Wir beobachten die Welt
Waldbrände in Mexiko
Durch eine Reihe von Waldbränden waren in Mexiko bis Mitte April etwa 140 000 Hektar Land verwüstet worden. Man sprach von einer „ökologischen Katastrophe“. Nach Aussage von Julia Carabias Lillo, einer mexikanischen Bundesministerin, hatten bis zu diesem Zeitpunkt ungefähr 6 800 Brände in Mexiko gewütet — die schlimmste Brandserie seit 57 Jahren. Zwar waren die Temperaturen überdurchschnittlich hoch und die Niederschläge spärlich, doch wie die Zeitung El Universal meldete, waren die meisten der Brände „durch menschliches Verschulden entstanden, mit Unwissenheit, Verantwortungslosigkeit und sogar kriminellem Verhalten als Ursache“. Octavio Escobar López, regionaler Leiter des Ausschusses für natürliche Ressourcen, sagte: „Es wird zirka zehn Jahre dauern, bis sich die Flora und Fauna, die wir in kaum mehr als drei Tagen verloren haben, regeneriert hat.“
Bewegung und Langlebigkeit
„Nur sechsmal im Monat einen flotten halbstündigen Spaziergang zu machen scheint das Risiko, [vorzeitig] zu sterben, um 44 Prozent zu senken.“ Das hat der New York Times zufolge eine neuere Studie über Langlebigkeit ergeben. Forscher in Finnland beobachteten fast 8 000 Zwillingspaare über einen Zeitraum von durchschnittlich 19 Jahren und stellten dabei fest, daß selbst bei den Gelegenheitssportlern „das Risiko, vorzeitig zu sterben, um 30 Prozent niedriger lag als bei ihren Geschwistern mit sitzender Lebensweise“. Die Studie ist insofern bedeutsam, als bei der Untersuchung, wie effektiv sportliche Betätigung ist, genetische Faktoren mit berücksichtigt wurden. Steve Farrell, ein Aerobicforscher, der nicht an der Studie beteiligt war, meinte: „Die Studie legt nahe, daß selbst unter schlechten genetischen Voraussetzungen körperliche Betätigung zu einem längeren Leben beitragen kann.“
Diamanten, die sich „verflüchtigen“
Die Polizei in Südafrika ist einem Diamantenschmuggeltrick mit Vögeln auf die Schliche gekommen. Manche Arbeiter einer staatlichen Diamantmine lassen Brieftauben in ihrem Essenbehälter oder ihrer weiten Arbeitskleidung verschwinden, um sie in die Mine einzuschleusen. Dort befrachten sie die Vögel mit Diamanten und lassen sie fliegen, so die Los Angeles Times. Die Brieftauben können mit den Edelsteinen mehrere Kilometer zurücklegen. In den vergangenen Jahren wurden vier Vögel mit geschmuggelten Diamanten abgefangen. In einem Fall hatte eine Brieftaube sechs Karat Rohdiamanten unter den Flügeln. Bislang wurden zirka 70 Personen, die diese Methode anwandten, verhaftet. Laut der Zeitungsmeldung schätzt das Unternehmen, daß nahezu jeder dritte Diamant, den man aus dem einstigen Flußbett fördert, von unehrlichen Arbeitern gestohlen wird.
Genmanipulation
In den letzten zehn Jahren hat man vieles über die Gene herausgefunden, die vermutlich für komplexe Merkmale und für Störungen beim Menschen verantwortlich sind. Einige Wissenschaftler prophezeien, daß die Menschheit durch dieses Wissen eines Tages in der Lage sein wird, Gene zu manipulieren und unerwünschte Merkmale auszumerzen. Wie in der New York Times zu lesen war, behauptet beispielsweise Lee Silver, ein Biologe an der Universität Princeton, unsere Nachkommen würden intelligenter und athletischer sein als wir und würden Hunderte von Jahren leben. John Horgan, Verfasser des Buches An den Grenzen des Wissens, hält dem entgegen: „Forscher hoffen, mit Hilfe der Gentechnik die menschliche Persönlichkeit ummodeln zu können. Bisher ist allerdings keine einzige derartige Behauptung durch entsprechende Untersuchungen erhärtet worden.“ Horgan führt weiter aus: „Beleuchtet man sowohl die Fehlschläge als auch die echten Errungenschaften der Wissenschaft, dann werden Wissenschaftler und Journalisten vielleicht ein weniger verzerrtes und ehrlicheres Bild von den tatsächlichen Möglichkeiten der Wissenschaft zeichnen.“
Ernteprodukte nährstoffärmer?
Ist Obst und Gemüse wegen der abnehmenden Bodenqualität heute nährstoffärmer? Bodenkundler verneinen dies. In dem Mitteilungsblatt University of California Berkeley Wellness Letter ist zu lesen: „Die Vitamine in den Pflanzen werden von den Pflanzen selbst hergestellt.“ Fehle es dem Boden an notwendigen Mineralien, würden die Pflanzen folglich nicht richtig wachsen. Es könne sein, daß sie gar nicht erst blühen oder daß sie einfach eingehen. Um das zu verhindern, würden die Bauern dem Boden durch Düngung Mineralien zusetzen. In dem Mitteilungsblatt heißt es weiter: „Sieht das Obst und Gemüse, das man kaufen möchte, gesund aus, kann man davon ausgehen, daß es die Nährstoffe hat, die es haben soll.“
Wohnungen ohne Küche
In Australien wird inzwischen schätzungsweise die Hälfte aller Mahlzeiten außer Haus gegessen. Dieser Trend hat derart spürbare Auswirkungen, daß in Sydney bereits Wohnungen ohne Küche gebaut werden, so die Zeitung The Courier-Mail. Da die Australier zudem im Schnitt nur 20 Minuten für die Zubereitung des Essens verwenden würden, hätten viele australische Supermärkte ihr Lebensmittelangebot überdenken müssen. Die Leiterin einer großen Ladenkette in Sydney behauptet, Australien folge dem Vorbild der Vereinigten Staaten, wo die meisten Mahlzeiten außer Haus gegessen werden.
Kriminalität und Rassismus
Der gegenwärtige Anstieg der Kriminalität in Griechenland wird von einigen auf den Zustrom von Flüchtlingen und Einwanderern aus Osteuropa und dem Balkan, vor allem aus Albanien, geschoben. Richardos Someritis, Kolumnist bei der Zeitung To Vima, meint, die Sorge über die Verbrechenszunahme habe eine Art „fremdenfeindlichen, sehr oft sogar rassistischen Wahn“ gegen die Ausländer im Land erzeugt. Dabei sei nachgewiesen, daß Ausländer nicht mehr Straftaten begehen als Griechen. Eine Untersuchung zeige, daß 96 Prozent der Verbrechen von Griechen verübt werden. „Kriminelles Verhalten ist wirtschaftlich und sozial begründet“, erklärt Someritis, „nicht ‚rassisch‘.“ Er wirft außerdem den Medien vor, durch ihre gefärbte Darstellung der Kriminalität in Griechenland „systematisch Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu züchten“.
Chip mit Argusaugen
Die Läufer beim diesjährigen Boston-Marathon hatten auf der gesamten 42 Kilometer langen Strecke eine kleine Zusatzlast bei sich — einen Mikrochip. Wie das Magazin InformationWeek berichtete, wurde die Leistung aller registrierten Läufer mit einem an der Kleidung befestigten elektronischen Chip überwacht. Die Chips waren so programmiert, daß sie „von Hochfrequenzempfängern gelesen wurden, die in Abständen von fünf Kilometern postiert waren“. Die Zeiten der Läufer wurden dann an Zentralen weitergeleitet, von wo aus man sie aufs Internet stellte. Nicht nur, daß Marathonfans jetzt den Lauf ihres Favoriten mitverfolgen konnten, sondern die neue Technologie hinderte Teilnehmer auch daran zu mogeln, das heißt, nicht die ganze Strecke zurückzulegen.
Seltener Hirsch in China wiederentdeckt
„Der Tibethirsch, der über 50 Jahre lang als ausgestorben galt, ist in der Autonomen Region Tibet, und zwar in der Präfektur Shannan, wiederentdeckt worden“, meldet die Zeitschrift China Today. Jahrelang wurde die Zahl der zirka 1,20 Meter großen, über 2 Zentner schweren Hirsche durch Jäger stark dezimiert, die hinter den wertvollen Geweihen her waren. Auch Krieg und Umweltveränderungen haben einen Tribut gefordert. Schätzungen zufolge gibt es nicht einmal mehr 200 dieser schönen Hirsche. Sie werden als bedrohte Art geführt.
Denksport
Die Teilnehmer der ersten Nationalen Gedächtnismeisterschaft in den Vereinigten Staaten testeten vor einiger Zeit ihre Fähigkeiten bei fünf Denkspielen. Sie sollten sich 100 Durchschnittsgesichter merken, ein 50zeiliges Gedicht (mit Satzzeichen), 125 englische Hauptwörter (in der richtigen Reihenfolge), eine Folge zufällig angeordneter Zahlen und einen Packen mit 52 Spielkarten (gemischt und mit dem Bild nach unten hingelegt). Ein Kandidat, Wallace Bustello, beeindruckte seine Konkurrenten damit, daß er 109 aufeinanderfolgende willkürlich ausgewählte Zahlen auswendig hersagte. Gesamtsiegerin war jedoch die 26jährige Tatiana Cooley. Wie in der New Yorker Daily News zu lesen war, machten sie und ihr Vater, der für ein Raumfahrtunternehmen Satelliten programmiert, zu Hause öfter Gedächtnisübungen. „Meistens habe ich gewonnen“, sagte Tatiana.
Fest am Ganges
Als im April die Kumbh Mela, das Fest der Nektarschale, ihren Höhepunkt erreichte, badeten Millionen von Hindus im Ganges. Die Kumbh Mela ist ein dreimonatiges Hindufest, bei dem die Gabe der Unsterblichkeit gefeiert wird. Das Fest wird alle drei Jahre abwechselnd in vier indischen Städten begangen, auf die einer Sage nach der Nektar der Unsterblichkeit fiel, als Götter und Dämonen im Himmel über seinen Besitz stritten. In der Vergangenheit wurden bei dem Massenansturm auf Indiens heiliges Gewässer viele Menschen zu Tode getrampelt.