Wir beobachten die Welt
Neuer katholischer Katechismus
Wie der Vatikan bekanntgegeben hat, wird nach sechsjähriger Vorbereitungszeit demnächst ein neuer universeller Katechismus erscheinen. Erst zum zweitenmal in der Geschichte der katholischen Kirche ist ein solcher Katechismus erarbeitet worden. Der erste wurde im Jahr 1566 nach dem Trienter Konzil veröffentlicht und entsprang dem Bestreben, der Reformation etwas entgegenzusetzen. Der französischen Zeitung Le Monde zufolge ist der neue Katechismus „eine Konzession an den traditionalistischen Block innerhalb der Kirche, der sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil für einen speziellen Katechismus stark gemacht hat, der ältere, traditionellere Werte widerspiegelt“. In seiner offiziellen Genehmigung des Textes sagte Papst Johannes Paul II., der neue Katechismus biete „einen sicheren Anhaltspunkt bei der Erstellung von Landes- oder Diözesenkatechismen“.
Höhere Lebenserwartung — Ein Segen?
Zwar konnte durch die Medizin in den letzten Jahren die durchschnittliche Lebenserwartung des Menschen etwas erhöht werden, doch wie der Generaldirektor der WHO (Weltgesundheitsorganisation), Dr. Hiroshi Nakajima, einräumte, „sind Gesundheit und Lebensqualität der Weltbevölkerung weit von einer Verbesserung entfernt“. In einem Interview mit der Pariser Zeitung Le Figaro sagte Dr. Nakajima: „Nach unseren Informationen könnte die Anzahl der Kranken und Behinderten unter den Betagten sogar gestiegen sein.“ Weltweit gesehen liegt die Lebenserwartung jetzt bei 65 Jahren. In den Industrieländern liegt sie bei 76 Jahren, während es in den Entwicklungsländern nur 62 und in den am wenigsten entwickelten Regionen der Erde sogar nur 50 Jahre sind. Die WHO hofft, in den nächsten fünf Jahren die Lebenserwartung um vier Monate zu erhöhen. Aber Dr. Nakajima bemerkte: „Ganz offensichtlich bedeutet eine größere Langlebigkeit nicht unbedingt ein Leben ohne Behinderung und chronische Krankheiten.“
Erhaltung des Kolosseums
„Solange das Kolosseum steht, so lange steht Rom“, lautet ein altes lateinisches Sprichwort. Doch durchsickerndes Regenwasser, die an der Substanz nagende Luftverschmutzung und die Vibrationen des Großstadtverkehrs haben den Zustand des berühmten Monumentes kritisch werden lassen. Ständig besteht die Gefahr, daß Bruchstücke herunterfallen, und eine Reihe von Stellen muß verstärkt werden. Um das Amphitheater vor weiterem Verfall zu bewahren, wurde eine Vereinbarung zwischen dem italienischen Ministerium für das Kulturelle Erbe und einer Bank in Rom getroffen. In der ersten Phase des Projekts soll das Bauwerk wasserfest gemacht, die Bogen wiederhergestellt und der Holzboden der Arena, wo einst die Gladiatoren kämpften, rekonstruiert werden. Angesichts der geplanten Investition von 40 Milliarden Lire (etwa 45 Millionen DM) nannte die Zeitung La Repubblica die Vereinbarung „die größte Hochzeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor, die je in Italien zur Erhaltung eines Kunstwerks gefeiert wurde“.
„Ohne Priester keine Kirche“
Der französische Klerus steht vor einem ernsten Problem: das hohe Alter. Da zuwenig neue Priester die Lücken füllen, die durch den Tod oder die Pensionierung älterer gerissen werden, geht die Zahl der Priester in Frankreich immer mehr zurück. Wie die Zeitung Ouest-France meldete, ist die Zahl der Priester in der Bretagne, einer traditionellen katholischen Hochburg im Westen Frankreichs, auf 2 207 gesunken. Nur 180 davon sind jünger als 50 Jahre, 900 sind zwischen 50 und 70, und über die Hälfte ist älter als 70. Der Erzbischof von Rennes, Jacques Jullien, sieht eine mögliche Krise für die katholische Kirche heraufziehen, wenn er klagt: „Der Priestermangel ist unser Problem Nummer eins. ... Ohne Priester keine Kirche.“
Inflation untergräbt Moral
Welchen Einfluß hat eine lang anhaltende galoppierende Inflation auf die Menschen? Auf diese von der Zeitschrift Veja gestellte Frage antwortete der Wirtschaftswissenschaftler Eduardo Giannetti da Fonseca von der Universität São Paulo: „Die Inflation beeinflußt die gesellschaftlichen Moralvorstellungen. Ein Land, in dem die Menschen nicht wissen, wieviel das Geld in ihrer Tasche nächsten Monat wert ist, stellt schließlich die grundlegendsten ethischen Regeln für die zwischenmenschlichen Beziehungen zur Disposition. Vertrauen, Wahrheit, Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit werden durch wirtschaftliche Instabilität unterminiert.“ Um sich vor den hohen Lebenshaltungskosten zu schützen, mögen sowohl Regierung wie auch die Bevölkerung zu dem Schluß kommen, der Zweck heilige die Mittel. Fonseca erklärte: „Inflation ist eine Schule des Opportunismus, der Ungeduld und der Korruption.“
Das Steroid-Äußere
Daß Sportler Anabolika nehmen in der Hoffnung, dadurch ihre Leistungen zu verbessern, ist seit langem bekannt. In den letzten Jahren jedoch greifen immer mehr Nicht-Leistungssportler zu diesen Mitteln, um ihr Aussehen zu verbessern. Eine Studie, die von der Weltgesundheitsorganisation in Auftrag gegeben wurde, hat ergeben, daß in den Vereinigten Staaten 6,6 Prozent aller männlichen Studenten in der Senior-High-School Steroide genommen hatten. Aus dieser Gruppe gaben 26 Prozent an, der Hauptgrund für die Einnahme sei die Verbesserung des Aussehens. Zu den Nebenwirkungen anaboler Steroide gehören erhöhte Cholesterinwerte, Ödeme, ein erhöhtes Risiko einer Herzkranzgefäßerkrankung, eine Vergrößerung der Prostata, Lebertumoren, Hodenatrophie und Impotenz. Man geht auch davon aus, daß Steroide ein aggressives und streitlustiges Verhalten fördern.
Einstellung zu Aids
„Viele Südafrikaner erkennen nicht die Bedeutung [von Aids] oder glauben, die Krankheit existiere überhaupt nicht“, berichtet die in Johannesburg (Südafrika) erscheinende Zeitung Saturday Star. „Eine brisante Mischung aus Rassismus, Armut und Unwissenheit beschleunigt die Ausbreitung der unheilbaren Krankheit.“ Einige sind der Ansicht, Aids sei eine Verschwörung der westlichen Welt zur Schwächung Afrikas oder eine Erfindung des weißen Mannes, um damit die Geburtenrate der Schwarzen in Afrika zu drosseln. Ein weiterer Faktor, der sich auf die Einstellung der Menschen zu Aids auswirkt, ist die Gewalt, die für viele zu einem Bestandteil des täglichen Lebens geworden ist. In einem von Kämpfen heimgesuchten Gebiet sagte ein Südafrikaner zu einer Gruppe von Aidsberatern: „Sie erklären mir, daß Aids mich in 10 Jahren krank machen kann. Aber hier sind letztes Wochenende [bei politisch motivierten Gewalttaten] 25 Leute umgekommen. Kann Aids das Leben wirklich schlimmer machen, als es schon ist?“ Falls sich die Einstellung nicht ändert, wird die Krankheit wohl in den nächsten 10 bis 15 Jahren in Südafrika weiter grassieren.
Mondkraft
Daß der Mond Ebbe und Flut verursacht, ist eine altbekannte Tatsache. Doch wie die französische Zeitschrift Terre Sauvage berichtet, sind Wissenschaftler des CNRS (Französisches Nationalzentrum für Wissenschaftliche Forschung) der Überzeugung, daß der Mond einen ähnlichen Einfluß auf die Landoberfläche der Erde ausübt. Mittels einer Sonde in einem Solebecken einer versiegelten Höhle, die sich 1 000 Meter unter der Erdoberfläche befindet, konnten die Wissenschaftler ein Heben und Senken des Höhleninhalts im 12-Stunden-Rhythmus feststellen. Diese Bewegung, die von dem winzigen Ausdehnen und Zusammenziehen der Höhlenwände herrührt, ist im Einklang mit dem Umlauf des Mondes um die Erde und beweist, daß der Mond tatsächlich die Ursache dessen ist, was Terre Sauvage die „überraschende unterirdische Atmung“ nennt.
Ursache der Bewegungskrankheit
Die meisten von uns haben schon irgendwann unter der Bewegungskrankheit gelitten. Millionen kämpfen damit auf Reisen. Jetzt glaubt man, die Auslöser der typischen Übelkeit zu kennen. Das Problem scheint im Gehirn zu liegen, wo die Informationen, die das Auge liefert, nicht mit denen übereinstimmen, die vom Innenohr kommen. Wenn man sich zum Beispiel in einem schaukelnden Schiff befindet, nimmt das Innenohr eine Bewegung des Körpers wahr, aber das Auge sieht eine unbewegte Szene, weil sich der Körper mit dem Schiff bewegt. Die sich widersprechenden Informationen lösen im Gehirn die Freisetzung von Streßhormonen aus sowie eine beschleunigte Impulsfolge in der Magenmuskulatur, was manchmal zu Übelkeit und Erbrechen führt. Um nicht bewegungskrank zu werden, sollte man unter anderem vor Reisen eine kleine, stärkehaltige, fettarme Mahlzeit zu sich nehmen; im Auto bei kurvenreichen Strecken auf die Kurven schauen und bei Schiffahrten auf den Horizont, damit die Augen das sehen können, was das Innenohr spürt; Kopf- und Körperbewegungen auf ein Minimum beschränken und den Sinn mit anderen Dingen beschäftigt halten.
Arbeitslose im mittleren Alter
„Wer über 40 ist, sollte nicht einmal daran denken, seine Arbeitsstelle zu wechseln“, schrieb die in Johannesburg (Südafrika) erscheinende Zeitung The Star. In Südafrika werden infolge der wirtschaftlichen Rezession viele Arbeitnehmer entlassen. Die ersten, die entlassen werden, sind oft die Älteren, die sich dem Rentenalter nähern. Nach Angaben des Amts für Arbeitskräfte verlieren in Südafrika jeden Monat 37 500 Arbeitnehmer über 50 ihre Stelle. „Die Situation in Südafrika unterscheidet sich nicht von den Entwicklungen in Übersee, wo Männer und Frauen über 55 am Arbeitsplatz rasch zu einer aussterbenden Art werden“, hieß es im Star. „Gemäß der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kommt das formelle Arbeitsverhältnis für Männer und Frauen im Alter von 55 und darüber aus der Mode. ... Eine Ausnahme bilden die älteren Männer in Japan, von denen 60 Prozent noch im Berufsleben stehen.“
Popularitätsstreben geht ins Auge
Die jüngsten Bemühungen US-amerikanischer Politiker, sich durch religiöse Untertöne in ihrem Wahlkampf die Gunst der Wähler zu sichern, hatten oft einen gegenteiligen Effekt. In einem Fall schrieb ein Zuhörer an die New Yorker Zeitung Daily News: „Jesse Jackson sollte seine Bibel zu Rate ziehen. In einer Rede anläßlich des Parteikongresses der Demokraten am 15. Juli nannte er Maria und Joseph ein obdachloses Paar und Maria eine alleinstehende Mutter. Maria und Joseph waren kein ‚obdachloses Paar‘. Sie reisten nach Bethlehem, um einen Erlaß zu befolgen, und sie flohen nach Ägypten, um der Verfolgung durch Herodes zu entgehen, aber sie wohnten in Nazareth. Und Maria war auch keine ‚alleinstehende Mutter‘. In Matthäus, Kapitel 1, Vers 18-23 und in Lukas, Kapitel 1, Vers 26-35 wird von Joseph als von Marias Ehemann und von Maria als Josephs Ehefrau gesprochen. ‚Obdachlos‘ und ‚alleinstehend‘ sind zwar populäre und wirkungsvolle Adjektive, aber sie treffen in diesem Fall nicht zu. Jesse, werde sachlich!“