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Hinein in die kalte Welt!Erwachet! 2003 | 22. Dezember
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Hinein in die kalte Welt!
BABYS werden in eine raue, kalte Welt hineingeboren — eine Welt voller Stress. Ein Säugling kann zwar nicht richtig ausdrücken, was er fühlt, dennoch vermutet man, dass ein Kind schon als Fetus wahrnimmt, was in seiner Umgebung vor sich geht.
In dem Buch Das Seelenleben des Ungeborenen heißt es: „Wir wissen heute, dass das Ungeborene ein aufmerksames menschliches Wesen ist, dass es reagieren kann und vom sechsten Monat an (vielleicht sogar schon früher) ein aktives Seelenleben hat.“ Ein Baby erinnert sich zwar vielleicht nicht, aber man fragt sich, ob das anstrengende Geburtserlebnis nicht das spätere Leben beeinflusst.
Nach der Geburt geht der Stress weiter. Außerhalb des Mutterleibes wird das Kleine nicht mehr automatisch versorgt. Die Nabelschnur hat nun als Pipeline für Sauerstoff und Nährstoffe ausgedient. Um zu überleben muss der Säugling anfangen zu atmen und selbst Nahrung aufnehmen. Er braucht jemanden, der ihn füttert und für seine anderen physischen Bedürfnisse sorgt.
Das Neugeborene soll sich auch psychisch, emotional und geistig entwickeln. Deshalb muss jemand das Kleine versorgen. Wer ist dafür am geeignetsten? Was benötigt ein Baby von seinen Eltern? Wie können seine Bedürfnisse am besten gestillt werden? Die folgenden Artikel gehen auf diese Fragen ein.
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Was Babys brauchen und mögenErwachet! 2003 | 22. Dezember
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Was Babys brauchen und mögen
EIN Neugeborenes muss von Geburt an liebevoll versorgt werden, das schließt auch Hautkontakt und sanftes Streicheln ein. Manche Ärzte halten die ersten 12 Stunden nach der Geburt für entscheidend. Sie sagen, was Mutter und Kind direkt nach der Entbindung brauchen und sich am meisten wünschen, sei „nicht Schlaf oder Nahrung . . ., sondern einander zu streicheln, sich aneinander zu schmiegen und einander zu sehen und zu hören“.a
Eltern strecken unwillkürlich ihre Arme nach dem Baby aus, liebkosen, streicheln und drücken es. Das Kleine seinerseits fühlt sich bei seinen Eltern geborgen und reagiert auf ihre Aufmerksamkeit. Die Bindung ist so stark, dass Eltern sich aufopfern und den Säugling unermüdlich versorgen.
Andererseits könnte ein Säugling ohne liebevolle elterliche Bindung buchstäblich verkümmern und sterben. Darum halten Ärzte es für wichtig, das Baby direkt nach der Entbindung der Mutter zu geben. Für diesen ersten Kontakt solle man der Mutter und dem Kind mindestens 30 bis 60 Minuten einräumen.
Die Bindung zwischen Eltern und Kind wird zwar als wichtig erachtet, aber erste Kontakte können im Krankenhaus manchmal problematisch oder gar undurchführbar sein. Oft werden Neugeborene von der Mutter getrennt, weil die Gefahr besteht, das Kind anzustecken. Es gibt jedoch auch Anzeichen dafür, dass die Rate tödlicher Infektionen sogar sinkt, wenn das Neugeborene bei der Mutter bleibt. Daher sind immer mehr Krankenhäuser für einen längeren Erstkontakt zwischen Mutter und Kind aufgeschlossen.
Sorgen wegen der Bindung
Manche Mütter empfinden nichts für ihr Baby, wenn sie es zum ersten Mal sehen. Sie fragen sich daher: „Wird es mir schwer fallen, eine Bindung aufzubauen?“ Zugegeben, nicht alle Mütter gewinnen ihr Neugeborenes auf den ersten Blick lieb. Das ist jedoch kein Grund besorgt zu sein.
Selbst wenn sich mütterliche Gefühle nicht sofort einstellen, können sie sich später noch voll und ganz entwickeln. Eine erfahrene Mutter erklärt: „Das Verhältnis zum Kind hängt nicht von einem einzelnen Umstand bei der Geburt ab.“ Erwartet man jedoch ein Kind und macht sich Sorgen, ist es vielleicht trotzdem vernünftig, sich im Voraus ärztlich beraten zu lassen. Man sollte wissen, wann und wie lange man mit dem Neugeborenen zusammen sein möchte.
„Sprich mit mir!“
Es gibt offenbar gewisse Zeitfenster, in denen kleine Kinder auf bestimmte Reize besonders ansprechen. Diese Zeitfenster schließen sich nach einer Weile. Das junge Gehirn erlernt zum Beispiel mit Leichtigkeit eine Sprache oder sogar mehrere. Doch die äußerst große Aufnahmefähigkeit für des Erlernen von Sprachen lässt ab etwa 5 Jahren allmählich nach.
Ab einem Alter von 12 bis 14 Jahren kann das Erlernen einer Sprache äußerst schwierig sein. Gemäß dem Kinderneurologen Peter Huttenlocher ist das die Zeit, wo „in der Sprachregion des Gehirns die Dichte und die Anzahl der Synapsen abnimmt“. Für das Erlernen einer Sprache sind eindeutig die ersten paar Lebensjahre entscheidend.
Wie schaffen kleine Kinder es, sprechen zu lernen, eine Meisterleistung, die für ihre übrige kognitive Entwicklung äußerst wichtig ist? In erster Linie durch die Kommunikation mit ihren Eltern. Säuglinge reagieren hauptsächlich auf menschliche Reize. „Ein Baby . . . ahmt die Stimme der Mutter nach“, bemerkt Barry Arons vom Institut für Technologie in Massachusetts. Interessanterweise macht ein kleines Kind nicht alle Geräusche nach, die es hört. Wie Arons feststellt, „spart [das Baby] das Quietschen der Wiege aus, das gleichzeitig mit der Stimme seiner Mutter zu hören ist“.
In verschiedensten Kulturen ist bei Eltern dieselbe rhythmische Redeweise zu beobachten, die so genannte Baby- oder Ammensprache. Das ist eine langsamere und höhere, stark modulierte Sprechweise mit einfacheren Worten und singender Sprachmelodie. Man glaubt, diese Art zu sprechen helfe, Wörter schneller mit den Objekten zu verbinden, die sie beschreiben. Sprechen die Eltern auf liebevolle Weise, schlägt das Herz des Babys schneller. Durch seine Reaktion ruft das Kleine: „Sprich mit mir!“
„Schau nach mir!“
Wie man nachgewiesen hat, baut der neue Erdenbürger im ersten Jahr eine gefühlsmäßige Bindung zu dem Erwachsenen auf, der ihn versorgt — normalerweise seine Mutter. Fühlt sich ein Baby geborgen, stellt es leichter eine Beziehung zu anderen her als Babys, die keine enge Bindung zu ihren Eltern haben. Wie man annimmt, muss die Bindung zwischen Mutter und Kind entstehen, bevor das Kind drei Jahre alt ist.
Wozu kann es führen, wenn ein Kleinkind gerade dann, wenn es für äußere Einflüsse höchst empfänglich ist, vernachlässigt wird? Martha Farrell Erickson, die das Leben von 267 Müttern und deren Kindern über 20 Jahre mitverfolgte, meint: „Vernachlässigung untergräbt langsam, aber sicher die Lebhaftigkeit des Kindes, bis es kaum noch bereit ist Kontakte zu knüpfen oder die Umgebung zu erkunden.“
Dr. Bruce Perry vom Kinderkrankenhaus in Texas veranschaulicht seine Ansicht über die schwerwiegenden Folgen der emotionalen Vernachlässigung wie folgt: „Stände ich vor der Alternative, einem sechsmonatigen Säugling jeden Knochen im Leib zu brechen oder seine Gefühle zwei Monate lang nicht zu beachten, dann ginge es, wie ich meine, dem Baby besser, wenn ihm sämtliche Knochen gebrochen würden.“ Warum? Gemäß der Ansicht von Dr. Perry „können Knochen heilen; wird aber das Gehirn eines Säuglings zwei Monate lang nicht stimuliert, dann ist es dauerhaft unorganisiert“. Nicht alle stimmen zu, dass solch ein Schaden nicht wieder gutzumachen sei. Dennoch weisen Studien darauf hin, wie notwendig eine emotional bereichernde Umgebung für den jungen Sinn ist.
„Kurz gesagt, sind . . . [Neugeborene] darauf eingestellt, zu lieben und geliebt zu werden“, schreibt das Buch Infants. Durch sein Schreien bettelt das Kleine seine Eltern oft an: „Schaut nach mir!“ Es ist wichtig, dass Eltern liebevoll darauf eingehen. Dadurch merkt das Baby, dass es anderen mitteilen kann, was es braucht. Es lernt zu anderen eine Beziehung aufzubauen.
„Verziehe ich das Kleine?“
Vielleicht fragt man sich: „Verziehe ich das Kleine nicht, wenn ich immer auf sein Weinen reagiere?“ Unter Umständen. In dieser Sache gehen die Meinungen jedoch weit auseinander. Da jedes Kind anders ist, müssen generell die Eltern entscheiden, wie sie am besten vorgehen. Wie indes neuere Forschungen andeuten, steigt bei Neugeborenen der Spiegel von Stresshormonen, wenn sie sich nicht wohl fühlen, Hunger haben oder aufgeregt sind. Sie drücken ihr Unbehagen aus, indem sie schreien. Reagieren die Eltern auf die Bedürfnisse des Kleinen, dann soll dadurch in dessen Gehirn die Vernetzung von Zellen angeregt werden, was dann dazu beiträgt, dass es lernt, sich zu beruhigen. Nach Ansicht von Dr. Megan Gunnar produziert ein aufmerksam versorgter Säugling weniger von dem Stresshormon Kortisol. Selbst wenn er wirklich aufgeregt ist, legt sich die Stressreaktion schneller.
Wie Erickson sagt, „weinen Kleinkinder, auf die in den ersten 6 bis 8 Lebensmonaten schnell und beständig eingegangen wurde, sogar weniger als Babys, die man schreien ließ“. Außerdem ist es wichtig, unterschiedlich zu reagieren. Reagiert man jedes Mal genau gleich, beispielsweise mit Füttern oder Hochnehmen, kann man das Kleine tatsächlich verziehen. Gelegentlich reicht es vielleicht, nur etwas zu sagen, wenn es weint. Hinzugehen und ihm zärtlich ins Ohr zu flüstern ist womöglich ebenfalls wirkungsvoll. Auch könnte es helfen, sein Bäuchlein oder seinen Rücken zu streicheln.
„Babys müssen schreien“, heißt ein fernöstliches Sprichwort. Ein Neugeborenes teilt hauptsächlich durch Schreien mit, was es will. Wie fühlt man sich wohl, wenn jede Bitte, die man äußert, ignoriert wird? Wie soll sich erst ein völlig hilfloser Säugling fühlen, wenn dessen Verlangen nach Aufmerksamkeit jedes Mal unbeachtet bleibt? Doch wer sollte sich um das weinende Baby kümmern?
Wer sorgt für das Baby?
Eine neuere Volkszählung in den USA hat ergeben, dass 54 Prozent der Kinder bis zum 3. Schuljahr auch regelmäßig von jemand anders als ihren Eltern betreut werden. Oft müssen beide Eltern arbeiten, damit das Geld reicht. Wenn möglich, nehmen jedoch viele Mütter Mutterschaftsurlaub, um einige Wochen oder Monate für das Kleine zu sorgen. Aber wer soll sich danach um das Baby kümmern?
Natürlich gibt es dafür keine festen Regeln. Man darf jedoch nicht vergessen, wie verletzlich Kinder in diesem entscheidenden Lebensabschnitt sind. Beide Elternteile müssen sich die Angelegenheit gemeinsam ernsthaft überlegen. Man muss alle Möglichkeiten sorgfältig abwägen, bevor man sich entscheidet.
„Eines wird immer deutlicher: Selbst das beste aller Betreuungsprogramme ersetzt beim Aufziehen unserer Nachkommen nicht die Zeit, die Mütter und Väter ihren Kindern widmen müssen“, sagt Dr. Joseph Zanga von der Amerikanischen Akademie für Kinderheilkunde. Einige Experten geben zu bedenken, Kinder hätten in den Tagesstätten nicht den nötigen Kontakt mit ihren Betreuern.
Einige berufstätige Mütter, die sich der wichtigen Bedürfnisse ihres Kindes bewusst sind, bleiben lieber zu Hause, als die emotionale Bildung ihres Kindes anderen zu überlassen. Eine Frau erklärte: „Ich muss ehrlich sagen, dass mich keine andere Aufgabe dermaßen befriedigen könnte.“ Gewiss können es sich nicht alle Mütter leisten, so zu entscheiden. Vielen Eltern bleibt nichts anderes übrig, als ihre Kinder in eine Tagesstätte zu geben. Daher schenken sie ihren Kindern besonders viel Aufmerksamkeit und Zuneigung, wenn sie mit ihnen zusammen sind. Ebenso bleibt vielen berufstätigen Alleinerziehenden kaum eine andere Wahl, aber sie verausgaben sich, um ihre Kinder aufzuziehen — mit guten Ergebnissen.
Kinder zu erziehen kann Freude bereiten und begeisternd sein. Dennoch ist es eine anspruchsvolle Aufgabe. Wie kann man sie gut bewältigen?
[Fußnote]
a Erwachet! führt in dieser Artikelserie einige Autoritäten auf dem Gebiet der Kinderbetreuung an, da deren Erkenntnisse für Eltern nützlich und aufschlussreich sein können. Dennoch muss man berücksichtigen, wie oft solche Ansichten — im Gegensatz zu den biblischen Maßstäben, die Erwachet! vorbehaltlos vertritt — revidiert werden oder sich mit der Zeit ändern.
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Stille Babys
Ärzte in Japan weisen darauf hin, dass immer mehr Säuglinge weder weinen noch lachen. Der Kinderarzt Satoshi Yanagisawa nennt sie stille Babys. Warum zeigen die Kleinen keine Gefühle mehr? Wie einige Mediziner meinen, kommt es dazu, weil ihnen der elterliche Kontakt fehlt. Diesen Zustand nennt man erzwungene Hilflosigkeit. Manche sagen, ein Säugling, dessen Kommunikationsbedürfnis ständig ignoriert oder falsch verstanden werde, gebe schließlich auf.
Nach Aussage von Dr. Bruce Perry, Leiter der Psychiatrie am Kinderkrankenhaus in Texas, entwickelt sich bei einem Baby, das nicht zur rechten Zeit die richtigen Anreize erhält, womöglich der Teil des Gehirns nicht, der es mitfühlend werden lässt. Bei schwerwiegender emotionaler Vernachlässigung kann die Fähigkeit, mitfühlend zu sein, unwiederbringlich verloren gehen. Laut Dr. Perry sind Suchtmittelmissbrauch und gewalttätiges Verhalten von Heranwachsenden mitunter auf frühkindliche Erlebnisse zurückzuführen.
[Bild auf Seite 7]
Der gegenseitige Kontakt stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind
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Kindern das Nötige zukommen lassenErwachet! 2003 | 22. Dezember
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Kindern das Nötige zukommen lassen
KLEINE Kinder brauchen eindeutig eine Menge Aufmerksamkeit und viele bekommen offensichtlich nicht genug. Genau das sieht man der heutigen Jugend an. Eine in der Torontoer Zeitung The Globe and Mail zitierte Forscherin beklagte sich: „Nie zuvor waren Jugendliche dermaßen von ihren Familien abgeschnitten, unerfahren und unwissend.“
Was ist schief gegangen? Ist das Problem zumindest teilweise darauf zurückzuführen, dass man nicht versteht, wie wichtig es ist, den ganz Kleinen Aufmerksamkeit zu schenken? Eine Psychologin, die Müttern mit geringem Einkommen beibringt, wie sie für ihre Neugeborenen sorgen sollen, erklärt: „Wir müssen alle erst lernen, was es heißt, Eltern zu sein. Und wir müssen erkennen, dass es sich später wirklich auszahlt, den Kleinen Zeit zu widmen.“
Kleine Kinder müssen erst recht ständig angeleitet werden. Nicht nur ab und zu ein paar Minuten, sondern regelmäßig — gleichmäßig über den Tag verteilt. Damit sich Kinder gesund entwickeln, ist es unerlässlich, sich schon Zeit für sie zu nehmen, wenn sie noch klein sind.
Vorbereitung nötig
Eltern müssen auf die Ankunft ihres Babys vorbereitet sein, um ihrer schweren Verantwortung nachkommen zu können. Sie können sich an den Grundsatz halten, den Jesus anführte, als er zeigte, wie wichtig Planung ist. Er sagte: „Wer von euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuerst nieder und berechnet die Kosten?“ (Lukas 14:28). Ein Kind zu erziehen — oft als 20-jähriges Projekt bezeichnet — ist viel schwieriger, als einen Turm zu bauen. Damit es gelingt, braucht man daher einen Plan wie für einen Hausbau.
Zuerst müssen Eltern sich innerlich darauf einstellen, ihre wichtige Verantwortung zu übernehmen. Wie eine an 2 000 schwangeren Frauen in Deutschland durchgeführte Studie ergab, sind die Kinder von Müttern, die sich auf ihren Nachwuchs freuen, gesünder — geistig und körperlich — als die von Müttern, die kein Kind wollten. Wie ein Forscher angab, nehmen dagegen Frauen in einer problembeladenen Ehe ein 237 Prozent höheres Risiko auf sich, ein geistig oder körperlich geschädigtes Baby zur Welt zu bringen, als Frauen, die sich zu Hause geborgen fühlen.
Damit sich ein Kind gut entwickelt, sind Väter also eindeutig wichtig. Dr. Thomas Verny bemerkt: „Nur weniges ist für ein Kind geistig und körperlich derart gefährlich wie ein Vater, der seine schwangere Frau misshandelt oder vernachlässigt.“ Es ist schon oft erwähnt worden: Das beste Geschenk für das Kind ist es, wenn der Vater die Mutter liebt.
Angst und Stress erzeugen bei der Mutter Hormone, die dem ungeborenen Kind schaden können. Gefährlich scheinen jedoch nur große sowie lang anhaltende Sorgen der Mutter zu sein, nicht gelegentliche negative Gefühle oder Stresssituationen. Am wichtigsten ist offenbar, wie die werdende Mutter über das Ungeborene denkt.a
Was aber, wenn eine Schwangere von ihrem Mann keine große Unterstützung erwarten kann? Oder was ist, wenn ihr selbst der Gedanke, Mutter zu werden, widerstrebt? Nicht selten ist eine Frau wegen gewisser Umstände nicht glücklich darüber, schwanger zu sein. Sie sollte jedoch immer bedenken: Daran ist nicht das Kind schuld. Doch wie kann sie trotz Schwierigkeiten gelassen bleiben?
Vielen hat die bewährte Anleitung aus Gottes Wort geholfen. Darin heißt es: „Lasst in allem durch Gebet und Flehen zusammen mit Danksagung eure Bitten bei Gott bekannt werden; und der Frieden Gottes, der alles Denken übertrifft, wird euer Herz und eure Denkkraft durch Christus Jesus behüten.“ Beherzigt sie diese Worte, wird es sie überraschen, wie viel leichter es ihr fällt, den Rat zu beachten: „Seid um nichts ängstlich besorgt“ (Philipper 4:6, 7). Sie wird die fürsorgliche Hand des Schöpfers spüren, der sich um sie kümmert (1. Petrus 5:7).
Nichts Ungewöhnliches
In den ersten paar Wochen nach der Geburt sind einige junge Mütter ohne erkennbaren Grund traurig und können sich zu nichts aufraffen. Selbst Frauen, die sich auf ihr Baby gefreut haben, können niedergeschlagen sein. Solche Stimmungsschwankungen sind durchaus nicht ungewöhnlich, da sich der Hormonspiegel nach der Entbindung stark verändert. Es ist auch normal, wenn eine junge Mutter von ihrer Aufgabe fast überfordert ist: vom Füttern, vom Windelnwechseln und überhaupt davon, für ein Baby zu sorgen, das ja noch kein Zeitgefühl hat.
Eine Mutter dachte, ihr Kleines schreie nur um sie zu quälen. Kein Wunder, dass ein japanischer Erziehungsexperte sagte: „Niemandem bleibt der Stress erspart, den das Aufziehen von Kindern mit sich bringt.“ Nach seiner Ansicht ist es für eine Mutter am wichtigsten, sich nicht zurückzuziehen.
Selbst wenn eine Mutter manchmal niedergeschlagen ist, muss ihr Kind nicht unter ihren Gefühlsschwankungen leiden. Die Zeitschrift Time berichtete: „Bei Kindern, deren Mutter sie trotz Melancholie mit Aufmerksamkeit überschüttete und ausgelassen mit ihnen spielte, verriet die Gehirntätigkeit eine fröhliche Natur.“b
Wie der Vater helfen kann
Häufig ist der Vater am besten in der Lage, nötige Hilfe und Unterstützung zu leisten. Schreit das Baby mitten in der Nacht, kann oft der Vater nachschauen, was es braucht, damit seine Frau weiterschlafen kann. In der Bibel heißt es: „Ihr Männer [sollt] im Umgang mit euren Frauen rücksichtsvoll sein“ (1. Petrus 3:7, Neue Jerusalemer Bibel).
Jesus Christus war für Ehemänner das beste Vorbild. Er gab für seine Nachfolger sogar sein Leben (Epheser 5:28-30; 1. Petrus 2:21-24). Väter, die auf Bequemlichkeit verzichten und mithelfen das Kind zu versorgen, sind daher wie Jesus zu Opfern bereit. Kinder aufzuziehen ist sicherlich ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem die Eltern zusammenarbeiten müssen.
Zusammenarbeit nötig
„Wir haben als Ehepaar ausführlich besprochen, wie wir unsere Tochter aufziehen sollten“, sagt Yoichiro, der Vater einer Zweijährigen. „Jedes Mal, wenn eine Frage auftaucht, sprechen wir darüber, wie wir weiter vorgehen.“ Da Yoichiro weiß, dass seine Frau Ruhe benötigt, nimmt er sein Töchterchen öfter mit, wenn er etwas zu besorgen hat.
Als Familien noch größer und enger verbunden waren, beteiligten sich Verwandte und ältere Geschwister daran, die Kinder zu betreuen. Es verwundert daher nicht, was eine japanische Erziehungsberaterin aus Kawasaki sagt: „Wenn Mütter mit anderen über ein Problem reden können, erleichtert es sie meistens. Mit nur ein klein wenig Hilfe kommen viele Mütter trotz Hindernissen zurecht.“
Eltern „brauchen einen Personenkreis, an den sie sich wenden können und mit dem sie ihre Sorgen teilen können“, schreibt die Zeitschrift Parents. Was wäre ein solcher Personenkreis? Die Eltern und Schwiegereltern. Hören junge Mütter und Väter ihnen unvoreingenommen zu, können sie beachtlich davon profitieren. Großeltern sollten natürlich verstehen, dass die letzte Entscheidung bei dem jungen Ehepaar liegt.c
Junge Eltern können auch bei ihren Glaubensbrüdern oft Hilfe finden. Vielleicht sind in der Versammlung der Zeugen Jehovas Eltern mit langjähriger Erfahrung im Kindererziehen, die bereit sind, sich ihre Probleme anzuhören. Sie können nützliche Tipps geben. Häufig können jüngere Frauen auf die Hilfe ‘betagter Frauen’ zurückgreifen — wie die Bibel erfahrene Christinnen nennt. Sie helfen bestimmt gern (Titus 2:3-5).
Natürlich dürfen Eltern nicht einfach alles annehmen, was andere ihnen raten. Yoichiro sagt: „Auf einmal hatten wir es nur noch mit Erziehungsexperten zu tun.“ Seine Frau Takako erzählt: „Zuerst war mir das, was mir die anderen geraten haben, unangenehm, weil ich selbst noch unerfahren war und alles als Kritik aufgefasst habe.“ Dennoch haben die Hinweise anderer es vielen Frauen und Männern erleichtert, ausgeglichen über das zu denken, was ihre Kinder brauchen.
Die beste Hilfe, die es gibt
Selbst wenn scheinbar keiner da ist, der einem hilft, gibt es eine zuverlässige Kraftquelle: unseren Schöpfer, Jehova Gott, dessen Augen „sogar den Embryo“ eines Menschen sehen können (Psalm 139:16). Gemäß seinem Wort, der Bibel, sagte Jehova zu seinem Volk in alter Zeit: „Kann eine Frau ihren Säugling vergessen, sodass sie sich nicht des Sohnes ihres Leibes erbarmte? Selbst diese Frauen können vergessen, doch ich, ich werde dich nicht vergessen“ (Jesaja 49:15; Psalm 27:10).
Jehova vergisst Eltern nicht. Er hat ihnen in der Bibel ausgezeichnete Richtlinien zur Kindererziehung gegeben. Gottes Prophet Moses schrieb beispielsweise vor fast 3 500 Jahren: „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele und deiner ganzen Tatkraft.“ Weiter sagte Moses: „Es soll sich erweisen, dass diese Worte [einschließlich der Aufforderung, Jehova zu lieben und ihm zu dienen], die ich dir heute gebiete, auf deinem Herzen sind; und du sollst sie deinem Sohn einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mose 6:5-7).
Worauf weist Gottes Wort somit hin? Darauf, dass die Kinder regelmäßig jeden Tag, also ständig, belehrt werden sollten. Es ist wirklich nicht genug, sich mit den Kindern einfach nur ab und zu, wenn auch intensiver, zu beschäftigen. Da sich wichtige Gespräche oft spontan ergeben, ist es nötig, immer für die Kinder da zu sein. Dadurch ist es möglich, nach dem biblischen Gebot zu handeln: „Erzieh einen Knaben gemäß dem Weg für ihn“ (Sprüche 22:6).
Die Kleinen richtig zu fördern schließt ein, ihnen laut vorzulesen. Timotheus ‘kannte die heiligen Schriften von frühester Kindheit an’, sagt die Bibel über diesen Jünger des ersten Jahrhunderts. Offensichtlich lasen ihm also seine Mutter Eunike und seine Großmutter Lois schon laut vor, als er noch ein Säugling war (2. Timotheus 1:5; 3:14, 15). Es ist gut, mit dem Vorlesen zu beginnen, sobald man anfängt, mit dem Baby zu reden. Aber wie belehrt man vor allem ein kleines Kind am besten und woraus soll man vorlesen?
Aus der Bibel. Auch Timotheus wurde offenbar aus den Schriften vorgelesen. Es gibt auch Bücher, die den Kindern mit farbigen Bildern die Bibel näher bringen. Dadurch kann sich ein Kind leichter vorstellen, was die Bibel lehrt. Beispiele dafür sind Mein Buch mit biblischen Geschichten und Der größte Mensch, der je lebte. Durch solche Bücher haben biblische Lehren schon Herz und Sinn vieler Kinder berührt.
„Söhne [und Töchter] sind ein Erbe von Jehova; die Leibesfrucht ist eine Belohnung“, sagt die Bibel (Psalm 127:3). Der Schöpfer hat Eltern mit ‘einem Erbe’ betraut, einem Baby, das sie lieben und auf das sie stolz sein können und das ihnen Freude bereitet. Kinder zu erziehen, besonders zu Lobpreisern des Schöpfers, ist wirklich eine lohnende Aufgabe!
[Fußnoten]
a Nicht nur Stresshormone, sondern auch Nikotin, Alkohol und andere Sucht erzeugende Mittel können dem ungeborenen Kind schaden. Werdende Mütter sollten gefährliche Stoffe ganz und gar meiden. Es ist außerdem unbedingt notwendig, den Arzt zu fragen, wie sich einzunehmende Medikamente auswirken.
b Wenn eine Mutter tieftraurig ist und keinen Ausweg sieht sowie gegenüber ihrem Baby und ihrer Umwelt gleichgültig ist, leidet sie vielleicht unter Wochenbettdepressionen. In diesem Fall sollte sie sich an einen Arzt wenden. Siehe Erwachet! vom 22. Juli 2002, Seite 19—23 und vom 8. Juni 2003, Seite 21—23.
c Mehr darüber enthält der Artikel „Großeltern sein — Schön, aber nicht unproblematisch“ in der Erwachet!-Ausgabe vom 22. März 1999.
[Bild auf Seite 8]
Es ist sehr wichtig, wie eine Mutter über das Ungeborene denkt
[Bild auf Seite 9]
Wenn eine junge Mutter nach der Entbindung Stimmungsschwankungen durchmacht, kann sie trotzdem vieles tun, damit sich ihr Baby geliebt und geborgen fühlt
[Bild auf Seite 10]
Die Betreuung der Kinder ist auch Sache des Vaters
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