Wir beobachten die Welt
Kinder als Guerillakämpfer
Heutzutage sind Kinder in Guerillatruppen rund um den Globus keine Seltenheit mehr. Wie die International Herald Tribune berichtete, lernen Kinder schnell, zu töten, und ihr Empfinden für Recht und Unrecht ist nicht so stark ausgeprägt wie der Wunsch, von der Kampftruppe, die ihre Familie geworden ist, akzeptiert zu werden. „Nicht nur in Ruanda wurden einige der schlimmsten Greueltaten von Kindern begangen“, sagte ein Sprecher der Vereinten Nationen. „Kinder möchten dazugehören und gelobt werden, und die einzige Anerkennung innerhalb der Gruppe mögen sie manchmal nur dadurch finden, daß sie sogar noch mutiger oder noch grausamer sind als die Erwachsenen.“ In einem Konflikt in Afrika wurden Jungen von erst acht Jahren ausgebildet und gezwungen, Greueltaten zu begehen, zum Beispiel ihre Eltern zu erschießen oder ihnen die Kehle durchzuschneiden. Entführte Mädchen mußten kochen, saubermachen oder sexuelle Dienste leisten. „Schätzungen darüber, wie viele Kinder gegenwärtig an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt sind, fangen bei 50 000 an und hören bei 200 000 auf, und das bezogen auf 24 Konflikte“, schrieb die Zeitschrift Newsweek.
Sicherheitsmaßnahmen für Palmfarne
Viele Botaniker halten den Palmfarn Encephalartos woodii für die seltenste Pflanze der Welt. Als sich Südafrika letztes Jahr entschloß, ein Exemplar dieser palmenähnlichen tropischen Pflanze zur Londoner Chelsea Flower Show zu senden, traf man Sicherheitsmaßnahmen — im Stamm der Pflanze wurde ein mit einer antibakteriellen Creme beschichteter Antidiebstahl-Mikrochip verborgen. Nach einer Meldung des New Scientist werden jetzt alle Palmfarne, die innerhalb von Südafrika transportiert werden, auf diese Art geschützt. In ihrem Kampf gegen Diebe schützen südafrikanische Umweltschützer nun auch wildwachsende Palmfarne auf ähnliche Weise, nämlich mit Hilfe eines satellitengestützten Aufspürsystems.
Fehlende Kanaldeckel
Mehr als 200 Einwohner Pekings sind 1994 in offene Einsteigeschächte gefallen, so die Zeitung Economic Daily. Warum? Diebe stahlen in jenem Jahr von den Straßen der Hauptstadt Chinas über 2 000 Kanaldeckel. Die meisten sollen von Wanderarbeitern gestohlen worden sein, die auch Chinas mobile Bevölkerung genannt werden. In den letzten zehn Jahren verschwanden immer öfter Kanaldeckel, während gleichzeitig die Zahl der Wanderarbeiter in der Stadt zunahm. Die 60 Kilogramm schweren Deckel lassen sich für über 100 Yuan (etwa 17 Mark) verkaufen. Unter den verletzten Einwohnern waren sowohl Fußgänger als auch Radfahrer.
Neue Bibelübersetzungen
„Buchhandlungen werden von neuen Bibelübersetzungen in modernem Englisch überflutet“, meldete die Zeitschrift U.S.News & World Report. Bibeln für Kinder, Sportler, ältere Menschen, nichtberufstätige Mütter, Väter und für andere Personengruppen werden herausgegeben. In einer Bibelübersetzung, der Black Bible Chronicles, „werden Slangwörter benutzt sowie dramatische Dichtungen, was biblische Erzählungen für afroamerikanische Jugendliche lebendiger machen soll“. Eine andere Übersetzung, The New Testament and Psalms: An Inclusive Version, versucht es mit einer geschlechtsneutralen Sprache. Gott wird „Vater-Mutter“ genannt, und aus dem Menschensohn wurde „der Menschliche“. Um Linkshänder nicht zu beleidigen, haben die Übersetzer Gottes „Rechte“ in seine „Mächtige“ umbenannt, und wegen eines rassistischen Beigeschmacks wird Schwärze oder Finsternis nicht mehr mit etwas Bösem gleichgesetzt. Eine dritte Bibelübersetzung, das New International Reader’s Version New Testament, ist laut ihrem Herausgeber „die allererste Bibelübersetzung auf dem Markt, die nur die Lesefertigkeit eines Zweitkläßlers voraussetzt und damit das einfachste sprachliche Niveau hat“. In dem Artikel kam man zu dem Schluß: „Insgesamt gibt es jetzt mehr als 450 englische Bibelübersetzungen. Angesichts all der neuen Ausgaben in den Buchhandlungen ist anzunehmen, daß sich die Bibel nicht so bald von ihrem Platz auf der Bestsellerliste verdrängen lassen wird.“
Probleme mit Namen
In China, dessen Bevölkerung über 1,2 Milliarden Menschen ausmacht, gibt es immer weniger unterschiedliche Familiennamen. Nach Aussage von Forschern werden nur noch 3 100 Familiennamen verwendet, im Vergleich zu etwa 12 000 in der Vergangenheit. Etwa 350 Millionen Chinesen — ungefähr die Bevölkerung der Vereinigten Staaten und Japans zusammengenommen — tragen die 5 häufigsten Familiennamen: Li, Wang, Zhang, Liu und Chen. Hinzu kommt, daß auch oft dieselben Vornamen gegeben werden. In Tientsin zum Beispiel heißen mehr als 2 300 Chinesen Zhang Li, und sie schreiben ihren Namen auch mit den gleichen Schriftzeichen, während weit mehr den Namen gleich aussprechen, ihn aber anders schreiben. Das daraus resultierende Durcheinander hat zu Verhaftungen der falschen Personen geführt, Geld wurde von verkehrten Konten abgebucht, und in Krankenhäusern wurden die falschen Patienten operiert. Die Republik Korea hat ein ähnliches Problem. Eine 1987 durchgeführte Umfrage ergab, daß jeder fünfte Koreaner mit Nachnamen Kim heißt. Ehen zwischen Personen des gleichen Nachnamens wurden zum Schutz vor Inzucht verboten. Als Folge davon leben Tausende von Paaren ohne Trauschein zusammen, was für sie bedeutet, weder Versicherungen abschließen noch Sozialleistungen in Anspruch nehmen zu können. Nach einem kürzlich vom Obersten Gerichtshof gefällten Urteil sind Ehen zwischen Personen gleichen Familiennamens jedoch rechtsgültig, wenn sie im Ausland geschlossen werden.
Ruanderinnen angeklagt
Africa Rights, eine Menschenrechtsorganisation mit Sitz in London, behauptet, für das Abschlachten der mindestens 500 000 Menschen in Ruanda 1994 müßten nicht nur Männer, sondern auch Frauen die Verantwortung übernehmen. „Tausende von Frauen wurden von anderen Frauen ermordet“, heißt es in einem Bericht von Africa Rights. „Frauen haben in beispiellosem Ausmaß eine aktive Rolle bei den Morden übernommen. Das geschah vorsätzlich. Die Urheber des Holocaust wollten, daß sich so viele wie möglich aus der Bevölkerung daran beteiligten — Männer, Frauen und sogar Kinder von erst acht Jahren. Sie wollten eine Nation von Extremisten schaffen, die durch das Blutband des Genozids verbunden wären.“ Viele der beteiligten Frauen hatten Vertrauensstellungen inne — Kabinettsmitglieder, Beamtinnen der regionalen Verwaltung, Nonnen, Lehrerinnen und Krankenschwestern. Einige beteiligten sich persönlich an den Massakern — sie töteten mit Macheten oder Feuerwaffen —, andere dagegen agierten als Handlanger, indem sie Männer zum Morden anfeuerten, sie in Häuser und Krankenhäuser einließen, Häuser plünderten und Tote ausraubten.
Natürliche Reinigungsmittel
Einem Bericht der Londoner Times zufolge besitzen manche Blütenpflanzen die erstaunliche Fähigkeit, Wüstenboden von Öl zu reinigen, so daß er sich regenerieren kann. Wissenschaftler haben herausgefunden, daß diese Pflanzen dort gedeihen können, wo das Öl gewichtsmäßig bis zu 10 Prozent des Wüstensandes ausmacht; die Wurzeln der Pflanzen bleiben völlig ölfrei. Wie kommt das? Millionen von Bakterien, die die Wurzeln umgeben, nehmen das Öl auf und bauen es zu unschädlichen Produkten ab. Die Pflanzen gehören zu den Compositae, einer der größten Pflanzenfamilien, zu der auch Gänseblümchen, Astern und zahlreiche Kräuter zählen. Wissenschaftler empfehlen, diese Pflanzen in Kuwait anzubauen, um dort das Reinigen der Wüste zu beschleunigen. Vier Jahre nach dem Golfkrieg sind etwa 50 Quadratkilometer Wüste nach wie vor verschmutzt.
Den Kopf gebrauchen
„Als sei es ein Kinderspiel, legen Afrikanerinnen kilometerweite Strecken mit schweren Wasserkrügen oder Nahrungsbehältern auf dem Kopf zurück“, konnte man in der Zeitschrift Discover lesen. „Forscher fanden heraus, daß die Frauen enorme Lasten tragen können, ohne dabei die geringste Menge an zusätzlicher Energie aufzubieten.“ Manche Kenianerin trägt mühelos 20 Prozent ihres Körpergewichts. Wie schaffen die Frauen das? Die Zeitschrift New Scientist gab die Antwort: Sie tragen „ihre Lasten auf wesentlich kraftsparendere Weise als Leute, die einen schweren Rucksack tragen, oder Leute, die es nicht gelernt haben, den Kopf zum Lastentragen zu benutzen“. Weiter hieß es: „Die Forscher nehmen an, daß das Geheimnis in der pendelähnlichen Bewegung der Frauen liegt.“ Beim Gehen ähnelt jeder Mensch einem schwingenden Pendel; Energie wird von einem Schritt auf den nächsten übertragen. Bei Europäern ist diese Energieübertragung weniger wirksam, wenn die Last schwerer wird. Bei Afrikanerinnen aber, die Lasten auf dem Kopf tragen, nimmt sie in Wirklichkeit zu, so daß die Muskeln keine zusätzliche Arbeit leisten müssen. Allerdings dauert es Jahre, bis jemand diese Methode perfekt beherrscht.
Das „Jerusalem-Syndrom“
Dieses Syndrom betrifft „Touristen, die — überwältigt von der starken religiösen Ausstrahlung der Stadt — plötzlich davon überzeugt sind, sie seien der Heiland oder irgendeine andere biblische Gestalt oder ihnen sei von Gott eine besondere Botschaft oder ein spezieller Auftrag gegeben worden“. Das stand in der Zeitschrift Time. „Die meisten leiden schon lange an psychischen Störungen.“ Ein bärtiger, mit einem Sack bekleideter Italiener, der ziellos über die Hügel in der Nähe von Bethlehem wanderte, behauptete, Jesus zu sein. Durch die Altstadt Jerusalems rannte ein völlig unbekleideter Mann, der ein Schwert schwang und sagte, er habe die Mission, Blinde zu heilen. Ein stämmiger Kanadier meinte, er sei Simson, und „bewies“ dies, indem er aus dem Fenster eines Zimmers im Krankenhaus das Gitter herausriß und entkam. Diejenigen, die an dem Syndrom leiden, werden gewöhnlich in die psychiatrische Klinik Kfar Shaul in Jerusalem eingeliefert — nicht zur Behandlung, sondern um sie zu beruhigen, damit sie nach Hause zurückkehren und dort behandelt werden können. Etwa 50 solcher Patienten werden jährlich in die Klinik eingeliefert, die meisten stammen aus Westeuropa und aus den Vereinigten Staaten.