Gott als Familie dienen
Von Otto Rittenbach erzählt
CAROL und ich heirateten im November 1951. Im Jahr darauf kam Brenda, unser erstes Kind, zur Welt. In den nächsten sechs Jahren kamen fünf weitere Kinder hinzu — Rick im Juli 1954, Rhonda im Juni 1955, JoDene im Mai 1956, Wayne im Juni 1957 und Kenan im Juli 1958. In jenem Jahr war ich gerade 27 Jahre und Carol 23 Jahre alt. Welch eine Verantwortung für ein so junges Ehepaar!
Heute sind wir dankbar, daß wir alle im Dienst für Gott vereint sind. Rick dient im Bethel in Brooklyn (New York), der Weltzentrale der Zeugen Jehovas. Carol und ich sind zusammen mit unseren Söhnen Wayne und Kenan auf den Wachtturm-Farmen tätig, die etwa 150 km nördlich von Brooklyn liegen. Und Brenda, Rhonda und JoDene haben die Wachtturm-Bibelschule Gilead besucht und stehen im Missionardienst — Brenda im Nahen Osten und Rhonda und JoDene in Kolumbien.
Wir hätten uns damals allerdings nicht in unseren kühnsten Träumen vorstellen können, daß unsere gesamte Familie einmal solche großen Dienstvorrechte haben würde. Wir waren ja nur ein junges Ehepaar, das mit vielen Kindern gesegnet war und sein Bestes tat, um sich an die Anweisungen zu halten, die es von Gott aus seinem Wort und durch seine sichtbare Organisation erhielt. Es war nicht immer leicht, ja es gab sogar schwierige Zeiten. Aber wir sind uns darin einig, daß wir in unserem Leben dadurch, daß wir den Dienst für Gott an die erste Stelle gesetzt haben, reich gesegnet und belohnt worden sind. Zunächst möchte ich kurz etwas aus unserem Leben und über unsere Familie berichten.
Die biblische Wahrheit kennengelernt
Im Jahre 1930 erblickte ich auf einer Farm im Grasland von Norddakota als 13. von 14 Kindern das Licht der Welt. Etwa sechs Kilometer von uns entfernt wohnten die Nylens, ebenfalls Farmer. In der Gemeinde waren sie als Zeugen Jehovas bekannt, obwohl sie weder getauft waren noch regelmäßig die Zusammenkünfte besuchten.
In Verbindung mit meiner Arbeit in der Landwirtschaft besuchte ich sie häufig auf ihrer Farm und lernte so Carol Nylen kennen. Unsere freundschaftlichen Beziehungen wurden immer enger, und nachdem Carol die High-School abgeschlossen hatte, heirateten wir. Zwei Monate später, Anfang 1952, wurde ich eingezogen und verbrachte zwei Jahre in der Armee, davon 14 Monate in Deutschland.
Nach meiner Rückkehr aus Deutschland pachteten wir eine Farm, die etwa einen halben Kilometer vom Hof der Nylens entfernt lag. Da wir überhaupt kein Geld hatten, mußten wir einen Kredit bei der FHA aufnehmen, um uns Milchkühe und einige Maschinen kaufen zu können. Obwohl ich damals in der Landwirtschaft sehr viel Zeit einsetzen mußte, stimmte ich einem Heimbibelstudium zu, da mich Carol und meine Schwiegereltern, die inzwischen aktive Zeugen Jehovas waren, dazu ermunterten. Roland, Carols Bruder, führte das Studium gewissenhaft mit mir durch. Kreisaufseher und andere Zeugen Jehovas waren für mich eine zusätzliche Hilfe in geistiger Hinsicht. Schließlich gab ich mich Jehova hin, und im August 1956 wurde ich getauft.
Eine hart arbeitende Gefährtin
In jenen Tagen entbehrte das Leben auf einer Farm vieler moderner Annehmlichkeiten. Unser Farmhaus hatte zum Beispiel weder fließendes Wasser noch irgendwelche Installationen in den Räumen. Wir mußten daher das Wasser vom Brunnen holen. Auch die Toilette befand sich außerhalb des Hauses. Wir hatten zwar nur wenige Möbel, aber wir konnten uns mit dem behelfen, was wir hatten und was uns geschenkt worden war. Carol entwickelte großes Geschick bei der Einrichtung des Hauses, und die Vermieter verglichen es sogar mit einem Puppenhaus. Meine Frau nähte auch die gesamte Kleidung für die Kinder selbst. Sie schneiderte sie zumeist aus alten Kleidungsstücken, die sie erhalten hatte. Und wie oft ging sie mir draußen bei der Arbeit zur Hand, selbst beim Melken der Kühe.
Carol, deren Mutter Lehrerin gewesen war, erzog in all den Jahren unsere Kinder wirklich hervorragend. Durch das Lesen der Bibel und der Wachtturm-Publikationen war uns eingeprägt worden, wie wertvoll es ist, Kinder von klein auf zu unterweisen (2. Timotheus 3:15). So wurde jeden Morgen regelmäßig von 9.30 Uhr bis 11 Uhr eine Ecke unserer kleinen Küche in eine Schule umgewandelt. Zu den frühesten Erinnerungen unserer Kinder gehört, wie sie in kleinen roten Stühlen im Halbkreis vor einer Schultafel saßen. Selbst heute denken sie noch mit Freuden an jene Unterrichtsstunden. Die kleineren Kinder lernten, mit gefalteten Händen nahezu eine Stunde still zu sitzen. Danach hielten sie dann regelmäßig ihren Vormittagsschlaf.
Mit etwa eineinhalb Jahren konnten die Kinder aktiv am Unterricht teilnehmen. Carol brachte ihnen mit Hilfe von selbstgemachten Karten das Alphabet und das Lesen und Schreiben bei. Sie half ihnen auch, Schlüsseltexte aus der Bibel und die Namen der Apostel auswendig zu lernen. Sie erzählte ihnen biblische Geschichten und zeigte ihnen, welche Lehre sie daraus ziehen konnten. Wir waren verblüfft, als wir sahen, wie leicht und wie viel unsere Kinder in ihren jungen Jahren lernen konnten. Manche können es vielleicht kaum glauben, doch schon mit eineinhalb Jahren konnten die Kinder die Namen aller 66 Bücher der Bibel aufsagen, und im Alter von zwei bis drei Jahren konnte jedes von ihnen lesen.
In unserem regulären Familienstudium bereiteten wir uns mit den Kindern auf den Stoff vor, der in den Versammlungszusammenkünften durchgenommen wurde. Das bedeutete natürlich, daß wir ihnen alles so erklären mußten, daß sie es verstehen konnten, insbesondere als wir die Bücher „Dein Wille geschehe auf Erden“ und später „Dein Name werde geheiligt“ studierten. Dasselbe traf auch auf den Stoff im Wachtturm zu. Diese Schulung half den Kindern, nicht nur in geistiger Hinsicht Fortschritte zu machen, sondern sie trug auch dazu bei, daß sie sich durch ihre Leistungen in der Schule auszeichneten.
Mit Problemen fertig werden
Doch trotz all unserer Bemühungen ging nicht immer alles so glatt, wie wir es uns gewünscht hätten. Als Brenda zum Beispiel nach ihrem ersten Schultag nach Hause kam, fragten wir sie aufgeregt, wie es gewesen sei. Eine unserer Fragen bezog sich auf den Fahnengruß. Sie antwortete: „O nein, die Fahne habe ich nicht gegrüßt! Ich habe nur das Treuegelöbnis mitgesprochen.“ Offensichtlich hatten wir bei unserer Unterweisung etwas vergessen.
Und dann war da noch jene Geschichte mit dem Schulessen. Als unmittelbar vor den Herbstferien in der Schule ein Truthahnessen stattfand, weigerte sich Rick, der damals in die erste Klasse ging, an dem Essen teilzunehmen. Erst nachdem ihm der Lehrer wiederholt erklärt hatte, daß dies weder das Erntedankfest noch ein Erntedankessen sei, und man mit Carol telefoniert hatte, aß Rick mit ruhigem Gewissen davon.
Es gab auch noch andere Probleme, solche, von denen wir kaum geglaubt hätten, daß sie entstehen würden, und die erkennen ließen, daß die Jugend zum Eigensinn neigt (1. Mose 8:21; Sprüche 22:15). Als Rhonda in der dritten Klasse war, wollte sie unbedingt, daß wir ihr einen neuen Mantel kauften. Sie erfand daher die Geschichte, daß der Lehrer ihr gesagt habe, sie müsse am 1. Mai einen solchen haben. Sie hatte uns damals beinahe überzeugt.
Dann ging es sogar um Diebstahl. Als Wayne in der zweiten und Kenan in der ersten Klasse war, nahmen sie einmal Süßigkeiten vom Lehrerpult. Als wir davon erfuhren, redeten wir mit ihnen und versuchten zu ergründen, warum sie so etwas Schlimmes getan hatten. Zur Strafe mußten sie Süßigkeiten kaufen, sie der Lehrerin bringen und ihr erklären, was sie getan hatten. Wir versuchten, schlechte Beweggründe aus dem Herzen unserer Kinder auszumerzen, sobald wir sie erkannten, und diese durch gute und reine Motive zu ersetzen, indem wir vernünftig mit ihnen redeten.
Volle Aufmerksamkeit erforderlich
Schon sehr früh erkannten wir, daß die Aufgabe, eine Familie im Dienste Jehovas zu erziehen, die volle Aufmerksamkeit erfordert. Wir stellten fest, daß man Kinder beschäftigen und ihnen einen Sinn für Ordnung und Planung vermitteln muß. Sie müssen wissen, wann sie morgens aufzustehen haben, wann es Zeit zum Schlafen ist, zum Essen usw. All das muß man ihnen einprägen, solange sie noch Kleinkinder sind. Mit zunehmendem Alter kommt dann die Belehrung auf weiteren Gebieten hinzu.
Wir lehrten unsere Kinder von klein auf, gehorsam zu sein. Wenn wir sie aufforderten, etwas zu tun — selbst wenn es nur darum ging, die Hände zu falten oder sich hinzusetzen —, erwarteten wir, daß sie sofort gehorchten, was sie auch stets taten. Wir vergewisserten uns, daß jede unserer Anweisungen ausgeführt wurde. Gute Aufsicht und Führung vom Baby- bis zum Erwachsenenalter trägt dazu bei, daß in späteren Jahren weniger Probleme auftreten. Als unsere Kinder noch Säuglinge waren, wickelten wir sie zur Schlafenszeit in ihre Decken ein, ähnlich wie es mit Jesus geschah, als er noch ein Baby war (Lukas 2:7). Das gab ihnen ein Gefühl der Sicherheit, und sie schliefen fast augenblicklich ein.
Unsere Kinder wurden auch von klein auf gelehrt zu arbeiten. Unter den wachsamen Augen meiner Frau lernten sie, Spielzeug wegzuräumen, Geschirr zu spülen und Kleidung zusammenzulegen. Später lernten sie, Socken zu stopfen, Knöpfe anzunähen, Brot zu backen, im Garten zu pflanzen und zu jäten und beim Einwecken und Einfrieren der Gartenfrüchte mitzuhelfen. All das lernten sowohl die Jungen als auch die Mädchen. Wir brachten ihnen auch bei, wie man kleinere Reparaturen und Malerarbeiten im Haus ausführt und den Hof sauberhält. Wir lehrten sie, stets gründliche und gute Arbeit zu leisten, und wir achteten darauf, daß sie es auch taten. Das alles kostete zwar Zeit, aber es zahlte sich in späteren Jahren wirklich aus.
Uns war auch bewußt, daß wir Entspannung brauchten. Dazu zählte allerdings in den seltensten Fällen das Fernsehen. Unsere Familie hatte nämlich einstimmig beschlossen, KEIN Fernsehgerät anzuschaffen. Unsere Entspannung bestand zumeist aus gemeinsamen Aktivitäten — Spiele, Picknicks, die Beteiligung an den Tätigkeiten der Versammlung und der Besuch von Kongressen. In Verbindung mit den Kongressen planten wir oft Ausflüge zu interessanten Orten ein.
Wir gaben den geistigen Interessen stets den Vorrang. Bis zum Königreichssaal hatten wir jedesmal 90 km zu fahren, und die Winter in Norddakota können recht streng sein. Da wir aber Vorsicht walten ließen und mit einer relativ guten Gesundheit gesegnet waren, versäumten wir nur selten eine Zusammenkunft. Kreiskongresse waren wirklich Höhepunkte in unserem Leben, obwohl wir damals manchmal 400 km weit reisen mußten, um dem dreitägigen Programm beizuwohnen.
Der Predigtdienst am Wochenende war ein fester Bestandteil unseres Lebens, selbst bei minus 30 °C. Einige mögen es für extrem halten, Kinder bei solch einem Wetter hinauszuschicken, doch es prägte unseren Kindern ein, daß uns nichts daran hindern sollte, unseren Dienst für Jehova durchzuführen.
Die Königreichsinteressen an die erste Stelle setzen
Als 1961 die Farm, die wir gepachtet hatten, verkauft werden sollte, standen wir vor einer schweren Entscheidung. Sollten wir die Farm kaufen, oder sollte ich mich nach einer anderen Arbeit umsehen? Das Leben auf dem Bauernhof bekam den Kindern gut, und die Jungen hätten in späteren Jahren als Farmer ihren Lebensunterhalt verdienen können. Aber um die Landwirtschaft richtig zu betreiben, hätten wir einen Großteil unserer Zeit dafür einsetzen müssen. Wir überlegten, ob das mit der Zeit für uns hätte zum Fallstrick werden können. Mein Vater hatte mir zuvor etwas Land geschenkt, das für eine Farm allerdings nicht ausreichte. Ich verkaufte es, kaufte mir einen Bagger und die dazugehörende Ausrüstung und verlegte mich auf Erdarbeiten.
Wir zogen nach Butte (Norddakota), einem nahe gelegenen Ort mit etwa 200 Einwohnern. Ich hob Fundamente aus, grub auf Farmen Abwasserkanäle und lernte, Maurer- und Klempnerarbeiten auszuführen. Um mein mageres Einkommen ein wenig aufzubessern, fuhr ich auch den Schulbus. Aber da unsere Familie geistige Dinge immer an die erste Stelle setzte, verspürten wir stets Jehovas Fürsorge und Hilfe. Obwohl wir eine große Familie waren, wenig Geld hatten und manches Mal mit schlechtem Wetter kämpfen mußten, konnten wir doch bei allen Versammlungszusammenkünften und Kongressen anwesend sein und regelmäßig am Predigtdienst teilnehmen.
Nach einiger Zeit war es uns möglich, ein altes Haus zu kaufen und es mit der großzügigen Unterstützung von Carols Vater in ein wirklich schönes, aber dennoch bescheidenes Heim umzubauen. In unserem Gebiet wurde später eine Versammlung gegründet, und wir hatten das Vorrecht, beim Bau eines kleinen Königreichssaales mitzuhelfen. Dadurch mußten wir nur noch 25 statt 90 km zu den Zusammenkünften fahren. Da die Versammlung sehr klein war, wurden uns jede Woche Aufgaben für die Zusammenkünfte übertragen, und wir waren viele Stunden damit beschäftigt, uns darauf vorzubereiten.
Auf verschiedenste Weise verspürten wir Jehovas Fürsorge. Folgende Begebenheiten mögen zur Veranschaulichung dienen: Im März 1965 wurde ich eingeladen, die Königreichsdienstschule, einen einmonatigen Schulkurs für christliche Älteste, in South Lansing (New York) zu besuchen. Unser Auto war schon ziemlich alt und für meine Familie nicht mehr zuverlässig genug, um damit während meiner Abwesenheit zu den Zusammenkünften und zu einem Kreiskongreß zu fahren. In dem nächstgrößeren Ort sahen wir uns daher nach einem Auto um. Wir hatten uns bereits den größten Teil des Tages vergeblich bemüht, als wir, etwa 45 Minuten bevor ich nach Hause zurückkehren mußte, um den Schulbus zu fahren, bei einem weiteren Händler anhielten.
Der Verkäufer nahm mich in eine Tiefgarage mit und zeigte mir ein Auto, von dem ich annahm, daß es unseren Zwecken dienen würde. Eine Probefahrt ergab, daß es gut lief. Der Verkäufer nannte den Preis: 300 Dollar! Das war viel mehr, als ich zahlen konnte. Als ich gerade wieder gehen wollte, bat er mich zu warten, da er seinen Chef fragen wollte, wie weit er mit dem Preis heruntergehen könne. Dieser machte zuerst einige Ausflüchte, überlegte dann und sagte zögernd: „150 Dollar.“ Der Handel kam zustande, und wir fuhren mit dem Auto nach Hause.
Im Verlauf jenes Frühjahrs wurde unser Geld knapp. Ich war gerade von der Königreichsdienstschule zurückgekommen. Es war noch zu früh, um irgendwelche Baggerarbeiten zu beginnen, da der Boden noch gefroren war. Ich sollte in unserer Straße einen Graben für eine Wasser- und eine Abwasserleitung ausheben und die Installationen für ein Badezimmer ausführen. Es hätte noch einen Monat oder länger gedauert, bis ich dort hätte anfangen können. Zu meiner Überraschung rief mich unser Nachbar eines Tages an und sagte, er wolle mir für diese Arbeit 500 Dollar im voraus zahlen.
Im Jahre 1967 wurde mir eine Arbeitsstelle in einer etwa 160 km weit entfernten Stadt angeboten. Ich entschloß mich, sie anzunehmen. Einer der Gründe dafür war, daß mich die Ausschachtungsarbeiten immer weiter von zu Hause wegführten. Auch hätte ich mein Geschäft erweitern und auf Kosten wichtigerer Tätigkeiten mehr Zeit einsetzen müssen. Wir verkauften unser Haus und zogen nach New Rockford (Norddakota), wo ich in einem Geschäft, das landwirtschaftliche Bedarfsartikel führte, Dünger verkaufte. Obwohl ich bei dieser Arbeit nicht die Freiheit besaß wie zuvor als Selbständiger, hatte ich mich dafür entschieden, da die Kinder jetzt älter und in ihrem christlichen Lebensweg gefestigt waren.
Eine glückliche Familie im Vollzeitdienst
Als die Kinder nach ihrem Schulabschluß Stipendien ablehnten, meinten ihre Lehrer und andere in der Gemeinde, ihre Begabung würde nicht richtig genutzt werden. Doch obwohl man sie drängte, ihre weltliche Ausbildung fortzusetzen, begannen alle nach Beendigung der High-School mit dem Vollzeitdienst als Pionier.
Brenda nahm 1970 den Pionierdienst auf, und Rick folgte ihr im Jahre 1972. Im Dezember jenes Jahres ging er dann ins Bethel. Im Jahr darauf begannen Rhonda und meine Frau mit dem Pionierdienst. JoDene und ich schlossen uns ihnen 1974 an, und im nächsten Frühjahr erhöhte Wayne die Zahl der Pioniere in der Familie auf sechs. Wayne ging 1976 auf die Wachtturm-Farm, aber da Kenan in jenem Jahr seinen Schulabschluß machte, blieb es bei sechs Pionieren in der Familie.
Als ich mit dem Pionierdienst beginnen wollte, lehnte mein Arbeitgeber meine Bitte um eine Teilzeitbeschäftigung ab. Ich kündigte daher. Bald darauf wurde ich als Tanklastzugfahrer eingestellt, doch als mein Arbeitgeber von mir verlangte, mich an unehrlichen Geschäftspraktiken zu beteiligen, kündigte ich auch dort. Aber nun, da ich mit Carol und den Kindern einmal im Pionierdienst stand, was ich mir mein ganzes Leben lang gewünscht hatte, konnte mich auch nichts mehr davon abbringen.
Eine Woche nach meiner Kündigung rief mich ein anderer Arbeitgeber an und fragte mich, ob ich während der Wintersaison an zwei Tagen in der Woche einen Kundendienst für Heizkessel übernehmen könne. Erstaunlich? Eigentlich nicht, denn haben wir nicht die Verheißung, daß für uns gesorgt wird, wenn wir die Königreichsinteressen an die erste Stelle setzen? (Matthäus 6:33). Zu jener Zeit hatte jedes der Kinder eine Teilzeitbeschäftigung, und da sie ihren Beitrag zu unseren allgemeinen Ausgaben leisteten, konnten wir als Familie im Pionierdienst stehen.
Dann wurden Carol, Kenan und ich im Juni 1977 auf die Wachtturm-Farm eingeladen. Als Mutter fiel es meiner Frau sehr schwer, unser Zuhause und die drei geliebten Töchter zurückzulassen. Aber sie folgerte, daß es Jehovas Führung und ein wirklich unschätzbares Vorrecht war. Die Mädchen sahen es ebenso und drangen in uns, dorthin zu gehen. Im nächsten Sommerurlaub kehrten wir zurück, verkauften unser Haus und anderen Besitz und halfen unseren Töchtern, in ihre erste Sonderpionierzuteilung zu ziehen. Der Ort lag etwa 160 km von zu Hause entfernt.
Im August 1981, als die Mädchen bereits als Sonderpioniere in Grand Island (New York) dienten, wurden sie auf die Wachtturm-Farm gerufen, wo sie mit uns zusammen arbeiteten, bis sie im Oktober jenes Jahres die 72. Klasse der Gileadschule besuchten. Im März des folgenden Jahres fand die Abschlußfeier statt, und schon bald waren die drei auf dem Weg nach Kolumbien in ihre Missionarzuteilung.
Rhonda und JoDene sind immer noch in Kolumbien. Brenda heiratete im März 1983 einen Klassenkameraden, der zusammen mit ihr die Gileadschule besucht hatte, und sie dienen nun gemeinsam im Nahen Osten. Im März 1984 heiratete Rhonda ebenfalls einen Gileadabsolventen, der jetzt mit ihr zusammen in Kolumbien tätig ist. Unsere Jungen heirateten liebe Pionierschwestern, die jetzt mit ihnen im Bethel in Brooklyn bzw. auf der Wachtturm-Farm ihren Dienst verrichten. So ist unsere „Pionier“familie, einschließlich meiner Frau und mir, auf 13 Personen angewachsen.
Wir sind wirklich glücklich, daß wir im Vollzeitdienst für unseren Gott, Jehova, stehen dürfen, und wir wissen, daß wir uns auf eine Weise benehmen müssen, die der guten Botschaft würdig ist, wenn wir diese Dienstvorrechte weiterhin wahrnehmen möchten (Philipper 1:27). Wir sind für den wunderbaren Rat dankbar, den Gott uns durch seine sichtbare Organisation zukommen läßt und dessen Anwendung dazu führte, daß wir uns als Familie unserer gegenwärtigen kostbaren Dienstvorrechte erfreuen können.
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JoDene, Brenda und Rhonda lernten schon in jungen Jahren Geschichten aus der Bibel kennen
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Wayne, Rick und Kenan — heute dienen sie im Bethel
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Ein Teil der Familie Rittenbach — alle stehen im Vollzeitdienst