Wir beobachten die Welt
Aids in Thailand
Die thailändische Regierung hat das Jahr 1989 zum „Jahr des Kampfes gegen Aids“ erklärt. Gemäß der Weltgesundheitsorganisation sind in Thailand wahrscheinlich etwa 25 000 Menschen mit HIV (dem Aidsvirus) infiziert. Wie der Bangkok-Korrespondent der englischen Zeitschrift The Economist schrieb, heizen der illegale Drogenkonsum und die blühende Prostitution — homo- und heterosexuell — die Ausbreitung der Krankheit an. Die Regierung hat darauf mit einer Aufklärungskampagne in den Schulen reagiert sowie mit Plakaten und Rundfunkbeiträgen, die für einen sichereren Lebensstil werben. Die Anstrengungen der Regierung sollen sich auch darauf richten, die Blutvorräte des Landes zu untersuchen.
H-Bombe verloren
Fast 24 Jahre nach dem Vorfall haben amerikanische Stellen jetzt den Verlust einer Wasserstoffbombe im Pazifik nahe Okinawa (Japan) zugegeben. Das Flugzeug mit der Bombe an Bord war vom Deck eines amerikanischen Flugzeugträgers gerollt. Dabei war der Pilot ums Leben gekommen und die Maschine auf etwa 5 000 Meter gesunken. Viele Japaner reagierten empört auf diese Nachricht. Der Zeitschrift Newsweek zufolge geht die Umweltschutzorganisation Greenpeace davon aus, daß „mindestens 9 Atomreaktoren und 48 atomare Gefechtsköpfe im Pazifik und im Atlantik versunken“ seien, „wo sie infolge des Drucks und der Korrosion Radioaktivität freisetzen könnten“.
Frauen am Abzug
Gemäß Dr. Garen Wintemute vom Davis-Medizin-Zentrum der Staatsuniversität von Kalifornien wenden sich die Hersteller von Faustfeuerwaffen an Frauen, indem sie Schußwaffen als gesellschaftsfähig und modisch hinstellen. Ein Lieferant plant sogar, Handfeuerwaffen im „Designer-Look“ auf den Markt zu bringen. Bei einer Modenschau trugen die Modelle versteckte Waffen in Haarknoten, Büstenhaltern, Hand- und Brieftaschen. Die meisten Frauen, so Wintemute, geben an, die Schußwaffe zu ihrem Schutz im Haus zu haben. Doch das hat traurige Folgen, denn diese Waffen sind für Frauen die häufigsten Hilfsmittel beim Selbstmord.
Geschichtsträchtiges Öl
Archäologen haben in Israel in einer Höhle nahe dem Toten Meer ein Flakon mit Öl gefunden, das etwa 2 000 Jahre alt und immer noch flüssig ist. Das Öl wurde, wie man annimmt, aus einer Art der Dattelpflaumenpflanze gewonnen, die heute ausgestorben ist. Zur Zeit Christi war das Öl dieser Pflanze in Judäa sehr wertvoll. Aus römischen Quellen geht hervor, daß die Juden 70 u. Z. versuchten, ihre Dattelpflaumenhaine zu zerstören, damit sie nicht in die Hände der römischen Heere fielen, die gegen Jerusalem vorrückten. Doch die Bemühungen schlugen fehl, und die römischen Soldaten schwenkten, so wird berichtet, im Triumph Dattelpflaumenpflanzen, als sie von der Zerstörung Jerusalems nach Rom zurückkehrten.
Bandit oder „Heiliger“?
Ein Bandit, der vor 80 Jahren in Culiacán (Mexiko) gehängt wurde, ist für die Leute im Nordwesten Mexikos so etwas wie ein Heiliger geworden. Autoaufkleber verherrlichen ihn, Geschäfte werden nach ihm benannt, und ein Schlager reiht ihn gleich nach Gott ein. Der Bandit, Jesús Malverde, wird als Wohltäter der Armen verehrt, der die Obrigkeit überlistete. Besucher pilgern zu einem Schrein, der in Culiacán ihm zu Ehren gebaut wurde, und bringen dorthin Dankesgaben für verschiedene „Wunder“ — wiedergefundene Kühe, gute Fischfänge, Heilungen usw. Auch berüchtigte Drogenhändler danken Malverde, wenn ihre Lieferungen sicher in den Vereinigten Staaten angekommen sind, schreibt die New York Times.
Aufgebrachte Raucher
In einem Teil der Stadt Manila (Philippinen) ist ein strenges Anti-Raucher-Gesetz in Kraft getreten. Die neuen Vorschriften verbieten das Rauchen in geschlossenen Räumen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind — einschließlich Kinos, Bürogebäuden und Krankenhäusern —, sowie in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Gleich am Tag des Inkrafttretens wurden 109 Personen verhaftet und zu 10 Dollar Strafe oder 10 Tagen Haft verurteilt. Die Zeitschrift Asiaweek berichtet von einem Polizisten, der sich beklagte: „Wir werden in Kämpfe verwickelt, nur weil wir einem Übertreter das Gesetz erklären wollen.“
Kriminalität in Neuseeland
Selbst das entlegene und schöne Neuseeland ist gegen die weltweit anschwellende Kriminalität nicht gefeit. Einer Reportage des New Zealand Herald zufolge sah das Jahr 1988 eine fast 25prozentige Steigerung der Gewaltverbrechen gegenüber dem Vorjahr. Diese Verbrechen, die von Überfällen bis zu Morden reichen, kletterten von 6 801 im Jahr 1987 auf 8 501 im Jahr 1988. Ebenso auf dem Vormarsch waren Sexualdelikte, Drogenmißbrauch, Unehrlichkeit und Zerstörung von Eigentum.
Der feine Unterschied
Eine Angestellte der amerikanischen Finanzverwaltung hat ihren Arbeitgeber verklagt, weil ihre Vorgesetzte sie aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert hätte. Sowohl die Angestellte als auch die Vorgesetzte sind schwarz, doch die entlassene Angestellte ist sehr viel heller. Sie behauptet, dieser Unterschied sei die Ursache der Diskriminierung gewesen. Die Staatsanwaltschaft versuchte, die Klage mit der Begründung abzuweisen, Diskriminierungsfälle sollten nur auf Diskriminierungen zwischen verschiedenen Rassen beschränkt sein. Ein Bundesrichter war jedoch anderer Meinung. Wie die New York Times berichtete, entschied er mit der Begründung, es gäbe „eine Reihe von Gerichtsentscheidungen, die Diskriminierungsprozesse zwischen Weißen verschiedener nationaler Abstammung oder mit unterschiedlichen Gesichtsmerkmalen ermöglicht haben“, daß der Fall vor Gericht kommen solle.
Romantik gegen Aids
Die Angst vor Aids läute für manche Paare die Rückkehr zu altmodischen, romantischen Bräuchen ein, meint ein Professor an der Austiner Pflegeschule der Staatsuniversität von Texas. „Die Aidsepidemie hat einen Wendepunkt in der amerikanischen Kultur heraufbeschworen“, erklärt Dr. Beverly Hall. „Wir müssen unbedingt unsere Wertvorstellungen überprüfen. Seit 1943 ein Heilmittel für Syphilis gefunden wurde, sind die Vereinigten Staaten nicht mehr mit einer so tödlichen Geschlechtskrankheit konfrontiert worden.“ Er fügt noch hinzu: „Die Zunahme der Geschlechtskrankheiten unter jungen Leuten zeigt, daß trotz Aidsgefahr die sexuelle Betätigung der Oberschüler nicht nachgelassen hat.“
Winzige Werkzeuge
Wissenschaftler haben eine beeindruckende Vielfalt von Einsatzgebieten für Mikroorganismen entdeckt. Eine Firma hat z. B. einen Weg gefunden, mit Hilfe von Bakterien mikroskopisch kleine Stücke Gold aus Erzen mit hartnäckigen Verunreinigungen abzuscheiden. Andere Unternehmen haben Methoden entwickelt, wie man mit Mikroben giftigen Chemie- und Industrieabfällen beikommen kann. Eine solche Methode wurde an dem Ölteppich vor der Küste Alaskas getestet. Die Japaner haben sogar Mikroorganismen dazu eingesetzt, ein Bauteil für Luxuskopfhörer herzustellen. Die Bakterien, die mit bestimmten Zuckern gefüttert werden, produzieren winzige Fäden, die sich zu einem feinen Gespinst verbinden. Dieses wird dann getrocknet, gepreßt und schließlich zu einer winzigen Lautsprechermembran geformt, die zehnmal stabiler ist als eine herkömmliche Membran.
„Monumentaler“ Zusammenbruch
Der unerwartete Einsturz eines 900 Jahre alten Glockenturms, bei dem im März in Pavia (Italien) vier Menschen ums Leben kamen, hat unter Kunsthistorikern Bestürzung ausgelöst. Mindestens 115 italienische Baudenkmäler, einschließlich des berühmten Kolosseums in Rom, haben so schwere bauliche Schäden, daß es, wenn nichts unternommen wird, zu Katastrophen kommen könnte. Die Hauptprobleme sind die Erosion des Bodens und die Austrocknung der Fundamente zusammen mit dem Zerfall des Mörtels und den Vibrationen, die der Verkehr hervorruft. Die Londoner Times bemerkt, man habe damit gerechnet, daß der weltbekannte Schiefe Turm von Pisa in hundert Jahren umfalle, doch „das Unglück von Pavia“ könne „bedeuten, daß man eine neue Rechnung aufstellen muß“.