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  • Hat Gott die Schwarzen verflucht?
    Erwachet! 1978 | 8. Januar
    • Was sagt die Bibel?

      Hat Gott die Schwarzen verflucht?

      VIELE Geistliche haben diese Frage bejaht. In ihrem Bibelkommentar behaupten die drei Pfarrer Robert Jamieson, A. R. Fausset und David Brown: „Verflucht sei Kanaan [1. Mose 9:25] — diese Worte erfüllten sich, indem ... die Afrikaner, die Nachkommen Hams, zu Sklaven gemacht wurden“ (Commentary, Critical and Explanatory, on the Whole Bible).

      Es wird nicht nur behauptet, daß die Schwarzen in Erfüllung dieses Fluches Sklaven geworden seien, sondern es heißt auch, daß ihre schwarze Hautfarbe eine Folge dieses Fluches sei. Viele Weiße sind deshalb zu der Annahme verleitet worden, die Schwarzen seien minderwertig und es sei Gottes Wille, daß sie den Weißen dienten. Die Art und Weise, wie man die Schwarzen wegen dieser Auslegung des erwähnten Bibeltextes behandelte, erbitterte viele Schwarze. Einer schrieb:

      „Im Sommer 1951 saß ich, ein wissensdurstiges siebenjähriges Kind, auf den Stufen einer Baptistenkirche in Sheepshead Bay (Brooklyn) und weinte. Ich hatte mit aller Kraft versucht, die schwarze Farbe von meiner Haut abzureiben, weil sich die weißen Mädchen, mit denen ich spielte, darüber mokiert hatten. Mein Schrubben mit Ajax nützte jedoch nichts. Die Stelle, die ich gescheuert hatte, wurde lediglich rot, schwoll an und tat sehr weh — fast so weh wie mein Kinderherz, als ich begann, darüber nachzusinnen, warum ein Gott der Liebe Menschen schwarz machen kann. Das konnte doch nur bedeuten, daß er mich nicht liebte.

      Man hatte mir gesagt, daß wir schwarz seien, weil Gott unsere Rasse verflucht habe. Aber ich wußte nicht, noch verstand ich, warum Gott uns auf diese Weise bestrafte. Und jetzt, wo ich darüber nachdenke, glaube ich, daß ich Gott tief in meinem Herzen stets gegrollt habe, weil er mich schwarz gemacht und in eine weiße Welt gesetzt hat.

      Es war ein niederschmetterndes Erlebnis, wenn meine Spielgefährten mit Spottversen stichelten wie: ,Weiße sind willkommen, Braune werden angenommen, aber Schwarze müssen verschwinden.‘ Es begann dann, in mir zu kochen, und mein Zorn richtete sich besonders gegen die weißen Mädchen, die so alt waren wie ich.“

      Was hat es mit diesem in der Bibel erwähnten Fluch auf sich? Haben die Schwarzen eine dunkle Hautfarbe, weil Gott einen ihrer Vorfahren verflucht hat? Ist die jahrhundertelange Versklavung der Schwarzen eine Erfüllung dieses Fluches gewesen? Lehrt die Bibel so etwas? Wir wollen sehen. Der Bibeltext, um den es dabei geht, lautet:

      „Und da er [Noah] von dem Wein trank, ward er trunken und lag im Zelt aufgedeckt. Als nun Ham, Kanaans Vater, seines Vaters Blöße sah, sagte er’s seinen beiden Brüdern draußen ... Als nun Noah erwachte von seinem Rausch und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn angetan hatte, sprach er: Verflucht sei Kanaan und sei seinen Brüdern ein Knecht aller Knechte! Und sprach weiter: Gelobt sei der HERR, der Gott Sems, und Kanaan sei sein Knecht! Gott breite Japhet aus und lasse ihn wohnen in den Zelten Sems, und Kanaan sei sein Knecht!“ (1. Mose 9:21-27, Luther-Bibel).

      Es wurde behauptet, die Schwarzen müßten in Erfüllung dieses Fluches für immer Sklavendienste leisten. Im Jahre 1838 schrieb Theodore Weld, Abolitionist und Begründer einer Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei, in einer populären Flugschrift: „Die [oben erwähnte] Prophezeiung Noahs ist das Vademekum [ständiger Begleiter] eines Sklavenhalters, und keiner wagt es, ohne dieses einen Schritt zu tun“ (The Bible Against Slavery, S. 66).

      Als erstes gilt es zu beachten, daß in diesem Bibelbericht kein Wort davon gesagt wird, daß jemand zufolge dieses Fluches schwarz geworden sei. Ferner ist zu beachten, daß Kanaan und nicht sein Vater Ham verflucht wurde. Kanaan hatte keine schwarze Haut. Auch seine Nachkommen, die in dem Land wohnten, das als Palästina bekannt wurde, waren nicht schwarzhäutig (1. Mose 10:15-19). Die Kanaaniter wurden von den Israeliten, den Nachkommen Sems, unterworfen; danach kamen sie unter die Gewalt der Meder und Perser, dann der Griechen und später der Römer — alles Nachfahren Japhets. Diese Unterwerfung der Kanaaniter erfüllte den prophetischen Fluch, mit dem Kanaan, ihr Stammvater, belegt worden war. Somit hatte der Fluch mit der schwarzen Rasse überhaupt nichts zu tun.

      Von wem stammen denn die Schwarzen ab? Von den anderen Söhnen Hams, von Kusch und wahrscheinlich auch von Put, deren Nachkommen sich in Afrika niederließen. Aber wie wir gesehen haben, sagt die Bibel kein Wort davon, daß die schwarzen Nachkommen dieser Männer verflucht seien. Irrtümlicherweise wurde das jedoch angenommen. Wann begannen die kirchlichen Bibelkommentatoren zu erklären, daß Ham verflucht worden sei?

      Der Verfasser eines vor etwa 1 500 Jahren entstandenen Kommentars, Ambrosiaster genannt, vertrat diese Auffassung. Er schrieb: „Ham, der sich törichterweise über die Nacktheit seines Vaters lustig machte, büßte seine Torheit, indem er zum Sklaven erklärt wurde.“ Und John F. Maxwell schreibt in seinem vor kurzem erschienenen Buch Slavery and the Catholic Church (Sklaverei und die katholische Kirche): „Tausendvierhundert Jahre lang hatte diese unheilvolle fundamentalistische Exegese [Erklärung] Geltung, die zu der weitverbreiteten Auffassung führte, daß die afrikanischen Neger von Gott verflucht seien.“

      Bis vor etwa hundert Jahren vertrat die katholische Kirche die Auffassung, daß die Schwarzen von Gott verflucht seien. Maxwell erklärt, daß dieser Standpunkt anscheinend „noch 1873 vertreten wurde, als Papst Pius IX. für ein Gebet Ablaß gewährte, in dem es hieß, daß ,Gott endlich den Fluch Chams [Hams] vom Herzen der unglücklichen Äthiopier in Zentralafrika entfernen möge‘“.

      Aber schon vor der Entstehung der Christenheit — vor über 1 500 Jahren —, ja wahrscheinlich schon bevor Jesus Christus auf der Erde war, verbreiteten die jüdischen Rabbiner eine Geschichte über den Ursprung der schwarzen Hautfarbe. In dem Werk Encyclopædia Judaica wird gesagt: „Hams Nachkomme (Kusch) ist zur Strafe dafür, daß Ham in der Arche Geschlechtsverkehr hatte, schwarzhäutig.“ In neuerer Zeit sind ähnliche „Geschichten“ fabriziert worden. Verfechter der Sklaverei, wie zum Beispiel John Fletcher aus Louisiana, lehrten, die Ursache, warum Noah diesen Fluch ausgesprochen habe, sei eine Ehe zwischen Angehörigen verschiedener Rassen gewesen. Er behauptete, daß Kain mit einer schwarzen Hautfarbe bestraft wurde, weil er seinen Bruder Abel tötete, und daß Ham sündigte, indem er jemand aus dem Geschlecht Kains heiratete. Es ist beachtenswert, daß auch Nathan Lord, der im vergangenen Jahrhundert Präsident des Dartmouth College war, die Auffassung vertrat, Noah habe Kanaan unter anderem deshalb verflucht, weil Ham „eine unerlaubte eheliche Verbindung mit jemand aus dem Geschlecht Kains, der einst wegen seiner Bosheit verflucht wurde, eingegangen sei“.

      Für solche Lehren findet man in der Bibel allerdings nicht die geringste Stütze. Auch in den vergangenen Jahrhunderten gab es Personen, die darlegten, daß der von Noah geäußerte Fluch zu Unrecht auf die Schwarzen angewandt wurde. Im Juni 1700 erklärte zum Beispiel der Richter Samuel Sewall aus Boston: „Denn Kanaan ist dreimal verflucht worden, dagegen wird Cham [Ham] gar nicht erwähnt. ... Die Schwarzen stammen aber nicht von Kanaan, sondern von Kusch ab.“

      Im Jahre 1762 veröffentlichte ein gewisser John Woolman eine Abhandlung, in der er folgendes darlegte: Der Standpunkt, daß dieser biblische Fluch dazu berechtigt, Menschen zu versklaven und ihnen ihre Naturrechte vorzuenthalten, ist „zu ungeheuerlich, als daß ein Mensch, der aufrichtig wünscht, nach festen Grundsätzen zu handeln, ihn anerkennen könnte“.

      Welch ein großer Schaden ist dadurch angerichtet worden, daß Vertreter der Kirche diesen in der Bibel erwähnten Fluch falsch gedeutet haben! Die Versklavung der schwarzen Afrikaner und ihre Mißhandlung seit der Zeit der Sklaverei können mit der Bibel in keiner Weise gerechtfertigt werden. Tatsache ist, daß Gott die schwarze Rasse zu keiner Zeit verflucht hat!

  • Wir beobachten die Welt
    Erwachet! 1978 | 8. Januar
    • Wir beobachten die Welt

      Mangel an Nachwuchs

      ◆ Nach einer Meldung in den Nürnberger Nachrichten bezeichnete der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Graber den mangelnden Priesternachwuchs als seine „große Sorge“. Ein Vergleich zeigt, daß in den bayrischen Diözesen im Jahre 1977 33 Priester starben, aber nur 15 neue Priester geweiht wurden. Auch die Zahlen der Anmeldungen zum Priesterseminar in Regensburg seien im Vergleich zu früheren Jahren relativ gering. Es lagen zur Zeit der Abfassung des Berichtes nur 14 Anmeldungen vor.

      Herzoperationen ohne Bluttransfusionen erfolgreich

      ◆ Wie Der Spiegel meldete, hat der texanische Herzchirurg Cooley mit seinem Team in Houston in den ersten zwanzig Jahren 542 Zeugen Jehovas am Herzen operiert, obwohl diese eine Bluttransfusion aus religiösen Gründen ablehnten. Wie berichtet wird, haben mehr als 90 Prozent den schweren Eingriff überlebt. Dieser gute Erfolg, selbst bei Operationen am offenen Herzen mit der Herz-Lungen-Maschine, hat das Operationsteam von Cooley veranlaßt, mit Bluttransfusionen wegen des damit verbundenen Risikos einer Hepatitis oder anderer Virusinfektionen sowie von Lungen- und Nierenschäden bei allen großen Eingriffen „zurückhaltend zu sein“.

      Hoher Prozentsatz an Rentnern

      ◆ Wie aus dem Geschäftsbericht der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) in Berlin hervorgeht, sind im Jahre 1976 insgesamt rund 31,8 Milliarden Mark an Rentner gezahlt worden. Damit wurde der im Jahre 1975 ausgezahlte Betrag um 15,4 Prozent überschritten. Wie die Süddeutsche Zeitung meldete, lebt nach dem Stand vom Mai 1976 etwa jeder fünfte Bundesbürger überwiegend von der Rente, das sind rund 20 Prozent.

      Wird Mexico City die größte Stadt der Erde?

      ◆ Wenn die Vorausberechnungen des Internationalen Arbeitsamtes in Genf sich bewahrheiten sollten, dann würde Mexico City im Jahre 2000 eine Einwohnerzahl von 32 Millionen aufweisen und damit die größte Stadt der Erde sein; die zweitgrößte Stadt wäre São Paulo mit 26 Millionen Einwohnern. In einer Studie wird den Entwicklungsländern geraten, die Größe der Städte auf 600 000 Bewohner zu begrenzen. Bis zu dieser Größe seien Städte noch attraktiv für die jungen Menschen auf dem Lande, und sie könnten dort auch noch Arbeitsplätze in der Industrie finden. Mit zunehmender Größe jedoch weisen Städte eine rapide Zunahme negativer Erscheinungen auf. Dazu gehören, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, hohe Kosten für die Infrastruktur, starke Umweltverschmutzung und erhebliche Arbeitslosigkeit.

      Wenn Staatsoberhäupter als Götter verehrt werden

      ◆ In einigen Ländern Afrikas hat sich ein Präsidentenkult entwickelt der Staatsoberhäuptern gottähnliche Eigenschaften und unangezweifelte Autorität zuschreibt. Ein Beispiel dafür ist der Präsident Malawis, Hastings-Kamuzu Banda, der sich selbst „Häuptling der Häuptlinge“ nennt. Wie die Nürnberger Nachrichten berichten, ist in Malawi alles, von den Universitätsschlafräumen bis zu den Autobahnen nach dem Präsidenten benannt. Es heißt in dem Bericht: „Eine der Gefahren dieses Kults liegt darin, daß die Staatschefs mit der Zeit wirklich zu glauben anfangen, sie seien das, was die Kriecher von ihnen sagen. Sie lassen sich dann oft zum Verfolgen oder Töten von Kritikern hinreißen. ... Ein gebildeter Bürger von Blantyre [Malawi] sagte von Banda: ,Er hat nichts als Kriecher um sich, und selbst wenn er eine schlechte Entscheidung trifft, wird ihm gesagt, wie gut sie sei. Bis jetzt wurde ihm so oft gesagt, er sei ein Gott, daß er zu glauben scheint, er sei es wirklich.‘“

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