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  • Korea
  • Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1988
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  • GETEILTES LAND
  • INTERESSE AM ORIENT
  • DER ERSTE GETAUFTE KOREANER
  • MEHR HILFE AUS DEM AUSLAND
  • DIE ERSTE DRUCKEREI
  • UNTER EINER NEUEN LEITUNG
  • KOLPORTEURTÄTIGKEIT
  • RAZZIEN
  • DAS WERK GEHT WEITER
  • EINE EINFLUSSREICHE FAMILIE FLIEHT AUS „BABYLON“
  • EINE ZEITGEMÄSSE WARNUNG
  • DAMALIGE BEWAHRER DER LAUTERKEIT
  • TREU BIS IN DEN TOD
  • ERNÜCHTERUNG NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG
  • „JEHOVAS ZEUGEN SIND WIEDER LEBENDIG GEWORDEN“
  • „WILLKOMMEN, WACHTTURM-GESANDTER DER HOFFNUNG“
  • DER ORGANISIERTE DIENST BEGINNT
  • BRÜDER DURCH ORGANISIERTE ZUSAMMENKÜNFTE ANGESPORNT
  • WEITERE MISSIONARE TREFFEN EIN
  • DER KOREAKRIEG
  • MISSIONARE EVAKUIERT
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  • DAS WERK GEHT TROTZ DES FLÜCHTLINGSLEBENS WEITER
  • WIEDER HILFE VON MISSIONAREN
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  • HILFE VON UNERWARTETER SEITE
  • ERSTER GROSSER KONGRESS
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  • MISSIONARHEIM IN PUSAN
  • EIN BEDEUTSAMER BESUCH
  • EIN SEGEN FÜR DIE BIBLISCHE BILDUNG
  • EINE FAMILIE EIFRIGER ARBEITER
  • ER SPIELTE AUF SEINER MUNDHARMONIKA
  • INTERNATIONALER KONGRESS 1958 „GÖTTLICHER WILLE“
  • MEHR REISENDE AUFSEHER EINGESETZT
  • WÄHREND DER KRAWALLE MIT KNAPPER NOT DAVONGEKOMMEN
  • VORÜBERGEHENDE EINSCHRÄNKUNGEN
  • KONGRESSE „EWIGE GUTE BOTSCHAFT“
  • ERSTE ERWEITERUNG DES ZWEIGBÜROS
  • BROSCHIERTE BÜCHER FÜR DEN PREDIGTDIENST
  • EINE GEWISSENSSACHE
  • DER GRÖSSTE KONGRESS
  • EIN GRUND ZUR BESORGNIS
  • LANGSAM ABER SICHER WIEDER MEHRUNG
  • DER ERSTE KONGRESS-SAAL IM ORIENT
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  • MISSIONAREN WIRD DIE EINREISE VERWEIGERT
  • GIGANTISCHES PROJEKT
  • HOCHLEISTUNGS-ROTATIONSMASCHINE IN AKTION
  • NACH VORN SCHAUEN
Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1988
yb88 S. 136-197

Korea

VON einem Satelliten aus betrachtet, ist Korea eine hübsche Halbinsel in Nordostasien. Sie liegt westlich der japanischen Inseln und grenzt im Norden an China und an die Sowjetunion. Der Küste sind im Süden und Westen mehr als 3 000 Inseln vorgelagert, von denen allerdings 2 600 unbewohnt sind. Und was ist über die Größe Koreas zu sagen? Es ist ungefähr so groß wie Großbritannien.

Bei näherem Hinsehen stellt man fest, daß Korea zu einer der bergigsten Landschaften der Welt gehört, weshalb sich nur etwa 20 Prozent für die Landwirtschaft eignen. Reis ist Hauptanbauprodukt. Entlang der West-, Nordost- und Südküste erstrecken sich die Ebenen. Monsune fegen über das Land hinweg — zuerst aus der einen Richtung und dann aus der anderen — und verursachen trockenkalte Winter sowie feuchtheiße Sommer.

Ein Blick in das Gesicht von Koreanern verrät, daß die meisten von ihnen ähnliche charakteristische Merkmale aufweisen wie andere Asiaten: breites Gesicht, glatte schwarze Haare, olivbraune Haut und dunkle Augen. Doch die Koreaner unterscheiden sich durch ihre Kultur, Sprache, Kleidung und Küche; auch verweisen sie auf über 4 000 Jahre Geschichte. Ihre Sprache, die zur altaischen Sprachfamilie gehört, wird heute von über 60 Millionen Menschen gesprochen.

GETEILTES LAND

Aufgrund der strategischen Lage Koreas haben mächtigere Nationen wie China und Japan lange Zeit einen starken Einfluß auf die Bevölkerung Koreas ausgeübt. Als Schutzmaßnahme kapselte sich Korea ab und wurde ein sogenanntes „Verschlossenes Land“. Im Jahre 1910 begann Japan seine bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs dauernde Kolonialherrschaft über Korea. Danach teilte man die Halbinsel am 38. Breitengrad zwischen den Streitkräften der Vereinigten Staaten im Süden und den sowjetischen Truppen im Norden. Auf Beschluß der Vereinten Nationen wurde 1948 im Süden die Republik Korea (Süd-Korea) ausgerufen. Im gleichen Jahr erfolgte im Norden die Gründung der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nord-Korea). Beide Regierungen beanspruchen, ganz Korea zu repräsentieren.

Nach dem Einfall nordkoreanischer Streitkräfte in Süd-Korea brach am 25. Juni 1950 der dreijährige Koreakrieg aus. Dieser hatte eine noch tiefere Kluft zwischen den beiden Landesteilen zur Folge, denn nun trennte sie eine von Ost nach West verlaufende entmilitarisierte Zone, die sich nur etwa 55 km nördlich der Stadt Seoul befindet. Die Regierung Nord-Koreas duldet keine Religionsausübung, weshalb sie auch die Tätigkeit der Zeugen Jehovas untersagt.

INTERESSE AM ORIENT

Charles Taze Russell, der erste Präsident der Watch Tower Society und Vorsitzende des aus sieben Mitgliedern bestehenden Komitees der IBSA (International Bible Students Association), besuchte als erster den Orient im Frühjahr 1912 „zur Prüfung der Lage der Heiden“, berichtete der Wacht-Turm in seiner Ausgabe vom Februar 1913. In dem Bericht hieß es weiter: „Als ein Resultat jener Untersuchung wurde erklärt, daß die Lage unter den Heiden einen Aufwand von Geld aus der Kasse der Gesellschaft nötig macht, zur Verkündigung der guten Botschaft dortselbst. In ... der ... koreanischen Sprache wurden infolgedessen Schriften zur freien Verteilung gedruckt.“

Bruder Robert R. Hollister, der der gleichen Auffassung war wie das Komitee, vertrat die Gesellschaft im Orient — auch in Korea. Er traf Vorkehrungen für die Übersetzung und den Druck des Buches Der göttliche Plan der Zeitalter in der koreanischen Sprache. Es wurde in Jokohama (Japan) gedruckt. Als Herausgabedatum war der 18. März 1914 und als Herausgeber die International Bible Students Association mit R. R. Hollister als ihrem Vertreter angegeben. Bruder Hollister und seine Frau, Schwester W. J. Hollister, verbrachten außerdem sehr viel Zeit damit, den Samen der Königreichswahrheit in Korea auszusäen.

DER ERSTE GETAUFTE KOREANER

Der englische Wacht-Turm vom 15. August 1914 enthielt einen ergreifenden Brief an Bruder Russell: „In gewissem Sinne bin ich ein Fremder für Dich; aber durch Deine Schriften kam ich vor nur zweiundzwanzig Monaten zu einer Erkenntnis der Wahrheit. Ich wollte Dir schon seit einiger Zeit schreiben und von meiner besonderen Wertschätzung für die Wahrheit berichten, doch die Umstände ließen es bisher nicht zu.

Es wird Dich interessieren, zu erfahren, daß ich Koreaner bin. Als die ersten Missionare (im Jahre 1885) hier eintrafen, war Korea ein verschlossenes Land. Seit dieser Zeit gibt es einige Koreaner, die Christen geworden sind.

Ungefähr acht Jahre lang setzte ich mich, wie ich heute weiß, einer großen Gefahr aus — dem Spiritismus, satanischen Lehren. Nun danke ich Gott, daß er unseren geliebten Bruder R. R. Hollister mit der guten Botschaft hierhergeschickt und mich aus dieser Gefahr befreit hat. Ich weiß nicht, was sonst aus mir geworden wäre.

Ich hatte fast den Verstand verloren. Es dauerte etwa sechs Monate, bis sich die Augen und Ohren meines Verständnisses geöffnet hatten. Danach weihte ich mich dem Herrn, und seither preise ich ihn.“ (Gezeichnet P. S. Kang.)

Wer war P. S. Kang, und wie kam er mit der Wahrheit in Berührung?

Auf einem Kongreß der IBSA in San Francisco im Jahre 1915 erzählte Bruder R. R. Hollister, wie er Herrn Kang kennengelernt hatte: „In Korea führte mich der Herr zu Kang Pom-shika, den wir zunächst rein geschäftlich für ein paar Übersetzungsarbeiten anstellten. Bald begann er, großes persönliches Interesse an den Artikeln, die er bearbeitete, zu bekunden; nachdem er einige Monate in unserem Büro tätig gewesen war, weihte er sich völlig dem Herrn [gab sich ihm hin]. Seitdem ist er uns eine große Hilfe beim Übersetzen, Dolmetschen, Leiten von Versammlungen und bei der Arbeit im koreanischen Zweigbüro. Ich freue mich schon sehr darauf, ihn euch bei der Generalversammlung als einen Delegierten des ,Verschlossenen Landes‘ vorzustellen.“

MEHR HILFE AUS DEM AUSLAND

Im Jahre 1915 begann Schwester Fanny L. Mackenzie, eine Kolporteurin (Vollzeitpredigerin) aus Großbritannien, regelmäßig nach Korea zu reisen. Für ihre Reisekosten kam sie selbst auf. Sie gebrauchte beim Zeugnisgeben einen Briefkopf der IBSA. Wie? Indem sie in Druckschrift auf die Vorderseite des Briefblattes eine Botschaft vom Königreich in Englisch schrieb und auf die Rückseite eine Übersetzung davon in Chinesisch, das von den meisten Menschen im Orient verstanden wurde.

Der Brief enthielt das Angebot, dem Wohnungsinhaber ein Exemplar des Buches Der göttliche Plan der Zeitalter zur Ansicht zu überlassen. Aus den Berichten des Zweigbüros geht hervor, daß sie 281 Bücher abgab. Außer ihrem Fleiß beim Verbreiten von Literatur erstattete sie Bruder Kang für seine persönlichen Auslagen noch umgerechnet 15 US-Dollar. Im Jahre 1949 übergab sie im Alter von 91 Jahren diese Berichte dem jetzigen Koordinator des Zweigkomitees, Don Steele. Das war, bevor er nach Korea kam.

DIE ERSTE DRUCKEREI

Bruder Kang, der als Sekretär für das Werk in Korea verantwortlich war, und seine Mitarbeiter verkündigten weiterhin die Botschaft, stießen aber nur auf wenig Interesse. Dessenungeachtet unternahmen sie 1921 in ganz Korea „Pilgerreisen“, um öffentliche Zusammenkünfte abzuhalten. Die Broschüre Millionen jetzt Lebender werden nie sterben wurde in der Landessprache veröffentlicht und verbreitet. Korea gehörte nun zu den 18 ausländischen Zweigen der Gesellschaft.

Die Botschaft in der koreanischen Sprache außerhalb des Landes drucken zu lassen brachte viele Schwierigkeiten mit sich. Deshalb schickte Bruder Rutherford an Bruder Kang 2 000 US-Dollar, damit dieser eine kleine Druckerei einrichten konnte, in der dann bis zu sieben Maschinen liefen. Die Druckmaschinen produzierten Literatur in Koreanisch, Chinesisch und Japanisch. Doch ließ die Mehrung in jenen Jahren immer noch auf sich warten.

UNTER EINER NEUEN LEITUNG

Im Herbst 1926 gründete die Gesellschaft einen neuen Zweig in Japan und setzte Junzo Akashi, einen Amerikaner japanischer Abstammung, als ihren Bevollmächtigten für Japan, China und Korea ein. In der Zwischenzeit benutzte Bruder Kang, der die Leitung über das Werk in Korea innehatte, die Druckerei der Gesellschaft zu Privatzwecken, indem er weltliche Bücher druckte. Er besaß sogar die Unverfrorenheit, die Druckerei ohne Erlaubnis zu verkaufen. Im Jahre 1927 wurde er durch Bruder Park Min-joon ersetzt.

Bruder Park, ein Kolporteur, war ein treuer Bruder, der auf der ganzen Halbinsel bergauf, bergab lange Reisen zu Fuß unternommen hatte, um öffentliche Zusammenkünfte abzuhalten und Literatur zu verbreiten. Besonderen Widerstand leisteten ihm die protestantischen Missionare, doch die Ortspolizei, die damals aus Japanern bestand (weil sich Korea unter japanischer Herrschaft befand), kam ihm oft zu Hilfe.

Da man um das Jahr 1931 größere Räumlichkeiten für das Büro benötigte, wurde es in Bruder Parks Wohnung, 147 Key Dong, Seoul, verlegt.

Bruder Park beherrschte die englische Sprache gut und übersetzte die Bücher Versöhnung und Regierung sowie andere aus dem Englischen ins Koreanische. Da er fließend Englisch sprach, konnte er direkt mit der Gesellschaft in New York korrespondieren. Doch offensichtlich war er in der japanischen Sprache nicht so bewandert, wie Bruder Akashi es gern gehabt hätte, weshalb Bruder Park 1935 ersetzt wurde. Man übertrug Bruder Moon Tae-soon, einem Schullehrer, die Leitung über das Werk. Bruder Moons Eifer als Vollzeitdiener im „Feld“ sollte in der Zukunft noch auf die Probe gestellt werden.

KOLPORTEURTÄTIGKEIT

Im Jahre 1930 gab sich Bruder Lee Shi-chong im Alter von 22 Jahren Jehova hin und nahm begeistert den Kolporteurdienst auf. Er erzählt: „Ich war nicht mutig genug, in der Stadt zu predigen, weshalb ich mir ein Fahrrad kaufte und beschloß, in den Provinzen zu predigen. Ich lud mein Gepäck und die Literatur auf mein Fahrrad und fuhr zuallererst zur Bezirksverwaltung in der Provinz Gyonggi. Ich zögerte zunächst hineinzugehen, aber dann dachte ich an meinen Auftrag als ein Botschafter des Königreiches — ein Begriff, den ich oft vom Leiter unseres Zweigbüros gehört hatte. Das Ergebnis war, daß ich bei den Beamten mehrere Bücher abgab. Von da an hatte ich viel mehr Mut und Selbstvertrauen.“

Bruder Lee, der gegenwärtig in einer Versammlung in Seoul als Ältester dient, reiste kreuz und quer durch das Land, auch in das Gebiet, das heute als Nord-Korea bekannt ist, und sogar bis in die Mandschurei. Er bestellte Literatur beim Zweigbüro in Seoul und ließ sie gewöhnlich ins nächste Dorf oder in die nächste Stadt vorausschicken. Das machte er drei Jahre lang, bis man dem Zeugniswerk 1933 erheblichen Widerstand leistete.

Aus den Berichten für das Jahr 1931 geht hervor, daß die Königreichsverkündiger fleißig waren. Sie sprachen in 30 920 Wohnungen vor, verbrachten 11 853 Stunden im Predigtdienst und verbreiteten 2 753 Bücher, 13 136 Broschüren sowie 3 940 Exemplare der Zeitschrift Das Goldene Zeitalter. Im Jahre 1932 fand in Korea vom 11. bis zum 13. Juni in Seoul die erste Hauptversammlung statt, bei der man 45 Anwesende zählte. Im gleichen Jahr wurden 50 000 Exemplare der Broschüre Das Königreich — die Hoffnung der Welt in Koreanisch gedruckt und zur kostenlosen Verteilung freigegeben. Das Werk in Korea dehnte sich aus.

RAZZIEN

Die Militärregierung in Japan reagierte heftig auf die vermehrte Tätigkeit des Volkes Jehovas. Der Zweigaufseher in Japan gab über Japan und Korea folgenden Bericht:

„Ich verließ Tokio am 10. Mai 1933, um eine Reise zu unternehmen, und erhielt am 15. Mai in Mukden (Mandschurei) einen Luftpostbrief, dem ich entnahm, daß das ganze Büropersonal, bestehend aus fünf Brüdern, in unserer Zweigstelle [in Tokio] verhaftet und ins Gefängnis gebracht worden war und daß die Arbeit im Zweigbüro von Schwestern fortgesetzt wurde. Am 16. und 17. Mai widmeten etliche Zeitungen dem Bericht über die Verhaftungen von Zeugen Jehovas fast eine ganze Seite.

Die Polizei führte in den Büros der Gesellschaft in Tokio und in Seoul Razzien durch. Sie beschlagnahmte die gesamte vorrätige Literatur. Ihr werdet Euch sicherlich freuen, zu erfahren, daß die japanischen und die koreanischen Brüder ihre Treue und Lauterkeit gegenüber Jehova und seinem gesalbten König sogar unter schweren Prüfungen bewahrt haben.“

Gemäß Schätzungen beschlagnahmte die Polizei im Büro der Gesellschaft in Seoul am 17. Juni 1933 50 000 gedruckte Schriften. Man brachte sie mit 18 Handkarren zum Han, einem Fluß in Seoul, und verbrannte sie dort öffentlich, berichtete die Seouler Zeitung Tong A Ilbo. In dem Artikel hieß es außerdem, daß am 15. August 1933 in der Nähe von Pjöngjang (heute in Nord-Korea) in den Wohnungen von Brüdern ungefähr 3 000 gedruckte Schriften beschlagnahmt und anschließend vernichtet wurden. Doch kam das Zeugniswerk durch diese Razzien zum Erliegen?

DAS WERK GEHT WEITER

Der Kolporteur Lee Shi-chong, den man wegen der Verhaftungswelle nach Seoul zurückrief, erinnert sich: „Die Brüder faßten schnell wieder Mut und nahmen die Predigttätigkeit erneut auf, und zwar mit dem Goldenen Zeitalter — der einzigen Publikation, die nicht verboten worden war. Und natürlich hielten wir weiterhin unsere Zusammenkünfte ab.“

Von 1933 bis 1939 verwendete man in Korea Das Goldene Zeitalter, das als Zeitung eingetragen war. Es kostete zwei Chon, was umgerechnet einem US-Cent entspricht. Der Großteil des Literaturvorrats war zwar vernichtet, aber viele Brüder besaßen immer noch einige Bücher und Broschüren, die sie dann untereinander ausliehen und austauschten, so daß Personen, die echtes Interesse bekundeten, die Botschaft kennenlernen konnten.

Die Zusammenkünfte wurden jeden Sonntag abgehalten. Der Bruder, der die Zusammenkunft leitete, hielt gewöhnlich eine einstündige Ansprache, und wenn einige Neue zugegen waren, wiederholte er für sie die Grundlehren. Außerdem besprach er einen Wachtturm-Artikel, da die anderen keine Ausgabe zum Mitlesen besaßen. Man druckte den Wachtturm im Broschürenformat in Japanisch. Solange Korea von Japan besetzt war, waren die Koreaner gezwungen, die japanische Sprache zu gebrauchen, weshalb sie Japanisch lesen, schreiben und sprechen konnten.

Es gab jedoch nur wenige befähigte Brüder in Seoul, die die Zusammenkünfte leiten konnten. Warum? Weil der Zweigaufseher so viele wie möglich im Kolporteurwerk einsetzte und in weit entfernte Gebiete schickte. Folglich waren die erfahrenen Brüder über die ganze Halbinsel zerstreut und demnach nicht in der Lage, sich mit anderen zu versammeln. Die Zusammenkünfte konnten erst nach dem Eintreffen von Missionaren der Watch Tower Society verbessert werden, was allerdings noch in der Zukunft lag.

EINE EINFLUSSREICHE FAMILIE FLIEHT AUS „BABYLON“

Da nun die gesamte Literatur der Watch Tower Society mit Ausnahme des Goldenen Zeitalters verboten war, mußten die Brüder bei der Durchführung des Werkes Vorsicht walten lassen. Bei allem, was sie taten, mußten sie achtsam und umsichtig sein. Obgleich es keine regelmäßigen, organisierten Zusammenkünfte gab, waren diejenigen, die die Wahrheit annahmen, dennoch mutige und entschlossene Personen.

Die Familie Ok ist ein hervorragendes Beispiel. Alle Familienmitglieder waren gebildete und wohlhabende Siebenten-Tags-Adventisten, die in der Gemeinde einen ausgezeichneten Ruf genossen. Ok Ji-joons Vater war ein Ältester in der Kirche und Leiter einer Adventistenschule. Seine Frau Kim Bong-nyob arbeitete als Rechnungsprüferin für die Schule am Ort.

Ok Ji-joon erzählt: „Im Jahre 1937 fand ich eines Tages zufällig eine Ausgabe des Goldenen Zeitalters in der Mülltonne. Da ich sehr religiös war, interessierte ich mich für die biblischen Artikel in der Zeitschrift und las sie gründlich durch. Einige Tage später besuchten mich zwei Männer und boten mir weitere Literatur vom ‚Leuchtturm‘ an. [Dies war eine Fehlübersetzung für „Wachtturm“, wie sie vom japanischen Zweigaufseher und somit auch in Korea benutzt wurde.] Sie ließen mich eine Karte lesen, bei der es sich, wie ich später erfuhr, um eine Zeugniskarte handelte. Freudig nahm ich alle Bücher entgegen, die sie bei sich hatten. Beim Lesen stieß ich später auf viele Punkte, die nicht mit meinem adventistischen Glauben übereinstimmten. Ich schrieb an die auf einer der letzten Seiten angegebene Adresse in Tokio, und mehrere Monate lang führte ich einen Briefwechsel über Lehrpunkte. Das Zweigbüro in Tokio beantwortete meine Fragen, indem es gewöhnlich spezielle Wachtturm-Ausgaben beilegte, die an bestimmten Stellen rot unterstrichen waren.

Die Adventistenkirche in Sariwon (Provinz Hwanghae, im heutigen Nord-Korea) bereitete mir Schwierigkeiten, weil ich über diese neu gefundene Wahrheit ständig Fragen stellte. Der Prediger versuchte, mir ausweichende Antworten zu geben, und sagte hochmütig, es sei respektlos, ihm, dem Prediger, der auch noch ein vertrauter Freund meines Vaters sei, derartige Fragen zu stellen. Aber ich war der Meinung, daß persönliche Beziehungen nicht biblische Gespräche behindern sollten und daß er mir eine Antwort schuldete. Mein jüngerer Bruder erkannte ebenfalls die Wahrheit und schloß sich mir an; ebenso mein älterer Bruder. Schließlich gingen wir nicht mehr in die Kirche.

Mein Vater leistete uns Widerstand. Als mein älterer Bruder und ich unsere gutgehende Landmaschinenfabrik schlossen, um Zeit für das Predigtwerk zu haben, wurde er wütend und warf uns aus dem Haus. Doch wir gaben nicht auf, sondern versuchten weiterhin, ihn mit Hilfe der Informationen aus dem Wachtturm zu überzeugen.“

Als nächstes schildert Bruder Oks älterer Bruder, Ok Ryei-joon, wie die Augen des Vaters für die Wahrheit geöffnet wurden:

„Eines Tages besuchte uns unser Adventistenprediger und erklärte, die Geheimpolizei habe angeordnet, daß die Mitglieder unserer Kirche den japanischen Schinto-Schrein besuchen und japanische Götter anbeten sowie an der Kirche die japanische Fahne hissen, diese grüßen und vor jedem Gottesdienst die Nationalhymne singen sollten. Er selbst vertrat die Auffassung, die Adventisten müßten sich der Verfügung beugen, ansonsten würde man die Kirche verbieten, und es würde keine Adventisten mehr geben. Der Prediger fragte bei der Kirchenleitung an, was zu tun sei. Darauf besuchte er uns und teilte uns die Antwort mit. Die Kirchenleitung sagte, die Adventisten sollten der polizeilichen Anordnung Folge leisten, obgleich dies eine schwere Prüfung sei. Unser Vater war über diese Entscheidung zutiefst enttäuscht.“

Der Vater wollte wissen, welchen Standpunkt die Watch Tower Society in dieser Angelegenheit einnahm. Um das herauszufinden, fing er an, mit seinen Söhnen die Bibel zu studieren. Schließlich erkannte er, wie recht die Zeugen Jehovas doch hatten. Die ganze Familie — Vater, Mutter, vier Söhne und zwei Schwiegertöchter — ging nicht mehr in die Kirche.

Ok Ryei-joon fährt fort: „Später, im Jahre 1938, schickte die Adventistenkirche einen amerikanischen Missionar zu uns, der erzählte, daß sich die adventistischen Missionare entschlossen hätten, Korea wegen der Unterdrückung durch die japanische Regierung zu verlassen. Er sagte auch, es sei sehr lobenswert, daß sich unsere Familie wegen der Frage in Verbindung mit dem Fahnengruß und der Anbetung in Schinto-Schreinen von der Kirche zurückgezogen habe, und er ermunterte uns, einen festen Glauben an Jehova Gott zu bewahren wie alle Zeugen Jehovas in Korea.“

Bei einem Besuch des Zweigaufsehers aus Japan ließ sich die ganze Familie am 19. November 1937 taufen. Heute dienen drei der Brüder als Älteste. Im Jahre 1939 starb ihr jüngerer Bruder, Ok Ung-nyun, in einem japanischen Gefängnis, weil er in der Neutralitätsfrage standhaft geblieben war.

EINE ZEITGEMÄSSE WARNUNG

Als Junzo Akashi im Dezember 1938 Korea zum letzten Mal besuchte, kam er mit 30 Brüdern im Haus von Moon Tae-soon in Seoul zusammen und machte sie darauf aufmerksam, daß man sie bald verhaften würde. Er ermahnte sie, sich nicht respektlos gegenüber der Landesfahne oder gegenüber dem Kaiser zu verhalten. Bruder Akashi erklärte ihnen aber auch, daß sie keine Kompromisse eingehen dürften. Er ermunterte sie alle, soviel wie möglich zu predigen und dabei die drei verfügbaren Broschüren Schutz, Warnung und Schau den Tatsachen ins Auge zu verwenden.

Bruder Akashi hob einen Punkt in der neuen Broschüre Schau den Tatsachen ins Auge zu stark hervor, wodurch er die koreanischen Brüder nachteilig beeinflußte. In der Broschüre wurden junge Paare ermuntert, mit dem Heiraten noch „einige wenige Jahre“ zu warten, bis Harmagedon vorüber sei. Er legte dies so aus, als handle es sich dabei nur um zwei oder drei Jahre, statt um eine unbestimmte Zeitperiode. Somit glaubten die koreanischen Brüder, sie müßten nur noch ein paar Monate predigen und würden dann eingesperrt werden, worauf schließlich während ihrer Inhaftierung Harmagedon hereinbräche.

Einige Wochen danach begannen die Zeitungen, die Organisation anzugreifen, indem sie Bruder Rutherford als einen „verrückten Pazifisten“ bezeichneten. Als sich Junzo Akashis Sohn und ein anderer japanischer Bruder im Januar 1939 weigerten, an einer militärischen Ausbildung teilzunehmen, wurde Bruder Akashi selbst aufgefordert, im japanischen Hauptquartier in Tokio zu erscheinen und den Grund für die Verweigerung zu erläutern. Inhaftierungen von Brüdern waren die Folge — in Japan am 21. Juni, in Taiwan am 22. Juni und in Korea am 29. Juni. Viele Zeugen kamen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 wiederholt ins Gefängnis.

DAMALIGE BEWAHRER DER LAUTERKEIT

Schwester Chang Soon-ok, eine ehemalige Katholikin, die die Wahrheit durch das Lesen des Goldenen Zeitalters kennenlernte, berichtet, was nach der letzten Zusammenkunft mit Junzo Akashi in Seoul geschah: „Diejenigen, die seinen Vortrag gehört hatten, begaben sich, mit vielen Büchern bepackt, in ihr zugeteiltes Gebiet. Ich ging nach Pusan und predigte dort. Am frühen Morgen des 29. Juni 1939 verhaftete mich ein Polizist. Von uns Schwestern sperrte man neun zusammen mit Verbrechern in eine Zelle. Es war heiß und schmutzig, und es stank. Wir verbrachten ein Jahr im Gefängnis, bevor man uns überhaupt vor Gericht stellte.

Im Gefängnis wurden die Gefangenen gezwungen, jeden Morgen den Kaiser anzubeten. Weil wir uns weigerten, legte man uns Handschellen an, wobei die eine Hand auf den Rücken gelegt und die andere über die Schulter gezogen wurde. Manchmal wurden wir mit doppelten Handschellen gefesselt, und zuweilen wurden zwei Personen Rücken an Rücken aneinandergekettet. Bei den Mahlzeiten mußte man uns die Hände vorne mit Handschellen zusammenbinden. Nach sieben Monaten gaben sie schließlich auf und nahmen die Ketten ab.

Nachdem wir unsere eigentliche Strafe abgesessen hatten, brachte man vier von uns Schwestern in ein Schutzhaftlager nach Chungju, weil wir als unverbesserlich galten. Ein Aufseher erklärte den Schwestern, daß jeder in diesem Lager innerhalb weniger Tage hingerichtet werde. Dann endete plötzlich der Krieg, und wir wurden am 16. August 1945 endlich befreit. Noch heute wühlt mich der Gedanke an all die Jahre im Gefängnis bis ins Innerste auf.“

Auch die Familie Ok wurde eingesperrt. Lee Jung-sang, die Frau des ältesten Sohnes, Ok Ryei-joon, berichtet ihre Erlebnisse:

„Ich war erst knapp zwei Jahre getauft, also noch ein geistiges Kleinkind, als die Polizei aus Seoul meinen Mann und seinen jüngeren Bruder, Ok Ji-joon, ins Gefängnis brachte. Zu jener Zeit wurden die meisten koreanischen Brüder und Schwestern verhaftet, und landeten schließlich im Sodaemun-Gefängnis in Seoul. Die Polizei beschlagnahmte wieder alle Publikationen der Gesellschaft — oder zumindest dachte sie das.

Meine Schwägerin, Kim Bong-nyo, sowie eine andere Schwester, Kim Kyung-hui, und ich waren noch frei. So gingen wir zum Literaturlager der Gesellschaft und nahmen alles an Literatur mit, was wir tragen konnten, denn wir hatten nur eines im Sinn: soviel Literatur wie möglich zu verbreiten, bevor man auch uns inhaftierte. Wir reisten Richtung Norden nach Pjöngjang, und während wir dort tätig waren, nahm man uns im November 1939 fest unter dem Vorwand, wir würden den Frieden stören und verbotene Bücher verbreiten. Wir wurden auf dem Polizeirevier in Tongdaemun eingesperrt und später in das Sodaemun-Gefängnis gebracht, wo schon die anderen Schwestern waren. Insgesamt befanden sich damals 38 Brüder und Schwestern im Gefängnis.“

TREU BIS IN DEN TOD

Schwester Park Ock-hi, die im Alter von 86 Jahren noch im Sonderpionierdienst steht, und eine andere treue Schwester, die auch im Gefängnis war, erinnern sich an diese schwierige Zeit:

„Nachdem wir den ganzen Winter in der Provinz Kyongsang im südlichen Teil von Korea die gute Botschaft gepredigt hatten, gingen wir im Februar 1939 nach Seoul zurück. Mein Mann, Choi Sung-kyu, wurde sofort von der Polizei des Polizeireviers Tongdaemun in Seoul verhaftet. Die Polizei warf ihm vor, daß er sich weigere, im Schinto-Schrein anzubeten. Während der 20 Tage im Gefängnis bekam er Typhus, und man brachte ihn in ein Krankenhaus. Nach 40tägigem Krankenhausaufenthalt wurde er entlassen, aber bei einer Verhaftungswelle im Juni 1939 gleich wieder eingesperrt.

Der Schwager meines Mannes arbeitete für die japanische Regierung. Er schickte einen Rechtsanwalt, um die Freilassung meines Mannes zu erwirken. Der Anwalt erklärte meinem Mann, daß er ihn nur aus dem Gefängnis herausholen könne, wenn er im Schinto-Schrein anbeten würde. Mein Mann lehnte dieses Angebot auf der Stelle ab und sagte zu ihm, er solle ihn nie mehr besuchen. Mein Mann schrieb mir dann: ,Wer hat den Rechtsanwalt geschickt? Bleib wachsam! Lies Römer 8:35-39.‘ Dieser Brief ermunterte uns alle, die wir noch frei waren, sehr, und die Neuen waren entschlossen, Jehova weiterhin zu lobpreisen.

Später, im September 1941, wurde ich abermals verhaftet, doch nur 15 Tage eingesperrt. Man sagte mir, ich solle 500 Won (250 US-Dollar) zahlen, damit mein Mann aus dem Gefängnis entlassen werden könne. Ich borgte mir das Geld und ging zum Gefängnis. Es war eine dunkle, kalte Nacht. Ich fand meinen Mann, mehr tot als lebendig auf dem Boden liegend, mit einem weißen Bettuch bedeckt. Man hatte ihn zweieinhalb Jahre eingesperrt und verlangte jetzt 500 Won für seine Freilassung — in diesem Zustand! Acht Stunden später starb er im Alter von 42 Jahren.

Im September 1942 wurde ich zum vierten Mal inhaftiert, und diesmal landete ich im Sodaemun-Gefängnis in Seoul, wo sich schon andere Schwestern befanden. Dort mußten wir unbeschreibliche Qualen erdulden.“

Die Aufseherin ärgerte sich immer über die Schwestern, weil sie den japanischen Kaiser nicht anbeteten. Es bereitete ihr nämlich zusätzliche Arbeit, weil sie vor jeder Mahlzeit die Handschellen und Ketten anders anlegen mußte. Doch offensichtlich bemerkte sie die Treue dieser lieben Schwestern. Erstaunlicherweise begann sie über 20 Jahre später, die Bibel zu studieren. Sie traf diese Schwestern auf einem Bezirkskongreß wieder. Im Jahre 1970 ließ sie sich taufen.

Immer wieder verhörte man die Brüder, weil die Behörden Mittel und Wege suchten, um sie strafrechtlich zu verfolgen. Man fragte sie beispielsweise: „Stimmt es, daß alle Nationen unter dem Einfluß des Teufels stehen? Auch unser großes Japanisches Reich? Sind Sie amerikanische Spione? Wann kommt Harmagedon?“ Die Brüder antworteten auf die letzte Frage: „Wenn das Predigtwerk beendet ist.“ Darauf erwiderten die Behörden gewöhnlich: „Durch Ihr Predigen beschleunigen Sie in Wirklichkeit das Kommen von Harmagedon, was bedeutet, daß Sie die Vernichtung unseres Japanischen Reiches beschleunigen. Demgemäß verletzen Sie das Gesetz der öffentlichen Ordnung.“ Daraufhin nahm man viele Brüder fest und warf sie für zwei bis vier Jahre ins Gefängnis.

Fünf der 38 Gefangenen starben während ihres Gefängnisaufenthaltes in Treue, auch Moon Tae-soon, der sich unter der Leitung des japanischen Zweigaufsehers um das Werk in Korea gekümmert hatte.

ERNÜCHTERUNG NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG

Seit man das Werk in Korea 1926 dem japanischen Zweig unterstellt hatte, war Junzo Akashi dafür verantwortlich. Nachdem die Brüder 1945 befreit worden waren, erwarteten sie, von ihm Anleitung zu erhalten. Doch Akashi, der ein unsittliches Leben geführt und unter Druck Kompromisse geschlossen hatte, verließ Gottes Organisation.

Die koreanischen Brüder waren verunsichert, weil sie Akashis unkorrekter Erklärung darüber, daß es nur noch „einige wenige Jahre“ dauern würde, bis Harmagedon käme, geglaubt hatten. Die kleine Gruppe der Brüder spaltete sich. Einige glaubensstarke Brüder waren der Ansicht, das Predigtwerk müsse fortgesetzt werden; andere verloren ihren Eifer.

Nach 1939 bestand mehrere Jahre lang kein Kontakt zu Jehovas Organisation. Die Brüder fühlten sich verlassen. Viele von ihnen dachten, daß das, was sie in Korea erlebten, auf die gesamte weltweite Organisation zuträfe. Sie wußten nicht, daß die Watch Tower Society immer noch tätig war, daß ihre Brüder in anderen Ländern während des Zweiten Weltkrieges an ihrer Lauterkeit festgehalten hatten und daß sich Mehrung einstellte. Da es niemanden gab, der die Führung übernahm, und der Kontakt zur Organisation abgerissen war, kam die wahre Anbetung in Korea fast völlig zum Stillstand.

„JEHOVAS ZEUGEN SIND WIEDER LEBENDIG GEWORDEN“

Wie war es möglich, daß sich die Tür zur wahren Anbetung wieder öffnete? Schwester Park Ock-hi erzählt:

„Nach der Befreiung von den Japanern im Jahre 1945 hielten wir in meiner Wohnung weiterhin einige Zusammenkünfte ab, obwohl etliche Schwestern meinten, es sei an der Zeit, an einem ,geheimen Ort‘ Harmagedon zu erwarten. Diese Zusammenkünfte waren nicht organisiert; der Bruder, der sie leitete, hielt anhand älterer Publikationen Ansprachen. Darauf beschränkte sich unsere Tätigkeit in den nächsten Jahren. Einer der Anwesenden war mein Neffe, Park Chong-il, ein 15jähriger junger Bursche, der später ein Glied des Zweigkomitees in Korea wurde.

Dann zeigte uns Bruder Choi Young-won im August 1948 einen Artikel in der amerikanischen Armeezeitung Stars and Stripes. Darin hieß es, daß Jehovas Zeugen sowohl in den Vereinigten Staaten als auch anderswo sehr aktiv seien. Wir waren überglücklich und ermunterten Bruder Choi, an die Gesellschaft in den Vereinigten Staaten zu schreiben. Er tat es, und die Gesellschaft antwortete prompt, indem sie uns ein Paket mit Literatur schickte. Freudig füllten wir unsere Büchertaschen mit den Broschüren und gingen sofort in den Haus-zu-Haus-Dienst in Seoul. Das war ein wunderbares Erlebnis! Eine Frau sagte sogar: ,Jehovas Zeugen sind wieder lebendig geworden.‘ “

Am 24. Juni 1949 bestand die erste Versammlung der Zeugen Jehovas aus zwölf Personen.

„WILLKOMMEN, WACHTTURM-GESANDTER DER HOFFNUNG“

Als der erste von vielen treuen Missionaren ankam — es waren schließlich 52 an der Zahl —, bestand erst eine wirklich feste Verbindung zur Zentrale der Gesellschaft.

Nachdem die Versammlung in Seoul bei der Gesellschaft eingetragen worden war, traf man Vorkehrungen, geschulte Missionare der Wachtturm-Bibelschule Gilead in dieses Land zu schicken. Acht Absolventen der 11. Klasse, die anfänglich eine Zuteilung nach Japan erhalten hatten, wurden nach Korea gesandt. Don und Earlene Steelec sollten zuerst dorthin reisen. Nach einem fast endlosen Papierkrieg bekamen sie schließlich ihre Visa von der Republik Korea, und am 9. August 1949 trafen sie dort ein.

Wegen der Sicherheitsmaßnahmen am Kimpo-Flughafen warteten nur zwei Brüder auf das Ehepaar Steele. An einem Zaun neben der Rollbahn hatten sie ein Transparent befestigt, auf dem geschrieben stand: „Willkommen, Wachtturm-Gesandter der Hoffnung“. Keiner dieser Brüder konnte Englisch, aber ihr herzliches Lächeln und ihr freundschaftlicher Händedruck waren alles, was die beiden brauchten.

Nachdem sie in einem kleinen Hotel untergebracht worden waren, kamen sie mit ungefähr zehn Brüdern und dem Versammlungsdiener, Choi Young-won, der Englisch sprach, zusammen. Das war nach zehn Jahren der erste Kontakt mit Vertretern der Organisation. Nun erhielten die Brüder Antworten auf ihre brennenden Fragen über das Werk, das noch getan werden mußte. Für den folgenden Abend wurde eine Zusammenkunft geplant. In dem ersten Brief, den Bruder Steele am 12. August 1949 an die Gesellschaft schrieb, berichtete er:

„Zu unserer Überraschung besuchten vierzig Brüder und Menschen guten Willens die Zusammenkunft. Wir überbrachten die Grüße der Brüder in den Vereinigten Staaten, sprachen über die gegenwärtige Tätigkeit der Organisation Gottes und beantworteten anschließend zahlreiche Fragen. In vieler Hinsicht besitzen die Brüder ein tiefes Verständnis und sind gewiß bemüht, das Werk durchzuführen. Nur zwei oder drei haben falsche Vorstellungen und sind verbittert, weil sich die in der Broschüre Schau den Tatsachen ins Auge erwähnten ,einigen wenigen Jahre‘ bis Harmagedon so sehr in die Länge gezogen haben.“

Für die Missionare eine Wohnung zu finden war so schwer wie das Suchen nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen, denn die Einwohnerzahl Seouls betrug zu jener Zeit 1 500 000 und war somit doppelt so hoch wie vor dem Zweiten Weltkrieg. Doch Ende August erwarb man ein schönes Haus in der Nähe des Stadtzentrums. Es handelte sich um ein solide errichtetes Backsteingebäude im westlichen Stil, das zuvor die japanische Regierung benutzt hatte, aber nun von der koreanischen Regierung treuhänderisch verwaltet wurde. In dem Haus befanden sich vier Schlafzimmer, ein großes Wohnzimmer, ein Eßzimmer und eine Küche. Jetzt konnte die Gesellschaft die anderen sechs Missionare senden. Das Haus diente nicht nur als Missionarheim und Zusammenkunftsstätte für die koreanische Versammlung, sondern sollte zu gegebener Zeit auch als Zweigbüro seinen Zweck erfüllen.

DER ORGANISIERTE DIENST BEGINNT

Da nur ein kleiner Literaturvorrat zur Verfügung stand und nur wenige Postpakete mit Publikationen ankamen, mußten die zwei Missionare und die 28 einheimischen Brüder in den folgenden Monaten die Broschüren den Interessierten, die sie im Haus-zu-Haus-Dienst fanden, ausleihen und dann wieder einsammeln, um sie an andere weitergeben zu können.

Am 1. Januar 1950 wurden vier Verkündiger, deren größter Wunsch es war, den Vollzeitdienst aufzunehmen, als Pioniere ernannt. Schon im Februar stand ein Viertel der Versammlung, nämlich sieben Personen, im Pionierdienst, und die übrigen Verkündiger setzten durchschnittlich 33 Stunden im Monat ein. Das Rückbesuchswerk und das Heimbibelstudienwerk — etwas, was die Brüder vorher nicht gekannt hatten — bereitete ihnen große Freude.

Am Ende des ersten vollen Monats, in dem die Missionare tätig waren, konnten sie 16 Heimbibelstudien berichten. Gewöhnlich kamen die Interessierten in das Haus der Missionare, statt in ihren eigenen bescheidenen Wohnungen zu studieren. Das Problem bestand nicht darin, Studien einzurichten, sondern Personen zu finden, die echtes Interesse an der Königreichsbotschaft hatten und nicht lediglich Englisch lernen oder mit Ausländern Gemeinschaft pflegen wollten.

Da den Missionaren sehr daran gelegen war, für den Predigtdienst Literatur in der koreanischen Sprache zu haben, erteilte die Gesellschaft den Auftrag, das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ so schnell wie möglich zu übersetzen und zu veröffentlichen. Bruder Choi war der einzige, der für das Übersetzen in Frage kam. Seine weltliche Arbeit hielt ihn allerdings so beschäftigt, daß es für ihn sogar schwierig war, rechtzeitig mit dem Übersetzen des Wachtturms für das wöchentliche Studium fertig zu werden. Um seine Last zu erleichtern, bat man zwei Personen, mit denen die Missionare studierten, bei dieser Arbeit mitzuhelfen, nämlich einen englischen Professor und einen Bankangestellten. Überraschenderweise gelang die Übersetzung ganz gut, besonders wenn man ihr begrenztes Wissen über die Wahrheit und die Organisation in Betracht zieht.

BRÜDER DURCH ORGANISIERTE ZUSAMMENKÜNFTE ANGESPORNT

Erst nach dem Eintreffen der Missionare wurde mit einem organisierten Wachtturm-Studium begonnen. Nachdem Bruder Choi den Studienartikel übersetzt hatte, schrieb ihn Bruder Park Chong-il mit der Hand mit neun Durchschlägen ab. Bei diesem ersten Wachtturm-Studium am 14. August 1949 waren 47 Personen anwesend, so daß mehrere eine Durchschrift benutzen mußten, um sich bei der Zusammenkunft beteiligen zu können. Danach folgte die erste Dienstzusammenkunft, die je in Korea abgehalten wurde.

Bruder Shin Wan, der nun wieder begann, die Zusammenkünfte zu besuchen, betrieb ein kleines Geschäft mit Vervielfältigungsapparaten, die er für das Königreichswerk einsetzte. Nachdem man den Wachtturm-Studienartikel übersetzt hatte, wurde er auf eine Wachsmatrize übertragen und mit einer Handwalze vervielfältigt, so daß bei den Zusammenkünften für alle Anwesenden Kopien vorhanden waren. Die Zeit der handgeschriebenen Kopien war vorüber!

WEITERE MISSIONARE TREFFEN EIN

Die ganze Versammlung erwartete sehnsüchtig die Ankunft der übrigen Missionare. Am 12. März 1950 war es dann soweit: Winfield (Scott) und Alice Counts, Grace und Gladys Gregory, Norrine Miller (jetzt Thompson) und Florence Manso (jetzt Janczyn) wurden in ihrer neuen Zuteilung mit einem koreanischen Fest und der üblichen Herzlichkeit willkommen geheißen.

Die acht neuen Missionare hatten vor ihrer Einreise nach Korea keinen Sprachunterricht gehabt, doch schon im Mai 1950 leitete jeder von ihnen durchschnittlich 20 Bibelstudien. Bei ihren Ansprachen vor der Versammlung gebrauchten sie Übersetzer. Aber die Übersetzer, denen es an guten Englischkenntnissen mangelte, waren manchmal alles andere als genau. Als beispielsweise ein Missionar die Brüder zum Dienst ermunterte, verwendete der Übersetzer den Begriff „Militärdienst“.

Nachdem man die erste Theokratische Predigtdienstschule organisiert hatte, begann man im Frühjahr 1950, auch Zusammenkünfte für die Öffentlichkeit abzuhalten. Es kamen so viele Besucher — manchmal bis zu 162 —, daß Vorkehrungen getroffen wurden, eine Serie von öffentlichen Vorträgen in der Aula der Chae-Dong-Grundschule zu halten. Interessanterweise fand der erste Vortrag mit dem Thema „Das Schicksal unserer Erde“ in Frieden am 25. Juni 1950 statt — der verhängnisvolle Tag, an dem der Koreakrieg ausbrach.

Bruder Steele berichtete später: „Sobald ich am 25. Juni meinen öffentlichen Vortrag in der Aula einer Schule in Seoul beendet hatte, teilte uns die Polizei mit, daß Süd-Korea angegriffen worden sei und man eine Ausgangssperre verhängt habe. Nebenbei bemerkt, war das Interesse an der Theokratie so gestiegen, daß bei diesem letzten Vortrag 336 Anwesende gezählt wurden. In der darauffolgenden Nacht brachen die südkoreanischen Verteidigungslinien zusammen, und Seoul wurde angegriffen.“

DER KOREAKRIEG

Bis zum Juli 1949 waren sowohl die Besatzungstruppen der Vereinigten Staaten als auch die der Sowjetunion abgezogen worden. Beide Länder ließen nur einige Berater zurück. Die Halbinsel stand kurz vor einem der schrecklichsten Kriege der Neuzeit. Als im Juni 1950 die Kampfhandlungen begannen, setzte sich die südkoreanische Armee aus weniger als 100 000 Mann zusammen und war nur mit Handfeuerwaffen ausgerüstet. Die nordkoreanischen Truppen bestanden jedoch aus ungefähr 135 000 Soldaten und einer Panzerbrigade. Somit verfügte der Norden über besser geschulte und ausgerüstete Streitkräfte, wohingegen der Süden unvorbereitet war und die Invasion daher nicht abwehren konnte.

Nachdem die nordkoreanischen Truppen die südkoreanische Armee überwältigt hatten, fiel ihnen am 28. Juni die Hauptstadt Seoul in die Hände. Nach wechselvollen Kämpfen am 38. Breitengrad wurde am 27. Juli 1953 ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet.

MISSIONARE EVAKUIERT

Am zweiten Tag nach Kriegsausbruch gab die Radiostation der amerikanischen Streitkräfte in Korea bekannt, daß alle Amerikaner aus dem Land evakuiert werden müßten. Die Missionare befanden sich nun in einer schwierigen Lage. Sollten sie bleiben und weiter mit den treuen koreanischen Brüdern zusammenarbeiten oder das Land verlassen? Die acht Missionare kamen zusammen, baten Jehova um Führung und besprachen die gespannte Situation. Wenn sie blieben, würden sie mit Sicherheit festgenommen und inhaftiert werden. Sie entschlossen sich einstimmig zur Ausreise. Die weiteren Entwicklungen zeigten, daß sie die richtige Entscheidung getroffen hatten.

In einem späteren Bericht der Missionare hieß es: „Es blieben uns nur noch 30 Minuten, um mit dem letzten Transport die Stadt zu verlassen. Unser persönliches Hab und Gut sowie das Inventar des Hauses vertrauten wir dem Versammlungsdiener an. Die Stadt wurde gerade bombardiert, und während der eiligen Fahrt zum Kimpo-Flughafen beschossen Tiefflieger unsere Busse. Man brachte uns acht Missionare mit dem Flugzeug nach Japan. Zur Zeit arbeiten wir in Kobe.“

Der Versammlungsdiener in Seoul, Bruder Lee Shi-chong, schrieb, daß man die wenigen Ausländer, die im Land geblieben waren, gezwungen hatte, an einem „Todesmarsch“ teilzunehmen.

Somit mußten die acht Missionare ihre Zuteilung allzufrüh und übereilt verlassen. Das Ehepaar Steele war nur etwas mehr als zehn Monate dort gewesen und die anderen sechs Missionare ein wenig länger als drei Monate. Doch in dieser kurzen Zeit hatten sie ihre eifrigen koreanischen Brüder sehr liebgewonnen. Wieder einmal hatte die koreanische Organisation keine direkte Verbindung zur Gesellschaft. Es war nun für jeden koreanischen Zeugen eine Herausforderung, unter diesen neuen Umständen den Dienst durchzuführen und seine christliche Neutralität zu bewahren.

TROTZ HÄRTEN TREU BLEIBEN

Da 43 Prozent der Industrieanlagen Koreas und 33 Prozent der Häuser zerstört waren, führte ein Großteil der Bevölkerung, einschließlich der Brüder, ein Flüchtlingsleben. Die Häuser waren verwüstet, und das persönliche Eigentum war verloren. Um überleben zu können, mußte man ständig auf der Hut sein. Sowohl bei nordkoreanischen als auch bei südkoreanischen Luftangriffen verloren mehrere Brüder ihr Leben. Einige — auch solche, die im Haus der Gesellschaft Zuflucht gesucht hatten — wurden von den Soldaten kaltblütig erschossen. Doch die Überlebenden erfüllten stets ihren Auftrag, das Königreich als die Hoffnung der Welt zu verkünden. Sie hörten nie auf, den Samen der Wahrheit auszusäen.

In den ersten Kriegstagen war der größte Teil der Bevölkerung Seouls in der Stadt eingeschlossen. Die Brüder wußten, daß man sie zwingen würde, sich der Freiwilligen Volksarmee anzuschließen, wenn es ihnen nicht gelänge, in südliche Gebiete zu fliehen. Bruder Park Chong-il und Ok Ung-suk versteckten sich bis zum 5. Juli in der Stadt und überquerten dann heimlich den Fluß Han, weil sie ein „sicheres“ Gebiet südlich von Seoul erreichen wollten. Auf ihrem Fluchtweg sahen sie zahlreiche Leichen und kamen an zerstörten Panzern sowie verwüsteten Häusern vorbei, doch je mehr sie sich der Front näherten, desto schwerer war es, sich vor nordkoreanischen Soldaten zu verbergen.

Nach der Landung des amerikanischen Generals MacArthur in Inchon am 15. September 1950 wurde die Stadt Seoul aus den Händen der Nordkoreaner befreit; später aber nahm der Krieg wieder einen anderen Verlauf. Bruder Park kehrte am 1. Oktober nach Seoul zurück und beschloß, von Haus zu Haus zu gehen. Es interessierte ihn, zu erfahren, wie die Menschen reagierten. Sie waren nervös und ängstlich.

Obwohl noch ungetauft, mußte auch Roh Pyung-il kurz vor Kriegsausbruch mit einigen Problemen fertig werden. Er war der Schwiegersohn von Schwester Kim Chu-ok, die während der japanischen Besetzung ihre Treue im Gefängnis unter Beweis gestellt hatte. Als nordkoreanische Truppen Seoul zum erstenmal besetzten, floh er in die Berge, um nicht zum Dienst in ihrer Armee gezwungen zu werden. Doch die Soldaten entdeckten den Rauch des Feuers, das er gemacht hatte, um sich etwas zu kochen, und nahmen ihn mit. Man brachte ihn zum Stadtrand, wo er sich mit anderen jungen Männern, die man aufgespürt hatte, aufstellen mußte. Einer nach dem anderen wurde befragt. Diejenigen, die ihren Fragestellern keine befriedigenden Antworten geben konnten, wurden beiseite genommen und erschossen. Roh Pyung-il glaubte, man würde auch ihn erschießen, ganz gleich, was er sagen würde. Deshalb beschloß er, vorher Zeugnis zu geben.

Man fragte ihn, warum er vor der Freiwilligen Volksarmee geflohen sei. Er erwiderte: „Ich kann nur Gottes Königreich dienen. In Harmagedon werden beide in diesen politischen Kampf verwickelten Seiten von Gott vernichtet, und ich möchte auf keiner der beiden Seiten stehen. Ich kann kein von Menschen gemachtes Gesetz befolgen, das zu Gottes Gesetz im Widerspruch steht. Ich habe keine Angst zu sterben, weil ich an die Auferstehung glaube.“

Sein Fragesteller erklärte, er sei der erste, der die Wahrheit gesagt habe, forderte ihn aber trotzdem auf, beiseite zu treten. Die Soldaten legten ihr Gewehr an, zielten und schossen absichtlich daneben. Roh Pyung-il fiel in Ohnmacht. Kurz danach kam er zu sich und war überrascht, noch am Leben zu sein. Seine ersten Worte waren: „Die Wahrheit ist wirklich machtvoll!“

WIEDER FLÜCHTLINGE

Nach zweieinhalb Monaten südkoreanischer Verwaltung wies die Regierung am 24. Dezember alle Einwohner Seouls (ausgenommen Männer im wehrpflichtigen Alter) an, die Stadt wieder zu verlassen.

Nur 11 Tage später, am 4. Januar 1951, wurde die Stadt erneut von nordkoreanischen und von chinesischen Soldaten besetzt. Zuvor hatten die Brüder allerdings von ihrer Habe alles mitgenommen, was sie tragen oder auf Karren transportieren konnten. Wieder begann das Flüchtlingsleben für sie. Sie nahmen auch mehrere Kartons Broschüren Freude für alles Volk mit, die sie im Missionarheim gefunden hatten. Die Broschüren wurden verwendet, damit sie auch als Flüchtlinge Wahrheitssamen aussäen konnten.

Die jungen Brüder konnten natürlich nicht aus der Stadt fliehen. Obwohl ihre neutrale christliche Haltung manche Probleme mit sich brachte, erwies sie sich oft als lebensrettend, wie Bruder Park Chong-il bald feststellte. Nachdem die Stadt erneut in die Hände der nordkoreanischen Truppen gefallen war, führten er und Cho Young-ha, ein Methodist und Lehrer an einer weiterführenden Schule, der sich für die Wahrheit interessierte, dreieinhalb Monate lang im Haus einer Schwester ein ruhiges Leben.

Bruder Park und sein Gefährte befanden sich erst ein paar Tage in ihrem Versteck, als die nordkoreanische Geheimpolizei an die Tür klopfte. Die Polizei verdächtigte sie, entweder Spione oder Soldaten der südkoreanischen Armee zu sein. Ein Ermittlungsbeamter der Polizei untersuchte ihre Hände, um herauszufinden, ob die beiden mit Gewehren umgegangen waren.

Sie erklärten dem Beamten: „Wir sind Christen, die sich nicht am Krieg beteiligen können. Deshalb war es uns auch nicht möglich, die Stadt zu verlassen, weil uns sonst die andere Seite festgenommen hätte.“ Die Polizei befahl ihnen, das Haus nicht zu verlassen, und drohte ihnen an, am nächsten Tag wiederzukommen. Sobald die Polizei gegangen war, vernichteten Bruder Park und Cho Young-ha schnell alle Namen, Adressen und Bilder von Zeugen, die sie besaßen, und nahmen sich dann vor, der Polizei am folgenden Tag Zeugnis zu geben, obwohl sie wußten, daß sie eingesperrt werden könnten.

Am nächsten Morgen kam der Polizist mit einem anderen Ermittlungsbeamten zurück. Bruder Park gab ihnen ungefähr eineinhalb Stunden Zeugnis, so als ob er einen öffentlichen Vortrag halten würde. Die Männer hörten zu, ohne ihn zu unterbrechen, und schienen an der Botschaft interessiert zu sein. Nach ein paar Fragen gingen sie plötzlich weg. Zwei Tage später kam einer von ihnen mit noch einem anderen Prüfer zurück, und Bruder Park und sein Freund hatten erneut Gelegenheit, Zeugnis zu geben. Die Polizei tauchte nie mehr auf. Bruder Park und Cho Young-ha achteten jedoch sorgfältig darauf, das Haus nicht zu verlassen. Chos Glaube wurde sehr gestärkt, und er nahm, ohne zu zögern, die Wahrheit an.

Der Krieg nahm nun einen anderen Verlauf. Am 31. März 1951 hatten die UN-Verbände erneut den 38. Breitengrad erreicht. Wieder befand sich Seoul unter UN-Befehl. Bruder Park Chong-il konnte jetzt das Haus verlassen. Zuerst ging er quer durch die Stadt, um nach dem Missionarheim zu sehen, wurde aber von UN-Soldaten angehalten. Die südkoreanischen Soldaten, die sich bei den UN-Truppen befanden, wurden mißtrauisch. Und kein Wunder! Nach über dreimonatigem Aufenthalt in der Wohnung war Bruder Park blaß und hatte lange Haare. Da er etwas Englisch konnte, erklärte er den amerikanischen Soldaten, er sei ein Zeuge Jehovas und mit amerikanischen Missionaren der Watch Tower Society zusammengewesen, nach deren Haus er jetzt sehen wolle. Die Soldaten glaubten ihm und ließen ihn gehen.

DAS WERK GEHT TROTZ DES FLÜCHTLINGSLEBENS WEITER

Die Brüder, die nun Flüchtlinge waren, ließen sich hauptsächlich in fünf größeren Städten nieder — Taejon, Taegu, Pusan, Chonju und Kunsan. Die Bevölkerung dieser Städte wuchs auf das Mehrfache ihrer normalen Größe an, denn die Menschen suchten überall Obdach — in Schuppen, an Berghängen und sogar in Höhlen.

Schwester Kim Chi-duk, die im Alter von 87 Jahren immer noch im Pionierdienst steht, gehörte zu den ersten Zeugen, die in Taegu ankamen. Zwei ihrer Söhne waren im Krieg getötet worden. Zusammen mit zwei ihrer anderen Kinder begann sie sofort, Zeugnis zu geben. Im Nu hatte sie die ganze mitgebrachte Literatur verbreitet. In der zweiten Woche machte sie dann Rückbesuche.

Ein anderer Flüchtling in Taegu, Bruder Lee In-won, und Schwester Kim hielten mit Dutzenden von anderen Personen Zusammenkünfte ab. Vervielfältigte Kapitel der Bücher „Gott bleibt wahrhaftig“ und „Dies bedeutet ewiges Leben“ verwendete man bei den Zusammenkünften und im Predigtdienst. Die erste Versammlung, die unter solchen Verhältnissen organisiert wurde, befand sich in Taegu.

Bruder Ok Ryei-joon und seine Frau, Lee Jung-sang, Flüchtlinge aus Nord-Korea, ließen sich in Chonju nieder. Schwester Lee erzählt, was als nächstes geschah:

„Ich begann ein Bibelstudium mit vier Diakoninnen der zentralen presbyterianischen Kirche. Sie wollten nur die Bibel verwenden, nicht die Publikationen der Gesellschaft. Die Geistlichkeit dort betrachtete uns als zu verachtende Flüchtlinge und versuchte, uns am Predigen zu hindern, indem sie sogar eine Pöbelrotte hinter mir herschickte. Diese vier Frauen halfen mir, der Pöbelrotte zu entkommen. Trotz der gegen mich gerichteten Angriffe von seiten der Geistlichkeit fuhren die Frauen mit ihrem Bibelstudium fort. Schließlich kamen 20 Mitglieder dieser Kirche zur Wahrheit.“

WIEDER HILFE VON MISSIONAREN

Während der anhaltenden Kriegswirren war es ganz und gar unmöglich, nach Korea einzureisen. Doch nach langem Papierkrieg konnte Don Steele allein zurückkehren. Am 11. November 1951 kam er im Hafen von Pusan an. Das Hauptquartier von MacArthur ließ von jeder Mission nur eine Person ins Land. Frauen wurde die Einreise untersagt. Erst ein Jahr später konnte Dons Frau, Earlene, wieder bei ihm sein.

Am 17. November 1951 erhielt Bruder Steele von der US-Armee die Erlaubnis, Seoul zu besuchen. Er schildert, was er und andere dort sahen:

„An jenem Nachmittag gingen wir durch die Stadt Seoul zum Missionarheim. Fast alle großen Gebäude lagen in Trümmern. In der Stadt war es so ruhig wie auf dem Land. Auf den Straßen fuhren nur ein paar Militärfahrzeuge. Aus der Ferne konnte ich das Missionarheim sehen. Alle Gebäude darum herum waren völlig verwüstet, aber das Missionarheim stand noch. An einer Ecke hatte allerdings eine Granate eingeschlagen, die in der Backsteinmauer ein über 60 Zentimeter großes Loch hinterließ. Alle Fensterscheiben waren herausgeflogen, der Deckenverputz lag auf dem Boden, die meisten Türen waren zertrümmert, und man hatte alle elektrischen Leitungen entfernt.“

Am selben Abend kamen ungefähr 35 Zeugen — fast nur Schwestern — zusammen, um Bruder Steeles Dienstansprache zu hören; außerdem wurden Vorkehrungen für den Predigtdienst an den folgenden Tagen getroffen. Am nächsten Morgen erschienen 18 Personen zum gruppenweisen Zeugnisgeben. Bevor die Besuchswoche zu Ende ging, hatten 24 Verkündiger über ihren Predigtdienst berichtet. Diese tapferen Schwestern, die während des ganzen Krieges in Seoul geblieben waren, ernteten nun die Früchte ihrer harten, mühevollen Arbeit.

Die neuen Verkündiger wollten sich taufen lassen — aber wo? Die einzigen zur Verfügung stehenden Einrichtungen waren Badeanstalten, die nun ausschließlich von UN-Soldaten benutzt wurden. Man traf Vorkehrungen, die Neuen dort zu taufen, bevor das UN-Personal zum Baden ging. Also wurden am 29. Dezember 1951 vor 8 Uhr 27 Neue getauft, darunter auch die Schwester der ehemaligen Königin von Korea.

Pusan war die provisorische Hauptstadt des Landes und ein günstiger Ort, von wo aus man den Brüdern im ganzen Land dienen konnte. Über das Postbüro der amerikanischen Armee bestellten die Brüder einen neuen Vervielfältigungsapparat, den sie auch erhielten. Überraschenderweise war es ihnen auch möglich, eine der ersten Schreibmaschinen mit koreanischen Schriftzeichen zu bekommen. Für die Zeugen in Korea bedeutete dies einen weiteren großen Schritt nach vorn.

Im Dezember 1951 und im Januar 1952 konnte Bruder Steele alle Orte besuchen, wo Versammlungen und Gruppen gegründet worden waren. Man überlege einmal: Vor dem Krieg gab es insgesamt nur 61 Verkündiger in der einen Versammlung in Seoul. Gegen Ende des Dienstjahres 1952 erreichte man eine Höchstzahl von 192 Verkündigern, die sich auf fünf Versammlungen verteilten, und das, obwohl der Krieg tobte und die meisten Brüder Flüchtlinge waren.

Während dieser Zeit schickte die Gesellschaft auch eine Kleiderspende ins Land. Zwei Tonnen Kleidung und Schuhe trafen aus den Vereinigten Staaten ein.

ENDLICH! DER WACHTTURM IN GEDRUCKTER FORM

Der September 1952 war ein bedeutsamer Monat für die Zeugen — die Zeitschrift Der Wachtturm wurde gesetzlich eingetragen, und eine Genehmigung zur Veröffentlichung wurde erteilt. Zuerst waren die vervielfältigten Exemplare handgeschrieben, aber nach der Ausgabe vom Februar 1953 erschienen sie maschinengeschrieben. Die ersten 16seitigen Ausgaben erreichten nur eine Auflage von ungefähr jeweils 700 Exemplaren.

Mit der Ausgabe des Wachtturms vom 1. Januar 1954 begann man, gedruckte Zeitschriften herzustellen. Die erste Auflage betrug 2 000 Exemplare. Beginnend mit der Ausgabe vom Januar 1955, erweiterte man die Zeitschrift auf 20 Seiten und erhöhte die Auflage auf 5 000 Exemplare. Der Wachtturm wurde einmal im Monat herausgegeben und von einer Firma in Seoul gedruckt. Von 1961 an erschien er halbmonatlich und ab Januar 1967 sogar als 24seitige Zeitschrift.

Um eine gesetzlich anerkannte Religion im Land zu werden, war es für die Zeugen nötig, eine Körperschaft zu bilden. Somit wurde die Watch Tower Songso Chaekja Hyuphoi of Korea mit sechs Direktoren und neun Mitgliedern gegründet und am 30. Oktober 1952 beim Erziehungsministerium eingetragen. Auf Beschluß der Regierung übertrug man am 25. Februar 1969 dem Ministerium für Kultur und Information die Zuständigkeit, und bis heute dient die Korporation als juristische Person. Als gesetzliche Körperschaft konnte man nun das Gebäude kaufen, das die Missionare vor dem Krieg benutzt hatten.

ZWEIGBÜRO GEGRÜNDET

„Das Werk in Korea hat so gute Fortschritte gemacht, daß es fast zu schön ist, um wahr zu sein“, hieß es in einem Brief der Gesellschaft vom 18. Oktober 1952 an die koreanischen Brüder. Dann, am 27. Juli 1953, wurde ein unsicheres Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet und zwischen Nord- und Süd-Korea eine entmilitarisierte Zone festgelegt. Bis heute besteht zwischen den beiden Landesteilen und zwischen Familienangehörigen, die durch diese Zone getrennt worden sind, keine Verbindung.

Gegen Ende des folgenden Monats kehrten Don und Earlene Steele, die den Kongreß in New York besucht hatten, nach Pusan zurück. Sie freuten sich, daß es am Ende des Dienstjahres 1953 in Korea 417 Verkündiger und 7 Versammlungen gab. Folglich teilte die Gesellschaft mit, daß die Organisation in Korea vom 1. September 1953 an ein eigener Zweig sein sollte und nicht mehr von Amerika aus betreut werden würde. Don Steele wurde Zweigdiener; heute ist er der Koordinator des Zweigkomitees.

Das koreanische Zweigbüro begann seine Arbeit in dem Haus in Seoul, das den Missionaren vor dem Krieg als Missionarheim gedient hatte. Am Gebäude reparierte man nur das Allernötigste. Es gab kein fließendes Wasser und kaum Elektrizität. Die Missionare benutzten den ersten Stock, und im Erdgeschoß hielt die Ortsversammlung ihre Zusammenkünfte ab.

HILFE VON UNERWARTETER SEITE

Während all der Jahre haben einige von den Tausenden von US-Soldaten in Korea nicht nur an der Wahrheit Interesse gezeigt, sondern auch in geistiger Hinsicht Fortschritte gemacht. Nach der Rückkehr in die Vereinigten Staaten und nachdem sie die nötigen Änderungen in ihrem Leben vorgenommen hatten, wurden sie aktive Zeugen.

Der amerikanische Oberfeldwebel Norbert Matz war ein hervorragendes Beispiel hierfür. Er hatte den Wunsch, ein gutes Verhältnis zu Gott zu haben. So begann er noch in den Vereinigten Staaten, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren. Er machte so schnell Fortschritte, daß er nach seiner Versetzung nach Korea bereits imstande war, Studien mit Koreanern durchzuführen. Auch half er den Brüdern beim Leiten der Theokratischen Predigtdienstschule. Wie? Es gab kein Lehrbuch für die Theokratische Predigtdienstschule in Koreanisch, weshalb er ihnen mit der Hilfe eines Übersetzers den Stoff verständlich machte. Des weiteren unterstützte er sie beim Organisieren einer Gruppentaufe am 30. Juni 1953, indem er Militärfahrzeuge für den Transport zur Taufstätte benutzte — 52 Personen wurden im Wasser untergetaucht. Während der Zeit, in der die Missionare nicht in Seoul sein konnten, erwies er sich als eine große Hilfe. Heute ist er unser Bruder und dient in einer Versammlung in den Vereinigten Staaten als Ältester.

Ein Interessierter von Norbert Matz war der junge koreanische Sanitäter Chun Young-soon. Er ließ sich 1953 taufen und begann kurz danach seine Laufbahn als Vollzeitdiener. Nach dem Besuch der Gileadschule wurde er ein reisender Aufseher und später Heimaufseher im Bethel. Gegenwärtig dient er im Zweigkomitee. Im gleichen Jahr — 1953 — mußte sich Park Chong-il zum zweitenmal mit der Frage des Militärdienstes auseinandersetzen. Wiederum gab er den Brüdern sowie anderen für die Zukunft ein gutes Beispiel christlicher Neutralität.

ERSTER GROSSER KONGRESS

Endlich wurde im Herbst 1953 der Ausnahmezustand aufgehoben. So war es nun möglich, in Korea einen Bezirkskongreß abzuhalten — vom 6. bis 8. August 1954. Er fand in der Chae-Dong-Grundschule statt. Zum erstenmal kamen Brüder aus dem ganzen Land zusammen. Man rechnete mit einer Anwesendenzahl von rund 700 Personen, aber schon am ersten Tag besuchten 1 043 den Kongreß, und am Sonntag lauschten 1 245 Anwesende dem öffentlichen Vortrag. Viele, die sich an die schlimme Zeit während des Zweiten Weltkrieges und an die Schrecken des Koreakrieges erinnerten, hatten Freudentränen in den Augen. Sie hatten gedacht, sie würden es niemals erleben, daß sich so viele Menschen auf Jehovas Seite stellen.

Das Außergewöhnliche an diesem Kongreß war die erste große Taufe. Der Mann einer Schwester, der bei der Feuerwehr arbeitete, sorgte dafür, daß man das Schwimmbecken an der Schule mit Wasser füllte, sobald es die Brüder von den Trümmern gereinigt hatten, die noch vom Krieg darin waren. Alle waren freudig überrascht, zu sehen, daß sich an diesem Tag 284 Personen, d. h. 23 Prozent aller Anwesenden, taufen ließen. Nun wurde offensichtlich, daß auf das Zweigbüro noch viel Arbeit zukommen würde, wenn es all diesen Neuen helfen wollte, auf geistigem Gebiet Fortschritte zu machen.

NOCH MEHR HILFE AUS GILEAD

Im März 1955 traf die zweite Schar Missionare in Korea ein: Milton und Liz Hamilton, Keith und Evelyn Kennedy, Karl Emerson, Norris Peters, Elaine Scheidt (jetzt Ness) und Druzilla (Dru) Craig (jetzt Youngberg). Eine große Gruppe von Brüdern hieß sie am Yoido-Flughafen willkommen. Damals befand sich der Flughafen auf einer Sandinsel des Flusses Han — heute eine Stadt innerhalb einer Stadt. Obwohl keiner der Missionare die Sprache beherrschte, reichten lächelnde Gesichter, Freudentränen und Gesten für die Verständigung aus. Nun herrschte im Zweigbüro wieder geschäftiges Treiben, da es jetzt eine Kombination aus Zweigbüro und Missionarheim war.

Einen Monat nach der Ankunft der Missionare wurde im April 1955 der erste Kreiskongreß in Korea abgehalten. Welch ein aufregendes, neues Erlebnis dies doch für die Brüder war! Die Missionare nahmen mit Hilfe von Übersetzern sogar am Programm teil.

MISSIONARHEIM IN PUSAN

Im Herbst 1955 eröffnete man in der Hafenstadt Pusan, etwa 320 Kilometer Luftlinie südlich von Seoul, ein Missionarheim. Pusan hatte damals eine Bevölkerung von ungefähr 1 100 000 Menschen, jedoch nur eine Versammlung. Hamiltons, Evalyn Myung Hae Park (jetzt Emerson) und eine koreanische Schwester bezogen das Missionarheim.

Wegen der großen Anzahl von Flüchtlingen waren Unterkünfte in der Stadt sehr gefragt, aber schließlich fand man eine kleine Wohnung. Sie lag im ersten Stock, hatte zwei Schlafzimmer, ein kleines Eßzimmer, und der Flur diente als Küche. Es gab kein fließendes Wasser und selten Elektrizität, so daß das Kochen, Saubermachen und Wäschewaschen viel Zeit und Mühe kostete. Um das Wasser trinkbar zu machen, mußte man es kochen oder mit Chlor behandeln.

Bruder Hamilton sagt: „Die Brüder besaßen damals nicht viel, aber sie waren herzlich und freundlich und bekundeten Eifer im Predigtdienst.“

Insgesamt haben 17 Missionare in der Stadt Pusan gedient, und heute gibt es dort bei einer Bevölkerung von 3 500 000 Menschen 51 Versammlungen. Die Brüder betrachteten es stets als ein Vorrecht, in ihrer Stadt ein Missionarheim zu haben.

EIN BEDEUTSAMER BESUCH

Nun war es soweit: Der erste offizielle Besucher aus der Weltzentrale — seit der Ankunft von Bruder Hollister — traf ein. Bruder Nathan H. Knorr, der damalige Präsident der Watch Tower Society, setzte am 27. April 1956 auf dem Yoido-Flughafen seinen Fuß auf koreanischen Boden, wo ihn 500 der 1 500 Verkündiger willkommen hießen. Don Adams aus dem Bethel in Brooklyn und Lloyd Barry (jetzt ein Glied der leitenden Körperschaft), der gerade für den Zonendienst im Orient geschult wurde, begleiteten ihn.

Bruder Knorrs sechstägiger Besuch war ein Meilenstein in der theokratischen Geschichte Koreas. Bei seiner ersten Ansprache vor den 1 330 Besuchern des Landeskongresses versicherte er ihnen, daß sie wirklich zu Jehovas weltweiter Organisation gehörten. Anläßlich dieses Kongresses ließen sich 303 Personen im kühlen Frühlingswasser des Han taufen. Dem öffentlichen Vortrag „Die ganze Menschheit unter ihrem Schöpfer vereinen“ im Stadion in Seoul wohnten 3 473 Personen bei, was auf künftige Mehrung hinwies.

Bruder Knorr erkannte, daß es in Korea jetzt darauf ankam, diesen Neuen zu helfen, in geistiger Hinsicht Fortschritte zu machen. Die Hauptverantwortung hierfür übertrug er den Gliedern des Zweigbüros sowie den Missionaren. Außerdem stellte er fest, daß manche zu früh getauft worden waren — und zwar ohne ausreichende Bibelkenntnisse. Demzufolge waren einige schwach geworden. Aus diesem Grund gab Bruder Knorr den Gliedern des Zweigbüros die Anweisung, nur bei Kreiskongressen oder größeren Kongressen Taufen durchzuführen. Dies sorgte für Abhilfe. Interessierte Personen studierten jetzt die Bibel länger und besuchten auch über einen größeren Zeitraum die Zusammenkünfte, bevor sie sich taufen ließen. Dies bereitete sie besser auf ihre künftigen Aufgaben als Zeugen Jehovas vor.

EIN SEGEN FÜR DIE BIBLISCHE BILDUNG

Das Bibelstudienwerk nahm 1956 neue Ausmaße an, als die vollständige koreanische Ausgabe des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“ erschien. Für Koreaner ist Bildung eines der wichtigsten Dinge im Leben, was durch die Tatsache bestätigt wird, daß die Analphabetenquote heute nur noch 8 Prozent beträgt. Das Zweigbüro mußte nie Lese- und Schreibunterricht organisieren. Dieser Wissensdurst ist natürlich ein Segen für die biblische Bildung der Menschen, und die Verkündiger besitzen die Gabe, diese Bildung zu vermitteln.

Interessant ist auch die religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung dieses Landes. Nur etwa 20 Prozent der 42 000 000 Einwohner Koreas sind Buddhisten, weitere 20 Prozent bezeichnen sich als Christen, und der Rest ist praktisch konfessionslos. Allerdings ist der Schamanismus im ganzen Land noch sehr verbreitet, und der Konfuzianismus bestimmt die Einstellung und die Wertmaßstäbe des Großteils der Bevölkerung. Die Verkündiger sind darauf bedacht gewesen, allen biblische Bildung anzubieten, die auf religiösem Gebiet verwirrt sind. Die Ergebnisse? Bemerkenswert!

Im Jahre 1956 wurden 12 Sonderpioniere ernannt, die sich den 11 Missionaren anschlossen. Bis auf den heutigen Tag leistet die Schar von Sonderpionieren — zur Zeit sind es rund 400 — sehr produktive Arbeit. Früher kamen hauptsächlich Stadtbewohner zur Wahrheit. Aber zufolge der modernen Kommunikations- und Transportmittel sind heute sogar in den allerkleinsten Dörfern und Städten, in die man Sonderpioniere gesandt hat, ausgezeichnete Ergebnisse zu verzeichnen.

EINE FAMILIE EIFRIGER ARBEITER

Bruder Park Young-shin, ein Kreisaufseher, berichtet, wie seine Familie mit der Hilfe von Sonderpionieren und des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“ die wahre Anbetung annahm. Die Geschichte begann in der Stadt Sunchon in der Provinz Cholla in Süd-Korea:

„Damals befanden sich drei Sonderpioniere in der Stadt, und als meine Mutter bei Nachbarn war, nahm sie eine Ausgabe des Wachtturms von einem der Pioniere entgegen. Meine ältere Schwester und ich sagten zu ihr, sie solle nicht solche Literatur annehmen, weil Jehovas Zeugen bornierte Ketzer seien. Doch meine Mutter blieb bei ihrer Meinung, daß sie nette Leute zu sein schienen, die die Bibel gebrauchten. In diesem Moment besuchten uns zwei Zeuginnen. Ich fragte sie, worin der Unterschied zwischen ihnen und den Protestanten bestehe. Ihre Erklärung klang plausibel. Ich erwarb das Buch ,Gott bleibt wahrhaftig‘ und willigte in ein Bibelstudium ein, jedoch nicht, um mich ihnen anzuschließen, sondern um mein Bibelwissen zu erweitern.

Es dauerte nicht lange, bis ich erkannte, daß man mich früher falsch belehrt hatte. Dies belastete mein Gewissen, weshalb ich mich schließlich entschloß, aus der Kirche auszutreten. Als ich den Pfarrer davon unterrichtete, sagte er: ,Warum ausgerechnet Jehovas Zeugen? Wenn Sie unbedingt die Religion wechseln wollen, warum gehen Sie dann nicht zu den Methodisten oder schließen sich der Heiligungsbewegung an? Sie haben die falsche Religion gewählt.‘

Im Oktober 1957 ließen wir uns taufen — meine Mutter, meine ältere Schwester und ich; später auch mein Vater und andere Geschwister — insgesamt sieben Kinder. Meine Mutter steht noch im Alter von 73 Jahren im allgemeinen Pionierdienst, während meine ältere Schwester seit 1967 als Sonderpionierin dient. Sie hat bisher etwa 60 Personen geholfen, sich Jehova hinzugeben und sich taufen zu lassen. Meine beiden älteren Brüder sind reisende Aufseher.“

ER SPIELTE AUF SEINER MUNDHARMONIKA

Anläßlich des ersten Besuchs von Frederick W. Franz, dem jetzigen Präsidenten der Gesellschaft, plante man für den Januar 1957 einen weiteren Landeskongreß. Sobald Bruder Franz aus dem Flugzeug gestiegen war, brachten ihn die Brüder geradewegs zur Kongreßhalle, wo er die Zuhörer mit den Worten überraschte, es tue ihm leid, daß es 63 Jahre gedauert habe, bis er nach Korea gekommen sei. Er erfreute sie dann, indem er ihnen einige Königreichslieder auf seiner Mundharmonika vorspielte.

In den wenigen Tagen nach dem Kongreß folgten die Brüder Bruder Franz auf Schritt und Tritt, um ihm brennende biblische Fragen zu stellen. An einem dieser Tage war um ein Uhr nachmittags ein Essen eingeplant. Nachdem alle das schmackhafte koreanische Mahl genossen hatten, begannen die Brüder, biblische Fragen zu stellen. Sie hielten Bruder Franz mit dem Beantworten der Fragen bis sechs Uhr abends beschäftigt. Er ermüdete nicht, dafür aber einer seiner Übersetzer, für den ein anderer einspringen mußte.

INTERNATIONALER KONGRESS 1958 „GÖTTLICHER WILLE“

Zwei weitere Missionare trafen ein: Bradley Ness und Bill Phillips. Sie kümmerten sich um das Haus in Seoul, so daß die anderen 11 Missionare den internationalen Kongreß in der Stadt New York besuchen konnten. Außerdem waren dort 14 Vertreter aus Korea anwesend. Nach dem Kongreß wurden zwei Brüder und zwei Schwestern für den Besuch der Gileadschule ausgewählt — Park Chong-il, der seit 1956 der erste im Zweigbüro wohnende Übersetzer war, und Kim Jang-soo sowie Kim Kyung-hi und Lee Hae-Young.

In Korea sollte der Kongreß „Göttlicher Wille“ im Oktober stattfinden. Er wurde in einem nicht überdachten Stadion abgehalten, wo am Sonntag 2 800 Delegierte dem kühlen Herbstwetter mutig trotzten. 153 Personen ließen sich taufen.

MEHR REISENDE AUFSEHER EINGESETZT

Der ständige Bedarf an befähigten reisenden Aufsehern ist zum Teil dadurch gedeckt worden, daß man Absolventen der Gileadschule in den Kreis- oder Bezirksdienst geschickt hat. Dazu gehörten Norris Peters und Karl Emerson, die 1955 nach Korea kamen. Bis sie fließend Koreanisch sprachen, benötigten sie beim Besuch der verschiedenen Versammlungen zunächst Übersetzer. Bruder Chae Soo-wan, Aufseher der Dienstabteilung und Glied des Zweigkomitees, war Offizier in der koreanischen Armee gewesen, als er angefangen hatte, die Bibel zu studieren. Im Jahre 1957 wurde er zum Kreisaufseher ernannt, und 1962 besuchte er die Gileadschule.

Gegen Ende des Dienstjahres 1958 gab es eine Höchstzahl von 2 724 Verkündigern, die mit 54 Versammlungen und vielen Verkündigergruppen verbunden waren. Es bestanden fünf Kreise. Aufgrund dieser Mehrung benötigte man weitere befähigte Brüder, die man im Reisedienst einsetzen konnte. Ok Ryei-joon und seine Frau erhielten eine Zuteilung für den Kreisdienst, ebenso Milton und Liz Hamilton — das erste Missionarehepaar, das in Korea im Reisedienst stand.

Für Hamiltons bedeutete dies, daß sie bei Einheimischen wohnen und sich völlig deren Lebensweise anpassen mußten. Das Leben war nun ganz anders als im Missionarheim. Sie waren es zwar schon gewohnt, bei den Zusammenkünften im Königreichssaal auf dem Boden Platz zu nehmen, aber nun mußten sie es als Ausländer lernen, beim Essen auf dem Boden zu sitzen und auf dem Boden zu schlafen. Damals gab es kaum fließendes Wasser, ganz zu schweigen von Rohrleitungen. Doch all das gehörte zum Missionarleben. Heute dient Bruder Hamilton im Zweigkomitee und als Fabrikaufseher.

Bruder Park Ii-kyun trat 1956 in den Vollzeitdienst ein und begleitete einen der Missionare im Kreisdienst als Übersetzer. Nach dem Besuch der Gileadschule kehrte er wieder ins Zweigbüro zurück und ist jetzt ein Glied des Zweigkomitees.

Im Jahre 1966 trafen Jerry und Barbara Tylich in Korea ein. Sie wurden einer Versammlung in Seoul zugeteilt und standen danach im Kreisdienst. Jim Tylich, Merlin Stoin sowie Durand und Rachel Norbom begannen ebenfalls mit dem Reisedienst. Norboms sind heute Glieder der Bethelfamilie in Kongdo. Rachel erinnert sich an einige Fragen, die man ihr während des Kreisdienstes stellte. Sie erzählt:

„Sogar noch in den 70er Jahren war es eine Sensation, wenn eine Frau aus dem Westen in ländlichen Gegenden auftauchte. Man mußte sich daran gewöhnen, einige sehr persönliche Fragen gestellt zu bekommen: ,Wie alt sind Sie?‘ ,Sind Sie verheiratet?‘ ,Wie viele Kinder haben Sie?‘ Dann kam die Frage: ,Warum haben Sie keine Kinder?‘ An einem Ort ging das Gerücht um, daß ein amerikanisches Ehepaar käme, um einige Kinder zur Adoption in die Vereinigten Staaten mitzunehmen. Also boten uns mehrere Frauen ihre Kinder an, weil sie dachten, diese würden es dort besser haben.“

Andere, die heute ebenfalls in einigen der 43 Kreise Koreas im Reisedienst stehen, sind Joseph Breitfuss (aus Österreich), Perry und Geline Jumuad (von den Philippinen) und John und Susan Wentworth (aus den Vereinigten Staaten) — sie alle dienen schon 14 bis 17 Jahre als Missionare.

WÄHREND DER KRAWALLE MIT KNAPPER NOT DAVONGEKOMMEN

Am 13. April 1960 landete das Flugzeug, in dem sich Bruder Milton Henschel befand, auf dem internationalen Kimpo-Flughafen. Während seines Zonenbesuchs fand gerade ein viertägiger Kongreß statt, bei dem am ersten Tag 2 385 Besucher gezählt wurden.

Während des Kongresses „Suche Frieden“ versuchte die koreanische Regierung, den blutigen Krawallen von Tausenden von demonstrierenden Studenten Einhalt zu gebieten. Unweit des Kongreßgeländes kam es auf der Straße zu einem Handgemenge. Trotzdem kamen über 4 000 Menschen herbei, um sich den öffentlichen Vortrag anzuhören. Jeder Winkel des Samil-Dang-Saales war ausgefüllt.

Am Montagabend, am Tag nach dem Kongreß, leitete Bruder Henschel die Hochzeit der Missionare Bradley Ness und Elaine Scheidt. Es erwies sich jedoch als sehr gefährlich, von dem Ort aus, wo die Trauung stattgefunden hatte, in ein Restaurant zu gehen. Als Bruder Henschel und mehrere Missionare das Gebäude verließen, in dem die Trauung stattgefunden hatte, gingen sie durch eine schmale Gasse. Plötzlich waren sie zwischen Tausenden von randalierenden Demonstranten an dem einen Ende der Straße und etlichen Lastwagen mit bewaffneten Polizisten, die vom anderen Ende her auf die Demonstranten zusteuerten, eingeschlossen. Bruder Henschel und seine Begleiter rannten blitzschnell über die Straße in das Restaurant hinein — nur einige Augenblicke bevor es zum Zusammenstoß zwischen den beiden Seiten kam. Daß die Brüder heil davonkamen, ist wirklich erstaunlich. Im Restaurant herrschte dann völlige Ruhe.

Als fünf weitere Gileadabsolventen eine Zuteilung nach Korea erhielten, lehnte die koreanische Regierung ihre Visumanträge ab, da Gegner Jehovas Zeugen beschuldigt hatten, Revolutionäre zu sein. Don Steele gelang es, am 6. April 1960 mit dem amerikanischen Botschafter Walter McConaughy ein Gespräch zu führen.

Der Botschafter sagte zu Bruder Steele, es sei der Gipfel der Ironie, zu behaupten, Jehovas Zeugen seien Revolutionäre. Er selbst habe in einem osteuropäischen Land gearbeitet und wisse über die Verfolgung der Zeugen in Ostdeutschland genau Bescheid. Herr McConaughy hob allerdings auch hervor, daß Korea als souveränes Land das Recht habe, nach eigenem Ermessen Visa zu erteilen. Er wollte jedoch versuchen, für Bruder Steele ein Gespräch mit dem Außenminister zu arrangieren. Es war für Dienstag, den 19. April 1960 vorgesehen. Da sich Bruder Henschel, ein Direktor der Gesellschaft in den Vereinigten Staaten, noch in Korea befand, sollte er ebenfalls die Gelegenheit erhalten, mit dem Minister zu sprechen.

Die Verhältnisse im Land verschlechterten sich; die Regierung konnte die Krawalle nicht niederschlagen. Der Dienstag kam. Das Treffen mit dem Außenminister sollte in der Innenstadt stattfinden — wo sich die schlimmsten Krawalle zutrugen. Unerschrocken und entschlossen, die Verabredung einzuhalten, machten sich die Brüder auf den Weg zum Ministerium.

Als sie ankamen, fanden sie das Gebäude fest verschlossen vor. Die Stahlrolläden waren heruntergelassen, und um das ganze Gebäude herum hatte man Sandsäcke aufgestellt. Man hatte sich verbarrikadiert, um vor den Angriffen der Studenten geschützt zu sein. Offensichtlich würde an diesem Tag kein Gespräch zustande kommen. Bruder Henschel und Bruder Steele rannten, so schnell sie konnten, durch Nebenstraßen nach Hause, wobei sie aufpassen mußten, nicht über Tote oder Verletzte zu stolpern.

Einige Tage später benachrichtigte das Außenministerium das Zweigbüro, daß die „Ursache“ für die Verweigerung der Visa „beseitigt worden sei“ und daß sie nun erteilt werden würden. Im Juni desselben Jahres trafen Russell und Dottie MacPhee, Delauris Webb (jetzt Peters), Audrey Wendell (jetzt Holmes) und Lois Dyke (jetzt Renter) ein, um den Missionardienst aufzunehmen. Man eröffnete ein weiteres Missionarheim, und zwar in Kwangju.

VORÜBERGEHENDE EINSCHRÄNKUNGEN

Im Frühjahr 1960 wurde die Regierung von Syngman Rhee entmachtet. Einige Monate später übernahm eine ordnungsgemäß gewählte Regierung die Herrschaft, die jedoch im Mai 1961 durch einen Militärputsch gestürzt wurde. Wieder einmal verhängte man über das ganze Land den Ausnahmezustand. Die Folge war, daß man sogar große religiöse Zusammenkünfte untersagte, bis die neue Regierung die Lage im Griff hatte. Doch die Zahl der Anwesenden bei den Versammlungszusammenkünften nahm trotz dieser Verhältnisse nicht ab.

Als man die Einschränkungen aufhob, mußten sich alle religiösen Organisationen erneut gesetzlich eintragen lassen — eine heikle und mit viel Schreibarbeit verbundene Angelegenheit. Schließlich wurde die Watch Tower Songso Chaekja Hyuphoi of Korea am 25. November 1961 wieder beim Erziehungsministerium eingetragen.

KONGRESSE „EWIGE GUTE BOTSCHAFT“

Alle waren begeistert, als angekündigt wurde, daß Korea bei einem der Kongresse „Ewige gute Botschaft“ im Jahre 1963 Gastgeber sein sollte. Zu jener Zeit war Korea ein Entwicklungsland. Heute kommen jährlich über eine Million Touristen ins Land, aber damals bildeten die mehr als 400 Personen aus 19 Ländern eine der größten Touristengruppen, die Korea je besucht hatten. Jeder koreanische Zeuge wartete natürlich gespannt auf die Ankunft der Brüder aus dem Ausland.

Das erste Flugzeug mit 94 ausländischen Kongreßdelegierten, darunter auch Bruder und Schwester Knorr, landete am Morgen des 24. August 1963. Der Protokollchef des Außenministeriums war zugegen, um Bruder Knorr und seine Frau zu begrüßen, die dann mit einem Privatwagen abgeholt wurden. Eine besondere Polizeitruppe eskortierte einen Konvoi von Bussen mit den anderen Delegierten. Bald überholte dieser Konvoi den Privatwagen und ließ ihn weit hinter sich zurück.

Die bis dahin größte Taufe von 612 Personen fand statt. Alle Besucher freuten sich über die Bekanntmachung, daß die koreanische Ausgabe der Zeitschrift Erwachet! nun halbmonatlich erscheinen sollte, denn von der Herausgabe der ersten koreanischen Ausgabe vom 8. September 1959 an war die Zeitschrift Erwachet! nur monatlich erschienen. Insgesamt lauschten 8 975 Personen dem öffentlichen Vortrag. Darunter befanden sich auch dreitausend Interessierte! Nicht zu übersehen waren außerdem die 12%ige Zunahme an Verkündigern in nur einem Jahr und die 9 893 Besucher des Gedächtnismahls.

ERSTE ERWEITERUNG DES ZWEIGBÜROS

Es wurde immer offensichtlicher, daß das Zweigbüro einer Erweiterung bedurfte, um mit der außergewöhnlichen Zunahme an Verkündigern Schritt zu halten. Tatsächlich war die Handvoll Verkündiger vor dem Koreakrieg in weniger als 15 Jahren bis zu Beginn des Dienstjahres 1964 auf über 5 000 angewachsen. Im August 1964 begann man mit dem Bau eines dreigeschossigen Bethelgebäudes, was die zur Verfügung stehende Bodenfläche verdreifachen würde.

Am 1. Mai 1965 zog die Bethelfamilie ein. Der neue Königreichssaal war in Korea eine Besonderheit — er hatte Stühle!

BROSCHIERTE BÜCHER FÜR DEN PREDIGTDIENST

Der 19. Juli 1966 war ein weiterer historischer Tag. Von da an sollte die gesamte koreanische Literatur der Gesellschaft in Korea gedruckt werden. Das amerikanische Bethel brauchte dem koreanischen Zweig nun nicht länger Geschenksendungen mit gebundenen Büchern zu schicken.

Die Bücher wurden einfarbig auf Zeitungspapier gedruckt und broschiert, weil sie als gebundene Bücher für die Öffentlichkeit unerschwinglich gewesen wären. Dessenungeachtet enthielten sie die gleiche wichtige Botschaft. Im übrigen stellte man damals in Korea die meisten Bücher ebenfalls in broschierter Form her. Wie lautete der Titel der ersten Publikation? „Dinge, in denen es unmöglich ist, daß Gott lügt“.

Die ersten 50 000 Exemplare des Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, das in Korea im Januar 1969 erschien, waren schon innerhalb von ein paar Monaten vergriffen. Es mußte sofort nachgedruckt werden. Die Brüder machten von diesem preisgünstigen Heimbibelstudienhilfsmittel guten Gebrauch. Die Zahl der Bibelstudien schnellte in die Höhe. Nahezu jeder, der während jener Zeit in die Wahrheit kam, lernte die biblischen Grundlehren anhand dieser Publikation kennen. Bisher sind allein in Korea über 2,2 Millionen Exemplare dieses Buches gedruckt und verbreitet worden! Die Verkündigerzahl stieg von etwas über 8 000 am Ende des Jahres 1968 auf mehr als 30 000 im Jahre 1982, dem Jahr, in dem das Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben veröffentlicht wurde.

Kurz vor dem internationalen Kongreß „Friede auf Erden“, der in Seoul im Chang-Choong-Gymnasium im Oktober 1969 stattfand, erreichte man die 22. aufeinanderfolgende Verkündigerhöchstzahl von 10 610. Vor 14 529 Besuchern gab Bruder Franz das Buch Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes? frei. Zum erstenmal erschien eine koreanische Publikation zur gleichen Zeit wie die englische.

EINE GEWISSENSSACHE

Die Streitkräfte der Republik Korea gehören zu den größten der Welt. Auch Geistliche oder Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen werden nicht von der allgemeinen Wehrpflicht befreit.

Am 22. Februar 1971 erhielt das Zweigbüro einen Einschreibebrief der Regierung. In dem Brief beschuldigte man die Zeugen, die Menschen zu lehren, keine patriotischen Lieder zu singen und sich nicht an politischen Wahlen zu beteiligen; außerdem warf man ihnen vor, andere vorsätzlich zu ermuntern, den Wehrdienst zu umgehen. Als Antwort auf diese Anschuldigungen erläuterte das Zweigbüro, warum Jehovas Zeugen keine Anarchisten sind sowie die biblische Grundlage für das Untertansein gegenüber den obrigkeitlichen Gewalten. Des weiteren erklärte es, daß sich die Zeugen in keinerlei staatliche Vorgänge einmischen, wozu auch das Wählen und der Wehrdienst gehören.

Die Lage spitzte sich zu. Nachdem die Brüder von weiteren Entwicklungen erfahren hatten, schlug Bruder Knorr ihnen vor, die amerikanische Botschaft aufzusuchen. So trafen sich Bruder Steele und Bruder Hamilton am 24. März 1971 mit dem stellvertretenden US-Missionschef, Francis T. Underhill, zu einem einstündigen Gespräch. Nach einer lebhaften Diskussion über das Werk der Zeugen Jehovas und ihre Einstellung sagte Herr Underhill, er wolle die Angelegenheit dem Außenministerium in Washington berichten. Doch nichts weiter geschah.

Während der Jahre mußten sich somit unzählige Brüder — alte und junge — mutig mit dem Problem auseinandersetzen. Einige konnten ihre Schulausbildung nicht beenden und andere keine Arbeit finden. Wieder anderen, die ihre Lauterkeit bis in den Tod bewahrt haben, steht die Auferstehung in Aussicht.

DER GRÖSSTE KONGRESS

Die Zeit für den dritten internationalen Kongreß in Seoul rückte näher. Er sollte im Sommer 1973 abgehalten werden. Der Kongreß „Göttlicher Sieg“ war der größte einzelne Kongreß, den man je in Korea durchgeführt hatte — über 29 000 Anwesende wurden gezählt, und 2 002 ließen sich taufen.

Bruder Park Ii-kyun, der Kongreßaufseher dieses Kongresses, berichtet folgendes: „Wegen der Unruhen im Land fühlten sich die Behörden immer noch ziemlich unsicher. Infolgedessen entsandten sie 130 Polizisten in Zivil; jeweils 2 befanden sich in jeder Kongreßabteilung, und die übrigen waren im ganzen Stadion verteilt. Die Polizei sagte, wir würden dem Gesetz besser gehorchen als Personen mit einer höheren Schulbildung.

Wenn es bei Sportereignissen oder bei anderen Veranstaltungen zu regnen beginnt, entsteht gewöhnlich ein wildes Durcheinander, und alle stürzen zu den Ausgängen. Während eines Teils des Kongreßprogramms fing es an, in Strömen zu regnen, und die Polizei beeilte sich, die Ausgänge zu öffnen. Aber zu ihrer Verwunderung verließ keiner das Stadion. Vielmehr spannten alle ihre Schirme auf und blieben ruhig sitzen, um dem Programm zu lauschen.

Außerdem erzählte mir der Stadionverwalter, das Stadion sei noch nie so sauber gewesen, und wenn er es Jehovas Zeugen einmal im Monat vermieten könnte, bliebe es auch immer so sauber.“

EIN GRUND ZUR BESORGNIS

Im Frühjahr 1975 schien alles in Ordnung zu sein. Die Bethelfamilie zog in ihr geräumiges neues Bethel ein, und Bruder Lloyd Barry reiste aus Japan an, um die Ansprache anläßlich der Bestimmungsübergabe zu halten. Das Dienstjahr 1975 endete mit einem außergewöhnlichen Predigtdienstbericht; auch ließen sich 8 120 Personen taufen. Somit kamen innerhalb von nur drei Jahren 19 600 Neue hinzu. Gut über die Hälfte aller koreanischen Zeugen war weniger als drei Jahre in der Wahrheit.

Doch in den ersten Monaten des Dienstjahres 1976 begann die Zahl der Verkündiger und die der Heimbibelstudien merklich abzunehmen. Diese rückläufige Tendenz sollte über drei Jahre anhalten. Der tiefste Stand wurde im November 1978 erreicht, als die Verkündigerzahl von 32 693 im August 1975 auf 24 285 zurückging. Die Zahl der Anwesenden beim Gedächtnismahl sank ebenfalls, und zwar von über 68 000 im Jahre 1975 auf 49 545 im Jahre 1978. Die Brüder im Zweigbüro waren bestürzt. Würde es je eine rückläufige Entwicklung geben?

Natürlich sahen weder sie noch die Gesellschaft tatenlos zu. In einem Brief der Gesellschaft vom 4. April 1977 hieß es:

„Wir hoffen, daß die Brüder sorgfältig auf ihr Lehren achten. Offensichtlich konzentrierten sich einige sehr stark auf das Jahr 1975, so daß keine gute Grundlage geschaffen wurde. Die Grundlage sollte natürlich der Glaube an Christus Jesus und das Loskaufsopfer sein. Wer sich Jehova hingibt, sollte wissen, was er tut.“

Eine wirklich sehr offene Feststellung! Einige Brüder, die biblische Unterweisung erteilten, hatten zuviel Nachdruck auf ein bestimmtes Datum gelegt. Für viele Neugetaufte war die Wahrheit eine reine Gefühlssache. Selbst manche Älteste hatten ihre Hoffnung auf 1975 gesetzt. Außerdem wurde das Land langsam vom Materialismus durchsetzt — eine Folge des schnellen wirtschaftlichen Wachstums in Korea. Auch der Nationalismus nahm zu. Das Ergebnis: Gleichgültigkeit unter den Brüdern.

LANGSAM ABER SICHER WIEDER MEHRUNG

Mehr als 24 000 glaubensstarke Zeugen ließen sich nicht von irgendeinem Datum irritieren. Doch es dauerte acht lange Jahre bis man — im August 1983 — wieder eine neue Verkündigerhöchstzahl erreichte.

Die Zeit war vorbei, in der sich jemand rein gefühlsmäßig und vorschnell für die Wahrheit entschied, und diejenigen, die sich taufen ließen, waren sich der Verantwortung, die ihre Hingabe mit sich brachte, voll bewußt. Viele Untätige begannen zurückzukehren, da sie erkannten, daß sie sich sonst nirgendwohin wenden konnten. Etliche mußten erst bittere Erfahrungen machen, bis ihnen zu Bewußtsein kam, daß die Wahrheit nur an einem Ort zu finden ist.

DER ERSTE KONGRESS-SAAL IM ORIENT

Mitte der 70er Jahre wurde es für die Brüder schwierig, geeignete Räumlichkeiten für Kreiskongresse und andere besondere Anlässe zu finden. Also entschlossen sie sich, selbst einen Kongreßsaal zu bauen. Form und Baustil waren einfach, genügten jedoch, um den Besuch des Kongresses für alle Anwesenden zu einem angenehmen Erlebnis zu machen. Somit wurde im April 1976 in Pusan der erste Kongreßsaal der Zeugen Jehovas im Orient der Bestimmung übergeben. Bis jetzt gibt es in Korea sieben Kongreßsäle, die von etwa 75 % der Verkündiger benutzt werden.

ÄNDERUNGEN BEI DER HERAUSGABE VON ZEITSCHRIFTEN

Neue Verordnungen der Regierung zwangen das Zweigbüro, in Verbindung mit der Veröffentlichung der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! Änderungen vorzunehmen. Fortan durfte irgendeine Organisation, die zwei Zeitschriften herausgab, nur noch eine herausgeben. Die Zeitschrift Erwachet! war eine von 67 Zeitschriften, deren Veröffentlichung im November 1980 von der Regierung untersagt wurde. Das koreanische Zweigbüro unternahm alle Anstrengungen, um die Entscheidung rückgängig zu machen, aber ohne Erfolg.

Dann kam zwei Monate später unerwartet eine Mitteilung von den Behörden, daß gegen die Veröffentlichung einer Begleitzeitschrift des Wachtturms nichts einzuwenden sei. Der heilige Geist war wirksam! Die Begleitzeitschrift sollte das gleiche Datum wie Der Wachtturm tragen, nämlich den ersten beziehungsweise fünfzehnten eines Monats. Dies wird auch heute noch so gehandhabt.

MISSIONAREN WIRD DIE EINREISE VERWEIGERT

Da die einheimischen koreanischen Pioniere in der Lage sind, das Gebiet in Korea gut zu betreuen, werden dafür keine ausländischen Missionare mehr benötigt. Doch werden immer noch Missionare gebraucht, die die Brüder schulen und geistig auferbauen. Deshalb erhielten fünf weitere Missionare im Herbst 1977 von der Gesellschaft eine Zuteilung nach Korea. Sehr zur Überraschung des Zweigbüros bekamen sie keine Visa. Die 17 Missionare, die bereits im Land dienten, konnten bleiben, aber man gestattete keinen weiteren Missionaren der Watch Tower Society die Einreise. Des weiteren würden die 17 Missionare keine Wiedereinreisegenehmigung mehr erhalten, falls sie das Land verließen.

Die Missionare schätzen es sehr, daß die Behörden es seit dem Spätjahr 1987 in Erwägung ziehen, ihnen auf normale Weise Wiedereinreisegenehmigungen zu erteilen.

GIGANTISCHES PROJEKT

Im Sommer 1979 gab die leitende Körperschaft dem Zweigbüro die Erlaubnis, sich nach einem Grundstück für ein neues Zweigbüro umzusehen. Nachdem die Brüder ein Jahr lang gesucht hatten, fanden sie 68 km südlich von Seoul in Gyonggi-do (Ansung Kun, Kongdo Myun) ein etwa dreieinhalb Hektar großes Stück Acker- und Waldland. Das neue Zweigbüro würde also in einer nicht verschmutzten Umgebung liegen.

Dieses Projekt hatte, verglichen mit früheren Bauvorhaben, gigantische Ausmaße. Das Zweigbüro sollte nun das Drucken von Zeitschriften übernehmen und das künftige Drucken von Büchern vorbereiten. Es herrschte glühende Begeisterung, als die fertiggestellten Gebäude am 8. Mai 1982 der Bestimmung übergeben werden konnten und Bruder Franz sowie Bruder Barry aus der Weltzentrale anwesend waren, um besondere Vorträge zu halten.

Die Unterstützung der Brüder aus den Vereinigten Staaten und aus Japan sowie eines weltlichen Druckereibetriebes am Ort ermöglichte es, daß das Zweigbüro jetzt seine eigene Druckerei hat. In sehr kurzer Zeit erhöhte sich die Auflage jeder Ausgabe der Zeitschriften auf fast 200 000, so daß die Maschinen den ganzen Tag in Betrieb sind.

Drei Jahre nachdem das Zweigbüro nach Kongdo umgezogen war, übergab Bruder Albert Schroeder von der leitenden Körperschaft, der dort gerade als Zonenaufseher diente, im Mai 1985 einen Anbau der Bestimmung. Durch den Anbau verdoppelte sich die Bodenfläche auf nahezu 9 300 Quadratmeter. Die Verkündigerzahl nahm von 30 000 im Jahre 1982 auf über 39 600 im Jahre 1985 zu. Welch eine Mehrung!

Da Seoul nicht nur die Hauptstadt Süd-Koreas, sondern auch das Wirtschaftszentrum des Landes ist, hielt man es für das beste, den eingetragenen Sitz der Korporation dort zu belassen. Man errichtete in Seoul ein schönes neues Gebäude, in dem Büros und ein Königreichssaal untergebracht sind und das auch genügend Raum für ein Literaturlager bietet. Am 20. Dezember 1986 fand die Bestimmungsübergabe statt. Vier Glieder der Bethelfamilie wohnen und arbeiten dort.

HOCHLEISTUNGS-ROTATIONSMASCHINE IN AKTION

Vor nahezu 600 Jahren erzielten die Koreaner durch die Erfindung der ersten beweglichen Metalletter auf dem Gebiet der Drucktechnik echte Fortschritte. Heute machen sich die koreanischen Zeugen moderne Drucktechniken zunutze, um die Königreichsinteressen zu fördern. Die Druckvorbereitungen werden zum Teil mit Hilfe von Computeranlagen erledigt, und eine neue Mitsubishi-Rollenoffsetpresse produziert pro Minute 500 farbige 32seitige Zeitschriften, so daß problemlos genügend Zeitschriften und andere Literatur hergestellt werden können. Im Sommer 1983, als Bruder Lloyd Barry als Zonenaufseher zu Besuch war und den überlasteten Zustand der Druckerei sah, kam man zum erstenmal auf die Idee, solch eine große Druckmaschine anzuschaffen.

Damals gab es in der Fabrik so gut wie keine Stellfläche mehr. Für eine 130-Tonnen-Druckpresse mit einer Länge von 26 Metern war absolut kein Platz vorhanden. Dies bedeutete, daß man den Bau eines weiteren Gebäudes in Angriff nehmen mußte — den zweiten Erweiterungsbau in Kongdo innerhalb von nur vier Jahren. Bis dahin waren die koreanischen Zeitschriften drei Monate nach den englischen Ausgaben erschienen. Die Aussicht, die Zeitschriften zur gleichen Zeit wie die englischen herauszubringen, war all die Mühe wert.

Das Importieren dieser Druckpresse brachte jedoch viele Probleme mit sich. Die Gesetzgebung verlangte, daß man sich bei der Regierung eine Empfehlung einholte, bevor die Erlaubnis für die Einfuhr erteilt würde. Die Lage schien aussichtslos. Doch im Sommer 1985 wurde diese Einschränkung aufgehoben, und die Brüder im Zweigbüro besorgten sich sofort eine Importlizenz. Sechs Wochen später wurde das Gesetz erneut geändert, und man brauchte wieder eine Empfehlung. Der heilige Geist hatte den Weg geebnet, und die Brüder hatten schnell gehandelt. Heute ist das Geräusch der Druckmaschine im Zweigbüro zu hören. Die Verkündiger können für das Zeugniswerk ausreichend mit Literatur versorgt werden.

NACH VORN SCHAUEN

Die Koreaner nennen ihr Land Choson, „Land der Morgenfrische“. Vor Jahren fragten sich die Brüder, wie sie jemals all die Menschen in ihrem Land mit der Königreichsbotschaft erreichen könnten und wie viele von diesen Jehova als seine „Schafe“ erwählen würde (Mat. 25:32).

Heute sind nur noch 7 % des Gebietes nicht zugeteilt, und dieser Teil des Landes wird in den Sommermonaten von den Verkündigern fast ganz bearbeitet. Oft werden Stadtgebiete mehr als einmal im Monat durchgearbeitet. Da über ein Viertel der mehr als 48 000 Verkündiger im allgemeinen Pionierdienst steht und es viele ständige Hilfspioniere gibt, weiß die Bevölkerung Koreas, wer Jehovas Zeugen sind. Jehova hat auch unter den Koreanern seine „Schafe“ erwählt.

Es ist so, wie ein Bibelschreiber sagte: „Am Morgen säe deinen Samen, und bis zum Abend laß deine Hand nicht ruhen; denn du weißt nicht, wo dies Erfolg haben wird, entweder hier oder dort, oder ob beides gleicherweise gut sein wird.“ Es ist Samen ausgesät worden, und die Ernte ist ertragreich. Die Zukunftsaussichten sind vielversprechend. All dies ist hier in Korea nur durch Jehovas Geist möglich gewesen (Pred. 11:6).

[Fußnoten]

a In Korea wird beim Sprechen und Schreiben der Familienname stets zuerst genannt.

b Verheiratete Frauen behalten ihren Mädchennamen.

c Earlene Steele, die 36 Jahre treu als Missionarin in Korea gedient hatte, starb 1985 nach langer Krankheit.

[Kasten/Bilder auf Seite 193]

Am 23. Mai 1987 übergab Milton G. Henschel, ein Glied der leitenden Körperschaft, einen dreigeschossigen Anbau des Zweigbüros in Kongdo seiner Bestimmung. In dem neuen Fabrikgebäude ist eine 130 Tonnen schwere Vierfarb-Rollen- offsetmaschine untergebracht. Bruder Henschel sprach zu 2 060 Personen, die sich auf dem Gelände des Zweigbüros versammelt hatten. Dies ist die zweite größere Erweiterung des Bethels seit 1982.

[Bild]

Das ursprüngliche Wohngebäude, das 1982 der Bestimmung übergeben wurde

[Bild]

Bürogebäude; Fabrik (cremefarbener Teil in der Mitte); rechts das neue Wohngebäude, das 1985 der Bestimmung übergeben wurde

[Bild]

Rechts das Fabrikgebäude, das 1987 der Bestimmung übergeben wurde

[Bild]

Modell des koreanischen Zweigbüros, von einem Architekten angefertigt

[Karte/Bilder auf Seite 136]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

KOREA

CHINA

UdSSR

Gelbes Meer

Pjöngjang

Sariwon

ENTMILITARISIERTE ZONE

SEOUL

Inchon

Han

Ansung—Kongdo

Pyungtaek

Taejon

Kunsan

Taegu

Chonju

Pusan

Kwangju

Cheju

Japanisches Meer

JAPAN

[Bild auf Seite 143]

Lee Shi-chong, ein Kolporteur, der Anfang der 30er Jahre mit dem Fahrrad die Landgebiete bereiste, um die Königreichsbotschaft bekanntzumachen

[Bild auf Seite 146]

Ok Ung-doo, Ok Ryei-joon und Ok Ji-joon (von links nach rechts) mußten während des Zweiten Weltkrieges schwere Prüfungen erdulden

[Bild auf Seite 153]

Choi Sung-kyu hatte aufgrund seiner religiösen Überzeugung bis zu seinem Tod im Jahre 1941 schwer zu leiden, aber sein Glaube war für seine Brüder eine große Ermunterung

[Bild auf Seite 157]

Missionare und die Bethelfamilie vor dem erweiterten Zweigbüro in Seoul. Der Anbau rechts wurde 1975 der Bestimmung übergeben.

[Bild auf Seite 159]

Earlene und Don Steele, die ersten Missionare der Watch Tower Society in Korea im August 1949

[Bilder auf Seite 175]

Brüder und Schwestern heißen Nathan H. Knorr willkommen, den damaligen Präsidenten der Watch Tower Society. Er kam am 27. April 1956 auf dem Yoido-Flughafen in Korea an. Begleitet wurde er von Don Adams und Lloyd Barry.

[Bild auf Seite 178]

Im Januar 1957 erwiderte Frederick W. Franz, der jetzige Präsident der Watch Tower Society, die Begrüßung durch die Kongreßbesucher in Seoul mit einem Potpourri von Königreichsliedern auf seiner Mundharmonika

[Bilder auf Seite 180]

Durand und Rachel Norbom sowie Liz und Milton Hamilton (von links nach rechts), zwei Missionarehepaare, die seit mehr als 20 beziehungsweise 33 Jahren in Korea dienen

[Bild auf Seite 181]

Missionare, die im Reisedienst stehen. Von links nach rechts: Susan und John Wentworth, Geline Jumuad, Josef Breitfuss und Perry Jumuad.

[Bilder auf Seite 183]

Kim (Phillips) Kyung-hi, Evalyn Park (Emerson) sowie Liz und Milton Hamilton bezogen 1955 in Pusan ein Missionarheim

Keith und Evelyn Kennedy, Karl Emerson, Druzilla Craig (Youngberg), Elaine Scheidt (Ness), Norris Peters sowie Earlene und Don Steele auf den Stufen des durch eine Granate beschädigten Zweigbüros und Missionarheims in Seoul im Jahre 1957

[Bild auf Seite 191]

Die Brüder des Zweigkomitees stehen durchschnittlich bereits 37 Jahre im Vollzeitdienst. Vordere Reihe, von links nach rechts: Chae Soo-wan, Don Steele (Koordinator des Zweigkomitees) und Chun Young-soon. Hintere Reihe, von links nach rechts: Park Ii-kyun, Milton Hamilton und Park Chong-il.

[Bild auf Seite 194]

Brüder aus dem japanischen und dem koreanischen Bethel arbeiteten und lernten gemeinsam, nachdem die 26 Meter lange Vierfarb-Druckmaschine 1986 im Anbau des Zweigbüros in Kongdo installiert worden war

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