Wir beobachten die Welt
Globaler Notstand
Angesichts der alarmierenden Ausbreitung der Aidspandemie bat der UN-Generalsekretär Boutros Boutros Ghali auf dem Aids-Gipfel in Paris am siebten Welt-Aids-Tag die Regierungschefs und die Gesundheitsminister von 42 Ländern und 5 Kontinenten, „den globalen Notstand auszurufen“. Trotz weltweiter Bemühungen, die Verbreitung von Aids einzudämmen, hat sich die Zahl der Aidskranken zwischen Juli 1993 und Juli 1994 insgesamt um 60 Prozent erhöht und beläuft sich nun auf rund 4 Millionen. In einem Bericht, der nichts Gutes verhieß, erklärte die Weltgesundheitsorganisation warnend, bei dem gegenwärtigen Ausbreitungstempo würde die Aidspandemie „die Zukunft ganzer Gemeinschaften bedrohen“; außerdem sagte sie voraus, daß bis zum Jahr 2000 zwischen 30 und 40 Millionen Menschen an dem tödlichen, Aids verursachenden HI-Virus erkrankt sein werden.
„Die schlimmste Droge“
Unlängst brandmarkte eine Schlagzeile in der brasilianischen Zeitung Jornal do Brasil die Zigarette als „die schlimmste Droge“. Gemäß dem Leiter des Nationalen Krebsinstituts in Brasilien, Dr. Marcos Moraes, ist die Jugend die Zielgruppe der Tabakindustrie. Er erklärte: „Je früher ein Jugendlicher mit dem Rauchen beginnt, desto länger wird er rauchen. Und je länger er raucht, um so größer die Gesundheitsrisiken.“ Wie Dr. Moraes bemerkte, sind von den 30 Millionen Rauchern in Brasilien „2,4 Millionen Kinder und Jugendliche“. Weiter sagte er, daß „durch Zigaretten mehr [Menschen] sterben als durch Aids, Kokain, Heroin, Alkohol, Brände, Autounfälle und Selbstmorde zusammengenommen“.
Zunehmende Gewalt gegen Frauen
„Übergriffe auf Frauen durch deren Ehemann oder Partner sind in unserer Welt die häufigste Form der Gewalt“, hieß es in der Zeitung The Australian in einem Artikel über einen UN-Bericht. In dem Artikel wurde erklärt, daß „bis zu 25 Prozent der Frauen weltweit mißhandelt oder mißbraucht werden“. In einigen Ländern wie Chile, der Republik Korea, Pakistan, Papua-Neuguinea und Thailand liegt die Rate sogar noch höher. Die Zeitung The Sydney Morning Herald, die ebenfalls den UN-Bericht kommentierte, erwähnte ein Land, in dem ungefähr 80 Prozent der weiblichen Bevölkerung mißhandelt oder mißbraucht werden. Viele der Opfer werden auch ständig psychisch mißhandelt. Gegen häusliche Gewalt läßt sich nur schwer etwas unternehmen, weil sie sich fast immer hinter verschlossenen Türen abspielt. Freunde, Nachbarn und Verwandte schrecken oft davor zurück, einen derartigen Vorfall zu melden.
Giftige Ausströmungen
Die Gesundheitsbehörden in den Vereinigten Staaten sind besorgt wegen der Zahl der Vergiftungen durch Kohlenmonoxyd (CO). Wie es in der Zeitschrift MMWR (Morbidity and Mortality Weekly Report) hieß, „sterben jedes Jahr landesweit annähernd 590 Menschen infolge einer ungewollten CO-Vergiftung“. Diese Zahl schließt die zahlreichen Vergiftungsfälle, die keinen tödlichen Ausgang nehmen, nicht ein. Da das tödliche Gas farb-, geruch- und geschmacklos ist, kann man es schwer ausmachen. Das Gas beeinträchtigt den Sauerstofftransport des Blutes zu den Zellen, was zu Kopfschmerzen und Übelkeit führt, zu Anomalien im Nervensystem, zum Koma oder zum Tod. Gemäß MMWR „ist eine überhöhte CO-Konzentration möglicherweise auf irgendeinen Verbrennungsvorgang in geschlossenen Räumen zurückzuführen (zum Beispiel beim Heizen, beim Kochen sowie durch das Laufenlassen von Automotoren oder benzinbetriebenen Werkzeugen) — vor allem wenn die Räume unzureichend belüftet sind“.
Ist Allradantrieb sicherer?
Viele sind der Meinung, es sei sicherer, mit einem Fahrzeug mit Allradantrieb zu fahren — vor allem bei Schnee und Eis. „Wenn es jedoch ums Bremsen geht, bietet der Allradantrieb gegenüber dem Zweiradantrieb keinerlei Vorteile“, berichtete die Zeitung The Wall Street Journal. Laut Aussage der Versicherungsgesellschaften kommt es bei einigen der beliebtesten Fahrzeuge sogar zu „überdurchschnittlich vielen Versicherungsansprüchen in Verbindung mit Personen- und Blechschäden“. Offensichtlich werden viele Fahrer von Fahrzeugen mit Allradantrieb zu übermütig und lassen sich unnötigerweise auf eine riskante Fahrweise ein. Marc Schoen, ein Forscher an der UCLA-Klinik (Los Angeles), bemerkte, daß „die Leute, bedingt durch Film und Fernsehen, mit dem Allradantrieb ein Gefühl der Unabhängigkeit und der Freiheit verbinden“. Dieses Gefühl der Macht und Unbesiegbarkeit kann das gesunde Urteilsvermögen beeinträchtigen, das letztendlich die beste Garantie für sicheres Fahren ist.
Spielzeug, das zu Gewalt verleitet
Eine Fernsehsendung, in der es um Jugendliche geht, die sich wie durch Zauberei in Kampfsportkrieger verwandeln, ist bei Kindern in den Vereinigten Staaten große Mode geworden. Die Fernsehfiguren sind als die Mighty Morphin Power Rangers bekannt. Die Schulbehörden machen sich Sorgen wegen der Besessenheit, mit der kleine Kinder die Gewalthandlungen der Power Rangers offensichtlich nachahmen. Wie im Wall Street Journal berichtet wurde, erklärten gemäß einer neueren Studie 96 Prozent „der befragten Pädagogen, sie hätten ein von den Power Rangers geprägtes Aggressionsverhalten beobachtet“. In einigen Fällen sind die Kinder erst drei Jahre alt. „Aus kleinen Kindern werden plötzlich wildgewordene, um sich schlagende Boxer“, konnte man im Journal lesen. Die Beliebtheit der Sendung zeigt sich auch darin, daß man sich von dem Verkauf von Power-Ranger-Spielzeug einen Jahresumsatz von 300 Millionen Dollar verspricht.
Neues Gerät zeigt Herzinfarktgefahr an
Wissenschaftler in Victoria (Australien) haben ein neues Gerät entwickelt, mit dem sich das Risiko einer Herzerkrankung voraussagen läßt; dazu muß das Gerät auf der Haut über der Hauptschlagader am Hals aufgesetzt werden. Dieses Gerät mißt auf nicht invasive Weise die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes und die Veränderungen des Blutdrucks nach jedem Herzschlag. Ein Computer wertet dann die Daten aus und „errechnet die Elastizität des gesamten Blutgefäßsystems des Patienten“, hieß es in einem Bericht der Zeitung The Sydney Morning Herald. Das Gerät soll genauer sein als herkömmliche Methoden, durch die ermittelt wird, ob ein Patient gefährdet ist, eine Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems zu entwickeln. Hohe Cholesterinwerte und ein hoher Blutdruck sind zwar bedeutsame Risikofaktoren, aber „viele Leute, die in diese Kategorien gehören, erleiden nie einen Herzinfarkt“, meldete der Bericht. Wie es weiter hieß, könnten es sich Patienten „mit Hilfe dieser Untersuchung ersparen, teure cholesterinsenkende Medikamente einzunehmen oder nach einer strengen Diät zu leben, die sie nicht wirklich brauchen“.
„Iß Obst und Gemüse“
Seit Jahrzehnten empfehlen Wissenschaftler zur Nahrungsergänzung die Einnahme von Karotinoiden. Betakarotin ist ein bekanntes Karotinoid, das mit der Verhütung von Herzanfällen, Schlaganfällen und bestimmten Krebserkrankungen in Zusammenhang gebracht wird. Neue Studien ziehen die gesundheitsfördernde Wirkung von Betakarotinzusätzen jedoch in Frage. Laut der New York Times sagte der Ernährungswissenschaftler Dr. Paul LaChance, daß „bei der Einnahme von einzelnen Karotinoiden Vorsicht geboten ist“. Er erklärte: „Mit der Nahrung nehmen wir normalerweise eine Kombination von Karotinoiden auf, und bis jetzt wissen wir noch nicht, inwieweit es wichtig ist, diese Kombination zu erhalten.“ Eine weitere Forscherin, Dr. Regina Ziegler, meinte: „Solange wir über die gesundheitsfördernde Wirkstoffkombination in Obst und Gemüse nicht genau Bescheid wissen, können wir sie nicht in eine Kapsel einschließen.“ In der Times hieß es, daß die „meisten Experten zu dem altbewährten Ratschlag von Müttern zurückgekehrt sind: ‚Iß Obst und Gemüse.‘“
Kirchenaustritte
Nach Angaben der katholischen Zeitung Christ in der Gegenwart sind 28 Millionen oder ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland katholisch. In den Jahren 1992 und 1993 traten insgesamt fast 350 000 Katholiken aus der Kirche aus. Wie die Süddeutsche Zeitung meldete, befürchtet Bischof Karl Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, daß als Folge des ab 1995 erhobenen Solidarzuschlags ein stärkerer Anstieg der Austritte zu verzeichnen sein wird. Angesichts der Kirchensteuerpflicht in Deutschland rechnet man damit, daß einige Kirchenmitglieder den neuen Solidarzuschlag einfach dadurch ausgleichen werden, daß sie aus der Kirche austreten.
Leben in der Großstadt
Obwohl London die größte Stadt Europas ist, sind die sieben Millionen Einwohner Londons nicht ganz glücklich darüber, dort zu leben, so zu lesen in der Zeitung The Independent. Von den befragten Londonern waren sechs von sieben der Ansicht, das Leben in der Großstadt habe sich in den letzten fünf Jahren verschlechtert; am meisten beunruhigt zeigten sie sich wegen der Luftverschmutzung und der hohen Verkehrsdichte. Auf die Frage, wem sie vertrauen würden, erwähnten 64 Prozent den Arzt; Polizisten und Lehrer hielt man für weniger vertrauenswürdig. Lediglich 2 Prozent waren der Ansicht, sie könnten den Geschäftsleuten im Londoner Finanzviertel trauen. Ungefähr 60 Prozent glaubten, in dieser Gegend gebe es nur „Leute, die sich auf Kosten anderer bereichern wollen, ohne dabei echte Werte zu schaffen“.