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  • Internationale Ausstellungen — Haben sie Zukunft?
  • Erwachet! 1988
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Erwachet! 1988
g88 8. 1. S. 22-25

Internationale Ausstellungen — Haben sie Zukunft?

INTERNATIONALE Messen und Weltausstellungen rufen unter der Öffentlichkeit gewöhnlich großes Interesse wach. Sie fördern auch den Welthandel. Doch man fragt sich heute, ob sie Zukunft haben. Weshalb?

Die Geschichte der Messen und Ausstellungen und ihr Zweck sowie Beobachtungen auf einer der letzten Ausstellungen werden zur Beantwortung dieser Frage beitragen.

Ursprung und Zweck

Die Geschichte der Ausstellungen kann bis in vorchristliche Zeit zurückverfolgt werden. Gemeint sind religiöse Feste und Versammlungen im Nahen Osten. Sie eröffneten Händlern, wie zum Beispiel den Phöniziern, die Möglichkeit, im gesamten Mittelmeerraum mit ihren Waren zu handeln.

Kommerzielle Messen ähnlich den heutigen nahmen im Mittelalter in Europa ihren Anfang. Sie waren Handelszentren für Kaufleute und andere. Sie hatten einen religiösen Hintergrund, denn das Wort Messe „hatte neben seiner eig[en]tl[ichen] Bed[eutung] ‚liturgische Opferfeier‘ noch die Bed[eutung] ‚Heiligenfest‘ ... Aus dem ‚Heiligenfest‘ wurde ein ‚kirchlicher Festtag‘, an dem üblicherweise ein großer Jahrmarkt abgehalten wurde. Auf Grund dieses Brauches entwickelte das Wort Messe die sekundäre, seit dem 14. Jahrhundert übliche Bed[eutung] ‚Jahrmarkt‘ (heute besonders ‚... internationale Großausstellung‘)“ (Duden, Das Herkunftswörterbuch, 1963).

Die Betonung auf dem kommerziellen Aspekt wurde bei der Kristallpalast-Ausstellung in London (1851) deutlich, die als erste wirklich internationale Ausstellung und als Vorbild für kommende Ausstellungen galt. Ihr Zweck bestand darin, „in der Welt englische Waren und Herstellungsverfahren einzuführen und dadurch die Nachfrage anzuregen“. War sie ein Erfolg?

Die Encyclopedia Americana antwortet: „Die Briten lernten nicht nur die großartigen handwerklichen Leistungen anderer Völker kennen, sondern die Besucher ... wurden sich auch deutlich der Überlegenheit englischer Waren, Maschinen und Produktionstechniken bewußt. Die Nachfrage nach englischen Waren stieg sofort sprunghaft an.“

Da die Zahl internationaler Messen zunahm, hielt man es für angebracht, sie durch einen Weltausschuß zu regeln. (In dem Kasten auf Seite 25 sind einige der bekannteren Messen und Weltausstellungen aufgeführt.) So unterzeichneten 1928 in Paris 35 Staaten eine Übereinkunft über internationale Ausstellungen, „um die Häufigkeit und Organisierung internationaler Ausstellungen zu regeln“. Im Jahre 1931 wurde das BIE (Bureau International des Expositions) eingesetzt, um diese Ausstellungen zu beaufsichtigen.

Expo 86: die Weltausstellung 1986

Die letzte internationale Ausstellung war die Expo 86 in Vancouver (Kanada), die vom 2. Mai bis zum 13. Oktober 1986 stattfand. Über 90 Pavillons waren über das 70 Hektar große Gelände verstreut, und 54 Staaten nahmen teil. Bei der Expo 86 ging es um Transport- und Kommunikationsmittel, und sie stand unter dem Motto „Welt in Bewegung — Welt in Berührung“. Das Zentrum bildete ein 17geschossiger Kuppelbau aus Edelstahl. Unter anderem befand sich darin ein 500sitziges Omnimax-Kino, in dem Filme auf eine acht Stockwerke hohe Rundumleinwand projiziert wurden.

Die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten stellten ihre Raumfahrzeuge und Satelliten aus, um zu zeigen, was sie auf dem Gebiet der Transport- und Kommunikationsmittel erreicht hatten. Das Paradestück der Ausstellung war indessen Canada Place, ein aufsehenerregender 144,8-Millionen-Dollar-Bau, der als „künftiger Gebäudekomplex für die Regierung“ gedacht war. Er wurde auf einem Pier am Hafen von Vancouver errichtet und sieht aus wie die Kombination von einem Luxusdampfer und einem riesigen fünfmastigen Segelschiff, das gerade in See stechen will.

Nach Ende der Expo wurde Canada Place zu einem Welthandelszentrum. Dazu ist es gut geeignet. Innen ist es so groß wie zwei Fußballfelder. Es bietet 5 000 Personen Platz, hat 23 zusätzliche Sitzungssäle, ein Hotel mit 500 Zimmern und einen Ballsaal.

„Hat es sich gelohnt?“

Einige sind aufgrund der weiteren Nutzung der Gebäude und der ausgestellten Entwicklungen der Ansicht, eine Weltausstellung lohne sich immer, ganz gleich, wie hoch die Kosten seien. Sie weisen auf die neuen Arbeitsplätze hin, die Zunahme des Fremdenverkehrs, die Steuereinnahmen, die neuen Beförderungsmittel, Brücken, Straßen und all die anderen lohnenden Begleiterscheinungen.

Viele loben das reichliche Angebot an einwandfreier Unterhaltung für Familien auf Ausstellungen. Auf der Expo gab es außer den lehrreichen Ausstellungsstücken einen Jahrmarkt, vier Amphitheater und Kinos sowie über 43 000 kostenlose Vorführungen, darunter Tänze und Konzerte. Die Atmosphäre veranlaßte einen Autor zu der Aussage: „Es macht Spaß, einfach nur umherzuschlendern.“ Einer der Filme wurde für eine Auszeichnung als beste Live-Handlung im Kurzfilm vorgeschlagen.

„Hat es sich gelohnt?“ fragte jedoch eine Zeitung. Am letzten Tag der Expo 86 schrieb eine kanadische Zeitung über das Problem der Hunderte von Millionen Dollar Schulden: „Morgen beginnt der Katzenjammer.“

Kosten und Schulden

„Die Ausstellung endete mit einem Defizit von 349 Millionen US-Dollar“, berichtete der Toronto Star. Verluste bei früheren Ausstellungen sind in dem bereits erwähnten Kasten aufgeführt. Die Expo 86 bildete also keine Ausnahme. Allerdings muß man einräumen, daß über 22 Millionen Besucher kamen, mehr als erwartet. Außerdem bekam sie in der ganzen Welt hervorragende kostenlose Publizität — 10 000 Journalisten aus 60 Ländern schrieben über die Ausstellung. Sie war acht Jahre lang vorbereitet worden und wurde durch eine „glänzende weltweite Marketing-Kampagne“ gefördert. Dennoch kam es zu finanziellen Einbußen.

Aber würde nicht die Wirtschaft einen Aufschwung erleben? „Die geplagte Wirtschaft der Provinz erhielt eine Spritze mit kurzer Wirkung, ähnlich wie eine Spritze für einen Drogenabhängigen — schnell, euphorisch. Doch die verheißenen internationalen Investitionen scheinen auf sich warten zu lassen“, hieß es in einem Bericht. Die Arbeitslosigkeit in dem Gebiet fiel auf den Stand wie vor der Expo zurück.

Die Kosten für den Steuerzahler gehen weiter. Obgleich ein schöner Komplex wie Canada Place künftig verwendet wird, werden andererseits auch Renovierungen nötig sein. Allein der Abriß würde schätzungsweise 10 Millionen US-Dollar kosten. Die Ausgaben für die Instandhaltung belaufen sich bereits auf 18 Millionen US-Dollar. Doch es gibt noch andere Faktoren, die auf einen Rückgang der Ausstellungen hindeuten.

Andere Faktoren für einen Rückgang

Ein Autor schrieb: „Wir mißtrauen der Technik allmählich; zumindest flößt sie uns keine Scheu mehr ein.“ Sie erregt keine uneingeschränkte Bewunderung mehr.

David Suzuki, ein kanadischer Wissenschaftler, sagte über die Expo 86: „Inmitten der überschwenglichen Verheißungen in bezug auf künstliche Intelligenz, die Raumfahrt und die Kernfusion gab es keinen Hinweis auf die vorrangigen militärischen Folgen dieser Leistungen, auf den gewaltigen Profit für die Privatwirtschaft oder auf die sozialen und umweltbedingten Folgen der künftigen Veränderungen oder auf die Folgen für den einzelnen.“

Als Gründe für das nachlassende Interesse wurden folgende genannt: „Weltausstellungen sind keine Bezugspunkte mehr für die industrielle Welt.“ „In der heutigen Welt läßt man sich nicht mehr so leicht beeindrucken. ... Die Leute ... können all die Wunder der Welt auf ihrem Bildschirm sehen.“ „Durch die zahlreichen Expos in den vergangenen Jahrzehnten ist für viele der Reiz verlorengegangen.“

Wie sieht die Zukunft der Ausstellungen aus?

„Zu viele Fachmessen und, zumindest in den USA, zu viele Mißerfolge führen zu einer Neubewertung der Weltausstellungen“, sagte der Vorstand des Ausschusses für die Expo 86. Und das sagte er vor Beginn der Expo 86.

Die abnehmenden Besucherzahlen auf vielen Ausstellungen der letzten Zeit erregen bei den Veranstaltern Besorgnis. Nun wird in Australien die Expo 88 vorbereitet, die in Brisbane stattfinden soll und am 30. April eröffnet wird. Sie wird unter dem Motto stehen „Freizeitgestaltung im Zeitalter der Technik“. Wird sie an den Erfolg der Expo 86 heranreichen? Die Zukunft wird es zeigen. Offensichtlich muß etwas getan werden, um mehr Besucher anzulocken und die großen finanziellen Einbußen internationaler Ausstellungen zu vermeiden, wenn sie Zukunft haben sollen.

[Kasten/Bild auf Seite 25]

Einige bekannte Messen und Weltausstellungen

■ Die Weltausstellung in Chicago (1893) hatte eine Besucherzahl von 27,5 Millionen und zeichnete sich durch das erste Riesenrad der Welt aus.

■ Die Weltausstellung in New York (1939/40) mit ihren futuristischen Konstruktionen Trylon und Perisphere, die das Motto „Die Welt von morgen“ hervorhoben, wurde von fast 45 Millionen besucht.

■ Auf einer anderen Weltausstellung in New York (1964/65) wurde durch die Unisphere, eine 53 m hohe Edelstahlkugel, das Motto „Frieden durch Verständnis“ betont. Die Kosten der Ausstellung überstiegen die Einnahmen um mehr als 20 Millionen US-Dollar.

■ Die Expo 67 (400 ha) in Montreal (Kanada) wurde mit ihren über 50 Millionen Besuchern und über 60 teilnehmenden Staaten für einen großen Erfolg gehalten. Doch sie „hinterließ ein Defizit von 300 Millionen US-Dollar“.

■ Osaka (Japan) veranstaltete die Expo 70 (330 ha), die 64 218 770 Besucher anzog. Sie war wegen des Rekords von 77 teilnehmenden Staaten herausragend.

■ Knoxville (Tennessee, USA, 1982); 11,1 Millionen Besucher.

■ New Orleans (USA, 1984); 7,3 Millionen Besucher, doch am Ende schätzungsweise ein Defizit von 100 Millionen US-Dollar.

■ Tsukuba (Japan, 1985, 102 ha); 20,3 Millionen Besucher.

[Bildnachweis]

Hintergrundfoto: Kongreßbibliothek

[Bilder auf Seite 23]

Oben: Unisphere, Weltausstellung New York, 1964/65

Links: Atomium, Weltausstellung Brüssel, 1958

Unten: Expo Centre, Ausstellung in Vancouver, 1986

[Bilder auf Seite 24]

Szenen von der Expo 86, Vancouver

[Bildnachweis auf Seite 22]

Hintergrundfoto: Kongreßbibliothek

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