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Bei der Kindererziehung Jehova nachahmenDer Wachtturm 2001 | 1. Oktober
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Bei der Kindererziehung Jehova nachahmen
„Wo wäre ein Sohn, den der Vater nicht erzieht?“ (HEBRÄER 12:7, Bruns).
1, 2. Warum fällt Eltern die Kindererziehung heute so schwer?
WIE vor wenigen Jahren eine Umfrage in Japan ergab, hatte etwa die Hälfte der befragten Erwachsenen das Empfinden, die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern lasse zu wünschen übrig und Eltern seien mit ihren Kindern zu nachsichtig. Gemäß einer anderen Befragung in demselben Land räumte nahezu ein Viertel der Befragten ein, nicht zu wissen, wie man mit Kindern richtig umgeht. Diese Erscheinung ist keineswegs auf den Fernen Osten beschränkt. „Viele kanadische Eltern gaben zu, im ungewissen darüber zu sein, was unter guten Eltern zu verstehen ist“, berichtete der Toronto Star. Somit finden Eltern allerorts die Kindererziehung schwierig.
2 Warum fällt Eltern die Erziehung ihrer Kinder so schwer? Hauptsächlich deshalb, weil wir in den „letzten Tagen“ leben, in ‘kritischen Zeiten, mit denen man schwer fertig wird’ (2. Timotheus 3:1). Ferner, „weil die Neigung des Menschenherzens böse ist von seiner Jugend an“, wie die Bibel sagt (1. Mose 8:21). Außerdem sind Jugendliche wegen ihrer Unerfahrenheit für Satan, den „brüllenden Löwen“, eine besonders leichte Beute (1. Petrus 5:8). Christliche Eltern stoßen also auf zahlreiche Hindernisse, wenn sie sich an die Aufgabe machen, ihre Kinder „in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ aufzuziehen (Epheser 6:4). Was können sie tun, damit ihre Kinder zu reifen Anbetern Jehovas heranwachsen, die „zwischen Recht und Unrecht“ zu unterscheiden wissen? (Hebräer 5:14).
3. Warum ist elterliche Schulung und Anleitung für Kinder nötig?
3 „Torheit ist an das Herz eines Knaben geknüpft“, bemerkte der weise König Salomo (Sprüche 13:1; 22:15). Damit die Torheit aus dem Kinderherzen verbannt werden kann, müssen Kinder von den Eltern liebevoll zurechtgewiesen werden. Doch jungen Menschen ist eine solche Korrektur nicht immer willkommen. Oftmals sträuben sie sich gegen Rat, ganz gleich, von wem er kommt. Eltern müssen daher lernen, ‘einen Knaben gemäß dem Weg für ihn zu erziehen’ (Sprüche 22:6). Solche ‘Zucht zu ergreifen’ kann für Kinder Leben bedeuten (Sprüche 4:13). Eltern sollten daher wissen, was die Erziehung ihrer Kinder alles einschließt.
Was Erziehung bedeutet
4. Was bedeutet das in der Bibel gebrauchte Wort für „Zucht“ oder „Erziehung“ in erster Linie?
4 Aus Angst, der körperlichen, verbalen oder emotionalen Mißhandlung beschuldigt zu werden, schrecken einige Eltern davor zurück, ihre Kinder zurechtzuweisen. Solche Befürchtungen sind jedoch unangebracht. Das in der Bibel für „Zucht“ oder „Erziehung“ gebrauchte Wort läßt keinesfalls auf Mißhandlung oder Grausamkeit schließen. Das griechische Wort bezeichnet vor allem Unterweisung, Erziehung und Zurechtweisung — bisweilen eine entschiedene, aber liebevolle.
5. Warum ist es nützlich, zu betrachten, wie Jehova mit seinem Volk verfuhr?
5 In bezug auf eine solche Erziehung gibt uns Jehova Gott ein vollkommenes Beispiel. Der Apostel Paulus verglich Jehova mit einem menschlichen Vater und schrieb: „Wo wäre ein Sohn, den der Vater nicht erzieht? ... die irdischen Väter haben uns nur eine kurze Zeit nach ihrem Gutdünken erzogen, aber der himmlische Vater hat bei unserer Erziehung nur das Beste im Auge. Er will, daß wir an seiner Heiligkeit Anteil bekommen“ (Hebräer 12:7-10, Bruns). Jehova erzieht sein Volk, damit es heilig oder rein sein kann. Wir können sicherlich viel über Kindererziehung lernen, wenn wir betrachten, wie Jehova mit seinem Volk verfuhr (5. Mose 32:4; Matthäus 7:11; Epheser 5:1).
Liebe — die Triebkraft
6. Warum ist es für Eltern womöglich schwierig, Jehovas Liebe nachzuahmen?
6 „Gott ist Liebe“, sagte der Apostel Johannes. Jehova läßt sich daher bei der Erziehung stets von Liebe leiten (1. Johannes 4:16; Sprüche 3:11, 12). Heißt das, Eltern, die natürliche Zuneigung zu ihren Kindern haben, würde es leichtfallen, Jehova in dieser Hinsicht nachzuahmen? Nicht unbedingt. Bei Gottes Liebe handelt es sich um grundsatztreue Liebe. Diese Liebe „entspricht nicht immer den natürlichen Neigungen“, wie ein Gräzist schreibt. Gott läßt sich nicht durch Sentimentalität blenden. Er zieht immer in Betracht, was für sein Volk das beste ist (Jesaja 30:20; 48:17).
7, 8. (a) Was für ein Beispiel gab Jehova in bezug auf grundsatztreue Liebe zu seinem Volk? (b) Wie können Eltern Jehova nachahmen, wenn es darum geht, ihre Kinder zu lehren, sich an biblische Grundsätze zu halten?
7 Beachten wir, wie liebevoll Jehova mit den Israeliten handelte. Moses zog einen schönen Vergleich, um die Liebe Jehovas zur jungen Nation Israel zu beschreiben. Er schrieb: „So, wie ein Adler sein Nest aufstört, über seinen flüggen Jungen schwebt, seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie auf seinen Schwingen trägt, hat Jehova allein ihn [Jakob] ständig geführt“ (5. Mose 32:9, 11, 12). Eine Adlermutter, die ihre Jungen das Fliegen lehren will, ‘stört das Nest auf’, indem sie mit den Flügeln schlägt und so die Jungen zum Fliegen ermuntert. Läßt sich ein Jungvogel schließlich aus dem Nest fallen, das sich meist auf einem hohen Felsen befindet, schwebt die Mutter über dem Jungen. Sobald es aber den Anschein hat, das flügge Junge könnte zu Boden stürzen, fliegt die Mutter im Sturzflug unter das Junge und trägt es ‘auf ihren Schwingen’. Ebenso liebevoll nahm sich Jehova der neugegründeten Nation Israel an. Er gab dem Volk das mosaische Gesetz (Psalm 78:5-7). Anschließend wachte er aufmerksam über die Nation und war bereit, seinem Volk zu Hilfe zu kommen, wenn es in Schwierigkeiten war.
8 Wie können christliche Eltern Jehovas Liebe nachahmen? Vor allem sollten sie ihre Kinder die in Gottes Wort enthaltenen Grundsätze und Maßstäbe lehren (5. Mose 6:4-9). Das Ziel ist, die Kinder anzuleiten, Entscheidungen im Einklang mit biblischen Grundsätzen zu fällen. Liebevolle Eltern schweben dabei sozusagen über ihren Kindern und beobachten, wie sie die Grundsätze, die sie kennengelernt haben, anwenden. Werden den Kindern mit zunehmendem Alter größere Freiheiten eingeräumt, sind fürsorgliche Eltern bereit, gewissermaßen im Sturzflug zu Hilfe zu kommen und sie ‘auf den Schwingen zu tragen’, wenn Gefahr im Verzug ist. Um was für eine Gefahr könnte es sich handeln?
9. Mit welcher Gefahr müssen liebevolle Eltern besonders rechnen? Veranschauliche es.
9 Jehova Gott warnte die Israeliten vor den Folgen schlechter Gesellschaft (4. Mose 25:1-18; Esra 10:10-14). Mit den falschen Leuten zusammenzusein ist auch heute oft eine Gefahr (1. Korinther 15:33). Was diesen Umstand angeht, sollten christliche Eltern ebenfalls Jehova nachahmen. Eine 15jährige namens Lisa interessierte sich für einen Jungen, der nicht für die gleichen moralischen und geistigen Werte eintrat wie ihre Familie. Lisa erzählt: „Meine Eltern bemerkten sogleich eine Veränderung in meiner Einstellung und zeigten sich besorgt. Mitunter wiesen sie mich zurecht, andere Male ermunterten sie mich mitfühlend.“ Sie setzten sich mit Lisa hin und hörten ihr geduldig zu. So konnten sie ihr helfen, mit dem zurechtzukommen, was sie als eigentliches Problem erkannten: dem Wunsch, von ihresgleichen akzeptiert zu werden.a
Die Kommunikation nicht abreißen lassen
10. Inwiefern war Jehovas Kommunikation mit den Israeliten vorbildlich?
10 Damit Eltern bei der Erziehung der Kinder erfolgreich sein können, müssen sie sich bemühen, die Kommunikation mit ihnen nicht abreißen zu lassen. Jehova weiß ganz genau, was in unserem Herzen vor sich geht, und doch ermuntert er uns dazu, uns ihm mitzuteilen (1. Chronika 28:9). Nachdem er den Israeliten das Gesetz gegeben hatte, beauftragte er die Leviten, sie darin zu unterweisen, und sandte Propheten, die ihnen zureden und sie zurechtweisen sollten. Auch war er geneigt, auf ihre Gebete zu hören (2. Chronika 17:7-9; Psalm 65:2; Jesaja 1:1-3, 18-20; Jeremia 25:4; Galater 3:22-24).
11. (a) Wie können Eltern eine gute Kommunikation mit ihren Kindern fördern? (b) Warum kommt es bei der Kommunikation mit den Kindern darauf an, daß Eltern gute Zuhörer sind?
11 Wie können Eltern bei der Kommunikation mit ihren Kindern Jehova nachahmen? Zuallererst müssen sie sich für die Kinder Zeit nehmen. Gedankenlose oder spöttische Äußerungen sollten sie unterlassen, wie zum Beispiel: „Das ist alles? Ich dachte, es handle sich um etwas Wichtiges.“ „Das ist dummes Zeug.“ Oder: „Was erwartest du denn eigentlich? Schließlich bist du ja noch ein Kind!“ (Sprüche 12:18). Kluge Eltern, die ihre Kinder ermuntern möchten, sich zu öffnen, bemühen sich, gut zuzuhören. Söhne oder Töchter, die in jungen Jahren von den Eltern vernachlässigt werden, vernachlässigen später nicht selten ihre Eltern. Jehova ist stets bereit, seinen Dienern zuzuhören. Er hat ein offenes Ohr für alle, die sich demütig im Gebet an ihn wenden (Psalm 91:15; Jeremia 29:12; Lukas 11:9-13).
12. Welche Eigenschaften der Eltern können es den Kindern erleichtern, sich an sie zu wenden?
12 Beachten wir auch, inwiefern bestimmte Facetten der Persönlichkeit Gottes seinen Dienern geholfen haben, sich freimütig an ihn zu wenden. König David von Israel sündigte zum Beispiel schwer, indem er ein ehebrecherisches Verhältnis mit Bathseba hatte. Als unvollkommener Mensch beging David in seinem Leben auch noch andere schwerwiegende Sünden. Nie versäumte er es jedoch, sich an Jehova zu wenden und seine Vergebung und Zurechtweisung zu erbitten. Gottes liebende Güte und seine Barmherzigkeit erleichterten es David zweifellos, zu Jehova umzukehren (Psalm 103:8). Durch göttliche Eigenschaften wie Mitgefühl und Barmherzigkeit können Eltern dazu beitragen, daß die Kommunikation mit den Kindern nicht abreißt, selbst wenn sich diese einer Verfehlung schuldig gemacht haben (Psalm 103:13; Maleachi 3:17).
Vernünftig sein
13. Was schließt es ein, vernünftig zu sein?
13 Wenn Eltern ihren Kindern zuhören, sollten sie vernünftig sein und die „Weisheit von oben“ erkennen lassen (Jakobus 3:17). „Laßt eure Vernünftigkeit allen Menschen bekanntwerden“, schrieb der Apostel Paulus (Philipper 4:5). Was heißt es, vernünftig zu sein? Eine Definition des mit „vernünftig“ wiedergegebenen griechischen Wortes lautet: „nicht auf den Buchstaben des Gesetzes pochend“. Wie können Eltern vernünftig sein, während sie für unumstößliche sittliche und geistige Normen eintreten?
14. Wie zeigte Jehova im Umgang mit Lot Vernünftigkeit?
14 Jehova gibt uns ein herausragendes Beispiel in bezug auf Vernünftigkeit (Psalm 10:17). Als er Lot und seine Familie eindringlich anwies, die verurteilte Stadt Sodom zu verlassen, zögerte Lot. Und als Jehovas Engel ihn danach aufforderte, in die Berggegend zu fliehen, sagte er: „Ich vermag nicht, in die Berggegend zu entrinnen ... Siehe, bitte, diese Stadt [Zoar] ist nahe, um dahin zu fliehen, und sie ist klein. Laß mich bitte dorthin entrinnen — ist sie nicht klein?“ Was erwiderte Jehova darauf? Er sagte: „Siehe, ich nehme auch tatsächlich insoweit Rücksicht auf dich, als ich die Stadt, von der du geredet hast, nicht umkehre“ (1. Mose 19:16-21, 30). Jehova war bereit, auf Lots Bitte einzugehen. Eltern müssen natürlich an den Maßstäben festhalten, die Jehova Gott in seinem Wort, der Bibel, festgelegt hat. Doch könnten sie vielleicht den Wünschen der Kinder entsprechen, wenn nicht die Gefahr besteht, daß biblische Grundsätze verletzt werden.
15, 16. Was können Eltern aus der Veranschaulichung in Jesaja 28:24, 25 lernen?
15 Vernünftig zu sein schließt ein, das Herz des Kindes vorzubereiten, damit das Kind den Rat bereitwillig annimmt. Jesaja verglich Jehova in bildhaften Worten mit einem Landwirt und fragte: „Pflügt wohl der Pflüger den ganzen Tag lang, um Samen zu säen, daß er seinen Erdboden auflockert und eggt? Wenn er seine Oberfläche geebnet hat, wirft er dann nicht Schwarzkümmel aus und streut Kümmel, und muß er nicht Weizen, Hirse und Gerste an den bestimmten Ort legen und Spelt als seine Grenze?“ (Jesaja 28:24, 25).
16 Jehova ‘pflügt, um Samen zu säen’, und ‘lockert den Erdboden auf und eggt ihn’. Auf diese Weise bereitet er das Herz seiner Diener vor, bevor er Zuchtmaßnahmen ergreift. Wie können Eltern das Herz ihrer Kinder ‘pflügen’, wenn sie sie zurechtweisen? Ein Vater ahmte beim Zurechtweisen seines vierjährigen Sohnes Jehova nach. Der Sohn hatte einen Nachbarjungen geschlagen. Zuerst hörte sich der Vater geduldig die Ausreden des Sohnes an. Dann ‘pflügte’ er dessen Herz, indem er ihm eine Geschichte von einem kleinen Jungen erzählte, der unter einem Rabauken schrecklich zu leiden hatte. Nachdem der Sohn die Geschichte gehört hatte, fühlte er sich zu der Äußerung gedrängt, der Rabauke müsse bestraft werden. Durch dieses ‘Pflügen’ bereitete der Vater das Herz seines Sohnes vor, der nun leichter erkennen konnte, daß es eine „Rabaukentat“ und daher verkehrt war, den Nachbarjungen zu schlagen (2. Samuel 12:1-14).
17. Welche Lehre in bezug auf elterliche Zurechtweisung enthält Jesaja 28:26-29?
17 Jesaja verglich eine Zurechtweisung von Jehova auch noch mit einer anderen landwirtschaftlichen Tätigkeit — dem Dreschen. Ein Landwirt verwandte verschiedene Dreschwerkzeuge, je nach Festigkeit der Hülsen oder Spelzen. Einen Stock verwandte er für den zarten Echten Schwarzkümmel, einen Stab für Kreuzkümmel und einen Dreschschlitten oder ein Wagenrad für Körner mit härteren Spelzen. Dennoch behandelte er die Körner nicht so, daß sie zerquetscht wurden. Ähnlich geht Jehova vor, wenn er etwas Unerwünschtes an seinem Volk beseitigen möchte. Er verfährt unterschiedlich, je nach den Bedürfnissen und Umständen. Nie handelt er rücksichtslos oder unbarmherzig (Jesaja 28:26-29). So genügt bei einigen Kindern schon ein Blick der Eltern, damit sie entsprechend reagieren. Andere müssen wiederholt ermahnt werden, und bei wieder anderen ist eine noch stärkere Überzeugungskraft nötig. Vernünftige Eltern weisen ein Kind gemäß seinen individuellen Bedürfnissen zurecht.
Wann Besprechungen im Familienkreis Freude machen
18. Wie können Eltern für ein regelmäßiges Familienbibelstudium Zeit schaffen?
18 Zu den besten Möglichkeiten, Kinder zu unterweisen, zählen ein regelmäßiges Familienbibelstudium und die tägliche Besprechung biblischen Stoffs. Das Familienstudium ist sehr wirkungsvoll, wenn es regelmäßig stattfindet. Bleibt aber alles dem Zufall überlassen oder wird spontan entschieden, dann findet das Studium wahrscheinlich öfter nicht statt. Eltern sollten für das Studium also ‘Zeit auskaufen’ (Epheser 5:15-17). Möglicherweise ist es schwierig, eine Zeit festzulegen, die immer allen paßt. Ein Familienvater stellte fest, daß es mit zunehmendem Alter der Kinder wegen der unterschiedlichen Zeitpläne schwieriger wurde, die ganze Familie zusammenzubringen. Doch an den Abenden, an denen Zusammenkünfte stattfanden, war die Familie stets zusammen. Deshalb richtete es der Vater so ein, daß das Familienstudium an einem dieser Abende stattfand. Und das klappte. Alle drei Kinder sind heute getaufte Diener Jehovas.
19. Wie können Eltern beim Familienstudium Jehova nachahmen?
19 Es reicht jedoch nicht aus, im Studium irgendeinen biblischen Stoff zu betrachten. Jehova belehrte die zurückgekehrten Israeliten durch die Priester, die das Gesetz ‘erläuterten und dessen Sinn angaben’, wodurch sie ‘das Vorgelesene verständlich machten’ (Nehemia 8:8). Ein Vater, der seinen sieben Kindern half, Jehova zu lieben, zog sich immer vor dem Familienstudium in sein Zimmer zurück, um sich vorzubereiten und den Stoff auf die Bedürfnisse jedes Kindes abzustimmen. Er gestaltete das Studium so, daß seine Kinder Freude daran hatten. „Das Studium machte immer Spaß“, erinnert sich einer seiner erwachsenen Söhne. „Wenn wir im Hof Ball spielten und zum Familienstudium gerufen wurden, legten wir den Ball sofort beiseite und beeilten uns, zum Studium zu kommen. Es war immer einer der schönsten Abende der Woche.“
20. Welche mögliche Schwierigkeit beim Aufziehen von Kindern steht noch zur Betrachtung?
20 Der Psalmist erklärte: „Siehe! Söhne sind ein Erbe von Jehova; die Leibesfrucht ist eine Belohnung“ (Psalm 127:3). Die Kindererziehung erfordert Zeit und Mühe. Werden aber die Kinder richtig erzogen, kann es für sie ewiges Leben bedeuten. Welch ein Lohn wäre das doch! Ahmen wir daher bei der Kindererziehung Jehova nach. Eltern sind mit der Verantwortung betraut, Kinder „in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ aufzuziehen (Epheser 6:4). Doch weil der Erfolg nicht garantiert ist, könnte ein Kind selbst bei der besten Betreuung rebellisch werden und aufhören, Jehova zu dienen. Was dann? Das ist im folgenden Artikel Gegenstand der Betrachtung.
[Fußnote]
a Die in diesem und im folgenden Artikel erwähnten Begebenheiten trugen sich in Ländern zu, die sich vielleicht kulturell von dem Land unterscheiden, in dem wir leben. Es gilt, die Grundsätze zu erkennen, die eine Rolle spielen, und sie in dem eigenen kulturellen Umfeld anzuwenden.
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Wie kann man einem „verlorenen Sohn“ helfen?Der Wachtturm 2001 | 1. Oktober
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Wie kann man einem „verlorenen Sohn“ helfen?
‘Freut euch, denn er war verloren und wurde gefunden’ (LUKAS 15:32).
1, 2. (a) Wie haben einige Jugendliche in bezug auf die christliche Wahrheit reagiert? (b) Was mögen Eltern und ihr Kind in einer solchen Situation empfinden?
„ICH gebe die Wahrheit auf!“ Wie schockiert müssen doch gottesfürchtige Eltern sein, die sich angestrengt haben, ihre Kinder im christlichen Glauben zu erziehen, wenn sie diese Worte aus dem Mund ihres Sohnes oder ihrer Tochter hören! Andere Jugendliche ‘gleiten’ womöglich einfach ‘ab’, ohne sich über ihre Absichten zu äußern (Hebräer 2:1). Viele von ihnen gleichen dem verlorenen Sohn aus Jesu Gleichnis, der sein Elternhaus verließ und in einem fernen Land sein Erbe verschwendete (Lukas 15:11-16).
2 Unter Jehovas Zeugen haben nicht viele mit diesem Problem zu tun, aber der Kummer der Betroffenen läßt sich selbst durch tröstende Worte nie ganz beseitigen. Und übersehen sollte man auch nicht die unglückliche Lage, in die der abgeirrte Jugendliche selbst geraten kann. Tief im Innern plagt ihn vielleicht sein Gewissen. In Jesu Gleichnis „kam“ der verlorene Sohn schließlich „zur Besinnung“, sehr zur Freude seines Vaters. Wie können Eltern und andere in der Versammlung einem „verlorenen Sohn“ helfen, ‘zur Besinnung zu kommen’? (Lukas 15:17).
Warum sich einige entschließen wegzugehen
3. Aus welchen Gründen mögen sich Jugendliche entschließen, die Christenversammlung zu verlassen?
3 Es gibt Hunderttausende von Jugendlichen, die Jehova gern in der Christenversammlung dienen. Warum verlassen aber dann andere die Versammlung? Vielleicht meinen sie, es entgehe ihnen etwas, was die Welt zu bieten hat (2. Timotheus 4:10). Oder vielleicht ist die schützende Hürde Jehovas in ihren Augen zu einengend. Auch ein schuldbeladenes Gewissen, ein starkes Interesse am anderen Geschlecht oder der Wunsch, von seinesgleichen akzeptiert zu werden, kann einen Jugendlichen von Jehovas Herde abdriften lassen. Es kann auch sein, daß er den Dienst für Gott aufgibt, weil er bei seinen Eltern oder einem anderen Christen etwas beobachtet, was ihm als Heuchelei vorkommt.
4. Worin liegt oftmals die tiefere Ursache, wenn Jugendliche in die Irre gehen?
4 Zeigt sich ein junger Mensch aufsässig, so ist das nicht selten ein Anzeichen einer Glaubensschwäche und läßt erkennen, wie es in seinem Herzen aussieht (Sprüche 15:13; Matthäus 12:34). Doch aus welchem Grund auch immer ein Jugendlicher in die Irre geht, besteht die tiefere Ursache des Problems häufig darin, daß er keine ‘genaue Erkenntnis der Wahrheit’ hat (2. Timotheus 3:7). Jugendliche dürfen die Anbetung Jehovas nicht nur pro forma pflegen, sondern müssen ein persönliches Verhältnis zu ihm entwickeln. Was wird ihnen dabei eine Hilfe sein?
Sich Gott nahen
5. Was ist unerläßlich, damit ein junger Mensch ein persönliches Verhältnis zu Gott entwickeln kann?
5 „Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen“, schrieb der Jünger Jakobus (Jakobus 4:8). Damit ein junger Mensch das tut, muß ihm geholfen werden, Geschmack an Gottes Wort zu finden (Psalm 34:8). Anfangs wird er „Milch“ benötigen — die Grundlehren der Bibel. Doch je mehr ihm Gottes Wort Freude macht und er nach und nach an „fester Speise“ — tiefem geistigen Aufschluß — Geschmack findet, desto schneller stellt sich bei ihm geistige Reife ein (Hebräer 5:11-14; Psalm 1:2). Ein Jugendlicher, der zugab, daß er voll und ganz den Lebensstil der Welt übernommen hatte, schätzte schließlich wieder geistige Werte. Was half ihm umzukehren? Als man ihm riet, die Bibel einmal von Anfang bis Ende durchzulesen, befolgte er den Rat und las fortan regelmäßig in der Bibel. Gottes Wort regelmäßig zu lesen ist unerläßlich, wenn sich eine enge Bindung an Jehova entwickeln soll.
6, 7. Wie können Eltern ihren Kindern helfen, eine Vorliebe für Gottes Wort zu entwickeln?
6 Wie wichtig es doch ist, daß Eltern ihren Kindern helfen, eine Vorliebe für Gottes Wort zu entwickeln! Trotz eines regelmäßigen Familienbibelstudiums hatte ein Mädchen im Teenageralter Umgang mit jugendlichen Randalierern. Was das Familienstudium angeht, erinnert sie sich: „Wenn Vater die Fragen stellte, las ich, ohne ihn anzusehen, einfach die Antworten ab.“ Statt beim Familienstudium lediglich den Stoff zu behandeln, wenden kluge Eltern die Kunst des Lehrens an (2. Timotheus 4:2). Damit ein Jugendlicher am Studium Freude findet, muß er das Gefühl haben, daß es ihn angeht. Warum nicht Fragen nach dem Standpunkt stellen und ihm Gelegenheit geben, sich zu äußern? Er sollte ermuntert werden, den Studienstoff praktisch anzuwenden.a
7 Die biblische Erörterung sollte lebendig gestaltet werden. Falls passend, kann man die Kinder biblische Ereignisse oder Dramen nachspielen lassen. Es wäre gut, ihnen eine Vorstellung von dem Ort oder der Landschaft zu vermitteln, wo sich die besprochenen Begebenheiten zutrugen. Dabei können Landkarten und Schaubilder eine Hilfe sein. Mit etwas Phantasie läßt sich ein Familienstudium lebendig und abwechslungsreich gestalten. Eltern sollten aber auch ihr eigenes Verhältnis zu Jehova überprüfen. Kommen sie selbst Jehova näher, dann können sie ihren Kindern ebenfalls dabei behilflich sein (5. Mose 6:5-7).
8. Inwiefern ist das Gebet eine Hilfe, Gott näherzukommen?
8 Auch das Gebet trägt dazu bei, Gott näherzukommen. Ein Mädchen im frühen Teenageralter fühlte sich hin- und hergerissen zwischen dem christlichen Lebensweg und der Gemeinschaft mit Freunden, die ihre Glaubensansichten nicht teilten (Jakobus 4:4). Was tat sie in dieser Situation? Sie gestand: „Zum allerersten Mal sagte ich zu Jehova, wie ich wirklich empfand.“ Wie sie abschließend bemerkte, wurde ihr Gebet erhört, denn sie fand in der Christenversammlung eine Freundin, der sie vertrauen konnte. Sie spürte, daß Jehova sie leitete, und baute von da an ein persönliches Verhältnis zu ihm auf. Eltern können ihren Kindern eine Hilfe sein, indem sie die Qualität ihrer eigenen Gebete verbessern. Beim Gebet im Familienkreis können sie ihr Herz ausschütten, so daß die Kinder die persönliche Bindung der Eltern zu Jehova spüren.
Geduldig, aber konsequent sein
9, 10. Welches Beispiel gab Jehova in Verbindung mit den widerspenstigen Israeliten in bezug auf Langmut?
9 Ein Jugendlicher, der abzugleiten beginnt, versucht vielleicht, sich abzusondern, und widersetzt sich allen Bemühungen seiner Eltern, mit ihm ein biblisches Gespräch zu führen. Was können Eltern in einer solch schwierigen Situation tun? Betrachten wir, was Jehova im Falle des Volkes Israel unternahm. Er ertrug die ‘halsstarrigen’ Israeliten mehr als 900 Jahre lang, bevor er sie ihrem eigensinnigen Weg überließ (2. Mose 34:9; 2. Chronika 36:17-21; Römer 10:21). Obwohl sie ihn wiederholt ‘auf die Probe stellten’, war er barmherzig mit ihnen. „Er wandte oftmals seinen Zorn ab, und er erweckte nicht seinen ganzen Grimm“ (Psalm 78:38-42). Gott verhielt sich ihnen gegenüber untadelig. Liebevolle Eltern ahmen Jehova nach und sind geduldig, falls ein Kind nicht sogleich auf ihr Bemühen eingeht, ihm zu helfen.
10 Langmütig oder geduldig zu sein heißt auch, die Hoffnung nicht aufzugeben, daß sich ein gestörtes Verhältnis bessern wird. Jehova gab uns ein Beispiel darin, wie man langmütig sein kann. Er ergriff die Initiative, indem er „immer und immer wieder“ seine Boten zu den Israeliten sandte. Er „hatte Mitleid mit seinem Volk“, obwohl es ‘unablässig Mutwillen mit den Boten des wahren Gottes trieb und seine Worte verachtete’ (2. Chronika 36:15, 16). Jehova appellierte an die Israeliten mit den Worten: „Wendet euch bitte ab, ein jeder von seinem schlechten Weg“ (Jeremia 25:4, 5). Doch er machte bei seinen gerechten Grundsätzen keine Abstriche. Die Israeliten wurden angewiesen, zu Gott und zu seinen Wegen zurückzukehren.
11. Wie können Eltern im Umgang mit einem Kind, das sich von der Wahrheit abgewandt hat, langmütig und doch konsequent sein?
11 Eltern können Jehovas Langmut nachahmen, indem sie das Kind, das sich von der Wahrheit abgewandt hat, nicht voreilig als verloren betrachten. Solange sie die Hoffnung nicht aufgeben, können sie dafür sorgen, daß die Kommunikation nicht abreißt, oder sie gegebenenfalls wiederherstellen. Ohne von gerechten Grundsätzen abzuweichen, können sie „immer und immer wieder“ an das Kind appellieren, auf den Weg der Wahrheit zurückzukehren.
Wenn ein Minderjähriger ausgeschlossen worden ist
12. Welche Verantwortung haben Eltern gegenüber einem Minderjährigen, der bei ihnen wohnt, aber aus der Versammlung ausgeschlossen worden ist?
12 Was ist, wenn ein getaufter Minderjähriger, der bei den Eltern wohnt, sich eine schwerwiegende Verfehlung zuschulden kommen ließ und wegen seiner reuelosen Haltung aus der Versammlung ausgeschlossen worden ist? Da er bei den Eltern wohnt, haben sie immer noch die Verantwortung, ihn im Einklang mit Gottes Wort zu unterweisen und zu erziehen. Wie kann das geschehen? (Sprüche 6:20-22; 29:17).
13. Wie können Eltern versuchen, das Herz ihres Kindes anzusprechen?
13 Es wäre am besten — und dürfte wohl auch möglich sein —, diese spezielle Unterweisung und Erziehung in ein privates Bibelstudium einzubeziehen. Der Vater oder die Mutter darf sich nicht mit der Feststellung begnügen, der Jugendliche habe sich verhärtet, sondern sollte herauszufinden suchen, was in seinem Herzen ist. Wie weit hat sich die geistige Schwäche ausgebreitet? (Sprüche 20:5). Ist ein Teil seines Herzens noch weich und ansprechbar? Welche Bibeltexte könnten wirkungsvoll eingesetzt werden? Der Apostel Paulus versichert uns: „Das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus und ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch selbst bis zur Scheidung von Seele und Geist und von Gelenken und ihrem Mark und ist imstande, Gedanken und Absichten des Herzens zu beurteilen“ (Hebräer 4:12). Tatsächlich darf sich das Gespräch der Eltern mit dem Kind nicht darin erschöpfen, daß sie ihm sagen, es solle nicht mehr verkehrt handeln. Sie könnten versuchen, den Heilungsprozeß einzuleiten und ihn zu fördern.
14. Was ist der erste Schritt, den ein Jugendlicher, der einen falschen Weg eingeschlagen hat, unternehmen sollte, um sein Verhältnis zu Jehova wiederherzustellen, und wie können die Eltern ihm dabei behilflich sein?
14 Ein Jugendlicher, der einen falschen Weg eingeschlagen hat, muß sein Verhältnis zu Jehova wiederherstellen. Der erste notwendige Schritt ist, ‘zu bereuen und umzukehren’ (Apostelgeschichte 3:19; Jesaja 55:6, 7). Damit Eltern dem Jugendlichen, der bei ihnen wohnt, die Reue nicht erschweren, müssen sie ‘sich unter üblen Umständen beherrschen’ und das ungünstiggesinnte Kind ‘mit Milde unterweisen’ (2. Timotheus 2:24-26). Sie sollten es im biblischen Sinne ‘zurechtweisen’. Das so wiedergegebene griechische Wort kann auch mit „überzeugende Beweise geben“ übersetzt werden (Offenbarung 3:19; Johannes 16:8). Zurechtzuweisen heißt daher, dem Kind genügend Beweise zu liefern, damit es die Sündhaftigkeit seiner Handlungsweise einsehen kann. Das ist zugegebenermaßen nicht einfach. Die Eltern sollten möglichst an sein Herz appellieren und mit Hilfe aller biblisch geeigneten Mittel das Kind zu überzeugen suchen. Sie sollten ihm verständlich machen, daß es ‘das Böse hassen und das Gute lieben’ sollte (Amos 5:15). Vielleicht kann es „wieder zur Besinnung kommen ..., aus der Schlinge des Teufels heraus“.
15. Inwiefern kann das Gebet dazu beitragen, daß das Verhältnis eines Abgeirrten zu Jehova wiederhergestellt wird?
15 Soll das Verhältnis zu Jehova wiederhergestellt werden, ist das Gebet unerläßlich. Allerdings sollte man nicht für jemand beten, der mit der Christenversammlung verbunden gewesen ist, aber unverfroren sündigt, das heißt eindeutig und reuelos Sünde treibt (1. Johannes 5:16, 17; Jeremia 7:16-20; Hebräer 10:26, 27). Eltern können jedoch Jehova bitten, ihnen die nötige Weisheit zu geben, damit sie mit der Situation richtig umgehen können (Jakobus 1:5). Wenn ein ausgeschlossener Jugendlicher Reue erkennen läßt, aber keinen „Freimut der Rede gegenüber Gott“ hat, könnten die Eltern Gott darum bitten, daß sein Wille geschehe, falls er eine Grundlage findet, den Fehler des Kindes zu verzeihen (1. Johannes 3:21). Einem Jugendlichen, der diese Gebete hört, sollte bewußt werden, daß Jehova ein barmherziger Gott ist (2. Mose 34:6, 7; Jakobus 5:16).b
16. Wie können wir den Angehörigen eines ausgeschlossenen Minderjährigen eine Hilfe sein?
16 Falls einem getauften Jugendlichen die Gemeinschaft entzogen wird, wird von den Gliedern der Versammlung erwartet, „keinen Umgang mehr“ mit ihm zu haben (1. Korinther 5:11; 2. Johannes 10, 11). Das kann ihm letzten Endes helfen, ‘zur Besinnung zu kommen’ und in Gottes schützende Hürde zurückzukehren (Lukas 15:17). Die Glieder der Versammlung können allerdings die Angehörigen des ausgeschlossenen Jugendlichen ermuntern, ganz gleich, ob dieser zurückkommt oder nicht. Wir alle sollten nach Gelegenheiten Ausschau halten, ihnen gegenüber „Mitgefühl“ und „zartes Erbarmen“ zu bekunden (1. Petrus 3:8, 9).
Wie andere helfen können
17. Was sollten Glieder der Versammlung berücksichtigen, wenn sie einem Jugendlichen, der vom rechten Weg abgekommen ist, helfen möchten?
17 Wie verhält es sich bei einem Jugendlichen, der zwar nicht aus der Christenversammlung ausgeschlossen worden ist, aber im Glauben schwach geworden ist? „Wenn e i n Glied leidet, leiden alle anderen Glieder mit“, schrieb der Apostel Paulus (1. Korinther 12:26). Andere können ihr Interesse an diesem Jugendlichen zeigen. Natürlich ist eine gewisse Vorsicht angebracht, weil ein in geistiger Hinsicht kranker Jugendlicher andere junge Leute nachteilig beeinflussen könnte (Galater 5:7-9). In einer Versammlung wollten beispielsweise wohlmeinende Erwachsene einigen Jugendlichen beistehen, die im Glauben schwach geworden waren, und luden sie mehrmals zum Spielen von Popmusik ein. Die Jugendlichen waren natürlich sofort damit einverstanden und hatten jedes Mal ihren Spaß, doch ihr gegenseitiger Einfluß führte schließlich dazu, daß sie ihre Bindung zur Versammlung lösten (1. Korinther 15:33; Judas 22, 23). Gesellige Anlässe ohne geistige Anleitung reichen für einen in geistiger Hinsicht kranken Jugendlichen nicht aus; er braucht Gemeinschaft, durch die er an geistigen Dingen Geschmack findet.c
18. Wie können wir die Einstellung des Vaters aus Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn nachahmen?
18 Angenommen, ein Jugendlicher, der die Versammlung verlassen hat, kommt wieder in den Königreichssaal oder besucht einen Kongreß. Was geht wohl in ihm vor? Sollten wir ihn nicht mit der gleichen Bereitschaft aufnehmen wie der Vater in Jesu Gleichnis den verlorenen Sohn? (Lukas 15:18-20, 25-32). Ein Jugendlicher, der die Christenversammlung verlassen hatte und später einen Bezirkskongreß besuchte, sagte: „Ich dachte, jeder würde wohl einen Menschen wie mich ignorieren, doch die Brüder und Schwestern kamen auf mich zu und begrüßten mich. Das bewegte mich tief.“ Er begann erneut, die Bibel zu studieren, und ließ sich nach einiger Zeit taufen.
Nicht aufgeben
19, 20. Warum sollten wir in bezug auf einen „verlorenen Sohn“ oder eine „verlorene Tochter“ eine positive Einstellung bewahren?
19 Einem verlorenen Sohn zu helfen, ‘zur Besinnung zu kommen’, erfordert Geduld und kann für Eltern und andere eine Herausforderung sein. Geben wir jedoch nicht auf. „Jehova ist hinsichtlich seiner Verheißung nicht langsam, wie es einige für Langsamkeit halten, sondern er ist geduldig mit euch, weil er nicht will, daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen“ (2. Petrus 3:9). Wie uns in der Bibel zugesichert wird, möchte Jehova, daß Menschen bereuen und leben. Tatsächlich hat er die Initiative ergriffen und dafür gesorgt, daß Menschen mit ihm versöhnt werden (2. Korinther 5:18, 19). Ja, seine Geduld hat es Millionen Menschen ermöglicht, zur Besinnung zu kommen (Jesaja 2:2, 3).
20 Sollten Eltern also nicht ihrem minderjährigen „verlorenen Sohn“ auf jede schriftgemäße Weise helfen, zur Besinnung zu kommen? Sie können wie Jehova langmütig sein und positive Schritte unternehmen, um es ihrem Kind zu erleichtern, zu Jehova umzukehren. Eltern sollten unbeirrt an biblischen Grundsätzen festhalten und sich bemühen, Jehovas Eigenschaften der Liebe, Gerechtigkeit und Weisheit widerzuspiegeln, und zudem um seine Hilfe beten. Ihr „verlorener Sohn“ oder ihre „verlorene Tochter“ kann ebenso in Gottes schützende Hürde zurückkehren wie viele andere ehemals Uneinsichtige, die schließlich die liebevolle Einladung Jehovas annahmen und umkehrten (Lukas 15:6, 7).
[Fußnoten]
a Weitere Anregungen dazu, wie man Kinder und Jugendliche wirkungsvoll belehrt, sind im Wachtturm vom 1. Juli 1999, Seite 13—17 zu finden.
b Solche Gebete für einen ausgeschlossenen Minderjährigen werden nicht etwa öffentlich in Versammlungszusammenkünften gesprochen, denn andere können über den Zustand des Ausgeschlossenen nicht unterrichtet sein. (Siehe Wachtturm vom 15. Januar 1980, Seite 31.)
c Artikel mit entsprechenden Anregungen sind im Erwachet! vom 22. September 1972, Seite 13—16 und 22. September 1996, Seite 21—23 erschienen.
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