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  • Das Gesicht des modernen Krieges
    Erwachet! 2001 | 22. März
    • Der Krieg, vor dem diese Menschen geflohen sind, ist typisch für die Kriege der letzten Jahre. Angaben zufolge wurden von den 49 größeren kriegerischen Konflikten, die seit 1990 tobten, 46 ausschließlich mit leichten Schußwaffen ausgetragen. Um ein Schwert oder einen Speer wirkungsvoll im Kampf einsetzen zu können, braucht man Geschicklichkeit und Kraft. Kleine Schußwaffen hingegen ermöglichen es Laien wie ausgebildeten Kämpfern gleichermaßen, in den Krieg zu ziehen.a Häufig werden Teenager und Kinder rekrutiert und gezwungen, zu plündern, zu verstümmeln und zu töten.

      Viele dieser Konflikte werden nicht zwischen zwei Ländern ausgetragen, sondern innerhalb eines Landes. Gekämpft wird nicht von ausgebildeten Soldaten auf dem Schlachtfeld, sondern in den meisten Fällen von Zivilisten in Städten, Ortschaften und Dörfern. Die Kämpfer haben meist keine militärische Ausbildung, und so macht es ihnen auch nichts aus, die herkömmlichen „Spielregeln“ des Krieges zu verletzen. Folglich sind grausame Übergriffe auf unbewaffnete Männer, Frauen und Kinder an der Tagesordnung. Man geht davon aus, daß mehr als 90 Prozent derer, die in den heutigen Kriegen umkommen, Zivilisten sind. In solchen Kriegen spielen Kleinwaffen und leichte Waffen eine Hauptrolle.

      Wohl sind Schußwaffen nicht die unmittelbare Ursache von Konflikten; schließlich haben sich Menschen, schon lange bevor das Schießpulver erfunden wurde, bekämpft. Aber ein Lager voller Gewehre kann durchaus eher zum Kämpfen ermutigen als zum Verhandeln. Nicht selten liegt es an den vorhandenen Waffen, wenn Kriege länger dauern und mehr Blut vergossen wird.

      So leicht die Waffen sind, die in den heutigen Kriegen zum Einsatz kommen, so schwer sind die Folgen, die sie verursacht haben. Während der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden mit solchen Waffen mehr als 4 Millionen Menschen getötet. Über 40 Millionen mußten fliehen oder wurden vertrieben. Kleinwaffen haben vom Krieg zerrüttete Gemeinwesen politisch, sozial und wirtschaftlich geschwächt und die Umwelt geschädigt. Die Kosten, die die internationale Gemeinschaft für Soforthilfe, Flüchtlingshilfe, friedenserhaltende Maßnahmen und militärisches Eingreifen aufwenden mußte, belaufen sich auf zigmilliarden Dollar.

      Warum spielen Kleinwaffen mittlerweile eine so wichtige Rolle in modernen Konflikten? Wie gelangen sie überhaupt in Umlauf? Was könnte getan werden, um diese todbringenden Waffen zu verringern oder abzuschaffen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die folgenden Artikel.

      [Fußnote]

      a Der Begriff „Kleinwaffen“ bezieht sich auf Gewehre und Handfeuerwaffen, also Waffen, die eine Person allein handhaben kann. Zu den „leichten Waffen“ zählt man auch Maschinengewehre, Mörser und Granatwerfer, für deren Bedienung mitunter zwei Personen nötig sind.

      [Bildnachweis auf Seite 3]

      UN PHOTO 186797/J. Isaac

  • Kleine Waffen, große Probleme
    Erwachet! 2001 | 22. März
    • Kleine Waffen, große Probleme

      JAHRZEHNTELANG drehten sich Rüstungskontrollverhandlungen um Kernwaffen. Das ist auch kein Wunder, kann doch eine einzige Atombombe eine ganze Stadt zerstören. Aber diese Waffen mit so enormer Vernichtungskraft sind mehr als 50 Jahre lang in Konflikten nicht mehr eingesetzt worden — ganz im Gegensatz zu kleineren Waffen.

      Der angesehene Militärhistoriker John Keegan schrieb: „Seit dem 9. August 1945 haben atomare Waffen . . . niemanden getötet. Die fünfzig Millionen Menschen, die seither in Kriegen ihr Leben verloren haben, fielen größtenteils billigen, massenhaft produzierten Waffen und kleinkalibriger Munition zum Opfer, die kaum mehr kosten als die Transistorradios und Trockenbatterien, die im gleichen Zeitraum die Welt überschwemmt haben. Weil diese billigen Waffen das Leben in den fortschrittlichen Ländern außer an einigen Orten, wo Drogenhandel und politischer Terrorismus blühen, nur wenig gestört haben, hat die Bevölkerung der reichen Länder erst sehr spät erkannt, welche Schrecken die weltweite Verbreitung von Waffen mit sich gebracht hat.“

      Niemand weiß genau, wie viele Kleinwaffen und leichte Waffen im Umlauf sind, aber nach Schätzungen von Fachleuten soll es rund 500 Millionen militärische Schußwaffen geben. Darüber hinaus besitzen Privatpersonen zigmillionen Gewehre und Pistolen für den zivilen Gebrauch. Und jedes Jahr werden neue Waffen hergestellt und auf den Markt gebracht.

      Bevorzugte Waffen

      Warum sind in den Kriegen der letzten Jahre bevorzugt Kleinwaffen eingesetzt worden? Das liegt zum Teil daran, daß Konflikte oft mit Armut Hand in Hand gehen. Die meisten Kriege während der 1990er Jahre wurden in Ländern geführt, die arm sind — zu arm, um sich komplizierte Waffensysteme leisten zu können. Kleinwaffen und leichte Waffen sind relativ preisgünstig. Für 50 Millionen Dollar beispielsweise — soviel kostet ein einziger moderner Kampfjet — kann man eine ganze Armee mit 200 000 Sturmgewehren ausrüsten.

      Manchmal sind Kleinwaffen und leichte Waffen sogar noch viel billiger. Dutzende Millionen solcher Waffen werden von Armeen, die sich verkleinern, einfach verschenkt, oder sie werden von einem Kriegsschauplatz an den nächsten weitergegeben. In manchen Ländern herrscht solch ein Überfluß an Sturmgewehren, daß man gerade einmal 6 Dollar für eine solche Waffe zahlen muß oder sie gegen eine Ziege, ein Huhn oder einen Sack Altkleider eintauschen kann.

      Kleinwaffen sind aber nicht nur deshalb so beliebt, weil sie nicht viel kosten und überall erhältlich sind. Sie haben auch eine vernichtende Wirkung. Mit einem einzigen Schnellfeuer-Sturmgewehr kann man Hunderte von Schüssen pro Minute abgeben. Zudem ist es leicht zu handhaben und instand zu halten. Schon einem zehnjährigen Kind kann man beibringen, wie ein typisches Sturmgewehr auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wird. Ein Kind kann auch schnell lernen, zu zielen und mit dem Gewehr in eine Gruppe Menschen zu schießen.

      Handfeuerwaffen sind noch aus einem weiteren Grund beliebt: Sie sind robust und bleiben jahrelang funktionstüchtig. Sturmgewehre vom Typ AK-47 und M16, mit denen schon die Soldaten im Vietnamkrieg ausgerüstet waren, kommen heute noch in Kriegen zum Einsatz. Manche in Afrika verwendeten Gewehre stammen sogar aus dem Ersten Weltkrieg. Davon abgesehen lassen sich Handfeuerwaffen leicht transportieren und verstecken. Ein Lastpferd kann ein Dutzend Gewehre zu einer paramilitärischen Gruppe bringen, die sich im dichten Dschungel oder in entlegenen Gebirgsregionen versteckt hält. Eine Pferdekolonne kann genügend Gewehre transportieren, um ein kleines Heer auszurüsten.

      Waffen, Drogen und Diamanten

      Der weltweite Handel mit Waffen ist sehr vielschichtig. Riesige Mengen Handfeuerwaffen werden ganz legal von Staaten an andere Staaten weitergegeben. Nach Ende des Kalten Krieges wurden im Osten wie im Westen die Streitkräfte verkleinert, und die Regierungen verschenkten oder verkauften überschüssige Ausrüstung an befreundete oder verbündete Staaten. Laut einer Autorin, die für das Friedensforschungsinstitut in Oslo (Norwegen) tätig ist, haben allein die Vereinigten Staaten seit 1995 mehr als 300 000 Gewehre, Pistolen, Maschinengewehre und Granatwerfer verschenkt. Dahinter steckt Kalkül: Waffen zu verschenken ist schließlich billiger, als sie zu demontieren oder zu lagern und bewachen zu lassen. Schätzungen von Analysten zufolge werden jedes Jahr Kleinwaffen und leichte Waffen im Wert von möglicherweise drei Milliarden Dollar völlig legal an andere Staaten geliefert.

      Der illegale Waffenhandel dagegen hat womöglich weit größere Ausmaße. Auf dem Schwarzmarkt müssen Waffen in aller Regel käuflich erworben werden. In manchen Kriegen auf dem afrikanischen Kontinent haben paramilitärische Gruppen Kleinwaffen und leichte Waffen im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar nicht etwa mit Geld bezahlt, sondern mit Diamanten, die sie sich in Bergbaugebieten angeeignet hatten. Die New York Times bemerkte hierzu: „Wo Regierungen korrupt sind, Rebellen unbarmherzig und Grenzen löcherig, . . . sind die glitzernden Steine Ursache für Ausbeutung, Mord, Verstümmelung, Massenobdachlosigkeit sowie allgemeinen wirtschaftlichen Zusammenbruch geworden.“ Und derselbe Edelstein, der als Zahlungsmittel für Sturmgewehre diente, wird einem — welche Ironie! — später in einem vornehmen Juwelierladen als kostspieliges Symbol ewiger Liebe angeboten.

      Waffen stehen auch mit dem illegalen Drogenhandel in Verbindung. Es ist gar nicht ungewöhnlich, daß kriminelle Organisationen die gleichen Wege nutzen, um in die eine Richtung Drogen zu schmuggeln und in die andere Waffen. Auf diese Weise sind Waffen praktisch zu einem Zahlungsmittel geworden, das man gegen Drogen eintauscht.

      Wenn nach dem Krieg die Waffen schweigen

      Ist ein Krieg beendet, fallen die Waffen häufig Verbrechern in die Hände. Bezeichnend dafür sind die Verhältnisse in einem Land im Süden Afrikas, in dem politisch motivierte Gewalt durch kriminelle Gewalt abgelöst wurde. Innerhalb von nur drei Jahren waren bei politischen Unruhen rund 10 000 Menschen umgekommen. Als dieser Konflikt beigelegt wurde, stieg die Gewaltkriminalität sprunghaft an. Der Wettbewerb unter Taxifahrern führte zu „Taxikriegen“, bei denen Schläger angeheuert wurden, auf Fahrgäste und Fahrer von Konkurrenzfirmen zu schießen. Zunehmend waren bei Raubüberfällen und anderen Verbrechen Sturmgewehre militärischer Bauart im Spiel. Die Zahl der Tötungsdelikte mit Schußwaffen stieg in einem der letzten Jahre auf 11 000 — die zweithöchste Zahl weltweit in einem Land, das sich nicht im Kriegszustand befindet.

      Furcht und Unsicherheit greifen um sich, weil man weiß, daß die Verbrecher bewaffnet und gefährlich sind. In vielen Entwicklungsländern leben die Reichen in regelrechten Festungen, umgeben von Mauern und Elektrozäunen, die rund um die Uhr bewacht werden. Auch in den entwickelten Ländern treffen die Menschen Vorsichtsmaßnahmen, selbst in Gegenden, die bislang von Unruhen und Bürgerkrieg verschont geblieben sind.

      Waffen destabilisieren die Lage — in Ländern, wo „Frieden“ ist, ebenso wie dort, wo Krieg herrscht. Die todbringende Wirkung aller Schußwaffen kann niemand völlig ermessen, noch läßt sich Buch führen über die Zahl der Toten, der Verletzten, der Hinterbliebenen oder all derer, deren Leben zerstört wurde. Wir wissen nur soviel: Die Welt ist von Waffen überschwemmt, und es werden ständig noch mehr. Der Ruf nach Abhilfe erschallt immer lauter. Aber ist Abhilfe möglich? Wird sie geschaffen werden? Mit diesen Fragen setzt sich der folgende Artikel auseinander.

      [Kasten/Bild auf Seite 7]

      Ein ehemaliger Kämpfer kommt sich „wie ein Dummkopf“ vor

      Ein Kindersoldat, der in dem Krieg kämpfte, vor dem die im ersten Artikel zitierten Personen flohen, wurde über Nacht arbeitslos und mittellos — und das in der Stadt, die zu erobern er mitgeholfen hatte. Verbittert erzählte er, er habe den Sohn seines Anführers auf einem protzigen Motorrad umherfahren und frühere Kriegsherren um Macht und Ansehen wetteifern sehen. „Wenn ich mir überlege, daß ich fünf Jahre lang im Busch gelebt, Leute umgebracht und als Zielscheibe hergehalten habe, komme ich mir wie ein Dummkopf vor“, erklärte der Kämpfer. „Wir haben Kopf und Kragen für Leute riskiert, die sich schon morgen nicht mehr daran erinnern werden, wie sie dahin gekommen sind, wo sie jetzt sitzen.“

      [Bildnachweis]

      Titelseite und Seite 7: Kindersoldat: Nanzer/Sipa Press

      [Kasten/Bild auf Seite 8]

      Keine Deckung möglich

      So todbringend die Wirkung eines modernen Sturmgewehrs auch ist, es hat doch seine Grenzen. Als Munition sind nur Kugeln einsetzbar. Es kann niemand töten, der sich hinter starken Mauern oder Barrikaden verschanzt hat. In der Hitze des Gefechts könnte ein Soldat Mühe haben, genau zu zielen. Ein handgesteuertes Sturmgewehr ist selbst unter idealen Bedingungen nur auf knapp 500 Meter treffsicher.

      Für solche „Probleme“ hat die US-Armee eine Lösung: ein neues High-Tech-Allzweck-Gewehr mit der Bezeichnung „Objective Individual Combat Weapon“ (OICW). Das OICW wiegt so wenig, daß es von einem einzelnen Soldaten bedient werden kann, obwohl sich damit nicht nur herkömmliche Munition abfeuern läßt, sondern auch 20-Millimeter-Geschosse, also Granaten. Eine weitere Besonderheit: Die Waffe kann auch Feinde töten, die sich hinter Barrikaden verschanzen. Der Soldat braucht nichts weiter zu tun, als die Waffe auf einen Punkt unmittelbar oberhalb oder neben dem anvisierten Ziel zu richten. Das Gewehr tastet automatisch die Entfernung zum gewählten Ziel ab und programmiert einen elektronischen Zünder an der Granate, damit sie genau an der richtigen Stelle detoniert und das Opfer mit Granatsplittern belegt, die Panzer durchdringen können. „Dank seiner einzigartigen Möglichkeiten werden US-Kampftruppen buchstäblich um die Ecke schießen können“, sagte ein Vertreter der Firma, die die Waffe entwickelt hat. Eine Infrarot-Sichtverstärkung ermöglicht es, die Waffe sogar im Dunkeln wirkungsvoll einzusetzen.

      Vor dieser Waffe könne man nirgendwo in Deckung gehen, versprechen die Hersteller stolz. Sie behaupten auch, die Waffe habe eine fünfmal höhere Trefferwahrscheinlichkeit als das M16-Gewehr mit dem M203-Granatwerfer, und sie habe annähernd die doppelte Reichweite. Der Soldat, der die Waffe benutzt, braucht sich keine Gedanken über die Treffsicherheit zu machen; er muß nur durch die Zielvorrichtung spähen und abdrücken, um ein Sperrfeuer an Geschossen und Granaten auszulösen. Verläuft die Entwicklung nach Plan, können die ersten Kampftruppen bis zum Jahr 2007 mit dem OICW ausgerüstet werden.

      Kritiker werfen allerdings Fragen auf: Wie ist die Waffe zu verwenden, wenn Soldaten in einer belebten Wohngegend patrouillieren, wo sich feindliche Kämpfer höchstwahrscheinlich zwischen unbeteiligten Zivilisten bewegen? Was geschieht, wenn das OICW an Streitkräfte in aller Welt verkauft wird und diese es dann womöglich gegen ihr eigenes Volk richten? Und was, wenn die Waffe in die Hände von Terroristen oder Verbrechern gerät?

      [Bildnachweis]

      Alliant Techsystems

      [Bilder auf Seite 6]

      Häufig wechseln Kleinwaffen und leichte Waffen im Austausch gegen Diamanten und Drogen den Besitzer

  • Wird man Waffen je wirksam kontrollieren können?
    Erwachet! 2001 | 22. März
    • Wird man Waffen je wirksam kontrollieren können?

      IN DEN letzten Jahren haben Regierungen weltweit über Möglichkeiten beraten, gegen den illegalen Handel mit Kleinwaffen vorzugehen. Das Thema wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen diskutiert. Man hat Berichte angefertigt, Empfehlungen abgegeben und Resolutionen verabschiedet. Konzentriert man sich jedoch ausschließlich auf den Schwarzmarkthandel, so bleiben, wie Kritiker beklagen, die größten Waffenhändler unbehelligt: die Regierungen selbst.

      Tatsächlich sind die Grenzen zwischen erlaubtem und unerlaubtem Waffenverkauf nicht immer eindeutig. Viele illegale Waffen wurden einst legal verkauft. Ursprünglich an Streitkräfte oder Polizeibehörden gelieferte Waffen werden häufig gestohlen und tauchen auf dem Schwarzmarkt wieder auf. Außerdem kommt es durchaus vor, daß Waffen ohne Wissen oder Genehmigung des Erstverkäufers an Dritte weiterverkauft werden. In einem Artikel der Zeitschrift Arms Control Today hieß es: „Vor allem nationale Regierungen dürfen sich nicht damit zufriedengeben, drastische Maßnahmen gegen den illegalen Handel mit Kleinwaffen zu unterstützen; sie müssen darüber hinaus prüfen, welche Rolle sie selbst gegenwärtig beim legalen Waffenhandel spielen.“ Viele hoffen zwar, die Staatengemeinschaft werde irgendwann energisch gegen den Handel mit Kleinwaffen vorgehen, doch ein Journalist bemerkte: „Man braucht sich wirklich keine großen Hoffnungen zu machen, wo doch die fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat allein für über 80 Prozent des Waffenhandels in der Welt verantwortlich sind.“

      Die Verbreitung von Kleinwaffen und leichten Waffen zu kontrollieren ist auch deshalb problematisch, weil solche Waffen verhältnismäßig einfach herzustellen sind. Die Herstellung komplizierter Waffensysteme wie Panzer, Flugzeuge und Kriegsschiffe beschränkt sich auf lediglich etwa ein Dutzend Länder. Leichte Waffen hingegen werden mittlerweile von über 300 Herstellern in gut 50 Staaten produziert. Da die Hersteller von Schußwaffen immer zahlreicher werden, wachsen nicht nur die nationalen Arsenale an, sondern es bieten sich auch ungleich mehr Möglichkeiten, Milizen, Rebellenverbände und kriminelle Organisationen mit Waffen zu versorgen.

      Heißumstrittene Fragen

      Bis hierher haben wir uns hauptsächlich mit dem Einsatz von Kleinwaffen in vom Krieg heimgesuchten Staaten beschäftigt. Aber auch in relativ stabilen Staaten, in denen kein Krieg herrscht, wird heftig darüber gestritten, inwieweit der Besitz von Waffen kontrolliert werden sollte. Verfechter strenger Waffenkontrollgesetze behaupten, mehr Schußwaffen führten zu mehr Tötungsdelikten. Sie führen als Beispiel an, daß in den Vereinigten Staaten, wo die Kontrollen nachlässig gehandhabt werden und es eine Menge Waffen gibt, die Mordquote, gemessen an der Bevölkerungszahl, wesentlich höher ist als in England, wo strenge Waffengesetze herrschen. Gegner der Waffenkontrollgesetze sind schnell mit dem Gegenargument bei der Hand, daß in der Schweiz Waffen für die meisten Bürger leicht zugänglich sind, die Zahl der Tötungsdelikte aber gering ist.

      Noch komplizierter wird die Sache durch Studien, die ergaben, daß die Quote der Morde ohne Schußwaffengebrauch in den USA höher ist als die Quote aller verübten Morde in vielen europäischen Ländern. Andererseits gibt es Staaten, in denen die Quote der Morde ohne Schußwaffengebrauch höher ist als die Quote aller verübten Morde in den Vereinigten Staaten.

      Statistiken werden gern gebraucht (oder mißbraucht), um einen bestimmten Standpunkt zu untermauern. Und in der Debatte um Waffenkontrolle scheint es für jedes Argument offenbar einleuchtende Gegenargumente zu geben. Die strittigen Sachverhalte sind vielschichtig. Fachleute stimmen jedoch allgemein überein, daß für Mordquoten und Verbrechensraten neben Waffenbesitz viele weitere Faktoren eine Rolle spielen.

      „Nicht Waffen, sondern Menschen töten“ ist von der mächtigen National Rifle Association (Interessenverband der Waffenbesitzer) in den Vereinigten Staaten immer wieder zu hören. Nach dieser Ansicht ist eine Schußwaffe zwar zum Töten geschaffen, sie tut dies aber nicht von sich aus. Jemand muß — absichtlich oder versehentlich — abdrücken. Immerhin, so wenden andere ein, machen Schußwaffen es Menschen leichter, Menschen zu töten.

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