen Kirche von Kanada war, hat über seine Feststellung, wie weit die Geistlichkeit der Christenheit von christlichen Grundsätzen abgekommen ist, gesagt:

„Man hat fast ganz vergessen, daß das Christentum als revolutionäre Religion begann, deren Anhänger ganz andere Wertmaßstäbe anlegten als andere Glieder der menschlichen Gesellschaft. Diese ursprünglichen Werte stehen noch im Konflikt zu den Werten der jetzigen Gesellschaft, doch die Religion ist heute zu einer Macht geworden, die ebenso konservativ ist wie die Macht, mit der die ersten Christen in Konflikt gerieten.“

Ja, die Geistlichen der Christenheit haben die wahre christliche Lehre und Handlungsweise verlassen. Sie sind zu solchen geworden, die von Jesus und den Christen des ersten Jahrhunderts als solche bloßgestellt wurden, die dem Willen Gottes entgegenwirken. Sie sind gleich denen, über die Jesus sagte: „Ihr [habt] das Wort Gottes um eurer Überlieferung willen ungültig gemacht. Ihr Heuchler, treffend hat Jesaja von euch prophezeit, als er sagte: ‚Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit entfernt von mir. Vergeblich bringen sie mir fortwährend Anbetung dar, weil sie als Lehren Menschengebote lehren.‘“ — Matth. 15:6-9.

SOZIALE WERKE TRETEN IN DEN VORDERGRUND

Die Geistlichen verwenden heute, statt die Bibel zu lehren und zu studieren, viel Zeit für soziale Angelegenheiten. In der Zeitung Saturday Evening Post hieß es über den Durchschnittsgeistlichen von heute:

„Statt dessen ist er ... ein Organisator von Komitees, ein Klubvorsitzender und einer, der geringfügige Zwistigkeiten unter den Frauen des kirchlichen Frauenvereins schlichtet. Er treibt Geld auf, baut, hält Ansprachen, trägt seinen Teil zu jedem würdigen Gemeinschaftsprojekt bei, er wird derart hin und her gezerrt, daß er sich buchstäblich verstecken muß, wenn er Zeit finden müßte, um die versiegenden Quellen seines Geistes durch Nachsinnen, Gebet und das Studium der Heiligen Schrift aufzufüllen.“

Ähnlich heißt es in dem Buch The Comfortable Pew: „Die Fesseln des Gemeindelebens sind so stark, daß es ihm schwerfällt, sie zu durchbrechen und irgend etwas anderes zu sein, da er so viel Zeit mit Kaffeekränzchen und nichtssagendem Palaver mit den Einheimischen verbringt. ... Der Vorrang des Gemeindelebens mit seiner Klubatmosphäre bedeutet, daß die Kirche fest mit der weltlichen sozialen Hierarchie der Gemeinde verbunden ist.“

EINMISCHUNG IN POLITIK

Einer der Hauptgründe dafür, daß die Geistlichkeit in den Augen der Menschen immer mehr an Achtung verliert, ist deren Einmischung in die Politik und die Kriege dieser Welt. Immer mehr Menschen erkennen, wie inkonsequent es ist, wenn die Geistlichkeit beide Seiten unterstützt, besonders in militärischen Auseinandersetzungen. Darüber hieß es in der Zeitung New York World-Telegram and Sun vom 11. März 1966:

„Vertreter dreier Religionsgemeinschaften versuchten gestern eine Gruppe von Brooklyner Studenten davon zu überzeugen, daß das biblische Verbot hinsichtlich des Tötens nicht auf den Krieg in Vietnam anzuwenden ist.

Allgemein kann gesagt werden, daß der Versuch erfolglos blieb. Die Zuhörer ... verließen den Raum mit dem Gefühl, daß die Redner, wie es ein Student zum Ausdruck brachte ‚uns etwas vorheucheln‘.“

Bei den Geistlichen handelte es sich um einen Katholiken, einen Juden und einen Protestanten. In dem Versuch, die Einmischung in kriegerische Auseinandersetzungen zu rechtfertigen, sagte einer von ihnen: „Das Töten muß aus einem reinen Herzen geschehen.“

Durch eine Umfrage unter Geistlichen, die als Militärpfarrer tätig sind, wurde enthüllt, daß ihre Ansichten über die moralische Rechtfertigung der modernen Kriegführung von denen des Militärs in keiner Weise abweichen. Der Schriftsteller Berton bemerkt: „Keiner hatte das Empfinden, daß der einzelne Soldat in dieser Hinsicht irgendeine weitere Pflicht habe, als seinem Land zu dienen. Diese Anschauung stimmt in vieler Beziehung mit dem überein, was Adolph Eichmann bei seinem Prozeß in Israel als Kern seiner Verteidigung vorbrachte.“

Bertrand Russell sagte, in England habe „die anglikanische Kirche jede Ansicht der Regierung, auch hinsichtlich des Krieges und des Tötens, befürwortet“. Er bemerkte, die Kirche sei tatsächlich zu einer Macht geworden, die den „Widerstand gegen den Protest des Gewissens“ befestigt.

Über die katholische Kirche hieß es in der New York Times vom 29. Dezember 1966:

„Traditionsgemäß unterstützen die Katholiken die Kriegsanstrengungen der Nation und Überlassen die moralische Verantwortung für die Führung der Kriege den politischen Autoritäten ...

In der Vergangenheit haben die lokalen katholischen Hierarchien fast immer die Kriege ihrer Nationen unterstützt, indem sie die Truppen segneten und Gebete um Sieg darbrachten, während auf der anderen Seite eine andere Gruppe von Bischöfen öffentlich um den gegenteiligen Ausgang eines Krieges betete. Und während man hier so handelte, bewahrte der Vatikan gewöhnlich eine vorsichtige Neutralität und trat für eine baldige Beendigung der Auseinandersetzungen ein. ...

Der Widerspruch zwischen dem Geist des Christentums und der Art der Kriegführung, der oft durch theologische Spitzfindigkeiten verheimlicht wurde scheint, während die Waffen zunehmend brutaler werden, vielen immer klarer hervorzutreten.“

Bei der Bestattung eines im Krieg gefallenen Soldaten hielt der Pastor einer lutherischen Kirche in Des Moines (Iowa) die Begräbnispredigt. In der Zeitung Register vom 10. Februar 1968 hieß es darüber: „Ehrwürden Martin Haerther, Pastor der Kirche, sagte, ... er wisse, daß es Gottes Wille gewesen sei.“ Der Geistliche fügte hinzu: „Wenn ein Soldat bei seiner Pflichterfüllung in einem gerechten Krieg stirbt, so ist dies nicht nur ein glorreicher Tod im Dienste des Landes, sondern es ist auch ein seliges Ende für ihn selbst ... Ich bin sicher, daß die Engel zur Stelle waren und seine Seele in den Himmel getragen haben, wo er sich nun des Friedens erfreut.“

Dieser Geistliche sprach von einem „gerechten“ Krieg. In einer Broschüre, betitelt The Church and War (Kirche und Krieg), die vom Nationalrat der katholischen Männer in den Vereinigten Staaten herausgegeben worden ist, wird ebenfalls darauf Bezug genommen. Der für die „United Press International“ schreibende Journalist Louis Cassels brachte eine Abhandlung über diese Broschüre und bemerkte dabei: „Die Hauptströmung der christlichen Tradition zeigt sich in der Lehre vom ‚gerechten Krieg‘, die im 5. Jahrhundert n. Chr. von dem großen Heiligen Augustinus aufgestellt wurde.“ Wie lauteten die von Augustinus für einen „gerechten“ Krieg aufgestellten Regeln? Erstens sollte er nur aus einer Zwangslage heraus geführt werden; zweitens muß sein einziges gesetzliches Ziel die schnellstmögliche Aufrichtung eines gerechten und dauerhaften Friedens sein; drittens sollte bei der Kriegführung Barmherzigkeit geübt, jede unnötige Brutalität vermieden und die Anwendung von Gewalt auf ein Minimum beschränkt werden.

Als Cassels über die Veröffentlichung dieser Broschüre berichtete, führte er aus: „Im Zweiten Weltkrieg gaben es jedoch beide Seiten auf, ein ‚Minimum‘ an Gewaltanwendung vorzutäuschen, und ließen sich in einen mit allen Mitteln geführten ‚totalen‘ Krieg ein. Jede Seite ließ Bomben auf die Städte der anderen Seite herabregnen, und Millionen von Zivilisten, darunter Frauen, Kinder und Greise, wurden getötet, verstümmelt oder heimatlos gemacht.“

Aber auf beiden Seiten betrachtete die Geistlichkeit den Krieg als einen „gerechten“ Krieg. Geistliche derselben Religion beteten auf jeder der beiden einander feindlich gegenüberstehenden Seiten um den Sieg!

DER CHRISTLICHE STANDPUNKT

Ist ein Krieg, in dem „Brüder“ derselben „christlichen“ Religionsgemeinschaft einander gegenübergestellt werden, um gegeneinander zu kämpfen, wirklich ein „gerechter“ Krieg? Wer erklärt es so? Augustinus? Ist aber Augustinus im Hinblick auf den christlichen Wandel und die christliche Lehre eine größere Autorität als Jesus Christus oder die Apostel oder das geschriebene Wort Gottes, die Bibel?

Jesus sagte zu denen, die beanspruchen würden, Christen zu sein: „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt.“ (Joh. 13:35) Der Apostel Paulus sagte zu Christen: „Nun ermahne ich euch, ... daß ihr alle übereinstimmend redet und daß keine Spaltungen unter euch seien ... Besteht der Christus geteilt?“ (1. Kor. 1:10, 13) Könnte es eine schlimmere Spaltung geben als die, die dazu führt, daß Glieder derselben Religion so weit gehen, daß sie einander töten?

Einige Geistliche geben zu, daß es keine Anhaltspunkte dafür gibt, daß die ersten Christen die Kriege dieser Welt unterstützt hätten. Der Geistliche I. Evans, der frühere Herausgeber der britischen Zeitschrift Blackfriars, gab zu, daß ein solches Blutvergießen unvereinbar war mit der „dem Christentum eigenen Tradition, dem anderen auch die andere Wange zuzuwenden“. In der Zeitung Eugene Register-Guard vom 22. Januar 1967 hieß es: „Bis zum Jahre 313 n. Chr. haben sich die Christen, wie Evans sagte, nicht an den Kriegen des römischen Weltreiches beteiligt. Mit dem Edikt von Mailand aus dem Jahre 313 n. Chr. stattete Kaiser Konstantin die Minderheitsgruppe der Christen mit den vollen Rechten und Pflichten des römischen Bürgers aus. Das war, wie Evans sagte, der Ausgangspunkt der Lehre vom gerechten Krieg.“ Augustinus baute später diese Lehre noch weiter aus.

Man beachte, woher diese Lehre vom „gerechten“ Krieg stammt. Sie stammt nicht von Gott, nicht von Jesus Christus, nicht von den Aposteln, nicht von den Christen des ersten Jahrhunderts. Sie stammt vielmehr von Politikern und Geistlichen, die bereits in der Zeit des vierten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung vom wahren Christentum abgefallen waren.

In Deutschland vertrat die große Mehrheit der Geistlichen aller größeren Glaubensgemeinschaften während des Zweiten Weltkrieges die unbiblischen Anschauungen von Konstantin und Augustinus. Sie unterstützten die Kriegsmaschinerie Hitlers. Die politischen und militärischen nationalsozialistischen Führungspersonen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg bei den Nürnberger Prozessen für schuldig befunden, Hitlers Mordbefehle ausgeführt zu haben. Die Geistlichkeit war aber ebenso schuldig, weil sie ihre Schäfchen ermunterte, die Befehle Hitlers, die auf Massenmord hinausliefen, zu befolgen. Auf der anderen Seite vertraten Jehovas Zeugen den wahren christlichen Standpunkt und weigerten sich vereint, die mörderischen Pläne der Nazis auszuführen. Sie gingen lieber in die Konzentrationslager, als ihre christliche Neutralität in kriegerischen Auseinandersetzungen zu verletzen, in dem Bewußtsein, daß man ‚Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen muß als den Menschen‘. — Apg. 5:29.

Obwohl Hitler und die Geistlichen, die ihn unterstützt haben, schon längst entlarvt worden sind, gibt es heute immer noch einige Geistliche, die sein Andenken bewahren! In der in Barcelona (Spanien) erscheinenden Zeitung La Vanguardia Española vom 12. Mai 1968 lautete eine Überschrift: „Trauerriten zu Hitlers ewiger Ruhe“. In dem dazugehörenden Artikel hieß es:

„In der St.-Martins-Kirche in der Desengaño-Straße wurde gestern eine Messe für die ewige Ruhe der Seele Hitlers abgehalten. Auf den Gedenkkarten, die während des Gottesdienstes verteilt wurden, wurde ausdrücklich erklärt, die Messe werde ‚im Interesse der ewigen Ruhe Adolf Hitlers abgehalten und für alle, die bei der Verteidigung des Christentums und der westlichen Zivilisation gefallen sind‘.“

TEIL DER WELT

Durch ihre Einmischung in die Politik und die Kriege dieser Welt ist die Geistlichkeit ein Teil dieser Welt geworden. Dazu kommt, daß sie die „neue Moral“ befürwortet und versucht, Lehre und Brauchtum eher dem, was populär, und nicht dem, was recht ist, anzupassen.

Als einer am Barnard-College studierenden jungen Studentin vor kurzem mit dem Ausschluß aus dem College gedroht wurde, weil sie sich nicht an die Bestimmungen hielt und mit ihrem Freund in einem Appartement außerhalb des College-Campus wohnte, setzten sich zwei Geistliche für sie ein. In der New York Daily News hieß es in einer Schlagzeile auf der ersten Seite: „Geistliche stützen Lindas Liebesaffäre“. In der Zeitung heißt es:

„Ein Pfarrer, ein Rabbiner und ein Philosophieprofessor traten für sie ein ... Sie vertraten die Ansicht, das College habe kein gesetzliches Recht, sich in die privaten Angelegenheiten der Studenten einzumischen. ... Ehrwürden William Starr, der protestantische Berater der Columbia-Universität, bezeichnete die Hausordnung als ‚lächerlich‘. ...

Der Rabbiner A. Bruce Goldman folgte Starr im Zeugenstand. Er ist der jüdische Berater der Columbia-Universität. Er lobte Linda für — wie er sagte — ihren Mut und ihre Überzeugung und sagte, durch dieses Hearing würden die ‚bürgerlichen und persönlichen Rechte einer Prüfung unterzogen‘.“

Ein ähnlicher Gedanke wurde in der Zeitschrift Time vom 10. Mai 1968 geäußert: „Sollte das Christentum Polygamie zulassen? Unter gewissen Umständen ja. So argumentiert ein römisch-katholischer Missionar in Afrika. ... Seine Empfehlung: ‚Wenn die Polygamie an irgendeinem Ort zu einem festliegenden Brauch geworden ist, sollte man die Leute in die Kirche aufnehmen — Kind und Kegel.‘“

Ist im wahren Christentum jedoch so etwas wie Hurerei und Ehebruch erlaubt? Nein, denn es vertritt hohe moralische Grundsätze. (1. Kor. 6:9, 10) Wie können sich somit Geistliche christlich nennen und gleichzeitig Ideen vertreten, die dem Christentum derart widersprechen? Was sie vertreten, kann nicht die wahre, von Gott gebilligte Religion sein.

Wahrhaftig, die Geistlichkeit ist ein Teil dieser Welt. Sie vertritt deren Methoden, Taktiken, Lehren und Sitten. Doch Gottes Wort warnt: „Wißt ihr nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer immer daher ein Freund der Welt sein will, stellt sich als ein Feind Gottes dar.“ — Jak. 4:4.

Ermahnt die Bibel aufrichtige Personen, zu versuchen, die Religionsgemeinschaften und Geistlichen umzuformen, die sich weigern, an den Grundsätzen Gottes festzuhalten? Nein. Statt dessen spricht das Wort Gottes die Mahnung aus: „Geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab.“ — 2. Kor. 6:17.

Warum ist eine solche Trennung dringend erforderlich? Weil, kurz gesagt, Gott an allen Religionen und Religionsführern, die seine Gesetze brechen und andere dazu verleiten, dasselbe zu tun, sein Gericht vollziehen wird. Sie alle und alle, die an diesen Religionen festhalten, werden bald zu ihrem Ende kommen. Aus diesem Grund wird in Gottes Wort hinsichtlich der falschen Religion die folgende Warnung ausgesprochen: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden, und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt.“ — Offb. 18:4.

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen