Wir beobachten die Welt
Kostspielige Drogenabhängigkeit
Nach einem Bericht der US-Regierung haben Amerikaner 1995 schätzungsweise 57,3 Milliarden Dollar für illegale Drogen ausgegeben. Zwei Drittel des Umsatzes wurden mit Kokain erzielt, der Rest mit Heroin, Marihuana und sonstigen illegalen Drogen. Wie die Associated Press berichtete, erklärte Barry McCaffrey, Leiter des Büros des Weißen Hauses für nationale Drogenbekämpfungspolitik, man hätte mit dem Geld, das für die Drogen ausgegeben wurde, eine vierjährige Collegeausbildung für eine Million Menschen finanzieren oder 83 Milliarden Liter Milch für unterernährte Babys kaufen können. Nicht eingerechnet sind die Kosten, die der Gesellschaft durch zunehmende Kriminalität, zerrüttete Verhältnisse im familiären und privaten Bereich und durch die Ausbreitung von Krankheiten wie Hepatitis und Aids entstehen.
In Vergessenheit geratene Gesetze
Wie viele der Zehn Gebote aus der Bibel können wir aufsagen? Eine Studie in Rio de Janeiro ergab, daß jeder vierte Brasilianer kein einziges der Zehn Gebote nennen konnte. Von denen, die wenigstens eins der Gebote kannten, nannten 42 Prozent das Gebot: „Du sollst nicht töten“ oder: „Du sollst nicht stehlen.“ Andere erinnerten sich an die Gebote: „Du sollst nicht die Frau deines Nächsten begehren“ (38 Prozent), „Ehre [deinen] Vater und [deine] Mutter“ (22 Prozent) und „Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen“ (14 Prozent), so meldete die Zeitschrift Veja. Nur 13 Prozent der Befragten erinnerten sich an das dritte Gebot: „Du sollst Gottes heiligen Namen nicht mißbrauchen.“
IQ-Tests für kleine Kinder
Wissenschaftler, die die menschliche Intelligenz erforschen, sind heute der Ansicht, daß sich das Gehirn eines Kindes in den ersten drei Lebensjahren nach der Geburt in der entscheidendsten Entwicklungsphase befindet. Man ist außerdem der Auffassung, daß in dieser Phase durch intellektuelle Anreize im Gehirn dauerhafte Verbindungen entstehen. Einige Eltern haben ihre Kinder daher lange vor der Kindergartenzeit IQ-Tests machen lassen, um ihnen zu helfen, gegenüber anderen einen Wettbewerbsvorteil zu haben. Das berichtete die Zeitschrift Modern Maturity. Dr. Barry Zuckerman, Vorsitzender der Abteilung für Pädiatrie an der medizinischen Fakultät der Universität Boston, drückte allerdings seine Besorgnis darüber aus, daß Eltern „sich genötigt fühlen, ihr Baby jede Minute zu ‚stimulieren‘“ in dem Versuch, aus ihm ein „Superbaby“ zu machen. Richard Weinberg, Professor für Kinderpsychologie, meinte dazu: „Wenn man Kinder zu früh zum Wettbewerb anhält, kann das leicht ins Auge gehen. Lassen Sie die Kinder ihre Kindheit genießen.“
Sorgfältige Kopisten
Wie die Leiterin des münsterischen Instituts für Neutestamentliche Textforschung, Prof. Dr. Barbara Aland, erklärte, sind die Texte, die die Griechischen Schriften der Bibel ausmachen, mit großer Sorgfalt abgeschrieben und weitergegeben worden. „Fehler oder gar theologisch motivierte Veränderungen sind eher selten“, berichteten die Westfälischen Nachrichten. Das Institut sichtete seit 1959 über 5 000 antike und mittelalterliche Handschriften. Über 90 Prozent der Handschriften liegen mikroverfilmt vor. Warum haben die Abschreiber der Bibel mit einer solchen Sorgfalt darauf geachtet, keine Fehler zu machen? Weil sie sich als „Kopisten“ empfunden hätten, „nicht als Autoren“, hieß es in der Zeitung.
Wirklich entkoffeiniert?
Wer auf Koffein empfindlich reagiert, greift als Alternative oft zu einem entkoffeinierten Getränk. Wie groß sind jedoch die Chancen, daß man auf Wunsch wirklich einen entkoffeinierten Kaffee erhält? Gemäß einem Bericht der New York Times stehen sie eins zu drei. Die amerikanische Nahrungs- und Arzneimittelbehörde versteht unter entkoffeiniertem Kaffee einen Kaffee mit 2 bis 5 Milligramm Koffein pro Tasse. Stichproben in 18 Kaffeebars und -häusern in New York ergaben allerdings erhebliche Unterschiede bei der Koffeinmenge in einer Tasse Kaffee — von 2,3 Milligramm Koffein bis 114 Milligramm! Nach Angaben der Nationalen Kaffeegesellschaft enthält eine Tasse regulärer Kaffee zwischen 60 und 180 Milligramm Koffein.
Weltweite Entwaldung
„Zwei Drittel der Wälder des Planeten sind bereits zerstört worden“, meldete die Zeitung Jornal da Tarde. Von den 80 Millionen Quadratkilometern ursprünglicher Waldfläche sind weltweit nur noch 30 Millionen Quadratkilometer verblieben. Wie der Worldwide Fund for Nature (WWF) feststellte, ist die Entwaldung auf dem Kontinent Asien am stärksten fortgeschritten; 88 Prozent der ursprünglichen Vegetation ist dort zerstört worden. In Europa sind es 62 Prozent, in Afrika 45 Prozent, in Lateinamerika 41 Prozent und in Nordamerika 39 Prozent. In Amazonien, der Heimat des größten Regenwaldes der Welt, sind noch über 85 Prozent der ursprünglichen Waldfläche vorhanden. In der Zeitung O Estado de S. Paulo wird Garo Batmanian vom WWF mit den Worten zitiert: „Brasilien hat nun die Chance, die Fehler zu vermeiden, die man bei anderen Wäldern gemacht hat.“
Gestohlene Schätze
Wie eine Pressemeldung aus Kanada unlängst verkündete, haben es „internationale Verbrecherringe“ auf mesopotamische Schätze abgesehen, die seit dem Golfkrieg im Jahr 1991 praktisch schutzlos daliegen. Das meldete die Zeitschrift World Press Review. 1996 brachen Diebe am hellichten Tag in das Babylonische Museum ein und stahlen Zylinder und Tafeln mit Keilschrifttexten. Die seltenen Altertümer, die zum Teil bis in die Zeit der Herrschaft von Nebukadnezar II. zurückreichen, sollen auf dem internationalen Kunstmarkt schätzungsweise über 735 000 Dollar wert sein. Ebenso von den Dieben anvisiert wird die alte Stadt Hatra. Um die verbliebenen Schätze zu schützen, hat die Regierung gemäß der Zeitschrift alle Türen und Durchgänge der Stadt mit Ziegelsteinen und Mörtel zumauern lassen.
Katholische Kirche bittet um Vergebung
Die katholische Kirche in Frankreich hat ein formelles „Reuebekenntnis“ abgelegt, in dem sie Gott und das jüdische Volk um Vergebung für die „Gleichgültigkeit“ bittet, mit der sie die Verfolgung der Juden unter der französischen Vichy-Regierung im Krieg hinnahm. Zwischen 1940 und 1944 wurden über 75 000 Juden verhaftet und aus Frankreich in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten verschleppt. In einer Erklärung, die von Erzbischof Olivier de Berranger verlesen wurde, gab die Kirche zu, sie habe zugelassen, daß eigene Interessen die biblische Forderung der Achtung vor jedem Menschen, der im Bilde Gottes erschaffen wurde, in den Hintergrund drängten. Das meldete die französische Zeitung Le Monde. Obgleich eine Handvoll französischer Geistlicher ihre Stimme für die Juden erhob, unterstützte die Mehrheit die Vichy-Regierung und deren Politik. In der Erklärung hieß es auszugsweise: „Die Kirche muß zugeben, daß die Gleichgültigkeit die Empörung weit überwog und daß angesichts der Judenverfolgung und insbesondere angesichts der vielfachen antisemitischen Verordnungen der Vichy-Behörden das Schweigen die Regel war und die Worte zugunsten der Opfer die Ausnahme waren. ... Heute bekennen wir, daß dieses Schweigen eine Verfehlung war. Wir erkennen auch an, daß die Kirche in Frankreich damals in ihrem Auftrag als Erzieherin des Gewissens versagt hat.“
Zerstörungswütige Rüsselkäfer
Ein kleines Insekt, eine Art roter Palmenrüsselkäfer, hat auf der Arabischen Halbinsel seit seinem Auftauchen vor knapp 20 Jahren unermeßliche Schäden angerichtet, indem es sich in Tausende von Dattelpalmen gebohrt hat. „Man befürchtet sogar, daß die Dattel — Arabiens 5 000 Jahre alte ‚Frucht des Lebens‘ — dadurch ausgerottet werden könnte“, berichtete die Zeitschrift The Economist. Der Palmenbohrer, der gerade einmal 5 Zentimeter lang ist, bohrt sich im Stamm der Palme eine Reihe von Gängen und läßt den Baum allmählich absterben. Pestizide konnten bisher wenig gegen das Insekt ausrichten, so daß es sich in der gesamten Region nach wie vor rasant ausbreitet.
Vorteile älterer Arbeitnehmer
Arbeitnehmer über 47 Jahre seien morgens wachsamer und leistungsfähiger als ihre jüngeren Kollegen, schrieb die Londoner Times. Da sich dieses Bild im Laufe des Tages eher umkehrt, gibt Tom Reilly von der Liverpooler John-Moores-Universität die Empfehlung, daß Arbeitgeber für die Frühschicht ältere Arbeitnehmer und nachmittags und abends jüngere einsetzen sollten. Auf der Konferenz der britischen Ärztevereinigung über das Älterwerden wurde außerdem gesagt, daß man in Supermärkten und Selbstbedienungsläden oftmals lieber ältere Personen einstellt. Warum? Weil sie mehr Interesse am Kunden zeigen und über Lebensklugheit verfügen, also nicht für alles ausdrückliche schriftliche Anweisungen benötigen. Außerdem hielten sie sich an „ethische Grundsätze, von denen eine Firma möglicherweise bereits abgedriftet ist“, kommentierte die Zeitung.