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Warum viele verschuldet sindErwachet! 1996 | 22. Dezember
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Warum viele verschuldet sind
MICHAEL und Reena feierten ihren ersten Hochzeitstag dort, wo sie ihre Flitterwochen verbracht hatten. Jedoch sahen sie sich zu Beginn ihres zweiten Ehejahres mit einer unangenehmen Tatsache konfrontiert. Ganz gleich, wie sparsam sie auch mit ihrem Geld umgingen, sie waren außerstande, alle Rechnungen zu begleichen.
Nehmen wir ein anderes Ehepaar. Als Robert und Rhonda heirateten, hatte Robert lediglich eine Studienförderung in Form eines geringen Darlehens zurückzuzahlen, und Rhonda mußte nur ihr Auto abzahlen. Robert sagt: „Wir haben beide voll gearbeitet und monatlich zusammen 2 950 Dollar [umgerechnet etwa 4 400 Mark] nach Hause gebracht. Doch irgendwie kamen wir auf keinen grünen Zweig.“ Rhonda erklärt: „Wir hatten weder große Anschaffungen gemacht noch etwas Besonderes unternommen. Ich konnte einfach nicht begreifen, wo unser Geld blieb.“
Robert und Rhonda waren nicht faul. Und Michael und Reena ebensowenig. Was war ihr Problem? Sie hatten Kreditkartenschulden. Michael und Reena hatten im ersten Ehejahr Kreditkartenkäufe in Höhe von insgesamt umgerechnet 21 000 Mark getätigt. Die Kreditkartenschulden von Robert und Rhonda beliefen sich zwei Jahre nach ihrer Hochzeit auf umgerechnet 9 000 Mark.
Auch Anthony, ein Familienvater mittleren Alters, sah sich so großen Geldsorgen wie noch nie gegenüber. Seine finanziellen Schwierigkeiten waren hingegen nicht auf Kreditkartenkäufe zurückzuführen. 1993 hatte sich die Firma, für die er arbeitete, verkleinert, und er verlor seine leitende Stellung, die ihm ein Jahreseinkommen von umgerechnet über 70 000 Mark einbrachte. Danach hatte er alle Mühe, seine vierköpfige Familie zu ernähren. Janet, einer alleinerziehenden Mutter aus New York, ging es ähnlich: Ihr Jahreseinkommen von umgerechnet etwa 16 500 Mark reichte kaum zum Leben.
Es stimmt zwar, daß die meisten Geldsorgen durch den richtigen Umgang mit Geld kleiner werden, aber Tatsache ist, daß es sich heute viele schwermachen, weil sie „in der Nutzlosigkeit ihres Sinnes“ wandeln (Epheser 4:17). Grace W. Weinstein schreibt außerdem in ihrem Buch The Lifetime Book of Money Management: „Viele der Spielregeln im Umgang mit Geld haben sich geändert; sie sind infolge einer unsicheren Wirtschaftslage, gewandelter Anschauungen über das Ausgeben und das Sparen von Geld sowie durch eine veränderte Lebensweise umgestoßen worden.“ In einer Welt, die kopfsteht, haben immer mehr Leute immer mehr Schwierigkeiten, mit den persönlichen oder familiären Geldmitteln auszukommen.
Glücklicherweise bekamen Michael und Reena, Robert und Rhonda und auch Anthony sowie Janet ihre Geldsorgen in den Griff. Bevor wir uns jedoch damit befassen, was ihnen dabei half, wollen wir zunächst eine Form der mühelosen Geldbeschaffung unter die Lupe nehmen, die die finanziellen Schwierigkeiten vieler noch verschlimmert — gemeint sind Kreditkarten.
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Kreditkarten — Dienen oder versklaven sie uns?Erwachet! 1996 | 22. Dezember
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Kreditkarten — Dienen oder versklaven sie uns?
„JEDEN Monat, wenn ich meine Kreditkartenabrechnung öffne, erscheint es mir wie ein schlechter Witz“, sagt ein Englischlehrer in den Vereinigten Staaten. „Ungläubig starre ich auf den fälligen Betrag, und es kommt mir vor, als habe ein anderer Teil von mir, eine Art Mr. Hyde, eine Kauforgie in Spielwaren- und Elektrogeschäften, in Supermärkten und auf Tankstellen veranstaltet.“
Dolores bestätigt, daß man mit einer Kreditkarte sehr schnell Schulden machen kann. Sie erklärt: „Etwas auf Kreditkarte zu kaufen tut nicht weh. Mit Bargeld würde ich nicht so locker umgehen. Mit der Kreditkarte einzukaufen ist jedoch etwas anderes. Man sieht das Geld, das man ausgibt, ja gar nicht. Man gibt lediglich seine Karte ab und erhält sie zurück.“
Es verwundert nicht, daß sich die Kreditkartenschulden in den Vereinigten Staaten im Juni 1995 auf insgesamt 195,2 Milliarden Dollar beliefen — das sind durchschnittlich mehr als 1 000 Dollar pro Karteninhaber. Dennoch versuchen die Kreditkartengesellschaften immer wieder, mit Lockmitteln wie niedrigen Einführungszinssätzen oder dem Erlassen der Jahresgebühr neue Kunden zu gewinnen. Wie viele Werbeangebote für Kreditkarten haben wir in den letzten Monaten erhalten? Der Durchschnittshaushalt in den Vereinigten Staaten erhält jährlich etwa 24 Werbeangebote. 1994 benutzte der normale Kreditkarteninhaber in den Vereinigten Staaten 10 Karten und tätigte damit 25 Prozent mehr Käufe als im Vorjahr.
In Japan gibt es mehr Kreditkarten als Telefone; jeder Japaner, der älter als 20 Jahre ist, besitzt durchschnittlich zwei Karten. In den anderen asiatischen Ländern sind über 120 Millionen Karten ausgegeben, das heißt, jeder zwölfte ist Inhaber einer Karte. James Cassin von MasterCard International sagte: „Asien ist der bei weitem am schnellsten wachsende Markt für Geldgeschäfte mit Kreditkarten.“ Edmund P. Jensen, Präsident von Visa International, prophezeit: „Wir werden lange Zeit eine kreditkartenorientierte Gesellschaft sein.“
Offensichtlich etablieren sich Kreditkarten immer mehr. Auf vernünftige Weise eingesetzt, können sie nützlich sein. Wer mit Kreditkarten jedoch leichtsinnig umgeht, kann sich ins eigene Fleisch schneiden. Das Wichtigste über Kreditkarten zu wissen kann uns helfen, dieses Zahlungsmittel zu unserem Nutzen einzusetzen.a
Die verschiedenen Kreditkarten
Bankkreditkarten wie Visa oder MasterCard sind die renommiertesten Karten. Sie werden von Geldinstituten ausgegeben, und man muß dafür eine Jahresgebühr bezahlen, die in der Regel zwischen 15 und 25 Dollar liegt. Manchmal wird die Jahresgebühr erlassen; dabei spielt das Zahlungsverhalten des Kunden eine Rolle und auch, wie oft er seine Karte gebraucht. Die monatliche Kartenabrechnung kann entweder sofort oder aber in Monatsraten bezahlt werden; im letzteren Fall entsteht eine hohe Zinsbelastung, im ersteren nicht. Das festgesetzte Kreditlimit richtet sich nach dem Zahlungsverhalten des Kunden. Es wird oftmals angehoben, wenn der Karteninhaber seine Zahlungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat.
Mit Bankkreditkarten lassen sich auch Bargeldauszahlungen vornehmen, denn die Karten können in Verbindung mit Geldausgabeautomaten und Bankschecks eingesetzt werden. Das ist allerdings eine kostspielige Art der Bargeldbeschaffung. Gewöhnlich werden pro 100 Dollar, die man sich leiht, Gebühren zwischen 2 und 5 Dollar erhoben. Außerdem werden von dem Tag an Zinsen berechnet, an dem man das Geld abgehoben hat.
Außer Banken geben auch viele Einzelhandelsgeschäfte und Ladenketten Kreditkarten aus, die nur von ihnen akzeptiert werden. Für diese Karten ist im allgemeinen keine Jahresgebühr zu entrichten. Wird eine Rechnung nicht sofort bezahlt, können die Zinsen jedoch höher sein als im Fall von Bankkreditkarten.
Mineralölgesellschaften geben ebenfalls Kreditkarten ohne die Erhebung einer Jahresgebühr aus. Die Karten werden meist nur von den konzerneigenen Tankstellen akzeptiert, manchmal auch von bestimmten Hotels. Wie bei den von Einzelhandelsgeschäften ausgegebenen Kreditkarten kann man die Kreditkartenrechnungen entweder sofort begleichen, ohne eine Zinserhebung, oder in Raten abzahlen, dann aber fallen Zinsen an.
Außerdem gibt es noch Travel and Entertainment Cards wie Diners Club und American Express; dabei handelt es sich um Kreditkarten für Reise und Unterhaltung. Diese Kartenart beinhaltet eine Jahresgebühr, jedoch keine Zinsbelastungen, weil der volle Rechnungsbetrag bei Erhalt der monatlichen Abrechnung fällig ist. Allerdings läßt sich keine klare Grenzlinie zwischen diesen Karten und Bankkreditkarten ziehen. American Express zum Beispiel bietet die Optima Card an, die einer Bankkreditkarte ähnelt und bei der Zinsen berechnet werden.
Eine neuartige Karte auf dem US-Kreditkartenmarkt ist die Smart Card (schlaue Karte), die so heißt, weil sie einen eingebauten Speicherchip hat. Sie kann als eine Art „Bargeldkarte“ benutzt werden, denn der Karteninhaber kann einen bestimmten Betrag in den Chip speichern lassen. Ein dem Smart-Card-System angeschlossenes Geschäft bucht den Preis einer Ware von der Karte ab. In Frankreich waren letztes Jahr bereits 23 Millionen Smart Cards in Umlauf, in Japan waren es 11 Millionen. Es wird geschätzt, daß die Zahl dieser Karten bis zum Jahr 2000 weltweit auf über eine Milliarde in die Höhe schnellen wird.
Man ist gut beraten, auf die Kreditkonditionen zu achten, bevor man sich eine Kreditkarte zulegt. In einer vom Zentralbanksystem der amerikanischen Regierung herausgegebenen Broschüre heißt es: „Der effektive Jahreszins, die Jahresgebühr sowie die zinsfreie Phase zwischen Rechnungsstellung und Fälligkeit sind wichtige Kreditbedingungen, die zu berücksichtigen sind.“ Unter anderem sind auch die Gebühren für Bargeldauszahlungen, für ein Überschreiten des Kreditlimits sowie für einen Zahlungsverzug von Bedeutung.
Wie hoch sind die Kreditkosten?
Die Kreditkosten, die derjenige zahlen muß, der seine monatliche Rechnung nicht sofort begleicht, können höher ausfallen, als die meisten denken. Da ist zum Beispiel der effektive Jahreszins, der angibt, wieviel ein Kredit tatsächlich kostet. Das Verhältnis von Jahreszins zu effektivem Jahreszins läßt sich wie folgt veranschaulichen: Angenommen, jemand leiht einem Freund 100 Mark, und am Ende des Jahres zahlt der Freund 108 Mark zurück. In diesem Fall hat er einen Jahreszins von 8 Prozent bezahlt. Doch nehmen wir an, er zahlt die geborgten 100 Mark in 12 Monatsraten von je 9 Mark zurück. Am Ende des Jahres hat er ebenfalls insgesamt 108 Mark zurückgezahlt, aber der Geldverleiher konnte mit dem Geld, das er monatlich erhielt, arbeiten. Der effektive Jahreszins eines solchen Kredits beläuft sich auf 14,5 Prozent.
Einer Umfrage des amerikanischen Zentralbanksystems zufolge beginnt der effektive Jahreszins für Bankkreditkarten bei 9,94 Prozent und geht bis 19,8 Prozent; in der Regel liegt er zwischen 17 und 19 Prozent. Auch wenn einige Institutionen einen niedrigeren Einführungszinssatz anbieten, gewöhnlich sind es 5,9 Prozent, könnte dieser doch steigen, sobald die Einführungsphase vorbei ist. Der Zinssatz wird auch dann angehoben, wenn der Kreditkartenausgeber ein erhöhtes Kreditrisiko feststellt. Einige Kreditkartenausgeber bestrafen einen Zahlungsverzug mit einer Erhöhung des Zinssatzes. Das Überschreiten des Kreditlimits wird ebenfalls bestraft.
In asiatischen Ländern kann der effektive Jahreszins für Kreditkarten sehr hoch sein. Beispielsweise wird in Hongkong für einige Bankkreditkarten ein effektiver Jahreszins von 24 Prozent berechnet, in Indien können es 30 Prozent sein, in Indonesien 36 Prozent, auf den Philippinen 45 Prozent, in Singapur 24 Prozent und in Taiwan 20 Prozent.
Über Kreditkarten kommt man zweifellos auf schnellem, aber teurem Weg zu einem Kredit. In ein Geschäft zu gehen und auf Kreditkarte einen Kauf nach dem anderen zu tätigen, die man alle nur in Monatsraten abzahlen kann, ist das gleiche, als würde man in eine Bank gehen und sich Geld zu einem horrenden Zinssatz leihen. Und dennoch tun in den Vereinigten Staaten nahezu 3 von 4 Karteninhabern genau das. Ihr Konto weist einen Debetsaldo auf, für den sie hohe Zinsen zahlen müssen. Letztes Jahr stand auf dem Kreditkartenkonto von Visa- und MasterCard-Inhabern in den Vereinigten Staaten jeden Monat ein Debetsaldo von durchschnittlich 1 825 Dollar, und viele haben auf einer ganzen Reihe von Karten Schulden in dieser Höhe.
Eine Schlinge, die sich zuziehen kann
Ruth Susswein, Geschäftsführerin der Bank Cardholders of America, erklärte, Kreditkarteninhaber würden gar nicht realisieren, in welche Geldschwierigkeiten sie geraten können. Sie wies darauf hin, daß ein Karteninhaber, der eine Kreditkartenschuld von 1 825 Dollar durch eine monatliche Mindestrückzahlung von 36 Dollar begleichen möchte, zur Bezahlung der Gesamtschuld über 22 Jahre brauchte.b Einschließlich der Zinszahlungen würde er in dieser Zeit rund 10 000 Dollar für die von ihm geliehenen 1 825 Dollar bezahlen! Und das, ohne irgendwelche anderen Käufe mit seiner Kreditkarte getätigt zu haben. Für Personen, die dazu neigen, über ihre Verhältnisse zu leben, können Kreditkarten in der Brieftasche eine Schlinge sein.
Wie verfängt man sich in dieser Schlinge? Robert, von dem im ersten Artikel die Rede war, sagt: „Wir kauften Dinge, die wir gar nicht brauchten. Wir wurden Mitglied in einem Fitneßstudio, in das wir jedoch nie gingen. Wir schafften uns einen Wohnwagen an und gaben Tausende von Dollar für Reparaturen aus, ohne uns auch nur einmal zu fragen, ob er es überhaupt wert war. Wir dachten nie darüber nach, was uns unsere Schulden eigentlich kosteten.“
Reena, die ebenfalls im vorigen Artikel erwähnt wurde, berichtet, was ihr und ihrem Mann Michael widerfuhr: „Wir gewöhnten uns einfach an das Schuldenmachen. Nach unserer Hochzeit kauften wir alles, was wir noch brauchten, und zwar auf Kreditkarte. Um die Beiträge zur Krankenversicherung zu bezahlen und Sachen kaufen zu können, die nicht mit Kreditkarte bezahlt werden konnten, holten wir uns mit unseren Karten eben Bargeld. Innerhalb eines Jahres waren unsere Schulden auf 14 000 Dollar [umgerechnet 21 000 Mark] angewachsen. Als wir begriffen, daß sich die monatlichen Kreditkartenrechnungen größtenteils aus Zinsen zusammensetzten, fiel es uns wie Schuppen von den Augen.“
Sollte man sich Kreditkarten zulegen?
Darauf mögen manche mit Nein antworten, weil sie wissen, in welche finanziellen Nöte Millionen von Menschen durch Kreditkarten geraten sind. Daphne, die 32 Jahre alt ist, sagt: „Meine Eltern hatten nie eine Kreditkarte, und sie möchten auch heute keine.“ Im übrigen macht jeder vierte Kreditkarteninhaber in den Vereinigten Staaten klugen Gebrauch von seinen Karten. Er nutzt die Vorteile, ohne die schmerzhafte Erfahrung machen zu müssen, horrende Zinsen zu zahlen. Maria gehört zu diesem Kreis. „Mir gefällt die bequeme Art des Zahlens“, erklärt sie. „Ich brauche keine großen Summen Bargeld bei mir zu tragen. Wenn ich etwas Herabgesetztes sehe, das ich benötige, kann ich es mir kaufen.“
Maria fährt fort: „Ich vergewissere mich stets, daß ich das, was ich mir kaufen möchte, auch wirklich bezahlen kann. Ich habe mir noch nie mit der Karte Bargeld beschafft. Und bisher mußte ich keine Kreditkosten bezahlen.“ Mit einer Kreditkarte läßt sich bequem eine verbindliche Hotelzimmerreservierung vornehmen, und in den USA benötigt man eine Kreditkarte, wenn man ein Auto mieten möchte.
Einige neigen beim Einkaufen jedoch zu Spontankäufen. Sie würden bewußter einkaufen, wenn sie hauptsächlich mit Bargeld zahlten. Michael und Reena wollten sich nicht ans Schuldenmachen gewöhnen. Daher beschlossen sie, außer in Notfällen, fünf Jahre lang überhaupt keine Kreditkarten mehr zu benutzen.
Der Gebrauch von Kreditkarten ist eine persönliche Angelegenheit. Wenn man sie benutzt, ist Umsicht geboten. Kreditkarten sollten als bequemes Zahlungsmittel angesehen werden. Und es ist unbedingt zu vermeiden, daß sich Schulden anhäufen. Käufe auf Kreditkarte unter Kontrolle zu halten ist ein wichtiger Schritt hin zum richtigen Umgang mit Geld. Was kann man in dieser Hinsicht noch tun?
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Wie man Schulden vermeiden kannErwachet! 1996 | 22. Dezember
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Wie man Schulden vermeiden kann
MIT den familiären Geldmitteln auszukommen kann in der heutigen unsicheren Zeit eine Herausforderung sein. Wie läßt sich dieser Herausforderung erfolgreich begegnen?
Nicht unbedingt durch ein höheres Einkommen. Finanzexperten sagen, es sei vielmehr notwendig, zu realisieren, woher das Geld kommt und wofür es ausgegeben wird, sowie bereit zu sein, fundierte Entscheidungen zu treffen. Dazu ist ein Haushaltsplan nötig.
Die Abneigung gegen einen Haushaltsplan überwinden
Allerdings erklärte Grace Weinstein, Beraterin in Finanzfragen, daß das Wort Haushaltsplan „in den Köpfen der Leute alle möglichen Bilder der Trostlosigkeit entstehen läßt“. Daher stellen viele erst gar keinen Plan auf. Einige bringen die Notwendigkeit eines Haushaltsplans auch mit einem geringen Einkommen in Verbindung oder mit mangelnder Bildung. Doch selbst Berufstätige mit hohem Einkommen haben Geldprobleme. Eine Finanzberaterin sagte: „Einer meiner ersten Kunden verdiente 187 000 Dollar [umgerechnet rund 280 000 Mark] im Jahr ... Allein seine Kreditkartenschulden beliefen sich auf annähernd 95 000 Dollar [umgerechnet etwa 142 000 Mark].“
Michael, der in den Artikeln zuvor erwähnt wurde, zögerte aus einem anderen Grund, Rat zu suchen. Er gesteht: „Ich hatte Angst davor, daß mich andere für einfältig und dumm halten würden.“ Diese Angst ist jedoch unbegründet. Mit Geld richtig umzugehen erfordert andere Fähigkeiten, als Geld zu verdienen, und die meisten haben es nicht gelernt. „High-School-Absolventen wissen mehr über ein gleichschenkliges Dreieck als über das Sparen“, sagte eine Sozialarbeiterin.
Gut zu wirtschaften läßt sich allerdings relativ leicht lernen. Dazu gehört, die Einkünfte und die Ausgaben aufzulisten — und dann darauf zu achten, daß die Ausgaben die Einkünfte nicht übersteigen. Im Grunde kann das Aufstellen eines Haushaltsplans Freude machen, und sich daran zu halten macht zufrieden.
Womit man beginnt
Als erstes listet man die Einkünfte auf. Das dürfte den meisten leichtfallen, weil diese Liste gewöhnlich kurz ist — Lohn oder Gehalt, Zinsen von Spareinlagen und so weiter.
Jedoch sollten eventuelle Einkünfte (zum Beispiel Vergütung für Überstunden, Zulagen oder Geschenke) nicht mit eingeplant werden. Finanzberater geben zu bedenken, daß das Einplanen unsicherer Einnahmen zu Schulden führen kann. Hat man wirklich solche Einnahmen, könnte man sich oder seiner Familie etwas Besonderes gönnen, Bedürftigen unter die Arme greifen oder das Geld für eine würdige Sache spenden.
Das Auflisten der Ausgaben dagegen könnte ein wenig schwieriger sein. Robert und Rhonda, die in den vorigen Artikeln erwähnt wurden, konnten sich nicht erklären, wo ihr hart verdientes Geld blieb. Robert berichtet, wie sie das Problem lösten: „Einen ganzen Monat lang hatten wir immer einen Zettel bei uns und schrieben jeden Pfennig auf, den wir ausgaben. Wir notierten uns sogar das Geld, das wir für eine Tasse Kaffee ausgaben. Und am Ende des Tages trugen wir die Beträge in das Haushaltsbuch ein, das ich gekauft hatte.“
Sich gewissenhaft jede Ausgabe zu notieren hilft einem herauszufinden, wo das Geld bleibt, das einem durch die Finger zu rinnen scheint. Wer allerdings genau weiß, wofür er Geld ausgibt, kann die detaillierte Aufstellung der täglichen Ausgaben überspringen und gleich mit der Auflistung der monatlichen Ausgaben beginnen.
Die Auflistung der monatlichen Ausgaben
Vielleicht möchte man eine Tabelle erstellen, die der oben abgebildeten ähnelt. In die Spalte „Derzeitige Ausgaben“ wird eingetragen, wieviel man für jeden Posten im Augenblick ausgibt. Die Zahl der Spalten läßt sich begrenzen, indem man Posten wie „Verpflegung“, „Wohnkosten“ und „Kleidung“ einrichtet. Wichtige Untergruppen dürfen nicht weggelassen werden. Da Robert und Rhonda einen Großteil ihres Geldes in Restaurants ließen, stellte es sich als nützlich heraus, „Ausgaben für Restaurants“ und „Lebensmittel“ gesondert aufzuschreiben. Wer gern Gäste einlädt, könnte dafür unter „Verpflegung“ eine Untergruppe einrichten. Der Gedanke ist, daß die Tabelle individuell abgestimmt ist und persönliche Vorlieben berücksichtigt.
Beim Erstellen der Tabelle dürfen auch Ausgaben nicht vergessen werden, die vierteljährlich, halbjährlich, jährlich oder in anderen Abständen anfallen, zum Beispiel Versicherungsbeiträge und Steuern. Damit sie in die Monatstabelle aufgenommen werden können, müssen die jeweiligen Beträge allerdings durch die entsprechende Anzahl der Monate geteilt werden.
Ein wichtiger Posten auf einer Liste von Ausgaben ist „Rücklagen“. Zwar mögen viele bei Rücklagen nicht an Ausgaben denken, aber es ist vernünftig, einen Teil des Monatseinkommens für Notfälle oder besondere Verwendungen zur Seite zu legen. Grace Weinstein betont, wie wichtig es ist, Rücklagen in der Ausgabenliste mit aufzuführen. Sie sagt: „Sollten Sie es nicht schaffen, mindestens 5 Prozent (und das ist das absolute Minimum) Ihres Nettoeinkommens zu sparen, müssen Sie zu härteren Maßnahmen greifen. Zahlen Sie nicht mehr mit Kreditkarte, ändern Sie Ihren Lebensstil, und beschränken Sie sich auf das Nötigste.“ Ja, Rücklagen müssen in einem monatlichen Haushaltsplan erscheinen.
Damit man im Fall von Arbeitslosigkeit ein finanzielles Polster hat, wird heute im allgemeinen geraten, sofort über Rücklagen in Höhe von mindestens sechs Monatseinkommen verfügen zu können. „Wenn Sie eine Gehaltserhöhung bekommen, sparen Sie die Hälfte davon“, erklärte ein Finanzberater. Ist das unmöglich?
Nehmen wir Laxmi Bai. Wie viele Menschen, die in ländlichen Gegenden Indiens leben, ist sie sehr arm. Irgendwann begann sie, von der Tagesration Reis, die ihr für ihre Familie zur Verfügung stand, eine Handvoll in ein irdenes Gefäß abzufüllen. Von Zeit zu Zeit verkaufte sie den gesammelten Reis und brachte den Erlös auf eine Bank. Dadurch half sie ihrem Sohn, der vorhatte, eine Fahrradreparaturwerkstatt zu eröffnen, einen Bankkredit zu bekommen. Wie die Zeitung India Today berichtete, haben solch geringe Ersparnisse das Leben vieler Menschen sehr verändert. Für einige wurde dadurch die finanzielle Unabhängigkeit Wirklichkeit.
Damit ein Haushaltsplan aufgeht, ist es jedoch nicht damit getan, die Einkünfte und die Ausgaben aufzulisten. Die Ausgaben dürfen die Einkünfte nicht überschreiten, was bedeuten könnte, daß man die Ausgaben verringern muß.
Ist es notwendig?
Befassen wir uns nun mit der Spalte „Notwendig?“ in der Tabelle auf Seite 9. Sie spielt eine wichtige Rolle, vor allem dann, wenn der Gesamtbetrag in der Spalte „Veranschlagte Ausgaben“ die Einkünfte übersteigt. Zu entscheiden, welcher Posten notwendig ist und wieviel Geld dafür veranschlagt werden soll, kann allerdings schwierig sein. Besonders, weil in der heutigen unsicheren Zeit eine ständige Flut von neuen Produkten auf uns einströmt, die als ein Muß angepriesen werden. Eine Hilfe ist, zu überlegen, ob etwas absolut notwendig, nicht unbedingt notwendig oder Luxus ist.
Nachdem man jede aufgelistete Ausgabe sorgfältig bewertet hat, trägt man in die Spalte „Notwendig?“ den Buchstaben „j“ für ja ein, wenn es sich um etwas absolut Notwendiges handelt, ein „?“, wenn es sich um etwas handelt, was nicht unbedingt notwendig ist, und „w“ für wünschenswert, wenn die Ausgabe eher in die Sparte Luxus gehört. Es ist wichtig, darauf zu achten, daß die Gesamtsumme in der Spalte „Veranschlagte Ausgaben“ die Monatseinkünfte nicht übersteigt.
Sicher würde man zuerst die Posten streichen, die ein „?“ oder den Buchstaben „w“ erhalten haben. Doch muß man nicht unbedingt völlig darauf verzichten. Es geht vielmehr darum, sich bei jedem Posten zu fragen, ob die Ausgaben dafür wirklich angemessen sind, und dann entsprechende Streichungen vorzunehmen. Robert und Rhonda stellten an Hand ihrer Liste fest, daß sie jeden Monat 500 Dollar (umgerechnet rund 750 Mark) in Restaurants ausgaben. Sie hatten sich angewöhnt, auswärts zu essen, weil keiner von ihnen kochen konnte. Rhonda lernte jedoch kochen. Sie sagt: „Das Kochen macht mir jetzt Spaß, und wir essen öfter zu Hause.“ Und Robert erklärt: „Wir gehen nur noch zu besonderen Anlässen essen oder wenn es wirklich nicht anders geht.“
Ändert sich unsere finanzielle Situation, mag es erforderlich sein, alles neu zu bewerten. Wie im ersten Artikel erwähnt, schrumpfte Anthonys Jahreseinkommen beträchtlich. Statt umgerechnet über 70 000 Mark verdiente er nun weniger als umgerechnet 30 000 Mark, und das blieb zwei Jahre lang so. In solch einem Fall muß man möglicherweise einen Nothaushaltsplan aufstellen, indem man alles Entbehrliche streicht.
Das tat Anthony. Indem er die Ausgaben für Verpflegung, Kleidung, Verkehrsmittel und Entspannung rigoros kürzte, schaffte er es mit Müh und Not, sein Haus zu halten.a „Wir mußten gemeinsam als Familie herausfinden, was wir wirklich benötigten und was wir uns nur wünschten, und wir haben daraus etwas gelernt. Jetzt wissen wir, wie man mit weniger zufrieden sein kann.“
Schulden abzahlen
Immer weiter und weiter Schulden zu machen kann unsere Bemühungen, nicht über unsere Verhältnisse zu leben, zunichte machen. Während langfristige Kredite zur Finanzierung von Eigentum wie einem Haus, dessen Wert im Laufe der Zeit steigt, womöglich von Vorteil sind, haben auf Kreditkarte aufgenommene Kredite, mit denen die täglichen Ausgaben bestritten werden, mitunter katastrophale Folgen. Daher schrieb die Zeitung Newsweek: „Zahlen Sie als Karteninhaber nicht eine einzige Mark für Kreditkosten.“
Finanzexperten raten, Kreditkartenschulden zu bezahlen, selbst wenn das bedeutet, an Erspartes zu gehen. Es wäre unvernünftig, einen hohen Zinssatz für Schulden zu bezahlen, während Erspartes mit niedriger Verzinsung unangetastet bleibt. Das wurde Michael und Reena klar, und deswegen bezahlten sie ihre Kreditkartenschulden, indem sie Sparbriefe einlösten, und sie nahmen sich vor, nicht wieder in eine solche Lage zu geraten.
Robert und Rhonda, die keine vergleichbaren Ersparnisse hatten, gingen zu einem Nothaushaltsplan über. Robert berichtet: „Ich zeichnete auf eine weiße Tafel ein Balkendiagramm, das zeigte, um wieviel unsere Schulden jeden Monat zurückgehen würden, und hängte die Tafel ins Schlafzimmer, wo wir sie jeden Morgen sehen konnten. Das motivierte uns Tag für Tag.“ Am Jahresende freuten sie sich darüber, daß sie ihre Kartenschulden von umgerechnet 9 000 Mark bezahlt hatten.
In manchen Ländern lohnt sich nicht einmal mehr die Aufnahme einer Hypothek. Und der Kauf eines Hauses kann einen wegen der hohen Zinsen am Ende teuer zu stehen kommen. Wie lassen sich die mit einer Hypothek verbundenen Kosten senken? „Leisten Sie entweder eine höhere Anzahlung, als die Bank fordert, oder kaufen Sie ein günstigeres Haus“, empfahl die Zeitschrift Newsweek. „Sind Sie bereits Besitzer eines Hauses, widerstehen Sie dem Drang, sich zu vergrößern.“
Die Kosten eines Kredits für den Kauf eines Autos lassen sich durch eine hohe Anzahlung um ein Vielfaches reduzieren. Man wird jedoch im voraus dafür sparen müssen, indem man diesen Posten im Haushaltsplan mit aufnimmt. Wie sieht es denn mit einem guterhaltenen Gebrauchtwagen aus?b Die niedrigeren Anschaffungskosten könnten eine geringere finanzielle Belastung bedeuten. Womöglich kann man sich sogar einen Gebrauchtwagen kaufen, ohne sich verschulden zu müssen.
Wird es gelingen?
Ob sich ein Haushaltsplan als funktionell herausstellt, hängt größtenteils davon ab, wie sehr er an der Realität orientiert ist. „Wenn der für den Haushalt veranschlagte Betrag so klein ist, daß man damit wahrscheinlich nicht über den Monat kommt, wird das ganze System nicht funktionieren“, sagt ein Ehepaar, das sich erfolgreich nach einem Haushaltsplan gerichtet hat.
Auch eine gute Kommunikation in der Familie ist sehr wichtig, soll sich ein Haushaltsplan bewähren. Diejenigen, die von dem Plan betroffen sind, sollten die Gelegenheit erhalten, ihre Gefühle und ihren Standpunkt darzulegen, ohne von den anderen ausgelacht zu werden. Wenn die betroffenen Familienmitglieder die Bedürfnisse und Wünsche der anderen kennen und sich der finanziellen Situation wirklich bewußt sind, arbeiten wahrscheinlich alle besser zusammen, und der Plan läßt sich eher erfolgreich umsetzen.
In den heutigen kritischen Zeiten, in denen die Szene der Welt ständig wechselt, wird es für Familien immer schwieriger, mit dem zur Verfügung stehenden Geld auszukommen (2. Timotheus 3:1; 1. Korinther 7:31). Man muß „praktische Weisheit“ an den Tag legen, um den Herausforderungen des modernen Lebens begegnen zu können (Sprüche 2:7). Ein Haushaltsplan könnte genau das Mittel sein, das einem dabei hilft.
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