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  • „Diese Dinge müssen geschehen“
    Der Wachtturm 1999 | 1. Mai
    • „Diese Dinge müssen geschehen“

      „Jesus gab ihnen zur Antwort: ‚... diese Dinge müssen geschehen, aber es ist noch nicht das Ende‘ “ (MATTHÄUS 24:4-6).

      1. Welches Thema sollte unser Interesse fesseln?

      OHNE Zweifel sind wir an unserem Leben und an unserer Zukunft interessiert. Dann müßte uns auch ein Thema interessieren, das 1877 die Aufmerksamkeit von C. T. Russell fesselte. Russell, der spätere Gründer der Watch Tower Society, verfaßte die Broschüre The Object and Manner of Our Lord’s Return (Der Zweck und die Art und Weise der Wiederkunft des Herrn). Diese 64seitige Druckschrift handelte von der Wiederkunft Jesu oder seinem künftigen Kommen (Johannes 14:3). Über jene Wiederkunft stellten einige Apostel auf dem Ölberg einmal die Frage: „Wann werden diese Dinge geschehen, und was wird das Zeichen deiner Gegenwart [oder: „für dein Kommen“, Lutherbibel] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ (Matthäus 24:3).

      2. Warum gibt es viele widersprüchliche Ansichten über das, was Jesus vorhergesagt hat?

      2 Ist uns Jesu Antwort bekannt, und verstehen wir sie? Sie ist in drei Evangelien zu finden. Professor D. A. Carson schreibt: „Nur wenige Kapitel in der Bibel haben mehr Meinungsverschiedenheiten unter den Auslegern hervorgerufen als Matthäus 24 und dessen Parallelberichte in Markus 13 und Lukas 21.“ Anschließend äußert er seine eigene Meinung und fügt damit den widersprüchlichen menschlichen Ansichten eine weitere hinzu. In den letzten etwa hundert Jahren zeugten viele solche Ansichten von Unglauben. Diejenigen, die sie vertraten, behaupteten, Jesus habe das, was in den Evangelien zu lesen sei, nie gesagt, seine Reden seien später verfälscht worden oder seine Voraussagen seien nicht eingetroffen — Ansichten, die von der höheren Kritik beeinflußt wurden. Ein Kommentator betrachtete das Markusevangelium sogar „aus der Sicht der buddhistischen Mahajana-Philosophie“!

      3. Wie betrachten Jehovas Zeugen Jesu Prophezeiung?

      3 Im Gegensatz dazu halten Jehovas Zeugen die Bibel für authentisch und zuverlässig, auch das, was Jesus zu den vier Aposteln sagte, die drei Tage vor seinem Tod mit ihm auf dem Ölberg waren. Seit den Tagen C. T. Russells haben Gottes Diener nach und nach ein klareres Verständnis der Prophezeiung erlangt, die Jesus dort äußerte. In den letzten Jahren hat Der Wachtturm ihre Ansicht über diese Prophezeiung noch mehr erläutert. Haben wir den Aufschluß in uns aufgenommen, und erkennen wir die Auswirkung auf unser Leben?a Befassen wir uns noch einmal damit.

      Eine tragische Erfüllung zeichnet sich ab

      4. Warum könnten die Apostel Jesus über die Zukunft befragt haben?

      4 Die Apostel wußten, daß Jesus der Messias war. Als sie ihn von seinem Tod, seiner Auferstehung und seiner Wiederkunft reden hörten, mußten sie sich also gefragt haben: „Wenn Jesus stirbt und weggeht, wie kann er dann die wunderbaren Dinge vollbringen, die von dem Messias erwartet werden?“ Außerdem sprach Jesus von dem Ende Jerusalems mitsamt dem Tempel. Die Apostel haben sich wahrscheinlich gefragt: „Wann und wie wird das geschehen?“ Um all das verstehen zu können, stellten die Apostel die Frage: „Wann werden diese Dinge geschehen, und was wird das Zeichen sein, wann alle diese Dinge zu einem Abschluß kommen sollen?“ (Markus 13:4; Matthäus 16:21, 27, 28; 23:37 bis 24:2).

      5. Wie erfüllte sich das, was Jesus sagte, im ersten Jahrhundert?

      5 Jesus sagte Kriege, Hungersnöte, Seuchen, Erdbeben, Haß und Christenverfolgung voraus sowie falsche Messiasse und eine umfassende Verkündigung der guten Botschaft vom Königreich. Dann sollte das Ende kommen (Matthäus 24:4-14; Markus 13:5-13; Lukas 21:8-19). Jesus sagte dies Anfang des Jahres 33 u. Z. In den folgenden Jahrzehnten konnten seine wachsamen Jünger erkennen, daß sich das, was vorhergesagt worden war, eindeutig abspielte. Ja, die Geschichte beweist, daß das Zeichen zu jener Zeit eine Erfüllung hatte, was zum Abschluß des jüdischen Systems der Dinge durch die Römer in den Jahren 66 bis 70 u. Z. führte. Wie kam es dazu?

      6. Was entwickelte sich 66 u. Z. zwischen den Römern und den Juden?

      6 In der heißen Sommerzeit des Jahres 66 u. Z. griffen jüdische Zeloten in Judäa römische Wachtposten in einer Festung unweit des Tempels in Jerusalem an, woraufhin überall im Land Gewalt ausbrach. In dem Werk Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart berichtet Professor Heinrich Graetz: „Cestius, der Statthalter von Syrien, dem die Ehre der römischen Waffen ... oblag, durfte das Umsichgreifen des Aufstandes nicht länger geduldig ansehen. Er sammelte daher seine Legionen und die Hilfstruppen der nachbarlichen Fürsten.“ Dieses 30 000 Mann starke Heer umzingelte Jerusalem. Nach einigen Scharmützeln zogen sich die Juden hinter die Mauern in der Nähe des Tempels zurück. „Fünf Tage hintereinander stürmten die Römer gegen die Mauern, wurden aber stets von den Geschossen der Juden zum Weichen gebracht. Erst am sechsten gelang es ihnen, die nördliche Mauer gegen den Tempel zum Theil zu durchbrechen.“

      7. Warum konnten Jesu Jünger die Dinge anders ansehen als die meisten Juden?

      7 Man denke nur, wie verstört die Juden gewesen sein müssen, da sie lange Zeit meinten, Gott werde ihren Tempel und ihre heilige Stadt beschützen. Jesu Jünger waren jedoch im voraus vor dem Unglück gewarnt worden, das Jerusalem bevorstand. Jesus hatte vorhergesagt: „Es werden Tage über dich kommen, da werden deine Feinde eine Befestigung aus Spitzpfählen um dich bauen und werden dich ringsum einschließen und dich von allen Seiten bedrängen, und sie werden dich und deine Kinder in deiner Mitte zu Boden schmettern, und sie werden in dir keinen Stein auf dem anderen lassen“ (Lukas 19:43, 44). Würde das aber für Christen, die sich 66 u. Z. in Jerusalem aufhielten, den Tod heraufbeschwören?

      8. Welches Unheil sagte Jesus voraus, und wer waren die „Auserwählten“, derentwegen die Tage verkürzt würden?

      8 Als Jesus den Aposteln auf dem Ölberg antwortete, sagte er folgendes voraus: „Jene Tage werden Tage einer Drangsal sein, wie es seit Anfang der Schöpfung, die Gott schuf, bis zu dieser Zeit keine gegeben hat und nicht wieder geben wird. In der Tat, wenn Jehova die Tage nicht verkürzt hätte, so würde kein Fleisch gerettet werden. Aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er die Tage verkürzt“ (Markus 13:19, 20; Matthäus 24:21, 22). Die Tage sollten also verkürzt und die „Auserwählten“ gerettet werden. Wer war damit gemeint? Gewiß nicht die rebellischen Juden, die vorgaben, Jehova anzubeten, aber seinen Sohn verworfen hatten (Johannes 19:1-7; Apostelgeschichte 2:22, 23, 36). Die wahren Auserwählten waren damals die Juden und Nichtjuden, die an Jesus als Messias und Retter Glauben ausübten. Diese hatte Gott auserwählt, und zu Pfingsten 33 u. Z. hatte er aus ihnen eine neue, geistige Nation gebildet, „das Israel Gottes“ (Galater 6:16; Lukas 18:7; Apostelgeschichte 10:34-45; 1. Petrus 2:9).

      9, 10. Wie wurden die Tage des römischen Angriffs „verkürzt“, und mit welchem Ergebnis?

      9 Wurden die Tage „verkürzt“ und die Auserwählten in Jerusalem gerettet? Professor Graetz äußert die Vermutung: „[Cestius Gallus] hielt es nicht für rathsam, einen Kampf mit begeisterten Helden fortzusetzen, der den Feldzug in die Länge gezogen haben würde. Die Regenzeit des Herbstes nahte heran ... und verhinderte die Zufuhr von Lebensmitteln. ... Deswegen mochte es Cestius für klüger gehalten haben, den Rückzug anzutreten.“ Was sich Cestius Gallus auch immer überlegt haben mag, das römische Heer zog sich von der Stadt zurück und erlitt schwere Verluste durch Angriffe der ihm nachsetzenden Juden.

      10 Der überraschende Rückzug der Römer erlaubte es, daß „Fleisch“ — Jesu Jünger, die in Jerusalem in Gefahr waren — gerettet wurde. Aus der Geschichte geht hervor, daß Christen aus der Gegend flohen, als sich ihnen die Gelegenheit bot. Welch eine Schaustellung der Fähigkeit Gottes, die Zukunft vorauszusehen und das Überleben seiner Anbeter zu sichern! Was widerfuhr aber den ungläubigen Juden, die in Jerusalem und Judäa blieben?

      Zeitgenossen würden es erleben

      11. Was sagte Jesus über „diese Generation“?

      11 Viele Juden waren überzeugt, daß ihr System der Anbetung, in dessen Mittelpunkt der Tempel stand, von Dauer sei. Doch Jesus sagte: „Von dem Feigenbaum ... lernt ... folgendes: Sobald sein junger Zweig weich wird und er Blätter hervortreibt, erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist. Ebenso erkennt auch ihr, wenn ihr alle diese Dinge seht, daß er nahe an den Türen ist. Wahrlich, ich sage euch, daß diese Generation auf keinen Fall vergehen wird, bis alle diese Dinge geschehen. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden auf keinen Fall vergehen“ (Matthäus 24:32-35).

      12, 13. Wie dürften die Jünger die Bezugnahme Jesu auf „diese Generation“ verstanden haben?

      12 In den Jahren vor 66 u. Z. sollten die Christen viele das Ende ankündigende Bestandteile des kombinierten Zeichens eintreffen sehen: Kriege, Hungersnöte und sogar ein umfangreiches Predigen der guten Botschaft vom Königreich (Apostelgeschichte 11:28; Kolosser 1:23). Wann aber sollte das Ende kommen? Was meinte Jesus, als er sagte: ‘Diese Generation [griechisch: geneá] wird nicht vergehen.’? Jesus hatte die Masse zeitgenössischer gegnerischer Juden, darunter die geistlichen Führer, oft als „eine böse und ehebrecherische Generation“ bezeichnet (Matthäus 11:16; 12:39, 45; 16:4; 17:17; 23:36). Wenn er also auf dem Ölberg erneut von ‘dieser Generation’ sprach, dann meinte er wohl kaum das gesamte Geschlecht der Juden im Verlauf der Geschichte, noch meinte er seine Nachfolger, wenngleich sie ein „auserwähltes Geschlecht“ waren (1. Petrus 2:9). Jesus sprach auch nicht von ‘dieser Generation’ als von einem Zeitabschnitt.

      13 Jesus hatte vielmehr die damaligen gegnerischen Juden im Sinn, die das Eintreffen des Zeichens, das er nannte, erleben sollten. Hinsichtlich der Erwähnung ‘dieser Generation’ in Lukas 21:32 bemerkt Professor Joel B. Green: „In dem Dritten Evangelium bezeichnet ‚diese Generation‘ (und verwandte Wendungen) regelmäßig eine Kategorie von Menschen, die dem Vorsatz Gottes widerstanden. ... [Sie bezieht sich] auf Menschen, die sich starrköpfig von dem göttlichen Vorsatz abwenden.“b

      14. Was widerfuhr jener „Generation“, aber wieso ging es mit den Christen anders aus?

      14 Die böse Generation jüdischer Gegner, die das Eintreffen des Zeichens beobachten konnte, sollte auch das Ende erleben (Matthäus 24:6, 13, 14). Und sie erlebten es auch! Im Jahr 70 u. Z. kehrte das römische Heer unter Titus, dem Sohn Kaiser Vespasians, zurück. Das Leid der Juden, die wie zuvor in der Stadt eingeschlossen waren, ist kaum vorstellbar.c Der Augenzeuge Flavius Josephus berichtet, daß etwa 1 100 000 Juden starben, als die Römer die Stadt schleiften, und daß ungefähr 100 000 gefangengenommen wurden, von denen die meisten bald auf schreckliche Weise verhungerten oder in den römischen Amphitheatern umkamen. Die Drangsal der Jahre 66 bis 70 u. Z. war wirklich die größte, die Jerusalem und das jüdische System je erlebt hatten und je erleben sollten. Wie ganz anders es doch mit den Christen ausging, die Jesu prophetische Warnung beachtet und Jerusalem nach dem Rückzug der römischen Heere 66 u. Z. verlassen hatten! Die gesalbten christlichen „Auserwählten“ waren im Jahr 70 u. Z. „gerettet“ oder befanden sich in Sicherheit (Matthäus 24:16, 22).

      Eine weitere Erfüllung steht bevor

      15. Wieso können wir sicher sein, daß Jesu Prophezeiung nach 70 u. Z. eine größere Erfüllung hat?

      15 Das war jedoch nicht der Abschluß. Jesus hatte zuvor erkennen lassen, daß er nach der Verwüstung der Stadt im Namen Jehovas kommen würde (Matthäus 23:38, 39; 24:2). Dann verdeutlichte er es in seiner Prophezeiung, die er auf dem Ölberg äußerte. Als er die bevorstehende „große Drangsal“ erwähnte, sagte er, daß danach falsche Christusse aufstehen würden und daß Jerusalem von den Nationen über längere Zeit zertreten würde (Matthäus 24:21, 23-28; Lukas 21:24). Könnte es sein, daß eine weitere, eine größere Erfüllung bevorstand? Die Tatsachen sprechen dafür. Wenn wir Offenbarung 6:2-8 (geschrieben nach der Drangsal, die 70 u. Z. über Jerusalem kam) mit Matthäus 24:6-8 und Lukas 21:10, 11 vergleichen, erkennen wir, daß Krieg, Nahrungsmittelknappheit und Seuchen größeren Ausmaßes bevorstanden. Diese größere Erfüllung der Worte Jesu ist seit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 im Gange.

      16—18. Was wird gemäß unseren Erwartungen noch geschehen?

      16 Jahrzehntelang haben Jehovas Zeugen gelehrt, daß das gegenwärtige Eintreffen des Zeichens beweist, daß noch eine „große Drangsal“ bevorsteht. Die gegenwärtige böse „Generation“ wird diese Drangsal erleben. Es scheint, daß es wiederum eine Eröffnungsphase geben wird (einen Angriff auf die gesamte falsche Religion), genauso wie der Angriff von Cestius Gallus im Jahr 66 u. Z. die Drangsal für Jerusalem eröffnete.d Dann wird nach einer Unterbrechung von nicht näher bezeichneter Länge das Ende kommen — eine Vernichtung von weltweitem Ausmaß, die eine Parallele zu der Vernichtung im Jahr 70 u. Z. darstellt.

      17 Bezug nehmend auf die Drangsal, die jetzt kurz bevorsteht, sagte Jesus: „Sogleich nach der Drangsal jener Tage [der Vernichtung der falschen Religion] wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond wird sein Licht nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes im Himmel erscheinen, und dann werden sich alle Stämme der Erde wehklagend schlagen, und sie werden den Menschensohn mit Macht und großer Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen“ (Matthäus 24:29, 30).

      18 Somit sagte Jesus selbst, daß „nach der Drangsal jener Tage“ bestimmte Himmelsphänomene auftreten werden. (Vergleiche Joel 2:28-32; 3:15.) Das wird ungehorsame Menschen so sehr erschrecken und erschüttern, daß sie ‘sich wehklagend schlagen’ werden. Viele werden „ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die bewohnte Erde kommen“. Aber bei wahren Christen wird das nicht der Fall sein. Sie ‘werden ihre Häupter emporheben, denn ihre Befreiung naht’ (Lukas 21:25, 26, 28).

      Ein Gericht steht bevor!

      19. Wie können wir feststellen, wann sich das Gleichnis von den Schafen und den Ziegenböcken erfüllt?

      19 Beachten wir, daß in Matthäus 24:29-31 vorausgesagt wird, daß 1. der Menschensohn kommt, 2. dieses Kommen in großer Herrlichkeit vor sich gehen wird, 3. die Engel bei ihm sein werden und 4. alle Stämme der Erde ihn sehen werden. Jesus wiederholte diese Aspekte in dem Gleichnis von den Schafen und den Ziegenböcken (Matthäus 25:31-46). Daraus können wir schlußfolgern, daß dieses Gleichnis von der Zeit handelt, in der Jesus nach dem anfänglichen Ausbruch von Drangsal mit seinen Engeln kommen und sich auf den Thron setzen wird, um zu richten (Johannes 5:22; Apostelgeschichte 17:31; vergleiche 1. Könige 7:7; Daniel 7:10, 13, 14, 22, 26; Matthäus 19:28). Wer wird gerichtet werden, und mit welchem Ausgang? Aus dem Gleichnis geht hervor, daß Jesus allen Nationen seine Aufmerksamkeit zuwenden wird; es wird sein, als wären sie unmittelbar vor seinem himmlischen Thron versammelt.

      20, 21. (a) Was wird mit den Schafen aus dem Gleichnis Jesu geschehen? (b) Was wird den Ziegenböcken in Zukunft widerfahren?

      20 Schafähnliche Männer und Frauen werden von den anderen getrennt und zur Rechten Jesu — in seine Gunst — gestellt werden. Warum? Weil sie die Gelegenheiten, die sich ihnen boten, genutzt haben, seinen Brüdern — gesalbten Christen, die am himmlischen Königreich Christi teilhaben werden — Gutes zu tun (Daniel 7:27; Hebräer 2:9 bis 3:1). In Übereinstimmung mit dem Gleichnis haben Millionen schafähnliche Christen Jesu geistige Brüder anerkannt und sie unterstützt. Demzufolge hat die große Volksmenge die biblisch begründete Hoffnung, die „große Drangsal“ zu überleben und dann für immer im Paradies zu leben, im irdischen Bereich des Königreiches Gottes (Offenbarung 7:9, 14; 21:3, 4; Johannes 10:16).

      21 Welch einen anderen Ausgang es doch mit den Ziegenböcken nehmen wird! Sie werden in Matthäus 24:30 als solche beschrieben, die ‘sich wehklagend schlagen’, wenn Jesus kommt. Und dazu werden sie auch allen Grund haben, denn sie sind dafür bekannt, daß sie die gute Botschaft vom Königreich ablehnen, Jesu Jüngern widerstehen und die vergehende Welt bevorzugen (Matthäus 10:16-18; 1. Johannes 2:15-17). Jesus — keiner seiner Jünger auf der Erde — bestimmt, wer die Ziegenböcke sind. Über sie sagt er: „Diese werden in die ewige Abschneidung weggehen“ (Matthäus 25:46).

      22. Welcher Teil der Prophezeiung Jesu verdient unsere weitere Betrachtung?

      22 Unser fortschreitendes Verständnis der Prophezeiung in Matthäus, Kapitel 24 und 25 ist begeisternd. Es gibt indes einen Aspekt der Prophezeiung Jesu, der weiterhin unsere Aufmerksamkeit verdient: ‘das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht und an heiliger Stätte steht’. Jesus forderte seine Nachfolger auf, Unterscheidungsvermögen anzuwenden und handlungsbereit zu sein (Matthäus 24:15, 16). Was ist „das abscheuliche Ding“? Wann steht es an heiliger Stätte? Und was haben unsere gegenwärtigen und zukünftigen Lebensaussichten damit zu tun? Das wird im nächsten Artikel behandelt werden.

  • „Der Leser wende Unterscheidungsvermögen an“
    Der Wachtturm 1999 | 1. Mai
    • „Der Leser wende Unterscheidungsvermögen an“

      „Wenn ihr ... das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht, ... an heiliger Stätte stehen seht ..., dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge zu fliehen beginnen“ (MATTHÄUS 24:15, 16).

      1. Was bewirkte die Warnung, die Jesus gemäß Lukas 19:43, 44 ergehen ließ?

      WIR können einem herannahenden Unglück ausweichen, wenn wir gewarnt worden sind (Sprüche 22:3). Stellen wir uns daher vor, in welcher Lage sich die Christen in Jerusalem nach dem Angriff der Römer im Jahr 66 u. Z. befanden. Jesus hatte warnend darauf hingewiesen, daß die Stadt umzingelt und zerstört werden würde (Lukas 19:43, 44). Die meisten Juden nahmen ihn nicht ernst. Doch seine Jünger beachteten seine Warnung. Demzufolge blieben sie vor dem Unglück des Jahres 70 u. Z. bewahrt.

      2, 3. Warum sollten wir uns für die Prophezeiung Jesu interessieren, die in Matthäus 24:15-21 aufgezeichnet ist?

      2 In einer Prophezeiung, die auch uns heute betrifft, beschrieb Jesus ein kombiniertes Zeichen, zu dem Kriege, Lebensmittelknappheit, Erdbeben, Seuchen und die Verfolgung von Christen, die das Königreich Gottes predigen, gehören (Matthäus 24:4-14; Lukas 21:10-19). Jesus gab seinen Jüngern einen Anhaltspunkt, an Hand dessen sie leichter erkennen konnten, daß das Ende nahe war — ein ‘abscheuliches Ding, das Verwüstung verursacht, steht an heiliger Stätte’ (Matthäus 24:15). Untersuchen wir noch einmal jene bedeutungsvollen Worte, um zu sehen, wie sie sich heute und in Zukunft auf unser Leben auswirken können.

      3 Nachdem Jesus das Zeichen beschrieben hatte, sagte er: „Wenn ihr ... das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht, von dem Daniel, der Prophet, geredet hat, an heiliger Stätte stehen seht (der Leser wende Unterscheidungsvermögen an), dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge zu fliehen beginnen. Wer auf dem Hausdach ist, steige nicht hinab, um die Güter aus seinem Haus zu holen; und wer auf dem Feld ist, kehre nicht ins Haus zurück, um sein äußeres Kleid mitzunehmen. Wehe den schwangeren Frauen und denen, die ein Kleinkind stillen in jenen Tagen! Betet unablässig, daß eure Flucht nicht zur Winterzeit erfolge noch am Sabbattag; denn dann wird große Drangsal sein, wie es seit Anfang der Welt ... keine gegeben hat“ (Matthäus 24:15-21).

      4. Woran ist zu erkennen, daß sich Matthäus 24:15 im ersten Jahrhundert erfüllte?

      4 Die Aufzeichnungen von Markus und Lukas liefern ergänzende Einzelheiten. Wo Matthäus „an heiliger Stätte stehen“ schreibt, heißt es in Markus 13:14: „wo es nicht stehen sollte“. In Lukas 21:20 heißt es außerdem: „Wenn ihr ... die Stadt Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann erkennt, daß ihre Verwüstung nahe gekommen ist.“ Daraus ist zu ersehen, daß der 66 u. Z. eingeleitete römische Angriff auf Jerusalem und auch auf den Tempel — eine Stätte, heilig für die Juden, aber nicht mehr die für Jehova heilige Stätte — zur ersten Erfüllung gehörte. Die vollständige Verwüstung ereignete sich, als die Römer die Stadt mitsamt dem Tempel im Jahr 70 u. Z. zerstörten. Was war „das abscheuliche Ding“ damals? Und inwiefern ‘stand es an heiliger Stätte’? Die Antworten auf diese Fragen werden dazu beitragen, uns die heutige Erfüllung zu verdeutlichen.

      5, 6. (a) Warum würde der Leser von Daniel, Kapitel 9 Unterscheidungsvermögen benötigen? (b) Wie erfüllte sich Jesu Prophezeiung über „das abscheuliche Ding“?

      5 Jesus forderte den Leser auf, Unterscheidungsvermögen anzuwenden. Den Leser wovon? Wahrscheinlich von Daniel, Kapitel 9. Dort finden wir eine Prophezeiung, die anzeigt, wann der Messias erscheinen sollte, und in der vorhergesagt wird, daß er nach dreieinhalb Jahren „abgeschnitten“ würde. Die Prophezeiung lautet: „Auf dem Flügel abscheulicher Dinge wird der sein, der Verwüstung verursacht; und bis zu einer Ausrottung wird sich dann gerade das, was beschlossen ist, auch über den verödet Liegenden ergießen“ (Daniel 9:26, 27; siehe auch Daniel 11:31; 12:11).

      6 Die Juden meinten, dies beziehe sich auf die etwa 200 Jahre zurückliegende Entweihung des Tempels durch Antiochos IV. Wie Jesus jedoch zeigte, war es nicht so, und er riet zur Anwendung von Unterscheidungsvermögen, weil „das abscheuliche Ding“ noch erscheinen und „an heiliger Stätte“ stehen sollte. Es liegt auf der Hand, daß Jesus das römische Heer meinte, das 66 u. Z. mit unverwechselbaren Feldzeichen heranrücken würde. Solche schon lange gebräuchlichen Standarten waren eigentlich Götzen, und die Juden empfanden sie als abscheulich.a Wann aber würden die römischen Soldaten „an heiliger Stätte stehen“? Dazu kam es, als das römische Heer, ausgerüstet mit Feldzeichen, Jerusalem samt dem Tempel angriff, den die Juden als heilig betrachteten. Die Römer begannen sogar damit, die Mauer des Tempelgebiets zu untergraben. Das, was seit langem als abscheulich galt, stand jetzt tatsächlich an heiliger Stätte! (Jesaja 52:1; Matthäus 4:5; 27:53; Apostelgeschichte 6:13).

      „Das abscheuliche Ding“ heute

      7. Welche Prophezeiung Jesu erfüllt sich in unserer Zeit?

      7 Seit dem Ersten Weltkrieg sehen wir die größere Erfüllung des von Jesus angeführten Zeichens, das in Matthäus, Kapitel 24 aufgezeichnet ist. Erinnern wir uns indes an seine Worte: „Wenn ihr ... das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht, ... an heiliger Stätte stehen seht ..., dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge zu fliehen beginnen“ (Matthäus 24:15, 16). Dieser Teil der Prophezeiung muß auch für unsere Zeit gelten.

      8. Als was haben Jehovas Zeugen „das abscheuliche Ding“ in der Neuzeit über viele Jahre wiederholt identifiziert?

      8 Um zu zeigen, mit welcher Gewißheit Jehovas Diener die Erfüllung dieser Prophezeiung erwarteten, wurde sie im Wacht-Turm von September 1921 in Verbindung mit Entwicklungen im Nahen Osten in den Mittelpunkt gerückt. Später hieß es in der Ausgabe des Wacht-Turms vom 1. Februar 1930 auf Seite 38 definitiv: „Die ganze Tendenz des Völkerbundes zielt darauf hin, das Volk von Gott und von Christus wegzuwenden, und deshalb ist er ein verwüstendes Ding, das Produkt Satans und ein Greuel in den Augen Gottes.“ Somit erschien „das abscheuliche Ding“ im Jahr 1919. Im Laufe der Zeit wich der Völkerbund den Vereinten Nationen. Jehovas Zeugen haben schon früh aufgedeckt, daß jene von Menschen geschaffenen Friedensorganisationen in Gottes Augen abscheulich sind.

      9, 10. Wie wirkte sich das frühere Verständnis von der großen Drangsal auf unsere Ansicht über die Zeit aus, wann „das abscheuliche Ding“ an heiliger Stätte stehen würde?

      9 Im vorigen Artikel wurde ein Überblick über das bessere Verständnis eines großen Teils von Matthäus, Kapitel 24 und 25 gegeben. Ist auch eine gewisse Verdeutlichung im Hinblick auf ‘das abscheuliche Ding, das an heiliger Stätte steht’, wünschenswert? Anscheinend ja. In der Prophezeiung Jesu wird das ‘Stehen an heiliger Stätte’ mit dem Ausbruch der vorhergesagten „Drangsal“ verbunden. Folglich dürfte sich, obwohl „das abscheuliche Ding“ schon längere Zeit existiert, die Verbindung zwischen seinem ‘Stehen an heiliger Stätte’ und der großen Drangsal auf unsere Überlegungen auswirken. Inwiefern?

      10 Gottes Volk ging einst davon aus, daß die erste Phase der großen Drangsal 1914 begonnen habe und daß der Schlußteil in der Schlacht von Harmagedon käme (Offenbarung 16:14, 16; vergleiche den Wachtturm vom 1. Mai 1939, Seite 143, 144). Deshalb können wir verstehen, warum man früher einmal dachte, „das abscheuliche Ding“ der letzten Tage müsse kurz nach dem Ersten Weltkrieg an heiliger Stätte gestanden haben.

      11, 12. Welches geänderte Verständnis über die große Drangsal wurde 1969 unterbreitet?

      11 In späteren Jahren haben wir jedoch die Dinge allmählich anders verstanden. Am Donnerstag, dem 10. Juli 1969, hielt der damalige Vizepräsident der Watch Tower Bible and Tract Society, F. W. Franz, auf dem internationalen Kongreß „Friede auf Erden“ in New York einen begeisternden Vortrag. In einer Rückschau auf das frühere Verständnis der Prophezeiung Jesu sagte Bruder Franz: „Es hieß ..., die ‚große Drangsal‘ habe 1914 u. Z. begonnen, Gott habe aber nicht zugelassen, daß sie ihren Höhepunkt erreiche, sondern habe den Ersten Weltkrieg im November 1918 zum Stillstand gebracht. Auf diese Weise habe er seinem gesalbten Überrest der auserwählten Christen Zeit eingeräumt, damit sie ihr Werk durchführen könnten, bevor in der Schlacht von Harmagedon der letzte Teil der ‚großen Drangsal‘ hereinbreche und diese zum Abschluß gebracht werde.“

      12 Dann wurde eine wesentlich geänderte Erklärung unterbreitet: „Den Ereignissen entsprechend, die sich im ersten Jahrhundert ... abspielten, begann die gegenbildliche ,große Drangsal‘ nicht im Jahre 1914 u. Z. Was in den Jahren 1914 bis 1918 über das neuzeitliche, gegenbildliche Jerusalem ... kam, war lediglich ‚ein Anfang der Bedrängniswehen‘. Die ,große Drangsal‘, wie es nie mehr eine geben wird, steht noch bevor, denn es handelt sich dabei um die Vernichtung des Weltreiches der falschen Religion (einschließlich der Christenheit) und den anschließenden Krieg von Harmagedon, den ,Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen‘.“ Das bedeutete, daß die gesamte große Drangsal noch bevorstand.

      13. Warum ist es folgerichtig, zu sagen, daß „das abscheuliche Ding“ in Zukunft „an heiliger Stätte stehen“ wird?

      13 Das wirkt sich unmittelbar auf das Erkennen der Zeit aus, wann „das abscheuliche Ding“ an heiliger Stätte steht. Erinnern wir uns an das, was sich im ersten Jahrhundert zutrug. Die Römer griffen Jerusalem im Jahr 66 u. Z. an, aber sie zogen sich unvermittelt zurück, wodurch „Fleisch“ (Christen) gerettet werden konnte (Matthäus 24:22). Demgemäß erwarten wir, daß die große Drangsal bald einsetzt, daß sie aber um der Auserwählten Gottes willen verkürzt werden wird. Achten wir auf den folgenden wichtigen Punkt: In dem damaligen Muster war ‘das Stehen des abscheulichen Dings an heiliger Stätte’ mit dem Angriff der Römer im Jahr 66 u. Z. unter General Cestius Gallus verbunden. Die neuzeitliche Parallele zu diesem Angriff — der Ausbruch der großen Drangsal — steht noch bevor. Daher muß sich das seit 1919 bestehende „abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht“, offensichtlich noch an die heilige Stätte stellen.b Wie wird das vor sich gehen? Und wie kann sich das auf uns auswirken?

      Ein bevorstehender Angriff

      14, 15. Inwiefern trägt Offenbarung, Kapitel 17 zum Verständnis der Ereignisse bei, die Harmagedon vorausgehen?

      14 In der Offenbarung wird ein bevorstehender vernichtender Angriff auf die falsche Religion geschildert. Kapitel 17 beschreibt das Gericht Gottes an ‘Babylon der Großen, der Mutter der Huren’ — dem Weltreich der falschen Religion. Die Christenheit spielt eine zentrale Rolle und beansprucht, in einem Bundesverhältnis zu Gott zu stehen. (Vergleiche Jeremia 7:4.) Die falschen Religionen, darunter die Christenheit, hatten lange Zeit unerlaubte Beziehungen mit ‘den Königen der Erde’, doch das wird mit der Verwüstung jener Religionen enden (Offenbarung 17:2, 5). Durch wessen Hand?

      15 Die Offenbarung schildert ‘ein scharlachfarbenes wildes Tier’, das eine Zeitlang besteht, verschwindet und dann zurückkommt (Offenbarung 17:3, 8). Dieses Tier wird von den Herrschern der Welt unterstützt. Einzelheiten der Prophezeiung helfen uns, dieses symbolische Tier als die Friedensorganisation zu erkennen, die 1919 als Völkerbund (ein ‘abscheuliches Ding’) ins Dasein kam und heute in Form der Vereinten Nationen besteht. Aus Offenbarung 17:16, 17 geht hervor, daß Gott es gewissen menschlichen Herrschern, die in jenem „Tier“ prominent sind, ins Herz geben wird, das Weltreich der falschen Religion zu verwüsten. Dieser Angriff kennzeichnet den Ausbruch der großen Drangsal.

      16. Welche beachtenswerten Entwicklungen vollziehen sich, die Religion betreffend?

      16 Liegt das ‘Stehen an heiliger Stätte’ noch vor uns, da der Beginn der großen Drangsal noch aussteht? Offensichtlich ja. Da „das abscheuliche Ding“ Anfang dieses Jahrhunderts in Erscheinung trat und somit seit Jahrzehnten besteht, wird es in naher Zukunft auf einzigartige Weise „an heiliger Stätte“ Stellung beziehen. Genauso, wie die Nachfolger Christi im ersten Jahrhundert sehr wachsam gewesen sein müssen, um zu sehen, wie ‘das Stehen an heiliger Stätte’ Gestalt annehmen würde, so sind auch die heutigen Christen sehr wachsam. Zugegeben, wir müssen die eigentliche Erfüllung abwarten, um alle Einzelheiten kennenzulernen. Es ist jedoch beachtenswert, daß in einigen Ländern bereits eine wachsende Antipathie gegen Religion festzustellen ist. Einige politische Elemente stehen mit ehemaligen Christen im Bund, die vom wahren Glauben abgewichen sind, und fördern die Feindseligkeit gegen Religion im allgemeinen und gegen wahre Christen im besonderen (Psalm 94:20, 21; 1. Timotheus 6:20, 21). Demnach „kämpfen“ die politischen Mächte sogar jetzt „mit dem Lamm“, und wie aus Offenbarung 17:14 hervorgeht, wird dieser Kampf heftiger werden. Weil sie das Lamm Gottes — Jesus Christus in seiner erhöhten, verherrlichten Stellung — nicht buchstäblich zu fassen bekommen, werden sie ihren Widerstand gegen Gottes treue Diener fortsetzen, insbesondere gegen seine „Heiligen“ (Daniel 7:25; vergleiche Römer 8:27; Kolosser 1:2; Offenbarung 12:17). Wir haben die göttliche Zusicherung, daß das Lamm und diejenigen, die bei ihm sind, siegreich sein werden (Offenbarung 19:11-21).

      17. Was können wir, ohne dogmatisch zu sein, darüber sagen, inwiefern „das abscheuliche Ding“ an heiliger Stätte stehen wird?

      17 Wir wissen, daß der falschen Religion Verwüstung bevorsteht. Babylon die Große ist ‘trunken vom Blut der Heiligen’ und spielt die Königin, doch ihre Vernichtung ist sicher. Was den unreinen Einfluß auf die Könige der Erde betrifft, wird ein drastischer Wechsel eintreten, denn jene Beziehung wird seitens der ‘zehn Hörner und des wilden Tieres’ in mörderischen Haß umschlagen (Offenbarung 17:6, 16; 18:7, 8). Wenn das ‘scharlachfarbene wilde Tier’ die religiöse Hure angreift, wird „das abscheuliche Ding“ auf bedrohliche Weise an der sogenannten heiligen Stätte der Christenheit stehen.c Somit wird die Verwüstung bei der untreuen Christenheit beginnen, die sich als heilig hinstellt.

      „Fliehen“ — Wie?

      18, 19. Welche Gründe werden dafür angeführt, daß kein Religionswechsel damit verbunden ist, „in die Berge zu fliehen“?

      18 Nachdem Jesus ‘das Stehen des abscheulichen Dings an heiliger Stätte’ vorhergesagt hatte, mahnte er seine Jünger zur Tat. Meinte er, daß zu jenem späten Zeitpunkt — wenn ‘das abscheuliche Ding an heiliger Stätte steht’ — viele Menschen aus der falschen Religion fliehen und die wahre Anbetung aufnehmen werden? Wohl kaum. Betrachten wir die erste Erfüllung. Jesus sagte: „... dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge zu fliehen beginnen. Wer auf dem Hausdach ist, steige nicht hinab, noch gehe er hinein, um etwas aus seinem Haus zu holen; und wer auf dem Feld ist, der kehre nicht zurück zu den Dingen hinter sich, um sein äußeres Kleid zu holen. Wehe den schwangeren Frauen und denen, die ein Kleinkind stillen in jenen Tagen! Betet unablässig, daß es nicht zur Winterzeit geschehe“ (Markus 13:14-18).

      19 Jesus sagte nicht, daß nur die, die sich in Jerusalem befanden, hinausgehen sollten, als hätte er betonen wollen, daß sie das Zentrum der jüdischen Anbetung verlassen mußten; auch erwähnte er in seiner Warnung keinen Religionswechsel — Flucht aus der falschen und Annahme der wahren Religion. Jesu Jünger mußten bestimmt nicht warnend aufgefordert werden, von einer Religion in die andere zu fliehen; sie waren bereits wahre Christen geworden. Außerdem bewog der Angriff im Jahr 66 u. Z. die Anhänger des Judentums in Jerusalem und ganz Judäa nicht dazu, ihre Religion aufzugeben und zum Christentum überzuwechseln. Professor Heinrich Graetz schreibt, daß diejenigen, die den fliehenden Römern nachsetzten, in die Stadt zurückkamen: „Mit rauschenden Kriegsliedern kehrten die Zeloten nach Jerusalem zurück (8. Marcheschwan, October), und frohe Hoffnungen auf Freiheit und Selbstregierung erfüllten ihre Brust. ... Hatte sich ihnen die Hilfe Gottes nicht eben so gnadenvoll erwiesen, wie den Vorfahren? Und das Herz der Zeloten beschlich keine Bangigkeit um die Zukunft.“

      20. Wie reagierten die frühen Jünger auf Jesu warnenden Rat, in die Berge zu fliehen?

      20 Wie handelte denn die vergleichsweise kleine Zahl der Auserwählten auf den Rat Jesu hin? Sie verließen Judäa und flohen über den Jordan in die Berge; dadurch zeigten sie, daß sie kein Teil des jüdischen Systems waren, weder des politischen noch des religiösen. Sie ließen ihre Felder und ihr Zuhause zurück und packten nicht einmal Hab und Gut aus ihren Häusern zusammen. Des Schutzes und der Unterstützung Jehovas gewiß, stellten sie seine Anbetung allem anderen voran, was wichtig zu sein schien (Markus 10:29, 30; Lukas 9:57-62).

      21. Womit ist nicht zu rechnen, wenn „das abscheuliche Ding“ angreift?

      21 Betrachten wir jetzt die größere Erfüllung. Seit Jahrzehnten fordern wir die Mitmenschen auf, aus der falschen Religion hinauszugehen und die wahre Anbetung aufzunehmen (Offenbarung 18:4, 5). Millionen haben es getan. Aus Jesu Prophezeiung geht nicht hervor, daß sich Menschen massenweise der wahren Anbetung zuwenden werden, sobald die große Drangsal ausgebrochen ist; im Jahr 66 u. Z. gab es gewiß keine Massenbekehrung der Juden. Doch für wahre Christen wird es ein großer Anreiz sein, die Warnung Jesu zu beachten und zu fliehen.

      22. Was kann die Beachtung des Rates Jesu, in die Berge zu fliehen, mit sich bringen?

      22 Gegenwärtig können wir nicht alle Einzelheiten über die große Drangsal kennen, aber wir können logischerweise schlußfolgern, daß die Flucht, von der Jesus sprach, für uns keine Flucht im geographischen Sinne sein wird. Gottes Volk ist bereits überall auf der Erde zu finden, in so gut wie jedem Winkel. Wir können jedoch dessen sicher sein, daß Christen, wenn eine Flucht nötig ist, nach wie vor eine klare Trennung zwischen sich und den Organisationen der falschen Religion beibehalten müssen. Es ist ebenfalls bedeutsam, daß Jesus davor warnte, ins Haus zurückzukehren, um Kleidung oder andere Güter zu holen (Matthäus 24:17, 18). Es können also Prüfungen in bezug auf die Art vor uns liegen, wie wir materielle Dinge betrachten. Sind diese Dinge das Wichtigste, oder ist die Rettung wichtiger, die allen zuteil wird, die auf der Seite Gottes stehen? Ja, unsere Flucht wird vielleicht einige Mühsale und Entbehrungen mit sich bringen. Wir werden bereit sein müssen, zu tun, was nötig ist, wie einst unsere Mitchristen im ersten Jahrhundert, die von Judäa über den Jordan nach Peräa flohen.

      23, 24. (a) Wo nur werden wir Schutz finden? (b) Wie sollte sich Jesu Warnung in bezug auf ‘das abscheuliche Ding, das an heiliger Stätte steht’, auf uns auswirken?

      23 Wir müssen uns dessen gewiß sein, daß Jehova und seine berggleiche Organisation unsere Zufluchtsstätte bleibt (2. Samuel 22:2, 3; Psalm 18:2; Daniel 2:35, 44). Dort werden wir Schutz finden. Wir werden es nicht der Masse der Menschen gleichtun, die in die „Höhlen“ und in die „Felsen der Berge“ fliehen werden — von Menschen gebildete Organisationen und Institutionen, die vielleicht noch sehr kurze Zeit bestehenbleiben, nachdem Groß-Babylon verwüstet worden ist (Offenbarung 6:15; 18:9-11). Die Zeiten werden womöglich schwieriger werden — wie sie wohl 66 u. Z. für schwangere Frauen schwierig waren, als sie aus Judäa flohen, oder für jeden, der bei kaltem Regenwetter unterwegs sein mußte. Doch wir können sicher sein, daß Gott das Überleben ermöglichen wird. Stärken wir daher schon jetzt unser Vertrauen auf Jehova und auf seinen Sohn, der jetzt als König des Königreiches regiert.

      24 Für uns besteht kein Grund, in Furcht vor dem zu leben, was auf uns zukommt. Jesus wollte nicht, daß seine Jünger damals Angst hatten, und er möchte auch nicht, daß wir uns fürchten, weder jetzt noch in der kommenden Zeit. Er versetzte uns in Alarmbereitschaft, so daß wir unser Herz und unseren Sinn vorbereiten können. Schließlich werden gehorsame Christen nicht bestraft, wenn über die falsche Religion und das übrige böse System die Vernichtung hereinbricht. Sie werden Unterscheidungsvermögen anwenden und die Warnung in bezug auf ‘das abscheuliche Ding, das an heiliger Stätte steht’, beachten. Außerdem werden sie entschieden gemäß ihrem unerschütterlichen Glauben handeln. Vergessen wir nie Jesu Zusicherung: „Wer ... bis zum Ende ausgeharrt haben wird, der wird gerettet werden“ (Markus 13:13).

      [Fußnoten]

      a „Die römischen Standarten wurden mit religiöser Ehrfurcht in den Tempeln zu Rom bewacht, und die Reverenz, die dieses Volk ihren Feldzeichen erwies, stand im Verhältnis zu seiner Überlegenheit über andere Nationen ... [Ein Feldzeichen war für die Soldaten] wohl das Heiligste auf Erden. Der römische Soldat schwor bei seinem Feldzeichen“ (The Encyclopædia Britannica, 11. Ausgabe).

      b Durch die Erfüllung der Worte Jesu in den Jahren 66 bis 70 u. Z. können wir besser verstehen, wie sie sich in der großen Drangsal erfüllen werden; es muß jedoch berücksichtigt werden, daß die zwei Erfüllungen wegen des unterschiedlichen Hintergrunds nicht genau parallel verlaufen können.

      c Siehe Wachtturm vom 15. März 1976, Seite 165—168.

      Erinnern wir uns noch?

      ◻ Wie zeigte sich „das abscheuliche Ding, das Verwüstung verursacht“, im ersten Jahrhundert?

      ◻ Warum ist es vernünftig, davon auszugehen, daß das neuzeitliche „abscheuliche Ding“ in Zukunft an heiliger Stätte stehen wird?

      ◻ Was für ein Angriff des ‘abscheulichen Dings’ wird in der Offenbarung vorausgesagt?

      ◻ Was für eine Art ‘Flucht’ könnten wir noch unternehmen müssen?

      [Bild auf Seite 16]

      Babylon die Große wird als „die Mutter der Huren“ bezeichnet

      [Bild auf Seite 17]

      Das scharlachfarbene wilde Tier in Offenbarung, Kapitel 17 ist „das abscheuliche Ding“, von dem Jesus sprach

      [Bild auf Seite 18]

      Das scharlachfarbene wilde Tier wird einen verheerenden Angriff auf die Religion unternehmen

  • Sei wachsam und sei fleißig!
    Der Wachtturm 1999 | 1. Mai
    • Sei wachsam und sei fleißig!

      „Wacht daher beharrlich, denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde“ (MATTHÄUS 25:13).

      1. Was erwartete der Apostel Johannes?

      IM LETZTEN Dialog in der Bibel verhieß Jesus: „Ich komme eilends.“ Johannes, einer seiner Apostel, erwiderte: „Amen! Komm, Herr Jesus.“ Der Apostel zweifelte nicht daran, daß Jesus kommen würde. Johannes gehörte zu den Aposteln, die Jesus gefragt hatten: „Wann werden diese Dinge geschehen, und was wird das Zeichen deiner Gegenwart [griechisch: parousía] und des Abschlusses des Systems der Dinge sein?“ Ja, Johannes erwartete zuversichtlich Jesu künftige Gegenwart (Offenbarung 22:20; Matthäus 24:3).

      2. Welche Situation herrscht in den Kirchen, was die Gegenwart Jesu betrifft?

      2 Eine solche Zuversicht ist heutzutage selten. Viele Kirchen haben eine offizielle Lehre über das „Kommen“ Jesu, doch nur wenige ihrer Mitglieder erwarten es wirklich. Ihr Leben zeugt davon. In einem Buch (The Parousia in the New Testament) heißt es: „Die Erwartung der Parusie ist im Leben, im Denken und im Wirken der Kirche kaum positiv integriert. ... Die große Dringlichkeit, mit der die Kirche ihre Aufgaben in bezug auf Reue und missionarische Verkündigung des Evangeliums wahrnehmen sollte, ist geschwächt, wenn nicht gänzlich geschwunden.“ Aber nicht bei jedem!

      3. (a) Wie denken wahre Christen über die parousía? (b) Was werden wir jetzt im besonderen betrachten?

      3 Jesu wahre Jünger erwarten sehnsüchtig das Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge. Während wir loyal darauf warten, müssen wir die richtige Einstellung zu all dem behalten, was mit Jesu Gegenwart zu tun hat, und entsprechend handeln. Dadurch können wir ‘bis zum Ende ausharren und gerettet werden’ (Matthäus 24:13). Im Verlauf der Prophezeiung, die in Matthäus, Kapitel 24 und 25 zu finden ist, gab Jesus weisen Rat, den wir zu unserem bleibenden Nutzen beachten können. Kapitel 25 enthält Gleichnisse, die uns wahrscheinlich bekannt sind, darunter auch das Gleichnis von den zehn Jungfrauen (den klugen und den törichten Jungfrauen) und das Gleichnis von den Talenten (Matthäus 25:1-30). Inwiefern können wir aus diesen Gleichnissen Nutzen ziehen?

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