Wir beobachten die Welt
Der Frieden und die UNO
Die Vereinten Nationen haben kürzlich ihr 40jähriges Bestehen als Friedensorganisation gefeiert. Aber ihre 40jährige Geschichte ist mit dem Blut aus ungefähr 100 Kriegen befleckt, wobei es sich in 40 Fällen um größere Konflikte gehandelt hat. Nach Schätzungen haben diese Kriege einen Tribut von über 30 Millionen Menschenleben gefordert. In seiner Rede anläßlich des Jubiläums äußerte sich der finnische Staatspräsident Mauno Koivisto vor der Generalversammlung besorgt über die Tatsache, daß die UNO den Erwartungen ihrer Gründer nicht gerecht geworden sei, indem er fragte: „Leben wir heute in einer besseren Welt als vor 40 Jahren? Gibt es heute weniger Gewalttätigkeit und weniger Kriege? Gibt es weniger menschliches Leid in der Welt? Fühlen sich die Völker sicherer, und sehen sie mit größerem Vertrauen der Zukunft entgegen?“ Bezug nehmend auf die weltweite Anhäufung von Atomwaffen und auf die Möglichkeit, damit die Welt zu vernichten, stellte er die Frage: „Wieviel ist genug?“
Überladen
In den meisten japanischen Haushalten stehen so viele elektronische Geräte, daß für etwas Neues kein Platz mehr vorhanden ist. Schafft sich der Durchschnittsjapaner etwas an, muß er immer etwas anderes wegwerfen, es sei denn, die Neuanschaffung sei sehr klein. Wie es in der Zeitschrift New Scientist heißt, denkt man so bei Matsushita, dem größten aller Hersteller von Elektronikprodukten für privaten Gebrauch. Nach Ansicht von Akira Harada, dem Vizepräsidenten der Gesellschaft, „sind die japanischen Haushalte derart überladen, daß etwas Neues nur noch auf dem Kühlschrank oder darin unterzubringen ist“. Das sind „schlechte Nachrichten“, betont die Zeitschrift, denn die japanischen Firmen „haben von jeher Produkte für den gerätehungrigen Inlandsmarkt entwickelt und die Verkaufsschlager dann exportiert“. Jetzt konzentriert man sich auf Industriegüter.
Die Luft im Altertum
Wie war die Luft vor 4 600 Jahren? Das hoffen Wissenschaftler herauszufinden, wenn sie in eine unterirdische Kammer an der Südwestseite der Pyramide von Gise vordringen. Im Innern der 29 m langen Kammer, die mit Kalksteinplatten von 1,2 bis 1,8 m Dicke verschlossen ist, vermutet man ein weiteres altes Bestattungsboot für die „Seele“ des Pharaos Cheops. Die erste Kammer — nur 3,7 m von der jetzigen entfernt — wurde 1954 entdeckt. Das hölzerne, noch gut erhaltene Schiff von 40 m Länge steht in einem eigens dafür errichteten Museum. Weder der Zahn der Zeit noch irgendein Grabräuber konnte den beiden Gruben, die 9 m unter der Erde liegen und mit einer 3 m dicken Geröllschicht bedeckt sind, etwas anhaben. Man nimmt an, daß die zweite Kammer wie die erste mit Gips hermetisch verschlossen wurde, so daß die Luft aus der damaligen Zeit nicht entweichen konnte. Mit Hilfe der Raumfahrttechnologie ist es möglich, die Wand der Kammer zu durchdringen, ohne daß Außenluft eintritt. Dadurch können die Wissenschaftler insbesondere den Gehalt an Kohlendioxyd und Kohlenmonoxyd der Luft im Innern messen, diesen mit den Konzentrationen der Luft von heute vergleichen und so vielleicht etwas Licht auf die Frage werfen, ob sich die Erde, wie einige Wissenschaftler glauben, wirklich allmählich erwärmt.
Das kleinste Säugetier
„Der einzige Vertreter der neuentdeckten 18. Familie der Fledermäuse“ ist das kleinste Säugetier der Welt, meldet die Zeitschrift Asiaweek. „Die Etruskerspitzmaus mußte 1974 den Rang abgeben, als Zoologen in Kalksteinhöhlen in Thailand die Fledermaus entdeckten, der man den Namen Craseonycteris thonglongyai gab.“ Sie hat ein Körpergewicht von weniger als 2 g und ist ungefähr halb so groß wie ein Daumen. In der Zeitschrift wird die Frage aufgeworfen: „Wie viele wären nötig, um damit den Blauwal, das größte Säugetier der Welt, aufzuwiegen?“ Die Antwort lautet: „Wenn etwa 530 Exemplare auf ein Kilo kommen, sind es 85 Millionen.“
Das größte Teleskop
Auf dem Berg Mauna Kea (Hawaii) wird in Zukunft der Welt größtes Teleskop stehen. Ausgewählt wurde der 4 000 m hohe Berg wegen der ausgezeichneten Sichtverhältnisse. Der Grundstein für das 87-Millionen-Dollar-Projekt ist im September 1985 gelegt worden. Mit einem Durchmesser von 10 m wird der Spiegel größer sein als der des bisher größten Teleskops, das in der Sowjetunion steht und dessen Spiegel einen Durchmesser von 4 m hat. Da man es als unpraktisch betrachtet, den Spiegel in einem Stück herzustellen, setzt man ihn zusammen, wobei die Position jedes Teilstücks getrennt eingestellt und überwacht werden kann.
Ausbruch der Cholera
Die aus alter Zeit bekannte Cholera ist in Afrika wieder ausgebrochen. Nachrichtenmeldungen besagen, daß 1985 in manchen Ländern bereits Tausende daran gestorben sind. Einige Länder weigern sich jedoch, den Ausbruch offiziell zuzugeben, da sie einen Rückgang der Exporte befürchten. Die Kunden könnten denken, die Cholera werde durch die Exportgüter übertragen. Im Unterschied zu den Epidemien in der Vergangenheit kann der Tribut, den die Cholera fordert, heutzutage durch schnell einsetzende medizinische Betreuung mit Hilfe von Antibiotika sowie durch den Austausch von Körperflüssigkeiten verringert werden. Das Auftreten der Krankheit zu leugnen verzögert eine solche Behandlung, und man befürchtet, daß als Folge Tausende von Menschen, die gerettet werden könnten, sterben werden.
Nigerias Bevölkerungsprobleme
Bei der derzeitigen Wachstumsrate könnte Nigerias Bevölkerung von jetzt knapp 100 Millionen in nur 15 Jahren auf 148 Millionen anwachsen. Die Geburtenrate ist so hoch, daß die nigerianische Zeitung Guardian von der typischen Nigerianerin folgendes Bild zeichnet: „Schwanger ..., ein Kind auf den Rücken gebunden und zwei oder mehr Kinder, die sich an ihr festhalten.“ Das Wachstum hat zu übervölkerten Städten geführt, wo die Mehrheit der Familien in Einzimmerwohnungen untergebracht ist. In Lagos kommen auf einen Haushalt im Durchschnitt 3,8 Personen pro Zimmer, und oft sind es fünf Personen oder mehr. Abgesehen von den unverkennbaren wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist ein direkter Zusammenhang zwischen der Bevölkerungsdichte der Stadt und der wachsenden Kriminalität sowie anderen sozialen Problemen zu beobachten.
Den Spieß umgedreht
„Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden japanische Waren von amerikanischen Konsumenten gemieden, weil die japanischen Hersteller keine Qualitätskontrollen durchführten“, heißt es in der Zeitschrift Parade Magazine. „Heute, 45 Jahre später, führen die Japaner ins Feld, daß die damalige Kritik jetzt zum großen Teil auf einige Produkte amerikanischer Hersteller zutreffe.“ Im letzten Jahr belief sich der Handelsüberschuß der Japaner gegenüber den Vereinigten Staaten auf 37 Milliarden Dollar. „In diesem Jahr wird Japan mühelos über 2,2 Millionen Autos in den USA verkaufen, wohingegen der Absatz amerikanischer Kraftfahrzeuge in Japan unter die Marke von 2 000 sinken wird“, heißt es in Parade.
Luftschiffe wieder im Kommen
Gigantische Luftschiffe scheinen wieder im Kommen zu sein. Die Tatsache, daß sie ohne Unterbrechung tagelang in der Luft bleiben und an einer bestimmten Stelle schweben können, sowie ihr wirtschaftlicher Kraftstoffverbrauch spielen eine Rolle bei dem neu erwachten Interesse. Vorteile erhofft man sich bei Such- und Rettungseinsätzen, beim Aufspüren und Verfolgen von Rauschgiftschmugglern und bei der militärischen Überwachung. Mit ihrer Hilfe könnte man auch Nahrungsmittel und Versorgungsgüter in abgelegene Gegenden schaffen, die zufolge von Naturkatastrophen von der Außenwelt abgeschnitten sind. Zum Be- oder Entladen benötigt man keine Landebahn, aber man benötigt Fesselmaste. Dieses Problem kann dadurch gelöst werden, daß man Fesselmaste auf dem Schiff mitführt und sie dann seitlich herunterläßt. Eine Reihe von Firmen arbeitet an Entwürfen, bei denen der neueste Stand der Technik berücksichtigt wird.
Auch die Zahlen werden vermißt
Ihre Gesichter sind überall in den Vereinigten Staaten zu sehen: im Fernsehen, auf Reklametafeln, auf Einkaufstüten, auf Rechnungen für Gas, Strom und Wasser und auf Milchtüten. Es geht um vermißte Kinder. Man streitet sich jedoch immer mehr darum, wie viele tatsächlich vermißt sind. Ungefähr 95 Prozent der jährlich 1,5 Millionen als vermißt gemeldeten Kinder seien vermutlich Ausreißer, berichtete das Department of Health and Human Services im Jahre 1983. Die meisten von ihnen würden innerhalb weniger Tage nach Hause zurückkehren. Die Mehrzahl der übrigen würde von getrennt lebenden Eltern im Streit um das Sorgerecht „entführt“. „Nur ein winziger Bruchteil fällt in die Kategorie, die Eltern am meisten fürchten — Entführung durch Fremde —, und selbst darüber sind die Angaben umstritten“, schreibt die Zeitschrift Newsweek. „Das FBI verzeichnete nur 67 solcher Entführungen im letzten Jahr.“ Ein Ausschuß des Justizministeriums beschäftigt sich nun mit der Aufklärung der Widersprüche in der Statistik.
Hohes Risiko für Ehefrauen von Rauchern
Nach neueren Untersuchungen sind Ehefrauen von Rauchern einem höheren Lungenkrebsrisiko ausgesetzt als Frauen von Nichtrauchern. Die Zeitschrift Globe and Mail (Toronto, Kanada) berichtet, daß gemäß einer Studie, die von 1971 bis 1980 in Japan an 1 400 Personen durchgeführt wurde, das Risiko in den genannten Fällen um 50 Prozent höher lag. Nach der Aussage von Dr. Suminori Akiba, einem der Autoren der Studie, hängt die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Frau an Lungenkrebs erkrankt, davon ab, wieviel und wie oft ihr Mann raucht. Nach Dr. Akibas Feststellungen „sind Ehefrauen, deren Männer 30 Zigaretten am Tag rauchen, doppelt so anfällig für Lungenkrebs wie Frauen von Nichtrauchern“, hieß es in der Zeitschrift.
Säuglinge überleben Erdbeben
Im September vergangenen Jahres bebte die Erde unter Mexico City. Die Folgen: über 5 000 Tote und 8 000 Verletzte. Zahllose Überlebende liefen unter Schock ziellos durch die Straßen. Unglaublicherweise haben jedoch einige Säuglinge, die unter den Trümmern verschüttet waren, überlebt — selbst nachdem sie eine Woche unter den Ruinen des Städtischen Krankenhauses von Mexico City gelegen hatten. Wie war das möglich?
Spezialisten auf dem Gebiet der Kindermedizin weisen darauf hin, daß Neugeborene eine zusätzliche Reserve an Körperflüssigkeit besitzen und die Fähigkeit haben, mit Streß fertig zu werden. Kinder, die nach voller Schwangerschaftszeit geboren werden, „verfügen über einen Überschuß an Flüssigkeit, der einen natürlichen Schutz gegen Dehydratation bietet“, berichtet die New York Times. Hinzu kommt, daß bei Neugeborenen zufolge des Geburtsvorgangs der Adrenalinspiegel erhöht ist. Das war ihnen eine Hilfe, „den Schock, der durch die Verschüttung und den Nahrungsentzug hervorgerufen wurde, zu überwinden“, fährt der Artikel fort. Außerdem enthält das Blut der Neugeborenen „fötales Hämoglobin“. Das hilft ihnen, nach der Geburt eine Zeitlang einem Sauerstoffmangel zu begegnen. „Es ist erstaunlich, aber die Säuglinge sind so ausgerüstet, daß sie mit Streß fertig werden können“, sagte Dr. T. Berry Brazelton von der medizinischen Fakultät der Harvarduniversität über die überlebenden Säuglinge in Mexico City.