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Erwachet! 1988
g88 8. 7. S. 12-15

Künstliche Intelligenz — Ist sie intelligent?

ES GING hart auf hart. Zug um Zug trugen die Gegenspieler den Kampf auf dem Schachbrett aus. Allerdings waren es keine gewöhnlichen Schachspieler. Auf der einen Seite befand sich der Schachcomputer-Weltmeister Cray Blitz, auf der anderen Seite spielte der Herausforderer Hitech. Beide waren speziell programmierte Supercomputer, aber mit unterschiedlichen Programmen. Und beide waren leistungsstark genug, alle Schachspieler — von den Weltrangbesten abgesehen — zu schlagen. Man kämpfte um den Weltmeistertitel.

In der letzten Runde ging, wie jedermann erwartete, Hitech in Führung. Ihm fehlte eigentlich nur noch ein Zug zum Sieg. Doch zur Überraschung aller war Hitech entgangen, daß Cray Blitz einen listigen Zug vorbereitet hatte. Plötzlich kam Cray Blitz zum Zug, besiegte Hitech und behielt so den Weltmeistertitel.

Geschichten wie diese bereiten einigen etwas Unbehagen. Es ist schon irgendwie bedrückend, zu erfahren, daß Computer den meisten Menschen im Schach, im Lösen von Rätseln oder im Beweisen mathematischer Theoreme überlegen sind, daß Roboter hören, sehen und sogar sprechen können und daß Ärzte Computer befragen, um Behandlungs- oder Diagnoseempfehlungen zu erhalten. Wird aus Science-fiction Wirklichkeit? Sind die Computer so klug geworden, daß sie bald die Welt beherrschen?

Solche Bedenken sind nicht unberechtigt, zumal wir das Lösen von Problemen und den Gebrauch einer Sprache normalerweise mit Intelligenz in Verbindung bringen. Wir erwarten so etwas nicht von Maschinen — nicht einmal von Computern —, weil herkömmliche Computer nicht mehr sind als superschnelle Datenverarbeitungsmaschinen, die Befehle ausführen. Aber Computer wie Hitech und Cray Blitz sind vom Normalen weit entfernt. Wissenschaftler bezeichnen das, was sie mit solchen Computersystemen anstreben, als „künstliche Intelligenz“. Und ihre Behauptungen und Vorhersagen haben das Unbehagen nicht gemindert.

Im Jahre 1957 prophezeite der Nobelpreisträger Herbert Simon: „In zehn Jahren wird ein Digitalrechner Schachweltmeister sein.“ In neuerer Zeit behauptete der Computerwissenschaftler Harvey Silverman von der Brown University in Providence (Rhode Island), daß „man damit rechnet, in ein paar Jahren einen Computer entwickelt zu haben, der über ein Vokabular von 5 000 Wörtern verfügt und die meisten Gespräche in einfachem Englisch versteht“. Wird der menschliche Verstand mit der Zeit überflüssig?

Was ist künstliche Intelligenz?

Zu argumentieren, zu verstehen, etwas zu begreifen, mit neuen Umständen fertig zu werden und Entscheidungen zu treffen — das schreibt man gewöhnlich dem menschlichen Verstand zu. Die Fähigkeit, Aufgaben wie diese zu bewältigen, ist das, was man unter Intelligenz versteht. Schon im 17. Jahrhundert träumten Wissenschaftler von einer „Denkmaschine“, die mathematische und logische Probleme lösen kann. Der Traum nahm aber erst Mitte der 1950er Jahre Gestalt an, als der Elektronenrechner erfunden wurde.

Wie fast jedermann weiß, kann man mit Computern sehr schnell große Datenmengen speichern, abrufen und verarbeiten. Deswegen werden sie im Rechnungswesen und in der Buchhaltung eingesetzt oder um Akten, Kataloge und Verzeichnisse zu bearbeiten. Bei allen diesen Arbeitsvorgängen werden Rohdaten in den Computerspeicher eingegeben, und der Computer erhält eine Reihe von Anweisungen — das Programm —, damit er weiß, was er mit den Daten anfangen soll. Ein Buchhaltungscomputer könnte zum Beispiel programmiert sein, am Monatsende alle Daten zu verarbeiten und Rechnungen sowie Kontoauszüge zu erstellen.

Natürlich ist eine Art Intelligenz erforderlich, um die eben beschriebenen Arbeiten zu verrichten. Im wesentlichen folgen solche Systeme indes nur einer festgelegten Anzahl von Schritten, bis die Aufgabe erledigt ist. Wenn während des Arbeitsablaufs etwas fehlt oder ein Fehler auftritt, hält die Maschine an und wartet auf weitere Anweisungen von einem Menschen. Solche Maschinen können zwar als leistungsfähig, aber wohl kaum als intelligent bezeichnet werden. Computer mit künstlicher Intelligenz müssen also einer ganz anderen Generation angehören.

Künstliche Intelligenz ist im Grunde genommen ein Satz von Anweisungen oder Programmen, mit dessen Hilfe der Computer Probleme eigenständig lösen soll — wie ein Mensch. Bei einer bestimmten Methode löst der Computer ein Problem nicht dadurch, daß er vorgegebenen Schritten folgt, sondern durch Probieren. Das Ergebnis eines jeden Versuchs wird untersucht und als Grundlage für die Erarbeitung des nächsten Versuchs benutzt.

Dieses Prinzip mag einem einfach erscheinen, doch wenn es in der Praxis angewandt wird, erweist es sich als äußerst kompliziert. Warum? Weil im Leben nur weniges so einfach ist wie „ja und nein“ oder „schwarz und weiß“. Vielmehr ist alles reich an Bedeutungsschattierungen und an schwer durchschaubaren Zusammenhängen. Wenn beispielsweise ein gewisses medizinisches Verfahren nur für Patienten über sechs Jahre zu empfehlen ist, erhebt sich die Frage, was bei einem Kind zu tun ist, das fünf Jahre und zehn Monate alt ist. Solche Entscheidungen übersteigen die Fähigkeit von heutigen Computern bei weitem. In begrenzten Anwendungsbereichen ist die künstliche Intelligenz allerdings erfolgreich einsetzbar.

Ausgerüstet mit künstlicher Intelligenz, konnte Hitech ganz allein gute Schachspieler besiegen, das heißt, ohne daß jemand von außen Anweisungen gab oder einschritt. Aber wie bewerkstelligt er so etwas? Der Computer untersucht sorgfältig den Zug des Gegners und durchforscht Tausende von Stellungen in seinem „Gedächtnis“, um den Gegenzug herauszufinden, der für den Gegner den geringsten Vorteil bedeutet. Um dies zu leisten, überprüft er in jeder Sekunde 175 000 Stellungen oder in den drei Minuten, die er meist für eine Entscheidung benötigt, über 30 Millionen Stellungen.

Künstliche Intelligenz im Einsatz

Hitech spielt zwar gut Schach, ist aber bei anderen Spielen oder Aufgaben völlig hilflos. Das liegt daran, daß er nur für das Schachspielen programmiert wurde. Sein Speicher ist gefüllt mit Unmengen von Daten über Schachzüge und Schritt-für-Schritt-Anweisungen, die es ihm ermöglichen, logisch zu „denken“. Mit anderen Worten: Soweit es das Schachspielen betrifft, ist Hitech ein Experte. Und dementsprechend werden Geräte wie Hitech von den Computerwissenschaftlern auch Expertensysteme genannt.

Ein Expertensystem ist im Grunde ein Computer, in dem eine umfassende Sammlung von Daten eines bestimmten Fachgebietes gespeichert worden ist. Außerdem wird das System so programmiert, daß es einen Benutzer in kürzester Zeit und mit geringstem Aufwand zu genau der Information führt, die er benötigt. Oft bedient sich der Computer dabei einer Anzahl von Wenn-dann-Regeln: Wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt ist, dann sollte eine bestimmte Aktion folgen. Der Benutzer „unterhält sich“ mit dem Expertensystem über ein Tastenfeld und einen Bildschirm oder über irgendwelche anderen Geräte. Die Datenspeicherung und das Wenn-dann-Verfahren verleihen solchen Expertensystemen den Anschein von Intelligenz — künstlicher Intelligenz.

Heute werden solche Expertensysteme in verschiedenen Bereichen der Medizin, in der Computerentwicklung, bei der Suche nach Bodenschätzen, in der Buchhaltung, im Investmentmanagement, in der Raumfahrt usw. eingesetzt. Computerwissenschaftler arbeiten an Expertensystemen, die nicht eine Wenn-dann-Entscheidung nach der anderen fällen, sondern viele gleichzeitig — wie der Mensch. In Entwicklung befinden sich ferner Systeme, die „sehen“, „hören“ und „sprechen“ können, wenn auch nur begrenzt. All das hat in gewissen Kreisen Bedenken hervorgerufen. Werden Computer so klug werden wie der Mensch oder sogar noch klüger?

Gibt es irgendwelche Grenzen?

Was Wissenschaftler mit Expertensystemen bisher erreicht haben, ist tatsächlich beeindruckend. Eine wichtige Frage bleibt allerdings offen: Sind solche Systeme wirklich intelligent? Was würden wir zum Beispiel sagen, wenn jemand überragend gut Schach spielen kann, aber sonst kaum etwas anderes tun oder erlernen könnte? Würden wir ihn tatsächlich für intelligent halten? Wohl kaum. „Ein intelligenter Mensch lernt etwas auf dem einen Gebiet und wendet das Gelernte auf Problemstellungen in anderen Bereichen an“, erklärte William J. Cromie, geschäftsführender Direktor des Rates zur Förderung wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Hier liegt das große Problem der Sache: Können Computer so weit gebracht werden, daß ihre Intelligenz an die des Menschen heranreicht? Mit anderen Worten: Kann Intelligenz wirklich künstlich erzeugt werden?

Bisher hat kein Wissenschaftler oder Computertechniker dieses Ziel erreichen können. Trotz der vor 30 Jahren geäußerten Vorhersage über Schachcomputer ist immer noch ein Mensch Schachweltmeister. Und entgegen der Behauptung, daß Computer künftig Gespräche in der englischen Sprache oder in anderen Sprachen verstehen könnten, bleiben diesbezügliche Versuche immer noch auf einem niedrigen Niveau. Ja, niemand hat herausbekommen, wie man dem Computer allgemeine Fähigkeiten beibringen könnte.

Nehmen wir die Sprache als Beispiel. Selbst in einer einfachen Sprache werden Tausende von Wörtern millionenfach miteinander verknüpft. Damit ein Computer einen Satz verstehen kann, muß er alle möglichen Kombinationen jedes Wortes in dem Satz gleichzeitig überprüfen und muß in seinem Speicher über eine enorme Menge von Regeln und Definitionen verfügen. Heutige Computer werden mit einer solchen Aufgabe weit überfordert. Doch schon ein Kind kann all das meistern und sogar noch über das gesprochene Wort hinaus feine Unterschiede wahrnehmen. Es kann feststellen, ob der Sprecher vertrauenswürdig oder ob er hinterhältig ist, ob eine Äußerung wörtlich oder als Scherz aufzufassen ist. Der Computer ist solchen Herausforderungen nicht gewachsen.

Das gleiche kann über Expertensysteme gesagt werden, die „sehen“ können, wie zum Beispiel Roboter, die am Fließband eingesetzt werden. Ein fortgeschrittenes System mit dreidimensionalem Sehvermögen benötigt 15 Sekunden, um einen Gegenstand zu erkennen. Dafür braucht das menschliche Auge zusammen mit dem Gehirn nur den zehntausendsten Teil einer Sekunde. Das menschliche Auge hat die Fähigkeit, zu sehen, was wichtig ist, und unwichtige Dinge herauszusieben. Der Computer wird von der Menge der Einzelheiten, die er „sieht“, förmlich überschwemmt.

Trotz der Fortschritte und der Verheißungen in bezug auf die künstliche Intelligenz „glauben die meisten Wissenschaftler, daß Computersysteme nie die Bandbreite an Intelligenz, Motivation, Geschicklichkeit und Kreativität haben werden wie der Mensch“, sagte William J. Cromie. Auch der bekannte Wissenschaftsautor Isaac Asimov meinte: „Ich bezweifle, daß der Computer je an das intuitive Wissen und die schöpferischen Kräfte des einzigartigen menschlichen Verstands heranreichen wird.“

Ein grundlegendes Hindernis auf dem Wege zur künstlichen Intelligenz besteht darin, daß kein Wissenschaftler oder Computertechniker genau weiß, wie der menschliche Verstand wirklich arbeitet. Niemand kennt die exakten Zusammenhänge zwischen dem Gehirn und dem Verstand oder weiß, wie der Verstand anhand der im Gehirn gespeicherten Daten eine Entscheidung fällt oder ein Problem löst. „Weil ich nicht weiß, wie ich ... [mit Hilfe meines Verstands gewisse Dinge tue], kann es mir keinesfalls gelingen, einen Computer so zu programmieren, daß er nachahmt, was ich tue“, gab Asimov zu. Anders formuliert: Wie kann Intelligenz in einen Computer gelangen, wenn niemand weiß, was Intelligenz eigentlich ist?

Großmeister und der große Schöpfer

Gegen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts begeisterte eine Schachspielmaschine überall das Publikum, als sie ihre menschlichen Herausforderer schlug, darunter keine geringeren Persönlichkeiten als Maria Theresia, Edgar Allan Poe und Napoleon Bonaparte. Schließlich wurde die Maschine als Fälschung entlarvt. Ein Mann steckte darin.

In den heutigen Maschinen steckt auch jemand; er hat sich nur besser versteckt. Es ist niemand anders als der Programmierer, der dafür verantwortlich ist, daß alle Schachregeln haargenau gespeichert werden und alle Anweisungen, diese Regeln in die Tat umzusetzen, in den Computer gelangen, damit dieser es ganz allein mit den Großmeistern aufnehmen kann.

Dasselbe trifft auf alle anderen Expertensysteme und deren Leistungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz zu. Die Ehre gebührt den Wissenschaftlern und Technikern, die sie entwickeln. Wem gebührt aus dem gleichen Grund die Ehre für die echte Intelligenz des menschlichen Verstands? Hier müssen wir auf die Worte König Davids im alten Israel zurückgreifen, der sich bewogen fühlte, auf poetische Weise zu Jehova Gott, dem Schöpfer, zu sagen: „Ich werde dich lobpreisen, weil ich auf furchteinflößende Weise wunderbar gemacht bin. Deine Werke sind wunderbar, wie meine Seele es sehr wohl weiß“ (Psalm 139:14).

[Kasten auf Seite 13]

„Eines bleibt jedoch unverändert: Computerfähigkeiten und menschliche Fähigkeiten sind offenbar grundverschieden, und in absehbarer Zukunft wird wahrscheinlich kein menschenähnlicher Roboter auf der Bildfläche erscheinen“ (Computers and Society, Seite 14)

[Bild auf Seite 15]

Das Kind und auch der Computer verstehen mehr oder weniger gut, was gesprochen wird, aber das Kind bemerkt darüber hinaus die Absicht und die Vertrauenswürdigkeit des Sprechers sowie menschliche Gefühlsregungen

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