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  • Erwachet! 1999
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Erwachet! 1999
g99 8. 9. S. 20-23

Der Welthandel — Welche Auswirkungen er hat

ALS Peter seinen Arbeitsplatz bei einem multinationalen Unternehmen verlor, für das er 20 Jahre gearbeitet hatte, wurde in der Kündigung als Grund einfach „die Globalisierung der Wirtschaft“ angegeben. Als Thailands Währung, der Baht, mehr als die Hälfte ihres Wertes verlor, geißelte der Finanzminister des Landes deswegen die „Globalisierung“. Als in einem Land Südostasiens der Reispreis um 60 Prozent stieg, hieß es in den Schlagzeilen der Zeitungen: „Das ist die Globalisierung!“

Was genau ist die Globalisierung der Wirtschaft eigentlich? Wie und warum beeinflußt sie unser Land und das Geld in unseren Taschen? Was steckt hinter dieser Entwicklung?

Was ist die Globalisierung?

Als wirtschaftliche Erscheinung ist die Globalisierung eine Verschmelzung von Volkswirtschaften zu einer globalen Wirtschaft. Überall im heutigen „globalen Dorf“ werden Waren hergestellt, und das Geld strömt ständig ungehindert über die Grenzen. Es ist im Grunde genommen Handel ohne Grenzen. In diesem System üben multinationale Unternehmen große Macht aus, während anonyme Investoren in irgendeinem Teil der Welt materiellen Wohlstand fördern oder verheerende wirtschaftliche Rückschläge auslösen können.

Die Globalisierung ist sowohl Ursache als auch Folge der modernen Revolution im Informationswesen. Erhebliche Verbesserungen im Fernmeldewesen, unglaubliche Leistungssteigerungen im Computerwesen und die Entwicklung von Datennetzwerken wie dem Internet treiben die Globalisierung voran. Diese Techniken tragen zur Überwindung der Hürden bei, die durch die Entfernungen gegeben sind. Mit welchen Folgen?

Ein zweifelhafter Segen?

Nach Aussage einiger Befürworter kann die Globalisierung den Handel und die Investitionstätigkeit in Gang bringen, wodurch auch in den ärmsten Ländern der Welt die Wirtschaft und die Entwicklung vorangebracht werden. Beispielsweise haben allein in den neunziger Jahren ausländische Investoren eine Billion Dollar in Entwicklungsländern angelegt. Diese unglaubliche Zunahme von internationalen Investitionen hat in ärmeren Ländern den Bau von Straßen, Flughäfen und Fabriken ermöglicht. Ja, die Globalisierung ist eine Kraft, durch die der Lebensstandard für einige auf der Erde verbessert wurde. Peter Sutherland, der Vorsitzende des Overseas Development Council, sagte, daß „es bis vor kurzem mindestens zwei Generationen dauerte, bis der Lebensstandard auf das Doppelte gestiegen war, doch in China verdoppelt sich der Lebensstandard jetzt alle 10 Jahre“. Von der Globalisierung erhofft man sich nie dagewesene Möglichkeiten für Milliarden von Menschen. Mit dem überwältigenden Wachstum des Welthandels haben auch die Produktivität und die Effizienz zugenommen, und es sind neue Arbeitsplätze geschaffen worden.

Die Kritiker der Globalisierung führen ins Feld, daß sie die Wirtschaft über Nacht ruinieren kann. Ein paar Klicks mit der Computermaus können eine Landeswährung sehr schnell abwerten, wodurch das wertlos wird, was Millionen Verdiener ihr Leben lang gespart haben. Verhängnisvolle Worte aus dem Mund eines einflußreichen Analysten an der Wall Street können in Panik geratene Investorengruppen zum sofortigen Verkauf ihrer asiatischen Aktien veranlassen, wodurch sie ein großes Finanzloch schaffen und schließlich Millionen in die Armut treiben. Ein Vorstand kann beschließen, eine Fabrik in Mexiko zu schließen und statt dessen eine Fabrik in Thailand zu eröffnen — womit er in Asien Arbeitsplätze schafft und in Lateinamerika Familien zu Hunderten zu einem Leben in bitterer Armut verurteilt.

Viele weisen darauf hin, daß das Leben für große Teile der menschlichen Gesellschaft durch die Globalisierung schwieriger geworden ist und die Gefahr besteht, daß ein Teil der Welt nicht mit der Globalisierung Schritt halten kann. „Nicht zufällig spiegelt die enttäuschende wirtschaftliche Leistung in vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara die Tatsache wider, daß sie nicht in die Weltwirtschaft integriert sind und daher nicht erfolgreich Handel treiben und Investoren anziehen können“, sagte Sutherland.

Länderübergreifende Auswirkungen, durch die wir reich oder arm werden

Wie wirkt sich das auf uns aus? Örtliche, nationale und regionale Wirtschaften sind miteinander verwoben und voneinander abhängig. Daher können negative Symptome in der Wirtschaft eines Landes schnell auf die Wirtschaft anderer Länder übergreifen — auch auf die in unserem Land. Beispielsweise droht die weltweite Finanzkrise, die 1997 Asien und 1998 und 1999 Rußland und Lateinamerika heimsuchte, jetzt den Wohlstand der Vereinigten Staaten, den europäischer Länder und den vieler anderer wirtschaftlich stabiler Staaten zu beeinträchtigen. Länder, die gerade eben noch wirtschaftlich gesund aussahen, hatten im nächsten Augenblick ernsthafte Probleme — offensichtlich nicht wegen der Entwicklung im eigenen Land, sondern auf Grund plötzlich auftretender Einflüsse aus dem Ausland. Wirtschaftswissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang von der Transmission wirtschaftlicher Krisen. Lionel Barber von der Financial Times sagt: „Schwere Finanzkrisen treten gleichzeitig auf und verstärken sich in vielen Fällen gegenseitig. Die Transmission ist kein Risiko mehr, sie ist eine Tatsache.“

Durch die Globalisierung wird das Leben der Menschen in aller Welt wirtschaftlich immer enger miteinander verknüpft. Ganz gleich, wo wir wohnen, wir spüren die Auswirkungen nicht nur in einer Hinsicht. Betrachten wir folgende Beispiele dafür: Als Brasilien im Januar 1999 den Wechselkurs für seine Währung freigab, wurde den argentinischen Geflügelzüchtern mit Entsetzen bewußt, daß die Brasilianer ihre Hähnchen billiger als die Argentinier an die Supermärkte in Buenos Aires verkauften. Außerdem hatte der internationale Preisverfall bereits die Preise für Holz, Sojaöl, Rindfleisch, Fruchtsäfte und Käse aus Argentinien zunichte gemacht. Niedrige Preise und eine verminderte Nachfrage führten dort zur Schließung von Molkereibetrieben, wodurch Hunderte arbeitslos wurden.

In der Zwischenzeit stellten Schweinezüchter in Illinois (USA) fest, daß sie nach guten Schweinefleischexporten in wohlhabende Länder Asiens ihre Preise herabsetzen mußten, weil die Nachfrage gesunken und der Wettbewerb heftig geworden war. „Wir haben in der Schweinefleischindustrie noch nie so große Verluste gehabt, nicht einmal in der Weltwirtschaftskrise 1929“, klagte ein Züchter. Im selben Land wurden Stahlarbeiter vorübergehend entlassen, weil die Unternehmen vor einer Flut von Stahlimporten aus China, Japan, Rußland, Indonesien und anderen Ländern standen — alle diese Länder hatten schwache Währungen, weshalb sie ihre Waren sehr billig exportieren konnten. Zum Leidwesen der Farmer in den Vereinigten Staaten häufte sich dort jedoch Getreide auf, weil es in Asien keine Käufer dafür gab.

Die Begleiterscheinungen der Globalisierung werden außerdem dadurch verstärkt, daß Banken und Pensionsfonds wohlhabender Länder in emerging markets — ein beschönigender Ausdruck für die Wirtschaft mancher Entwicklungsländer — massiv investiert haben. Als in der Finanzkrise von 1997 bis 1999 solche Volkswirtschaften zusammenbrachen, waren normale Bürger, die nur Altersruhegeldempfänger waren oder ihre Ersparnisse bei den Banken deponiert hatten, die Verluste hinnehmen mußten, unmittelbar davon betroffen. Fast allen lief es wegen der direkt oder indirekt erlittenen Verluste kalt den Rücken herunter.

Immer reicher, immer ärmer

Die Globalisierung läßt, wie eine nähere Untersuchung ergibt, in armen Ländern immer größer werdende Inseln des Wohlstandes entstehen und in reichen Ländern die Armut immer mehr um sich greifen. Wieso? David Korten beantwortet die Frage teilweise in seinem Buch When Corporations Rule the World: „Das schnelle Wirtschaftswachstum in einkommensschwachen Ländern beschert ihnen moderne Flughäfen, Fernsehen, Autobahnen und klimatisierte Einkaufszentren, in denen es ausgeklügelte elektronische Geräte und Designerkleidung für die wenigen Glücklichen gibt. Selten werden die Lebensbedingungen für die Masse verbessert. Diese Art des Wachstums macht es erforderlich, daß sich die Wirtschaft auf Exporte konzentriert und Devisen verdient, damit das gekauft werden kann, was wohlhabende Leute wollen. Deswegen werden auf dem Land der Armen ausschließlich Exportfrüchte angebaut. Die ehemaligen Ackerbauern leben in städtischen Slums von Hungerlöhnen, die Ausbeuterunternehmen dafür zahlen, daß für den Export produziert wird. Familien brechen auseinander, das Sozialsystem wird bis zum Zusammenbruch belastet, und Gewalt breitet sich aus. Wer von dem Wachstum begünstigt wird, benötigt noch mehr Devisen, und zwar zum Import von Waffen, damit er sich vor dem Zorn der Benachteiligten schützen kann.“

Generell wird durch die Globalisierung großer Druck auf Berufstätige ausgeübt, weil Regierungen die Löhne senken und das Arbeitsrecht zugunsten der Arbeitgeber ändern, um ausländische Investoren mit dem Versprechen niedriger Kosten zu gewinnen. Einige neu industrialisierte Länder haben die vermehrten Exporte genutzt, die durch den freieren Welthandel möglich sind, doch die ärmeren Länder sind von den Wohltaten zum großen Teil ausgeschlossen.

Wie schwerwiegend ist das weltweite Ungleichgewicht geworden? Betrachten wir nur ein paar statistische Daten, die Korten nennt: „In der Welt gibt es jetzt [1998] 477 Milliardäre im Vergleich zu 274 im Jahre 1991. Deren gesamtes Vermögen ist ungefähr genausohoch wie das Jahreseinkommen der ärmeren Hälfte der Menschheit — 2,8 Milliarden Menschen.“ Was ist schuld daran? „Das ist eine unmittelbare Folge einer unkontrollierten Weltwirtschaft.“

Von Habgier getrieben — Ein wohltuender Trend?

Wo liegt der grundlegende Schwachpunkt bei der Globalisierung? Der Redakteur Jim Hoagland sagte zur Finanzkrise 1997/98, daß künftige Historiker eine Verkettung verpaßter Gelegenheiten, mangelhafter internationaler Zusammenarbeit und menschlicher Habgier finden werden. Manch einer fragt sich, ob es mit einem Wirtschaftssystem, das eine wohlhabende Minderheit gegen eine verarmte Mehrheit in den Kampf auf Leben und Tod schickt, überhaupt weltweiten Frieden und Wohlstand geben kann. Ist es moralisch einwandfrei, daß eine kleine Anzahl Gewinner in großem Überfluß lebt, während eine viel größere Anzahl Verlierer in demütigender Armut leben muß?

Ja, unersättliche Habgier und mangelnde Moral sind die Ursache für eine Welt mit einem gravierenden finanziellen Ungleichgewicht. Was ein Rechtsgelehrter vor 2 000 Jahren sagte, gilt immer noch: „Die Geldliebe ist eine Wurzel von schädlichen Dingen aller Arten“ (1. Timotheus 6:10). Sind menschliche Regierungen darauf vorbereitet, den angeborenen Mängeln des unvollkommenen Menschen erfolgreich entgegenzutreten? Fernando Cardoso, Brasiliens Präsident, äußerte sich besorgt: „Die Aufgabe, der Entwicklung im Zeitalter der Globalisierung menschliche Züge zu verleihen, ist zu einer größeren Herausforderung geworden, weil wir alle mit ... der moralischen Leere fertig werden müssen, die die Vergötterung des Marktes verursacht hat.“

Heftiger Kampf um Macht und Wertvorstellungen

In einem Vortrag auf der 22. Weltkonferenz der Gesellschaft für internationale Entwicklung formulierte Korten seine Zweifel an einigen wohltuenden Auswirkungen der Weltwirtschaft. Er sagte, es gebe „einen heftigen Kampf um Macht und Wertvorstellungen zwischen den Menschen und den Einrichtungen der Weltwirtschaft, der nahezu überall tobt. Der Ausgang dieses Kampfes wird wahrscheinlich darüber entscheiden, ob das 21. Jahrhundert entweder den Niedergang unserer Art in Habgier, Gewalt, Mangel und Umweltzerstörung markiert, was gut zu unserer Auslöschung führen kann, oder aber das Entstehen von blühenden bürgerlichen Gesellschaften, in denen alle Menschen miteinander und im Einklang mit unserem Planeten in Frieden leben können, ohne etwas zu entbehren.“

[Kasten/Bild auf Seite 22]

„DIE WELT WIRD ... GLOBALER“

Diese Formulierung wurde in einem Leitartikel der Zeitschrift Asiaweek vom 26. Februar 1999 gebraucht, in dem es hieß: „Die Welt wird dank freier Handels-, Kapital-, Informations- und Technologieströme globaler. ... Das Spiel heißt Zusammenschluß: je mehr Regionen und Nationen in die Weltwirtschaft einbezogen werden, desto größer wird der Markt für alle Produzenten in der Welt.“

Außerdem wurde gesagt: „Der wirtschaftliche Zusammenbruch, der [in den letzten Jahren] Ostasien, Rußland und Brasilien heimsuchte, hat gezeigt, daß es in der wirtschaftlich und technologisch vernetzten Welt kurzsichtig ist, eine Region zu entwickeln, während andere scheitern.“

Im gleichen Artikel wurde davor gewarnt, Asien „wirtschaftlich und politisch zu isolieren“, und die Leser wurden daran erinnert, daß „Japan und China immer noch die zweit- und drittgrößten Märkte sind“. Weiter war zu lesen: „Allein wegen der Bevölkerungsdichte wird Asien sicherlich eine Kraft werden, mit der man rechnen muß.“ Asiens Milliarden können nicht ignoriert werden. Ja, wir leben in einer Weltwirtschaft, und die Handelsgrenzen sind durchlässiger geworden.

[Bilder auf Seite 23]

Die Globalisierung ist dafür verantwortlich gemacht worden, daß die Kluft zwischen Reich und Arm größer wird

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