Die heutige Jugend — Ein weltweites Bild
BEKANNTE Klischees stellen Teenager als drogensüchtige, verrückte Rebellen, als hohlköpfig, ichbezogen und faul dar und werfen ihnen vor, nichts anderes als Kleidung, Fernsehen und Sex im Kopf zu haben. Auf die meisten Jugendlichen trifft diese negative Darstellung aber bei weitem nicht zu.
Eine Umfrage, über die in der Zeitschrift Psychology Today berichtet wurde, ergab, daß fast drei Viertel der befragten Jugendlichen offenbar ausgeglichen waren. Sie waren im allgemeinen glücklich, hatten Selbstbeherrschung, waren an anderen interessiert und machten sich Gedanken über die Auswirkungen ihrer Handlungen. Die meisten Jugendlichen waren ihren Eltern nicht entfremdet, sondern hatten „eine positive Einstellung zu ihren Angehörigen“.
Andere Umfragen zeigen ebenfalls, daß viele Hoffnungen, Bestrebungen und Ängste der heutigen Jugend vernünftiges, ernsthaftes Nachdenken widerspiegeln. 1985 wurden Jugendliche in 41 Ländern vom Unesco Courier gefragt: „Was ist für alle jungen Menschen heute das größte Problem?“ Es wurden nachdenkliche Antworten gegeben wie „Krieg und Frieden“ (50 Prozent), „Arbeitslosigkeit und Beruf“ (30 Prozent) und „die Zukunft“ (10 Prozent).
Auch wenn es um persönliche Wünsche geht, lassen Jugendliche einen überraschend sachlichen Standpunkt erkennen. Nach der Befragung „einer repräsentativen Gruppe von [US-]Jugendlichen beiderlei Geschlechts im Alter von 14 bis 21 Jahren“ schrieb die Zeitschrift Seventeen ihren jungen Lesern: „Vor allem möchtet ihr heiraten und Kinder haben. An zweiter Stelle steht Beruf oder Karriere. Euer Ziel ist, Geld zu verdienen. Ihr macht euch auch Sorgen über Geld und über eure Ausbildung. Aber über 60 Prozent von euch sind der Ansicht, die Probleme der Welt seien für eure Generation nicht zu groß, um es besser zu machen.“
Im großen und ganzen wünschen sich Jugendliche weltweit also genau dasselbe, wonach ihre Eltern streben: Glück, Sicherheit, familiäre Verbundenheit. Sie machen sich Gedanken über die Welt, in der sie leben, und haben den aufrichtigen Wunsch, sie zu verbessern. Allerdings hat das Bild auch seine Schattenseiten.
Traurige und selbstzerstörerische Jugendliche
Bei der zuvor erwähnten Umfrage wurde folgende tragische Entdeckung gemacht: „Ein Viertel der getesteten Heranwachsenden sagte, daß sie häufig traurig und einsam seien und sich oft innerlich leer und von den Problemen des Lebens erdrückt fühlten. Einige gaben sogar zu, sich mit Selbstmordgedanken zu tragen.“ In einer Reihe von Ländern setzen Jugendliche solche Gedanken in die Tat um. Die Selbstmordrate unter jungen Menschen in den Vereinigten Staaten hat sich in den vergangenen 20 Jahren praktisch verdoppelt.a
Eine weitere Ursache zu großer Besorgnis ist, daß weltweit immer mehr Teenager zu Drogen greifen wie Marihuana, Heroin, Kokain und Crack, eine Form des Kokains. Ein 14jähriges Mädchen aus den Vereinigten Staaten sagte über das Rauchen von Marihuana: „Es ist nicht mal mehr ‚in‘. Es ist einfach etwas ganz Alltägliches geworden.“
Die Entwicklungsländer sind von diesem Problem nicht verschont geblieben. Der Anblick von Jugendlichen, die Kokapaste und ähnliches rauchen, ist in vielen dieser Länder nichts Ungewöhnliches. Der UN-Generalsekretär Javier Pérez de Cuéllar sagte daher, daß das Problem des illegalen Drogenhandels und des Drogenmißbrauchs „eine ebenso zerstörerische Bedrohung für gegenwärtige und künftige Generationen darstellt wie früher die Seuchen, die in großen Teilen der Welt grassierten“.
Der Konsum legaler Drogen, wie Alkohol und Nikotin, unter Jugendlichen beunruhigt ebenfalls viele Experten — und Eltern. Die Zeitschrift UN Chronicle berichtete: „Im Laufe der vergangenen 30 bis 40 Jahre haben gemäß der WHO [Weltgesundheitsorganisation] prozentual immer mehr Kinder und Jugendliche mit dem Alkoholkonsum begonnen; die Menge und die Häufigkeit des Konsums sind gestiegen, und das Alter, in dem mit dem Trinken begonnen wird, ist zurückgegangen.“
Natürlich sind nur bei einer Minderheit der jungen Menschen Depressionen und selbstzerstörerisches Verhalten zu beobachten. Weltweit gesehen, beläuft sich jedoch die Zahl der Problemfälle auf viele Millionen. Wie wir sehen werden, sind junge Menschen in unserer Zeit Belastungen ohnegleichen ausgesetzt.
[Fußnote]
a Gemäß dem Buch Helping Your Teenager Deal With Stress sind einige der Ansicht, daß „junge Menschen am häufigsten durch Autounfälle Selbstmord begehen“. Da Autounfälle im allgemeinen nicht zu Selbstmorden gerechnet werden, ist es durchaus möglich, daß die Statistiken über Selbstmorde unter Jugendlichen zu niedrig angesetzt sind.