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Erwachet! 1989
g89 22. 10. S. 26-27

Eine lähmende Erbse

Von unserem Korrespondenten in Indien

DER junge indische Landarbeiter hatte die überraschend aufgetretenen Schmerzen, die ihn vor einigen Wochen aus dem Schlaf gerissen hatten, fast vergessen. Mehrere Nächte lang hatten sich seine Wadenmuskeln zu harten Ballen verkrampft, wobei die Krämpfe 10 bis 15 Minuten anhielten. Doch als er an diesem Morgen aufstand, fiel er plötzlich zu Boden. Innerhalb weniger Stunden fühlten sich seine Beine steif und schwer an. Seine Schritte wurden ruckartig und unbeholfen.

Der junge Mann war sich wohl kaum bewußt, daß er die ersten Stadien einer Lähmung verursachenden Krankheit namens Lathyrismus durchmachte. Er wäre nie auf die Idee gekommen, daß eine bestimmte Hülsenfrucht, die er täglich aß, die Ursache hierfür war. (Natürlich sind andere Hülsenfruchtarten nahrhaft und gesund.)

Eine giftige Hülsenfrucht Die Krankheit, die Tausende von Indern befällt, hat ihren Namen von einer robusten Hülsenfruchtart, die auf lateinisch Lathyrus sativus heißt und unter dem Namen Saatplatterbse oder Deutsche Kichererbse bekannt ist. Inder kennen sie im allgemeinen als khesari dal, doch hat sie viele regionale Namen. Üblicherweise wird sie zu Mehl vermahlen und dann zu rotis, das sind flache, ungesäuerte Brote, weiterverarbeitet, oder man kocht sie und ißt sie als Brei. Allerdings zerstört keine der Zubereitungsarten das wirksame Gift, das das Nervensystem angreift und zu Lathyrismus führt, einer unheilbaren Lähmung.

Junge Männer mit ihrem großen Appetit sind für die Krankheit besonders anfällig. Frauen erkranken hingegen selten daran; die weiblichen Hormone scheinen einen gewissen Schutz zu bieten. Zu den ersten Symptomen gehören Schmerzen und Krämpfe. Wird zu dieser Zeit die Nahrung umgestellt, kann die Krankheit zum Stillstand gebracht werden. Andernfalls verschlimmert sie sich, bis die Fersen des Opfers beim Gehen nicht mehr richtig auf dem Boden bleiben und der Betreffende mit gebeugten Knien und gestreckten Fußgelenken auf den Zehen läuft. Im fortgeschrittenen Stadium macht die Krankheit jegliches Gehen unmöglich, und das Opfer kann nur noch umherkriechen oder sich mit den Händen vorwärts ziehen.

In diesem Stadium sind die Auswirkungen verheerend. Der produktive Arbeiter, der für seine Familie gesorgt hat, ist jetzt für den Rest seines Lebens nur noch eine soziale Last. Aber warum werden durch diese Krankheit immer noch Menschen zu Krüppeln, wenn doch die Ursache und die Abhilfe seit etwa 200 Jahren bekannt sind?

Warum so verbreitet? Lathyrismus ist eine sozioökonomische Krankheit. Gemäß dem Indischen Nationalinstitut für Ernährung sind 75 Prozent der Erkrankten landlose Arbeiter, die oftmals dem Grundeigentümer verschuldet sind. Statt mit Geld werden solche Arbeiter mit Naturalien einschließlich Saatplatterbsen bezahlt. Die Grundbesitzer bauen die Pflanze an, da sie leicht kultiviert werden kann und die Stengel und Blätter an das Vieh verfüttert werden können. In mageren Zeiten erhalten die Arbeiter ausschließlich Saatplatterbsen.

Einige mögen den süßlichen Geschmack und essen sie regelmäßig. Andere sehen keine Möglichkeit, sie zu verkaufen oder einzutauschen, und essen sie daher, um am Leben zu bleiben. Diejenigen, die sich keine anderen Nahrungsmittel leisten können, essen große Mengen der lähmenden Hülsenfrucht. Bestehen zwei Drittel oder mehr der täglichen Nahrung aus Saatplatterbsen, ist es ziemlich wahrscheinlich, daß man erkrankt.

Viele Bundesstaaten Indiens haben zwar verboten, die Feldfrucht zu verkaufen oder als Bezahlung zu verwenden, doch wird sie wohl nicht so schnell aus den indischen Küchen verschwinden. Auf etwa 1 Million Hektar des indischen Kulturlandes steht die Saatplatterbse; und nichts hält habsüchtige Händler davon ab, sie mit anderen Feldfrüchten zu vermischen und das Ganze an ahnungslose Käufer in den Stadtgebieten zu verkaufen.

Gibt es einen Ausweg? Fachleuten zufolge ist es zur Bekämpfung des Problems notwendig, die Bevölkerung eingehend über Lathyrismus aufzuklären und den Grundbesitzern einen Ansporn zu bieten, etwas anderes anzubauen. Man hat beispielsweise herausgefunden, daß 80 bis 90 Prozent des Gifts entfernt werden können, wenn man die Saatplatterbsen in kochendes Wasser gibt, sie etwa zwei Stunden auf kleiner Flamme weichen und anschließend abtropfen läßt und dann in frischem Wasser wäscht. Danach kann man sie in der Sonne trocknen lassen, um sie für den späteren Verbrauch aufzubewahren.

Ein solches Wissen und verschiedene Maßnahmen der Behörden sind zwar eine Hilfe, doch mit größter Wahrscheinlichkeit wird es Lathyrismus in Indien geben, bis die Habsucht des Menschen schließlich beseitigt werden kann und die Menschen überall lernen, nicht ihren eigenen Vorteil zu suchen, sondern den der anderen. Da damit in dem gegenwärtigen ungerechten System nicht zu rechnen ist, müssen wir der verheißenen gerechten neuen Welt entgegenblicken, die Gott schaffen wird (2. Petrus 3:13).

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