Wir beobachten die Welt
AIDS breitet sich aus
„In allen Gesellschaftskreisen ist man darüber besorgt, daß sich das erworbene Immundefizienzsyndrom ungehinderter ausbreiten könne, als die Mediziner bisher glaubten“, heißt es in der Zeitschrift U.S. News & World Report. „Die Zahl der Fälle verdoppelt sich alle 12 Monate, und nach Meinung von Fachleuten sind mehr als eine Million Menschen Träger des AIDS-Virus.“ Wenn sich auch in der Mehrzahl der Fälle nicht die ernsten Symptome dieser Krankheit eingestellt haben, so kann die Infektion dennoch auf andere übertragen werden. Nach neueren Forschungen kann eine erneute Infektion mit AIDS-Viren oder vielleicht sogar mit anderen Viren die Krankheit voll zum Ausbruch bringen. Viele sind sich nicht einmal bewußt, daß sie Träger des AIDS-Virus sind, da die Symptome erst fünf oder sechs Jahre nach der Infektion auftreten können. In den Vereinigten Staaten sind bereits über 7 000 AIDS-Patienten gestorben. Die Krankheit wird durch sexuelle Kontakte übertragen, durch Bluttransfusionen und durch die gemeinsame Benutzung von Injektionsnadeln unter Drogenabhängigen. Mütter, die Träger des Virus sind, können dieses auch auf Neugeborene übertragen.
Die Tatsache, daß AIDS so häufig tödlich verläuft, hat die einst weitverbreitete Furcht vor Herpes genitalis in den Hintergrund gedrängt und zu gewissen unvorhergesehenen Reaktionen geführt. Der Bürgermeister von San Antonio (Texas) forderte die AIDS-Opfer auf, „auf ihre persönlichen Rechte zu verzichten“, während das Städtische Gesundheitsamt sie davor warnte, daß sexuelle Aktivitäten oder das Spenden von Blut ein Strafverfahren wegen vorsätzlicher Tötung nach sich ziehen könne. In einigen Kirchen hat man den Brauch aufgegeben, bei der Kommunion aus einem Becher zu trinken. Beim amerikanischen Militär werden jetzt alle Rekruten auf AIDS untersucht. Schulen, die an AIDS erkrankte Kinder behalten, werden von besorgten Eltern boykottiert. Und als bekannt wurde, daß der Schauspieler Rock Hudson an AIDS gestorben ist, forderte der Verband der Filmschauspieler, daß Darsteller im voraus über irgendwelche Szenen unterrichtet werden sollten, die intensives Küssen erfordern.
Kondor vom Aussterben bedroht
Der Kondor, einer der größten in Nordamerika beheimateten Vögel, kann eine Flügelspannweite von 3 Metern haben und bis zu 10 Kilogramm wiegen. Gegenwärtig kreisen aber über Kalifornien, der Heimat dieses Vogels, nur sieben Exemplare. Nach Angaben der Zeitschrift Science ist die Zahl von ungefähr 40 im Jahre 1967 auf 15 im Jahre 1984 zurückgegangen. Sechs weitere Vögel starben von November 1984 bis April 1985. Wenn auch 20 Vögel in Gefangenschaft leben, so ist das Überleben ihrer Art dennoch in Frage gestellt. Das Kondorweibchen wird im Alter von sechs bis sieben Jahren geschlechtsreif und legt gewöhnlich jedes zweite Jahr ein Ei. Diese niedrige Vermehrungsrate, das Eindringen des Menschen in den Lebensraum des Kondors sowie die Kontamination seiner Nahrungsquellen mit Blei und anderen Giften stellen eine große Bedrohung für das Überleben der Kondore dar.
Kleines Land, großes Problem
Das Land Belize hat eine Einwohnerzahl von weniger als 160 000, dennoch ist Belize, so berichtet die New York Times, „das bedeutendste Rauschgifthandelszentrum Mittelamerikas und nach Kolumbien, Mexiko und Jamaika der viertgrößte Marihuanalieferant der Vereinigten Staaten“. Trotz Verhaftungen, trotz Versuchen, die Ernte zu vernichten, und trotz der Aufklärung über die Gefahren des Marihuanahandels gelangen jedes Jahr 85 Prozent der Ernte in die Vereinigten Staaten. „Wenn wir nichts dagegen unternehmen, können wir unser Recht auf Selbständigkeit — unsere Unabhängigkeit — verlieren“, sagte Premierminister Manuel Esquivel.
Schwerer Hagelsturm
Am letzten Tag im September 1985 wurde eine brasilianische Stadt von einem Hagelsturm heimgesucht, der so schwer war, daß auf einer Straße eine 30 Meter lange und 1,5 Meter dicke Eisplatte zurückblieb. Auf die Stadt Itabirinha de Mantena, die etwa 500 km nördlich von Rio de Janeiro liegt, fielen Hagelsteine mit einem Gewicht von etwa einem Kilogramm und überzogen die Straßen mit Tafeln aus Eis. In dem nur 15 Minuten dauernden Sturm kamen über 20 Menschen um, und 300 wurden verletzt. Ungefähr 4 000 der 10 000 Einwohner der Stadt blieben obdachlos zurück. Über 900 Dächer wurden abgedeckt, und 50 Häuser waren vollständig zerstört worden. Weiterer Schaden entstand, als die Flüsse, die Unmengen Eis transportierten, über die Ufer traten. Bürgermeister Clovis D. de Castro beschrieb die Katastrophe als die „schlimmste Tragödie der letzten Jahre in dieser Region“.
Jubiläum verdorben
Die Feier zum 40jährigen Bestehen der UNO endete mit einer Enttäuschung, da die Mitgliedstaaten sich nicht auf eine Absichtserklärung einigen konnten. Während der sechswöchigen Sitzungsperiode der Generalversammlung sprachen die über 200 anwesenden Würdenträger über eine Million Worte, ohne irgendeinen Konflikt zu lösen oder sich auf eine „Deklaration aus Anlaß des 40jährigen Jubiläums“ einigen zu können. Warum nicht? „Eine Anzahl von Mitgliedstaaten wollte die beabsichtigte Deklaration dazu nutzen, für sich Punkte zu sammeln“, gab der amerikanische Delegierte Harvey Feldman zu. „Die Sitzungen wurden durch Ost-West- und Nord-Süd-Spannungen beeinträchtigt, besonders durch Fragen in Verbindung mit dem Nahen Osten.“ Indiens Premierminister Rajiv Gandhi gab eine Zusammenfassung, indem er sagte: „Gewisse Länder sind nicht bereit zusammenzuarbeiten, um zu einem Ergebnis zu kommen, das für alle annehmbar ist.“
Für viele Staatsmänner sprechend, sagte der Außenminister Afghanistans, Shah Mohammed Dost: „Es ist bedauerlich, daß wir die 40jährige Wiederkehr der Gründung dieser Organisation feiern, während ... die Welt gefährlich nahe am Rand des Abgrunds einer nuklearen Katastrophe taumelt, durch die nicht nur die gesamte menschliche Gesellschaft, sondern die Existenz aller Lebewesen auf der Erde bedroht ist. Nichts könnte von den Träumen und Idealen der Autoren und Unterzeichner der Charta der Vereinten Nationen weiter entfernt sein.“ Dennoch schloß die Generalversammlung ihre Sitzungsperiode damit ab, daß sie das Jahr 1986 zum Internationalen „Friedensjahr“ erklärte.
Zusätzliches Bremslicht
Ein Bremslicht, das in Augenhöhe an der Heckscheibe des Kraftfahrzeugs angebracht ist, soll, so wird behauptet, weit besser zu sehen sein als Bremslichter, die tiefer angebracht sind. In Verbindung mit den herkömmlichen Bremslichtern sollen durch das neue Bremslicht die Auffahrunfälle um 53 Prozent reduziert werden. Ab 1986 ist es für alle Neufahrzeuge in den Vereinigten Staaten vorgeschrieben. Es kann auch kostengünstig in ältere Kraftfahrzeuge eingebaut werden. „Nach Schätzungen der staatlichen Highway-Verkehrswacht werden die Autobesitzer durch die Verhütung von Auffahrunfällen jedes Jahr 394 Millionen Dollar sparen“, heißt es in der Zeitschrift Prevention.
Neues Design erforderlich
„Die Sicherheitsgurte sollten geändert werden, damit verhindert wird, daß Autofahrer mit dem Kopf auf das Steuerrad aufschlagen und sich Verletzungen am Brustkorb, im Unterleib oder im unteren Bereich der Wirbelsäule zuziehen“, schrieb die Londoner Times. Im Rahmen einer staatlich geförderten Studie, in die 15 Kliniken einbezogen wurden, analysierte man 14 000 Verletzungen, die sich Personen in dem Jahr vor und in dem Jahr nach Einführung der Anschnallpflicht zugezogen hatten. Insgesamt gesehen, ist die Zahl der Toten und Verletzten zurückgegangen. Obwohl die Häufigkeit der Verletzungen bei den Fahrern um 20 Prozent und bei Personen auf dem Beifahrersitz um 24 Prozent niedriger war, zeigte sich im Hinblick auf die Schwere der Verletzungen keine Änderung. Verschiebungen gab es in bezug darauf, wo die Verletzungen entstanden. Verletzungen am Brustkorb, am Hals und im Unterleib nahmen zu, während die Zahl der Nierenverletzungen und Knochenbrüche sank. Die Zahl der Schädelbrüche ging bei Beifahrern auf dem Vordersitz drastisch zurück, stieg aber bei den Fahrern. Daher der Ruf nach einer Neukonstruktion der Sicherheitsgurte.
Kein Aufenthaltsort für Kranke
Überraschend viele Krankenhauspatienten ziehen sich Infektionen zu, die mit der Erkrankung, derentwegen sie aufgenommen wurden, in keinem Zusammenhang stehen. Nach einem kürzlich veröffentlichten Bericht in der Zeitschrift Discover ziehen sich jährlich schätzungsweise zwei Millionen Amerikaner während eines Krankenhausaufenthalts Infektionen zu, wodurch sich die Ausgaben im Gesundheitswesen um 2 Milliarden Dollar erhöhen. Im Durchschnitt verlängert sich der Krankenhausaufenthalt zufolge solcher Krankheiten um vier Tage, wodurch zusätzliche Kosten von 800 Dollar entstehen. Jedes Jahr sterben 300 000 Patienten an derartigen Infektionen. Nicht enthalten in diesen Zahlen sind jedoch Fälle, wie zum Beispiel Anästhesiefehler oder Irrtümer bei der Medikation, wovon Millionen weitere Patienten jährlich betroffen sind. Dr. Lowell Levin, Professor für Volksgesundheit an der Yale-Universität, sagte: „Es hört sich zwar wie ein Scherz an, aber das Krankenhaus ist kein geeigneter Aufenthaltsort für kranke Leute.“
Mütter im Teenageralter
„Das derzeit dringendste Problem in unserer Gesellschaft“ ist die Promiskuität unter Kindern mit unerwünschten Schwangerschaften als Folgeerscheinung, sagte Dr. Charl Roux, Leiter der Familienplanung in der gynäkologischen Abteilung des Tygerberg-Krankenhauses in Kapstadt. Im Jahre 1984 handelte es sich bei 20 Prozent aller Wöchnerinnen in diesem Krankenhaus um Mütter im Teenageralter, wobei zwei Mütter im Alter von 19 Jahren das neunte Mal schwanger waren. Dr. Roux sagte, daß die Erwachsenen für die sozialen Folgeprobleme mitverantwortlich seien, da sie es versäumten, ihre Kinder aufzuklären und ein gutes Beispiel zu geben. „Es ist die Verantwortung der Eltern, eine Atmosphäre zu schaffen, durch die verhütet wird, daß das Kind davor zurückschreckt oder zu sehr gehemmt ist, Fragen dieser Art mit ihnen zu besprechen“, erklärte er.
Milch für den Knochenbau
Der Aufbau der Knochenmasse scheint in der Kindheit durch das Trinken von viel Milch ein Optimum zu erreichen, berichtet die Zeitschrift Asiaweek. Der hohe Kalziumgehalt macht die Milch zu einem natürlichen Aufbaustoff für die Knochen. Eine Studie, die an 255 Frauen im Alter zwischen 49 und 66 Jahren durchgeführt wurde, ergab, daß diejenigen, die in der Kindheit viel Milch getrunken hatten, einen festeren Knochenbau hatten. Ein solcher Befund ist für Frauen von Bedeutung, da für sie ein erhöhtes Risiko besteht, an Osteoporose zu erkranken. Bei dieser Krankheit geht zufolge einer nachlassenden Geschlechtshormonproduktion und zufolge des Alterns die Knochenmasse zurück, was zu unerwarteten Brüchen führen kann.