Wir beobachten die Welt
SELTENER AIDSVIRUSSTAMM
Ein zweiter Stamm von Aidsviren, der hauptsächlich in Westafrika anzutreffen ist, wurde jetzt in New York in einer Reihe von Blutproben entdeckt. Die üblichen Aidstests in den Vereinigten Staaten sind durchweg nicht in der Lage, die Antikörper des neuen Stammes — HIV-2 — aufzuspüren. Dadurch werden zwei Gruppen verunsichert: Personen, bei denen die üblichen Tests keine Infektion anzeigen, und die Betreiber von Blutbanken, da sie sich der Unbedenklichkeit ihrer Blutkonserven nicht mehr sicher sein können. Der Virus des neuen Stammes kann, wie man glaubt, im Körper länger „still“, das heißt unbemerkt, verharren als der erste Aidsvirus (HIV-1) — und ein ähnliches Potential einer Epidemie in sich bergen. Laut New York Times hat HIV-1 „schätzungsweise eine Million oder mehr Amerikaner infiziert. Bis zum 31. Mai 1989 wurden 97 193 Aidsfälle gemeldet, und 56 468 Menschen sind bereits gestorben.“
COMPUTERKRIMINALITÄT
Immer mehr professionelle Verbrecher setzen auf Computer, mit denen sie z. B. Unterschlagungen und Kreditkartenbetrug begehen. Sicherheitsspezialisten geben den durch Computerkriminalität in den Vereinigten Staaten entstandenen Verlust mit jährlich 555 Millionen Dollar an. Selbst Polizei- und Justizbeamte sowie Angehörige der Streitkräfte gehören zu den Tätern. Dem Nationalen Datenzentrum für Computerkriminalität in Los Angeles zufolge reichen die Straftaten vom 10-Dollar-Diebstahl bis zu dem Versuch, 15 Millionen auf die Seite zu schaffen. Doch es geht nicht nur um Geld. Einige haben sich erfolgreich an Informationen oder Computerdienstleistungen bedient oder vorsätzlich Daten geändert.
STRASSENKINDER
Wie aus Berichten hervorgeht, leben weltweit etwa 100 Millionen Kinder auf der Straße. Sie schlagen sich als Straßenverkäufer, Diebe oder Bettler durch. Gemäß Peter Tacon, Leiter einer Gruppe, die sich in der ganzen Welt dieser Kinder annimmt, werden viele ein Opfer des wachsenden Kindersexhandels und werden von Organisationen ausgebeutet, die sie an perverse Erwachsene vermitteln. Jeden Tag würden 5 000 „Kandidaten für die Straße“ geboren.
BIRMA HEISST JETZT MYANMAR
Union of Myanmar — so lautet jetzt der offizielle Name des südostasiatischen Landes, das bisher Birma hieß. Außerdem wurde der Name der Hauptstadt und gleichzeitig größten Stadt des Landes von Rangun auf Yangon geändert. Diese Formen entsprechen dem heutigen birmanischen Sprachgebrauch. Am 22. Juni wurde der neue Name von den Vereinten Nationen angenommen.
SPANIENS SPIELSUCHT
Die spanischen Behörden sind beunruhigt. Eigentlich waren die 22 Kasinos für die Ausländer gebaut worden, doch wie man herausgefunden hat, stammen nur 10 Prozent des eingesetzten Geldes von Touristen. Die restlichen 90 Prozent kommen von den Einheimischen, zu denen gemäß dem Sprecher der Anonymen Spieler wohl 600 000 krankhafte Spieler gehören. Wie die Londoner Financial Times meldet, beträgt der Gesamtumsatz des spanischen Spielbooms jährlich 24 000 000 000 Dollar, das Fünffache dessen, was das Land für die Bildung ausgibt. Der technische Direktor der spanischen Spielkommission, Santiago Mendioroz, erklärte: „Es gibt immer noch Leute, die bisher nicht gemerkt haben, daß der Spieler immer verliert.“
SEXUALERZIEHUNG VERSAGT
Ist es durch die Sexualkunde an den Schulen gelungen, die sexuellen Aktivitäten der Jugendlichen mitsamt den daraus entstehenden Problemen einzuschränken? Um das herauszufinden, wurden zwischen 1980 und 1987 fünf Untersuchungen durchgeführt, die der Frage nachgingen, wie sich der Stoff auf Schüler der Sekundarstufe aus verschiedenen Gegenden und aus unterschiedlichem sozialen Umfeld ausgewirkt hat. „Der Sexualkundeunterricht hat keine meßbare Auswirkung auf die Schwangerschaftszahlen, einen unwesentlichen Effekt auf den Gebrauch von Verhütungsmitteln und einen unbedeutenden Einfluß auf die Entscheidung der Jugendlichen, wann sie sich zum erstenmal sexuell betätigen“, berichtet die Zeitung New Jersey Herald. „Wie die vorliegenden Daten erkennen lassen“, so die Forscher, „kann man nicht erwarten, daß der Unterricht das Sexualverhalten in eine Richtung ändert, die im Gegensatz zu der Geschlechtswelt der Jugendlichen steht, wie sie von Film, Fernsehen, Musik, Werbung, den erwachsenen Rollenvorbildern und der Gruppe, zu der die Jugendlichen gehören, gezeichnet wird.“
KEINE NARBEN MEHR
Jahrhundertelang hat man erfolglos nach einer befriedigenden Methode gesucht, lästige Tätowierungen zu entfernen. Man hat sie mit Sandpapier behandelt, mit Kälte und Hitze, oder man hat sogar Salz in die Stelle eingerieben, um die Haut zu entfernen. Die New York Times hat nun kürzlich von einer Laserbehandlung berichtet, mit der Tätowierungen entfernt werden können, ohne daß Narben zurückbleiben. Dabei werden tiefrote Laserblitze von einer 40 milliardstel Sekunde bei einer Leistung von 100 Millionen Watt eingesetzt. In den meisten Fällen wird die Behandlung ohne örtliche Betäubung durchgeführt. Die Laserblitze seien, so die Patienten, nicht schmerzhafter, als wenn einen ein Kind mit einem Gummiband beschießt.
KNOCHEN AUS DEM MEER
Wenn für fehlende, zerstörte oder kranke Gesichtsknochen Ersatz geschaffen werden soll, benutzt man häufig Transplantate von anderen Körperknochen. Diese Behandlung erfordert eine aufwendige Operation, ist sehr schmerzhaft und zieht einen langwierigen Heilungsprozeß nach sich. Und, was noch schlimmer ist, die Ergebnisse sind auf lange Sicht oft enttäuschend. Doch Harvey Rosen, Chef der plastischen Chirurgie am Pennsylvania Hospital, hat das Problem anscheinend gelöst. Er verwendet Korallen statt Knochentransplantaten. Die mineralische Beschaffenheit der chemisch bearbeiteten Korallen ist fast die gleiche wie die der menschlichen Knochen. Die kanadische Zeitung Equinox schreibt, Biopsien, die ein Jahr nach der Operation durchgeführt worden seien, hätten ergeben, daß sich in den Poren der Korallen Knochengewebe und Blutgefäße gebildet hätten, so daß das Implantat gegen Infektionen geschützt sei.
FERNSEHEN UND MORDE
Hat das Fernsehen zur Gewalt in unserer Gesellschaft beigetragen? Eine Studie in drei Ländern, deren Ergebnisse im American Journal of Epidemiology veröffentlicht wurden, bejaht dies. In jedem der Länder schnellte die Mordrate 10 bis 15 Jahre nach der Einführung des Fernsehens in die Höhe. Wo das Fernsehen später eingeführt wurde, stieg die Mordrate später. „Wenn auch das Fernsehen sicherlich nicht die einzige Ursache für die Gewalt in unserer Gesellschaft ist, so gäbe es doch in den Vereinigten Staaten ohne Fernsehen wahrscheinlich 10 000 Morde im Jahr weniger“, heißt es in der Studie.
STEIGENDER STEROIDMISSBRAUCH
Daß ein Olympionike seine Goldmedaille abgeben mußte, scheint kaum vom Anabolikamißbrauch im Sport abzuschrecken. Im Gegenteil, gemäß Gert Potgieter vom sportmedizinischen Institut der Universität Pretoria (Südafrika) ist der Steroidmißbrauch „deutlich gestiegen“. Potgieter, selbst Sportler und Besitzer einer Sportschule, beobachtet, wie Sportler über lange Zeit Steroide einnehmen, um besser auszusehen oder mehr zu leisten. Oft würden die Medikamente von Ärzten und Apothekern anstandslos zur Verfügung gestellt. So kommt er zu dem Schluß: „Sport ist nicht länger mehr eine Leistung auf körperlichem Gebiet, sondern auf chemischem.“
GÄSTEVERLEIH
Zusätzlich zu ihrem Hausputz- und Auslieferungsdienst vermittelt eine japanische Firma auch gegen Gebühr Gäste. Laut Wall Street Journal kann man die „Gäste“ als Ersatzleute für alle Gelegenheiten mieten — von Hochzeiten bis Beerdigungen. Bei Hochzeiten können sie als frühere Klassenkameraden auftreten, als Vorgesetzte, als weit entfernt wohnende Verwandte, ja sogar als die Eltern von einem der Brautleute. Der größte Auftrag sei bis jetzt eine Hochzeit gewesen, für die 60 der 80 Gäste der Braut gestellt worden seien. Der Dienst kostet zwischen 15 000 und 25 000 Yen pro Person.
TORONTOS „SKYDOME“
„Ein gewaltiges technisches Wunderwerk“, so wird das neue, klimatisierte, 500 Millionen Dollar teure Stadion beschrieben, das kürzlich unter dem Namen SkyDome in Toronto (Kanada) eröffnet wurde. Es faßt bei Sportereignissen, Konzerten und Kongressen bis zu 60 000 Besucher. Das vierteilige ausfahrbare Dach, 94 Meter über dem Spielfeld, ist letzter Stand der Technik. Obwohl das größte Segment 1 729 Tonnen wiegt, kann das riesige Dach, das 3,2 Hektar überspannt, in 20 Minuten geöffnet oder geschlossen werden. Der SkyDome kann sich der größten Videoanzeigetafel der Welt rühmen — mit einem Bildschirm von 11 Meter Höhe und 35 Meter Länge. Das Projekt hat ca. 5 000 Arbeiter beschäftigt und wurde in 32 Monaten fertiggestellt. Das Stadion ist neben dem Fernmeldeturm von Toronto gelegen, dem höchsten freistehenden Bauwerk der Welt.