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Er lehrte und predigte die gute Botschaft„Komm, folge mir nach“
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ABSCHNITT 2
Er lehrte und predigte die gute Botschaft
Zimmermann. Wundertäter. Heiler. Das alles war Jesus und noch mehr. Doch die Menschen nannten ihn „Lehrer“. Ja, Jesus „lehrte“ und „predigte die gute Botschaft“ (Matthäus 4:23). Das war seine Lebensaufgabe. Als Nachfolger Jesu haben wir dieselbe Aufgabe. Im nun folgenden Abschnitt werden wir sehen, was wir diesbezüglich von Jesus lernen können.
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„Dazu bin ich ausgesandt worden“„Komm, folge mir nach“
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KAPITEL ACHT
„Dazu bin ich ausgesandt worden“
1-4. (a) Wie geht Jesus vor, als er mit einer Samariterin spricht, und wozu führt das? (b) Wie reagieren die Apostel?
SIE sind seit Stunden unterwegs. Jesus und seine Apostel ziehen von Judäa nordwärts nach Galiläa. Die kürzeste Route – eine Reise von ungefähr drei Tagen – führt sie durch Samaria. Etwa zur Mittagszeit machen sie ganz in der Nähe des Städtchens Sychar Rast.
2 Die Apostel gehen Lebensmittel kaufen, während sich Jesus an einem Brunnen außerhalb der Stadt ausruht. Eine Frau kommt zum Wasserschöpfen. Jesus könnte sie einfach ignorieren. Er ist „von der Reise erschöpft“ (Johannes 4:6). Es wäre verständlich, wenn er die Augen schließen und die Frau unbeachtet wieder gehen lassen würde. Wie wir in Kapitel 4 dieses Buches gesehen haben, würde eine Samariterin von einem Juden wahrscheinlich ohnehin nur Verachtung erwarten. Doch Jesus fängt ein Gespräch mit ihr an.
3 Er bezieht sich auf eine Tätigkeit aus dem Alltag der Frau – auf etwas, das sie momentan tut. Sie ist zum Wasserschöpfen gekommen, und Jesus spricht nun von Leben spendendem Wasser, das ihren geistigen Durst löschen wird. Die Frau bringt mehrere Einwände vor.a Jesus umgeht diese taktvoll und bleibt bei seinem Thema. Er konzentriert sich auf Geistiges – auf die reine Anbetung und auf Jehova Gott. Seine Worte lösen einiges aus, denn die Frau erzählt den Leuten in der Stadt von dem Gespräch, und daraufhin wollen auch sie Jesus hören (Johannes 4:3-42).
4 Wie reagieren die Apostel, als sie zurückkommen? Sie zeigen keine Spur von Begeisterung über das bemerkenswerte Zeugnis, das Jesus gibt. Sie wundern sich, dass er überhaupt mit dieser Frau redet; sie selbst halten sich offensichtlich aus dem Gespräch heraus. Als die Frau gegangen ist, drängen sie Jesus, etwas von den eingekauften Lebensmitteln zu essen. Doch Jesus sagt zu ihnen: „Ich habe eine Nahrung, von der ihr nichts wisst.“ Die Jünger nehmen das zunächst wörtlich und sind irritiert. Darauf erklärt Jesus: „Meine Nahrung ist, den Willen dessen auszuführen, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen“ (Johannes 4:32, 34). Jesus macht seinen Jüngern dadurch klar, dass er ein sehr wichtiges Werk auszuführen hat, das für ihn noch wichtiger ist, als zu essen. Er möchte, dass auch sie so eingestellt sind. Welches Werk meint er?
5. Was war für Jesus die Hauptaufgabe im Leben, und womit werden wir uns in diesem Kapitel befassen?
5 Jesus sagte einmal: „Ich muss die gute Botschaft von Gottes Königreich … bekannt machen, denn dazu bin ich ausgesandt worden“ (Lukas 4:43). Ja, Jesus wurde ausgesandt, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu predigen und zu lehren.b Diese Aufgabe haben auch seine Nachfolger heute. Deshalb wollen wir uns damit befassen, warum Jesus predigte, was er predigte und wie er zu seinem Auftrag eingestellt war.
Warum Jesus predigte
6, 7. Wie sollte laut Jesu Aussage „jeder öffentliche Lehrer“ zum Predigen der guten Botschaft eingestellt sein? Veranschauliche es.
6 Beschäftigen wir uns zunächst damit, wie Jesus zu den Wahrheiten, die er lehrte, eingestellt war, und dann damit, wie er zu den Menschen stand, die er lehrte. Um zu zeigen, wie er zum Lehren der von Jehova stammenden Wahrheiten eingestellt war, erzählte Jesus einmal einen einprägsamen Vergleich. Er sagte: „Jeder öffentliche Lehrer, der über das Königreich des Himmels belehrt wird, ist wie ein Hausherr, der aus seinem Vorrat an Kostbarkeiten Neues und Altes holt“ (Matthäus 13:52). Warum holt dieser Hausherr „Kostbarkeiten“ aus seinem „Vorrat“ hervor?
7 Er will seinen Besitz nicht einfach stolz herzeigen wie einst König Hiskia, den das teuer zu stehen kam (2. Könige 20:13-20). Was für einen Grund hat er dann? Dazu eine Veranschaulichung: Angenommen, du besuchst einen sehr beliebten Lehrer zu Hause. Der Lehrer öffnet eine Schreibtischschublade und holt zwei Briefe heraus – der eine ist schon ganz vergilbt, der andere noch relativ neu. Es sind Briefe von seinem Vater. Den einen hat er vor Jahrzehnten bekommen, als er noch ein kleiner Junge war, der andere kam erst vor Kurzem. Voll Freude und mit leuchtenden Augen erzählt dir der Lehrer, wie viel ihm diese Briefe bedeuten, wie der darin enthaltene Rat sein Leben verändert hat und wie er auch dir nützen könnte. Die Briefe sind für den Lehrer ganz offensichtlich eine Kostbarkeit und nehmen in seinem Herzen einen Ehrenplatz ein (Lukas 6:45). Wenn er sie dir zeigt und darüber spricht, tut er das nicht aus Eigennutz oder um zu prahlen, sondern damit du etwas davon hast und ihren Wert erkennst.
8. Warum haben wir guten Grund, die Wahrheiten aus Gottes Wort als Schätze zu betrachten?
8 Jesus, der große Lehrer, sprach aus ähnlichen Gründen über die von Gott kommenden Wahrheiten. Sie waren für ihn unbezahlbare Schätze. Er liebte sie und wollte möglichst viele Menschen daran teilhaben lassen. Er wünschte sich, dass jeder seiner Nachfolger – „jeder öffentliche Lehrer“ – so eingestellt ist. Sind wir das? Wir haben allen Grund, die Wahrheiten, die wir aus Gottes Wort erfahren, zu lieben. Sie sind kostbar für uns, egal ob es sich um seit Langem geschätzte Glaubensüberzeugungen handelt oder um neuere Erkenntnisse. Wenn wir mit echter Begeisterung darüber sprechen und uns die Liebe für das, was Jehova uns gelehrt hat, erhalten, können wir wie Jesus diese Liebe weitervermitteln.
9. (a) Wie war Jesus zu den Menschen eingestellt, die er lehrte? (b) Wie können wir uns an Jesu Einstellung zu den Menschen ein Beispiel nehmen?
9 Jesus liebte auch die Menschen, die er lehrte. Darauf wird in Abschnitt 3 noch näher eingegangen. In einer Prophezeiung hieß es über den Messias: „Er wird Mitleid haben mit den Benachteiligten und den Armen“ (Psalm 72:13). Ja, Jesus lag viel an den Menschen. Er interessierte sich für das, was in ihnen vorging und was sie motivierte; er machte sich Gedanken über ihre Sorgen und Nöte und über das, was sie hinderte, die Wahrheit anzunehmen (Matthäus 11:28; 16:13; 23:13, 15). Das war auch im Fall der Samariterin zu erkennen. Wie beeindruckt muss sie gewesen sein, als Jesus auf sie einging! Als sie sah, wie genau Jesus über ihre Lage Bescheid wusste, wurde ihr klar, dass er ein Prophet war, und sie erzählte in der Stadt von ihm (Johannes 4:16-19, 39). Jesu Nachfolger können beim Predigen natürlich niemandem ins Herz schauen. Doch wir können uns wie Jesus für die Menschen interessieren, wir können ihnen zeigen, dass sie uns am Herzen liegen, und wir können unsere Worte auf ihre speziellen Interessen, Bedürfnisse und Probleme zuschneiden.
Was Jesus predigte
10, 11. (a) Was predigte Jesus? (b) Wieso wurde Gottes Königreich nötig?
10 Was predigte Jesus? Würde man die Antwort auf diese Frage in den Lehren der vielen Kirchen suchen, die Jesus zu repräsentieren behaupten, käme man vielleicht zu dem Schluss, dass er eine Art soziales Evangelium predigte. Möglicherweise entstünde auch der Eindruck, Jesus habe sich für politische Reformen starkgemacht oder die Rettung des Einzelnen als das Wichtigste hingestellt. Wie wir jedoch gelesen haben, sagte Jesus ganz einfach: „Ich muss die gute Botschaft von Gottes Königreich … bekannt machen.“ Was war konkret damit verbunden?
11 Wir erinnern uns, dass Jesus im Himmel zugegen war, als Satan zum ersten Mal Jehovas heiligen Namen in den Schmutz zog und Jehovas Herrschaftsweise infrage stellte. Wie muss es Jesus wehgetan haben, zu sehen, dass sein gerechter Vater als ungerecht hingestellt wurde, als ein Herrscher, der seinen Geschöpfen Gutes vorenthält! Wie muss es ihn geschmerzt haben, als Adam und Eva, von denen die ganze Menschheit abstammen sollte, Satans Verleumdung Beachtung schenkten! Jehovas Sohn sah, wie als Folge dieser Rebellion Sünde und Tod über die Menschheitsfamilie kam (Römer 5:12). Wie begeistert muss er daher gewesen sein, zu erfahren, dass sein Vater eines Tages alles richtigstellen würde!
12, 13. Was wird durch Gottes Königreich richtiggestellt, und wie machte Jesus das Königreich zum Mittelpunkt seiner Predigttätigkeit?
12 Was musste vor allen Dingen richtiggestellt werden? Jehovas Name musste geheiligt werden, er musste von aller Schande, die Satan und seine Mitrebellen im Lauf der Zeit auf ihn brachten, restlos befreit werden. Da Jehovas Name auch für seinen Ruf als Herrscher steht, musste bewiesen werden, dass seine Souveränität rechtmäßig und die Art, wie er sie ausübt, gerechtfertigt ist. Jesus verstand diese wichtigen Streitfragen besser als jeder andere Mensch. Im Mustergebet lehrte er seine Nachfolger, zuerst darum zu beten, dass Gottes Name geheiligt werden, dann, dass Gottes Königreich kommen, und danach, dass der Wille seines Vaters auf der Erde geschehen soll (Matthäus 6:9, 10). Unter Gottes Königreich mit Christus Jesus als Herrscher wird Satans verdorbenes Weltsystem bald von der Erde verschwinden und Jehovas gerechte Herrschaft wird sich für alle Zeit als gerechtfertigt erweisen (Daniel 2:44).
13 Das Königreich Gottes war das zentrale Thema der Predigttätigkeit Jesu. Durch alles, was er sagte und tat, machte er deutlich, was dieses Königreich ist und wie es Jehovas Vorhaben dienen wird. Jesus ließ sich durch nichts von seinem Auftrag ablenken, die gute Botschaft von Gottes Königreich zu predigen. Obwohl es zu jener Zeit drängende soziale Probleme und unzählige Ungerechtigkeiten gab, blieb Jesus ganz auf seine Botschaft und sein Werk konzentriert. War er deswegen in seinem Horizont beschränkt, war sein Lehren trocken und eintönig? Ganz im Gegenteil!
14, 15. (a) Wie zeigte sich, dass Jesus „bedeutender … als Salomo“ war? (b) Wie können wir uns beim Predigen an Jesus ein Beispiel nehmen?
14 Wie wir in diesem Abschnitt sehen werden, lehrte Jesus interessant und abwechslungsreich. Er wollte Herzen gewinnen. Hier kommt uns vielleicht der weise König Salomo in den Sinn, der ansprechende Worte suchte, die exakten Worte der Wahrheit, um die Gedanken niederzuschreiben, die Jehova ihm eingab (Prediger 12:10). Jehova gab diesem unvollkommenen Mann ein Herz mit „viel Einsicht“, sodass er über die verschiedensten Themen sprechen konnte – von den Vögeln des Himmels über die Bäume und die Tiere auf dem Land bis zu den Fischen des Meeres. Die Menschen kamen von weit her, um Salomo zuzuhören (1. Könige 4:29-34). Doch Jesus war „bedeutender … als Salomo“ (Matthäus 12:42). Er war viel weiser und besaß viel mehr Einsicht. Er schöpfte beim Lehren aus seiner überragenden Kenntnis des Wortes Gottes sowie aus seinem Wissen über die Vögel, die Land- und Wassertiere, die Landwirtschaft, das Wetter, die Geschichte, aktuelle Ereignisse und soziale Verhältnisse. Dabei gab er mit seinen Kenntnissen aber nie an, um andere zu beeindrucken. Er hielt seine Botschaft einfach und klar. Kein Wunder, dass ihm die Leute so gern zuhörten! (Markus 12:37; Lukas 19:48).
15 Christen heute bemühen sich, Jesu Vorbild nachzuahmen. Wir verfügen zwar nicht über so viel Weisheit und solche enormen Kenntnisse wie Jesus, aber wir besitzen alle einen bestimmten Wissens- und Erfahrungsschatz, aus dem wir schöpfen können, wenn wir über biblische Wahrheiten sprechen. Eltern beispielsweise können sich auf ihre Erfahrung in der Kindererziehung stützen, um zu veranschaulichen, wie sehr Jehova seine Kinder liebt. Andere können vielleicht Beispiele oder Veranschaulichungen aus dem Berufsleben beziehungsweise der Schule verwenden oder sich auf ihr Wissen über Menschen und aktuelle Ereignisse stützen. Wichtig ist dabei, dass die Aufmerksamkeit nicht von unserer Botschaft abgelenkt wird – der guten Botschaft von Gottes Königreich (1. Timotheus 4:16).
Jesu Einstellung zum Predigen
16, 17. (a) Wie war Jesus zum Predigen eingestellt? (b) Woran war zu erkennen, dass das Predigen für Jesus im Mittelpunkt stand?
16 Jesus betrachtete die Predigttätigkeit als etwas sehr Wertvolles. Es machte ihm Freude, den Menschen zu zeigen, wie sein himmlischer Vater wirklich ist – ohne den Schleier verwirrender menschlicher Lehren und Überlieferungen. Gern half er anderen, ein gutes Verhältnis zu Jehova aufzubauen und die Aussicht auf ewiges Leben zu erlangen. Es war für ihn etwas Schönes, durch die gute Botschaft Trost und Freude zu verbreiten. Wie zeigte sich das? Betrachten wir dazu drei Punkte.
17 Erstens: Das Predigen stand für Jesus im Mittelpunkt. Über das Königreich zu sprechen war seine Lebensaufgabe, sein Lebenswerk, dem er immer volle Aufmerksamkeit schenkte. Wie in Kapitel 5 erwähnt, führte er deshalb klugerweise ein einfaches Leben. Seinem eigenen Rat entsprechend konzentrierte er sich stets auf das Wichtigste. Er ließ sich nicht durch eine Menge Dinge ablenken, die hätten bezahlt, gepflegt und im Lauf der Zeit repariert oder neu beschafft werden müssen. Er lebte ein einfaches Leben, um sich durch nichts unnötig vom Predigen abbringen zu lassen (Matthäus 6:22; 8:20).
18. Woran kann man erkennen, dass sich Jesus beim Predigen voll einsetzte?
18 Zweitens: Jesus setzte sich beim Predigen voll ein. Unter enormem Krafteinsatz zog er buchstäblich Hunderte von Kilometern durch Palästina und suchte nach Menschen, mit denen er über die gute Botschaft sprechen konnte. Das tat er bei ihnen zu Hause, auf öffentlichen Plätzen, auf Marktplätzen oder in der freien Natur. Er predigte und lehrte, selbst wenn er müde, hungrig oder durstig war oder sich mit seinen vertrautesten Freunden gern etwas zurückgezogen hätte. Sogar als er am Pfahl hing, sprach er noch über die gute Botschaft von Gottes Königreich (Lukas 23:39-43).
19, 20. Wie verdeutlichte Jesus die Dringlichkeit des Predigtwerks?
19 Drittens: Jesus betrachtete das Predigen als sehr dringend. Wir erinnern uns an seine Unterhaltung mit der Samariterin am Brunnen bei Sychar. Die Apostel sahen damals offensichtlich keine Notwendigkeit, über die gute Botschaft zu sprechen. Jesus sagte zu ihnen: „Sagt ihr nicht, dass es noch vier Monate bis zur Ernte sind? Ich dagegen sage euch: Seht euch die Felder an, dass sie reif sind für die Ernte“ (Johannes 4:35).
20 Mit diesem Bild bezog sich Jesus auf die gerade herrschende Jahreszeit. Es war offensichtlich der Monat Kislew (November/Dezember). Bis zur Gerstenernte um das Passah (14. Nisan) waren es noch vier Monate hin, das heißt, die geschäftige Erntezeit lag eigentlich noch weit in der Ferne. Wie stand es jedoch mit der sinnbildlichen Ernte? Es gab so viele Menschen, die hören und lernen wollten, die Jünger Christi werden und sich die wunderbare, von Jehova in Aussicht gestellte Hoffnung zu eigen machen wollten! Es war, als könnte Jesus über sinnbildliche Kornfelder blicken, auf denen das Getreide, weiß und reif zur Ernte, sanft im Wind wiegte.c Für diese Art Ernte war die Zeit gekommen und sie musste dringend eingebracht werden! Daher sagte Jesus einmal, als man ihn in einer Stadt nicht weggehen lassen wollte: „Ich muss die gute Botschaft von Gottes Königreich auch in anderen Städten bekannt machen, denn dazu bin ich ausgesandt worden“ (Lukas 4:43).
21. Wie können wir Jesus nachahmen?
21 Wir haben nun drei Punkte betrachtet, in denen wir Jesus nachahmen können. Wir können den Predigtdienst zum Mittelpunkt unseres Lebens machen. Auch wenn wir familiäre oder andere Verpflichtungen haben, können wir zeigen, dass der Dienst für uns Vorrang hat, indem wir uns wie Jesus regelmäßig und mit Eifer daran beteiligen (Matthäus 6:33; 1. Timotheus 5:8). Wir können uns beim Predigen voll einsetzen, indem wir großzügig Zeit, Kraft und finanzielle Mittel dafür aufwenden (Lukas 13:24). Und wir können wie Jesus immer im Sinn behalten, dass das Predigtwerk sehr dringend ist (2. Timotheus 4:2). Nutzen wir jede Gelegenheit zu predigen!
22. Worum geht es im nächsten Kapitel?
22 Wie wichtig dieses Werk für Jesus war, zeigte sich noch auf andere Weise: Er sorgte dafür, dass es nach seinem Tod fortgesetzt würde. Er beauftragte seine Nachfolger, das Werk des Predigens und Lehrens weiterzuführen. Um diesen Auftrag geht es im nächsten Kapitel.
a Sie fragt zum Beispiel, wie es kommt, dass ein Jude sie als Samariterin anspricht, und spielt damit auf die jahrhundertealte Fehde zwischen Juden und Samaritern an (Johannes 4:9). Außerdem erwähnt sie, ihr Volk stamme von Jakob ab, was die Juden jener Tage hartnäckig bestreiten (Johannes 4:12). Sie nennen die Samariter „Chuthäer“, um ihre Abstammung von Fremdvölkern zu betonen.
b Eine Botschaft zu predigen bedeutet, sie öffentlich auszurufen oder zu verkünden. Lehren hat eine ähnliche Bedeutung, geht jedoch im Unterschied zum Predigen mehr in die Tiefe und ins Detail. Gutes Lehren hat zum Ziel, das Herz der Schüler anzusprechen und sie zu entsprechendem Handeln zu motivieren.
c In einem Nachschlagewerk heißt es zu diesem Vers: „Wenn Getreide reift, wechselt es von Grün zu einem hellen Gelb, was anzeigt, dass es Zeit zum Ernten ist.“
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„Geht und macht Menschen … zu meinen Jüngern“„Komm, folge mir nach“
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KAPITEL NEUN
„Geht und macht Menschen … zu meinen Jüngern“
Was kann ein Landwirt tun, wenn die Ernte so groß ist, dass er sie nicht allein einbringen kann?
1-3. (a) Was macht ein Landwirt, wenn die Ernte so groß ist, dass er sie nicht allein einbringen kann? (b) Vor welcher Aufgabe steht Jesus im Frühjahr 33 u. Z., und wie geht er sie an?
EIN Landwirt steht vor einer gewaltigen Aufgabe. Vor ein paar Monaten hat er seine Felder gepflügt und eingesät. Er hat genau beobachtet, wie die ersten Blättchen kamen, und sich gefreut, als die Pflanzen größer wurden. Jetzt wird all seine harte Arbeit belohnt, denn die Zeit zum Ernten ist da. Es gibt jedoch ein Problem: Die Ernte ist so groß, dass er sie unmöglich allein einbringen kann. Also beschließt er, Arbeiter einzustellen und sie auf die Felder zu schicken. Das ist sehr vernünftig, denn schließlich hat er für das Einbringen der wertvollen Ernte nicht endlos Zeit.
2 Im Frühjahr 33 u. Z. steht Jesus nach seiner Auferstehung vor einer ähnlichen Aufgabe. Er hat während seines irdischen Dienstes Wahrheitssamen ausgesät, der nun zu einer reichen Ernte herangereift ist. Viele Menschen, die günstig reagieren, müssen als Jünger eingesammelt werden (Johannes 4:35-38). Wie geht Jesus diese Aufgabe an? Kurz bevor er in den Himmel auffährt, beauftragt er auf einem Berg in Galiläa seine Jünger, nach zusätzlichen Arbeitern zu suchen. Er sagt zu ihnen: „Darum geht und macht Menschen aus allen Völkern zu meinen Jüngern, tauft sie … und lehrt sie, sich an alles zu halten, was ich euch aufgetragen habe“ (Matthäus 28:19, 20).
3 Dieser Auftrag spielt für echte Nachfolger Christi eine zentrale Rolle. Deshalb möchten wir uns mit drei Fragen befassen: Warum gab Jesus den Auftrag, nach zusätzlichen Arbeitern zu suchen? Wie schulte er seine Jünger, diese zu finden? Was haben wir mit Jesu Auftrag zu tun?
Warum mehr Arbeiter gebraucht wurden
4, 5. Warum würde Jesus das Werk, das er begonnen hatte, nicht zu Ende bringen, und wer sollte es nach seiner Himmelfahrt fortsetzen?
4 Als Jesus im Jahr 29 u. Z. seinen Dienst begann, wusste er, dass er ein Werk in Gang setzte, das er selbst nicht zu Ende führen würde. Er würde nicht mehr lange auf der Erde leben und daher nur ein begrenztes Gebiet und eine begrenzte Zahl Menschen mit der Königreichsbotschaft erreichen. Sein Predigen galt hauptsächlich den Juden und Proselyten – „den verlorenen Schafen Israels“ (Matthäus 15:24). Doch auch diese „verlorenen Schafe“ waren über Tausende von Quadratkilometern in ganz Israel verstreut. Außerdem müsste die gute Botschaft letztendlich auf der ganzen Welt gepredigt werden (Matthäus 13:38; 24:14).
5 Nach Jesu Tod blieb also noch viel zu tun. Jesus wusste das und sagte deshalb zu seinen 11 treuen Aposteln: „Eins steht fest: Wer an mich glaubt, wird dieselben Taten vollbringen wie ich, und er wird noch größere Taten vollbringen, denn ich gehe zum Vater“ (Johannes 14:12). Der Sohn würde in den Himmel zurückkehren und dann sollten seine Nachfolger – nicht nur die Apostel, sondern auch alle künftigen Jünger – das Werk des Predigens und Lehrens fortsetzen (Johannes 17:20). Demütig erkannte Jesus an, dass sie „noch größere Taten“ vollbringen würden als er. Inwiefern? In dreifacher Hinsicht.
6, 7. (a) In welcher Hinsicht würden Jesu Nachfolger „noch größere Werke“ vollbringen als er? (b) Wie können wir beweisen, dass Jesu Vertrauen in seine Nachfolger berechtigt war?
6 Erstens würden Jesu Nachfolger ein größeres Gebiet bearbeiten. Ihre Predigttätigkeit erstreckt sich heute bis an die Enden der Erde, weit über Jesu damaligen Tätigkeitsbereich hinaus. Zweitens würden sie eine größere Zahl von Menschen erreichen. Die kleine Schar von Jüngern, die Jesus zurückließ, wuchs und ging bald in die Tausende (Apostelgeschichte 2:41; 4:4). Mittlerweile sind es Millionen und Jahr für Jahr kommen Hunderttausende Neugetaufte hinzu. Drittens würden Jesu Nachfolger über einen größeren Zeitraum predigen – bis auf den heutigen Tag, also noch fast 2 000 Jahre nach dem Ende der dreieinhalbjährigen Tätigkeit Jesu.
7 Als Jesus sagte, seine Nachfolger würden „noch größere Taten“ vollbringen, brachte er sein Vertrauen in sie zum Ausdruck. Er legte ihnen ein Werk in die Hände, das ihm sehr viel bedeutete – sie sollten die „gute Botschaft von Gottes Königreich“ predigen und lehren (Lukas 4:43). Er war überzeugt, dass sie diese Aufgabe gewissenhaft ausführen würden. Was heißt das für uns heute? Wenn wir uns eifrig und mit ganzem Herzen im Predigtdienst einsetzen, beweisen wir, dass Jesu Vertrauen in seine Nachfolger berechtigt war. Ist das nicht eine außergewöhnliche Ehre? (Lukas 13:24).
Für das Zeugnisgeben geschult
Aus Liebe predigen wir überall, wo Menschen sind
8, 9. Was für ein Beispiel gab Jesus beim Predigen, und wie können wir uns danach ausrichten?
8 Die Jünger wurden von Jesus für die Predigttätigkeit optimal geschult. Allem voran gab er ihnen ein vollkommenes Beispiel (Lukas 6:40). Im vorigen Kapitel ging es darum, wie Jesus zu seinem Dienst eingestellt war. Überlegen wir kurz, was die Jünger beobachteten, wenn sie ihn auf seinen Predigtreisen begleiteten. Sie sahen, dass er überall predigte, wo er Menschen traf – an Seeufern und Berghängen, in Städten, auf Marktplätzen und in Privathäusern (Matthäus 5:1, 2; Lukas 5:1-3; 8:1; 19:5, 6). Sie lernten Jesus als einen harten Arbeiter kennen, der von frühmorgens bis tief in die Nacht tätig war. Das Predigen lief bei ihm nicht einfach so nebenher! (Lukas 21:37, 38; Johannes 5:17). Die Jünger müssen gespürt haben, dass ihn tiefe Liebe zu den Menschen antrieb. Vielleicht spiegelte sich in seinem Gesicht wider, wie viel Mitgefühl er im Herzen hatte (Markus 6:34). Was bewirkte sein Beispiel wohl bei ihnen? Wie hätte es auf dich gewirkt?
9 Als Nachfolger Christi richten wir uns beim Predigen nach seinem Beispiel aus. Wir lassen nichts unversucht, wenn es darum geht, die Wahrheit „gründlich zu bezeugen“ (Apostelgeschichte 10:42). Wie Jesus besuchen wir die Menschen zu Hause (Apostelgeschichte 5:42). Wir ändern nötigenfalls unseren Zeitplan, um dann vorzusprechen, wenn sie eher anzutreffen sind. Wir suchen auch nach Möglichkeiten, an öffentlichen Orten Menschen diskret von der guten Botschaft zu erzählen – etwa auf der Straße, in Parks, in Geschäften oder am Arbeitsplatz. Da uns der Predigtdienst sehr viel bedeutet, „arbeiten wir hart und strengen uns an“ (1. Timotheus 4:10). Aus tiefer, von Herzen kommender Liebe zu den Menschen werden wir auch künftig jederzeit und überall Gelegenheiten zum Predigen suchen (1. Thessalonicher 2:8).
„Schließlich kamen die 70 voller Freude zurück“
10-12. Welche wichtigen Anweisungen gab Jesus seinen Jüngern, bevor er sie zum Predigen aussandte?
10 Außerdem schulte Jesus seine Jünger, indem er ihnen ausführliche Anweisungen gab. Bevor er die 12 Apostel und später die 70 Jünger zum Predigen aussandte, kam er mit ihnen zusammen, um sie in ihre Aufgabe einzuweisen (Matthäus 10:1-15; Lukas 10:1-12). Das führte zu guten Ergebnissen, denn in Lukas 10:17 heißt es: „Schließlich kamen die 70 voller Freude zurück“. Sehen wir uns einmal vor dem Hintergrund der damaligen jüdischen Gepflogenheiten zwei der wichtigen Anweisungen Jesu an.
11 Jesus lehrte seine Jünger, auf Jehova zu vertrauen. Er sagte ihnen: „Besorgt euch kein Gold, Silber oder Kupfer für euren Geldgürtel, keine Provianttasche für unterwegs, kein zusätzliches Gewand, keine Sandalen und keinen Stab, denn der Arbeiter hat sich sein Essen verdient“ (Matthäus 10:9, 10). Damals war es üblich, einen speziellen Gürtel für Geld, eine Speisetasche für Proviant und ein zusätzliches Paar Sandalen auf die Reise mitzunehmen.a Als Jesus seine Jünger anwies, sich über solche Dinge keine Gedanken zu machen, sagte er praktisch: „Ihr müsst nur voll und ganz auf Jehova vertrauen; er sorgt schon für das, was ihr braucht.“ Jehova würde für sie sorgen, indem er Menschen, die die gute Botschaft annehmen, dazu bewegen würde, ihnen gemäß israelitischem Brauch Gastfreundschaft zu erweisen (Lukas 22:35).
12 Jesus wies seine Jünger auch an, sich nicht unnötig ablenken zu lassen. Er sagte: „Grüßt niemanden unterwegs“ (Lukas 10:4). Meinte er damit, sie sollten sich kühl und distanziert verhalten? Keineswegs. In biblischer Zeit gingen Begrüßungen oft weit über kurze Grußformeln hinaus. Sie waren gewöhnlich mit verschiedenen Förmlichkeiten und einer längeren Unterhaltung verbunden. In einem Bibelkommentar heißt es: „Eine Begrüßung unter Orientalen bestand nicht einfach in einer kurzen Verbeugung oder einem Händeschütteln, wie es bei uns üblich ist, sondern sie bestand in vielen Umarmungen und tiefen Verbeugungen, ja man warf sich sogar zu Boden. All das erforderte viel Zeit.“ Wenn Jesus seine Jünger also anwies, niemand auf die gewohnte Art zu grüßen, sagte er gewissermaßen: „Verliert keine Zeit, ihr habt eine dringende Botschaft.“b
13. Wie zeigt sich, dass wir uns die Anweisungen Jesu an seine Jünger im 1. Jahrhundert zu Herzen nehmen?
13 Wir nehmen uns die Anweisungen, die Jesus seinen Jüngern im 1. Jahrhundert gab, zu Herzen. Bei unserer Predigttätigkeit vertrauen wir voll und ganz auf Jehova (Sprüche 3:5, 6). Wir wissen, dass uns das zum Leben Notwendige nie fehlen wird, wenn wir das Königreich weiter an die erste Stelle setzen (Matthäus 6:33). Vollzeitprediger des Königreichs auf der ganzen Welt können bezeugen, dass Jehovas Hand auch in schwierigen Zeiten nie zu kurz ist (Psalm 37:25). Außerdem ist uns klar, dass wir uns nicht ablenken lassen dürfen. Wenn wir nicht achtgeben, kann das im gegenwärtigen Weltsystem leicht geschehen (Lukas 21:34-36). Aber jetzt ist nicht die Zeit, sich ablenken zu lassen. Wir haben eine dringende Botschaft, bei der es um Menschenleben geht (Römer 10:13-15). Wenn wir das immer im Sinn behalten, lassen wir uns von der Welt nicht Zeit und Kraft rauben, die wir im Predigtdienst besser einsetzen könnten. Vergessen wir nicht: Die Zeit drängt und die Ernte ist groß! (Matthäus 9:37, 38).
Ein Auftrag, der auch uns angeht
14. Was zeigt, dass der Auftrag in Matthäus 28:18-20 allen Nachfolgern Christi gilt? (Siehe auch die Fußnote.)
14 Mit den Worten „Geht und macht Menschen … zu meinen Jüngern“ übertrug der auferstandene Jesus seinen Nachfolgern eine schwere Verantwortung. Er dachte dabei nicht nur an die Jünger, die an jenem Frühlingstag mit auf dem Berg in Galiläa waren.c Sein Auftrag sollte zum Ziel haben, „Menschen aus allen Völkern“ zu erreichen, und er sollte „bis zum Abschluss des Weltsystems“ gelten. Er gilt also offensichtlich allen Nachfolgern Christi, auch uns heute. Sehen wir uns Jesu Worte in Matthäus 28:18-20 einmal genauer an.
15. Warum tun wir gut daran, dem Gebot des Jüngermachens nachzukommen?
15 Bevor Jesus den Auftrag erteilt, sagt er: „Mir ist im Himmel und auf der Erde alle Macht gegeben worden“ (Vers 18). Hat Jesus tatsächlich so große Macht? Allerdings! Als Erzengel befehligt er viele Myriaden von Engeln (1. Thessalonicher 4:16; Offenbarung 12:7). Und als „Haupt der Versammlung“ hat er Autorität über seine Nachfolger auf der Erde (Epheser 5:23). Er herrscht seit 1914 als messianischer König im Himmel (Offenbarung 11:15). Seine Macht reicht sogar bis ins Grab, denn er kann die Toten auferwecken (Johannes 5:26-28). Dadurch dass Jesus zunächst erklärt, wie umfassend seine Macht ist, verdeutlicht er, dass seine anschließenden Worte nicht bloß eine Anregung sind, sondern ein Gebot. Wir tun gut daran, es zu befolgen, denn Jesus hat die Macht, die er besitzt, nicht an sich gerissen; er hat sie von Gott erhalten (1. Korinther 15:27).
16. Wozu fordert Jesus auf, wenn er sagt: „Geht …“, und wie kommen wir diesem Aspekt seines Auftrags nach?
16 Jesus umreißt nun den Auftrag, der mit der Aufforderung beginnt: „Geht …“ (Vers 19). Wir sollen also beim Predigen der Königreichsbotschaft die Initiative ergreifen. Wir können diesem Aspekt seines Auftrags auf unterschiedlichste Weise nachkommen. Das Predigen von Haus zu Haus ist ein sehr wirksamer Weg, persönliche Kontakte herzustellen (Apostelgeschichte 20:20). Außerdem suchen wir nach Möglichkeiten, informell zu predigen; wir sind darauf bedacht, auch im Alltag bei jeder passenden Gelegenheit auf die gute Botschaft zu sprechen zu kommen. Unsere Predigtmethoden mögen je nach den Bedürfnissen der Menschen und den örtlichen Gegebenheiten variieren, doch eines bleibt unverändert: Wir „gehen“ und suchen nach Menschen, die der Botschaft würdig sind (Matthäus 10:11).
17. Wie können wir Menschen zu Jüngern Jesu machen?
17 Als Nächstes erklärt Jesus das Ziel seines Auftrags: „Macht Menschen aus allen Völkern zu meinen Jüngern“ (Vers 19). Wie können wir Menschen zu seinen Jüngern machen? Ein Jünger ist im Wesentlichen ein Lernender, ein Belehrter. Menschen zu Jüngern zu machen bedeutet allerdings nicht einfach nur, Wissen zu vermitteln. Wenn wir mit interessierten Personen die Bibel studieren, möchten wir ihnen helfen, Nachfolger Christi zu werden. Wir stellen bei jeder Gelegenheit Jesu Beispiel in den Vordergrund, sodass der Studierende lernt, ihn als Lehrer und Vorbild zu betrachten, und dann sein Leben nach Jesu Leben ausrichtet und sich an dem Werk beteiligt, das Jesus tat (Johannes 13:15).
18. Warum ist die Taufe der wichtigste Meilenstein im Leben eines Jüngers?
18 Ein wichtiges Element des Auftrags Jesu ist in den Worten enthalten: „Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“ (Vers 19). Die Taufe ist der wichtigste Meilenstein im Leben eines Jüngers Christi, denn sie ist ein passendes Zeichen dafür, dass er sich Gott von ganzem Herzen hingegeben hat. Sie ist also für die Rettung erforderlich (1. Petrus 3:21). Ein getaufter Jünger, der Jehova weiterhin nach besten Kräften dient, kann sich auf endlosen Segen in der künftigen neuen Welt freuen. Konntest du schon einmal jemandem helfen, ein getaufter Jünger Christi zu werden? Es gibt in unserem christlichen Dienst keine größere Freude (3. Johannes 4).
19. Was bringen wir Neuen bei, und warum benötigen sie nach der Taufe wahrscheinlich weiterhin Schulung?
19 Jesus nennt dann den nächsten Aspekt unseres Auftrags: „Lehrt sie, sich an alles zu halten, was ich euch aufgetragen habe“ (Vers 20). Wir lehren Neue, Jesu Gebote zu halten, insbesondere die Gebote, Gott und den Nächsten zu lieben sowie Menschen zu Jüngern Jesu zu machen (Matthäus 22:37-39). Wir bringen Neuen schrittweise bei, wie sie biblische Wahrheiten erklären und ihren wachsenden Glauben verteidigen können. Wenn sie so weit sind, dass sie sich am öffentlichen Predigen beteiligen dürfen, stehen wir ihnen zur Seite und zeigen ihnen durch Wort und Tat, wie sie einen sinnvollen Anteil an diesem Werk haben können. Die Schulung neuer Jünger ist mit der Taufe nicht notwendigerweise zu Ende. Neugetaufte brauchen womöglich weitere Hilfestellung, damit sie leichter mit Problemen fertig werden, die mit dem Leben als Nachfolger Christi verbunden sind (Lukas 9:23, 24).
„Ich bin die ganze Zeit über bei euch“
20, 21. (a) Warum brauchen wir keine Angst zu haben, wenn wir Jesu Auftrag ausführen? (b) Warum ist jetzt nicht die Zeit, nachzulassen, und wozu sollten wir entschlossen sein?
20 Jesus beendet seinen Auftrag mit den sehr ermutigenden Worten: „Und denkt daran: Ich bin die ganze Zeit über bei euch bis zum Abschluss des Weltsystems“ (Matthäus 28:20). Jesus weiß, wie wichtig dieser Auftrag ist. Er weiß auch, dass beim Predigen mit feindseligen Reaktionen zu rechnen ist (Lukas 21:12). Aber wir brauchen keine Angst zu haben! Jesus, unser Führer, erwartet von uns nicht, dass wir unsere Aufgabe allein und ohne Unterstützung erfüllen. Ist es nicht beruhigend, dass er, dem „im Himmel und auf der Erde alle Macht“ gegeben worden ist, uns zur Seite steht und uns bei diesem Auftrag unterstützt?
21 Jesus versicherte seinen Jüngern, er würde sie durch all die Jahrhunderte bis zum „Abschluss des Weltsystems“ in ihrem Dienst begleiten. Wir müssen Jesu Auftrag weiterhin ausführen, bis das Ende kommt. Jetzt ist nicht die Zeit, nachzulassen. Eine reiche Ernte ist im Gang! Viele Menschen reagieren positiv und werden sozusagen eingesammelt. Als Nachfolger Christi möchten wir unseren wichtigen Auftrag entschlossen weiter ausführen und Zeit, Kraft und Mittel einsetzen, um das Gebot Christi zu befolgen: „Geht und macht Menschen … zu meinen Jüngern.“
a Geldgürtel wurden verwendet, um Münzen darin mitzunehmen. Die Speisetasche war eine größere Tasche, gewöhnlich aus Leder, die über die Schulter getragen wurde und in der Proviant und andere notwendige Dinge verstaut wurden.
b Der Prophet Elisa gab einmal ähnliche Anweisungen. Als er seinen Diener Gehasi zu einer Frau schickte, deren Sohn gestorben war, sagte er: „Wenn du jemand triffst, begrüße ihn nicht“ (2. Könige 4:29). Die Mission war eilig und für unnötige Verzögerungen war keine Zeit.
c Da die meisten Nachfolger Jesu in Galiläa waren, kann es durchaus bei der in Matthäus 28:16-20 beschriebenen Gelegenheit gewesen sein, dass Jesus nach seiner Auferstehung „mehr als 500 Brüdern“ erschien (1. Korinther 15:6). Es waren also möglicherweise Hunderte anwesend, als Jesus den Auftrag zum Jüngermachen gab.
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„In den Schriften steht …“„Komm, folge mir nach“
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KAPITEL ZEHN
„In den Schriften steht …“
„Heute hat sich die Schriftstelle … erfüllt“
1-3. Zu welcher wichtigen Schlussfolgerung will Jesus den Menschen in Nazareth verhelfen, und wie geht er vor?
JESUS hat seinen Dienst vor noch nicht langer Zeit begonnen. Er ist jetzt wieder in seiner Heimatstadt Nazareth. Sein Ziel ist es, den Menschen dort zu einer wichtigen Schlussfolgerung zu verhelfen: Sie sollen erkennen, dass er der vor langer Zeit vorhergesagte Messias ist. Wie geht er vor?
2 Viele Menschen haben von Jesu erstaunlichen Taten gehört und erwarten jetzt zweifellos ein Wunder. Doch nichts dergleichen geschieht. Jesus geht vielmehr wie gewohnt in die Synagoge. Er steht auf, um vorzulesen, und man reicht ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Aufmerksam rollt er die lange Schriftrolle von einem Stab auf den anderen, bis er eine bestimmte Stelle gefunden hat. Dann liest er laut die Passage vor, die heute in Jesaja 61:1-3 zu finden ist (Lukas 4:16-19).
3 Der Text ist den Anwesenden sicher bekannt. Er enthält eine Prophezeiung über den Messias. Die Augen aller in der Synagoge sind gespannt auf Jesus gerichtet. Es herrscht Stille. Dann setzt Jesus zu einer wahrscheinlich ausführlicheren Erklärung an und sagt: „Heute hat sich die Schriftstelle, die ihr gerade gehört habt, erfüllt.“ Die Zuhörer staunen über seine gewinnenden Worte, doch warten viele offenbar nach wie vor auf irgendein spektakuläres Zeichen. Auf der Grundlage der Heiligen Schrift legt Jesus mit deutlichen Worten ihren Mangel an Glauben bloß. Wenig später versuchen die Leute in Nazareth, ihn zu töten! (Lukas 4:20-30).
4. Was war für Jesu Dienst charakteristisch, und womit werden wir uns in diesem Kapitel befassen?
4 Die Art und Weise, wie Jesus damals vorging, war charakteristisch für seinen gesamten Dienst. Er stützte sich voll und ganz auf Gottes inspiriertes Wort. Natürlich waren seine Wunder ein wichtiger Beweis, dass Gottes Geist mit ihm war, doch nichts hatte für ihn größeres Gewicht als die Heilige Schrift. Sehen wir uns einmal an, wie sich das äußerte. Wie hat Jesus aus Gottes Wort zitiert, wie hat er es verteidigt und wie hat er es erklärt?
Aus Gottes Wort zitieren
5. Was wollte Jesus seine Zuhörer unbedingt wissen lassen, und wie unterstrich er seine Aussagen?
5 Jesus wollte die Menschen wissen lassen, woher seine Botschaft kam. Er sagte: „Was ich lehre, kommt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat“ (Johannes 7:16). Bei einer anderen Gelegenheit erklärte er, dass er „nichts aus eigener Initiative“ tat, sondern das sagte, was der Vater ihm beigebracht hatte (Johannes 8:28). Auch sagte er: „Was ich euch sage, kommt nicht von mir, sondern der Vater, der mit mir verbunden bleibt, vollbringt seine Taten“ (Johannes 14:10). Diese Aussagen unterstrich Jesus unter anderem dadurch, dass er immer wieder aus Gottes geschriebenem Wort zitierte.
6, 7. (a) Wie ausgiebig zitierte Jesus aus den Hebräischen Schriften, und warum ist das beeindruckend? (b) Was unterschied Jesu Art zu lehren von der Lehrweise der Schriftgelehrten?
6 Sieht man sich Jesu Worte in der Bibel genauer an, findet man darunter direkte Zitate oder sinngemäße Wiedergaben aus mehr als der Hälfte der Bücher des Kanons der Hebräischen Schriften. Das klingt im ersten Moment vielleicht gar nicht so beeindruckend. Es erhebt sich die Frage, warum Jesus während seiner dreieinhalbjährigen öffentlichen Predigt- und Lehrtätigkeit nicht aus allen verfügbaren inspirierten Büchern zitiert hat. Nun, vielleicht hat er das ja. In der Bibel ist schließlich nur ein Bruchteil seiner Worte und Taten festgehalten (Johannes 21:25). Um die gesamten überlieferten Worte Jesu laut vorzulesen, braucht man normalerweise nur ein paar Stunden. Stellen wir uns vor, wir selbst würden nur einige wenige Stunden über Gott und sein Königreich sprechen und es schaffen, uns in dieser kurzen Zeit auf über die Hälfte der Bücher der Hebräischen Schriften zu beziehen! Außerdem hatte Jesus meist keine Schriftrollen zur Hand. In seiner berühmten Bergpredigt zitierte er oftmals direkt oder sinngemäß aus den Hebräischen Schriften – und das durchweg aus dem Kopf!
7 Jesu Zitate machen deutlich, wie viel Ehrfurcht er vor Gottes Wort hatte. Seine Zuhörer „staunten nur so über seine Art zu lehren, denn er lehrte sie wie jemand mit Autorität und nicht wie die Schriftgelehrten“ (Markus 1:22). Die Schriftgelehrten bezogen sich beim Lehren gern auf das sogenannte mündliche Gesetz, zitierten gelehrte Rabbis vergangener Zeiten. Jesus dagegen stützte sich nicht ein einziges Mal auf das mündliche Gesetz oder auf die Autorität irgendeines Rabbis. Für ihn war Gottes Wort entscheidend. Immer wieder sagte er: „In den Schriften steht …“ Diese oder ähnliche Worte gebrauchte er wiederholt, wenn er seine Nachfolger lehrte oder falsche Ansichten richtigstellte.
8, 9. (a) Wie unterstrich Jesus bei der Reinigung des Tempels die Autorität des Wortes Gottes? (b) Wie bewiesen die religiösen Führer im Tempel grobe Missachtung gegenüber Gottes Wort?
8 Als Jesus den Tempel in Jerusalem reinigte, sagte er: „In den Schriften steht: ‚Mein Haus wird Gebetshaus genannt werden‘, aber ihr macht es zu einer Räuberhöhle“ (Matthäus 21:12, 13; Jesaja 56:7; Jeremia 7:11). Am Tag davor wirkte Jesus dort viele Wunder, und kleine Jungen begannen, ihn begeistert zu preisen. Die religiösen Führer dagegen fragten ihn ärgerlich, ob er denn höre, was die Kinder sagten. Er antwortete: „Ja. Habt ihr denn noch nie gelesen: ‚Aus dem Mund von Kindern und Säuglingen lässt du Lobpreis kommen‘?“ (Matthäus 21:16; Psalm 8:2). Jesus gab diesen Männern zu verstehen, dass alles, was hier geschah, mit Gottes Wort in Übereinstimmung war.
9 Später traten diese religiösen Führer gemeinsam an Jesus heran und fragten ihn: „Mit welchem Recht tust du das alles?“ (Matthäus 21:23). Jesus hatte schon mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht, wer ihn dazu berechtigt hatte. Er hatte nichts Neues erfunden, keine neuen Lehren aufgebracht, sondern er setzte nur das um, was im inspirierten Wort seines Vaters stand. Die Priester und Schriftgelehrten bewiesen also wirklich grobe Missachtung gegenüber Jehova und seinem Wort. Sie verdienten es voll und ganz, dass Jesus ihre schlechten Beweggründe bloßlegte und ihnen so eine Lektion erteilte (Matthäus 21:23-46).
10. Wie können wir durch die Art und Weise, wie wir Gottes Wort gebrauchen, Jesus nachahmen, und welche Hilfen haben wir, die Jesus nicht zur Verfügung standen?
10 Wie Jesus stützen sich auch wahre Christen heute beim Predigen auf Gottes Wort. Zeugen Jehovas sind überall auf der Welt dafür bekannt, dass sie oft und gern über die Bibel sprechen. In unseren Veröffentlichungen wird ausgiebig auf die Bibel Bezug genommen und direkt daraus zitiert. Genauso machen wir es im Predigtdienst, wenn wir uns bemühen, die Heilige Schrift konsequent in den Vordergrund zu stellen (2. Timotheus 3:16). Wir freuen uns sehr, wenn uns jemand gestattet, etwas aus der Bibel vorzulesen und den Wert sowie die Bedeutung des Wortes Gottes zu erklären. Wir haben zwar kein vollkommenes Gedächtnis wie Jesus, doch stehen uns viele Hilfen zur Verfügung, die es zur Zeit Jesu nicht gab. Außer der vollständigen Bibel, die in immer mehr Sprachen veröffentlicht wird, haben wir zahlreiche Bibelstudienhilfsmittel, mit denen wir jeden beliebigen Bibelvers finden können. Wir wollen daher auch in Zukunft aus der Bibel zitieren und bei jeder Gelegenheit auf Gottes Wort aufmerksam machen.
Gottes Wort verteidigen
11. Warum musste Jesus Gottes Wort oft verteidigen?
11 Jesus sah Gottes Wort häufig Angriffen ausgesetzt, doch das hat ihn sicher nicht überrascht. In einem Gebet zu seinem Vater sagte er: „Dein Wort ist Wahrheit“ (Johannes 17:17). Andererseits wusste er genau, dass Satan, „der Herrscher der Welt“, „ein Lügner und der Vater der Lüge“ ist (Johannes 8:44; 14:30). Als Jesus Satans Versuchungen widerstand, zitierte er drei Mal aus der Heiligen Schrift. Satan zitierte eine einzige Stelle aus den Psalmen und wandte sie bewusst falsch an. Sofort verteidigte Jesus Gottes Wort gegen solchen Missbrauch (Matthäus 4:6, 7).
12-14. (a) Wie zeigten die religiösen Führer Missachtung gegenüber dem mosaischen Gesetz? (b) Wie verteidigte Jesus Gottes Wort?
12 Jesus verteidigte die Heilige Schrift oft gegen Missbrauch, Falschauslegung und Falschdarstellung. Die religiösen Lehrer seiner Zeit stellten Gottes Wort verzerrt dar. Sie legten sehr viel Wert auf die Einhaltung der kleinsten Einzelheiten des mosaischen Gesetzes, während ihnen die Grundsätze hinter diesen Gesetzen weniger wichtig waren. Dadurch förderten sie eine oberflächliche Art der Anbetung, bei der Äußerlichkeiten mehr zählten als „das Wichtigere“, wie zum Beispiel Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue (Matthäus 23:23). Wie verteidigte Jesus Gottes Gesetz?
13 Als er in der Bergpredigt auf einige Bestimmungen des mosaischen Gesetzes einging, gebrauchte er wiederholt Formulierungen wie: „Ihr habt gehört, dass es heißt …“ Daran schloss er die Worte an: „Aber ich sage euch …“ und kam dann auf einen Grundsatz zu sprechen, der über die formale Beachtung des Gesetzes hinausging. Stellte er sich damit gegen das Gesetz? Nein, er verteidigte es. Hier ein Beispiel: Das Gesetz „Du sollst nicht morden“ war damals gut bekannt. Jesus erklärte jedoch, dass jemand, der seinen Mitmenschen hasst, gegen den Geist dieses Gesetzes verstößt. Ebenso würde jemand, der Leidenschaft für eine Person nährt, mit der er nicht verheiratet ist, den Grundsatz hinter dem Gesetz gegen Ehebruch verletzen (Matthäus 5:17, 18, 21, 22, 27-39).
14 Schließlich sagte Jesus: „Ihr habt gehört, dass es heißt: ‚Liebe deinen Mitmenschen und hasse deinen Feind.‘ Aber ich sage euch: Hört nicht auf, eure Feinde zu lieben und für die zu beten, die euch verfolgen“ (Matthäus 5:43, 44). Stammte das Gebot, seinen Feind zu hassen, aus der Bibel? Nein. Diese Lehre hatten die religiösen Führer von sich aus aufgestellt. Sie verwässerten Gottes vollkommenes Gesetz durch menschliches Gedankengut. Jesus verteidigte Gottes Wort furchtlos gegen den schädlichen Einfluss menschlicher Überlieferungen (Markus 7:9-13).
15. Wie verteidigte Jesus Gottes Gesetz gegen Versuche, es unangemessen streng, ja sogar hart wirken zu lassen?
15 Die religiösen Führer griffen Gottes Gesetz auch insofern an, als sie es unangemessen streng, ja sogar hart erscheinen ließen. Als Jesu Jünger einmal durch Getreidefelder gingen und ein paar Ähren abpflückten, behaupteten einige Pharisäer, sie hätten den Sabbat gebrochen. Mit einem Beispiel aus der Heiligen Schrift verteidigte Jesus Gottes Wort gegen diese unausgewogene Ansicht. Er führte die einzige Stelle in der Bibel an, wo davon berichtet wird, dass Schaubrote außerhalb des Heiligen der Anbetungsstätte Jehovas verwendet wurden; das war, als David und seine hungrigen Männer davon aßen. Jesus zeigte den Pharisäern damit, dass sie Jehovas Mitgefühl und Barmherzigkeit verkannten (Markus 2:23-27).
16. Wie hatten die religiösen Führer die Scheidungsbestimmung aus dem mosaischen Gesetz verfälscht, und wie reagierte Jesus?
16 Die religiösen Führer dachten sich auch formale Schlupflöcher aus, um Gottes Gesetz in seiner Wirkung zu schwächen. Zum Beispiel war es einem Mann dem Gesetz nach erlaubt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, wenn er „etwas Anstößiges“ an ihr fand – offensichtlich etwas Schwerwiegendes, das die Familie in Verruf brachte (5. Mose 24:1). Zur Zeit Jesu erlaubten die religiösen Führer jedoch unter Berufung auf dieses Zugeständnis einem Mann, sich aus allen möglichen Gründen von seiner Frau scheiden zu lassen – allein schon wenn sie das Essen anbrennen ließ!a Jesus machte deutlich, wie wenig das den inspirierten Worten von Moses entsprach. Dann führte er Jehovas ursprüngliche Norm für die Ehe, die monogame Ehe, wieder ein und gab sexuelle Unmoral als einzigen zulässigen Scheidungsgrund an (Matthäus 19:3-12).
17. Wie können wir heute wie Jesus die Bibel verteidigen?
17 Christi Nachfolger heute fühlen sich ebenfalls gedrängt, die Heilige Schrift zu verteidigen. Wenn religiöse Führer unterstellen, die Moralmaßstäbe der Bibel seien rückständig, ist das genau genommen ein Angriff auf Gottes Wort. Es ist auch jedes Mal ein Angriff auf die Bibel, wenn religiöse Irrlehren als biblisch hingestellt werden. Wir freuen uns, Gottes reines Wort der Wahrheit verteidigen zu dürfen, indem wir beispielsweise bekannt machen, dass der wahre Gott kein dreieiniger Gott ist (5. Mose 4:39). Wenn wir die Bibel verteidigen, tun wir das stets höflich, mit echter Milde und tiefem Respekt (1. Petrus 3:15).
Gottes Wort erklären
18, 19. Welche Beispiele zeigen, dass Jesus Gottes Wort sehr gut erklären konnte?
18 Als die Hebräischen Schriften niedergeschrieben wurden, war Jesus im Himmel. Wie muss es ihn gefreut haben, auf die Erde zu kommen und Gottes Wort zu erklären! Nehmen wir zum Beispiel jenen denkwürdigen Tag nach seiner Auferstehung, als er sich zwei seiner Jünger auf dem Weg nach Emmaus anschloss. Ohne Jesus zu erkennen, erzählten sie ihm, wie traurig und verwirrt sie wegen des Todes ihres geliebten Herrn waren. Wie reagierte Jesus? „Angefangen mit Moses und allen Propheten legte er ihnen in den gesamten Schriften das aus, was ihn betraf.“ Das berührte die beiden tief. Sie sagten später zueinander: „Brannte nicht unser Herz in unserem Innern, als er unterwegs mit uns redete und uns die Schriften völlig erschloss?“ (Lukas 24:15-32).
19 Am selben Tag erschien Jesus dann auch seinen Aposteln und anderen und bewirkte, „dass sie die Bedeutung der Schriften voll und ganz erfassen konnten“ (Lukas 24:45). Bestimmt kamen ihnen bei diesem freudigen Anlass die vielen Gelegenheiten in den Sinn, bei denen Jesus für sie – und für alle anderen, die ein offenes Ohr hatten – Ähnliches getan hatte. Jesus zog immer wieder bekannte Schriftstellen heran und erklärte sie so, dass sich seinen Zuhörern etwas Wunderbares erschloss: ein neues, tieferes Verständnis des Wortes Gottes.
20, 21. Wie erklärte Jesus die Worte, die Jehova am brennenden Dornbusch zu Moses gesprochen hatte?
20 Einmal sprach Jesus zu einer Gruppe von Sadduzäern. Die Sadduzäer waren eine mit der jüdischen Priesterschaft in Verbindung stehende Sekte des Judaismus, die nicht an die Auferstehung glaubte. Jesus sagte zu ihnen: „Was nun die Auferstehung der Toten betrifft: Habt ihr nicht gelesen, was Gott zu euch gesagt hat: ‚Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs‘? Er ist nicht der Gott der Toten, sondern der Lebenden“ (Matthäus 22:31, 32). Diese Schriftstelle kannten sie gut. Sie stammte von einem Mann, den sie verehrten – Moses. Achten wir einmal darauf, was für eine aussagekräftige Erklärung Jesus gab.
21 Das Gespräch zwischen Moses und Jehova am brennenden Dornbusch fand etwa im Jahr 1514 v. u. Z. statt (2. Mose 3:2, 6). Abraham war damals schon 329 Jahre tot, Isaak 224 Jahre und Jakob 197 Jahre. Trotzdem sagte Jehova immer noch: „Ich bin … [ihr] Gott.“ Die Sadduzäer wussten, dass Jehova nicht wie irgendein heidnischer Totengott eine legendäre Unterwelt beherrscht. Jehova ist der Gott „der Lebenden“, wie Jesus sagte. Was bedeutet das? Jesus zog den überzeugenden Schluss: „Für ihn leben sie alle“ (Lukas 20:38). Jehovas geliebte Diener, die gestorben sind, haben in seinem unbegrenzten, nie nachlassenden Gedächtnis einen sicheren Platz. Jehova ist so fest entschlossen, sie aufzuerwecken, dass man sie sozusagen als lebend bezeichnen kann (Römer 4:16, 17). Was für eine hervorragende Erklärung des Wortes Gottes! Kein Wunder, dass die Leute tief beeindruckt waren! (Matthäus 22:33).
22, 23. (a) Wie können wir Jesus nachahmen, wenn wir Gottes Wort erklären? (b) Was werden wir im nächsten Kapitel kennenlernen?
22 Wir haben heute die Ehre, Jesu Art, Gottes Wort zu erklären, nachzuahmen. Wir besitzen zwar kein vollkommenes Gedächtnis, das stimmt. Aber es bieten sich uns doch immer wieder Möglichkeiten, mit anderen über Aspekte bekannter Bibeltexte zu sprechen, über die sie vielleicht noch gar nicht nachgedacht haben. Viele haben zum Beispiel ihr Leben lang gebetet: „Dein Name werde geheiligt“, und: „Dein Reich komme“, haben aber nie erfahren, wie Gottes Name überhaupt lautet oder was mit Gottes Reich gemeint ist (Matthäus 6:9, 10, Einheitsübersetzung). Wie schön ist es doch, wenn uns jemand erlaubt, solche biblischen Wahrheiten klar und einfach zu erklären!
23 Um Jesu Vorgehensweise beim Predigen und Lehren nachzuahmen, ist es ganz wichtig, Gottes Wort zu zitieren, zu verteidigen und zu erklären. Konzentrieren wir uns als Nächstes darauf, wie es Jesus immer wieder gelang, mit der biblischen Wahrheit das Herz seiner Zuhörer anzusprechen.
a Der Geschichtsschreiber Josephus, ein Pharisäer aus dem 1. Jahrhundert, der selbst geschieden war, schrieb später, dass sich ein Mann „aus irgendeinem Grunde (solcher Gründe hat man viele) scheiden lassen“ konnte.
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„Noch nie hat ein Mensch so geredet“„Komm, folge mir nach“
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KAPITEL ELF
„Noch nie hat ein Mensch so geredet“
1, 2. (a) Warum kamen die Beamten, die Jesus ergreifen sollten, unverrichteter Dinge zurück? (b) Warum war Jesus ein hervorragender Lehrer?
DIE Pharisäer kochen vor Wut. Jesus ist im Tempel und lehrt die Menschen über seinen Vater. Die Zuhörerschaft ist gespalten: Viele glauben an Jesus, während ihn andere lieber hinter Schloss und Riegel sähen. Die religiösen Führer können ihren Zorn nicht mehr beherrschen und schicken Beamte los, um Jesus zu ergreifen. Doch die Beamten kommen unverrichteter Dinge zurück. Die Oberpriester und Pharisäer verlangen eine Erklärung: „Warum habt ihr ihn nicht hergebracht?“ Die Beamten antworten: „Noch nie hat ein Mensch so geredet.“ Jesus hat die Männer durch sein Lehren so fasziniert, dass sie es einfach nicht fertiggebracht haben, ihn festzunehmen (Johannes 7:45, 46).a
2 Die Beamten waren nicht die Einzigen, die von Jesu Lehren beeindruckt waren. Jesus hatte oft Scharen von Menschen um sich, die nur gekommen waren, um ihm zuzuhören (Markus 3:7, 9; 4:1; Lukas 5:1-3). Warum war er ein so hervorragender Lehrer? Wie in Kapitel 8 erwähnt wurde, liebte er die Wahrheiten, die er lehrte, und auch die Menschen, die er lehrte. Außerdem war er ein Meister im Gebrauch verschiedener Lehrmethoden. Befassen wir uns einmal mit drei seiner wirkungsvollen Lehrmethoden, um zu sehen, wie wir sie einsetzen können.
Einfache Ausdrucksweise
3, 4. (a) Warum drückte sich Jesus beim Lehren einfach aus? (b) Inwiefern ist die Bergpredigt ein Beispiel dafür, dass Jesus einfach lehrte?
3 Jesus verfügte zweifellos über einen sehr umfangreichen Wortschatz. Dennoch redete er beim Lehren nie über die Köpfe seiner Zuhörer hinweg, unter denen viele „gewöhnliche Leute ohne besondere Bildung“ waren (Apostelgeschichte 4:13). Er berücksichtigte ihre Grenzen und überschüttete sie nicht mit Informationen (Johannes 16:12). Mit einfachen Worten vermittelte er sehr tiefgründige Wahrheiten.
4 Ein Beispiel dafür ist die Bergpredigt, die in Matthäus 5:3 bis 7:27 aufgezeichnet ist. Jesus gab in dieser Predigt tiefgehenden Rat, der jeweils den Kern der Sache traf. Seine Gedanken und seine Ausdrucksweise sind nicht kompliziert. Ja es ist kaum ein Wort dabei, das nicht schon ein Kind ohne Weiteres verstehen kann! Kein Wunder, dass die Menschenmengen – darunter wahrscheinlich viele Bauern, Schäfer und Fischer – am Ende seiner Ausführungen über seine Art zu lehren nur so staunten (Matthäus 7:28).
5. Nenne Beispiele für einfache und doch inhaltsreiche Aussprüche Jesu.
5 Beim Lehren gebrauchte Jesus oft einfache, kurze Sätze und prägte inhaltsreiche Aussprüche. So konnte er lange vor Erfindung des Buchdrucks seine Botschaft unauslöschlich in Herz und Sinn seiner Zuhörer einpflanzen. Hier einige Beispiele: „Hört auf, ein Urteil über andere zu fällen, damit kein Urteil über euch gefällt wird.“ „Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken.“ „Der Geist ist … voller Eifer, aber der Körper ist schwach.“ „Gebt Cäsar zurück, was Cäsar gehört, und Gott, was Gott gehört.“ „Geben macht glücklicher als Empfangen“ (Matthäus 7:1; 9:12; 26:41; Markus 12:17; Apostelgeschichte 20:35).b Diese Worte sind heute, nach knapp 2000 Jahren, so unvergesslich wie eh und je.
6, 7. (a) Warum ist es wichtig, sich beim Lehren einfach auszudrücken? (b) Wie vermeidet man es, Studierende mit Informationen zu überschütten?
6 Wie können wir einfach lehren? Insbesondere dadurch, dass wir uns klar und allgemein verständlich ausdrücken. Die Grundwahrheiten der Bibel sind nicht kompliziert. Jehova hat sein Vorhaben aufrichtigen, demütigen Menschen offenbar gemacht (1. Korinther 1:26-28). Die Wahrheiten aus Gottes Wort lassen sich mit einfachen, gut überlegten Worten am besten vermitteln.
Lehre einfach und unkompliziert
7 Um einfach zu lehren, dürfen wir einen Studierenden nicht mit Informationen überschütten. Wir brauchen beim Bibelstudium nicht auf jede Einzelheit einzugehen, noch sollten wir durch den Stoff hetzen, nur um ein bestimmtes Pensum zu schaffen. Die Studiengeschwindigkeit muss den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Studierenden angepasst sein. Wir möchten ihm helfen, ein Nachfolger Christi und ein Anbeter Jehovas zu werden, und deshalb räumen wir so viel Zeit ein, wie der Betreffende benötigt, um den Stoff gut aufzunehmen. Nur dann wird ihm die Wahrheit der Bibel zu Herzen gehen und ihn motivieren, entsprechend zu handeln (Römer 12:2).
Die richtigen Fragen
8, 9. (a) Warum stellte Jesus Fragen? (b) Wie verhalf Jesus Petrus durch Fragen zur richtigen Schlussfolgerung, was das Zahlen der Tempelsteuer betraf?
8 Jesus verwendete geschickt Fragen, selbst wenn es schneller gegangen wäre, den Zuhörern einfach zu sagen, worauf es ankam. Warum stellte er Fragen? Manchmal deckte er dadurch gezielt die Beweggründe seiner Gegner auf und brachte sie so zum Schweigen (Matthäus 21:23-27; 22:41-46). In vielen Fällen gebrauchte er auch Fragen, um seine Jünger dazu zu bringen, sich zu äußern, um sie zum Nachdenken anzuregen und sie im Denken zu schulen. Deshalb fragte er manchmal: „Was denkt ihr?“, oder: „Glaubst du das?“ (Matthäus 18:12; Johannes 11:26). Durch Fragen gelang es Jesus immer wieder, das Herz seiner Jünger anzusprechen. Hier ein Beispiel.
9 Petrus wurde einmal von Steuereinnehmern gefragt, ob Jesus die Tempelsteuer bezahlt.c Ohne lange zu überlegen, bejahte Petrus. Jesus sagte später zu ihm: „Was denkst du, Simon: Von wem bekommen die Könige der Erde Zölle oder die Kopfsteuer? Von ihren Söhnen oder von den Fremden?“ Petrus antwortete: „Von den Fremden.“ Jesus sagte: „Dann sind die Söhne ja von Steuern befreit“ (Matthäus 17:24-27). Petrus muss begriffen haben, worauf Jesus mit diesen Fragen hinauswollte, denn Familienangehörige von Königen waren damals bekanntlich von Steuern befreit. Somit war Jesus als der einziggezeugte Sohn des himmlischen Königs, der im Tempel angebetet wurde, zur Zahlung der Steuer nicht verpflichtet. Statt einfach den Sachverhalt zu erklären, stellte Jesus taktvoll Fragen, damit Petrus selbst zur richtigen Schlussfolgerung kam und vielleicht auch zu der Erkenntnis, dass es besser wäre, vor dem Antworten etwas mehr nachzudenken.
Stelle Fragen, die auf die Interessen der Menschen zugeschnitten sind
10. Wie können wir beim Predigen von Haus zu Haus Fragen wirkungsvoll einsetzen?
10 Wie können wir beim Predigen Fragen wirkungsvoll einsetzen? Wenn wir von Haus zu Haus unterwegs sind, könnten wir durch Fragen Interesse wecken und so vielleicht den Weg für ein Gespräch über die gute Botschaft ebnen. Kommt zum Beispiel ein älterer Mensch an die Tür, könnten wir höflich die Frage aufwerfen: „Was würden Sie sagen: Wie hat sich die Welt im Lauf Ihres Lebens verändert?“ Nachdem wir die Antwort abgewartet haben, könnten wir fragen: „Was müsste Ihrer Meinung nach geschehen, damit das Leben auf der Erde lebenswerter wird?“ (Matthäus 6:9, 10). Treffen wir eine Mutter mit kleinen Kindern an, könnten wir sagen: „Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie die Welt aussehen wird, wenn Ihre Kinder erwachsen sind?“ (Psalm 37:10, 11). Wenn wir einen aufmerksamen Blick auf die Umgebung eines Hauses werfen, können wir vielleicht eine Frage stellen, die genau auf die Interessen des Bewohners zugeschnitten ist.
11. Wie können wir bei Bibelkursen gezielt Fragen einsetzen?
11 Wie können wir bei einem Bibelkurs gezielt Fragen einsetzen? Durch gut gewählte Fragen können wir erfahren, wie der Studierende denkt und empfindet (Sprüche 20:5). Angenommen, wir besprechen in dem Buch Glücklich – für immerd Lektion 43, „Was die Bibel über Alkohol sagt“. Darin wird erklärt, wie Gott über Trunkenheit und übermäßigen Alkoholkonsum denkt. Die Antworten des Studierenden zeigen vielleicht, dass er verstanden hat, was die Bibel lehrt, aber stimmt er mit dem Gelernten auch überein? Wir könnten ihn fragen: „Findest du Gottes Standpunkt hierzu vernünftig?“ Eine weitere Frage wäre: „Wie könnte man diese Punkte im eigenen Leben umsetzen?“ Dabei ist es wichtig, immer taktvoll zu bleiben und die Würde des Studierenden zu wahren. Wir dürfen ihn durch unsere Fragen niemals unnötig in Verlegenheit bringen (Sprüche 12:18).
Überzeugende Logik
12-14. (a) Wozu gebrauchte Jesus seine Fähigkeit, logisch zu argumentieren? (b) Mit welcher überzeugenden Logik ging Jesus auf die Behauptung der Pharisäer ein, seine Kraft komme von Satan?
12 Aufgrund seines vollkommenen Verstandes konnte Jesus meisterhaft argumentieren. Manchmal widerlegte er durch überzeugende Logik die falschen Anschuldigungen seiner Gegner. Oft vermittelte er auch durch schlüssige Beweisführung seinen Nachfolgern wertvolle Lehren. Sehen wir uns dazu Beispiele an.
13 Nachdem Jesus einen von Dämonen besessenen Mann, der blind und stumm war, geheilt hatte, beschuldigten ihn die Pharisäer: „Der kann die Dämonen doch nur durch Beelzebub [Satan], den Herrscher der Dämonen, austreiben.“ Sie gaben also zu, dass Dämonen nur mithilfe übermenschlicher Kraft auszutreiben waren. Jesu Kraft aber schrieben sie Satan zu. Das war nicht nur unwahr, sondern auch unlogisch. Um zu zeigen, wie falsch sie dachten, sagte Jesus: „Jedes Reich, das in sich gespalten ist, geht unter, und jede Stadt oder jede Familie, die in sich gespalten ist, wird keinen Bestand haben. So ist es auch, wenn der Satan den Satan austreibt. Er ist dann in sich selbst gespalten. Wie soll da sein Reich bestehen?“ (Matthäus 12:22-26). Anders ausgedrückt sagte Jesus: „Wenn ich ein Handlanger Satans wäre und gleichzeitig Satans Werk zunichtemache, dann würde Satan doch gegen seine eigenen Interessen arbeiten und bald fallen.“ Was hätten die Pharisäer einem so schlüssigen Argument entgegenhalten können?
14 Jesus ließ es dabei jedoch nicht bewenden. Da ihm bekannt war, dass einige von den Jüngern der Pharisäer ebenfalls Dämonen ausgetrieben hatten, stellte er eine einfache Frage, die es aber in sich hatte: „Wenn ich die Dämonen mithilfe von Beelzebub austreibe, wie treiben eure Söhne [oder Jünger] sie dann aus?“ (Matthäus 12:27). Sinngemäß sagte er: „Wenn ich Dämonen durch die Kraft Satans austreibe, dann tun eure Anhänger das doch auch.“ Was hätten die Pharisäer darauf erwidern können? Niemals würden sie anerkennen, dass ihre Jünger mithilfe der Kraft Satans wirkten. So brachte Jesus sie, ausgehend von ihren falschen Überlegungen, zu einer für sie höchst unangenehmen Schlussfolgerung. Ist es nicht schon faszinierend, den Bericht über diese Begebenheit zu lesen? Wie kraftvoll müssen Jesu Worte erst auf die Menschenmengen gewirkt haben, die ihn direkt vor sich sahen und seine Stimme hörten.
15-17. Nenne ein Beispiel, wie Jesus durch den sogenannten Erst-recht-Schluss zu Herzen gehende Wahrheiten über seinen Vater lehrte.
15 Auf logische, überzeugende Art lehrte Jesus außerdem ermutigende, zu Herzen gehende Wahrheiten über seinen Vater. Dabei gebrauchte er oft einen sogenannten Erst-recht-Schluss – häufig mit den Worten „wie viel mehr“ –, durch den er seine Zuhörer von einer bekannten Tatsache ausgehend in einer bestimmten Überzeugung bestärkte.e Eine solche gegenüberstellende Beweisführung kann sehr beeindruckend wirken. Untersuchen wir nur zwei Beispiele.
16 Als die Jünger von Jesus wissen wollten, wie man betet, sprach er davon, wie sehr es schon unvollkommenen Menschen am Herzen liegt, ihren Kindern „Gutes zu schenken“. Dann zog er den Schluss: „Wenn also schon ihr es versteht, euren Kindern Gutes zu schenken, obwohl ihr schlecht seid, wie viel mehr wird dann der Vater im Himmel denen, die ihn bitten, heiligen Geist geben!“ (Lukas 11:1-13). Jesus hebt hier einen bestimmten Punkt durch eine Gegenüberstellung hervor: Wenn schon unvollkommene Menschen für ihre Kinder sorgen, dann wird unser himmlischer Vater, der ja durch und durch gerecht und vollkommen ist, seinen loyalen Anbetern erst recht heiligen Geist geben, wenn sie ihn demütig darum bitten.
17 Ähnlich ging Jesus vor, als er zeigte, wie man mit Sorgen fertigwerden kann. Er sagte: „Denkt nur einmal an die Raben: Sie säen nicht und ernten nicht und haben weder Scheune noch Vorratshaus. Trotzdem ernährt Gott sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als Vögel? Achtet einmal darauf, wie die Lilien wachsen: Sie mühen sich nicht ab und spinnen kein Garn. … Wenn Gott schon die Pflanzen auf den Feldern, die heute da sind und morgen in einen Ofen geworfen werden, so kleidet, dann wird er doch erst recht euch kleiden! Habt ihr so wenig Glauben?“ (Lukas 12:24, 27, 28). Wenn Jehova für die Vögel und die Blumen sorgt, dann wird er sich doch erst recht um Menschen kümmern, die ihn lieben und anbeten! Solche Erklärungen sprachen mit Sicherheit das Herz seiner Zuhörer an.
18, 19. Wie könnten wir vorgehen, wenn jemand sagt, er glaube nicht an einen unsichtbaren Gott?
18 Im Predigtdienst müssen wir verkehrte Ansichten gut begründet widerlegen. Auch ist es unser Ziel, mit gewinnenden Worten erbauende Wahrheiten über Jehova zu vermitteln (Apostelgeschichte 19:8; 28:23, 24). Dazu sind keine ausgefeilten Argumentationstechniken nötig. Von Jesus lernen wir, dass einfache, logische Beweise am wirksamsten sind.
19 Wie können wir beispielsweise vorgehen, wenn jemand sagt, er glaube nicht an einen unsichtbaren Gott? Wir könnten das Gesetz von Ursache und Wirkung anführen. Wenn wir eine Wirkung beobachten, schließen wir auf eine Ursache. Wir könnten also sagen: „Wenn Sie in einer einsamen Gegend zu einem schönen Haus voll mit Nahrungsvorräten kommen (eine Wirkung), würden Sie dann nicht sofort annehmen, dass jemand (eine Ursache) das Haus gebaut und die Vorräte angelegt hat? Genauso geht es einem, wenn man sieht, welche Planung in der Natur steckt und wie viel Nahrung in den ‚Vorratskammern‘ der Erde vorhanden ist (eine Wirkung). Muss nicht auch das auf jemand (eine Ursache) zurückzuführen sein? Eine solche Überlegung findet man in der Bibel: ‚Jedes Haus [wird] von jemandem gebaut, doch der, der alles gemacht hat, ist Gott‘“ (Hebräer 3:4). Natürlich werden wir selbst mit der logischsten Beweisführung nicht jeden überzeugen (2. Thessalonicher 3:2).
Führe Gedanken an, die das Herz ansprechen
20, 21. (a) Wie können wir durch Erst-recht-Schlüsse auf Jehovas Eigenschaften und Handlungsweisen aufmerksam machen? (b) Womit werden wir uns im nächsten Kapitel befassen?
20 Der Erst-recht-Schluss bietet sich ebenfalls an, wenn man im Predigtdienst oder in der Versammlung auf Jehovas Eigenschaften und Handlungsweisen aufmerksam machen möchte. Um beispielsweise zu erklären, dass die Lehre von einer ewigen Qual im Höllenfeuer Jehova in Wirklichkeit entehrt, könnten wir sagen: „Welcher Vater, der sein Kind liebt, würde es damit bestrafen, dass er die Hand des Kindes ins Feuer hält? Dann muss doch für unseren liebevollen himmlischen Vater allein schon der Gedanke, Menschen für immer im Höllenfeuer zu quälen, erst recht abstoßend sein!“ (Jeremia 7:31). Ist jemand aus der Versammlung niedergeschlagen, könnten wir ihm versichern, dass Jehova ihn liebt, indem wir sagen: „Wenn für Jehova schon ein winziger Spatz von Wert ist, wie viel mehr muss ihm dann an seinen Anbetern auf der Erde liegen, auch an dir!“ (Matthäus 10:29-31). Solche Denkanstöße können sehr zu Herzen gehen.
21 Nachdem wir nun lediglich drei der Lehrmethoden Jesu betrachtet haben, merken wir schon, dass die Beamten, die es nicht fertiggebracht hatten, Jesus festzunehmen, keineswegs übertrieben, als sie sagten: „Noch nie hat ein Mensch so geredet.“ Im nächsten Kapitel werden wir uns mit der Lehrmethode befassen, für die Jesus wahrscheinlich am meisten bekannt ist: der Gebrauch von Gleichnissen und Sprachbildern.
a Bei den Beamten handelte es sich wahrscheinlich um Dienstleute des Sanhedrins, die den Oberpriestern unterstanden.
b Die letzte dieser Aussagen steht in Apostelgeschichte 20:35 und wird nur vom Apostel Paulus zitiert. Er hat sie vielleicht von jemandem gehört, der mit Jesus zusammen war, oder vom auferstandenen Jesus selbst, oder er hat sie durch göttliche Offenbarung übermittelt bekommen.
c Die Juden mussten jährlich zwei Drachmen Tempelsteuer zahlen, was etwa zwei Tagelöhnen entsprach. In einem Nachschlagewerk heißt es dazu: „Verwendet wurde diese Steuer hauptsächlich zur Bestreitung des täglichen Brandopfers und überhaupt aller im Namen des Volkes darzubringenden Opfer.“
d Herausgegeben von Jehovas Zeugen.
e Diese Art der Beweisführung bezeichnet man lateinisch als „Argumentum a fortiori“. „A fortiori“ heißt übersetzt „vom Stärkeren her“ und bedeutet „nach dem stärker überzeugenden Grund; erst recht, umso mehr“.
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„Er sagte ihnen nichts, ohne in Bildern zu reden“„Komm, folge mir nach“
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KAPITEL ZWÖLF
„Er sagte ihnen nichts, ohne in Bildern zu reden“
1-3. (a) Welches Vorrecht haben Jesu Jünger, und wie erleichtert Jesus es ihnen, sich an seine Lehren zu erinnern? (b) Warum kann man sich gute Sprachbilder leicht merken?
DIE Jünger, die Jesus begleiten, haben ein besonderes Vorrecht. Sie lernen direkt von dem großen Lehrer. Sie hören seine Stimme, wenn er Gottes Wort erklärt und sie begeisternde Wahrheiten lehrt. Vorerst müssen sie sich seine wertvollen Äußerungen allerdings in Herz und Sinn einprägen, denn es ist noch nicht die Zeit, seine Worte schriftlich festzuhalten.a Jesus erleichtert es ihnen, sich an seine Lehren zu erinnern. Wie? Durch die Art, wie er lehrt, besonders durch den meisterhaften Gebrauch von Sprachbildern und Gleichnissen.
2 Gute Sprachbilder vergisst man tatsächlich nicht so schnell. Ein Autor schrieb, dass durch Sprachbilder „aus Ohren Augen“ werden und „im Sinn der Zuhörer Bilder entstehen“. Sie machen es leichter, selbst abstrakte Gedanken zu erfassen, weil es oft einfacher ist, in Bildern zu denken. Sprachbilder und Gleichnisse erfüllen Worte mit Leben und prägen uns Lehren fest ein.
3 Kein Lehrer auf der Erde konnte anschaulicher lehren als Jesus Christus. Seine Gleichnisse sind heute noch vielen geläufig. Warum griff Jesus so oft auf diese Lehrmethode zurück? Was machte seine Sprachbilder und Beispiele so wirkungsvoll? Wie können auch wir diese Lehrmethode erlernen?
Warum Jesus in Bildern redete
4, 5. Warum redete Jesus in Bildern?
4 Aus der Bibel erfahren wir zwei wichtige Gründe, weshalb Jesus in Bildern redete. Erstens erfüllte sich dadurch eine Prophezeiung. In Matthäus 13:34, 35 lesen wir: „All das teilte Jesus den Leuten in Bildern mit. Ja, er sagte ihnen nichts, ohne in Bildern zu reden, damit sich erfüllte, was durch den Propheten angekündigt worden war: ‚Ich werde meinen Mund öffnen und in Bildern reden.‘“ Der hier erwähnte Prophet war der Schreiber von Psalm 78:2. Er verfasste diese Worte unter dem Einfluss des Geistes Gottes Jahrhunderte vor Jesu Geburt. Das heißt, Jehova hatte schon lange im Voraus festgelegt, dass der Messias beim Lehren in Bildern reden würde. Demnach muss Jehova dieser Lehrmethode hohen Wert beimessen.
5 Zweitens sprach Jesus in Bildern, um, wie er selbst erklärte, diejenigen auszusondern, deren Herz „unempfänglich geworden“ war (Matthäus 13:10-15; Jesaja 6:9, 10). Wie kam es, dass durch seine Bilder die Beweggründe der Menschen aufgedeckt wurden? In manchen Fällen mussten die Zuhörer nachfragen, um den tieferen Sinn seiner Worte zu verstehen. Demütige Menschen waren dazu bereit, hochmütige und desinteressierte dagegen nicht (Matthäus 13:36; Markus 4:34). So wurde durch Jesu Art zu lehren die Wahrheit denjenigen, die von Herzen danach hungerten, enthüllt und gleichzeitig vor Menschen mit einem stolzen Herzen verhüllt.
6. Welche Vorteile hatte es, dass Jesus so anschaulich lehrte?
6 Es hatte noch weitere Vorteile, dass Jesus so anschaulich lehrte. Er weckte dadurch das Interesse der Menschen und fesselte sie. Jesus ließ vor ihrem geistigen Auge Bilder entstehen, die leicht zu begreifen waren. Wie schon eingangs erwähnt, konnten die Zuhörer seine Worte dadurch besser behalten. Die in Matthäus 5:3 bis 7:27 aufgezeichnete Bergpredigt belegt eindrucksvoll, wie oft Jesus in Bildern sprach. In dieser Rede hat man mehr als 50 Redefiguren gezählt. Wenn man bedenkt, dass sie in ungefähr 20 Minuten vorgetragen werden kann, kommt auf durchschnittlich je 20 Sekunden eine Redefigur! Jesus war sich zweifellos bewusst, wie wertvoll es ist, sich in Bildern auszudrücken.
7. Warum sollten wir uns an der Art, wie Jesus Sprachbilder verwendete, ein Beispiel nehmen?
7 Als Nachfolger Christi möchten wir uns an seiner Art zu lehren ein Beispiel nehmen, auch was den Gebrauch von Sprachbildern und Gleichnissen betrifft. Wie Gewürze einem Essen mehr Geschmack verleihen, so können treffende und wohlüberlegte Veranschaulichungen unser Lehren ansprechender und wichtige Wahrheiten leichter verständlich machen. Schauen wir uns einmal genauer an, was Jesu Sprachbilder so wirkungsvoll machte. Dadurch können wir lernen, diese wertvolle Lehrmethode selbst mit Erfolg einzusetzen.
Einfache Vergleiche ziehen
Wie zeigte Jesus am Beispiel von Vögeln und Blumen, dass Jehova für uns sorgt?
8, 9. Wie setzte Jesus einfache Vergleiche ein, und warum waren seine Vergleiche so wirkungsvoll?
8 Jesus gebrauchte beim Lehren oft einfache Vergleiche, die aus nur wenigen Worten bestanden. Dadurch rief er jedoch plastische Vorstellungen wach und konnte wichtige biblische Wahrheiten verständlich vermitteln. Als er zum Beispiel seinen Jüngern riet, wegen materieller Bedürfnisse nicht ängstlich besorgt zu sein, wies er auf die „Vögel am Himmel“ und die Lilien auf den Feldern hin. Die Vögel säen und ernten nicht und die Lilien spinnen und weben nicht. Trotzdem sorgt Gott für sie. Der Kerngedanke hier ist einfach zu erkennen: Wenn Gott schon für Vögel und Blumen sorgt, dann wird er sich erst recht um die Menschen kümmern, die das Königreich im Leben an die erste Stelle setzen (Matthäus 6:26, 28-33).
9 Jesus machte ferner ausgiebig von Metaphern, das heißt noch ausdrucksstärkeren Vergleichen, Gebrauch. Bei einer Metapher steht ein bildlicher Ausdruck für die eigentliche Sache. Auch diese Vergleiche waren bei Jesus nicht kompliziert. Zu seinen Jüngern sagte er einmal: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das verstanden die Jünger gut: Sie konnten durch ihre Worte und Taten das Licht der Wahrheit leuchten lassen und Menschen helfen, Gott zu verherrlichen (Matthäus 5:14-16). Weitere Metaphern, die Jesus gebrauchte, waren: „Ihr seid das Salz der Erde“ und „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Zweige“ (Matthäus 5:13; Johannes 15:5). Solche Redefiguren wirken durch ihre Einfachheit.
10. Nenne einige Beispiele, die zeigen, wie man anschaulich lehren kann.
10 Wie können wir anschaulich lehren? Wir brauchen uns keine langen, weitschweifigen Geschichten auszudenken. Suchen wir lieber nach einfachen Vergleichen. Nehmen wir an, wir sprechen über die Auferstehung und möchten veranschaulichen, dass es für Jehova kein Problem ist, Tote aufzuerwecken. Was für ein Vergleich bietet sich an? In der Bibel wird Schlaf als Metapher für den Tod gebraucht. Man könnte also sagen: „Gott kann die Toten so leicht auferwecken, wie wir jemand aus dem Schlaf wecken können“ (Johannes 11:11-14). Oder angenommen, wir möchten zeigen, wie wichtig Liebe und Zuwendung für die Entwicklung eines Kindes sind. Wie könnten wir das anschaulich erklären? Die Bibel vergleicht Kinder mit den „Trieben eines Olivenbaums“ (Psalm 128:3). Wir könnten also sagen: „Liebe und Zuwendung sind für ein Kind so wichtig wie Wasser und Licht für einen Baum.“ Je einfacher der Vergleich, desto besser verstehen unsere Zuhörer, worauf es ankommt.
Auf den Alltag Bezug nehmen
11. Zeige an Beispielen, wie Jesus Beobachtungen, die er in jungen Jahren in Galiläa gemacht haben muss, zur Veranschaulichung heranzog.
11 Jesus verstand es meisterhaft, bei seinen Vergleichen auf das Leben der Menschen Bezug zu nehmen. Oft sind darin alltägliche Beobachtungen wiederzufinden, die er wahrscheinlich in Galiläa gemacht hatte, wo er aufgewachsen war. Denken wir einmal kurz über seine frühen Lebensjahre nach. Wie oft hat er wohl seiner Mutter zugesehen, wenn sie Mehl mahlte, einem Teig Sauerteig zusetzte, eine Lampe anzündete oder das Haus fegte? (Matthäus 13:33; 24:41; Lukas 15:8). Wie oft hat er wohl den Fischern zugesehen, wenn sie ihre Netze in den See von Galiläa hinabließen? (Matthäus 13:47). Und wie oft hat er wohl auf dem Marktplatz Kinder spielen sehen? (Matthäus 11:16). Bestimmt beobachtete Jesus noch andere alltägliche Dinge, die er dann in seinen zahlreichen Veranschaulichungen aufgriff, wie das Aussäen von Samen, das freudige Feiern von Hochzeitsfesten und das Reifen von Getreide in der Sonne (Matthäus 13:3-8; 25:1-12; Markus 4:26-29).
12, 13. Warum ist es bemerkenswert, dass Jesus in der Geschichte vom barmherzigen Samariter die Straße erwähnte, die „von Jerusalem hinunter nach Jericho“ führte?
12 Jesus nannte in seinen Gleichnissen Einzelheiten, die seinen Zuhörern bekannt waren. Die Geschichte vom barmherzigen Samariter zum Beispiel begann er mit den Worten: „Ein Mann ging von Jerusalem hinunter nach Jericho und wurde von Räubern überfallen. Sie nahmen ihm alles weg, schlugen auf ihn ein und ließen ihn dann halb tot zurück“ (Lukas 10:30). Bemerkenswerterweise erwähnte Jesus bewusst die Straße, die „von Jerusalem hinunter nach Jericho“ führte. Als er die Geschichte erzählte, hielt er sich in Judäa auf, und zwar in der Nähe von Jerusalem. Seine Zuhörer müssen die besagte Straße also gekannt haben. Außerdem wussten sie, dass sie besonders für Alleinreisende gefährlich war. Da sie sich durch ein einsames Gebiet schlängelte, konnten sich Räuber gut verstecken.
13 Jesus baute in seine Geschichte noch andere bekannte Einzelheiten über die Straße ein, die „von Jerusalem hinunter nach Jericho“ führte. Gemäß der Geschichte kam auf der Straße zuerst ein Priester und dann ein Levit vorbei – doch keiner von beiden blieb stehen, um dem Überfallenen zu helfen (Lukas 10:31, 32). Die Priester dienten im Tempel in Jerusalem und die Leviten unterstützten sie dabei. Viele Priester und Leviten wohnten in Jericho, wenn sie nicht im Tempel tätig waren; Jericho lag nur etwa 23 Kilometer von Jerusalem entfernt. Sie waren daher immer wieder auf dieser Straße zu sehen. Wie Jesus außerdem sagte, ging der Reisende die Straße „von Jerusalem“ nach Jericho nicht hinauf, sondern „hinunter“. Das war seinen Zuhörern klar, denn Jerusalem lag höher als Jericho. Kam jemand „von Jerusalem“, ging er die Straße also tatsächlich „hinunter“.b Wie hier deutlich zu sehen ist, behielt Jesus seine Zuhörer im Sinn.
14. Wie können wir beim Gebrauch von Veranschaulichungen unsere Zuhörer im Sinn behalten?
14 Auch wir müssen beim Gebrauch von Veranschaulichungen unsere Zuhörer im Sinn behalten. Worauf könnten wir achten? Nun, da wären beispielsweise das Alter, die Kultur, die Familienverhältnisse oder der Beruf. Ein Vergleich mit Einzelheiten aus der Landwirtschaft zum Beispiel würde wohl auf dem Land eher verstanden werden als in einer Großstadt. Auch vieles aus dem Alltag unserer Zuhörer – Kinder, Haus, Hobbys, Essen und Trinken – könnte Stoff für passende Vergleiche bieten.
Aus der Schöpfung ableiten
15. Warum überrascht es nicht, dass Jesus mit der Schöpfung gut vertraut war?
15 Viele Sprachbilder und Beispiele, die Jesus gebrauchte, beweisen, dass er mit Pflanzen, Tieren, den Elementen, ja der gesamten Natur vertraut war (Matthäus 16:2, 3; Lukas 12:24, 27). Woher hatte er dieses Wissen? Während er in Galiläa aufwuchs, hatte er bestimmt reichlich Gelegenheit, die Schöpfung zu beobachten. Wichtiger noch, Jesus ist der „Erstgeborene der gesamten Schöpfung“ und Jehova gebrauchte ihn bei der Erschaffung aller Dinge als „Werkmeister“ (Kolosser 1:15, 16; Sprüche 8:30, 31). Es überrascht daher nicht, dass er mit der Schöpfung gut vertraut war. Sehen wir uns einmal an, wie er von diesem Wissen geschickt Gebrauch machte.
16, 17. (a) Woran ist zu erkennen, dass sich Jesus mit Schafen gut auskannte? (b) Welches Beispiel zeigt, dass Schafe tatsächlich auf die Stimme ihres Hirten hören?
16 Wir erinnern uns, dass Jesus sich selbst als der „gute Hirte“ bezeichnete und seine Nachfolger als „Schafe“. Aus seinen Worten geht hervor, dass er sich mit Hausschafen gut auskannte. Er wusste um die außergewöhnliche Beziehung zwischen Hirten und ihren Schafen. Er erwähnte, dass sich diese zutraulichen Tiere leicht leiten lassen und treu ihrem Hirten folgen. Warum folgen Schafe ihrem Hirten? „Weil sie seine Stimme kennen“, sagte Jesus (Johannes 10:2-4, 11). Kennen Schafe tatsächlich die Stimme ihres Hirten?
17 George A. Smith berichtet in einem Buch, was er selbst einmal beobachtete: „Mitunter verbrachten wir die Mittagspause an einem jener judäischen Brunnen, zu denen drei oder vier Hirten mit ihren Herden herabkamen. Die verschiedenen Herden vermengten sich untereinander, und wir fragten uns, wie jeder Hirte wieder zu seinen eigenen Tieren kommen würde. Als aber das Tränken und das Spielen zu Ende war, begab sich jeder Hirte an eine andere Stelle des Tals und stieß den für ihn charakteristischen Ruf aus; da strebten die Schafe auseinander und schlossen sich alle dem eigenen Hirten an, und die Herden zogen genauso geordnet weg, wie sie gekommen waren“ (The Historical Geography of the Holy Land). Jesus hätte den Gedanken, auf den es ihm ankam, kaum treffender veranschaulichen können: Wenn wir seine Lehren annehmen und uns daran halten und wenn wir seiner Leitung folgen, dann kann der „gute Hirte“ für uns sorgen.
18. Wo können wir uns über Jehovas Schöpfungswerke informieren?
18 Wie können wir Vergleiche aus der Schöpfung ableiten? Wir könnten besondere Merkmale von Tieren als Grundlage für einfache, treffende Vergleiche heranziehen. Wo können wir uns über Jehovas Schöpfungswerke informieren? Die Bibel bietet eine Fülle von Aussagen über verschiedene Tiere, deren Eigenschaften zum Teil in übertragenem Sinn gebraucht werden. Wir finden Vergleiche wie zum Beispiel: flink wie Gazellen, schneller als Leoparden, vorsichtig wie Schlangen und unschuldig wie Tauben (1. Chronika 12:8; Habakuk 1:8; Matthäus 10:16).c Weitere wertvolle Informationsquellen sind die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! sowie Artikel und Videos aus der Serie „Wer hat es erfunden?“ auf jw.org. Man kann viel lernen, wenn man darauf achtet, wie in diesen Quellen aus den zahllosen wunderbaren Schöpfungswerken Jehovas einfache Vergleiche abgeleitet werden.
Bekanntes als Beispiel heranziehen
19, 20. (a) Wie korrigierte Jesus eine falsche Vorstellung durch den Hinweis auf ein aktuelles Ereignis? (b) Wie können wir beim Lehren Beispiele und Begebenheiten aus dem täglichen Leben einflechten?
19 Auch Begebenheiten aus dem Leben eignen sich sehr gut, um etwas zu veranschaulichen. Um die falsche Vorstellung zu korrigieren, Unglücke träfen Menschen, die es verdienten, zog Jesus einmal ein aktuelles Ereignis heran. Er sagte: „Die 18, auf die der Turm in Siloam fiel und sie tötete – denkt ihr, sie hatten größere Schuld als alle anderen Einwohner Jerusalems?“ (Lukas 13:4). Jene 18 Menschen kamen nicht etwa deshalb so tragisch ums Leben, weil sie durch eine Sünde Gottes Missfallen erregt hätten, sondern weil „Zeit und unerwartete Ereignisse“ sie trafen (Prediger 9:11). Jesus korrigierte in diesem Fall eine Irrlehre durch den Hinweis auf ein Ereignis, das seinen Zuhörern noch frisch in Erinnerung war.
20 Wie können wir beim Lehren Beispiele und Begebenheiten aus dem täglichen Leben einflechten? Angenommen, es geht in einem Gespräch um die Erfüllung der Prophezeiung Jesu über das Zeichen seiner Gegenwart (Matthäus 24:3-14). Wir könnten auf aktuelle Berichte über Kriege, Hungersnöte oder Erdbeben zu sprechen kommen, um zu zeigen, dass sich bestimmte Merkmale dieses Zeichens jetzt gerade erfüllen. Oder nehmen wir an, wir möchten anhand eines Beispiels zeigen, wie sich jemand ändert, wenn er die „neue Persönlichkeit“ anzieht (Epheser 4:20-24). Wo finden wir Stoff dazu? Wir könnten erzählen, was jemand aus der Versammlung erlebt hat, oder einen Lebensbericht aus einer Veröffentlichung von Jehovas Zeugen verwenden. Außerdem werden wir auf jw.org in der Serie „Die Bibel hat ihr Leben verändert“ bestimmt fündig.
21. Womit wird ein guter Lehrer des Wortes Gottes belohnt?
21 Jesus war zweifellos der beste Lehrer aller Zeiten. Wie wir in diesem Abschnitt gesehen haben, bestand seine Lebensaufgabe darin, zu lehren und die gute Botschaft zu predigen (Matthäus 4:23). Das ist auch unsere Lebensaufgabe. Wirkungsvoll zu lehren ist etwas sehr Lohnendes. Durch unser Lehren können wir geben, und Geben macht glücklich (Apostelgeschichte 20:35). Dieses Glück entspringt dem freudigen Bewusstsein, dass wir etwas von echtem, dauerhaftem Wert vermitteln: die Wahrheit über Jehova. Außerdem haben wir die befriedigende Gewissheit, dem Beispiel Jesu zu folgen, des größten Lehrers, der je auf der Erde lebte.
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