Dein Leben, deine Lauterkeit und die „Karte“
„DER Kluge sieht das Unheil: er verbirgt sich; die Einfältigen gehen weiter: sie müssen es büßen“ (Sprüche 27:12, Jerusalemer Bibel).
Dieser inspirierte Spruch unterstreicht den Wert weiser Voraussicht. Ein „Unheil“ oder Unglück, das Gottes Diener vermeiden möchten, ist zum Beispiel die Verletzung ihrer Lauterkeit. Seit einigen Jahren sind Jehovas Zeugen gewissenhaft auf die Einhaltung des für Christen bindenden Gebotes Gottes bedacht, ‘sich des Blutes zu enthalten’ (Apostelgeschichte 15:28, 29).
Ein Christ ist sich darüber im klaren, daß er nach einem Unfall bewußtlos sein könnte und somit außerstande wäre, eine ausführliche Erklärung über die Gründe abzugeben, warum eine Bluttransfusion für ihn nicht in Frage kommt. Selbst wenn ein verletzter Zeuge Jehovas noch sprechen kann und — in Einklang mit dem Grundsatz, daß der Patient zuerst unterrichtet werden und seine Zustimmung geben muß — erklärt, daß er keine Blutübertragung wünscht, haben die Ärzte oder das Krankenhauspersonal vielleicht Bedenken, weil sie befürchten, der Fall könnte vor Gericht kommen, wenn sie nicht die übliche Behandlungsmethode anwenden. Daher tragen Jehovas Zeugen seit einigen Jahren die Karte „Achtung bei jedem ärztlichen Eingriff“ bei sich. Es handelt sich um ein eigenhändig und von Zeugen unterschriebenes Dokument, das die Ärzte und das Krankenhaus von der Verantwortung für jegliche Komplikationen befreit, die vielleicht aufgrund der Ablehnung von Blut auftreten mögen. Jedes Jahr wird eine neue Karte unterzeichnet und datiert, so daß das Dokument immer gültig und auf dem neuesten Stand ist.
Wenn du dem Gesetz Gottes über das Blut gehorchen willst, trägst du dann dieses Dokument immer bei dir? Sorgst du dafür, daß es auf dem neuesten Stand ist, und läßt du es wenn möglich von deinem nächsten Verwandten unterschreiben? Der folgende an die Wachtturm-Gesellschaft gerichtete Brief zeigt, warum man darauf achten sollte:
„Mein Mann und ich möchten uns herzlich dafür bedanken, daß Ihr uns mit geistiger Speise zur rechten Zeit und mit hilfreichem Lehrstoff versorgt. Ich möchte gern erzählen, wie uns dadurch das Leben gerettet wurde.
Es war am Abend des 6. Juni 1983; es regnete, als wir von der Arbeit nach Hause fuhren. Wir hatten in einer neuen Siedlung gearbeitet, die 50 Kilometer von unserem Wohnort entfernt liegt, und hatten gerade unsere drei Kinder von der Schule abgeholt. John, mein Mann, fuhr mit unserem kleinen Lastwagen in Richtung Norden, und wir sprachen gerade über den kommenden Bezirkskongreß. Da sah ich, daß der Anhänger eines Lastzuges, der in Richtung Süden unterwegs war, plötzlich ins Schleudern geriet und den Zugwagen mitriß, so daß der Lastzug in vollem Tempo auf den Mittelstreifen fuhr, wobei er Schlamm und Gras hochwirbelte. Im nächsten Augenblick hatte er die Leitplanke durchbrochen und stand wie eine gewaltige Mauer vor uns.
Oft hatten wir uns gefragt, was geschehen würde, wenn wir in einen Unfall verwickelt würden. Wir waren der Anregung gefolgt, uns mit unserem Hausarzt und dem Krankenhaus am Ort in Verbindung zu setzen, um unseren Standpunkt bezüglich der Blutfrage darzulegen. Was aber, wenn wir außerhalb der Stadt einen Unfall hätten, bewußtlos wären und daher nicht in der Lage, eine Bluttransfusion zu verweigern? In unserem Fall hat sich etwas wirklich bezahlt gemacht, wofür Ihr [die Wachtturm-Gesellschaft] liebevoll gesorgt habt: die Karte ‚Achtung bei jedem ärztlichen Eingriff‘. Wir tragen sie immer bei uns. Unsere Karten sind ordnungsgemäß ausgefüllt, datiert und unterschrieben.
Während ich bewußtlos in den Trümmern des Autos lag, hielt eine Frau an, die staatlich geprüfte Krankenschwester war. Sie wollte zwei unserer Kinder, die aus den Trümmern befreit werden konnten, ins Krankenhaus mitnehmen, weil eines der beiden eine stark blutende Kopfverletzung erlitten hatte, und John gab seine Zustimmung. Unsere andere Tochter und ich konnten erst geborgen werden, nachdem die Tür aufgestemmt worden war.
Als der Rettungsdienst kam, bat John einen der Sanitäter, zum Krankenhaus zu funken, daß man den Kindern unter keinen Umständen Blut übertragen dürfe. Der Sanitäter weigerte sich, bis John ihn die Karte ‚Achtung bei jedem ärztlichen Eingriff‘ lesen ließ. Das überzeugte ihn, und er funkte die Mitteilung zum Krankenhaus.
John war in einem schlimmen Zustand. Er hatte sich das linke Handgelenk gebrochen und schwere Kopfwunden sowie mehrere Quetschungen davongetragen. Dennoch betete er ständig, er möge lange genug bei Bewußtsein bleiben, um dafür sorgen zu können, daß man sich um die Bedürfnisse und Wünsche seiner Familie kümmere.
Ich hatte mir beide Hüftbeine gebrochen, und eines davon war zerschmettert; außerdem hatte ich mir den linken Oberschenkel gebrochen, was zu inneren Blutungen führte. Als wir im Krankenhaus ankamen, war ich immer noch bewußtlos. Der Arzt teilte John mit, ich würde innerhalb der nächsten Stunden über die Hälfte meines Blutes verlieren und sterben, wenn ich keine Bluttransfusion erhielte. Trotz seiner Verfassung sagte John immer wieder: ‚Kein Blut.‘ Der Arzt redete weiter auf ihn ein, indem er ihm erklärte, er werde seine Frau verlieren, und ihn fragte: ‚Wer wird sich dann um die Kinder kümmern?‘ Schließlich wurde meine Karte ‚Achtung bei jedem ärztlichen Eingriff‘ gefunden. Der Arzt ließ Kopien davon anfertigen und machte einen Vermerk in den Unterlagen. Da es sich um ein rechtsgültiges Dokument handelte, respektierte er es und bestand nicht mehr auf einer Bluttransfusion. Sechs Stunden später erlangte ich das Bewußtsein wieder und konnte für mich selbst sprechen. Einige mögen die kleine Karte für unbedeutend halten, doch mich bewahrte sie davor, eine Bluttransfusion zu erhalten, während ich bewußtlos war.
Ich war fast sieben Wochen im Krankenhaus, aber ich denke, die Genesung ging verhältnismäßig schnell vonstatten, was sicher zum Teil darauf zurückzuführen ist, daß mir eine Bluttransfusion und die damit verbundenen Gefahren erspart blieben. Nun sind wir alle wieder als Familie vereint und befinden uns auf dem Weg der Besserung. Jehova sei Dank dafür, daß er uns solch ein wunderbares Mittel in die Hände gelegt hat wie die Karte ‚Achtung bei jedem ärztlichen Eingriff‘. Sie erfüllt wirklich ihren Zweck.“
Jehovas Zeugen erhalten dieses wertvolle Dokument bei den Ältesten der Ortsversammlung. Die vorangegangene Erfahrung macht deutlich, warum jedes Familienglied „klug“ sein und stets eine vollständig ausgefüllte Karte „Achtung bei jedem ärztlichen Eingriff“ mit dem neuesten Datum bei sich tragen sollte (Sprüche 22:3).