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Erwachet! 1989
g89 8. 3. S. 25-27

Das olympische Feuer wirft Schatten

Von unserem Korrespondenten in Kanada

FEUER und Flamme haben den Menschen seit eh und je fasziniert. Der Anblick der ‘flammenden Klinge eines Schwertes’, das die ersten Menschen am Betreten des Gartens Eden hinderte, muß diese mit Furcht erfüllt haben (1. Mose 3:24). Dagegen entfacht eine andere Flamme, nämlich das olympische Feuer, in vielen Herzen angenehme Empfindungen.

Einige denken vielleicht daran, daß dieses Feuer 1988 mit Hilfe verschiedener Transportmittel von Olympia (Griechenland) aus Ozeane und Kontinente überquerte, bis es schließlich in Calgary (Kanada) bzw. in Seoul (Republik Korea) zur Eröffnung der XV. Olympischen Winterspiele und der XXIV. Olympischen Sommerspiele eintraf. Während das Feuer in Kanada — getragen von Menschen, die sich zu Fuß, im Rollstuhl, auf einem Schneemobil oder einem Hundeschlitten fortbewegten — auf seinem Weg Kilometer um Kilometer zurücklegte, schlugen die Emotionen so hohe Wellen, daß die Zeitschrift Maclean’s einen Artikel mit „Flamme der Leidenschaft“ betitelte.

Andere hingegen, die dem Ursprung des olympischen Feuers nachgegangen sind, sehen die Sache anders. Für sie wirft die Flamme beunruhigende Schatten.

Das Feuer wiederbelebt

In Legenden alter Völker ist vom Feuer meist als von einer göttlichen Gabe aus dem Himmel die Rede. Gemäß der griechischen Mythologie entwendete Prometheus den Göttern auf dem Olymp das Feuer und brachte es den Menschen. Für viele Kulturen hatte es so große Bedeutung, daß man ein ständiges Feuer unterhielt. In Griechenland brannte in vielen Häusern ein heiliges Herdfeuer, das das Leben oder den Geist des Volkes darstellte. Einer der Tempel Roms war Vesta, der Göttin des Herdfeuers, geweiht.

Bei den ersten Olympischen Spielen im Jahre 776 v. u. Z. brachte man dem Zeus hundert Rinder als Opfer dar. Ein Priester stand mit einer Fackel in der Hand am Ende des Stadions. Die Athleten rannten zu ihm, und der Sieger durfte die Fackel entgegennehmen und damit das Feuer auf dem Opferaltar entzünden. Die Flamme brannte als Symbol während der gesamten Dauer der Spiele zu Ehren dieses Opfers für Zeus.

Als Pierre Baron de Coubertin im Jahre 1896 die Spiele wiedereinführte, fehlte allem Anschein nach das Feuer. Doch gemäß Berichten loderte es bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam und 1932 in Los Angeles.

Wann kam die neuzeitliche Idee der Fackelträger auf? Wie die Zeitschrift Maclean’s schrieb, organisierte die nationalsozialistische Partei als Mäzen der Sommerspiele, die 1936 in Berlin ausgetragen wurden, einen 12tägigen Staffellauf von Olympia (Griechenland) aus, an dem dreitausend Fackelträger teilnahmen. Die Verantwortlichen des Dritten Reiches verstanden es meisterhaft, die Bevölkerung zu begeistern. In Maclean’s hieß es ferner: „Die Ankunft des Feuers verlieh der Eröffnungsfeier unvergleichliche Dramatik. Und die Idee wurde beibehalten.“

Der griechische Schriftsteller Xenophon Messinesi schrieb: „An all den Zeremonien scheint nichts einen so nachhaltigen Eindruck zu machen wie das Feuer, das aus Olympia kommt und manchmal zwei Monate unterwegs ist. Es verbindet die Spiele, die beginnen sollen, mit einer religiösen Ausdrucksform, die über die Jahrhunderte hinweg heiliggehalten wurde.“

Die Spiele wieder ins Leben gerufen

Ursprünglich sollten die Olympischen Spiele Feuereifer für die Anbetung entfachen. Sie wurden als religiöses Fest zu Ehren des Zeus, des höchsten der olympischen Götter, ins Leben gerufen. Von 776 v. u. Z. an fanden sie alle vier Jahre statt, bis 394 u. Z. der „christliche“ Kaiser Theodosius alle heidnischen Kulthandlungen untersagte. Und Griechenland, das damals zum Römischen Reich gehörte, fügte sich.

Dieser römische Erlaß wurde mit einer derartigen Strenge durchgesetzt, daß die ursprüngliche Stätte der Olympischen Spiele völlig aus dem Blickfeld verschwand und bis ins 19. Jahrhundert sozusagen verschollen war. „Ihre Wiederentdeckung weckte den Wunsch nach einer Wiederbelebung der olympischen Tradition. So kam es 1896 zur Veranstaltung der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit“ in Athen, wie in der Zeitung The Toronto Star zu lesen war.

Die neuzeitliche olympische Bewegung hat sich ein hohes Ziel gesteckt: das Streben nach besseren sozialen Werten. Bruce Kidd schrieb in der Zeitung Calgary Herald: „Der Gründer Pierre de Coubertin führte die neuzeitlichen Spiele als Mittelpunkt einer sozialen Bewegung ein, die durch das Propagieren der humanitären Vorstellungen des Olympismus und durch breitangelegte erzieherische Maßnahmen mithelfen sollte, die Welt zu verbessern.“ Haben die Spiele dieses hochgesteckte Ziel erreicht? Kidd, selbst Vorsitzender der Olympic Academy of Canada und früherer Olympionike, erklärte ferner: „Die olympische Bewegung sieht sich als eine weltliche Religion.“ Und: „Im allgemeinen ist die olympische Bewegung eine Kraft zum Guten, doch was ihre größten Ambitionen betrifft, läßt sie zu wünschen übrig.“

Vielleicht verfehlt sie ihr edles Ziel deshalb, weil im Rahmen des Hochleistungssports eine soziale Verbesserung schwerlich zu erreichen ist. Zudem ist man durch diese Art von Wettstreit von den Idealen, für die das neuzeitliche olympische Feuer eigentlich lodert, immer weiter abgerückt.

Sieg um jeden Preis

Der unbändige Wunsch einzelner und ganzer Völker, sich um jeden Preis hervorzutun, hat nicht unwesentlich zu dem weitverbreiteten Einsatz leistungssteigernder Drogen beigetragen. Dabei können psychische Störungen auftreten, die von tiefen Depressionen bis zu heftigen Zornausbrüchen reichen. Gemäß dem Calgary Herald erklärte Dr. Harrison Pope: „Durch Anabolika ausgelöste psychische Symptome treten viel häufiger auf, als irgendeiner von uns je befürchtet hätte.“ Ein Arzt der amerikanischen Olympiamannschaft sagte: „Ohne den Einsatz von Anabolika ist man heute im internationalen Sport nicht mehr konkurrenzfähig.“

„Durch Biomechanik steigern wir Muskelgröße, Schnelligkeit und Stärke“, fügte ein anderer Mannschaftsarzt hinzu. „Und es wird zunehmend barbarischer. Im Interesse einer Leistungssteigerung geben sich die Leute zu fast allem her.“ Man spricht bei dieser Einstellung vom „Sieg-um-jeden-Preis-Syndrom“ und — was noch beunruhigender ist — vom „Frankensteinsyndrom“. Coubertins Leitspruch „Das Wichtigste ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme“ scheint völlig fehl am Platz zu sein in einer Gesellschaft, die auf der Jagd nach „Gold“ — Sieg, anschließende Werbeverträge und klingende Münze — alles entschuldigt.

Blutdoping, Wachstumshormone, künstliche Befruchtung mit anschließender Abtreibung und Urinaustausch zählten zu den Mitteln, mit denen einige Olympiaathleten versuchten, die Dopingkontrolle auszutricksen und ihre Leistungsfähigkeit bei den Spielen zu steigern. Wie im Toronto Star zu lesen war, lassen sich einige Sportlerinnen „künstlich befruchten und treiben nach zwei bis drei Monaten ab, um den Anstieg des Hormonspiegels zu nutzen“. Andere Athleten „lassen sich den ‚sauberen‘, d. h. drogenfreien Urin eines anderen durch einen Katheter einleiten, nachdem sie ebensoviel ihres eigenen gedopten Urins abgezogen haben. ... Vor dem Wettkampf wird die Blase mit ‚sauberem‘ Urin gefüllt, damit der Athlet im Fall einer Dopingkontrolle drogenfrei ist.“ Unter Blutdoping versteht man, daß sich ein Sportler Blut abzapfen läßt. Dieses ersetzt der Körper. Vor dem Wettkampf werden die roten Blutkörperchen des entnommenen Blutes wieder injiziert, um die Muskeln mit mehr Sauerstoff zu versorgen.

Was das bessere gegenseitige Kennenlernen durch kulturellen Austausch angeht, tendieren die miteinander konkurrierenden nationalen Lager immer mehr dazu, unter sich zu bleiben, wobei sich die Medien jeweils auf das eigene Land und das eigene Olympiateam konzentrieren. Das „heilige Feuer“ brennt die nationalistischen Barrieren also kaum nieder. Ein Journalist sah es so: „Die Winterolympiade in Calgary und das nachfolgende sommerliche Pendant in Seoul werden sich letzten Endes lediglich als Schaukasten der Länder erweisen, der ihnen die Gelegenheit bietet, um die internationale Anerkennung der Überlegenheit ihres jeweiligen Gesellschaftssystems zu ringen.“ Wie wahr! Der Chefarzt eines Olympiateams erklärte: „[Athleten] sind Soldaten. Gewinnen sie, so gilt unsere Kultur als die überlegene.“ Und als Maßstab dient der Medaillenspiegel.

Das olympische Feuer und die edlen Ambitionen, die es repräsentierte, sind durch Politik, Kommerz und neuerdings durch Doping zunichte gemacht worden. Nach dem Drogenskandal der Olympischen Spiele in Seoul, auf Grund dessen der kanadische Sprinter Ben Johnson und andere ihre Medaillen zurückgeben mußten, fragt man sich zwangsläufig, welchen Preis man noch für vergänglichen Ruhm zu zahlen bereit sein wird.

[Bild auf Seite 25]

Das olympische Feuer trifft zu den Winterspielen 1988 in Calgary ein

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